Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Harry Potter und die Rückkehr der Zauberer - Kapitel 43 Das letzte Siegel Teil II

von Reaver

Hey!
Hier kommt der letzte Teil meiner Geschichte. Ich habe ihn nochmals komplett überarbeitet und fünf Seiten mit zusätzlichen Erklärungen und Geschehnissen eingefügt, wenn ihr so wollt eine „Special Extended Edition“ :D
Ich hoffe ihr verzeiht mir die Wartezeit und genießt jetzt das Ende. Ich würde mich riesig über ein abschließendes Kommentar freuen, egal ob positiv oder negativ.
Also bis dann euer
Tobi



Ein scharfer kalter Wind, der nach Wasser und Algen roch, schlug Harry ins Gesicht, als er zusammen mit Hermine, Ron und Charlie den Schwarzen See erreichten. Die Oberfläche des großen Sees, hinter dem sich die Türme von Hogwarts erhoben, die sich wie ein gezacktes Gebirge gegen den Himmel abzeichneten, war von den Böen gekräuselt. Kleine Wellen schwappten ans Ufer und ließen die Kiesel hin und her kullern. Die Zweige alter knorriger Weidenbäume hingen in das dunkle Wasser. Harry hatte den See noch nie so gesehen wie heute. Nun wusste er, welches Geheimnis sich unter der Oberfläche verbarg. Ein namenloses Böses, das lange geschlafen hatte war nun erwacht. Langsam ging er zum Ufer hinüber. Das eisige Wasser ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen, als er die Hand ins Wasser tauchte um die Temperatur zu testen. Noch gelang es ihm nicht richtig sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren.
„Sie ist nicht tot.“, flüsterte Harry. Die Worte von Snape hallten immer noch in seinem Kopf nach. Ein Funke Hoffnung war in seiner Seele wieder zum leben erwacht. Lange hatte er versucht mehr aus Snape herauszubekommen, doch sein ehemaliger Lehrer war stumm geblieben. Seine Augen hatten starr ins Leere gestiert, als befände er sich schon in seiner eigenen kleinen Hölle.
„Hast du was gesagt?“, fragte Hermine neben ihm, die sich die Arme um den Oberkörper geschlungen hatte.
„Nein.“, murmelte Harry, während er versuchte das Wasser mit Blicken zu durchdringen.
„Was machen wir nun, das Wasser ist sau kalt!“, murrte Ron, der wie Harry eine Hand hinein getaucht hatte. Nun ließ er einige Kiesel zurück ins Wasser fallen. Noch nie war Harry die Gegend hier so düster vorgekommen. Sie hatte immer etwas vertrautes gehabt, doch nun war dieser Eindruck verflogen.
„Keine Ahnung.“, antwortete Harry mit etwas Verspätung auf Rons Frage. Er hatte das Gefühl, als starre ihn etwas aus dem Wasser an. Etwas uraltes, böses. „Wie wir früher schon festgestellt haben ist es potentiell problematisch etwa eine Stunde lang die Luft anzuhalten.“
„Stimmt.“, murmelte Hermine leise. Sie hatte sich mit der Schulter an einen der alten Weidenbäume gelehnt und starrte auf den See hinaus. Nebelschwaden trieben wie geisterhafte Schemen auf dem Wasser. Harry fröstelte. Das kurze Zittern ließ Joakims Schwert auf seinem Rücken klirren. Hermine hatte darauf bestanden alles mitzunehmen, was hilfreich sein könnte. Zunächst hatte er sich gewehrt dieses alte Stück Metall mitzunehmen, doch hatte ihre Überredungskunst später dennoch Erfolg gehabt. Irgendwie verschaffte die Waffe Harry eine kleine Illusion von Sicherheit.
„Was ist mit Dianthuskraut oder dem Kopfblasenzauber?“, fragte Charlie, der neben seinem Bruder stand und nervös den Zauberstab in den Händen drehte. Unwillkürlich tastete Harry nach dem Stab in seiner Tasche. Er zog das schwarze, polierte und mit Silber durchwirkte Holz hinaus. Es war Snapes Zauberstab. Er hatte den Kingsleys Stab Arthur übergeben, zusammen mit einer Entschuldigung. Es war sehr still gewesen, als die vier das Haus verlassen hatten. Molly hatte sich an den Arm ihres Mannes gekrallt und krampfhaft versucht nicht zu weinen. In Harry war ebenfalls ein seltsames Gefühl aufgestiegen. Es war ihm, als würde er seinen letzten Gang zum Galgen antreten. Dieser Tag würde wahrscheinlich über den Ausgang des Krieges entscheiden. Arthur wollte den Rest des Ordens zusammentrommeln und dann nachkommen. Der Grimmauldplatz Nummer 12 war hinter ihnen wieder zwischen den anderen Häusern verschwunden, als sie zum Schwarzen See apparierten.
Harry rieb die Hände aneinander, um die Kälte aus den Fingern zu vertreiben. Nun standen sie hier und wussten nicht weiter. Beinahe wollte er umkehren. Furcht war in ihm aufgestiegen, Furcht vor dem, was sie dort unten in dem kalten See finden würden.
„Wir haben keine Ahnung wie lange wir unter Wasser bleiben müssen. Dianthuskraut verleiht einem nur eine Stunde lang die Fähigkeit unter Wasser zu atmen.“, hörte Harry Hermine sagen. Er schrak aus seinen Gedanken hoch und zwang sich wieder sich auf die vor ihm liegende Aufgabe zu konzentrieren.
„Wir müssen da runter.“, meinte Harry und deutete mit dem Zauberstab auf das Wasser. „So schnell es geht. Also bleibt uns nur noch der Kopfblasenzauber.“
„Sieht ganz so aus.“, murmelte Ron und schüttelte sich in Erwartung des kalten Wassers.
„OK. Gut. Wir es uns anders überlegen!“, rief Charlie und sprang ohne Umschweife in den See. Sofort verschwand er unter der Oberfläche, kam aber einige Sekunden später prustend wieder an die Oberfläche. Harry atmete tief durch und sprang Charlie hinterher. Beinahe hatte er das Gefühl in Haufen Stecknadeln gesprungen zu sein. Das Wasser war so kalt, dass es weh tat, wie tausend Nadeln, die gleichzeitig die Haut durchbohrten. Neben ihm tauchten gerade Ron und Hermine ins Wasser. Luftbläschen steigen in die Höhe und es sah beinahe so aus, als würde der See kochen. Harry hielt den Zauberstab an seinen Kopf und prompt bildete sich eine große Luftblase um ihn herum. Mit kräftigen Zügen schwamm er hinab in die Schwärze des Sees. Die Arbeit seiner Muskeln tat gut und vertrieb ein wenig die Kälte. Hinter ihm tauchten seine Begleiter in die tiefen des Sees hinab. Die Sicht wurde rapide schlechter, als sie durch dichte Algenwälder tauchten. Immer wieder meinte Harry aus den Augenwinkeln Bewegungen zu erkennen, doch wenn er sie zu fixieren versuchte war dort nichts als trübes Wasser. Plötzlich meinte Harry Stimmen zu hören. Es war nicht so wie während der vierten Aufgabe des trimagischen Turniers, sonder jemand rief ihn. Sie erreichten den Grund des Sees. Schroffe Felsformationen ragten wie Türme vom Boden auf. Algen hatten sich an ihnen festgesetzt, so das man ihre Kontur nicht genau erkennen konnte. Sie wirkten wie Schemen, die im trüben Wasser umher trieben. Die Stimme wurde lauter, drängender. Sie füllte Harrys ganzen Kopf aus. Die kleine Gruppe tauchte weiter durch Algenwälder und über tiefe Risse, die so tief waren, dass noch niemals Sonnenlicht ihren Grund berührt hatte. Harry folgte weiter der Stimme. Nun konnte er Worte verstehen. Es war ein monotoner Singsang in einer fremden Sprache, die ihm fremd und vertraut zugleich erschien. Langsam veränderte sich die Umgebung um sie herum. Die Algen verschwanden und es wurde dunkler, bis sie fast nicht mehr die Hand vor Augen erkennen konnten. Harry ließ wie die anderen seinen Zauberstab aufflammen. Das Licht vertrieb die Dunkelheit. Sie schwammen über die Ruinen einer ganzen Stadt. Schwarze Nebelschwaden waberten zwischen den Säulen und Mauern umher. Plötzlich drückte sie eine starke Strömung unerbittlich nach unten. Mit aller Kraft versuchte Harry wieder nach oben zu kommen, doch er wurde weiter mitgerissen. Seinen Freunden erging es nicht anders. Auch sie waren machtlos gegen die mächtige Strömung. Manchmal kam es Harry vor, als wollten die Nebelschwaden nach ihm greifen, doch kurz bevor sie ihn berührten zuckten sie zurück. Sie trieben in eine tiefe Spalte am Grund des Sees hinab. Sofort, als Harry in den Bereich kam, den die Strahlen der Sonne noch nie berührt hatten, wurde die Stimme übermächtig. Mit kräftigen Zügen schwamm er ihr entgegen. Sie rief ihn, versprach ihm seine geheimsten Träume und Wünsche, lockte ihn immer weiter hinab. Im Licht der Zauberstäbe wurden zwei hohe Säulen Sichtbar, die wie Wächter vor einer hohen Felswand standen. Uralte Symbole waren darauf eingeritzt, die sich in sich selbst wanden und zu verknoten schienen. Etwas an ihnen war einfach falsch, wie nicht von dieser Welt. Harry wandte den Blick ab. Er spürte, dass hätte er sie noch länger betrachtet, den Verstand verloren hätte. Die Strömung führte die kleine Gruppe geradewegs in ein großes Tor hinein, dessen Flügel schon lange zerfallen waren, doch die Angeln, die es gehalten hatten, ließen erkennen, dass es wahrhaft mächtig gewesen sein musste. In die Felswand war eine Art Tempel gebaut worden, der von großen Statuen bewacht wurde. Harry hatte solche Figuren noch nie gesehen. Ihre Zahllosen Augen schienen ihn anzustarren und tief in seine Seele zu blicken. Die Klauen hatten sie gegen den Boden gerichtet. Er kam sich wie ein Zwerg vor, als er an ihnen vorbei in den Tempel trieb. Schuppen bedeckten ihren Körper und sie waren muskulöser, als jemals ein Wesen von dieser Welt werden konnte. Dunkelheit umfing Harry, als er von der Strömung in den Tempel getragen wurde, dann war sie verschwunden. Etwas war an diesem Ort, das jedes Licht dämpfte. Er konnte nur wenige Meter weit sehen, aber eine breite Treppe führte in die Höhe und tiefer hinein in die Felswand. Hermine schwamm neben ihn. Ihre Bewegungen wirkten müde und langsam. Jetzt spürte er auch die Kälte, die jede seiner Bewegungen zur Qual machte. Viel länger würde er sie nicht mehr aushalten. Die Kraft wich immer schneller aus seinen Gliedern, doch plötzlich glitzerte es über ihm. Kurze Zeit später durchbrach er die Wasseroberfläche. Die Stufen der Treppe führten weiter in die Höhe, machten aber einen scharfen Knick. Hermine, Ron und Charlie stießen jetzt neben ihm durch die Wasseroberfläche und schleppten sich schnell einige Stufen weit in die Höhe. Hermines Lippen waren blau. Sie zitterte so stark, dass ihr Zauberstab aus ihren Fingern glitt. Schnell deutete Charlie mit der Spitze seines Stabes auf die Stufen. Sofort begannen hohe, wärmende Flammen in die Höhe zu schießen. Harry streckte seine Hände aus und genoss die Wärme, die sie durchströmte. Seine nassen Kleider klebten an seinem Körper, doch vertrieb das Feuer die Kälte. Er nutzte die Zeit, die sie nun hatten und sah sich um. Die Decke lag unglaublich hoch über ihnen, aber die Luft roch verbraucht und alt. Die Wände waren mit den gleichen Symbolen bedeckt, die schon die Säulen vor dem Tempel geschmückt hatten. Das Licht schien aber den Fels nicht ganz zu berühren. Er lag in ständigem Schatten da.
„Was meint ihr ist das hier für ein Ort?“, fragte Hermine bibbernd, als sie schon einige Zeit um das Feuer, herum gesessen hatten. Die Flammen loderten so hoch wie zuvor verzehrten aber weder den Fels sonst noch irgend etwas.
„Eine Art Tempel, so wie es von draußen aussah.“, antwortete Charlie und reckte seine Arme. Es knackte hörbar in den Gelenken.
„Fragt sich nur ein Tempel für wen oder für was.“, murmelte Ron und blickte sich um.
„Ich denke aber, wir sind am Ziel.“, meinte Harry, der nach wie vor diese Stimme hörte. Sie rief ihn in die Tiefen des Tempels, hinab zu dem Ort, der Sterblichen verboten war. Harry fragte sich, was das für ein seltsamer Gedanke war und vertrieb ihn schnell. Endlich wurde sein Körper wieder warm und mit der Wärme kam auch sein Mut wieder zurück.
„Davon stand nie etwas in den Büchern.“, sprach Hermine, die ihre Finger über die seltsamen Ornamente an den Wänden gleiten ließ. „Ich frage mich, wie alt das hier ist.“
„Ich frage mich eher, wie es jetzt weitergeht.“, entgegnete Ron und stand langsam auf.
„Ja, das frage ich mich auch, jedoch viele Möglichkeiten haben wir nicht.“, meinte Harry, der auf die breite Treppe in ihrem Rücken deutete.
Bald schon waren sie wieder auf dem Weg. Ihre Schritte hallten laut von den schwarzen Wänden wieder, während sie die um zahlreiche Winkel und Ecken führende Treppe hinauf stiegen. Ihr Ende kam so überraschend, dass Harry stolperte und um ein Haar gestürzt wäre. Sie mündete in einen Kurzen Gang, an dessen Ende sich eine Mauer aus Finsternis befand. Das Tropfen von Wasser drang zu ihnen herüber und der Boden unter ihren Füssen glänzte Nass. Im tanzenden Licht der Zauberstäbe sah es aus, als würde er sich unter ihnen bewegen. Harry war sich jedoch nicht sicher, ob der Fels es nicht tatsächlich tat. Langsam und Vorsichtig setzten sie ihren Weg fort. Zu ihren Seiten verschwanden die Wände und sie fanden sich in einer großen Halle wieder. Über ihren Köpfen war die Decke gerade noch so zu erahnen. Tropfen fielen von ihr herab und landeten in einen kleinen See in der Mitte des großen Raums. Das Geräusch wurde von den Echos tausendfach verstärkt und schien von überall um sie herum zu kommen. Die Reflexionen des Wassers tanzten hell über die Symbole, die sich im Licht wanden und in den Fels flohen. Harry betrachtete mit Faszination, aber auch Schrecken wie in der Helligkeit der normale, gewachsene Fels zum Vorschein kam. Sofort, wenn das Licht vorüber gezogen war, kehrten die Schriftzeichen zurück.
„Unglaublich.“, murmelte Hermine, die sich einmal um die Eigene Achse drehte, um alles in der Halle erfassen zu können. Harry war an den Rand des kleinen Sees getreten und starrte in das schwarze Wasser. Die Tropfen zogen kleine Wellenkreise an der Oberfläche.
„Das geht es weiter!“, rief Plötzlich Charlie, dessen Stimme vom Echo verzerrt zu ihnen herüber drang. Harry sah auf. Neben Charlie war ein Loch noch undurchdringlicherer Schwärze, als hinter ihnen. Vorsichtig, um auf dem feuchten Bodenplatten nicht auszurutschen, ging er zu Charlie hinüber. Hinter sich hörte er in regelmäßigem Rhythmus das Tropfen des Wassers. Plötzlich fiel ihm etwas auf. Beunruhigt beugte er sich über die Wasseroberfläche und fuhr mit der Hand darüber, ohne sie jedoch zu berühren. Er sah nichts. Es gab keine Spiegelung.
„Was machst du da?“, fragte Hermine neben ihm.
„Ich kann mich in dem Wasser nicht spiegeln.“, antwortete Harry, der seinen Zauberstab in die Höhe hielt, so dass ein Teil der Decke sichtbar wurde. Er blickte in die Höhe. Über ihm war die schwarze, nass glänzende Decke mit den fremdartigen Symbolen wie mit Narben übersät. Erschrocken holte er Luft, als sein Blick zurück auf die Wasseroberfläche glitt. Eine von Fackelschein erfüllte Höhle aus gewachsenem Fels war darin zu sehen. Schatten von Menschen huschten an den Wänden vorbei. Sie wirkten hektisch, panisch, als würden sie vor etwas fliehen. Ein anderer Schatten wurde sichtbar. Er legte sich über die Wände, sogar über den goldenen Schein der Fackeln. Wie dunkler Nebel legte er sich darüber, schluckte die Wärme und verwandelte das Licht in etwas fahles, falsches. Mit Schrecken beobachtete Harry, wie sich der ganze Ort veränderte, dann glitt der Nebel aus dem Wasser heraus. Ein Gesicht wurde langsam darin Sichtbar. Harry prallte zurück, blickte wieder hin, aber es war verschwunden.
„Was hast du gesehen.“, fragte Hermine.
„Ich weiß es nicht genau.“, murmelte Harry. „Lasst uns gehen.“ Er blickte zurück, doch der See zeigte wieder nur Dunkelheit, aber auch nicht sein Spiegelbild. Schaudernd wandte er sich ab und trat in den finsteren Gang, den Charlie entdeckte hatte. Das Licht seines Zauberstabes fiel auf roh behauenen Fels, der von einer dünnen Schicht aus Algen bedeckt war. Dahinter führte eine Wendeltreppe in steilem Winkel abwärts. Ein kühler Luftzug strich an Harrys Gesicht vorbei. Er brachte den Geruch von Moder und Fäulnis mit sich. Plötzlich hatte er Angst weiterzugehen, doch setzte er einen Fuss auf die Treppe. Die Stufen waren rutschig und ausgetreten. Hinter ihm begannen auch die anderen mit dem Abstieg.
Je weiter sie in die Tiefe vordrangen, desto stärker wurde auch der Zerfall um sie herum. Der Fels zu ihren Seiten bröckelte unter ihren Fingern ab und die Stufen sahen verwittert und ausgetreten aus. Wasser rann in kleinen Rinnsalen aus Spalten an den Wänden oder an der Decke. Wie lange sie schon Stufe um Stufe hinab schritten wusste Harry nicht mehr, doch die Treppe schien kein Ende zu nehmen. Harrys Beine waren schwer wie Blei, als er den Fuss wieder auf ebenen Boden setzte. Sie hatten einen Gang erreicht, der von hohen Säulen getragen wurde. Beinahe fühlte sich Harry an eine Kirche erinnert, doch bildeten die Statuen, die auf Sockeln vor den Säulen standen, keine Heiligen ab, sondern jene Wesen, die auch vor dem Tempel wache hielten. Die Spitzen ihrer Speere deuteten auf das uralte Tor, das vor der kleinen Gruppe lag. Ungefähr zwanzig Meter vor ihnen verschlossen Torflügel aus Stein den Durchgang. Sie zeigten kein Anzeichen von Alter oder Verfall wie alles um sie herum. Blank poliert glänzten sie im Licht der Zauberstäbe.
„Was immer dort drinnen ist, kommt bestimmt nicht raus.“, sagte Ron mit ehrfürchtig gesenkter Stimme. Harry nickte nur und ging einige Schritte weiter auf das Tor zu. Wieder hatte er den Eindruck, das die Augen der steinernen Wächter ihm folgten. Er konnte ihren Blick wie Messer im Rücken spüren und mit jedem Schritt wurde das Gefühl stärker.
„Meint ihr, das ist das letzte Siegel?“, fragte Hermine im Flüsterton.
Ein schwaches rotes Glühen erfüllte plötzlich den Raum. Auf den Torflügeln waren feine Linien erschienen, die immer stärker zu glimmen begannen, je näher Harry trat. Zuerst waren sie nur schwer zu erkennen, doch nun erfüllten sie den Raum mit rotem Licht. Die Linien bildeten verschlungene Zeichen auf dem Stein, die das ganze Tor bedeckten.
„Was ist das?“, hauchte Ron.
„Ich denke dies ist das letzte Siegel.“ Antwortete Harry, der wie gefesselt von dem Anblick war. Der Schein legte sich auf die Säulen und Statuen um sie herum. Entgeistert starrte Harry auf die Halle um ihn herum. Wo eben noch Staub von der Decke rieselte und die Ornamente an den Säulen kaum mehr zu erkennen waren, sahen sie jetzt so aus, als wäre die Zeit spurlos an ihnen vorüber gegangen. Fackeln brannten in eisernen Haltern den Wänden und die Spitzen der steinernen Wächter waren mit Gold überzogen.
„Wow.“, keuchte Charlie, der sich im Kreis drehte um jedes Detail zu betrachten.
Harry ließ seine Finger über eine der Säulen gleiten. Er spürte ein leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen, aber sonst fühlte sie sich wirklich wie Stein an, wie es auch sein sollte. Dennoch stimmte etwas nicht. Es war falsch. Er konnte das Gefühl nicht beschreiben und wandte sich wieder dem Tor zu, über dessen Oberfläche sich die roten Linien schlängelten. Langsam trat Harry näher und mit jedem Schritt glühte das rote Licht mehr auf, bis Harry die Augen zusammenkneifen musste um nicht geblendet zu werden.
„Harry! Komm zurück, wir wissen nicht, ob es gefährlich ist.“, rief Hermine und versuchte ihn an seiner Schulter zurückzuziehen.
„Nein, es ist nur ein Schutzzauber.“, murmelte Harry. In seinem Kopf war wieder jene Stimme aufgetaucht, die ihm diese Antwort vorgegeben hatte. Sie rief ihn, lockte ihn, bis er wieder einen Schritt näher herantrat. Jetzt stand er unmittelbar vor dem steinernen Tor. Die roten, flammenden Linien leuchteten scheinbar durch den Stein hindurch wie durch Glas. Langsam hob er die Hand.
„Was tust du?“, rief Hermine beinahe panisch und klammerte sich an seinem Arm fest.
„Wir müssen hindurch.“, sagte Harry mit monotoner Stimme. Die Zeichen, die auf dem Fels sichtbar geworden waren hatten ihn in ihren Bann geschlagen.
„Ist dir nicht in den Sinn gekommen, dass was immer dort eingesperrt ist vielleicht dort bleiben sollte?“, fragte Hermine und drehte seinen Kopf mit sanfter Gewalt zu ihr herum.
„Die Antwort ist hinter der Pforte. Lass mich sie für uns öffnen.“, kamen die Worte aus Harrys Mund, ohne dass er sie sprechen wollte. In Hermines Augen erkannte er Angst und Zweifel, aber sie ließ ihn widerwillig los.
„Das bist nicht du Harry, wehre dich dagegen!“
Harry legte die Hand auf den Stein. Er war eiskalt, erfüllt von einer Macht, die er schon einmal gespürt hatte: In der Gegenwart von Voldemort. Er hatte diesen Bannzauber gesprochen, der die Pforte versiegelte. Dieser Ort schien jetzt nach der Verderbtheit des Dunklen Lords zu stinken und beinahe konnte Harry erkennen, wo er gestanden hatte. Die Linien begannen um seine Hand herum zu fließen, wichen ihr aus und ein sanftes bläuliches Glühen blieb an der Stelle zurück, als er den Arm wieder zurück zog. Kurz darauf verging es wieder.
„Eigenartig.“, kommentierte Charlie, der neben ihn getreten war und das Tor untersuchte, ohne es jedoch zu berühren.
Harry legte nun beide Hände auf die gewaltigen Torflügel und presste mit aller Kraft dagegen. Die Stimme feuerte ihn an, gab ihm zusätzliche Energie. Ein blaues Leuchten entsprang seinen Fingern und fegte die roten Linien hinfort. Ein leichtes Zittern lief durch das Tor. Es hatte sich ein kleines Stück bewegt, doch plötzlich wurde die andere Kraft, die sich gegen ihn stemmte Übermächtig. Die roten Linien zogen sich wieder enger zusammen und löschten das blaue Licht aus. Etwas war dort. Es war Dunkel, tödlich und vertraut. Harry schrie auf, als sie begannen seine Arme empor zu gleiten. Es war, als würde die fremde Präsenz in seine Seele sickern. Er roch verbrannten Stoff. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seine Arme, dann riss Harry seine Hände vom Tor zurück.
„Harry! Alles in Ordnung?“, wollte Hermine wissen und untersuchte seine Arme.
„Ja! Alles OK.“, antwortete er atemlos. Es hatte ihn unglaublich viel Energie gekostet sich gegen den Willen Voldemorts zu stemmen und er hatte diese erste Schlacht gewonnen. „Aber lach niemanden aus, der einen Schritt zurück weicht, denn er könnte Anlauf nehmen.“, zischte Harry, während er die Ärmel seines Pullovers hochkrempelte.
„So kommst du doch nicht weiter!“, meinte Hermine und schüttelte den Kopf. „Denk doch mal, wie man ein Siegel bricht.“
„Mit einem scharfen Gegenstand.“, entgegnete Ron, der sich gegen eine der Säulen gelehnt hatte.
Harry grinste, während er nach hinten griff und das Heft des Schwertes packte. „Meint ihr damit wäre es einen Versuch wert?“ Die Klinge schimmerte im wabernden, roten Licht.
„Auf jeden Fall!“, rief Charlie.
Harry fuhr mit der freien Hand über den kalten Stahl des Schwertes. Er konnte die Kraft spüren, die durch das Metall floss. Mit beiden Händen gepackt hob er hoch über den Kopf, bereit es auf das steinerne Tor niedersausen zu lassen. Metall klirrte und Gesteinssplitter stachen wie kleine Nadeln in seine Haut. Um ein Haar hätte Harry das Schwert nach dem Hieb losgelassen. Seine Schultergelenke schmerzten. Gerade wollte er etwas sagen, als ein Sturm aus Licht und Farben auf ihn niederbrach. Helles rotes Licht wechselte sich mit einem gleißenden blauen Glühen ab, das selbst durch seine geschlossenen Augenlieder drang. Ein Knirschen und Mahlen drang durch den Raum, als würden sich die Wände verschieben. Harry warf sich auf den Boden und verbarg das Gesicht in seinen Armen, als das Licht noch heller wurde. Hitze und Kälte wechselten sich in einem zerstörerischen Spiel ab. Jemand schrie etwas hinter ihm, aber er konnte in dem Lärm von zerberstendem Stein nichts verstehen. Kleine Felssplitter regneten wie Hagelkörner auf ihn hinab. Dann herrschte Stille. Vorsichtig spähte Harry hinter seinen Armen hervor. Vor ihm lag Joakims Schwert, das in sattem, blauen Licht strahlte. Dahinter erkannte Harry die zu Staub zermahlenen Überreste des mächtigen Tores. Kleine rote Funken trieben durch die von Rauchschwaden geschwängerte Luft, vergingen aber nach wenigen Sekunden. Hinter dem Schuttberg, der einst die Pforte gewesen war, gähnte tiefe Schwärze.
„Alter! Mensch, sag das nächste Mal Bescheid, bevor du sone Show abziehst!“, beschwerte sich Ron, der sich den Staub von den Kleidern klopfte. Harry beachtete ihn gar nicht, sondern hob die Klinge vom Boden auf und kletterte über die Steine in den Raum dahinter. Kaum hatte er ihn betreten entzündeten sich die Fackeln. Erstaunt sah sich Harry in der von flackerndem Licht erfüllten Halle um. Sie war leer, bis auf den steinernen Sarkophag, der einige Meter vor ihm stand.
„Harry?“, fragte Hermine, die neben ihm auftauchte. Ihr Gesicht war mit staub bedeckt, aber sie wirkte besorgt.
„Wir sind am Ziel.“, murmelte Harry leise und setzte sich in Bewegung. Er wurde gerufen.
„Harry!“, rief sie aufgebracht. „Kannst du mir mal erklären, was du gerade getan hast und jetzt tun willst?“
Er ignorierte sie. Eine merkwürdige Faszination ging von diesem Sarkophag aus. Langsam umrundete Harry ihn und ließ seine Hand beinahe zärtlich über das Emblem auf dem Deckel gleiten. Ein Auge, umgeben von dreizehn Sternen, deren Strahlen zu allen Seiten hin in die Ewigkeit hinfort stieben. Wie sehr hatte er sich gesehnt es wieder schauen zu dürfen. Harry stutzte. Das waren nicht seine Gedanken gewesen.
„Harry!“, schrie nun auch Charlie, der ihn irritiert anblickte.
„Was? Wie?“, antwortete er verwirrt. Beinahe hastig zog er die Hand zurück, als wäre das Symbol nun glühend heiß.
„Ja genau das.“, antwortete Ron.
„Ich weiß nicht, ich...“, Harry brach ab. Er musste den Deckel öffnen, dann wäre seine Aufgabe vollbracht. Endlich könnte er wieder mit dem vereint werden, was ihm vor so langer Zeit genommen wurde. Das Ziel! Harry hob die Klinge seines Schwertes. Im blanken, spiegelnden Metall erblickte er sein Gesicht. Klirrend fiel das Schwert zu Boden. Sein Name wurde gerufen, jemand packte ihn an den Schultern, doch es interessierte ihn nicht. Es war nicht sein Gesicht gewesen. Aber es konnte, nein, es durfte nicht sein. Was war mit ihm geschehen?
„Harry, alles OK?“, fragte ihn Hermine. Es war die wohl blödeste Frage, die Harry in seinem Leben gehört hatte. Er schüttelte den Kopf. „Was ist, denn? Was hast du?“
Kein klarer Gedanke war ihm möglich. Ein Flüstern erfüllte seinen Kopf, seinen ganzen Geist. Verzweifelt wehrte er sich dagegen, doch langsam wurde der Drang übermächtig. Eine Hand klatschte in sein Gesicht und riss ihn in das Hier und Jetzt zurück.
„Verdammt, komm wieder zu dir.“, hörte er Rons Stimme sagen.
Seine Wange brannte, aber der Schmerz war wie ein Anker in der Wirklichkeit. „Ja, ich bin doch hier.“, murmelte Harry und stemmte sich in die Höhe. Bis jetzt war ihm gar nicht aufgefallen, dass er gestürzt war. „Ich weiß auch nicht, was mit mir war.“
„Es ist dieser Ort, erinnerst du dich was Snape sagte? Er ist verboten für Sterbliche.“, flüsterte Hermine, als hätte sie Angst etwas zu wecken, dass bis jetzt geschlummert hatte. Harry warf wieder einen Blick auf den Sarg, dessen polierte Oberfläche im Licht der Fackeln glänzte. Irgendwo hatte er dieses Symbol schon einmal gesehen. Hermine reichte ihm das Schwert, das nicht mehr in einer blauen Flamme leuchtete. Lächelnd nahm er es an. Seine Schultern schmerzten immer noch von dem Hieb gegen das Tor, aber er ignorierte es.
„Ich kann es spüren. Das was wir suchen ist dort drinnen.“, sprach Harry und legte seine Hände auf den Sargdeckel.
„Was immer dort drin ist, jemand hat sich Mühe gemacht es einzuschließen.“, erwiderte Hermine.
„Ja und zwar Voldemort.“, antwortete Charlie. Der Name des Schwarzmagiers hallte wie ein Donner in der Grabstätte wider.
„Und er soll endlich endgültig verrecken!“, knurrte Ron. „Noch seine ekelhafte Schlange, die immer um ihn herum ist und dann er selbst.“
„Ja.“, meinte Harry grinsend. Vielleicht würde er auch Ginny wieder in seine Arme schließen können. Ihr Gesicht lächelte ihn vor seinem Inneren Auge an. „Wir machen ihn auf, egal was dort drinnen ist. Wir haben keine andere Chance.“
Charlie nickte ihm langsam und nachdenklich zu, währen der an die andere Seite des Sarkophags trat. Plötzlich meinte Harry einen Luftzug zu spüren, aber bevor er ihn richtig registriert hatte war er bereits wieder verschwunden. Es mussten wohl seine strapazierten Nerven sein.
„Also los.“, sprach Harry und schob mit aller Kraft. Charlie, Ron uns er stemmten sich gegen den Deckel, der sich nur Millimeter zu bewegen schien. Dann löste er sich so plötzlich, dass Harry den Halt verlor und zusammen mit dem Deckel zu Boden krachte. Mühsam stemmte er sich in die Höhe. Hermine starrte mit bleichem und versteinerten Gesicht in den Sarg hinein. Harry hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. Langsam drehte er sich um. Sein Blick senkte sich.
Ein Mann mit einem fast weißen Gesicht, edlen Zügen und schwarzem Haar lag in seinem steinernen Ruheplatz. Die Augen waren geschlossen, doch Harry wusste, das sie einen kalten, tödlichen Glanz haben würden, dennoch konnte er nicht seinen Blick abwenden. Das war nicht möglich. Es konnte einfach nicht sein. Grindelwald war ihm doch erst vor zwei Tagen begegnet.
„Nein!“, keuchte Hermine und stolperte zwei Schritte rückwärts. „Nein!“
Harry hatte seine Sprache noch nicht wiedergefunden. Erneut starrte er auf Grindelwald hinab. Der Körper war in kostbare, schwarze Seide gehüllt. Auf der Brust war in feiner Goldstickerei ein Auge, umgeben von dreizehn Sternen abgebildet. Die Strahlen bildeten ein feines Geflecht, das die ganze Robe zierte.
„Das, ist der Horkrux?“, murmelte Ron, der sich so stark an den Rand des Sarkophags gekrallt hatte, dass die Knöchel weiß unter der Haut hervor traten.
„Also wirklich, ich verbitte mir das Pronomen „Das“ für eine Person männlichen Geschlechts.“, schnarrte eine kalte Stimme neben ihnen. Harry, Ron und Charlie machten einen Satz nach hinten. Grindelwald stand locker an den Sarg gelehnt vor ihnen und blickte auf sich selbst hinunter. Harry konnte nur abwechselnd die beiden anstarren. In seinem Kopf herrschte eine erschreckende Leere.
„Das ist krass.“, keuchte Ron, der so leichenblass geworden war. Hermine hatte sich an Harrys Arm gekrallt.
„Es scheint euch wohl zu verwirren. Naja ich denke das ist einfach nur eurem begrenzten Aufnahmevermögen zuzuschreiben, doch selig seien die Unwissenden, den ihrer wird das Himmelreich...“, begann Grindelwald, wurde aber von Harry unterbrochen.
„Klappe halten!“, herrschte er sein Gegenüber an. „Wer zum Teufel bist du?“
„Aber, aber Harry, sei doch nicht so unfreundlich, ja beinahe feindselig. Ich fühle mich gekränkt.“, konterte er gütig lächelnd. „Du weißt dich wer ich bin.“
„Ja, aber wer ist dann das da?“, stotterte Ron und deutete mit dem Zeigefinger auf den Grindelwald im Sarg.
„Das ist Shane Lakandar Mordred Davareon Grindelwald.“, stellte Grindelwald sich vor.
„Aha.“, antwortete Ron knapp. Einen Moment herrschte Stille. Harry versuchte seine Gedanken zu ordnen, die in wildem Chaos in seinem Kopf umher trieben. Alles war falsch gelaufen.
„Deswegen haben sie mir immer indirekt geholfen.“, sprach Harry schließlich. „Sie wollten, dass ich das Siegel breche, aber warum haben sie es nicht selber getan, wo sie doch so ein mächtiger Zauberer sind?“
„Weil jede Magie ihre Grenzen hat, die weder gebrochen noch umgangen werden können. Ich konnte das Siegel nicht brechen, weil es eine lebende Seele war. Zu mächtig, selbst für mich. Du konntest sie erlösen, weil sie dich schon berührt hat. Vor knapp achtzehn Jahren.“, erklärte Grindelwald leise, dennoch füllte seine eisige die ganze Halle. Harry brauchte einen Moment um die Worte zu begreifen.
„Das soll heißen, ich habe den Horkrux schon vernichtet?“, schrie er mit schriller Stimme.
„Natürlich. Tom Riddle versiegelte das Tor, nachdem er mich getötet hatte.“, antwortete Grindelwald gelangweilt. Harry glotzte ihn an, dann sein Pendant im Sarg. Ein kaltes Lachen durchdrang die Halle. „Ihr seid zu komisch. Als könnte man mich wirklich töten. Der Tod ist nur eine kurze, temporäre Unpässlichkeit. Aber selbst Riddle begreift das nicht, genau so wenig wie Dumbledore. Es war schon ein hartes Jahrhundert für mich, mehrmals getötet zu werden, das wünsche ich niemandem zu erleben.“ Es schien ihn sichtlich zu amüsieren, doch wurde er umgehend wieder ernst. Harry konnte seinen kalten Blick fühlen, der sich in seine Augen bohrte. „Aber ich muss zugeben, dass Dumbledores Ziele wirklich Nobel waren und das nur, weil ich mich in diesem Muggelkrieg eingemischt hatte. Riddle dagegen hat versucht mir das Geheimnis der Unsterblichkeit zu entreißen, doch als ich es ihm nicht verriet stellte er mir eine falle und kerkerte mich hier ein. Meine Seele strich umher, ziellos, ohne wahre Existenz, aber lebendig. Einies Taes jedoch, nachdem ich mich eine Weile von der alten Magie von Hogwarts genährt hatte tratst du glücklicherweise auf den Plan.“
„Ich?“, fragte Harry verwundert.
„Ruhe!“, zischte Grindelwald. „Unterlasse es mich zu unterbrechen. Ja du. Etwas an die kam mir bekannt vor. Es war ein Muster, ein Mal das deine Seele zierte. Ich erkannte es sofort. Jedoch konnte ich dich nicht kontrollieren, denn du warst stärker als jedes andere lebende Wesen auf der Welt. In die schlummert ein Brunnen von unendlicher magischer Energie. Etwas, das es eigentlich nicht gegen dürfte, aber er ist noch sehr tief in die verborgen. Aber in deinem dritten Schuljahr begab es sich, dass du es mit Dementoren zu tun bekamst. Ich jubelte innerlich und hoffte, die Dementoren würden dir die Seele aussaugen, damit ich deinen Körper für mich nutzen könnte.“
Harry kniff die Augen zusammen, was Grindelwald kalt lächeln ließ. „Leider kam es ja nicht dazu, wie wir jetzt wissen. Aber dennoch fand ich nach einiger Zeit einen Körper. Ich war zurückgekehrt. Fortan versuchte ich dich zu lenken, was sich aber wegen deiner dauernden Heldspielerei sehr anstrengend war und meine Geduld auf eine harte Probe stellte.“
„Tut mir gar nicht mal so Leid.“, murmelte Harry. Sein Gegenüber maß ihn mit einem so eisigen Blick, dass er sofort einen Schritt zurück wich.
„Großkotzig wie immer, was?“, fragte der Schwarzmagier böse lächelnd. „Ich vermisse es dich nicht mehr unterrichten zu dürfen. Das war wirklich erheiternd. Aber weiter. Ich möchte ja, das du etwas für mich tust. Mein Plan ging auf uns nun stehen wir hier unten in diesem in grauer Vorzeit erbauten Tempel des Belial.“
„Schön, aber ich denke wir gehen jetzt.“, meinte Harry und wollte sich zum gehen wenden, doch die donnernde Stimme von Grindelwald hielt ihn zurück.
„Keinen Schritt weiter Potter!“ Wie angewurzelt blieb er stehen. „Schön. Es ist doch unhöflich sich mitten in einem spannenden Gespräch zu verabschieden. Also wirklich Potter, ich dachte seine geliebten Übereltern hätten die bessere Manieren beigebracht.“ In gespielten Ärger schüttelte Grindelwald den Kopf. „Ich hoffe ist dir möglich zu begreifen, trotz deines Fundus an Unverstands im Schädel, dass es dir erst möglich ist zu gehen, wenn ich es in meiner Großzügigkeit gestatte.“
„Wenn sie meinen.“, antwortete Harry ausweichend, wusste aber, dass Grindelwald vermutlich Recht hatte. Sie konnten es nicht wirklich mit ihm aufnehmen.
„Schön, dass du das so siehst. Jetzt töte mich.“
„WAS!?“, keuchte Harry.
„Was verstehst du an den Worten nicht? T-ö-t-e m-i-c-h!“
„Nein, das kann ich nicht. Wieso auch?“
Grindelwald kam drohend auf Harry zu. „Weil ich in meinen Körper zurückkehren will. Dazu muss ich mich dieser Hülle entledigen. Es gibt nicht viele Dinge die mich verletzen können, aber du besitzt natürlich einen solchen Gegenstand, weil ich es so vorgesehen hab.“
Harry tastete nach dem Schwert, das er wieder in die Scheide, die auf seinem Rücken hing, geschoben hatte.
„Genau Joakims Schwert. Der alte Narr hatte seine wahre Bedeutung sowieso nicht erkannt.“, schnarrte Grindelwald. „Nun schlag zu!“
„Nein! Ich will niemanden umbringen!“, rief Harry entsetzt.
„Du wirst es sowieso tun müssen! Denk an Voldemort. Wie willst du ihn besiegen, wenn nicht töten. Komm schon, es ist Training. Los!“, zischte der Schwarzmagier, der sich drohend vor Harry aufgebaut hatte. Seine kalten Augen schienen kurz aufzublitzen. Etwas in Harry zerbrach. Langsam tastete er nach dem Heft des Schwertes. Vollkommen ruhig zog der die glänzende Klinge aus der Scheide. Gegen seinen Willen hob er die Arme zum Schlag. Harry konnte die entgeisterten Gesichter seiner Freunde sehen, die Grindelwald bis jetzt vollkommen ignoriert hatte. Ihre Münder bewegten sich, doch Harry hörte keinen Ton. Nur dir drängende Stimme, die ihm befahl sein Gegenüber niederzustrecken.
„Nein Harry, Töte ihn nicht!“, drang plötzlich eine neue Stimme an sein Ohr. Auf einen Schlag wurde ihm bewusst, was er tat und das Schwert fiel klirrend zu Boden. Eine Gestalt in einem schwarzen Umgang kletterte über den Schuttberg, der einmal das Tor gewesen war. Grindelwald stieß ein Zischen aus, in dem kaum mehr etwas menschliches lag, als er den ungebetenen Gast bemerkte.
„Snape!?“, fragte Harry verwirrt, als er das bleiche Gesicht erkannte. Severus Snape kam keuchend vor ihnen zum stehen, torkelte einen Moment, fand aber sein Gleichgewicht wieder. Die schwarzen Haare hingen ihm schweißnass in die Stirn und die Brust hob und senkte sich in rasendem Tempo.
„Sie mal einer an, welch unerwarteter Besuch. Severus Snape, ehemals Voldemorts ergebener Diener. Hast du Läuterung erfahren? Leider kommst du vollkommen ungelegen!“, knurrte der hoch gewachsene Schwarzmagier und machte eine fegende Handbewegung. Snape riss es von den Beinen.
„Du musst fliehen Harry!“, schrie Snape, als er wie eine Puppe durch die Luft geschleudert wurde. Der ehemalige Todesser flog in hohem Bogen durch da zerstörte Tor hindurch und blieb reglos auf dem Boden liegen. Harry wollte zu ihm eilen, doch eine andere Kraft verhinderte, dass er seine Beine bewegen konnte.
„Wie ärgerlich.“, meinte Grindelwald völlig teilnahmslos und betrachtete interessiert seine Hand. Mit der anderen ließ er Snapes Körper mehrmals schnell hintereinander auf den Boden klatschen.
„Hören sie auf!“, brüllte Harry, doch sein Gegenüber fuhr weiter fort den Körper seines Opfers durch die Luft zu schleudern. Blut tropfte von Snapes Kopf herab. Verzweifelt bückte sich Harry nach dem Schwert und hielt es Grindelwald an die Kehle. Erst jetzt nahm der Schwarzmagier Notiz von ihm.
„Ja tu es.“ Er ließ den reglosen Körper von Severus zu ihm gleiten. Seine Hand hatte sich zu einer Kralle geformt. Eine unsichtbare Faust schien den Brustkorb von Snape zu zerdrücken.
„Ich werde sie nicht töten, nur so verletzen, dass sie niemandem mehr Schaden zufügen können.“, sagte Harry leise, aber überdeutlich. Sein Gegenüber grinste nur böse. Ron machte einen Schritt auf Grindelwald zu, doch dieser fegte ihn mit einer lässigen Handbewegung von den Füssen. Harry biss die Lippen zu einem weißen blutleeren Strich zusammen und holte zum Schlag aus. Er hatte auf die Beine seines Gegners gezielt, doch verharrte sein Arm mitten im Hieb. Verblüfft starrte er den Schwarzmagier an, der nun vor ihm stand, die linke Hand zur Kralle verkrümmt, die andere mit der Handfläche nach außen weisend zu ihm zugewendet.
„Nicht doch Harry, wenn wollen wir es auch richtig machen.“, sprach Grindelwald tadelnd und schüttelte den Kopf. Mit einer rasend schnellen Bewegung warf er sich nach vorne. Harry versuchte zurückzuweichen, doch es war zu spät. Er spürte, wie das blanke Metall das Gewand des Schwarzmagiers durchstieß und sich tief in seine Brust bohrte. Unfähig sich zu bewegen starrte Harry in das noch immer grinsende Gesicht von Grindelwald. Seine Augen flackerten, verloren ihren Glanz und verloschen dann ganz. Mit einem letzten Atemzug fiel er vorne über und begrub die Klinge unter sich. Eine große Blutlache bildete sich unter seinem Körper. Entgeistert blickte Harry auf den toten Schwarzmagier herab. Seine Gestalt begann zu flackern, als wäre sie gar nicht wirklich real. Ein heller, silberner Nebel löste sich aus seinem Körper, der entfernt die Gestalt eines Menschen hatte. Helles Licht ging von ihr aus. Es war ein wunderschöner Anblick, aber eine eisige Kälte ging von der silbernen Geistergestalt aus, die nun langsam zum Sarg herüber glitt. Sie hinterließ einen Schweiß aus Myriaden winziger Funken, die sich langsam zu Boden senkten. Eine dünne Eisschicht bedeckte Wände, Decke und den Fels unter ihren Füssen. Die Gestalt glitt in den Sarg hinein. Das Licht verblasste, jedoch nicht vollständig. Ein sanftes Glühen blieb zurück, das, so schwach es auch nur war, allem eine strahlende Schönheit verlieh.
„Wow.“, hauchte Hermine. Vor ihrem Mund bildeten sich winzige Dampfwölkchen. Harry starrte nur entgeistert auf den Toten Körper, der zu seinen Füssen lag. Die Züge von Grindelwald schienen auseinander zu fließen, wie Wachs, das in der Hitze einer Kerzenflamme schmolz. Sein Haar wurde kürzer, seine Haut gelblich und teigig. Selbst die Augen veränderten sich. Ihr kaltes Blau wich einem matschigen Braunton. Harry konnte nicht fassen was er sah.
„Barty Crouch Junior!“, rief Charlie, der näher herangetreten war.
Jetzt erkannte auch Harry ihn. Das letzte Mal hatte er ihn in Moodys Büro gesehen, wie er sich zurück verwandelte, nachdem er ein Jahr vorgetäuscht hatte, er sei Alastor Madeye Moody. Später wurde gesagt, dass ein Dementor ihn seinen Kuss gegeben hatte. Grindelwalds körperlose Form der Existenz musste dann von ihm Besitz ergriffen haben.
„Das Schicksal kann Grausam sein.“, meinte Harry. „Erst wird einem die Seele aus dem Körper gesaugt und dann wird man zu einem willenlosen Werkzeug gemacht.“
„Ist ja rührend, wie ihr um den armen Kerl trauert.“, schnarrte eine wohlbekannte Stimme. Die kleine Gruppe fuhr herum. Snape, der verkrümmt am Boden lag, ließ ein leises Stöhnen hören. Grindelwald erhob sich gerade aus dem Sarkophag. Er betrachtete seine Glieder, als würde er sich erst jetzt wieder erinnern, wie sie zu gebrauchen waren. „Schön wieder in seinem eigenen Körper Zuhause zu sein.“ Mit einer schnellen, kraftvollen aber dennoch eleganten Bewegung schwang er seine Beine aus dem Sarg und erhob sich zu seiner vollen Größe. „Ich danke dir Harry, obwohl es ja eigentlich mein Genie war, das dich hier herunter geführt hat.“
„Gern geschehen.“, sagte Harry kalt.
„Wieso so unfreundlich? Aber auch egal. Ihr habt euren Zweck erfüllt.“, zischte der Schwarzmagier. Der Stoff seines Gewandes raschelte, als er sich mit eleganten Bewegungen auf sie zu schritt. Beinahe schien es, als würden seine Füsse gar nicht richtig den Boden berühren. „Harry, es steht dir nun frei deinen Widersacher zu vernichten. Er hält sich in Hogwarts auf, oder besser gesagt wird er bald dort eintreffen.“
„Woher wissen sie das?“, fragte Ron, dessen Stimme leicht zitterte.
Grindelwald würdigte ihn keines Blickes. „Ich verabschiede mich nun hiermit und werde mich wichtigeren Gegenständen meines Interesses widmen. Bete, dass wir und niemals wieder begegnen. Verschwinde und nimm diese anderen Kreaturen mit.“, sprach der Schwarzmagier gelangweilt und machte eine Handbewegung. Die unterirdische Grabkammer verblasste. Es war fast wie apparieren, nur, dass Harry nicht das Gefühl hatte sich zu bewegen. Statt dessen war es, als würde eine Realität durch eine andere ausgetauscht.
Sie standen wieder am Ufer des Schwarzen Sees. Die tiefen, trüben Wasser plätscherten gegen die Felsen am Ufer und die Weiden ließen immer noch ihre Zweige ins Wasser baumeln. Ein Blick in die Gesichter seiner Freunde sagte ihm, dass es noch lange dauern würde, bis sie die Ereignisse verstanden und verdaut haben würden. Zunächst lenkte aber Snape ihre Aufmerksamkeit auch sich, denn er versuchte stöhnend auf die Beine zu kommen. Keiner von ihnen machte Anstalten ihm zu helfen, bis Hermine schließlich ihrem ehemaligen Lehrer unter die Arme griff. Er sah schlimm aus, mehr tot als lebendig. Eine Platzwunde zog sich quer über seine Stirn und ihm fehlten einige Zähne im Mund.
„Was haben wir getan?“, murmelte er und strauchelte, fand aber sein Gleichgewicht wieder.
„Ich hab keine Ahnung.“, meinte Charlie, der nach seinem Zauberstab tastete.
Snape wollte dazu ansetzen etwas zu erwidern, doch schallten Rufe zu ihnen herüber. Harry drehte sich um und erkannte Arthur, der mit ausgreifenden Schritten zu ihnen herüber gerannt kam. Neben ihm lief Kingsley, Tonks und Lupin, die ihnen zuwinkten. Snape verdrehte die Augen, beließ es aber dabei sich abzuwenden.
„Das seid ihr ja.“, keuchte Arthur atemlos.
„Ja, der Horkrux ist vernichtet, jetzt...“, begann Harry, aber wurde von Lupin unterbrochen.
„Das erklärt alles.“
Harry sah ihn fragend an.
„Voldemort scheint den Verstand verloren zu haben. Vor ungefähr einer Stunde tauchte plötzlich er und alle seine Todesser in Hogsmeade auf. Er hat das Dorf komplett verwüstet und jeden, der nicht rechtzeitig fliehen konnte getötet. Nachdem er keinen Stein auf dem anderen gelassen hatte besetzte er Hogwarts.“, erklärte Kingsley. Hermine starrte ihn entgeistert an.
Harry blickte in die Richtung, in der das Dorf liegen musste. Einige schmale Rauchsäulen wanden sich in den Himmel, der dort eine schmutzig braune Farbe angenommen hatte. Er wusste, dass Voldemort sich absichtlich zum letzten Gefecht gestellt hatte. Kein Versteckspiel mehr. Zug um Zug waren sie wie Schachfiguren vorgerückt, doch nun sah sich Voldemort in die Ecke gedrängt. Es gab nur noch eine Frage: Was war jeder von ihnen breit zu Opfern, um das grausame Spiel zu gewinnen. Harry drehte sich um und blickte zum Schloss hinüber. Irgendwo dort wartete Voldemort auf ihn.
„Dies ist also der Tag der Entscheidung.“, sprach Harry ruhig, beinahe gelassen.
„Es sieht so aus.“, bestätigte Kingsley.
„Der Rest vom Orden des Phönix wartet am äußeren Tor von Hogwarts.“, meinte Tonks lächelnd.
„Mal sehen, wie viele heute wohl diesen Ort lebend verlassen werden.“, schnarrte Snape, der die ganze Zeit geschwiegen hatte. Nur sein Blick, den er jedem von ihnen zuwarf, hatte seine Gefühle deutlich gemacht.
„Severus, wie aufmunternd kann ein Mensch nur sein.“, erwiderte Arthur ärgerlich. Snape zuckte nur mit den Achseln.
Das Tor hing immer noch verbogen in seinen Angeln, als Harry die Außenmauer von Hogwarts erreichte. Er blickte in die Gesichter der kleinen Gruppe von Hexen und Zauberern, die sich davor eingefunden hatten. Unglauben mischte sich mit Angst, aber auch Entschlossenheit. Langsam versank die Sonne hinter den Bergen und vergoldete die Dächer des Schlosses. Der Himmel färbte sich in einem tiefen Rot, das langsam in ein Violett überging. Der Wind brachte Brandgeruch aus dem Tal mit. Hogsmeade, dachte Harry. Egal wer heute gewann, es war viel zu viel Schönes in diesem Krieg zerstört worden. Es würde lange dauern, bis die Wunden, die er gerissen hatte, wieder verheilt sein würden.
„Wie viele Todesser hatte er bei sich?“, fragte Snape plötzlich. Viele feindselige Blicke wurden auf ihn abgeschossen, doch jeder schien zu wissen, dass er auf ihrer Seite stand. Wohl eher auf seiner Eigenen, dachte Harry, nur im Moment war es auch die ihre.
„Alle.“, antwortete Marcus knapp. „Um die Fünfzig.“
„Sie sind uns drei zu eins überlegen.“, stellte Severus nüchtern fest. „Keine gute Voraussetzung. Ich hoffe der Orden ist so stark, wie es immer behauptet wird.“
„Halt die Klappe Severus!“, knurrte Kingsley.
„Ich sage nur, was hier alle denken.“, schnarrte der ehemalige Todesser.
„Lasst es gut sein.“, mischte sich Harry ein. „Die Todesser sind uns an Zahl überlegen, doch sie sind nur halb so stark wie wir. Sie folgen Voldemort aus Angst, nicht freiwillig und aus dem Wunsch heraus etwas zu verändern wie ihr. Wir sind alle zusammen weiter gekommen, als je jemand zu hoffen gewagt hat. Also lasst uns...“
„Reingehen und dem Typ in seinen alten verrunzelten Arsch treten.“, sagten zwei Stimmen gleichzeitig. Harry drehte sich um und erkannte Fred und George, die hinter einem Baum hervor guckten.
„Fred, George?“, fragte Arthur erstaunt, als seine beiden Söhne locker auf sie zukamen.
„Ja klar, wer könnte es sonst sein?“, entgegnete Fred. „Aber wir müssen schon sagen, dass ihr diese Party ohne uns schmeißen wollt ist doch echt empörend!“
„Woher wisst ihr eigentlich, dass wir hier sind?“, wollte Tonks wissen.
„Ich glaube euch ist etwas wichtiges entgangen. Wir sind Fred und George.“, antworteten die Zwillinge wie aus einem Mund.
„Aso ja, das erklärt alles.“, meinte Lupin lachend, wurde aber sofort wieder ernst. „Ihr wisst, dass das hier kein Spiel ist, oder?“
„Klaro. Deswegen haben wir ja noch welche mitgebracht!“ Hinter den beiden tauchten Dean, Seamus, Luna, Cho und fast der ganze Rest der guten alten DA auf. Harry wollte seinen Augen nicht trauen.
„Harry, du hast doch wohl nicht wirklich geglaubt, wir hätten dich vergessen, oder?“, fragte Seamus und klopfte ihm auf die Schulter.
Harry wollte seinen Augen nicht trauen, als er all jene sah, mit denen er seine Schulzeit verbracht hatte. Nun standen sie wieder hier am Tag der Entscheidung. Er war ihnen unendlich dankbar und stolz darauf, dass sie so loyal zu ihm standen. „Wow, ich weiß nicht was ich sagen soll.“, stotterte Harry.
„Musst nichts sagen, nur wann es los geht. Wie in alten Zeiten.“, meinte Dean.
„Wie in alten Zeiten!“, rief Harry begeistert.
„Hört mal zu!“, wandte sich Kingsley an die DA. „Ihr seid keine ausgebildeten Auroren. Es ist ein Risiko, das ihr nicht kalkulieren könnt. Keiner kann das. Es ist möglich, dass keiner von uns zurückkehrt.“
„Kenn ich das nicht irgendwoher?“, fragte Seamus in die Runde. „Ich weiß ja nicht, aber ich glaube das war beim Angriff der Todesser auf Hogwarts ähnlich.“ Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
„Harry ist unser Freund und wir versuchen ihm zu helfen. Außerdem zählt jeder Zauberstab.“, wandte Cho ein, worauf alle anderen eifrig nickten.
„Ja wir brauchen jeden Zauberstab.“, bestätigte Snape, der sich leise mit McGonagall beraten hatte.
„Ja worauf warten wir dann noch?“, fragte Ron.
„Darauf, dass wir einen Weg finden möglichst unerkannt ins Schloss zu kommen. Einen Frontalangriff können wir nicht riskieren, wenn wir Kinder wie dich dabei haben!“, zischte der ehemalige Todesser. Fred und George sahen sich an und begannen lauthals zu lachen. Auch Harry grinste in sich hinein.
„Abteilung kehrt, wir benutzen einen Geheimgang!“, rief Fred lachend.
Die Ruine vom Honigtopf lag vor ihnen, als bereits die ersten Sterne am Himmel erschienen. Sie lugten durch Löcher in der grauen Wolkendecke zu ihnen herunter, als wollten sie sich vor ihren Augen verbergen. Brandgeruch lag in der Luft und vereinzelt schwelten noch einige Brände. Schnell waren die Balken vom Treppenabgang weggeräumt. Glut hatte sich hier und da noch eingenistet. Die Hitze des Feuers war noch deutlich zu spüren, als die Gruppe in den Keller hinab schritt. Die Vorräte, die hier gelagert hatten waren alle restlos von den Flammen verzehrt worden. Eine braune Karamelschicht war aus einigen Dosen gelaufen, die in der Hitze aufgeplatzt waren. Mit einiger Trauer dachte Harry daran, wie gerne er im Honigtopf seine Hogsmeade Aufenthalte verbracht hatte.
„Hier ist es.“, hörte Harry Fred sagen, der gerade die Steinplatte wegräumte, die den Geheimgang verschloss.
„Mr Weasley, jetzt ist mir klar, wie sie immer an neue Vorräte von Scherzartikeln aus dem Zonko-Sortiment gekommen sind.“, erklärte McGonagall. Fred und George grinsten sich nur an, bevor sie im dunklen Gang verschwanden. Selbst hier unten war die Luft noch warm. Das Feuer musste mit grausamer Kraft gewütet haben. Schnell und schweigend eilte die Gruppe durch den Geheimgang zum Schloss. Das Licht ihrer Zauberstäbe ließ ihre Schatten an den Wänden tanzen. Die Sekunden schienen sich zu Stunden zu dehnen, in denen sie geduckt durch die geheime Passage rannten. Schließlich erreichten sie die Treppe, die in den Mauern von Hogwarts zum Korridor mit der Statue der buckligen Hexe führte. Harry biss sich auf die Lippen, als er merkte wie laut die Schritte auf der alten, ausgetretenen Treppe widerhallten. Es klang, als würde eine ganze Armee über die Stufen poltern. Das Ende der Treppe kam so plötzlich, dass Harry fast in Fred gerannt wäre, der vor der Statue stehengeblieben war.
„Stop!“, zischte Harry, als es einiges Gerangel gab, da es nicht weiterging. Sofort wurde es gespenstisch ruhig. In der Stille meinte Harry sein herz wie eine Pauke hämmern zu hören. Selbst die leisen Atemzüge seiner Begleiter klangen unnatürlich laut. Im ersten Moment konnte Harry nicht sagen, ob die Schritte seiner Einbildung entsprangen, oder tatsächlich jemand den Gang herunter kam. Dann vernahm er ganz deutlich ein leises Pochen von Stiefelsohlen auf Stein. Er war nicht der einzige, dem das aufgefallen war. Ron, der hinter ihm stand hob seinen Zauberstab höher. Die Schritte wurden lauter, bis sie direkt vor der Statue waren. Etwas knirschte grauenvoll laut, dann strahlte kurz rotes Licht auf. Etwas weiches und schweres fiel mit einem dumpfen Laut auf den Boden.
„Ich hoffe er hat sich weh getan.“, flüsterte George. Harry kletterte hinter Fred aus der Statue, die zur Seite geklappt war. Der Vertraute Geruch nach Stein, Holz und den alten Wandteppichen, einfach nach Hogwarts, stieg Harry in die Nase. Er hatte ihn vermisst.
„Hoffentlich hat uns niemand gehört.“, murmelte Lupin, der ächzend aus dem Geheimgang kletterte. „Ich habe diesen Weg schon Jahrzehnte nicht mehr benutzt.“
„Kein Licht von Zauberstäben und seid bei Merlin leise!“, zischte Kingsley.
Sie nickten nur und schlichen dann den Gang hinunter bis ins Treppenhaus. Es lag Dunkel und verlassen vor ihnen. Kein Schimmer von Licht, gar nichts, was auf die Todesser hinwies. Die Zauberstäbe fest in der Hand schlichen sie sich Stufe um Stufe hinunter. Der Mond kam hinter einer Wolke hervor und durch die Fenster traf ein Strahl helles silbernes Licht eine Tür, die auf der Galerie gegenüber lag. Sie stand einen Spalt breit offen. Harry meinte kurz etwas zu sehen, was sich hindurch schlängelte. Wie angewurzelt blieb er stehen. Hermine, die neben ihm die Treppe hinunter schlich sah ihn fragend an. Gerade, als er auf die Tür deuten wollte, schob sich erneut eine Wolke vor den Mond. Harry lauschte in sich hinein. War dort wirklich etwas gewesen, oder hatten seine strapazierten Nerven ihm eine Bewegung vorgegaukelt, die es nicht gegeben hatte. Es war etwas schlängelndes, gleitendes gewesen. Ein Räuber, der sich von hinten an sein ahnungsloses Opfer heran schlich. Er starrte auf die offene Tür, als könnten seine Blicke sie durchdringen.
Plötzlich sah er die Welt wie durch einen Nebel hindurch. Alle Farben waren wie ausgelöscht, es gab nur noch einen grauen Schleier, der sich über die ganze Schöpfung gesenkt hatte. Durch ihn hindurch sah er sich selbst auf der Treppe stehen. Durch den Spalt der Türe konnte Harry gerade noch sehen, wie Ron an ihm vorbei schlich, dann kippte das Bild und er war wieder er selbst.
„Verdammt.“, zischte Harry und sprang gleich zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf. „Zurück! Er weiß wo wir sind.“ Alle Blicke ruckten zu ihm herüber. Harry war wieder oben auf der Treppe, als neben ihm eine Tür aufflog. Er sprang zur Seite und entging dem Fluch, der gerade dort, wo er vor einer Sekunde noch gestanden hatte, einen Wandteppich in Brand setzte. Eine Gestalt in einer schwarzen Robe wurde gerade von einem Schockzauber zurückgeschleudert, als schon eine zweite auftauchte.
„Silvenus!“, donnerte Harry. Die Dunkelheit wich einem goldenen Licht. Die Reaktion des Todessers kam eine Millisekunde zu spät. Der Blitz traf ihn mitten in die Brust und schleuderte ihn durch eine Tür hindurch, die in einem Hagel aus spitzen Splittern zerbarst. Schritte wurden nun auf der Treppe laut. Viele Schritte.
„Schnell, in den anderen Gang!“, rief Kingsley. Sein Gesicht wirkte in dem flackernden Feuerschein, der von dem brennenden Wandteppich ausging gespenstisch. Harry hörte nicht auf ihn, sondern rannte zu der offenen Tür hinüber. Dort war Nagini. Voldemort musste sie als Späherin voraus geschickt haben und seine Rechnung war aufgegangen. Harry sprengte die Türe mit der Schulter auf. Das Klassenzimmer lag dunkel vor ihm, nur etwas erhellt von dem matten Licht, das durch die schmutzigen Fenster fiel. Er hörte nur das pochen seines eigenen Herzens, keinen anderen Laut, der auf ein lebendes Wesen hindeutete. Langsam und leise schloss er die Tür hinter sich. Das Klicken, mit das Schloss einrastete erklang dennoch wie ein Pistolenschuss.
„Wo bist du?“, fragte Harry auf Parsel. Natürlich bekam er keine Antwort, nur ein kalter Luftzug streifte sein Gesicht. Eines der Fenster klapperte leise im Wind. Vorsichtig ging er hinüber. Sein Gefühl sagte ihm jedoch, dass Nagini nicht durch dieses Fenster verschwunden war. Sie war noch immer hier. Der Mond schickte wieder sein bleiches Licht in das Zimmer. Die Tische und Stühle sahen aus, als wären sie mit Silber überzogen. Etwas bewegte sich an der Decke. Ein Schatten, der lebendig wurde, als die Dunkelheit ihm keinen Schutz mehr bieten konnte. Eine Wolke schob sich wieder vor den Mond, bevor Harry sicher sein konnte wirklich etwas gesehen zu haben.
Plötzlich ertönten Schritte vor der Tür. Schnelle Stiefeltritte, die sich rasch näherten. Jemand rief etwas, doch Harry konnte die Worte nicht verstehen. Er ließ seine Hand über das kalte Holz eines Tisches gleiten. Sie war noch hier, er spürte es. Ihre Präsenz hatte etwas bedrohliches. Die Versuchung war groß seinen Zauberstab aufflammen zu lassen, doch genau so gut hätte er Voldemort gleich verraten können, wo er war, wenn er es nicht schon längst wusste. Ein Gleiten an der Decke, wie von harten Schuppen, die über Mauerwerk glitten. Harrys Kopf ruckte herum. Nichts, dann das gleiche Geräusch auf der anderen Seite. Er rief sich selbst zur Ruhe. Mit gesenkten Zauberstab und geschlossenen Augen stand er nun im dunklen Klassenzimmer. Seine anderen Sinne arbeiteten nun mit ungeahnter Schärfe. Es war, als würde er Naginis Herz schlagen hören, jedes Reiben ihrer Schuppen und das rauschende Blut in ihren Adern. Er ließ sich fallen, wurde eins mit seiner Umgebung.
Dann sah Harry wieder durch die Augen der Schlange und gleichzeitig durch die Voldemorts. Sie war hinter ihm, hatte sich an ihn herangeschlichen, richtete sich auf, öffnete ihre gewaltigen Kiefer, bereit zum letzten, vernichtenden Stoß. Harry spürte Voldemorts Gegenwart, aber er nicht die seine. Immer weiter pirschte sich Nagini heran. Ihr Körper fühlte sich geschmeidig und kraftvoll an.
Harry öffnete seine eigenen Augen, drehte sich um und blickte in die schmalen Schlangenaugen von Nagini. Er spürte, wieviel Qual es diesem Geschöpf bereitete Voldemort in sich zu beherbergen. Kein lebendes Wesen hatte etwas derartiges verdient. Harry sah ihre Zunge, die über ihre spitzen Giftzähne glitt und hörte das leise Zischen, das aus ihrer Kehle drang. Sie war nie mehr als eine Waffe in Voldemorts Händen gewesen. Ihre Augen baten um Erlösung. Harry hob seinen Zauberstab. Nagini stieß zu, doch sie hatte nicht die Absicht ihn zu verletzen. Es war nur ein letztes aufbegehren von Voldemort in ihr, der wieder drohte aus ihren Augen zu brechen. Harry hatte noch nie den Todesfluch eingesetzt um ein lebendes Wesen zu töten, doch nun wusste er, dass die Zeit gekommen war.
„Es tut mir Leid.“, sprach Harry auf Parsel, doch er wusste, dass die Schlange es schon längst gespürt hatte. Das unheimliche Glühen in ihren Augen, das vom wütenden Toben von Voldemort in ihr stammte, wurde noch einen Moment stärker. „Avada Kedavra!“, sagte Harry die todbringenden Worte. Das grüne Leuchten dauerte nur einen Moment an, aber er spürte, wie die Erinnerung an jenen Tag vor knapp 18 Jahren zurückkehrte. Seine Narbe kribbelte, als er selbst den Fluch einsetzte mit der Absicht ein lebendes Wesen zu töten. Nagini rollte sich, ein letztes Mal zuckend, vor Harrys Füssen zusammen. Aus ihren schmalen Augenschlitzen sprach jetzt kein Leid und kein fremder Geist mehr. Sie sahen jetzt aus wie zwei stumpfe schwarze Steine. Im nächsten Augenblick explodierte ein scharfer Schmerz in Harrys Narbe. Er sank auf die Knie, eine Hand gegen seine Stirn gepresst.
„Nein!“, flüsterte Harry und kam wieder auf die Beine. Er hatte die Botschaft Voldemorts verstanden. Jetzt würde die letzte Schlacht geschlagen, aber seine Freunde waren unbeteiligte, die wegen ihm in Gefahr waren. Harry erreichte die Türe und riss sie auf. Die beiden Todesser lagen noch am gleichen Platz, an dem die Flüche sie erwischt hatten. In einiger Entfernung hörte er gedämpfte Rufe und Schreie. Seine Schritte beschleunigten sich automatisch, bis er weit ausgreifend den Gang entlang rannte. Harry wurde klar, dass er viel zu viel Zeit verschwendet hatte, doch ein Gedanke wiederholte sich unentwegt in seinem Geist. Er ist nun sterblich! Plötzlich blieb sein Fuss an einem schwarzen, weichen Gegenstand hängen. Der Boden schoss auf ihn zu. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm sich abzurollen, doch sein Zauberstab entglitt seinen Fingern und verschwand klappernd in der Dunkelheit. Schnell rappelte er sich wieder auf. Ein Todesser lag quer im Gang. Die weiße Maske war ihm vom Gesicht gerutscht. Mit Schrecken erkannte Harry, wie seine Augen leblos zur Decke starrten. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich mit seinen Händen in eine nasse klebende Lache gestützt hatte. Angeekelt betrachtete er seine Finger, die nass glänzten. Ein leichter Geruch nach Kupfer stieg ihm in die Nase. Harry unterdrückte einen Brechreiz und suchte nach dem Zauberstab. In den Schatten unter der Fensterreihe war nicht das geringste zu erkennen.
„Lumos.“, flüsterte Harry und die Spitze des Stabes begann leicht zu glühen. Sie beleuchtete ein paar schwarze Stiefel, die direkt davor standen. Erschrocken blickte Harry auf. In der Dunkelheit zwischen den Fenstern stand eine schwarz gekleidete Gestalt, die sich nun nach dem Zauberstab bückte. Kurz beschien das Licht bleiche Haut, die von fettigen Haaren bedeckt wurde. Langsam wich Harry einige Schritte zurück.
„Das ist mein Zauberstab.“, schnarrte die Stimme von Severus Snape.
„Snape?“, fragte Harry verwirrt.
„Dumme Fragen waren schon immer dein Talent Potter.“, sagte sein ehemaliger Lehrer.
„Auf welcher Seite stehen sie?“, fragte Harry vorsichtig, während er sich fieberhaft nach einem Fluchtweg umblickte.
„Wenn ich dich töten wollte, dann hätte ich es schon längst getan.“, meinte Snape kalt und warf Harry seinen Zauberstab zu. „Hier Potter und jetzt bringe es Zuende.“ Verwirrt sah Harry ehemaligen Todesser an. „Wir kennen uns schon seit sieben Jahren, aber du hast immer noch nichts gelernt. Ich habe noch nicht vergessen, dass dein Vater mich einst rettete. Aber denk daran, jetzt ist unsere Rechnung endgültig beglichen.“
„Danke.“, erwiderte Harry knapp.
„Bitte.“, bellte Snape mit einer Art höhnischen Lachens in der Stimme. „Geh in die Kammer des Schreckens, dort wartet er auf dich.“
„Was!?“, keuchte Harry. „Woher wissen sie das?“
„Von dem, über den du gestolpert bist.“, erklärte Snape leicht gelangweilt.
„Sie haben ihn umgebracht?“
„Ja, solltest du auch mal probieren, könnte dir gefallen.“, meinte der ehemalige Todesser. „Ich verschwinde jetzt, bis sich die Wogen dieser Nacht wieder geglättet haben, egal wies es ausgeht.“ Nach diesen Worten verschwand Severus Snape wieder in der Dunkelheit. Nach wenigen Metern waren seine Schritte verklungen. Er war wieder zu dem geworden, was er lange Zeit seines Lebens gewesen war. Ein Schatten, der auf keiner Seite stand, aber dennoch immer überall seine Finger im Spiel hatte.
Einen Moment noch stand Harry regungslos im Gang, dann rannte er so schnell er konnte zur Treppe, die ihn zu der Mädchentoilette führte, in der die Maulende Myrte wohnte. Die Rufe und Schreie wurde lauter, je weiter er lief. Als er um eine Biegung schlitterte prallte er gegen irgend etwas schwarzes und wurde zu Boden gerissen. Ein Schockzauber flog an seiner Schulter vorbei und fällte den Todesser, der verzweifelt versucht hatte seinen Halt wiederzufinden. Ein anderer tauchte in Harrys Blickfeld auf, der aber damit beschäftigt war die Flüche, die Hermine, Kingsley und Ron auf ihn schleuderten abzuwehren.
„Harry schnell komm her!“, rief ihm Hermine zu. Sofort war er wieder auf den Beinen, während um ihn herum Zaubersprüche in Wände und Boden schlugen. Er gestattete sich erst wieder zu atmen, als er schlitternd neben Kingsley Deckung fand.
„Hast verdammtes Glück gehabt. Wo hast du gesteckt?“, fragte ihn der Auror.
„War mit Nagini beschäftigt.“, erklärte Harry und zog den Kopf ein, um einem Schockzauber zu entgehen. „Wo sind die anderen?“
„Keine Ahnung! Wir wurden getrennt, die Todesser sind einfach zu viele!“, rief Kingsley über das Klirren von Fensterscheiben hinweg.
„Ich muss in das Mädchenklo, es ist wichtig!“, schrie Harry, als die Mauer erzitterte, als hätte ein Riese seinen Hammer darauf krachen lassen. Der Auror blickte ihn verwundert an, nickte dann aber. Er schleuderte den Todesser, die sich immer näher zu ihnen heran arbeiteten, einige Flüche entgegen und zog sich weiter zurück. Harry schätzte, dass es bis zum Mädchenklo noch ungefähr zwanzig Meter waren.
„Harry, eh zu Hermine und Ron. Wartet auf mein Zeichen und dann rennt!“ Eine solche Entschlossenheit schwang in Kingsley Stimme mit, dass Harry einfach nur nickte und geduckt zu seinen Freunden hinüber rannte.
„Harry, ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist. Du warst auf einmal weg!“, sagte Hermine und drückte ihn kurz. Harry lächelte kurz, bevor sein Blick zum Auror herüber glitt, der kurz etwas murmelte. Im nächsten Augenblick zischte ein blauer Strahl gegen die Decke. Ein Krachen und Mahlen, das den ganzen Gang erzittern ließ, folgte, bevor ein ganzer Teil der Decke einstürzte.
„Los, rennt, ich bleibe hier und halte sie auf!“, schrie Kingsley.
Keine Minute später riß Harry die Tür zur Mädchentoilette auf. Der Eingang zur Kammer des Schreckens stand offen. Hermine und Ron blickten sich entgeistert an. Harry konnte sich noch deutlich an die Ereignisse jenes Schuljahres erinnern, in denen der Erbe Slytherins versucht hatte die Schule von alles Schülern zu säubern, die nicht reinen Blutes waren. In den tiefen dieser Kammer war er schließlich auf den jungen Tom Riddle gestoßen, der geplant hatte mit Ginnys Lebenskraft wieder in der Welt enfesselt zu werden.
„Er ist also in der Kammer.“, flüsterte Hermine, wie in unserem zweiten Jahr.
„Ja, das ist er.“, bestätigte Harry, der an den Rand des Eingangs getreten war. Jetzt, wo es soweit war und er nur noch einen Schritt davon entfernt war seinem Schicksal zu begegnen verspürte Harry eine lähmende Furcht. Er hätte nichts lieber getan als sich einfach umzudrehen und wegzulaufen, soweit er konnte.
„Harry, du musst das nicht tun.“, sprach Hermine sanft. Sie hatte wohl seine Gedanken erraten.
„Doch, ich muss, aber ich hab Angst.“, gestand er.
„Klar Mann, wärst ja auch dumm, wenn du keine hättest.“, meinte Ron, der neben ihn getreten war. „Was immer passiert Alter, wir sind hinter dir.“
„Danke.“, erwiderte Harry, der die Tränen zurückhalten musste. Bevor er es sich anders überlegen konnte tat er einen Schritt nach vorne.
Es kam ihm vor, als wäre es erst gestern gewesen, als er diesen Weg beschritten hatte. Hier unten schien Zeit eine andere Bedeutung zu haben. Die drei gingen vorbei an dem zum Teil weggeräumten Einsturz der Höhlendecke und den alten Häuten des Basilisken. Immer noch erfüllten die gewaltigen abgestreiften Schuppen Harry mit Ehrfurcht vor der Kreatur, die hier unten Jahrhunderte gehaust hatte. In den vergangenen Jahren musste Wasser in die Grotte gelaufen sein, denn es hatten sich große Pfützen gebildet, deren Wasser ölig glänzte. Ein widerwärtiger Geruch, wie verwesendes Fleisch stach ihnen in die Nase. Es war fast so, als würde dieser ganze Ort sterben, seit seine Magie erloschen war. Die Spuren von schweren Stiefeln führten sie immer weiter hinein in die Kammer.
Unvermittelt stand Harry wieder vor dem Tor der Kammer. Es stand weit offen, als würde es sie willkommen halten. Langsam schritt er darauf zu, gefolgt von Hermine und Ron. Kalte Luft strömte ihnen entgegen, die nach Wasser roch. Mit einiger Überwindung setzte Harry seinen Fuss über die Schwelle. Es kam ihm plötzlich so vor, als würden Tonnenlasten ihn herunter drücken. Hinter ihm wollte gerade Ron durch die Pforte treten, als sich das Tor wieder schloss. Gerade noch rechtzeitig zog Ron seinen Arm wieder zurück, damit er nicht zerquetscht wurde. Von der anderen Seite konnte Harry die Stimmen seiner Freunde hören, aber sie drangen nur dumpf zu ihm herüber, so dass er sie nicht verstehen konnte. Verzweifelt versuchte er das Tor mit Parsel wieder zu öffnen, doch es rührte sich nicht. Es lag unverändert fest in seiner Tausend Jahre alten Verankerung. Mutlos ließ sich Harry an der kalten Wand herunter sinken, als sein Blick nach vorne fiel.
„Nein!“, flüsterte er. Vor der riesigen grauen Steinstatue Salazar Slytherins lag die reglose Gestalt Ginnys, exakt wie vor fünf Jahren. Harry schloss kurz die Augen und kratzte das letzte bisschen Mut zusammen. War es wirklich möglich, dass sie noch lebte? Vorsichtig stand er auf und ging langsam den Weg zum Zentrum der Kammer entlang. Verkrümmt lag das Skelett des Basilisken vor der Statue. Harry biss die Kiefer zusammen, als er näher kam. Bis jetzt gab es keine Spur von Voldemort. Die Entfernung schien sich in der Ungewissheit, die ihn quälte, ins unendliche zu verlängern.
„Ginny.“, hauchte Harry, als er neben ihr niederkniete. Erleichterung überkam ihn wie eine riesige Woge, als er merkte, dass sich ihr Brustkorb in regelmäßigen Abständen hob und senkte. Tränen rannen über sein Gesicht, als er sie in die Arme schloss. Am liebsten hätte er sie nie wieder losgelassen, doch nach kurzer Zeit, die ihm wie die kostbarste in seinem Leben vorkam, legte er sie wieder behutsam auf den Boden und schüttelte sie sanft.
„Ginny, ich bin es, Harry, wach auf.“, flüsterte er in ihr Ohr, doch es kam keine Reaktion.
„Sie kann dich nicht hören.“, sprach eine kalte Stimme. Harry schoss in die Höhe, den Zauberstab erhoben. Aus den Schatten in einer Ecke der Kammer trat Voldemort. „Es ist schön, wenn man etwas verlorenes wiederfindet, nicht wahr Harry?“
„Was hast du mit ihr gemacht Tom?“, fragte Harry, während er jede Bewegung Voldemorts genau mit den Augen folgte.
„Sie ist mit einem Schlafzauber belegt. Ich hoffe sie hat süße Träume.“, erklärte Voldemort mit etwas, das wohl ein Lächeln sein sollte. Langsam kam er näher, eine große, in eine schwarze Robe gehüllte Gestalt mit glühenden roten Augen und schlangenhaften Zügen. „Es kommt einem hier alles so bekannt vor nicht wahr? Ein wahrhaft dramatisches Szenario. Der tapfere Harry Potter kommt hinab in die Kammer des Schreckens, um den bösen Lord Voldemort zu besiegen und hat auch noch die Möglichkeit seine große Liebe zu retten.“, sprach Voldemort mit zu Höhlendecke erhobenen Armen.
„Ja, indem ich dich töte.“, erwiderte Harry kalt.
„Aber nicht doch. Wir wissen doch beiden, dass du nicht die magischen Fähigkeiten besitzt mich zu schlagen, aber du kannst Ginny das Leben retten.“
Harry überlegte einen Moment. „Wie denn?“, fragte er schließlich, was Voldemort ein warmes Lächeln entlockte.
„Indem du deinen Zauberstab wegwirfst und dich ergibst. Ginny wird leben, sicher und glücklich sein. Es liegt bei dir. Ihr Leben liegt in deinen Händen. Wenn du mein Angebot nicht annimmst werdet ihr beide sterben.“, sagte Voldemort mit eiskalter, emotionsloser Stimme. Sie schien Harry wie ein Messer ins Herz zu schneiden.
„Du würdest sie nie gehen lassen und mich töten.“, antwortete Harry.
„Dumbledore hat dich Misstrauen gelehrt, sehr schön. Aber du bist alleine. Keiner deiner Freunde ist hier.“
„Nein, ich kann das Angebot nicht annehmen.“
„Dann wirst du jetzt zusehen, wie deine Freundin stirbt und diesmal wird es echt sein, keine Illusion, die ich dir vorgespielt habe.“ Harry stellte sich schützend vor Ginny, direkt vor Voldemort.
„Du wirst ihr kein Haar krümmen.“, sagte er schlicht. Sie standen sich gegenüber mit erhobenen Zauberstäben. Keiner von ihnen wagte anscheinend den ersten Schritt zu machen. In Harry arbeitete es. Voldemorts magisches Können überstieg das seine bei weitem, doch kam es darauf an? Die Kraft, die er nie hatte, hörte Harry Dumbledores Stimme in seinem Kopf. Das war also der Augenblick, auf den ihn der alte Zauberer all die Jahre vorbereitet hat.
„Erstaunlich, wie nahe Mut und Dummheit beieinander liegen.“, sprach Voldemort und machte einen schnellen Schlanker mit dem Zauberstab. Harrys Reaktion wäre auch zu spät gekommen, wenn er überhaupt die Chance gehabt hätte. Er spürte, wie er den Boden unter den Füssen verlor. Die Welt raste an ihm vorbei, bevor er schwer auf dem Boden aufschlug. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus den Lungen und er blieb einige Augenblicke benommen liegen.
„Wer nicht hören will muss fühlen!“, zischte Voldemort und richtete seinen Zauberstab auf Ginny.
„Nein!“, keuchte Harry und kam in einer fließenden Bewegung wieder auf die Beine, doch er spürte, dass er zu Spät kommen würde. Voldemort grinste ihn böse an.
„Avada Kedavra.“, sagte er beinahe zärtlich. Ein goldener Blitz schoss von der Seite heran. Fawkes breitete seine Schwingen schützend über Ginny, bevor sie der Fluch traf. In einer Flammenwolke, vor der Voldemort erschrocken zurückprallte, verging der Phönix, um aus seiner Asche neu geboren zu werden. Harry sprang über Ginnys reglosen Körper hinweg und stellte sich wieder vor Voldemort, der ihn aus zusammengekniffenen Augen anstarrte.
„Das war ja ein toller Trick.“, höhnte er.
„Ja, und ich bin nicht alleine, denn meine Freunde sind alle bei mir. Hier drinnen.“, sprach Harry und legte seine freie Hand auf sein Herz. Voldemort verzog angeekelt das Gesicht.
„Avada Kedavra!“, brüllte er. Harry wich aus und schleuderte ebenfalls einen Todesfluch auf Voldemort. Die grünen Flüche durchzuckten die Luft und zerschmetterten Bodenplatten, wie massiven Fels. Immer wieder entkam Harry dem todbringenden Zauber nur um Haaresbreite, während Voldemort schon immer zu wissen schien, wohin er zielen würde. Sein Gelächter füllte die ganze Kammer aus.
„Avada Kedavra!“, rief Harry im selben Augenblick wie sein Gegner. Die Flüche trafen sich in der Luft. Ein gleißender Ball aus reinem grünen Licht breitete sich in der Kammer aus. Harry kniff die Augen zusammen und warf sich auf den Boden. Er brauchte einige Sekunden, bis sich seine Sehkraft wenigstens ein wenig wieder erholt hatte. Voldemort stand in einiger Entfernung, das Gesicht im Schatten verborgen.
„In der Tat, man lernt nie aus. Ein interessanter Effekt.“, sprach er, als wäre dies im Moment das interessanteste, was es zu Beobachten gäbe. Harry richtete sich auf, bereit zu kämpfen, obwohl ihm klar wurde, dass dies wohl sein Ende sein würde.
„Na sieh mal einer an, er hat immer noch nicht genug.“, rief Voldemort als hätte er ihn jetzt erst entdeckt. Als Harry nicht erwiderte wirkte der Schwarzmagier leicht gekränkt. In ihm stieg leichte Panik auf. Wieder stellte er sich zwischen seinen Gegner und Ginny. Sie lag friedlich schlafend auf dem kalten Boden der Kammer, unbehelligt von ihrem Duell. Mit eisernem Willen versuchte Harry seine Panik niederzukämpfen. Er dachte an das, wofür er kämpfte. Wieder rasten Flüche auf ihn zu und seine Reaktionen wurden immer langsamer. Mit letzter Kraft warf er sich auf den Boden. Der Todesfluch versengte seine Haare und fuhr in die Wand. Steinsplitter regneten auf ihn herab. Als er wieder nach oben sah stand Voldemort direkt über ihm. Seine roten Augen blitzten höhnisch zu ihm herunter.
„Das war es dann wohl Potter.“, zischte der Schwarzmagier. Blitzschnell packte Harry den Zauberstab seines Gegners, doch reichte seine Kraft nicht aus den Arm zur Seite zu biegen. „Avada Kedavra.“, sagte Voldemort. Harry schloss die Augen. Was würde jetzt kommen? Wie fühlte es sich an zu sterben? Seine Hand fühlte sich an, als würde sie verbrennen. Harry schlug die Auen wieder auf. Die Welt war in grünes Licht getaucht, das aus Voldemorts Zauberstab strömte. Es floss durch seine Hand hindurch, die noch immer den Zauberstab seines Gegners umklammert hielt. Langsam stand Harry wieder auf. Voldemort blickte mit verzerrtem Gesicht auf die Hand, die den Stab hielt. Grüne Blitze zuckten in seinen Körper hinein. Fassungslos sah Harry, wie auch in seinen Körper Strahlen aus reinem grünen Licht flossen. Sie wurden zahlreiche rund zahlreicher, bis ein breiter Strom aus Energie in ihn hinein floss. Er spürte, wie seine Kraft wuchs, während Voldemort immer schwächer wurde. Sein Gegner schrie auf. Es war ein Schrei, wie ihn eigentlich kein irdisches Wesen ausstoßen konnte. Plötzlich war Harry wieder frei. Der Strom aus Energie versiegte, aber noch immer hatte er den Zauberstab in der Hand. Voldemort war einige Schritte zurückgewichen und in die Knie gegangen. Sein Blick wirkte verschleiert, als würde er gar nicht mehr wahrnehmen, was um ihn herum geschah.
Harry ließ den Zauberstab fallen, als hätte er sich verbrannt. Torkelnd wich auch er einige Schritte zurück, bis die Kälte des Steins durch seine Kleider drang.
„Potter, jetzt ist Schluss! Keine Spielchen mehr, nun stirbst du!“, schrie Voldemort. Seine Stimme klang dünn, wie die eines Greises. Er streckte seine Hand aus und der Zauberstab kehrte zu seinem Besitzer zurück. Langsam kam Voldemort näher, Schritt für Schritt, den Stab erhoben, bereit die todbringenden Worte zu sprechen. Kraftvoll stieß sich Harry von der Wand ab. Irgend etwas war mit ihm geschehen. Er spürte sich kräftiger als je zuvor in seinem Leben, als wäre etwas von Voldemorts Lebenskraft auf ihn übergegangen.
Jetzt, wo der Schwarzmagier näher herangekommen war erkannte Harry tiefe Furchen in seinem Gesicht und es hatte eine ungesunde gräuliche Farbe. Blanker Hass sprach aber aus seinen Augen, die mehr denn je in rotem Licht loderten. Es war als blicke man direkt in die Tiefen der Hölle hinab. Wieder hob Voldemort seine Zauberstab. Harry sprang zur Seite. Es war schon zu spät, als er bemerkte, dass es eine Finte gewesen war. Wie eine unsichtbare Klinge durchschnitt der Fluch die Luft und schlug Funken aus dem Stein, dann traf er Harrys Bein. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seinen ganzen Körper, als der Sectumsempra tief in sein Fleisch schnitt. Blut lief warm und klebrig an seiner Wade hinunter. Harry landete schreiend auf dem Boden, während Voldemort mit einem triumphierenden Lachen erneut den Zauberstab hob.
„Silvenus!“, schrie Harry verzweifelt. Mit ärgerlichem Gesichtsausdruck blockte Voldemort den Fluch ab.
„Avada Kedavra!“, brüllte der Schwarzmagier mit verzerrtem Gesicht.
Harry riss die Hände vor das Gesicht, als wolle er sich so schützen. Noch ein letztes Mal sah er alle seine Freunde vor ihm stehen, wie sie ihm zulächelten, seine Eltern, Ron, Hermine, Ginny, alle die ihm etwas bedeuteten. Er erwartete Schmerz oder ein bodenloses Loch, in das er stürzen würde, doch nichts von alledem geschah. Einen Moment später blickte er verwundert auf. Voldemort stand vor ihm und starrte außer sich vor Zorn auf den Strom aus grünem Licht, der Harrys Körper umfloss.
„Was bei den sieben Bärten des Merlin!“, brüllte er rasend vor Wut.
„Erstaunt?“, fragte Harry.
„Schnauze, ich kann dich auch anders fertig machen.“ erwiderte Voldemort. Mit einem schnellen Satz war er bei Harry, schlug ihm den Zauberstab aus der Hand und presste seine Hände auf seine Kehle. „Ich habe all die Jahre nur aus dem Grund existiert um dich sterben zu sehen. Diese Genugtuung lasse ich mir nicht nehmen.“
Seine Lungen fühlten sich an, als würden sie jeden Augenblick platzen. Verzweifelt schlug Harry nach dem Gesicht seines Peinigers, doch er schien diese Hiebe nicht einmal zu spüren. Seine Hände suchten den Boden ab nach etwas ab, dass ihm helfen konnte, doch er spürte nur kalten Stein und sein eigenes warmes Blut, dass aus seinem Bein lief. Langsam wurde es schwarz um Harry. Mit letzter Kraft versuchte er den Griff von Voldemorts Händen zu sprengen. Seine Hände waren nass von seinem Blut und glitten wieder von den Unterarmen Voldemorts ab, doch dann konnte er wieder atmen. Ein schriller Schrei hallte in der Kammer des Schreckens wider. Harry keuchte, noch immer hatte er das Gefühl ersticken zu müssen. Sein Blick fiel auf den Schwarzmagier, der seine Arme vor das Gesicht hob. Dort, wo Harry ihn berührt hatte wurde die Haut schwarz, wie verbrannt.
„Das wirst du bereuen!“, brüllte der Schwarzmagier, während das Fleisch von seinen Knochen fiel, als wäre es Asche. Harry sah sich um und erkannte Voldemorts Zauberstab, der nur wenige Meter von ihm entfernt lag. Mit letzter Kraft kroch er zum ihm hinüber. Voldemort hatte sich zitternd zusammengerollt. Seine Unterarme begannen sich immer weiter aufzulösen, als würde sich Harrys Blut wie Säure durch seinen ganzen Körper fressen.
„Avada Kedavra!“, sagte Harry tonlos. Ein Strahl grünen Lichts brach aus dem Zauberstab hervor. Mit rasender Geschwindigkeit schoss er auf Voldemort zu, der ihm ohne Angst entgegen sah. In seinen Augen konnte Harry lesen, dass er wusste wie es war zu sterben und es ihm keine Furcht bereitete. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, dann erlosch das rote Glühen in seinen Augen. Seine Züge erschlafften. Lord Voldemort war tot. Harry seufzte und alles fiel von ihm ab. Er legte sich auf den nassen, kalten Stein. Was er jetzt brauchte war Ruhe. Er hatte den Kampf seines Lebens gekämpft. Müdigkeit überkam ihn. Seine Augenlider schienen Tonnen zu wiegen. Er gab dem Gefühl nach.
„Harry! Wach auf Harry!“, rief jemand. Er wollte nicht aufwachen, doch zu der Stimme gesellte sich ein penetrantes Schütteln. Schließlich schlug er die Auen auf. Ginny sah besorgt auf ihn hinab. Ein Lächeln erfüllte ihr Gesicht und bald auch das seine. Harry beugte sich vor und küsste sie zärtlich. Auf seiner Stirn gab es keine Spur mehr von einer Narbe.

******************************* Ende ******************************


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 4. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Als ich das Buch las, sah ich es sofort vor mir. Für mich war klar, wie der Film aussehen würde.
Alfonso Cuarón über den dritten Harry-Potter-Film