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Fanfiction

Harry Potter und die Rückkehr der Zauberer - Kapitel 40 Von Angesicht zu Angesicht

von Reaver

„Von wem ist der Brief?“, fragte Ginny leise und trat neben Harry, um ebenfalls den Absender lesen zu können.
„Von Draco.“, antwortete er flüsternd.

Maroy Folcad

Harry erkannte die kleine, geschwungene Handschrift Dracos auf dem rauhen Pergament de Briefumschlags. Ginny blickte ihm besorgt in die Augen. Bis jetzt waren die Nachrichten vom jungen Malfoy immer Vorboten von nahendem Unheil gewesen. Die Versuchung für Harry war groß den Umschlag rasch aufzureißen, doch schon sah Marcus immer wieder mit leicht gerunzelter Stirn zu ihnen herüber.
„Komm lass uns zu den anderen gehen, bevor Marcus zu misstrauisch wird.“, meinte Harry leise und schlang einen Arm um Ginnys schmale Taille. Während sie nebeneinander den Weg zum Haus entlang gingen dachte Harry fieberhaft nach, was in dem Brief stehen könnte. Schon lange hatte Draco kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. War der Brief ein Grund zur Hoffnung oder ein Vorbote drohenden Übels.
„Na ihr. Seid ja noch gerade rechtzeitig zum Essen gekommen.“, sagte Marcus freundlich, der hinter einer Rauchwolke auftauchte, die aus dem Grill empor stieg. Zwar bemerkte Harry seinen Blick, der einen Moment auf dem Brief ruhte, den er locker in der Hand hielt, war ihm aber dankbar, dass er ihn nicht drauf ansprach.
„Es wurde langsam kühl, so dass wir dann zurück sind.“, antwortete Ginny, die sich einen Teller nahm. Harry schloss sich ihr an und mit einem voll beladenen Teller ging er auf die Veranda, auf der Ron und Hermine saßen und genußvoll aßen.
„Hey.“, begrüßte Harry die beiden und schob den Brief so über den Tisch, dass sie den Absender lesen konnten. Hermine, die gerade eine Gabel zum Mund führen wollte hielt inne und starrte auf den Brief.
„Der ist von Draco!“, zischte sie überrascht.
„Ja.“, antwortete Harry leise und setzte sich auf einen der bequemen Stühle. Hermine sah ihn nur besorgt an, aß aber rasch weiter. Sie alle mussten sich zusammenreißen das Essen nicht hinunter zu schlingen, so gespannt waren sie auf den Inhalt des Briefes. Die Sonne verschwand während ihrem Mahl hinter dem Horizont und am Himmel wurden Tausende von Sternen sichtbar. Mit der Sonne verschwand auf die Wärme und der Wind wurde empfindlich kühl. So zogen sie sich, nachdem sie Marcus geholfen hatten den Tisch abzuräumen, ins Wohnzimmer zurück. Mit dem Zauberstab entzündete Harry einige Kerzen, die auf dem niedrigen Tisch zwischen den Sesseln standen. Schnell trennte er den Umschlag auf und hielt den Brief so, dass Ginny, Hermine und Ron ebenfalls die Zeilen lesen konnten.

Hey Harry!
Ich hoffe du erinnerst dich noch an mich. Es ist ja schon lange her, dass wir uns das letzte Mal getroffen haben. Die Arbeit war in letzter Zeit sehr anstrengend, aber es gibt viel zu Berichten. Leider wird sie in diesen Zeiten auch immer schwieriger. Nur langsam kommen meine Kollegen und ich in letzter Zeit voran, doch ich bin zuversichtlich, dass wir den Auftrag noch dieses Jahr abschließen können. Ich würde mich freuen, wenn wir uns noch einmal treffen könnten.
Dein alter Freund
Maroy Folcad


„Was soll den das!“, rief Ron verständnislos, als er die paar Zeilen gelesen hatte. „Ich glaube die Todesser haben ihm wirklich ganz übel mitgespielt.“
Harry grinste. Es war der selbe Trick, mit dem Draco schon einmal eine Botschaft verschlüsselt hatte. Er musste damit rechnen, dass die Eule eventuell abgefangen wurde, also hatte er wieder jenen alten Muggeltrick verwendet, um den wahren Inhalt des Briefes zu verbergen. Eine magische Methode wäre zu leicht zu entdecken gewesen. Harry roch am Blatt Pergament und tatsächlich. Wieder stieg ihm der Geruch von Zitrone in die Nase.
„Wieder Zitronensaft?“, fragte Hermine, deren Knie unaufhörlich auf und ab wippte. Ron sah sie nur verständnislos an, als Harry nickte. Vorsichtig ließ er die Kerzenflamme über das Pergament tanzen und Zeile um Zeile wurde die wahre Botschaft deutlich. Ron starrte mit offenem Mund die Wörter, die in einem dunklen Braun sichtbar wurden.
„Das ist ja abgefahren!“, entfuhr es ihm und er ließ seine Finger über das Blatt streichen.
„So, dann wollen wir mal sehen, was Draco uns mitzuteilen hat.“, meinte Harry, den eine Art Jagdfieber gepackt hatte.

Na Potter,
wie ich hörte ist dein Abenteuer in Norwegen erfolgreich verlaufen. Der Dunkle Lord war wenig begeistert von dem Ergebnis, wie du dir vorstellen kannst. In deiner Abwesenheit ist viel passiert. Der Dunkle Lord terrorisiert die Zaubererwelt und seine Taktik hat Erfolg. Langsam wankt der letzte Widerstand des Ministeriums, da alle Angst um ihre Familien haben. Dein Erfolg in Norwegen hat meinen Meister gezeigt, dass du immer noch eine Bedrohung bist. Er kann nicht das Risiko eingehen weiteren Horkrux zu verlieren. Aber er hatte aus zu großer Vorsicht einen Fehler gemacht. Potter, durch Zufall habe ich einen Anhaltspunkt, den es auf der Suche zu verfolgen lohnt. Wie dir inzwischen bekannt ist gibt es neue Kräfte in diesem Spiel der Macht. Grindelwald ist zurückgekehrt und scheint eigene Pläne zu verfolgen, die nicht die meines Meister sind. Die Verflechtungen sind zu lang und kompliziert, um sie in diese Zeilen zu füllen. Erinnerst du dich noch an die Hauptstraße in Hogsmeade? Das leerstehende Haus auf der linken Seite am Ortsausgang. Dort sollten wir uns am nächsten Freitag Abend treffen.
Bis dann,
Draco Malfoy


Harry las die Zeilen, die in der Kerzenflamme sichtbar geworden waren, zweimal hintereinander. Es hatte in der Vergangenheit zuviel Verrat gegeben, als dass er diesem Brief blindlings vertrauen konnte. Andererseits hatte Malfoy bei der Vernichtung des Kelches einen entscheidenden Beitrag geleistet. Ein Blick in die Gesichter seiner Freunde zeigte ihm, dass auch sie mit diesem Gedanken haderten. Bald war das Kerzenlicht die einzige Lichtquelle, die den Raum erhellte. Harry hatte den Brief wieder eingesteckt und war schweigend mit seinen Freunden in den Sesseln sitzen geblieben.
„Vertraust du ihm?“, fragte Hermine nach einiger Zeit, als sich in den flackernden Kerzenschein das silbrige Licht des Mondes gemischt hatte.
„Hab ich denn eine Wahl?“, antwortete Harry leise und starrte weiter in die Flamme einer Kerze.
„Wenn du eines von Dumbledore gelernt haben solltest, dann, dass du immer eine Wahl hast!“, entgegnete sie, während sie sich mit ihren Fingern durch die dichten braunen Locken fuhr.
„Ja, zwischen dem richtigen und dem einfachen Weg. Fragt sich nur, welchen Weg ich einschlagen würde, wenn ich auf Dracos Angebot eingehe.“, sprach er leise und berührte mit den Fingerspitzen das trockene Pergament in seiner Hosentasche. In Hermines Augen sah er, dass sie darauf keine Antwort hatte, sondern nur seine Entscheidung eine Antwort liefern würde.
„Du hast bis jetzt immer richtig entschieden, weil du nie das getan hast, was andere von dir verlangten, sondern das, was dein Herz dir sagte. Du entscheidest diesmal ebenfalls richtig.“, sagte Ginny und griff nach seiner Hand. Harry lächelte sie dankbar an und streichelte mit seinem Daumen die zarte Haut auf ihrem Handrücken.
„Gehen wir schlafen. Die viele Sonne hat mich müde gemacht und ihr seht auch nicht gerade fit aus.“, meinte Harry grinsend mit einem Blick auf Ron, der sichtlich Mühe zu haben schien die Augen offen zu halten. Seine Freunde nickten und nacheinander erstiegen sie die steile Treppe ins Obergeschoss des Hauses. Das alte Holz knarrte leise unter ihren Schritten. Oben wünschten sie sich alle eine gute Nacht und betraten ihre Zimmer. Sie waren sehr warm, aber ein angenehm kühler Luftzuck wehte durchs Fenster hinein. Erschöpft ließ sich Harry auf sein Bett fallen. Die weiche Matratze war nun eher störend, da er das Gefühl hatte auf einer Heizdecke zu liegen. Aber schon nach einigen Sekunden begannen seine Augen zuzufallen. Mit einem Lächeln im Gesicht, als er an Ginny dachte, schlief er schließlich ein.
„Hey Harry du Schlafmütze wach auf!“, drang Rons Stimme in seine noch vom Schlaf vernebelten Gedanken. Mühsam machte er die Augen auf und blinzelte wegen der Helligkeit im Zimmer. Die Nebelschleier lichteten sich und es war ihm möglich einen ersten klaren Gedanken zu fassen.
„Wasn los?“, murmelte Harry leise, während er versuchte sich etwas aus der dünnen Bettdecke zu befreien, die sich um seine Beine geschlungen hatte,
„Es gibt Frühstück und es ist schon nach Mittag.“, erklärte Ron grinsend und schüttelte ihn, damit er vollends aus dem süßen Reich der Träume in die Realität zurückkehrte. Harry blickte ihn irritiert an uns wandte dann den Blick zum Fenster. Die Sonne stand hoch am Himmel und sandte ihre heißen Strahlen zur Erde hinab.
„Aha.“, machte er. Langsam, um seinem Kreislauf Zeit zu geben sich an die Belastung anzupassen, schwang Harry die Beine aus dem Bett. Ron verdrehte nur die Augen, sagte aber nichts weiteres, sondern machte kehrt und verließ das Zimmer. Ein herrlicher Duft nach Kaffee und Brot wehte zu Harry hinein, als er die Tür hinter sich zuzog. Leicht schwankend stand Harry vollends auf und klaubte T-Shirt und Shorts auf, die er gestern Abend achtlos zu Boden geworfen hatte. Nach einem vergeblichen Versuch seine verstrubbelten Haare zu bändigen, die ihm in alle möglichen Richtungen vom Kopf abstanden, trat er auf den schmalen Flur hinaus.
„Harry!“, rief Ginny freudig, die gerade, in ein Handtuch gehüllt, das Badezimmer verließ. Schon schlangen sich ihre Arme um ihn und ihre zarten Lippen liebkosten die seinen.
„Hey, hast du gut geschlafen?“, fragte Harry zwischen zwei Küssen.
„Natürlich, aber ich bin sofort eingeschlafen. War ziemlich groggy.“, antwortete sie augenzwinkernd. „Ich ziehe mir nur rasch etwas an und komm dann auch zum Frühstück. Geh ruhig schon vor.“
Harry lächelte sie an und ging dann rasch die steile Treppe hinunter. Unten erwartete ihn ein voll gedeckter Frühstückstisch, an dem bereits Hermine und Ron saßen, die sich angeregt mit Marcus unterhielten. Dieser stand an der breiten Fensterfront und starrte mit leerem Blick auf das Meer hinaus. Nur kurz wandte er den Kopf Harry zu, als dieser den Fuß der Treppe erreichte.
„Morgen!“, grüßte er freudig.
„Hi Harry!“, erwiderte Hermine schnell, bevor sie wieder auf den Auror einredete. Es fiel Harry schwer einen Einstieg in das Gespräch zu finden, aber es ging eindeutig um ihren Aufenthalt hier. Hermine gab ein Argument nach dem anderen zum Besten, das gegen ihren Urlaub sprach.
„Es reicht!“, zischte Marcus schließlich in gereiztem Tonfall. „Ich kann euch nicht einfach gehen lassen, egal wir sehr mir selbst diese Situation missfällt. Ich bin in erster Linie ein Auror des Ministeriums.“
„Aber auch ein Mitglied des Ordens des Phönix!“, erwiderte Hermine verzweifelt.
„Dem, was davon übrig ist! Ein Haufen von Zauberern von Hexen ohne Ordnung und ohne Führer.“, sagte Marcus traurig. Sein Blick hing weiter in der Weite des Meeres und den Wogen, die sich sanft hoben und senkten, während sie der rauen Küste entgegen liefen. Harry senkte seinen Blick, als er an den einst stolzen Orden dachte, der so lange Voldemort alleine Widerstand geleistet hatte. Er hatte seinen großen Führer verloren, ein Symbol für Hoffnung und Kraft. Mit Dumbledore war auch die Seele des Ordens gestorben, die so lange hell gebrannt hatte und von der keiner geglaubt hatte, dass sie je erlöschen würde. Doch genau dies war passiert. Der große, dunkle Feind hatte sie erstickt und nun irrten die verbliebenen Mitglieder in der Finsternis von Voldemorts Schatten umher.
„Ich weiß, dass ich nur sehr wenig über den Orden weiß, aber eines ist mir klar geworden. Es war nie eine Person, die ihn geführt hat, sondern die Sache, für den er einstand. Deswegen ist er auch so stark gewesen. Die Zauberer haben sich gegen Voldemort erhoben um für die Zukunft unserer Gesellschaft zu kämpfen.“, sagte Harry langsam. Er begegnete Marcus’ Blick, der sich nach diesen Worten umgewandt hatte. Etwas in seinen Augen sagte ihm, dass es vielleicht einmal so gewesen war, aber diese Ideale schon lange verloren gegangen waren.
„Es waren schwere Zeiten damals, doch wir standen eng zusammen, haben uns geholfen und uns gegenseitig Hoffnung geschenkt weiter zu kämpfen. Heute nun sind schon viele der alten Kämpfer tot und nur wenige der neuen, wie mich, konnten ihre Plätze einnehmen.“, antwortete Marcus. Sein Kopf war von einer Korona aus Sonnenstrahlen umgeben, die durch das Fenster in seinem Rücken schien. Harry schwieg und dachte über die Worte des Zauberers nach. Sein Toast, das vor ihm auf dem Teller lag war schon längst wieder abgekühlt. Er hatte aber auch jeden Appetit verloren. Die Worte hatten Erinnerungen in ihm geweckt, die nun durch seinen Kopf geisterten. Der schöne Morgen mit seiner strahlenden Sonne schien so gar nicht zu dem Gespräch zu passen, das sie gerade führten. Beinahe kam es Harry so vor, als würde sie ihn verhöhnen.
„Es kommt aber nicht nur auf die Zahl von Soldaten in diesem Krieg an.“, meinte Hermine nach einer kurzen Zeit des Schweigens. „Wir mögen in der Unterzahl sein, aber so lange es Hoffnung gibt hat Voldemort keine Chance den Sieg zu erringen.“
„Bei Merlin, ich hoffe du hast Recht.“, gab Marcus zurück. Schritte ertönten auf der Treppe und Harry blickte nach oben. Ginny schritt langsam die Stufen herunter. Als sie in ihre Gesichter sah runzelte sie die Stirn.
„Hey, ist etwas passiert?“, fragte Ginny mit besorgter Stimme. Wortlos schüttelten Harry und Hermine die Köpfe. „Ist es was schlimmes?“ Wieder schüttelten sie die Köpfe. „Bei Merlin, macht doch mal den Mund auf!“
„Es ist nichts, nur Erinnerungen.“, antwortete Harry leise. Ginny zog ein Gesicht, das ihm sagte, was sie von seiner Antwort hielt, setzte sich aber und nahm sich eine Scheibe Brot.
„Ich muss jetzt ins Ministerium, aber Luthien kommt gleich. Also ich wünsche euch einen schönen Tag.“, sagte Marcus mit einem Blick zu der großen Uhr an der Wand über dem Kamin. Wortlos verabschiedeten sie ihn mit einem Nicken. Sie hörten, wie er leise Worte mit Luthien wechselte, der gerade zur Tür herein gekommen war, dann ertönte das Geräusch der Tür. Der bleiche Auror betrat das Wohnzimmer. Mit einem ausdruckslosen Gesicht betrachtete er die kleine Gruppe. Harry fragte sich, was gerade hinter dieser reglosen Maske vorgehen mochte.
„Morgen.“, grüßte Luthien knapp, bevor er sich in einen der Sessel im Wohnzimmer sinken ließ. Unter seinem Umhang kam eine Pfeife zum Vorschein, die er mit seinem Zauberstab anzündete. Bald zog der Geruch nach frischem Tabakrauch durch das Haus. Harry hustete demonstrativ, doch der Auror hob nicht einmal den Blick. Schnell beendeten sie sein Frühstück und gingen hinaus auf die Terrasse, die in der Mittagssonne zu glühen schien. Nur eine kleine Brise brachte etwas Linderung. Das Meer lag vor ihnen wie ein riesiger Spiegel. Nur selten kräuselte eine kleine Windböe die Oberfläche, so dass sich die Klippen der Bucht nahezu perfekt im Wasser spiegelten. Harry ließ seinen Blick über die scheinbar endlose Weite des Meeres gleiten. Noch immer war es für ihn schwer zu begreifen, dass er hier herumsitzen musste, während der Krieg mit nie gekannter Heftigkeit tobte. Gerade jetzt war die Zeit zum Handeln gekommen. Er musste etwas unternehmen.
„Wir müssen hier weg.“, sagte er langsam.
„Natürlich müssen wir das.“, antwortete Hermine leise. „Aber trotzdem müssen wir erstmal gucken wie unsere nächsten Schritte aussehen könnten.“
„Draco treffen.“, erwiderte Harry knapp und kehrte zurück ins Haus. „Spätestens am Freitag verschwinde ich von hier.“ Es lag etwas endgültiges in seiner Stimme. Keiner seiner Freunde antwortete etwas auf seine Worte.
Bleigraue Wolken verdeckten die Sonne, als Harry am Freitag Morgen auf die Terrasse trat. Ein Donner verhallte in der Ferne und erste Regentropfen fielen auf das in der Sonne vertrocknete Gras zu seinen Füssen. Es war der erste Regentag seit langem und er konnte fühlen wie die Natur nach dem kostbaren Nass lechzte, das nun immer heftiger aus den Wolken herabströmte. Ginny trat neben ihn und hob den Kopf zum Himmel. Die Tropfen trafen ihr Gesicht und liefen ihren Hals hinunter. Eine Windböe zerrte an Harrys Kleidern, als er zum Rand der Klippe ging. Luthien saß wie üblich im Wohnzimmer und rauchte seine Pfeife. Dennoch wusste Harry, dass nichts den wachsamen Augen des Auroren entging.
„Ich hatte schon fast vergessen wie Regen sich anfühlt!“, rief Ginny lachend und öffnete ihren Mund, damit einige Tropfen hinein fallen konnten. Ein Blitz zuckte quer über den Himmel gefolgt von einem Donner, der die Erde zum Beben zu bringen schien.
„Was für ein tolles Wetter.“, meinte Ron, der gerade auf die Terrasse trat.
„Ja, ich hab irgendwie keine Lust mehr hier zu sein.“, erwiderte Harry augenzwinkernd. Der Regen wurde immer stärker, bis Harry den Eindruck hatte, dass eine zweite Sintflut anzubrechen drohte. Blitze verwandelten das Firmament in gleißendes Licht gefolgt von krachendem, ohrenbetäubendem Donner. Schnell verschwanden Harry, Ginny und Ron wieder im Haus. Luthien stand an den großen Fenstern, den Blick stumm nach draußen gerichtet. Es war so dunkel geworden, dass Harry nicht hätte sagen können ob es Tag oder Nacht war.
„Was für ein Unwetter.“, bemerkte Hermine, die es sich mit einem Buch auf der Couch gemütlich gemacht hatte. Sie musste eine Kerze entzünden, um noch lesen zu können.
„Ja und sowas mitten im Sommer.“, bestätigte Ginny. Wasser tropfte aus ihren Haaren und durchnässte ihr T-Shirt. Harry starrte aus dem Fenster. Im Süden wurde es wieder heller und der Donner des Gewitters wurde leiser. Das Unwetter zog über sie hinweg. Regen rann in Bächen die Scheibe hinab und trübte die Sicht auf das sturmgepeitschte Meer.
Das Unwetter hatte sich verzogen, als Harry, Ron, Hermine und Ginny nach draußen traten. Das Gras unter ihren Füssen hatte sich mit Wasser vollgesaugt und gab bei jedem Schritt matschende Geräusche von sich. Zielstrebig gingen sie den schmalen Weg entlang, der zum Haus führte. Ihr Verschwinden würde auf jeden Fall bemerkt werden. Es kam nur darauf an wie schnell. Immer wieder blickten sie sich zum Haus um, ob nicht bald ein aufgeregter Marcus hinausgelaufen kam. Für den Moment noch war alles still, beinahe empfand Harry es für zu ruhig. Kein Vogel zwitscherte und kein Lüftchen regte sich. Luthien hatte ihnen erklärt, dass 300 Meter um das Haus herum ein Zauber gewirkt worden war, der das Aparieren verhinderte. Harry war gespannt, was passieren würde, wenn sie diese Grenze erreichten. Einige kleine Büsche säumten nun den Weg. Plötzlich hatte Harry das Gefühl, als würde irgend eine Kraft ihn zurückziehen, als wolle sie ihn daran hindern weiterzugehen.
„Das ist es wohl.“, sagte Harry. Seine Freunde nickten und stemmten sich gegen den Zauber, der sie um jeden Preis hierbehalten wollte.
„HEY!“, drang vom Haus ein Schrei zu ihnen herüber. Marcus rannte mit ausgreifenden Schritten zu ihnen herüber. Der dunkelblaue Umhang wehte hinter ihm her.
„Los rennt!“, keuchte Harry und stemmte sich mit aller Kraft gegen die unsichtbare Wand. Plötzlich kam ihm eine Idee. „Accio Feuerblitz!“, rief er. Sofort flog aus seinem Zimmer sein alter treuer Besen zu ihm herüber. Nur leicht angesengt hatten Arthur und Molly ihn in der alten Besenkammer gefunden, die glücklicherweise etwas entfernt vom Fuchsbau gestanden hatte. Geschickt sprang Harry auf den Besen auf und spürte, wie Ginny sich hinter ihn setzte.
„Accio Sauberwisch!“, hörte er Rons Stimme, wie er seinen Besen aufrief.
„Hey! Tut das nicht!“, schrie ihnen Marcus zu, der nun fast heran war. Kraftvoll stieß sich Harry vom Boden ab. Es knallte, als an der Stelle, an der er gerade gestanden hatte ein Zauberer im dunkelblauen Umhang auftauchte.
„Kommt sofort zurück!“, brüllte dieser ihnen hinterher, als Harry und Ginny immer schneller in die Luft stiegen. Immer mehr Auroren apparierten. Sie alle hatten einen Anhänger umgehängt, der dunkelrot leuchtete. Es musste sich wohl um Amulette handeln, die ihren Besitzer trotz des Zaubers apparieren ließen. In einem weiten Bogen holte Harry Schwung und schoss auf die unsichtbare Mauer zu. Ron folgte ihm zusammen mit Hermine, die sich mit bleichem Gesicht an ihn klammerte.
„Zum letzten Mal! Kommt sofort runter!“, schrie einer der Auroren und zielte mit seinem Zauberstab auf Harry. Der Feuerblitz begann zu bocken, als er gegen den Bannzauber stieß, flog aber so gut wie ungehindert weiter.
„Arresto Momentum!“
Automatisch vollführte Harry einen Schlenker und der Fluch schoss an ihm vorbei. Dann waren sie frei. Harry spürte, wie sie den Bannzauber verließen und stieg höher in die Luft. Er warf einen Blick zurück und erblickte Ron, der ebenfalls gerade durch die unsichtbare Mauer hindurch stieß. Sein Sauberwisch bockte heftig und er hatte deutlich mehr Probleme die Kontrolle über den Besen zu behalten. Plötzlich erstarrte der Besen in der Luft. Harry konnte gerade noch Rons schreckensbleiches Gesicht sehen, dann stürzten er und Hermine dem Boden entgegen. Die Auroren sprachen ihre Zaubersprüche und die beiden glitten sanft zu Boden.
„Los Harry komm runter!“, rief ihm Marcus zu.
„Nein Harry flieg. Du kannst das auch ohne uns!“, entgegnete Ron und machte mit den Armen wedelnde Bewegungen. Einen Moment schwebte Harry unschlüssig auf der Stelle, dann wendete er den Besen und sauste davon. Die Landschaft glitt unter ihm hinweg. Nach einiger Zeit landete er und stieg vom Besen.
„Sollen wir das wirklich zu zweit machen?“, fragte er Ginny, die sich mit unterschlagenen Beinen ins Gras sinken ließ.
„Wann denn wenn nicht jetzt?“, erwiderte sie.
„Das ist vermutlich unsere einzige Chance an die Information zu kommen.“
„Also. Dann sollten wir los.“, beschloß Ginny munter und stand auf. Harry lächelte, ergriff den Feuerblitz und nahm Ginny an die Hand.
„Dann wollen wir mal.“, murmelte er und konzentrierte sich.
„Ich hasse es!“, schimpfte Ginny, als sie in Hogsmeade wieder auftauchten. Sie torkelte ein, zwei Schritte weit, bis sie ihren Gleichgewichtssinn wiedergefunden hatte. Die Abendsonne färbte den Himmel über dem Ort rötlich. Hogwarts thronte auf dem Berg, dunkel und verlassen. Jetzt, da Harry wusste, dass niemand mehr in Hogwarts wohnte wirkte das Schloss düster und Hoffnungslosigkeit schien von ihm auszugehen.
„Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass wir dort waren.“, flüsterte Ginny und ergriff seine Hand.
„Ja. Viel ist seither passiert. Dennoch fühle ich mich dort noch Zuhause.“, gab Harry leise zurück und riss sich von dem Anblick los. Hogsmeade sah genauso verlassen wie Hogwarts aus. Es drang kein Laut aus „Die drei Besen“ oder aus dem „Honigtopf“. Viele der Läden waren verrammelt und die Fenster mit Brettern vernagelt. Vorsichtig gingen sie die Straße entlang, die quer durch den Ort führte. Hogsmeade kam Harry mit jedem Schritt mehr wie eine Geisterstadt vor. Gerade schickte die Sonne ihre letzten Strahlen zur Erde, als sie das Haus erreichten. Es war leicht windschief und sah unbewohnt aus, aber ein wenig Rauch kräuselte sich aus dem Schornstein empor.
„Das ist es.“, sagte Harry und öffnete das quietschende Gartentor. Beinahe fiel es aus den maroden Angeln. Seine Finger tasteten nach dem Zauberstab in seiner Tasche und schlossen sich um das glatte Holz. Als er noch einen Blick mit Ginny gewechselt hatte hob er die andere Hand und klopfte an die Tür. Niemand antwortete, aber langsam schwang sie auf.
„Sie war nur angelehnt.“, flüsterte Ginny und auch ihre Hand tastete nach dem Zauberstab. Es war Dunkel im Haus und nur der Kamin, in dem noch etwas Glut glimmte spendete rötliches Licht. Zwei Sessel mit hohen Lehnen standen vor dem Kamin. Vorsichtig schritt Harry näher heran, bis er eine Hand sah, die auf der Armlehne des Sessels lag.
„Draco?“, zischte Harry. Seine Schritte machten auf dem weichen Teppich kein Geräusch. „Draco bist du das? Antworte!“, wiederholte Harry. Im rötlichen Licht der Glut ließen sich nur die beschienen Umrisse erkennen.
„Harry, vielleicht sollten wir wieder gehen.“, flüsterte Ginny, die sich mit wachsamen Blick im Raum umsah. Auch Harry unterzog dem Raum einer weiteren, gründlicheren Musterung. Er war klein und Dunkel. Ein runder Tisch stand in der nähe des kleinen Herds, auf dem noch ein Topf stand. Zwei grobe Holztüren zweigten vom Wohnzimmer ab. Das leise rascheln von Stoff ließ Harry herumfahren. Es war eindeutig aus der Richtung des Sessels gekommen.
„Draco schläft wahrscheinlich nur.“, meinte Harry, der das Geräusch als Lebenszeichen gedeutet hatte. Langsam ging er zum Kamin herüber. Je näher er kam, desto deutlicher konnte er die Hand erkennen. Sie war bleich und die Finger hatten sich um die Lehne gekrallt. Weiß traten sie unter der wie wächsern schimmernden Haut hervor. Ein ungutes Gefühl beschlich Harry und er bedeutete Ginny zurückzubleiben.
„Draco!“, zischte er lauter und mit einem letzten Schritt trat er vor den Sessel. Draco starrte ihn an, das Gesicht zu einer starren Maske aus Schrecken verzerrt. Seine gebrochenen Augen starrten Harry an. Ein stummes Flehen war in ihnen zu lesen. Harry schnappte nach Luft und zog in einer fließenden Bewegung seinen Zauberstab.
„Was ist?“, fragte Ginny alarmiert.
„Raus hier!“, rief Harry und stürmte zu ihr herüber. Die Haustür fiel ins Schloss. Abrupt blieben die beiden stehen. Sie waren nicht alleine. Schnell griff Harry nach dem Arm von Ginny um zu apparieren. Er schloss die Augen und eine grausame Helligkeit stach durch seine Lider. Eine grausame Kraft schleuderte ihn hinfort. Der Aufprall war grausam hart und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Sein Kopf schmerzte entsetzlich und vor seinen Augen befanden sich nur verschwommene Lichtflecke. Schnell hob er seinen Zauberstab und erstarrte, als sich sein Blick wieder klärte. Vor ihm ließ Lucius den Tarnumhang fallen, seinen Zauberstab auf Harrys Gesicht gerichtet. Der ganze Raum war plötzlich mit Leuten in schwarzen Umhängen gefüllt. Ginny wehrte sich verzweifelt gegen zwei hoch gewachsene Todesser, die sie fest hielten.
„Versuch es erst gar nicht. Eine falsche Bewegung und deine kleine Freundin stirbt.“, sagte Lucius überheblich und streckte seine Hand nach Harrys Zauberstab aus. Fieberhaft suchte Harry nach einem Fluchtweg. Hinter Lucius traten zwei weitere Todesser, die amüsiert auf ihn herab blickten.
„Guck mal Alecto er sucht einen Ausweg.“, sagte einer der beiden beinahe zärtlich. Harry erinnerte sich daran, dass er zusammen mit Fenrir, Draco und Snape auf dem Turm war. In der Nacht, als Dumbledore starb. „Spar dir die Mühen Potter! Diesmal gelingt dir keine überraschende Flucht! Du dreckiges, kleines...“
„Halts Maul!“, donnerte Lucius und funkelte den Todesser an.
„Deinen Zauberstab Potter. Sofort!“, befahl der blonde Zauberer.
In Harry stieg langsam Panik auf. Eine kalte Wand aus Eis schien sich um seinen Geist geschlossen haben. Es war ihm unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen. Es befanden sich mindestens zehn Todesser in dem kleinen Raum. Ginny wehrte sich noch immer verzweifelt gegen die beiden Männer, die ihre Anstrengungen mit einem herablassendem Lächeln quittierten. Mit einem Ruck stand Harry auf. Beinahe erschrocken wich Lucius einen Schritt zurück, fing sich aber sofort wieder. Sie standen sich gegenüber. Beide die Zauberstäbe erhoben.
„Potter, es ist vorbei. Du hast verloren. Sieh es ein und gib mir deinen Stab.“, sagte Malfoy ruhig, aber mit vor Hass verzerrtem Gesicht.
„Damit du ihn Voldemort als Trophäe überreichen kannst niemals.“, antwortete Harry kalt, während er sich fieberhaft im Raum umsah. Inzwischen zielten acht Zauberstäbe auf ihn. Noch nie hatte er in einer derart aussichtslosen Situation befunden. Langsam kroch die Angst in ihm hoch, dass Lucius Recht haben könnte. Vielleicht war es in der Tat vorbei. Vielleicht hatte er tatsächlich nach all den Anstrengungen verloren. Seine Gedanken mussten ihm deutlich auf seinem Gesicht abzulesen sein, denn der blonde Zauberer begann kalt zu lächeln.
„Tja Potter. Einmal ist alles vorbei und denk an deine Freundin.“, erinnerte er ihn mit einem gespielt väterlichen Lächeln auf den Lippen, das sich sofort wieder in ein böses Grinsen verwandelte. Harry sah zu Ginny herüber. Ihre Blicke begegneten sich und nackte Panik sprach aus ihren Augen. Tränen rannen ihre Wangen hinab. Eine eisige Hand klammerte sich um Harrys Herz. Wenn er floh würden die Todesser sie umbringen. Die Situation, vor der er sich am meisten gefürchtet hatte war eingetreten. Hinter seiner Maske aus Mut und Entschlossenheit, die er aufgesetzt hatte fühlte er sich verzweifelt und klein, machtlos.
„Lass sie gehen!“, zischte Harry.
„Nein.“, antwortete Lucius knapp.
„Wenn sie in Sicherheit ist kriegst du meinen Zauberstab.“
Ginny keuchte erschrocken auf. „Nein Harry! Tu das nicht! Nicht für mich! Flieh!“, schrie sie verzweifelt und bäumte sich im Griff der Todesser auf.
„Stopft ihr das Maul!“, donnerte Malfoy. Einer Todesser schlug ihr hart ins Gesicht. Ginny schrie auf sagte aber nichts mehr. Harry wurde beinahe schlecht, als er in ihr Gesicht blickte. Mit den Lippen formte sie die Worte: Flieh! Hau ab! Stumm schüttelte Harry den Kopf.
„Wer sie noch einmal anfasst, der wird es bereuen und wenn es das letzte ist, was ich tue!“, rief Harry entschlossen und funkelte jeden seiner Gegner an.
„Bravo Potter. Du hast deinen Standpunkt deutlich gemacht, aber wie es scheint kommen wir so nicht weiter.“, erwiderte Lucius kalt. Noch bevor Harry reagieren konnte hatte er einen Dolch gezückt und hielt ihn Ginny an die Kehle. „Ich bin kein gewalttätiger Mensch, aber wenn du mir keine Wahl lässt....“ Er ließ den Satz absichtlich unbeantwortet.
„Wage es nicht!“, zischte Harry und machte einen Schritt auf ihn zu. Sofort bauten sich die zwei Todesser vor ihm auf.
„Ah! Nicht doch.“, sagte Lucius. „Ein Schritt und...“ Er verstärkte etwas den Druck mit dem Messer und ein hellroter Bluttropfen fiel von der Klinge auf den Teppich. Ginny wimmerte und Harry sah, dass sie am ganzen Leib zitterte. In Harry tobte ein Sturm der Gefühle. Wut mischte sich mit Furcht, aber noch nie hatte er sich derart hilflos gefühlt.
„Deinen Stab Potter.“, erinnerte ihn Malfoy.
„Und was dann. Werde ich so tot sein wie Draco?“, fragte Harry mit einem Kopfnicken zum jungen Malfoy hin.
„Er hat es nicht anders verdient. Dreckige Verräter sind des Todes. Es war eine Erlösung dieses falsche Geschwür aus den gesunden Reihen der Todesser zu entfernen.“, sagte Lucius mit vor Hass triefender Stimme.
„Du hast deinen eigenen Sohn getötet?“, fragte Harry fassungslos.
„Ja.“, antwortete der blonde Zauberer knapp. Harry konnte nicht sagen was schockierender war: Die Tatsache, dass er Draco ermordet hatte oder, dass er so locker darüber sprach.
„Es war dein Sohn!“, wiederholte er leise und kopfschüttelnd.
Malfoy lachte dreckig. „Sag bloß nicht, dass es dich berührt. Ihr habt euch ja so gut vertragen. Mitleid ist nur eine Schwäche. Deswegen wirst du auch nie so stark sein wie der Dunkle Lord.“
„Lass Ginny gehen Lucius, bitte.“, bat Harry. Sie sah ihn aus tränennassen Augen an. Er sah weg. Ihr Blick schien sich tief in seine Seele zu bohren.
Lucius hob in einer gespielten Geste die Schultern. „Ich kann es nicht. Nicht einmal, wenn ich wollte. Nun Potter, wir haben uns ausgetauscht, jeder hat seinen Standpunkt dargelegt. Jetzt lass uns wie vernünftige, erwachsene Menschen die Sache bereinigen.“, begann er sachlich. „Da es für dich jetzt sicher eine Zeit ist, in der du emotional aufgewühlt bist fasse ich die Tatsachen noch einmal zusammen, extra für dich.“ Der blonde Zauberer grinste hämisch. Harry biss die Kiefer zusammen, bis kleine Schmerzpfeile in seinen Kopf schossen. Er rang hilflos die Hände. Alle Todesser hatten ihre Zauberstäbe auf ihn gerichtet, bereit ihm ein ganzes Arsenal Flüche auf den Hals zu hetzen. Das Fenster? Nein, davor hatten sie ihn erwischt. Apparieren? Aussichtslos. Zu lange wäre er schutzlos. Aber egal ob er entkam, Ginny würden sie töten. Er musste sich zusammenreißen, damit ihm nicht die Tränen in die Augen stiegen. Ginny. Es war seine Schuld, dass es soweit gekommen war. Man hatte ihn gewarnt, aber er hatte alle Vorsicht in den Wind geschlagen und hatte sich mit Malfoy treffen wollen. Nun saß er in der Falle. Dennoch erfüllte es ihn mit grimmiger Befriedigung, dass ihn die Todesser, trotz ihrer Übermacht, als Bedrohung ansahen. Erst jetzt merkte er, dass Lucius unentwegt redete.
„Das Fazit ist ganz einfach und sollte selbst für dich zu verstehen sein. Deine kleine Blutsverräterfreundin ist tot, wenn du einen Fehler machst oder meinen Anweisungen nicht folgst, klar?“, endete der blonde Zauberer.
„Wenn du sie anrührst töte ich dich.“, zischte Harry, den wegen Malfoys Überheblichkeit die Wut packte. „Wer immer heute hier stirbt, du wirst auf jeden Fall dabei sein!“
„Große Worte Potter. Aber wirst du dir deiner Sache auch immer so sicher sein?“ Lucius grinste böse und ergriff Ginny grob an den Haaren. Sie schrie auf, als ihr Kopf brutal nach hinten gerissen wurde. Harry machte einen Schritt nach vorne, hielt aber an, als Malfoy wieder den Dolch an ihre Kehle setzte. „Na Potter hast du Angst?“ Natürlich hatte Harry Angst. Er musste sich zwingen seine Hände ruhig zu halten, damit sie nicht zitterten. „Ja oder nein?“ Ginny schrie auf vor Schmerz, als er seine Klinge einmal leicht und über ihren Hals gleiten ließ. Ein kleines Rinnsal Blut lief an ihrem Hals hinab. In Harry zog sich in diesem Moment alles zusammen.
„Stupor!“, donnerte er und Malfoy wurde nach hinten gerissen. Die anderen Todesser waren von einem auf den anderen Moment in heller Aufregung. Flüche zuckten durch den Raum. Im hellen, flackernden Licht waren die Bewegungen nur noch schemenhaft wahrzunehmen.
„Gardendo!“ Um Harry bildete sich das silberne Schild und schickte einen Cruciatus zu einem Todesser zurück. Schreiend fiel dieser zu Boden. Aus den Augenwinkeln sah er noch gerade rechtzeitig einen Schockzauber auf sich zu rasen. Mit letzter Kraft warf er sich zur Seite und schickte in der Enge des Hauses noch einen Gegner zu Boden. Harry kam ungünstig auf dem Boden auf und spürte sogleich wie ihn zwei starke Arme auf den Boden nagelten. Verzweifelt wehrte er sich, doch der Todesser war einfach zu stark. Jemand trat auf seine Hand. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen.
„Deinen Zauberstab!“, zischte jemand. Harry ließ los. Der Stiefel verschwand und er atmete wieder auf.
„Los, richtet ihn auf!“, vernahm er die Stimme von Lucius. Grob wurde er in die Höhe gerissen. Sofort suchte sein Blick nach Ginny, die sich mit dem Rücken wimmernd in eine Ecke verzogen hatte. Der blonde Zauberer funkelte Harry an, ging dann zu ihr herüber. Behende sprang sie auf. Lucius prallte zurück, als sie ihm mit ihrer ganzen Kraft einen Stoß vor die Brust versetzte. Mit flinken Fingern zog sie seinen Stab aus dem Gürtel.
„Lauf!“, brüllte Harry. Ginny blickte ihm kurz in die Augen. Sie würde nicht gehen. Nie würde sie ihn zurücklassen. „Lauf doch! Rette dich!“, schrie Harry noch einmal, dann krachte eine Faust in sein Gesicht. Als er wieder etwas sehen konnte stand Lucius direkt vor ihm.
„Ahh du bist wach Potter. Schön, schön. Ich hoffe du erinnerst dich, was ich dir gesagt hatte. Nun bist du für den Tod deiner reizenden Freundin verantwortlich. Es ist deine Schuld.“ Er guckte Harry mit geradezu bedauerndem Blick an. Nur langsam sickerten die Worte in Harrys bewusstsein, doch als sein Gehirn sie endlich analysiert hatte, versuchte er aufzuspringen. Seine Arme wurden immer noch von den beiden Todessern umklammert. Er stemmte sich gegen sie, schaffte es aber nicht auch nur einen Millimeter Freiraum zu kriegen.
„Nein!“, keuchte er.
„Es war deine Entscheidung.“, erwiderte der blonde Zauberer und trat zur Seite. Ginny hing wieder zwischen den Todesser, die sie bereits eben gehalten hatten. Blut tropfte von ihrer Unterlippe auf den Boden. In Harry verkrampfte sich alles. Hilflos sah Harry zu, wie der blonde Zauberer wieder den Dolch zog.
„Bitte, nein.“, stotterte Harry. Die Worte kamen aus seinem Mund, ohne dass er darüber nachgedacht hatte. Tränen rannen seine Wangen hinab. Die Anspannung der letzten Minuten forderte ihren Tribut. Die Starre Maske, die er aufgesetzt hatte begann zu bröckeln. Malfoy schien im ersten Moment verblüfft, dann breitete sich zuerst ein Grinsen auf seinem Gesicht aus, bevor ein schallendes Lachen aus ihm hervor brach.
„Der große Harry Potter bittet um etwas!“, rief er atemlos und auch die anderen Todesser begannen zu lachen. Harry kniff die Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Wut lohte wie flüssiges Feuer durch seine Adern. Seine Machtlosigkeit und Angst gab ihr nur zusätzliche Nahrung. „Nein Potter du musst lernen, dass deine Handlungen Konsequenzen haben. Nun musst du zusehen, wie deine kleine Freundin stirbt.“, gluckste sein Gegenüber. Wahnsinn schien sich in den Augen des blonden Zauberers widerzuspiegeln. Ginny schien aufgegeben zu haben. Vielleicht hatte sie auch keine Kraft mehr zu kämpfen. Die Augen starr zu Boden gerichtet hing sie zwischen den Todessern. Sie sah nicht einmal auf, als Lucius den Dolch wieder an ihre Kehle setzte.
Harry wehrte sich wieder gegen den Eisernen Griff seiner Bewacher, aber diese hielten ihn ohne Mühe fest. „Nein! Ich tu alles was du willst!“, schrie er verzweifelt. Lucius schenkte ihm nur ein fieses Lächeln. „NEIN!“ Blut rann die Klinge hinab, als er begann sie langsam über Ginnys Hals zu führen. Die Sehnen traten unter ihrer Haut hervor.
„Das reicht!“, schnarrte eine wohlbekannte Stimme. Sie hatte nicht einmal besonders laut gesprochen, doch lag soviel Härte in ihr, dass alle im Raum sofort aufblickten. Snape stieß sich von der Wand ab und trat aus dem Schatten, der ihn bis jetzt perfekt verborgen hatte. „Nehmt sie mit.“, befahl er knapp ohne Harry oder Ginny eines Blickes zu würdigen.
„Was?“, widersprach Lucius und trat mit verschränkten Armen vor Snape, der ihn geringschätzig betrachtete.
„Du sollst dafür sorgen, dass sie in unser Hauptquartier gebracht werden.“, erwiderte Severus mit einer großherzigen Geste, die jedoch durch den Ausdruck in seinen Augen zu purem Spott verkam.
„Und wieso das? Ich bin hier noch nicht fertig!“, zischte der blonde Zauberer. In seinem Gesicht spiegelten sich Wut und Enttäuschung wider.
„Was immer der Dunkle Lord fordert ist Befehl.“, antwortete Snape knapp um verschwand mit wehendem Umhang aus dem kleinen engen Raum. Lucius stand noch einige Sekunden unschlüssig auf der Stelle, machte dann aber eine entsprechende Geste. Für den Moment erleichtert sackte Harry in den Armen seiner Bewacher zusammen. Er hatte kaum mehr die Kraft aus eigener Energie zu stehen. Jede Faser war Snape dankbar, dass Ginny noch lebte. Er versuchte ihren Blick aufzufangen, doch sie hing wie leblos zwischen den beiden Todessern, die sie nach draußen schleiften. Ihr Top war inzwischen schwer und nass von ihrem Blut. Draußen erwartete sie eine tiefe Dämmerung. Die ganze Schöpfung schien nur noch aus Grautönen und Schatten zu bestehen. Schnell stellten sich die Todesser in einem Kreis auf. Wie durch einen dicken schwarzen Schleier nahm Harry das Gefühl war zu apparieren. Wo sie wieder auftauchten wusste Harry nicht. Ein Stück weit gingen sie auf knirschenden Kies, bevor jemand vor ihnen eine Tür öffnete. Es wurden leise Worte gesprochen, die Harry nicht verstand, bevor er in das Haus geschleift wurde. Ein dumpfer, modriger Geruch schlug ihm entgegen. Plötzlich hallte ein Schrei durch die Stille. Es war eine Frau. Müde hob Harry den Blick. Eine Frau mit wehenden blonden Haaren rannte an ihm vorbei. Narzissa Malfoy. Er drehte den Kopf und erkannte, dass sie hinter ihm die Leiche von Draco herein getragen hatten. Fassungslos mit vor den Mund geschlagener Hand stand sie vor ihrem toten Sohn. Tränen, die in dem Dämmerlicht glitzerten rannen aus ihren Augen. Die Todesser trugen ihn weiter, eine Treppe hinab, einen dunklen, feuchten Gang entlang, bevor sie ihn in einen eben solchen Raum warfen. Kraftlos blieb Harry liegen. Er hoffte, dass sie Ginny auch in diesen Raum bringen würden, doch durch die dicke Bohlentür hörte er, wie eine andere geöffnet und wieder geschlossen wurde. Wie es ihr wohl ging? Wie gerne hätte er sie jetzt in die Arm geschlossen. Aber hatte er überhaupt noch das Recht dazu? Sie wäre fast gestorben, nur weil er derjenige war, dem das Schicksal diese Rolle zugedacht hatte. Über diesen Gedanken schlief er ein. In Dunkelheit glitt er dahin, ohne Licht ohne zu wissen wohin er trieb. Ein finsterer Ozean aus Schatten umfing ihn. Ohne zu sehen, fühlen oder zu riechen trieb er in diesem schwarzen Meer. Niemand würde kommen um ihn hieraus zu holen, aus diesem Gefängnis. Für alle Ewigkeit würde er hier bleiben, verloren, orientierungslos tappend in der Dunkelheit.
Ein fahles Licht drang plötzlich durch seine geschlossenen Lieder. Dennoch in der schwärze wirkte es wie ein heller Stern der Hoffnung. Das Licht beleuchtete kalte Steine, die sowohl Wände als auch Decke bekleideten. Dann kam alles zurück. Die Erinnerung an den vergangenen Abend. Doch wie spät mochte es nun sein? Harry hatte jedes Zeitgefühl verloren.
„Aufstehen!“, rief jemand und half mit einem Fusstritt nach. Harry stöhnte und drehte seinen Kopf, um den Peiniger zu sehen, doch er erkannte nur eine schwarze Gestalt, die von einem gleißenden Kranz aus Helligkeit umgeben war. Die Gestalt holte zu einem weiteren tritt aus. Harry beeilte sich auf die Füsse zu kommen. Einem Moment schwankte er, fand sein Gleichgewicht aber rasch wieder.
„Was ist los?“, fragte Harry matt. Seine Gedanken befanden sich teilweise noch in jenem zähen Ozean aus Schatten, von dem er geträumt hatte.
„Mitkommen!“, schnarrte der Todesser und packte ihn grob am Oberarm. Ein weiterer Mann erwartete sie auf dem Gang und schnappte sich Harrys anderen Arm. Als sie an Ginnys Zelle vorbeikamen versuchte er einen Blick durch das Gitterfenster zu werfen sah aber nichts außer undurchdringlicher Schwärze. Rußende Fackeln beleuchteten den schmalen Gang. Gestern war er Harry viel länger vorgekommen, dabei war er kaum länger als fünfzehn Meter. Es musste sich um ein wahrlich altes Gemäuer handeln. Große, unbearbeitete Bruchsteine stützten die Wände des Ganges. Die Todesser geleiteten Harry die glitschigen Treppenstufen empor hinauf in die Eingangshalle. Ein verrosteter, mit Spinnweben bedeckter Kronleuchter hing von der Decke und die Kerzen tauchten alles in flackerndes Licht. Die ganze Einrichtung sah alt und vermodert aus, musste vor langer Zeit aber mal prachtvoll gewesen sein. Die Fensterscheiben waren blind geworden und durch die fast fingerdicke Schicht aus Schmutz erkannte Harry nur die mit Flechten bedeckten Zweige einiger Bäume.
„Hier lang!“, zischte einer der Männer und zerrte Harry durch einen Türsturz. Auf dem Boden konnte er einige dunkelrote Tropfen ausmachen, die wie geronnenes Blut aussahen. Sofort klammerte sich wieder kalte Angst um sein Herz. War das Ginnys Blut? Eine bohrende Ungewissheit machte sich in ihm breit. Vorsichtig horchte er in sich hinein, ob sie noch am Leben war. Konnte er es überhaupt spüren. Seine Bewacher führten ihn in einen anderen Raum. Er kannte ihn. Er wusste, dass er ihn noch nie betreten hatte, aber er war ihm seltsam vertraut. Ein Feuer glimmte im Kamin und beleuchtete die Gesichter von Snape und Lucius mit seinem rötlichen Schein. Es gab ihnen das Aussehen von Dämonen, die ihn gierig mit ihren roten Augen anblickten. Auf einen Wink von Snape hin ließen ihn die Todesser los und verschwanden aus dem Raum. Harry sah aich aufmerksam im Raum um. Die Fenster waren mit schwarzem Stoff verhangen und nur der Kamin und einige Kerzen spendeten Licht. Sein Gefühl schon mal hier gewesen zu sein wurde immer stärker. Aber etwas anderes kroch plötzlich in seine Seele. Eine dunkle Präsenz, die er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Er war hier und er erblickte ihn, sah in seine Gedanken erforschte jeden Winkel. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er hatte diesen Raum nie durch seine eigenen Augen gesehen. Das Riddlehaus!
„Harry, setz dich!“, forderte Snape und deutete auf einen Sessel am Kamin. Erst jetzt fiel Harry auf, dass noch eine weitere Person im Raum war. Ihre dünnen spinnenähnlichen Hände lagen ruhig auf den Armlehnen des Sessels. Augenblicklich fing seine Narbe an zu kribbeln. Eine schlanke Gestalt erhob sich, ganz in eine schlichte schwarze Robe gehüllt. Langsam hob die Gestalt ihre bleichen Hände an die Kapuze und zogen sie herunter.
„Ich grüße dich Harry, es ist lange her, dass wir uns das letzte mal sahen.“, sprach Voldemort mit seiner zischenden, trockenen Stimme. Harry prallte einen Schritt zurück. Er hatte das Gefühl, als würde jemand einen glühenden Dolch durch seine Narbe in seinen Kopf stoßen.


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Ich habe keine Ahnung, wieviele Bücher ich schon signiert habe, aber es müssten mittlerweile zehntausend sein.
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