von käfer
Vorab: Hallöle, Eure Kommis gehen mir ´runter wie Sahnetorte! Ehrlich gesagt, war ich mir über die Einführung von Severus bei den Todessern nicht so sicher, aber ich hab einfach aufgeschrieben wie ich es mir vorgestellt habe. Snape ist und bleibt meine Lieblingsfigur, seine düstere, geheimnisvolle Erscheinung lässt viel, viel Platz zum Drumherum-Dichten...
Auch im dritten Kapitel hat Severus jede Menge Arbeit, aber Ärger kriegt diesmal ein anderer...
Kaum war der Meister verschwunden, disapparierten die Gefolgsleute einer nach dem anderen. Severus kam es so vor, als hätten sie es eilig, von hier wegzukommen. Ihm fiel auf, dass, abgesehen von Bellatrix Black, die ein paar Worte mit Rodolphus Lestrange wechselte, keiner mit dem anderen sprach. Lucius rief ihm noch zu: „Morgen Abend um Acht bei mir!“, dann verschwand auch er mit einem leisen „Plopp“.
Severus schloss sich in seinem Zimmer ein und betrachtete das Dunkle Mal. Er war stolz darauf, dass er ohne Probezeit aufgenommen worden war und das, obwohl er noch lange keine Zwanzig war. Was hatte den Dunklen Lord dazu gebracht, gegen seine selbst aufgestellten Regeln zu verstoßen? Lucius hatte ihm doch erklärt, dass man erst eine Probe bestehen müsse, bevor man das Dunkle Mal erhielt. Außerdem würde der Meister keinen aufnehmen, der unter Zwanzig sei. Hatte Lucius gelogen?
Severus war heilfroh, dass der Dunkle Lord keine Fragen zu seiner Familie gestellt hatte. Wer weiß, was passiert wäre, wenn herausgekommen wäre, dass sein Vater ein Muggel war… Besser, er sprach überhaupt nicht über seine Familie. Für diesen Vater musste man sich sowieso schämen, egal wer man war…
Noch am selben Abend begann Severus damit, Listen zu erstellen, welche Zutaten er für die Tränke benötigte, die der Dunkle Lord haben wollte. Außerdem musste er sich Gedanken darüber machen, wo er ungestört den Vielsafttrank ansetzen konnte. Im College war das nicht möglich, Vielsafttrank war verboten. Wenn er damit erwischt wurde, war es aus mit dem Studium; Professor Spellman hatte ihnen die Liste der verbotenen Tränke ausgehändigt und alle unterschreiben lassen.
Als Severus kurz vor Mitternacht seine Sachen für den nächsten Tag zusammenpackte, fiel sein Blick mit Entsetzen auf den Geschichtshefter. Er musste ja noch den Aufsatz über die Alchemisten des Mittelalters schreiben! Zum Glück hatte er schon eine umfangreiche Materialsammlung angelegt. Ein paar Verwünschungen vor sich hinmurmelnd suchte er die Notizen heraus und schraubte das Tintenfass auf.
Für ein Konzept war keine Zeit, Severus musste gleich ins Reine schreiben, wenn er heute noch fertig werden wollte. Er schrieb wild drauf los, füllte Zeile um Zeile mit seiner engen, steilen Handschrift. Mochte sich auch der eine oder andere Schreibfehler einschleichen – pfeif drauf! Er wollte ja kein Historiker oder Schriftsteller werden, sondern Tränkemeister.
Mitten im Satz legte Severus plötzlich die Feder weg, sprang auf und rannte in den Aufenthaltsraum der Pension, wo einige Bücher lagen. Hastig blätterte er den Reiseführer durch. Da, genau, das war es. Kirkwood Castle, eine verlassene Burg mitten in einem Moor. In früheren Jahrhunderten hatten Straßen dorthin geführt, heute konnte man nur noch bei extrem trockener Witterung auf den kleinen Hügel gelangen. Oder eben, wenn man nicht laufen musste…
Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Miss Mary, die Wirtin, kam angeschlurft. „Ja, sagen Sie mal, was machen Sie denn noch hier! Es ist schon weit nach Mitternacht; ich habe den Lichtschein gesehen und habe gedacht, da hat mal wieder jemand vergessen, dass Strom Geld kostet!“
„Ich bin noch am Arbeiten“, erwiderte Severus wahrheitsgemäß, „und wollte etwas nachschlagen für Geschichte.“
„Sie sind fleißig, Mr. Snape, wirklich fleißig. Aus Ihnen wird mal ein guter Anwalt, ganz bestimmt.“
„Hoffen wir das Beste! Gute Nacht!“
Severus machte das Licht aus und ging rasch hinauf in sein Zimmer. Bloß gut, dass die Alte nicht nachgefragt hatte. Im Geschichtenausdenken war er nicht so gut.
Gegen zwei Uhr morgens schraubte Severus sein Tintenfass zu, verstaute das Pergament sorgfältig in seiner Mappe und ging schlafen.
Anderntags war Severus ziemlich müde und hatte größte Mühe, den Ausführungen von Professor Thunderstorm zum Thema „Wirkungspotenzierung durch Zutatenmodifikation“ zu folgen. Aber er war nicht der Einzige. Die halbe Studiengruppe saß mit kleinen, rotgeränderten Augen da und gähnte.
Thunderstorm machte sich eine Notiz, was er unbedingt zur Prüfung drannehmen musste und verzichtete darauf, einen der müden Krieger zu examinieren.
Der alte Professor stand in dem Ruf, wiederholt unaufmerksamen Studenten Veritaserum einzuflößen und sie zum Treiben des vergangenen Abends zu befragen. Das konnte Severus überhaupt nicht gebrauchen. So stolz er auf sein Dunkles Mal war, er wusste natürlich genau, dass er es niemandem zeigen durfte. Die Gefolgschaft des Dunklen Lords war ein Geheimbund und dem überaus muggelfreundlichen Zaubereiministerium ein Dorn im Auge. Wer mit dem Dunklen Mal erwischt wurde, verschwand für kleinste Kleinvergehen länger in Askaban als ein Schwerstverbrecher.
In der Pause ging Severus ausnahmsweise in die Cafeteria. In der Schlange hinter ihm stand Lily Evans. Ihre Blicke begegneten sich, sie errötete und wandte sich ab. Als Severus seine Kaffeetasse füllte, stieß sie einen kleinen Schreckensruf aus und starrte auf seinen linken Arm. Severus erschrak. Sein Ärmel war zu weit zurückgerutscht, ein bisschen von dem Dunklen Mal war zu sehen. Hastig zog er den Ärmel wieder lang, bezahlte seinen Kaffee und verdrückte sich in die entlegenste Ecke. Lily sah mit brennenden Augen zu ihm herüber, schüttelte kaum merklich den Kopf und drehte ihm den Rücken zu.
Ein Gefühl tiefster Verlassenheit machte sich in Severus breit und verflog erst gegen Abend.
Kurz vor acht Uhr apparierte er in der Nähe von Malfoy Manor. Das Tor war offen, ohne zu zögern ging er hindurch. Auf der schwach beleuchteten Zufahrt kam ihm jemand entgegen. Narzissa Black, sieh einer an. „Guten Abend, Narzissa.“
Sie blieb mit einigem Abstand vor ihm stehen und musterte ihn geringschätzig von oben bis unten. „Snape, schau an“, giftete sie, „sag bloß, du gehst zu dieser“ – sie rümpfte die Nase – „dringenden geschäftlichen Besprechung?“
„Ich denke doch. Ja.“, sagte Severus so kalt er konnte.
Narzissa schnaubte und rauschte davon.
Für einen Moment musste Severus grinsen. Ob wohl Lucius Malfoy den Ansprüchen von Narzissa Black genügte? Die beiden jüngeren Black-Schwestern galten als überaus gute Partien, aber sie waren anspruchsvoll, egoistisch und zickig. Severus meinte, dass ihre späteren Ehemänner absolut nicht zu beneiden waren. Aber das war nicht sein Problem.
Oder doch? Lucius hatte ausgesprochen üble Laune, wahrscheinlich hatte Narzissa ihm eine Szene gemacht. Ohne ein Wort der Begrüßung führte er Severus in eine abgelegene, kahle, kalte Kammer, rasselte Ehrenkodex, Gesetze und Verhaltensregeln der Todesser herunter und ließ Severus wiederholen. Dann schickte er ihn weg. „Ich habe heute Abend noch etwas vor.“
„Falls du Narzissa meinst – die ist gegangen.“
„Verdammt!“, entfuhr es Lucius. Er hatte sich aber gleich wieder in der Gewalt. „Eins lass dir noch gesagt sein, Kleiner: Wer sich dem Dunklen Lord verschrieben hat, der muss sein Privatleben hintenanstellen. Die Wünsche des Meisters haben Vorrang. Und wenn du gerade vor dem Traualtar stehst und er ruft dich, solltest du Folge leisten.“
„Da besteht bei einem mittellosen Studenten wie mir wohl keine Gefahr.“ Severus bemühte sich darum, seine so Stimme beiläufig wie möglich klingen zu lassen.
Lucius sah ihn mit merkwürdigen Gesichtsausdruck an, dann zischte er: „Hau bloß ab!“
Es gab nichts, was Severus lieber tat. Kurz nach Neun lag er im Bett und schlief wie ein Murmeltier.
Noch in der gleichen Woche sah er sich in Kirkwood Castle um, fand einen Raum im Erdgeschoss gut erhalten und brauchbar und richtete sich ein kleines Labor ein. Er setzte die beiden Tränke für den Dunklen Lord an und versiegelte das Ganze sorgfältig.
Kein Muggel und hoffentlich auch kein Zauberer würde das Labor sehen können.
Am Freitag in Tränketheorie erwischte es David Henley. Er schlief ein, schnarchte halblaut.
Ohne in seinem Vortrag innezuhalten, schritt Professor Thunderstorm zum Pult, zog eine Flasche mit der Aufschrift „Veritaserum“ hervor und goss ein großes Schnapsglas voll.
Mit einem Schwall Eiswasser aus dem Zauberstab weckte er den Schläfer. Als der den Mund öffnete, goss er ihm das Serum mit einer Bewegung, die viel Übung verriet, in den Rachen. Henley schluckte und schüttelte sich.
Mit salbungsvollen Worten bat der Professor den verschlafenen Studenten, doch zu erzählen, was er am vergangenen Abend gemacht hatte. „Beginnen Sie, sagen wir, um Sechs Uhr.“
Henleys Gesicht verfärbte sich rosa, als er erzählte: „Ich habe ein ausgiebiges Bad genommen, dann was gegessen. Um Acht bin ich in Minnie´s Dance House gegangen…“ Minutiös berichtete Henley, wie er ein Muggelmädchen angesprochen, ihr vorgegaukelt, er sei ein Fabrikantensohn und sie in die „Villa seines Vaters“ eingeladen hatte, die in Wirklichkeit nicht mehr war als ein abbruchreifes Hüttchen am Stadtrand.
„Was haben Sie dort mit dem Mädchen gemacht?“
Henleys Ohren glühten, über sein Gesicht rann der Schweiß in Strömen. Er wand sich wie ein Aal, aber er erzählte jede Einzelheit.
Über Severus´ Rücken lief ein kalter Schauer. Nicht etwa, weil er die Schilderung von Bettspielchen nicht ertrug, sondern weil er daran denken musste, was er an Henleys Stelle hätte erzählen müssen. Denn das, was Severus tat, wenn er nicht studierte, gehörte nicht in fremde Ohren.
Am Wochenende brütete er über der Rezeptur des Veritaserums. Er musste etwas finden, um dieses gemeine Zeug zu neutralisieren. Aber das war gar nicht so einfach. Keiner der Tränke, die Severus kannte – und deren Zahl war längst vierstellig -, schien ihm geeignet. Auch die einzelnen Zutaten und Zwischenstufen boten keinen Ansatzpunkt für ein Gegenmittel.
Brechmittel hatten auch nicht die gewünschte Wirkung, denn das Veritaserum entfaltete seine Kraft, sobald es nur mit der Zunge in Berührung kam. Vertrackte Geschichte!
Stundenlang übte Severus, Getränke schluckweise unter Umgehung des Mundes aus der Tasse woandershin zu befördern. Eine Lösung war dies aber nur für den Fall, dass man ihm Verdächtiges anbot. Gegen eine Behandlung, wie sie Henley erfahren hatte, war Severus im Moment noch machtlos. Er musste also aufpassen, dass er in Thunderstorms Stunden immer hellwach war. (Was ihm so manchen Tag äußerst schwer fiel.)
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