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Fanfiction

Harry Potter und die Rückkehr der Zauberer - Kapitel 42 Das letzte Siegel I

von Reaver

Hey!

Ich entschuldige mich für die lange Pause, aber ich habe an dem finalen Kapitel lange gearbeitet. Dies ist der erste Teil vom „letzten Siegel“, da es mit über 18 Seiten doch recht umfangreich ist. Ich hoffe die FF hat euch allen gefallen, aber jede Geschichte muss auch mal ein Ende haben. Ich habe mich sehr über die vielen Kommis von euch gefreut, die mir gezeigt haben, dass ich wirklich was auf die Beine gestellt habe. Es hat mir sehr viel Spass gemacht die Geschichte zu schreiben und auch mal die Welt von Harry Potter nicht aus der Sicht des Lesers zu erleben, sondern auch mal aus der des Autoren. Das Universum, das J. K. Rowling erschaffen hat, bietet unglaublich viel Stoff und Möglichkeiten um Geschichten zu entwickeln. Die vielen kleinen Details, die sich zwischen den Zeilen verbergen oder auch offensichtlich dargestellt werden sind beeindruckend und bieten auch viel Raum für Interpretationen. Genau aus diesem Grund erlebt wohl jeder auch die Bücher etwas anders. Mir ist klar, dass mein Werk niemals mit dem der echten Autorin konkurrieren kann, aber ich habe mein bestes gegeben. Es war mir eine Ehre für euch zu schreiben.
Aber die Geschichte ist noch nicht Zuende! Auf Anregungen und Bitten hin habe ich mich entschlossen eine Fortsetzung zu schreiben. Der Plot des Sequels besteht schon, aber ich habe zwei Titel, die beide genauso gut passen. Deswegen überlasse ich euch mal die Entscheidung. Lasst mich wissen, welcher euch spontan am besten gefällt!
„Harry Potter und der Zirkel der Zauberer“ oder
„Harry Potter und die Erben der Zauberer“

Viel Spass mit dem Kapitel!
Euer Tobi


Harry schlug die Augen auf. Im ersten Moment hoffte er, dass alles ein böser Traum gewesen war, doch dann kehrten die Erinnerungen in ihrer ganzen Grausamkeit zurück. Nein, es war alles Realität. Erst jetzt bemerkte er, dass die Welt um ihn herum in helles Licht getaucht war.
„Hey, er ist wach!“, rief eine Stimme. Sie kam ihm bekannt vor, doch das dazugehörige Gesicht wollte ihm nicht einfallen. Vor Harrys innerem Auge zogen immer noch die Bilder der toten Ginny umher. Er hatte sie nicht mehr in die Arme schließen können, nicht mehr mit ihr sprechen können. Ein Gesicht tauchte über ihm auf. Die Lippen formten Worte, die er nicht verstand, unwichtige Aneinanderreihungen von Lauten ohne Bedeutung. Wieso nur musste er soviel Unglück über die Menschen bringen, die er liebte? Zu viele waren schon seinetwegen gestorben. Er würde mit der Schuld leben müssen. Das Gesicht redete weiter auf ihn ein und es gesellte sich ein zweites dazu. Ärgerlich wollte Harry sich umdrehen, doch jemand hielt seine Hand fest und drückte sie.
„Lasst los!“, brummte er ärgerlich. Die Hand verschwand. Ohne die beiden eines weiteren Blickes zu würdigen drehte Harry sich um. Wieder glitt er in tiefen Schlaf, der jedoch nicht erholsam war, sondern eine Hölle dunkler Träume und endlosem Leid.
Das Licht war gedämpft, als Harry zum ersten mal wieder richtig erwachte. Sein Zeitgefühl war nach wie vor verschwunden. Er hatte das Gefühl Wochen wenn nicht gar Monate in finsteren Träumen zugebracht zu haben. Ein dumpfes Pochen füllte seinen Schädel aus. Tränen begannen seine Wangen hinab zu laufen. Ein Teil von ihm war tot, gestorben, als das Licht in Ginnys Augen erloschen war. Nie wieder würde er zurückkehren. Das Loch in seiner Seele war für immer da und breitete sich wie ein Tumor weiter aus. Das Geschwür hieß Schuld. Harry spürte, wie es ihn schon jetzt langsam aufzufressen begann. Es kam ihm vor, als hätte er eigentlich die tödlichen Worte ausgesprochen. Langsam richtete Harry sich auf. Die Tränen waren wieder versiegt, weil einfach keine mehr da waren, die es zu vergießen galt. Das Zimmer, in dem er sich befand war recht kahl eingerichtet und augenblicklich wusste Harry wo er sich befand. Es war typisch für das Sankt Mungo. Auf dem Nachttisch neben seinem Bett lag sein zerbrochener Zauberstab. Die Phönixfeder guckte heraus, golden glänzend und schön, wie der Vogel, zu dem sie gehörte. Harry empfand jedoch nichts bei dem Anblick. Keine Trauer kein Schmerz. Seine Fähigkeit diese Gefühle zu fühlen war erschöpft. Langsam wollte er die Beine aus dem Bett heben, doch erst jetzt wurde ihm klar, dass es keinen Ort gab an den er gehen konnte. Niemand war mehr da. Er war alleine. Alle die ihm etwas bedeutet hatten waren wegen ihm gestorben. Harry sank wieder zurück in die Kissen. Es war vorbei, endgültig vorbei. Mochte Voldemort die ganze Welt mit Finsternis überziehen, es war ihm egal. Auf einmal erschien alles so leicht.
Plötzlich wurden draußen auf dem Gang Schritte laut und aufgeregtes Stimmengemurmel folgte den Stiefeltritten. Dann hörte Harry etwas wie ein kleines Gerangel und die Tür flog auf.
„Herr Minister ich muss protestieren. Der Junge braucht absolute Ruhe!“, begehrte eine Heilerin auf, doch der Minister schob sie einfach zur Seite. Hinter ihm steckten Ron und Hermine ihre Köpfe hinein. Harry schloss rasch die Augen, damit sie dachten er würde schlafen.
„Er war dort, er hat mit ihm gesprochen. Er verfügt über Informationen von unschätzbarem Wert.“, sprach Tiberius Ogden. Harry wurde beinahe schlecht. Er wollte nicht mehr in diesen sinnlosen Krieg hineingezogen werden. Alles was er wollte war sich irgendwohin zurückzuziehen und den Dingen ihren Lauf zu lassen. Voldemort würde gewinnen, aber es konnte sowieso nicht mehr schlimmer kommen. Es war alles sowieso Hoffnungslos. All sein Streben war zum Scheitern verurteilt gewesen, wieso dann nicht auch der Rest? Jemand ergriff ihn an den Schultern und rüttelte sacht. Widerwillig schlug Harry die Augen auf, damit der Minister wieder aufhörte.
„Harry, alles in Ordnung, du sahst so grauenhaft aus!“, rief Hermine, die mit zwei schnellen Schritten an seinem Bett war.
„Egal was ihr fragen wollt, ich weiß nicht! Es ist mir auch egal! Hauen sie wieder ab, ich will meine Ruhe!“, schrie Harry, Hermine ignorierend, Ogden an.
„Aber...“, begann der Minister verdutzt, wurde aber von Harry wieder unterbrochen.
„Nichts aber! Da ist die Tür. Raus!“
Die Heilerin warf dem Minister einen Ich-hab-es-ihnen-ja-gesagt Blick zu und führte den verdatterten Ogden hinaus. Immer wieder warf er verständnislose Blicke über die Schulter.
„Harry, was ist denn los?“, fragte Hermine vorsichtig.
„Nichts, haut ab!“, erwiderte Harry und drehte sich demonstrativ um.
„Nein, das werden wir nicht. So kannst du vielleicht mit dem Minister umspringen ab nicht mit deinen Freunden!“, sagte Hermine immer noch ruhig aber merklich schärfer.
„Und wo ist meine Schwester?“, fragte Ron, der ebenfalls an Harrys Bett getreten war.
„SIE IST TOT, JA! TOT! GEHT DAS IN DEINEN DÄMLICHEN SCHÄDEL!?“, brüllte Harry, dass sich seine Stimme überschlug und stieß Ron und Hermine von sich. „Haut alle ab!“ Bewegungslos stand Ron ihm Raum.
„Tot?“ , brachte er kläglich über die Lippen. Von einer Sekunde auf die andere war er kreidebleich geworden. „Tot!? WIESO TOT!?“, brüllte nun auch er. Rasch trat Hermine zwischen Harry und ihn, doch der rothaarige Junge schob sie einfach zur Seite. „Wieso TOT!?“, wiederholte er die Worte, während er Harry am Kragen seines Schlafanzugs packte.
„Lass sofort los!“, zischte Harry. Ron ließ los. Mit einem mal wirkte er vollkommen kraftlos. Stolpernd wich er zwei Schritte zurück und sank an der Wand nieder.
„Tot.“, schluchzte er und verbarg das Gesicht in den Händen.
„Oh Harry.“, keuchte auch Hermine mit Tränen in den Augen und umarmte ihn. Beinahe angewidert stieß Harry sie von sich.
„Fass mich nicht an!“, zischte er. Er musste hier raus. Schnell schwang Harry die Beine aus dem Bett, schlüpfte in die Pantoffeln und wollte zur Tür gehen, doch Hermine klammerte sich an seinen Arm.
„Nein Harry, bleib hier. Du darfst...“, begann sie, wurde aber von Harry unterbrochen.
„Ich kann hier nicht bleiben, hier ist kein Platz für mich.“
„Doch, dein Platz ist hier, bei uns!“, entgegnete Hermine aufgelöst.
„Was es dazu gemacht hat ist jetzt tot!“, flüsterte Harry und erneut umklammerte eine Woge der Trauer sein Herz. Jedes andere Gefühl außer der Schmerz war ausgeschaltet. Ihm würde für immer etwas fehlen. Ohne ein weiteres Wort stürmte er aus der Tür hinaus. Harry war oft genug hier gewesen um sich bestens auszukennen. Wie von selbst lenkten ihn seine Schritte hinunter in die Eingangshalle. Sie war wie ausgestorben, nur ein paar Heiler, die offenbar Pause hatten, standen im rückwärtigen Teil und unterhielten sich leise. Niemand nahm von ihm Notiz. Erst jetzt wurde ihm klar, dass es keinen Ort gab an den er gehen konnte. Aber zuerst zählte, dass er hier weg kam. Weg von all den Leuten, die ihn für einen Helden hielten, weg von Ron und Hermine, die nicht akzeptierten, dass sie verloren hatten und weg von den Erinnerungen an Ginny. Er musste fliehen, sogar vor sich selbst.
Eine starke Hand legte sich auf seinen Arm. „Du solltest hier bleiben, Harry!“, sagte eine ruhige, dunkle Stimme. Harry drehte sich um und blickte in das Lächelnde Gesicht von Kingsley Shacklebolt.
„Ich muss aber.“, erwiderte der Angesprochene und versuchte die Hand von seinem Arm zu schieben. Es gelang ihm nicht.
„Ich sollte es vielleicht anders formulieren: Du darfst nicht gehen.“, meinte Kingsley immer noch gutmütig.
„So.“, antwortete Harry knapp.
„Ja. Anordnung vom Minister. Harry, es tut mir Leid, was mit Ginny passiert ist, aber...“ Weiter kam er nicht. Als Ginnys Name fiel zuckte Harry zusammen. Mit aller Kraft stieß er den großen Zauberer von sich weg. Überrascht stolperte Kingsley nach hinten, wobei sein Gewand vorne auseinander glitt und der Zauberstab sichtbar wurde, den er unter den Gürtel geschoben hatte. Rasch griff Harry zu. Das schwarze, glatte Holz fühlte sich kühl an, aber es gab ihm ein Gefühl von Macht und Stärke.
„Harry, ich wollte nicht! Es tut mir Leid.“, rief Kingsley und hob abwehrend die Hände.
„Ja schon gut.“, murmelte Harry, während er sich einen Ort vorstellte, an den er sich zurückziehen konnte. Wo er sicher war, der nur ihm alleine gehörte. Dann verschwand er.
Die alte schwarze Haustür kam ihm bekannt vor. Eine große alte schmiedeeiserne zwölf prangte neben der Pforte. Rost hatte die Ziffern fast zur Unkenntlichkeit zerfressen. Harry lächelte. Sein Geist hatte ihn zum Grimmauldplatz Nummer zwölf geführt. Langsam ging er die alten, ausgetreten Stufen hinauf, die ihn zur Tür brachten. Sie knarrte laut, als die alten Angeln gegen den Staub und Rost von mehr als einem Jahr anarbeiteten. Ein Schwall muffiger, verbrauchter Luft schwappte Harry entgegen, als er in die Eingangshalle eintrat. Der Kleiderständer, über den Tonks immer gestolpert war lag auf den gesprungenen Fliesen. Rasch richtete Harry ihn auf, bevor er mit dem Zauberstab den schwarzen Kronleuchter aufflammen ließ. Flackerndes Licht vertrieb die Schatten und ließ den Raum in einem warmen, rötlichen Gelb erglühen. Harry musste lächeln, als er die vertraute Umgebung sah, aber seine Freude hielt nur so lange, bis die Vorhänge vor einem alten Gemälde zur Seite glitten.
„WAS!? DU SCHON WIEDER!? NEIN! DIE SCHLAMMBLÜTLERFREUNDE SIND ZURÜCK UND BESUDELN ERNEUT MEIN HAUS? ICH WERDE MICH FURCHTBAR RÄCHEN!“, keifte die alte Black, bevor Harry sich die Ohren zuhielt. Dennoch drangen die Schmähungen in sein Gehör. Langsam hob Harry den Kopf und blickte Sirius‘ Mutter an. Die alte Giftschlange spie weiter alle möglichen Drohungen. Köpfschüttelnd hob er den Zauberstab.
„Silvenus!“, donnerte Harry und Plötzlich prangte ein riesiges Brandloch im Gemälde. Das Gekeife verstummte augenblicklich. Erleichtert atmete Harry auf. Es war recht kühl im Haus und merkwürdiges Schaben und Kratzen drang aus dem Gebälk. Offenbar hatte sich in den annähernd zwei Jahren, die das Haus leer gestanden hatte, einiges an Getier hinein geschlichen. Es gab viel zu tun. Vielleicht würde er darüber die furchtbaren letzten Tage vergessen. Die Teppiche, die wohl ehemals in seidigem Schwarz geglänzt hatten, gaben merkwürdige matschende Geräusche von sich, als Harry darüber ging. Mehr als einmal meinte Harry etwas darunter hervor huschen zu sehen. Der große Salon lag genau so vor ihm, wie Harry ihn zuletzt gesehen hatte. Beinahe war es ihm, als könnte er Sirius spüren, der in einem der Sessel saß. Auf einen Wink seines Zauberstabes entflammten ebenfalls die Kerzen und verbreiteten ihr Licht.
„Mein neues Zuhause.“, flüsterte Harry zu sich selbst. Lächelnd ließ er sich in den Sessel fallen, den Sirius immer belegt hatte. Die Federn quietschten unter dem Gewicht und er roch feucht und muffig. Harry seufzte, als er daran dachte, wie anstrengend es gewesen war das Haus zu entseuchen, aber nichts anderes hätte er gewollt. Langsam fielen ihm die Augen zu, sein Kopf rollte zur Seite und seine Gedanken glitten in den Schlaf hinüber.
Er stand an einem von Feuer geschwärzten Strand, der ihm irgendwie bekannt vor kam. Wellen rollten weit auf den Sand hinauf und aus einem bleigrauen Himmel fiel eiskalter Regen auf ihn hinab. Hinter dem Strand reckten sich die nackten Stämme toter Bäume in den Himmel. Eine hohe Welle spülte um Harrys Füsse. Das Wasser war so kalt, dass es weh tat. Schnell ging Harry den Strand hinauf, weg vom kalten Wasser, so dunkel war, dass es fast schwarz wirkte. Vor ihm, in einiger Entfernung, stand eine einsame Gestalt. Er konnte ihr Gesicht nicht erkennen, da die nassen Haare ihr ins Gesicht hingen, aber sie waren rot. Harry beschleunigte seine Schritte, um zu der Person zu kommen, aber die Distanz zwischen ihnen schien sich auf magische Weise immer weiter zu dehnen. Nur unendlich langsam kam Harry vorwärts. Sein Atem ging keuchen, während er mit weit ausgreifenden Schritten durch den tiefen, weichen Sand hetzte. Quälend langsam kam er ihr näher. Die Gestalt hob langsam den Kopf und die Haare glitten vor ihrem Gesicht zur Seite. Ginny! Harry stockte der Atem, als er den abgrundtiefen Schrecken in ihren Zügen erkannte. Er wollte sie trösten, sie in seine Arme schließen, sie beschützen. Kurz vor ihr hielt er an. Langsam streckte er die Arme nach ihr aus. Seine Fingerspitzen waren nur noch Zentimeter von ihr entfernt, doch plötzlich war der Abstand zwischen ihnen wieder gigantisch.
„Harry!“, schrie sie plötzlich. Verzweifelt warf sich Harry ihr entgegen, doch seine Arme fuhren nur durch Luft. Er konnte sie nicht erreichen. Immer kleiner wurde sie in der Ferne, bis nur noch ihr Schrei über den Strand hallte. Harry spürte nur noch eine tiefe Trauer. Er fiel auf die Knie und schloss die Augen.
Der Raum, in dem er sich befand, war von Kerzenschein erhellt, als Harry die Augenlider wieder hob. Erst jetzt wurde ihm klar, dass es ein Traum gewesen war. Langsam schüttelte er den Kopf, um die Bilder los zu werden, die durch seinen Geist trieben. Ein Blick auf die Uhr an der Wand verriet ihm, dass er fast fünf Stunden geschlafen hatte. Viel zu lange dachte Harry, bei dem was er vor sich hatte.
„Ist ja rührend.“, meinte eine kalte Stimme hinter Harry. Ein Rascheln von seidigem Stoff drang durch die Stille, die auf die Worte folgte, dass schoss Harry aus seinem Sessel. Hinter ihm hatte Grindelwald gestanden, locker auf die Lehne seines Sessels gestützt, ein beinahe freundliches Lächeln auf den Lippen.
„Ahhh wie ich sehe hast du mich noch nicht vergessen.“, fuhr der Zauberer fort. Sein Gegenüber war zu perplex zu antworten, so schüttelte Harry nur den Kopf. „Aber wie du um deine kleine Freundin trauerst einfach süß.“
„Was wollen sie?“, fragte Harry mit trockener Stimme. Mit der Erwähnung Ginnys stieg wieder jene Qual in ihm auf, vor der er floh. Mit nichts, was ihn an sie erinnern konnte, wollte er etwas zu tun haben.
„Deine Direktheit erfrischt mich Harry.“, schnarrte Grindelwald mit einem Glucksen, das wie ein Lachen klang. „Hast du keine Zeit einen alten Freund zu begrüßen?“
„Sie sind nicht mein Freund!“, zischte Harry, der einen plötzlichen Hass auf den Zauberer empfand, der begann im Salon auf und ab zu gehen. Interessiert betrachtete er die Möbel und begutachtete einige Stücke genauer.
„Oh, das denke ich aber doch.“, erwiderte Grindelwald. „Ich habe dir den Tipp mit dem Drachen gegeben und dafür gesorgt, dass Draco dir helfen wollte. Nun ja, dummer Weise kam sein Vater dazwischen. Aber egal es war sowieso ein mieser Hund.“, sprach er beiläufig, während er einen Kerzenständer in Form einer Schlange begutachtete.
„Sie haben..:“, fuhr Harry auf, als hätte er sich auf einen Knallrümpfugen Kröter gesetzt.
„Ach was, hab ich doch gerne gemacht. Brauchst dich nicht bedanken.“, unterbrach ihn der Zauberer. „Aber ich finde es hier irgendwie dreckig. Solltest vielleicht mal saubermachen. Nichts desto trotz ist es ein interessantes Haus. Hast einen guten Geschmack Harry, hätte ich gar nicht von dir gedacht.“
„Was zur Hölle wollen sie in meinem Haus.“, zischte Harry, der nahe daran war die Geduld zu verlieren.
„Hey, was soll diese unangebrachte Feindseligkeit meiner Person gegenüber?“, wollte Grindelwald mit hochgezogenen Brauen wissen. „Ich will dir doch nur helfen Harry. Das sind Freunde sich doch schuldig.“ Harry kniff die Augen zusammen, was sein Gegenüber unglaublich zu erheitern schien. „Entschuldige vielmals meinen Sarkasmus. Ich hege natürlich eine ebenso große Antipathie dir gegenüber, wie du mir wahrscheinlich auch. Aber genug davon. Harry, dich wird sicher interessieren...“
„Tut es nicht!“, unterbrach Harry ihn. „Es ist mir vollkommen egal was Voldemort macht, wo seine Horkruxe sind oder was auch immer!“, rief Harry, während er langsam auf Grindelwald zu schritt. „Es gab genug Leid und Tod! Ich will nichts mehr damit zu tun haben.“
„So.“, meinte der große Zauberer, der in eine seidene Tunika gekleidet war.
„Ja und nun RAUS!“, schrie Harry das letzte Wort.
Grindelwald blickte ihn kalt an, wie ein lästiges Insekt, das es zu zertreten galt. „Du hast weit weniger Kraft in dir, als ich dachte. Aber selbst ich irre von Zeit zu Zeit. Du bist ein Nichts Potter. Für dich habe ich keine Verwendung mehr. Widerlich!“, schnarrte er und verschwand. Seine Gestalt löste sich auf, wie Asche die vom Wind davon getragen wird. Harry starrte noch einen Augenblick auf die Stelle, an der er gestanden hatte, dann wandte er sich ab. Er war nun endgültig fertig mit der Welt und all ihren Irrwegen.
Das Haus zu entseuchen war anstrengender, als er dachte. Anscheinend waren die letzten Tage nicht spurlos an ihm vorüber gegangen, doch Harry genoss die Anstrengung. Es half ihm sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Sie war wie ein Anker in der Wirklichkeit, an dem er seine Gedanken fest machen konnten, so dass sie nicht zu jenen dunklen Erinnerungen im Riddle Haus zurückkehren konnten. Es war auf einmal merkwürdig leicht. Es war als hätte jemand die Erinnerungen in die tiefsten Ecken seines Geistes verbannt, sie eingeschlossen und den Schlüssel weggeworfen.
Lächelnd stellte Harry den silbernen Kerzenleuchter wieder auf die Kommode aus schwarzem Holz, das genau wie der Leuchter poliert im Licht schimmerten. Seine Nackenmuskeln schmerzten vom vielen Arbeiten, aber dennoch gönnte er sich keine Pause. Um nichts in der Welt wollte er das Verließ in seiner Seele wieder aufbrachen, das die dunklen Erinnerungen enthielt. Beinahe bereute er es, dass seine Arbeit auf das Haus begrenzt war. Der Grimmauldplatz war zwar groß, aber dennoch gab es nicht unendlich viel zu tun. Entschlossen wandte sich Harry der verstaubten Glasvitrine zu, die neben der großen doppelflügligen Tür stand. Gerade wollte er mit seiner Arbeit fortfahren, als ein lautes Klopfen von der Tür zu ihm herein drang. Es dauerte eine Weile, bis Harry begriff, was dieses Geräusch zu bedeuten hatte. Ärgerlich über sich selber schüttelte er den Kopf. Er stand wirklich neben sich. Schnell durchquerte er die Eingangshalle und blieb vor der Haustür stehen, durch deren Holz wieder das Klopfen drang. Worte wurden draußen gewechselt. Harry tastete nach dem Zauberstab, bevor er die Türe langsam öffnete. Ein Mädchen mit braunen, buschigen Haaren stand vor ihm, auf deren Gesicht sich, Freunde und Erleichterung abzeichneten. Gerade wollte Harry etwas sagen, als sie ihm auch schon um den Hals fiel.
„Harry! Wir haben uns Sorgen gemacht! Du kannst doch nicht einfach so abhauen.“, rief Hermine, die recht aufgelöst wirkte. Erst jetzt bemerkte er, dass hinter ihr auch Ron, Charlie und Arthur standen. Auch in ihren Gesichtern stand Erleichterung geschrieben.
„Ihr seid doch tot.“, flüsterte Harry eher zu sich selbst.
„Tot?“, fragte Arthur überrascht und blickte an sich hinab, wie um sich zu überzeugen, dass er kein Geist ist. „Ich fühle mich nicht tot.“, antwortete er lachend und klopfe Harry auf die Schulter.
„Aber...“, begann Harry, kam aber nicht weiter, als Ron ihn kräftig drückte.
„Ey Alter, sowas kannste echt nicht bringen! Mann wir sind von Ort zu Ort gehetzt, nur um dich zu suchen! Geht schonma gar nicht klar!“, rief er in gespielt ärgerlichem Tonfall, wurde dann aber umgehend wieder ernst. „Wir hatten echt Angst um dich.“
Harry war im Moment zu verwirrt, um zu antworten. Er stand einfach in der Haustür, während Arthur, Ron und Charlie an ihm vorbei gingen. Hermine lächelte ihn an, obwohl nur ihr Mund lächelte, während ihre Augen dunkel blieben. Etwas finsteres lag dahinter. Sie drückte ihn ins Haus und schloss die Tür hinter ihm.
„Harry, ich weiß nicht wie ich anfangen soll.“, begann Arthur, dem Harry richtig ansehen konnte, dass er sichtlich um seine Fassung rang. Jetzt war alles wieder da. Die Gefühle waren aus ihrem Kerker ausgebrochen. Mit aller Macht drängten sie in sein Bewusstsein.
„Voldemort zwang mich den Aufenthaltsort von euch zu verraten.“, begann Harry tonlos. „Er drohte Ginny zu töten. Ich hab es ihm verraten. Er lachte nur und tötete sie. Einfach so.“ Tränen liefen über sein Gesicht. Er fühlte sich wieder kraftlos und seine Knie vermochten es fast nicht mehr sein Gewicht zu halten. „Dann sagte er mir, dass ihr schon tot seid.“ Hermine trat neben ihn und nahm ihn in die Arme. Er fühlte ihre Wärme, doch konnte sie nicht die Kälte vertreiben, die sein Herz umklammert hielt. „Ich kann sie noch immer sehen. Immer. Wie das Licht in ihren Augen verlosch.“, schluchzte er weiter. Es war still. Niemand sagte etwas. Sie standen einfach nur in der Halle, unfähig sich zu bewegen. Arthur fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. Die Maske aus Fröhlichkeit, die er draußen aufgezogen hatte, war von ihm abgefallen. Er sah alt aus, abgekämpft und müde.
„Harry, es tut mir leid, ich hätte dich nicht so überfallen dürfen.“, sagte er schließlich. Harry reagierte nicht. Er kämpfte seine eigenen Kampf. Die Erinnerungen hielten ihn gefangen, wollten nicht weichen und drohten ihn einfach hinab in die Tiefe zu drücken. Krampfhaft schluchzte Harry, als er die Ereignisse erneut durchleben musste. Hermine streichelte ihm den Rücken und flüsterte beruhigende Worte, doch er nicht im Stande etwas anderes als Schmerz zu empfinden.
„Harry, du bist stark, ich weiß das. Du schaffst das, wie du alles bis jetzt geschafft hast.“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Etwas war in ihren Worten, das Harry Kraft gab. Er fühlte, wie der dunkle Sog schwächer wurde und ihm wieder Platz zum Atmen blieb. Die Tränen rannen ihm über das Gesicht und mit ihnen wurde auch der Schmerz hinfort gespült. Es war befreiend, wohltuend.
Kerzenschein erhellte die Küche. Nach einiger Zeit waren sie schweigend hinüber in die Küche gegangen und hatten sich an den großen, runden Holztisch gesetzt, der den Raum dominierte. Niemand hatte seither ein Wort gesprochen, oder auch nur ein lautes Geräusch gemacht. Harry blickte in Arthurs Gesicht, das von dem rötlichen Schein erhellt wurde. Es war ausdruckslos, aber tiefe Falten hatten sich hinein gegraben. Er sah aus, als hätte er tagelang keinen Schlaf gefunden. Ron hatte die Lippen aufeinander gepresst und versuchte krampfhaft nicht in seine Richtung zu sehen. Was in ihm vorgehen mochte konnte Harry nicht erraten, doch etwas in seinen Augen hatte sich verändert. Das Holz der Decke knackte und jeder nahm die Gelegenheit wahr seinen Blich woanders hin zu richten. Charlie stand langsam auf und ging zum Fenster hinüber, hinter dem man nur den von einigen Straßenlaternen erleuchteten Grimmauldplatz erkennen konnte. In den Lichtkegeln der Laternen flogen Insekten hin und her. Hermine bewegte sich auf ihrem Stuhl und berührte dabei leicht Harrys Schulter. Er lenkte seinen Blick zu ihr herüber. Sie deutete kurz ein Lächeln an, das misslang, und sah wieder weg. Harry fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Erst hatte er sich Ruhe gewünscht, und nun wurde ihm das ewige Schweigen unerträglich. Sie saßen hier herum, starrten die Wände an und versuchten ja nicht jemand anderen anzublicken. Was erwarteten sie von ihm? Sie waren zu ihm gekommen, nicht umgekehrt. Geräuschvoll schob er seinen Stuhl zurück und eilte aus der Küche. In der Stille klangen seine Schritte unnatürlich laut, wie Hammerschläge auf einem Amboss. Wie von selbst trugen seine Beine ihn die Treppe hinauf. Er erkannte das Zimmer, in dem vor knapp zwei Jahren Ron und er die Ferien zum größten Teil verbracht hatten. Sofort stürmte er hinein, schloss die Tür und ließ sich aufs Bett fallen. Hoffentlich kam keiner der anderen auf die Idee ihn hier zu stören. Ein Stuhl wurde unten ebenfalls sehr geräuschvoll zurückgeschoben, dann erschollen laute Schritte auf der Treppe. Ärgerlich griff er nach seinem Zauberstab, um die Tür mit einem Zauber zu versiegeln, doch da flog sie bereits auf. Hermine stand in der Tür und blickte ihn ärgerlich an.
„Das meinst du ist die richtige Lösung?“, begann sie und ging langsam auf ihn zu.
„Das geht dich nichts an!“, entgegnete er lauter, als nötig gewesen wäre.
„Doch, das tut es Harry! Wir kennen uns seit fast sieben Jahren! So viel haben wir zusammen erlebt, erinnere dich doch mal daran.“, bat sie ihn und ließ sich auf einen Stuhl sinken, der neben dem kleinen Tisch unter dem Fenster stand.
„Aber es war alles um sonst. Es hat nichts als Tod und Schmerz gebracht.“, erwiderte Harry, der sich halb erhoben hatte.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass alles vergebens war.“, sagte Hermine leise und schluckte. „Wir haben mehr vollbracht, als je jemand in seinen kühnsten Träumen hätte erwarten können.“
„Geh Hermine, es ist vorbei. Ich will alleine sein. Es ist meine eigene Entscheidung.“, sprach Harry und deutete auf die Türe.
„Guck dich doch an Harry! Du siehst schrecklich aus. Wann hast du das letzte mal etwas gegessen?“, fragte sie und in ihren Augen glitzerten Tränen. Harry schämte sich etwas seiner Worte, aber keiner schien zu akzeptieren, dass es sinnlos war weiter zu kämpfen. Voldemort hatte gewonnen.
„Komm Hermine, ich will und kann nicht mehr. Seit sieben Jahren kämpfe ich mit dem Schatten aus meiner Vergangenheit und es muss irgendwann Schluss sein. Je länger wir weiter dagegen kämpfen, desto mehr werden sterben. Jetzt geh und nimm die anderen mit.“ Harry ließ sich wieder in die Kissen sinken und drehte sich um.
„Nein!“, schrie sie und ließ die Fäuste auf ihre Oberschenkel klatschen. „Harry! Jetzt wach wieder auf! Hör auf so zu reden. Ich will den Harry zurück haben, den ich seit sieben Jahren kenne.“, schluchzte Hermine.
Harry spürte einen Kloß im Hals. Er schämte sich, dass sie seinetwegen weinte, aber schon immer war sie stur gewesen und hatte sich nie mit etwas abgefunden. Es wurde Zeit, dass sie die Realität akzeptierte. „Hermine, der Harry, den du kanntest, ist mit Ginny gestorben.“, zischte er.
„Du bist grausam Harry!“, schluchzte Hermine. „Denkst du Ginny hätte gewollt, dass es so weitergeht? Denkst du, sie hätte gewollt, dass du dich hier verkriechst, deine Freunde im Stich lässt und aufhörst für das zu kämpfen, das dir wichtig ist?“ Die letzten Worte hatte sie geschrien. Nun hallten sie im Raum nach und füllten Harrys Kopf aus.
„Aber ich weiß doch gar nicht mehr, was ich tun will.“, brachte er über die Lippen. Er fühlte sich unendlich schlecht, aber er war nicht alleine.
„Ich denke die Erinnerung an verschiedene geliebte Menschen ist schwerer zu ertragen, als überhaupt keine Erinnerungen zu haben.“, meinte Hermine leise. Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen, wie die Harrys, der sich auf seinem Bett zusammenkauerte. „Harry, wir sind immer bei dir. Du stehst nie alleine.“
„Aber ich fühle mich so alleine. Weißt du ohne Ginny...“ Harry brach ab. Er konnte den Satz einfach nicht beenden. Etwas in ihm weigerte sich nach wie vor zu akzeptieren, dass sie tot war. „Ich weiß nicht mehr weiter.“ Seine Hände krallten sich in die klamme, muffige Bettdecke, bis die Knöchel weiß hervor traten.
„Harry, wie oft standen wir schon an diesem Punkt? Alles schien verloren, aber du hast es noch immer für uns entschieden. Solange in dir noch ein kleiner Funke Hoffnung glüht, sei er noch so klein, wir stehen hinter dir. Dafür sind wir da. Jeder von uns kann mal verzweifeln, aber wir haben die Pflicht uns gegenseitig wieder Mut zu geben.“, meinte Hermine, während die Harry tief in die Augen blickte. Unter ihrem Blick kam er sich plötzlich klein und schäbig vor, wie er sich hierhin verkrochen hatte. Am liebsten hatte er alles vergessen wollen, Ginny, seine Freunde, die Weasley, von denen er geglaubt hatte, sie seinen tot. Er schämte sich.
„Es tut mir Leid, Hermine.“, stotterte Harry. „Es tut mir so Leid.“ Ihm kamen wieder die Tränen. Schnell versuchte er den Kopf zu drehen, doch Hermine erhob sich, setzte sich neben ihn auf das Bett und nahm ihn wie einen kleinen Jungen in die Arme. „Es tut mir so Leid.“, wiederholte Harry die Worte.
„Schon gut Harry. Ist doch ok. Jetzt wo der wahre Harry wieder zurück ist.“, flüsterte sie in sein Ohr. Harry hob den Kopf und blickte ihr in die Augen. Er lächelte. Wie hatte er nur so dumm sein können, nicht auf seine Freunde zu vertrauen? Fast schon hatte er vergessen, wie sich ein Lächeln anfühlte.
„Danke.“, sagte er knapp.
„Nicht doch, dafür sind Freunde da.“, entgegnete Hermine und deutete eine Ohrfeige an. „Das du mir sowas nicht noch mal machst!“
„Nein, hab ich nicht vor.“
„Dann ist gut. Jetzt lass uns zu den anderen gehen, wir haben viel zu bereden.“
„Ich fühle mich müde und irgendwie ungut.“, entgegnete Harry, der erst jetzt spürte, was er seinem Körper in den letzten Tagen angetan hatte.
„Harry, wann hast du das letzte mal etwas gegessen?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Öhm...“
„Eben.“ Sie zog ihn auf die Füsse. „Beim Essen redet es sich leichter.“
Der Duft der Mahlzeit ließ Harry das Wasser im Mund zusammenlaufen. Erst jetzt spürte er, wie hungrig er war. Charlie stellte ihm einen mit Bratkartoffeln und Gemüse gefüllten Teller hin.
„Wusste gar nicht, dass du kochen kannst.“, bemerkte Ron.
„Ich denke es gibt einiges, dass du noch nicht weißt.“, erwiderte Charlie und grinste seinen Bruder an. „Hau rein Harry.“ Das ließ sich Harry nicht zweimal sagen. Sofort ergriff er das Besteck und begann das Essen in sich hinein zu schaufeln. Belustigt sah Arthur ihm zu. Nach einiger Zeit schob Harry den Teller von sich.
„Das war lecker, danke Charlie.“, lobte Harry und legte die Hände auf seinen Bauch.
„Harry, ich weiß, dass ich die vielleicht noch Zeit geben sollte alles zu verarbeiten, aber Zeit ist gerade das, was wir nicht haben.“, begann Arthur vorsichtig. Harrys Lächeln gefror in seinem Gesicht und er beugte sich vor.
„Nun gut, ich bin hier, weil ich mich entschlossen haben weiterzumachen. Also was ist vorgefallen, sicher nichts gutes.“, sprach Harry, der sich fragte, ob es nicht nur guter Willen war, der ihn dazu bewegte den Kampf wieder aufzunehmen, sondern seine alte Entschlossenheit.
„Es ganz und gar nicht gut.“, bemerkte Ron, der einen genervten Blick von Hermine erntete.
„Da hat Ron recht.“, bestätigte Mr Weasley. „Gerade jetzt laufen die Kapitulationsverhandlungen zwischen Voldemort und dem Ministerium. Tiberius Ogden ist eingeknickt, als sich einige seiner engsten Vertrauten als Todesser erwiesen. Es ist schrecklich, aber wenn nichts geschieht erhält Voldemort alle Vollmachten des Ministers. Keiner weiß, was uns das bringen würde.“
Harry erstarrte, als er den vollen Umfang dieser Nachricht begriff. „Deswegen seid ihr gekommen. Ihr meint ich wäre eure letzte Hoffnung.“, flüsterte Harry eher zu sich selbst. „Voldemort ist dort im Ministerium?“
„Natürlich nicht. Er hat seine Lakaien Lucius und Snape vorausgeschickt.“, antwortete Charlie.
„Die beiden.“, zischte Harry voller Abscheu. „Sie werden die Nachricht der Kapitulation mit Freuden an Voldemort überbringen. Aber nicht heute!“ Harry erhob sich.
„Was willst du tun?“, fragte Hermine, die sich ebenfalls erhob.
„Das, was sagen, was du mir gesagt hast. Natürlich nicht ganz genauso.“, meinte er augenzwinkernd.
„Das ist unser Harry!“, rief Ron erfreut aus.
„Wo genau sind die Verhandlungen?“, fragte Harry, als sich auch Arthur mit entschlossenem Gesichtsausdruck erhob.
„Im großen Saal des Ministeriums. Du warst schon dort Harry, zur Anhörung.“
„Gut, dann wollen wir mal. Egal, was passiert ist, ich gönne Lucius und Snape den Triumph nicht. Nicht, nach dem was passiert ist.“, sprach Harry entschlossen, beobachtete aber, wie ein Schatten über Arthurs Gesicht huschte. Der Schock über Ginnys Tod musste auch ihm noch tief in den Gliedern stecken. Sie verließen das Haus und stellte sich im verwilderten Vorgarten im Kreis auf.
Obwohl die Eingangshalle des Ministerium so aussah, wie Harry sie in Erinnerung hatte lag doch ein dunkler Schleier darüber. Eine kleine Gruppe Auroren, die aufgeregt miteinander tuschelten, stand im vorderen Bereich und blickte nur kurz zu ihnen herüber. Sofort schlug Harry den Weg ein, den der ihn zum großen Saal brachte. Seine Schritte hallten auf den polierten Bodenfliesen und je näher sie dem Ziel kamen, desto mehr beschleunigten sie sich. Ein Ministeriumsangestellter sah ihnen verwundert nach, als sie an ihm vorbei eilten. Irgend etwas sagte Harry, dass jede Sekunde kostbar war und unwiederbringlich verloren. Hermine rannte fast neben ihm her, als sie in den Korridor einbogen, von dem die Tür zum Saal abzweigte. Eine große, in einen schwarzen Umhang gehüllte Gestalt stand davor und wandte gerade den Kopf. Harry konnte den Blick auf sich spüren, die ihm die Augen hinter der bleichen Maske zuwarfen. Sofort zog er den Zauberstab. Der Todesser griff ebenfalls nach dem seinen, aber Harry war schneller. Der Schockzauber traf den Anhänger Voldemorts und schleuderte ihn gegen die Tür, deren Flügel sich durch den Aufprall öffneten.
„Was bei...!?“, entfuhr der Sekretärin, als Harry gefolgt von, Hermine, Ron, Charlie und Arthur über den betäubten Todesser hinweg setzten. „Mr. Potter?“ Ohne auf die Frage zu antworten deutete Harry mit seinem Stab auf die Tür, hinter der die Kapitulationsverhandlungen abgehalten wurden. Sie schwang auf. Etwa ein knappes Hundert Köpfe ruckte zu Harry herum, als er unter dem Türsturz erschien. Stille. Niemand sagte ein Wort, als er langsam in den Saal trat. Die Bankreihen waren bis zum bersten voll mit Zauberern und Hexen, die der Versammlung beiwohnten. Auf dem Podium stand Lucius, daneben Snape und einige andere maskierten Todesser hatten sich hinter den beiden aufgebaut.
Der große blonde Zauberer starrte ihm aus großen Augen entgegen, fing sich aber sofort wieder und fuhr fort: „Somit ist die heute verhandelte Sache so gut wie abgeschlossen. Der Minister wird...“
„Nicht unterzeichnen!“, rief Harry laut. Sofort erhob sich Gemurmel und alle Augen waren wieder auf ihn gerichtet. Er hatte das Podium fast erreicht, als Snape ihm entgegen trat.
„Dein Timing könnte nicht schlechter sein.“, zischte er leise, so dass nur Harry es hören konnte.
„Ich bemühe mich eben.“, entgegnete Harry, der versuchte sich an Snape vorbei zu drängeln. Sein ehemaliger Lehrer vertrat ihm den Weg.
„Deine Anwesenheit hier ist nicht erlaubt.“, sagte er trocken und ab den Todessern hinter ihm ein Zeichen. Drohend traten sie auf die kleine Gruppe zu. Harry hob seinen Zauberstab.
„Habt ihr Angst vor dem, was ich sagen könnte?“, fragte er so laut, dass alle im Umkreis ihn hören konnten. „Fürchtet ihr mich?“
„Entfernt ihn.“, befahl Snape.
Ein Zauberer stand auf. „Lasst ihn reden!“, forderte er. Weitere Stimmen wurden laut und immer mehr der Anwesenden erhoben sich. Unter ihnen auch bekannte einige bekannte Gesichter. Harry blickte Snape an, der die Augen zusammengekniffen hatte. Zähneknirschend gab er den Weg frei. Lucius starrte mit vor Hass glühenden Augen vom Podium auf ihn herunter, machte aber keine Anstalten es freizugeben. Charlie, der Harry gefolgt war packte ihn kurzerhand an den Schultern und schob ihn beiseite. Der ganze Saal schien den Atem anzuhalten. Harry trat auf das Podium. Irgendwie kam er sich vollkommen fehl am Platze vor.
„Warum seid ihr hier?“, fragte er laut.
Erst herrschte Stille, dann antwortete Ogden selbst auf die Frage. Der Minister saß in der ersten Reihe und sah sehr blass aus. „Wir verhandeln die Kapitulation.“
„Nein, nicht einmal das. Wenn Voldemort“ Ein kollektives Zucken durchlief den Saal, auf das Hermine die Augen verdrehte. „euch besiegen wollte, dann bräuchte er keine Verhandlung. Nein, ihr seid alle hier, weil er euch seine Macht demonstrieren will. Er will euch zeigen, dass er euch jederzeit vernichten kann, doch damit irrt er sich. Ich sehe hier immer noch Mut, die nur unter der Verzweiflung schläft, aber sie ist da. Niemand vermag sie zu ersticken, denn sie ist es, die schon im ersten Krieg Voldemort eine Niederlage bereitet hat. Nun ist er wieder da, aber er vermag es auch diesmal nicht, denn diese Gemeinschaft hat Mut. Bis hierhin soll er kommen und nicht weiter! Er versucht uns unserer Zukunft zu berauben und wie weichen zurück. Er tötet unsere Freunde und wie weichen zurück, aber das ist jetzt vorbei. Lasst ihn wissen, dass es noch Kraft unter uns gibt, die er zu fürchten hat. Steht auf und kämpft!“ Erst herrschte wieder Stille, doch dann standen die ersten Anwesenden auf und bekundeten lauthals ihre Zustimmung, bis es kaum noch jemanden auf seinem Platz hielt. Harry grinste, als Zaubererhüte in die Luft geworfen wurden und selbst Ogden aufstand und applaudierte. Lucius setzte die Kapuze seines schwarzen Umhangs auf, während er aus dem Saal stürmte, gefolgt von den anderen Todessern, die es scheinbar sehr eilig hatten von hier zu verschwinden. Sie rannten die Sekretärin einfach über den Haufen, die in der Tür stand um zu gucken, was der Tumult zu bedeuten hatte.
Plötzlich war Snape neben Harry und flüsterte: „Toll gemacht Potter, du hast nun das Schicksal deiner Freunde besiegelt. Für heute magst du siegen, aber schon Morgen wirst du darum beten, dass du niemals diesen Fehler gemacht hast.“ Noch bevor Harry reagieren konnte rannte sein ehemaliger Lehrer aus dem Saal. Er war schon auf halbem Weg aus der Tür raus, als Harry ihm nachsetzte. Die Anwesenden warfen ihm verstörte Blicke zu, als er an ihnen vorbei rannte. Snapes Umhang verschwand gerade durch die Tür. Hinter ihm rief Hermine etwas und Schritte folgten den seinen. Charlie tauchte neben ihm auf, mit weit ausgreifenden Schritten rennend. Mit zwei Sätzen durchquerte er das Vorzimmer und bog schlitternd in den Gang ein. Snapes Vorsprung schmolz immer mehr zusammen. Charlies Schritte hallten unglaublich schnell durch den Gang. Auch der Verfolgte schien zu bemerken, dass er keine Chance gegen den 20 Jahre jüngeren Mann hatte. Aus dem Lauf heraus drehte er sich um, hob den Zauberstab aber da war Charlie schon heran. Bevor Snape den Spruch sprechen konnte warf er sich nach vorne, umfasste sein Handgelenk und verdrehte es. Harry hörte, wie Snape aufkeuchte. Mit brutaler Kraft packte Charlie den Todesser und drückte ihn auf den Boden.
„Na Snape, dir sind wohl deine vielen Stunden im Kerker nicht gut bekommen, was?“, knurrte er, während er den Kopf seines Gegners auf den Boden drückte.
„Lass mich los du Narr!“, erwiderte Snape und wand sich unter Charlie, der ihn jedoch mühelos an den Boden drückte. Nun erreichten auch Harry, Hermine, Ron und Arthur den Ort des Geschehens.
„Hat es dir Spass gemacht zuzusehen, wie meine Schwester starb?“, wollte Ron wissen.
„Nein.“, keuchte Snape, der Probleme hatte Luft zu holen.
„Ich sage, nehmen wir den Sack mit und quetschen alles wissenswerte aus ihm raus.“, schlug Charlie vor und riss den Todesser in die Höhe. Das Handgelenk war unförmig angeschwollen und stand in einem merkwürdigen Winkel ab.
„Aber wir müssen ihn den Auroren übergeben, die...“, warf Arthur ein, wurde aber von einem überraschten Ruf unterbrochen.
„Was geht denn hier vor?!“ Ogdens Stimme hallte durch den Gang. Er und der ganze Saal quollen durch die Tür.
„Darüber sollten wir uns später Gedanken machen.“, meinte Harry, während er wieder zu laufen begann. Einige der Zauberer liefen ihnen hinterher, aber erreichten sie trotzdem nicht rechtzeitig. Gerade sah Harry, wie einer seinen Zauberstab zückte, da verschwamm auch schon die Umgebung. Die Welt drückte mit dem ganzen Gewicht der Schöpfung auf ihn nieder, dann verschwand die Last wieder und Harry konnte frei atmen. Sie standen vor dem Haus der Blacks.
„Lass mich los du Bauer!“, forderte Snape, doch Charlie stieß ihn nur weiter vor sich her die Treppe zur Haustür hinauf.
„Hey Harry. Deinen Auftritt werden sie nicht so schnell wieder vergessen.“, meinte Ron, auf dessen Stirn Schweißperlen glitzerten. „Du solltest dich mal selbst reden hören.“
„Lieber nicht.“, entgegnete Harry, der mit Zufriedenheit beobachtete, wie Charlie Snape grob durch die Tür schob. „Aber wir haben jemanden, der uns sehr hilfreich sein kann. Er wäre entkommen, hätte er mir nicht noch drohen müssen.“
„Eigenartig ihn so wiederzusehen.“, murmelte Hermine und stieg neben Harry die Treppe hinauf. Arthur folgte ihnen, doch er sah sehr unsicher aus. Offenbar fühlte er sich ganz und gar nicht wohl in seiner Haut. Als Harry das Haus betrat kam ihm sofort eine ziemlich aufgelöste Molly Weasley entgegen. Sie sah aus, als wären die letzten Nächte schlaflos an ihr vorüber gegangen und ihr Haar wand sich wirr um ihren Kopf.
„Harry!“, rief sie und drückte ihn so fest, dass er meinte seine Rippen knacken zu hören. „Wir hatten uns solche Sorgen gemacht. Ich bin sofort hierher gekommen, als Arthur mir die Nachricht schickte, dass du hier bist, aber als ich ankam wart ihr weg.“ Sie fuhr sich mit den Händen durch das Haar. „Was hat das nur zu bedeuten? Was macht der hier?“, fragte sie so schnell, dass Harry Schwierigkeiten hatte ihr zu folgen.
„Beruhige dich Liebes.“, meinte Arthur und umarmte seine Frau. „Komm, wie erklären dir alles.“
Die Teetasse war so heiß, dass Harry sie rasch wieder abstellte. Nachdem sie Snape im Keller eingesperrt hatten, hatte Arthur Molly alles genau erzählt. Sie sah nun etwas weniger besorgt aus, machte aber immer noch einen recht hilflosen Eindruck. Harry schob die glühend heiße Tasse ein Stück von sich weg und legte die Arme auf den Tisch. Er war so müde, dass es schwer für ihn war nicht auf der Stelle einzuschlafen.
„Vielleicht sollten wir alle schlafen gehen. Es war ein langer Tag und keiner von uns sieht topfit aus.“, bemerkte Arthur, der einen Blick in die Runde warf. Sie nickten ausnahmslos und erhoben sich.
„Gute Nacht.“, murmelte Harry, während er die Treppe empor stieg. Sie kam ihm endlos lange vor, bei der jede Stufe etwas höher zu sein schien als die vorherige. Hinter ihm stolperte Ron die Treppe empor. Sich auf dem Bett ausstrecken zu können kam ihm jetzt wie das schönste der Welt vor. Sofort als der dies auch tat schlief er ein. Es war ein traumloser erholsamer Schlaf, der nicht von Erinnerungen getrübt war.
Als Harry am nächsten Tag erwachte, hatte er jedes Zeitgefühl verloren. Das Stück Himmel, das er durch das Fenster sehen konnte war bedeckt und ein leichter Nieselregen fiel aus den Wolken herab. Ron, der im Bett auf der anderen Seite des Zimmers lag, schlief noch. Träumend murmelte er Worte vor sich hin, die Harry nicht verstand. Ein Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk verriet Harry, dass es noch früher Vormittag war. Erst jetzt kehrten die Ereignisse des vergangenen Tages in sein Bewusstsein zurück. Eine innere Spannung ergriff von Harry Besitz, als er an Snape dachte und was dieser wissen konnte. Vielleicht konnten sie heute das Rätsel um die verbliebenen Horkruxe lösen. Nachdem sich Harry ausgiebig gereckt hatte stand er auf und ging ins Bad hinüber, verließ es jedoch sofort wieder, als er den Wasserhahn aufdrehte. Eine braune Brühe, schoss heraus, die intensiv nach Fäulnis roch. Angeekelt kehrte er in sein Zimmer zurück. Ron schlug widerwillig die Augen auf, als das Geräusch der Tür ihn weckte.
„Morgen.“, brummte er, während er lange und ausgiebig gähnte.
„Morgen.“, gab Harry zurück. „Raus aus den federn, wir haben viel zu tun.“
„Jaja. Mach mal keinen Stress.“, knurrte Ron, der versuchte sich aus der Bettdecke zu befreien, in die er sich eingewickelt hatte. Harry verließ das Zimmer wieder und machte sich auf den Weg in die Küche, um nach etwas eßbarem zu suchen, obwohl er sich nach dem Erlebnis im Bad keine großen Hoffnungen machte. Gerade, als er die letzte Treppenstufe erreicht hatte ging die Tür auf. Im ersten Augenblick sah Harry nur Taschen, Koffer und Rucksäcke, die in einem heillosen Durcheinander hinein schwebten. Nach kurzer Zeit tauchte inmitten des Chaos Mr Weasley auf, der versuchte mit seinem Zauberstab das Gepäck in verschiedene Richtungen zu dirigieren. Eine Reisetasche blieb mit den Henkeln am Kleiderständer hängen und riss ihn zu Boden. Im Fallen traf er den Arm von Mr Weasley, der aus der Balance gebracht wurde. Im nächsten Augenblick regnete es Gepäck. Harry brachte sich mit einem raschen Sprung in Sicherheit.
„Hoppla.“, meinte Arthur, der hilflos inmitten des angerichteten Chaos stand. Hinter ihm erschien nun Molly in der Tür, die sofort die Hände vor den Mund schlug.
„Arthur!“, schrie sie und deutete auf das Gepäck. „Ich hab dir doch gesagt, dass du es aufteilen sollst!“
„Ja Molly, jetzt reg dich nicht so auf.“, sagte Arthur beschwichtigend, doch seine Frau holte tief Luft. Harry konnte beinahe schon das Gewitter grollen hören, das gleich losbrechen würde.
„Was gibt’s zum Frühstück?“, fragte er schnell, um vom Chaos abzulenken. Arthur und Molly sahen ihn an, als hätten sie Probleme die Frage nachzuvollziehen.
„Ach, guten Morgen Harry mein Schatz. Hatte dich gar nicht gesehen.“, sagte Molly, die sich ihren Weg durch, Taschen und Koffer bahnte. „Noch gibt es nichts zum Frühstück, aber hier müsste irgendwo die Tasche mit den Einkäufen sein.“ Hinter ihr konnte Harry sehen, wie Arthur erleichtert aufatmete.
„Das ist das Gepäck, was noch im „Tropfenden Kessel“ war und ein bisschen mehr.“, erklärte dieser und begann Koffer und Reisetaschen zu einem ordentlichen Haufen zu ordnen.
Hinter Harry tauchten plötzlich Charlie, Ron und Hermine auf, die wohl vom Krach aufgeschreckt worden waren. Ron zog die Augenbrauen hoch, als sein Blick auf das Chaos fiel, während Hermine nur grinste und ihren Rucksack zu sich schweben ließ.
Der Keller war kühl und roch muffig. Harry ging hinter Charlie die Treppe hinab zu dem kleinen Raum, in den sie Snape eingesperrt hatten. Noch nie war Harry im Keller des Hauses gewesen. Die Treppe war glitschig von Nässe und einem Schmier, den er lieber nicht genauer untersuchte. Das Mauerwerk der Wände war nicht verputzt und Spinnen hatten in Jahrzehntelanger Arbeit einen Teppich aus Weben darüber gelegt. Das Licht der Zauberstäbe spiegelte sich in Dutzenden von Augen, die sich schnell wieder in ihre Löcher zurückzogen. Sie erreichten eine alte, schwere Tür aus dicken Balken, die Charlie mit seinem Zauberstab öffnete. Als das Licht seines Stabes hinein fiel erkannte sie Snape, der ihnen aus wütenden Augen entgegen starrte. Der Todesser hatte sich in der hinteren Ecke des Raumes zusammengekauert.
„Na was ist, seid ihr hergekommen um mich zu töten?“, schnarrte Snape und stemmte sich mit dem linken Arm in die Höhe. Seinen Rechten hatte er an den Körper gepresst.
„Eigentlich nicht, obwohl sich sicher drüber reden ließe.“, meinte Charlie grinsend.
„So... Und was verschafft mir eure nichtssagende Korrespondenz?“, zischte der Todesser und lachte verächtlich, obwohl Harry nicht sicher war, ob es nicht in ein qualvolles Husten überging.
„Tja, du hast zwei Möglichkeiten: Entweder du hilfst uns oder du verschwindest auf nimmer Wiedersehen in einem Raum wie diesem hier.“, sagte Harry trocken und lehnte sich an den Türpfosten. Das weiche Holz gab etwas unter seinem Gewicht nach und er meinte etwas kleines, weißes davon huschen zu sehen. Schnell richtete er sich wieder auf.
„Ihr beiden wollt mir also sagen, dass ich entweder mein Leben lang in ein Gefängnis wandere oder euch helfe und dann für meinen Verrat vom Dunklen Lord umgebracht werde. Es ist wirklich eine schwere Entscheidung. Ich denke, ich wähle das Gefängnis. Allzu lange werde ich dort sowieso nicht verbringen.“, erwiderte der ehemalige Lehrer lachend. In Charlies Gesicht zuckte es. Langsam schritt er auf Snape zu, bis sie nur weniger als einen Zentimeter auseinander waren.
„Was hältst du davon, wenn ich dich einfach einem Dementor zum Fraß vorwerfe. Sie werden dich sehnsüchtig erwarten. Das letzte was du auf Erden sehen würdest wäre das Maul eines Dementors und der Gestank nach verfaulendem Fleisch.“, zischte Charlie, dessen Haut fast weiß im Licht des Zauberstabes wirkte. „Ich würde mir durchaus Gedanken über unser Angebot machen.“
„Hab ich schon.“, entgegnete Snape trocken. „Junge, ich hab Dinge in meinem Leben gesehen und Drohungen gehört, da würden dir die Haare zu Berge stehen.“
Die Bewegung kam so schnell, dass Harry sie kaum sah. Charlie schlug seinem Gegenüber so stark ins Gesicht, dass dieser haltlos gegen die Wand taumelte und zu Boden sackte. „Treib es nicht zu weit! Du warst dabei, als dein Herr meine Schwester ermordet hat und hast nichts unternommen. Wir haben noch eine Rechnung offen, denk dran.“
Snape spuckte Blut auf den Boden, dass von seiner aufgeplatzten Lippe stammte. Es glitzerte nass und rötlich im fahlen Licht der Zauberstäbe. Harry ging auf den am Boden liegenden Todesser zu.
„Tja, das war‘s dann wohl Professor.“, sagte er fast mitleidig. „Wir haben keine weitere Verwendung mehr für dich. Das beste wäre wohl dich einfach ohne Zauberstab in London auszusetzen. Voldemort wird sicher froh sein seinen Diener wieder willkommen zu heißen. Er wird sich nur eine Frage stellen, wie er wohl entkommen ist. Ohne Stab war es sicher wirklich schwer. Hat er sich vielleicht die Freiheit erkauft, indem er Informationen preisgegeben hat? Eine schwere Frage.“, sinnierte Harry nach. Er beobachtete ganz genau Snapes Züge, die jedoch keine Regung zeigten. „Aber er hat ja Möglichkeiten es herauszubekommen. Der Cruciatus, ein wirklich fürchterlicher Fluch. Er soll Menschen sogar in den Wahnsinn treiben.“ In Snapes Gesicht zuckte es. Er presste seine Lippen so stark zusammen, dass sie nur noch ein schmaler blutleerer Strich waren. „Er kennt dich, auch dass du nicht immer ganz loyal gewesen bist. Meinst du er wird dich nur foltern, oder gleich töten, so wie er Ginny getötet hat.“
Mit einem Ruck stand Snape auf. Charlie zückte sofort seinen Stab und hielt ihn dem Todesser unter die Nase. „Du denkst, du kennst den Dunklen Lord? Nein, du kennst ihn nicht. Niemand, der ihm nicht dient, weiß wie es in seiner Gegenwart ist.“, schnarrte Snape und seine Augen drifteten in weite Ferne, als erinnere er sich längst vergangener Ereignisse. „Niemand hört je auf Todesser zu sein.“ Er zog den Ärmel seines Gewandes hoch, unter dem das Dunkle Mal verborgen war. Beinahe meinte Harry zu erkennen, wie sich die Schlange wand. Wie aus einem inneren Impuls heraus, von dem er nicht wusste woher er stammte, drückte er seinen Daumen auf das Mal. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seinen ganzen Arm und wanderte hinauf in seine Stirn. Seine Narbe brannte, als würde ein Messer hinein geschoben. Es war wie in der Gegenwart von Voldemort, als er ihn erblickte. Der Schmerz ließ die Realität verschwimmen, die sich zu einer neuen, anderen, fahlen Variante änderte. Ein Schleier, der sich über das wahre Hier und Jetzt legte. Er befand sich nicht länger in einem Raum im Haus der Blacks, sondern an einem Ort, der Harry vertraut vorkam. Er war schon einmal dort gewesen. Die Wände, die Fackeln, alles. Das Bild entglitt ihm so schnell, wie es gekommen war und bevor er sicher sein konnte wo er gewesen war. Snape hatte seinen Arm zurückgezogen und presste seine Hand auf das Dunkle Mal. Er keuchte und auf seiner Stirn glitzerten Schweißperlen.
„Du hast ihn gespürt, nicht wahr?“, fragte der Todesser außer Atmen.
„Ja und Voldemort hat mich auch gespürt.“, murmelte Harry, der Mühe hatte in die Realität zurückzufinden. „Und auch, dass du bei mir bist, aber nicht wo wir sind.“
Snape ließ an der Wand nieder sacken. Von einem Moment auf den Anderen schien er in sich zusammenzufallen, als wäre alle Kraft aus ihm gewichen. „Ich habe ihn in meinem Kopf gespürt.“, sprach er leise. Maßloser Schrecken stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Er ist sehr wütend.“
Harry nickte nur. Auch er hatte den maßlosen Zorn gespürt. „Dann hast du jetzt ja eine Vorstellung, was dich erwartet.“, meinte Harry, der an einiger seiner Träume denken musste.
„Ich kann nicht zurück. Nicht, wenn ich leben will.“ Das Erlebnis musste Snape vollkommen aus der Bahn geworfen haben. Vor Harry und Charlie saß nicht der gleiche Mann, der eben noch so überheblich mit ihnen geredet hatte. Vor ihnen hockte nun ein absolut verstörter Mann, für den eine Welt zusammengebrochen war.
„Dann hilf uns. Hilf uns Voldemort zu besiegen!“, redete Harry auf ihn ein. Snape blickte zu ihm auf. In seinen Augen herrschte eine erschreckende Leere. Sie wirkten wie die Augen eines Toten. Dann, ganz langsam, als bereitete es ihm große Mühen nickte er.
„Ja, besiege ihn. Nur du kannst es, deswegen hat er Angst vor dir. Er dachte dich gebrochen zu haben, doch jetzt sieht alles anders aus.“, stotterte Harrys ehemaliger Lehrer. Charlie blickte nur stirnrunzelnd auf den Mann hinunter, der noch eben jemand völlig anderes gewesen war. Voldemorts Geist hatte den seinen berührt und etwas war mit ihm passiert, dass noch keiner wirklich fassen konnte. „Der Horkrux, der verborgene, der schon lange tief unter unseren Füssen schlummert, er ist im Schwarzen See.“, sprach Snape, mit erhobener Stimme und einem Gesicht, als bereite es ihm alleine Schmerzen daran zu denken. „Tief unten in den dunklen Wassern. Eine alte Stadt, gebaut vor langer Zeit, versunken und vergessen. Außer für einen, der sie fand. Dort stieß er auf sein Verhängnis, doch es hat ihn nur stärker gemacht. Voldemort wandelte auf seinen Spuren und entdeckte, was niemand hätte entdecken dürfen, kein sterbliches Wesen. Er bannte den Ort mit einem mächtigen Siegel. Dem letzten Siegel. Breche es, aber hüte dich vor dem, was dahinter liegt. Es ist nicht für sterbliche Augen bestimmt.“ Harry hatte stumm zugehört. Snape hatte sich nun auf dem Boden zusammengerollt und wimmerte leise vor sich hin.
„Ähhh...“, machte Charlie. „Ich denke was eben passiert ist, besprechen wir später.“
„Genau.“, bestätigte Harry, der noch immer auf die verkrümmte Gestalt blickte. „Vielleicht ahnt Voldemort, dass sein Diener ihn verraten hat. Wir müssen schnell handeln.“ Ohne sich noch einmal umzublicken eilte er die Treppe hinauf. Charlie packte den wimmernden Snape und schleppte ihn hinter ihm die Treppe hinauf. Plötzlich riß sich der ehemalige Todesser los. Er tauchte unter Charlies zupackenden Armen hindurch und hielt Harry am arm fest.
„SIE ist nicht tot!“, stieß er hervor.


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Als Voldemort jagt uns Ralph wirklich Angst ein. Man spürt, dass er wahnsinnig ist – seine Augen verraten das. Wenn er auf der Leinwand erscheint, bin ich jedes Mal starr vor Schreck.
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