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Fanfiction

Jessica Black Parker - Tatzes Tochter - Kap 6

von Roya

Kap 6

Am nächsten Morgen stand Jessi sehr früh auf, es war Sonntag. In der Hoffnung, dass Fred und George oder andere Gryffindors noch am schlafen waren, stieg sie leise die Treppe hinunter. Im Gemeinschaftsraum angekommen, sah sie, dass Fred nicht mehr auf der Couch lag, auch alle anderen waren im Laufe der Nacht in ihren Betten verschwunden.
Sie stieg durch das Portraitloch und ging Richtung Eulerei. Dort angekommen, nahm sie Feder und Tinte, die sie mitgenommen hatte, heraus und fing an, ein kleines Stück Pergament zu bekritzeln.

Liebe Mum,

Dad ist hier in Hogwarts eingebrochen! Er ist in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors gelangt und hat den Vorhang von Rons (Freds Bruder) Bett zerfetzt. Warum tut er so etwas? Dann hat mich Professor McGonagall zum Schulleiter gebracht. Dumbledore war sehr nett, er sagte mir, ich solle an Sirius glauben, er hat mir neuen Mut gemacht. Auch wenn ich sein Vorgehen nicht verstehe, ich vertraue Dad noch. Ich hoffe, dieses Vertrauen wird nicht missbraucht.
Mum, ich möchte dich wieder sehen! Du fehlst mir total und ich möchte nicht, dass du alleine zu Hause bist und dich quälst! Bitte hole mich in den nächsten Ferien nach Hause!

Bitte!
In Liebe
Jessi

Sie schickte Hugo, der sofort zu ihr hinunter geflattert war, mit dem Brief in den Morgengrauen davon.
Danach ging sie langsam die Treppe hinab und kam in die Vorhalle. Dort kam ihr ein aufgeregter Professor Flitwick entgegen, der mit seinem Zauberstab herum fuchtelte.
„Parker! Was machen sie hier? Sie dürfen hier nicht allein herum laufen. Das ist viel zu gefährlich!“
Jessi sah ihn erstaunt an, sagte dann aber mit einem sicheren Lächeln:
„Glauben Sie mir, Professor, Sirius Black wird niemandem etwas tun, am allerwenigsten mir, also warum die Aufregung?“
Und sie ließ einen vollkommen verdatterten Lehrer zurück. In der Zeit, die sie im Turm verbracht hatte, war sie zu einer guten Ausrede gekommen, die sie Fred und George auftischen würde.
Diese waren allerdings noch am Schlafen, so dass das Mädchen alleine frühstückte und sich dann mit einem Buch und Schriftrollen in den Gemeinschaftsraum setzte, um die restlichen Hausaufgaben zu erledigen.
Gegen halb zehn kamen die ersten Schüler in dem Raum und verschwanden zum Frühstück. Alle waren aufgeregt wegen der nächtlichen Ereignisse. Etwas später kamen dann die beiden die Treppe hinunter, auf die Jessi gewartet hatte: Fred und George, in Begleitung von Lee, traten schwatzend in den Gemeinschaftsraum. Als die Zwillinge Jessi erblickten, stockten sie und schwiegen. Sie hatten anscheinend gerade über sie geredet. Bei dem Anblick der beiden Weasleys pochte Jessi ihr Herz laut und schnell, aufgeregt rutschte sie auf ihrem Platz hin und her. Obwohl sie ihren Plan genau durchdacht hatte, war sie aufgeregt und hatte Angst, dass die Jungs es nicht glauben würde.
Lee verabschiedete sich mit einem viel sagenden Blick und ging auf das Portraitloch zu, nicht ohne Jessi mit einem Kopfnicken zu grüßen. In seinem Gesicht spiegelten sich Neugier und Unwissen wider.
Fred und George setzten sich zu dem Mädchen, was nun vor Nervosität leicht zitterte. Sie schaute Fred tief in die Augen und wusste nicht, ob er ihr glauben würde.
„Morgen. Sag Mal, was wollte McGonagall gestern von dir?“
So, es war Zeit zu schauspielern.
„Es ging um meine Mum. McGonagall hatte am gleichen Abend einen Brief von ihr erhalten, in dem Mum erklärte, ich dürfte nicht in den Ferien nach Hause kommen und sie hatte McGonagall beauftragt, mir dies zu sagen, damit ich nicht immer und immer wieder Briefe nach Hause schicke, in denen ich sie anflehe, nach Hause kommen zu dürfen. Außerdem beauftragte sie MgGonagall, mir im schlimmsten Fall unter die Arme zu greifen und meine Angelegenheiten zu klären.“
Jessi hatte Tränen in den Augen. Nicht, weil sie gut schauspielern konnte, sondern weil es zum Teil wahr war, was sie gerade gesagt hatte. Mum wollte nicht, dass Jessi zu ihr kam, und sie hatte ebenfalls McGonagall in einem Brief gebeten, dass sie Jessi Bescheid sagen sollte, wenn es passieren würde. Der Gedanke daran machte Jessi tieftraurig. Die beiden Jungs schauten sie verstehend an. George sah betreten zu Boden, in Freds Augen sah Jessi Verständnis und noch etwas anderes, was sie nicht einordnen konnte. Während sie in Freds Augen schaute, der nach ihrer Geschichte schlicht und einfach genickt hatte, klopfte ihr Herz weiter wie wild, auch wenn ihre Aufregung über das Gespräch schon längst vorbei war. Nun beugte sie Fred nach vorne und nahm das Mädchen in seine Arme, die sich in einer Umarmung schluchzend versinken ließ. Sie weinte nicht nur wegen ihrer Mum, sondern auch wegen der Situation, dass sie ihre besten Freunde wieder und wieder anlügen musste. Und dieses Mal waren es nicht nur Ausflüchte gewesen, sondern eine ganze, große Lüge. Jessi fühlte sich schrecklich und sie verharrte lange in Freds Armen, der sie fest an sie gezogen und seinen Kopf auf ihrer Schulter abgelegt hatte. George, der sich anscheinend nach einiger Zeit etwas überflüssig vorkam, stand leise auf und ging Richtung Portraitloch.

--------------------

Die nächsten Wochen verliefen ereignislos, die Schulzeit ging vorüber, ohne dass etwas passierte. Jessi ging es von Tag zu Tag schlechter. Ihre Mum schrieb nur noch selten und wenn, dann in abgehackten Sätzen und immer dasselbe. Die Jungs ließen sie seit dem Tag nach Sirius´ Überfall auf Ron mit dem Thema in Ruhe, worüber Jessi sehr froh war. Doch trotzdem ließ sie das Gewissen nicht los, dass sie ihre besten Freunde belog.
Eines Abends entschloss sich Jessi, hinunter zum Quidditchfeld zu gehen, wo Gryffindor gerade Training hatte und den Jungs zuzuschauen. Die Sonne ging gerade unter, als sie den Weg hinunter schritt. Bevor sie in Sichtfeld des Feldes kam, hörte sie ein Geräusch. Sie blieb stehen, drehte sich um und sah Krummbein, Hermines rotbraune Katze, die hinter ihr her lief. Jessi blieb stehen und wartete, bis Krummbein nahe heran gelaufen war, hockte sich dann hin und hielt ihm die Hand hin. Der Kater ging langsam auf sie zu, setzte sich und legte den Kopf schief. Jessi fing an, ihn zu streicheln und Krummbein fing an zu schnurren. Dann stieß sie plötzlich ein lautes Miauen aus, blieb jedoch weiterhin sitzen.
Nach etwas einer Minute hörte Jessi ein weiteres Geräusch hinter sich. Sie drehte sich um und fiel vor Schreck auf ihr Hinterteil. Hinter ihr stand der schwarze Hund, den sie schon damals in Hogsmeade gesehen hatte. Er schaute sie mit schlauem Blick an und setzte sich vor sie. Als sie anfing, ihn zu streicheln, sah sie ein weißes Stück Pergament, was ihm um den Hals gebunden war. Sie sagte leise und sanft:
„Na, wer hat dich denn da geärgert? Komm her, ich mach das Stück Papier weg.“
Sie machte sich ans Schaffen. Der Zettel war vergilbt, er war zusammengefaltet und mit einem dünnen Strick um den Hals des Hundes befestigt. Nachdem sie es geschafft hatte, den Knoten zu lösen, fiel ihr das Pergament in den Schoß, da sie immer noch auf dem Boden saß.
Neugierig nahm sie es in die Hand. Der Hund legte sich vor sie hin und wedelte mit dem Schwanz. Krummbein hatte sich an seine Seite gekuschelt und schnurrte laut.
„Das hab ich auch noch nicht oft gesehen, ein Hund und eine Katze sind Freunde.“
Jessi murmelte vor sich hin, während sie das Stück Pergament aufklappte. Dann stockte ihr der Atem. Es war ein Brief. Jemand hatte auf ein altes Stück Pergament einen Brief gekritzelt und die größte Überraschung war, dass er an sie adressiert war.

Liebe Jessica,
es tut mir Leid, dass ich mich erst jetzt melden kann, aber ich wusste nicht, was in dir vorgeht. Ich bin nun seit geraumer Zeit auf der Flucht und wie du weißt, bin ich in der Nähe von Hogwarts. Ich habe dich oft beobachtet und bin zu dem Entschluss gekommen, dass du das Herz am richtigen Fleck hast. Ich wünsche mir so, dass ich deine Kindheit mitbekommen hätte und ich mich niemals von deiner wunderbaren Mum hätte trennen müssen, doch Askaban hat dies vollbracht. Es tut mir unendlich Leid, dass ich dich nicht habe aufwachsen sehen, dass ich dich nicht habe lachen sehen, deinen ersten Schultag nicht mitbekommen habe.
Meine liebe Tochter. Ich hoffe, dass ich dich bald in meine Arme schließen und dir alles erklären kann.

In Liebe
Sirius

Völlig geschockt las Jessi den Brief ein zweites und dann ein drittes Mal. Sie hatte wirklich Post von ihrem Vater erhalten! Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie sah den vor ihr sitzenden Hund an, der sie, anscheinend gespannt, anblickte. Sie umarmte ihn stürmisch und ließ ihren Tränen freien Lauf. Hemmungslos weinte und schluchzte sie, während der Hund es über sich ergehen ließ. Im Gegenteil, er fing sogar an, ein bisschen mit dem Schwanz zu wedeln. Auf einmal maunzte Krummbein auf. Er war aufgesprungen, als Jessi den Hund umarmt hatte. Dieser setzte sich nun auf und spitzte die Ohren. Jessi wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und sah sich um. Der hund leckte ihr plötzlich übers Gesicht und rannte davon.
„Warte!“
Doch er war schon verschwunden. Jetzt hörte es auch Jessi. Das Training war anscheinend vorbei und der nun frische Wind trug Jungenstimmen hinüber. Jessi sprang auf und rannte in Richtung Schule. So sollten die Zwillinge sie nicht sehen.
Im Gemeinschaftsraum angekommen, verschwand sie schnell im Schlafsaal, wo um diese Uhrzeit zum Glück noch niemand anders war. Auf dem Bett liegend, las sich Jessi den Brief immer und immer wieder durch, ihr Herz pochte vor Glück. Dad hatte zwar in dem Brief nicht erwähnt, ob er unschuldig war, doch ebenfalls hat er nichts von seiner Schuld erwähnt. Sie hatte ihr Herz am richtigen Fleck? Was meinte er damit?
Stundenlang grübelte Jessi über den erhaltenen Brief, bis sie erschöpft in tiefen Schlaf fiel.

.............

Ein paar Tage später, die Jessi mit Freude verbrachte, immer wieder an den Brief ihres Vaters zurückdenkend, passierte etwas, was sie vollkommen aus dem Gleichgewicht brachte.
Sie hatten gerade Verwandlung, und Jessi saß bereits auf ihrem Platz und holte ihre Feder und Pergamentrollen heraus, als Professor McGonagall in den Raum trat und sich schweren Herzens vor Jessis Tisch aufbaute.
„Miss Parker. Ich habe heute Morgen einen Brief erhalten.“
Jessi sah ihre Lehrerin angsterfüllt an. Meinte sie etwa...? McGonagall sah sie traurig an und sagte dann leise:
„Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ihre Mutter in der letzten Nacht verstorben ist.“
Alles war still, die gesamte Klasse hielt den Atem an. Jessi sah durch McGonagall hindurch, sie starrte ins Leere. Ein Loch machte sich auf, in das sie tiefer und tiefer zu fallen schien. Sie sackte in sich zusammen. Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie begann unkontrolliert zu schluchzen. Ihr ganzer Körper wurde durchgeschüttelt, sie hielt sich krampfhaft an ihrem Stuhl fest, um nicht in das tiefe, schwarze Loch zu fallen, dass sie vor sich sah. Keiner wusste, was er tun sollte. Professor McGonagall sah ebenfalls hilflos auf das Mädchen hinab, dass immer noch von Krämpfen durchrüttelt wurde. Dann sagte die Lehrerin leise, aber durchdringlich:
„Kommen Sie mit mir, ich bringe Sie erst einmal in den Krankenflügel, dort soll Ihnen Madam Pomfrey etwas zur Beruhigung geben. Ihr anderen!“ Sie sah den Rest der Klasse mit gewohnt forschem Gesichtsausdruck an. „Ihr schlagt bitte Seite hundertneunzig auf und lest das Kapitel 6. Ich komme bald wieder.“
Jessi, die immer noch auf ihrem Platz saß, nahm langsam wieder ihre Umgebung war. Ihre Mutter war tot. Und sie hatte sie seit über sechs Monaten nicht mehr gesehen gehabt. Wäre sie doch nur nach Hause gefahren, egal, was Mum gesagt hatte. Jetzt war es zu spät...
Nun realisierte sich, dass Professor McGonagall sie darauf hinwies, aufzustehen und mit ihr zu kommen. Währen ihr weiterhin Bäche von Tränen die Wangen hinunter liefen, stand sie auf und mit wackligen Beinen ging sie aus dem Klassenzimmer, ihre Kameraden nur als Schemen wahrnehmend.
McGonagall ging schnellen Schrittes hinter ihr her und lenkte sie Richtung Krankenflügel.
Dort angekommen, wuselte Madam Pomfrey auch schon herbei und hörte McGonagall zu, die ihr von dem Vorfall berichtete. Von all dem bekam Jessi nicht viel mit. Sie hatte ein lautes summen im Ohr und ihre Augen nahmen nichts von alldem auf, was sie vor sich sah. Selbst wenn sie es darauf angelegt hätte, die Tränen, die ihr immer noch über die Wangen flossen, raubten ihr jegliche Sicht.
Madam Pomfrey bugsierte sie auf eines der freien Betten und drückte sie sanft in das Kissen. Jessi bekam nicht einmal mit, wie ihr die Schuhe ausgezogen wurden.
Dann wurde ihr von Madam Pomfrey ein süßer Saft eingeflößt und schon war Jessi am schlafen.

-----------------------

Als sie erwachte, wusste sie zuerst nicht, wo sie war und warum sie hier war, sie fühlte sich erschöpft und müde, ihr Gesicht war aufgequollen und trocken. Was war passiert? Als die Erinnerung wiederkam, wünschte Jessi sich, sie hätte sich nicht erinnert. Doch dieses Mal blieben die Tränen aus. Sie starrte vor sich hin und dachte an nichts. Nach einigen Minuten kam Madam Pomfrey herbei gewuselt und blieb vor ihrem Bett stehen.
„Wie geht es dir, Kind? Nein, das darf man doch nicht fragen, natürlich geht es dir schrecklich.“
Jessi wandte ihren Blick von der Decke ab und sah ausdruckslos in das Gesicht der Krankenschwester. Eine tiefe Leere breitete sich in ihr aus. Die nächsten Worte, die Madam Pomfrey vor sich hin redete, bekam Jessi nicht mit, sie schottete sich ab und blickte ins Nichts.
Dann verschwand die rundliche Frau wieder und lies das Mädchen allein.
Warum? Warum hat sie mich allein gelassen? So vor sich hin grübelnd bemerkte Jessi nicht, dass Madam Pomfrey wieder vor ihrem Bett stand. Erst als sie redete, sah sie auf und fragte sich, warum sie sie nicht vorher bemerkt hatte.
„Da sind zwei Jungen, die dich besuchen möchten. Die Weasley-Zwillinge. Soll ich sie zu dir geleiten?“
Jessi wusste nicht, warum, aber sie schüttelte den Kopf. Sie wollte keinen Besuch haben, auch nicht von Fred und George, sie konnte jetzt nicht reden. Madam Pomfrey nickte und ging wieder davon.
Sie starrte noch stundenlang vor sich hin und grübelte über alles. Später schlief sie ein.

--------------

Sie wollte weder was essen, noch trinken. Besuch ließ sie keinen zu, wenn jemand in den Krankenflügel kam, stellte sie sich schlafend, auch bei Madam Pomfrey. Wenn sie schlief, hatte sie Albträume, von ihrer Mum, wie sie ganz allein in ihrem Bett liegt und stirbt, von ihrem Dad, der von den Dementoren die Seele ausgesogen bekommt. Fred und George, die sie mit bösen Blicken anschauen, weil sie ihnen die Wahrheit verwehrt hatte. Jedes Mal erwachte sie schweißnass und mit unterdrücktem Schrei.
Nach einer Woche, in der sie weiter und weiter abgemagerte und Madam Pomfrey ihr Essen und Trinken einflößen musste, bekam sie hohes Fieber. Fred saß zu jeder freien Minute bei ihr am Bett und passte auf sie auf, George und Lee leisteten ihm ab und zu Gesellschaft.
Es war ein Montagabend, Fred war direkt nach dem Quidditchtraining in den Krankenflügel gekommen, um zu sehen, ob es Jessi besser ging. Dort traf er jemanden, den er nicht erwartet hätte: Professor Lupin. Dieser hielt Jessicas Hand und schaute müde auf, als Fred ans Bett heran trat. Jessi hatte die Augen halb geöffnet, was Freds Herz schneller schlagen ließ. Lupin holte mit seiner freien Hand seinen Zauberstab aus seinem Umhang und beschwörte einen Stuhl aus dem Nichts hinauf, auf den sich der Zwilling setzen konnte.
Fred setzte sich auf die andere Seite des Bettes und sah Jessi mit einem liebevollen Lächeln an.
„Hey, Kleine, was machst du nur für Sachen?“
Jessi sah ihn kurz an, schaute danach jedoch wieder gen Decke, ihr Gesicht blieb ausdruckslos. Fred richtete sich nun an Lupin:
„Was ist mit ihr? Sie erholt sich einfach nicht, dabei gibt Madam Pomfrey alles, was sie kann.“
Lupin sah ihn kurz schweigend an, dann sagte er:
„Jessi gibt sich die Schuld für alles. Dass sie nicht bei ihrer Mutter sein konnte, als diese krank und hilflos war. Außerdem fühlt sie sich euch beiden, dir und deinem Bruder, nicht ehrlich gegenüber, da sie euch nicht alles erzählt hat, was sie betrifft.“
„Was meinen Sie damit?“
„Nun, ich denke, dass wird sie dir eines Tages selber erzählen müssen, doch ich schätze, sie fühlt sich bedrängt und schuldig, weshalb sie immer tiefer in ihren Albträumen zu versinken scheint. Wir müssen ihr das Gefühl geben, dass sie bei uns geborgen ist, dass sie nicht Schuld an Marys Tod ist.“
Etwas lauter fügte er dann hinzu, dass Jessi es hören konnte, die immer noch zur Decke starrte und ihre Umgebung nicht zu aufzunehmen schien:
„Jessi hat keine Schuld!“
Dann drehte er seinen Kopf wieder zu dem kranken Mädchen hin, was nun, da sie ihren Namen gehört hatte, seinen Blick auf ihren Lehrer warf. Sie hatte von dem leisen Gespräch gerade nichts mitbekommen. Fred sah seine Freundin zärtlich an und sagte:
„Hey, Jes, selbst wenn du uns etwas vorenthältst, wir würden dich niemals verurteilen, wenn du es uns nicht erzählen würdest. Wenn du eines Tages bereit bist, weißt du, dass wir für dich da sind, dass ich für dich da bin, ich werde dich niemals bedrängen, glaube mir. Dafür bist du mir viel zu wichtig geworden. Bitte glaube mir, mein Bruder und ich, und Lee, meine gesamte Familie steht hinter dir, wenn du Hilfe brauchst. Du gehörst schließlich zu uns. Ich bitte dich, reiß dich zusammen, du bist nirgendwo dran Schuld, das musst du uns glauben!“
Jetzt war Lupin an der Reihe mit Reden.
„Jessica, deine Mum war eine wunderbare Frau und Freundin. Ich kenne sie nun schon seid so vielen Jahren, und ich werde niemals vergessen, wie sie war: gutmütig, treuherzig, liebevoll. Sie hatte so viel Energie, so eine riesige Lebensfreude, sie wäre die Letzte, die einen solchen Tod verdient hätte. Aber glaube mir, wenn sie dich nicht dabei haben wollte, dann kann ich sie verstehen. Auch du musst es verstehen. Deine Mutter war eine der stärksten Frauen, die ich je kennen lernen durfte! Sie war immer lebensfroh gewesen, diese Krankheit hat ihr all das entrissen. Sie hat nicht nur vor vielen Jahren deinen Vater verloren, jetzt würde sie auch noch dich verlieren. Doch das allerschlimmste, was sie sich vorstellen konnte, war der Gedanke daran, dass du sie schwach erleben könntest und ebenfalls deinen Mut zum Leben verlieren würdest. Sie wollet dich mit einem Gefühl zurücklassen, das dich aufmuntert, der Gedanke an eine starke, lebensfreudige Person, die du deine Mutter nennen durftest! Bitte glaube mir! Sie war so stolz auf dich, dass du das gesamte Jahr ausgehalten und ohne sie weitergekämpft hattest. Willst du ihr diesen letzten Gedanken streitig machen? Ihr letzter und einziger Wunsch war es, dass du glücklich bist und sie in guter Erinnerung behältst. Glaube mir, wir alle, Fred, George, Lee, alle anderen sind für dich da, wenn du Hilfe brauchst! Du kannst es schaffen! Du musst dich nur von deinen Schuldgefühlen lösen!“
Jessi hatte die ganze Zeit zugehört, sie lauschte den Stimmen, die ihr so viel über Freundschaft, Liebe und Stärke erzählten, dass sie langsam in die Realität zurückkehrte. Sie redeten von Mut, Freunden und Lebenswillen. Aber hatte sie diesen? Ihre Mum war tot, ihr Vater würde vielleicht niemals von seiner Schuld befreit sein, wohin sollte sie nur gehen? Der Junge erzählte von Familie, von seiner Familie, doch er sagte auch, dass sie dazugehörte, dass alle ihr helfen würden. Stimmte das? Der Mann sagte etwas von Willenstärke und letzten Wünschen, sollte sie wirklich alles richtig gemacht haben? Vielleicht sagten die beiden Personen ja die Wahrheit. Vielleicht war sie wirklich nicht Schuld an all dem, was sie sich selber vorwarf und an dem sie seit Tagen herumkaute. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren.
Auf einmal konnte sie neben sich die zwei Personen erkennen, die eine war einer der besten Freunde ihres Vaters gewesen, ihr Lehrer, der andere war ihr bester Freund, ihr Fred, der neben ihr auf einem Stuhl saß und sie liebevoll anlächelte. Sprachen die beide die Wahrheit? Fred würde sie niemals anlügen, und Lupin auch nicht.
Jessi lächelte schwach und sagte dann leise, ihre Stimme, die sie seit Tagen nicht benutzt hatte, krächzte:
„Danke.“
Dann schlief sie ein.
Fred und Professor Lupin sahen sich an, nickten und standen auf. Fred blickte noch einmal auf das blasse Mädchen herab, was nun im Schlaf leicht lächelte. Er spürte dieses wunderbare Gefühl im Bauch, als ob er etwas Seltsames gegessen hätte, und langsam begann er zu verstehen, was mit ihm los war.
Lupin verabschiedete sich lächelnd und bedankte sich noch einmal bei Fred, der sehr aufgewühlt ziellos durch das Schloss wanderte. Sollten ihn seine Gefühle anschwindeln? Jessi war so lange eine super liebe Freundin gewesen, sollte es tatsächlich so weit gekommen sein, dass er mehr empfand? Fred dachte nach. Wann hatte das ganze angefangen? Die Zugfahrt, am Anfang des Schuljahres, wo sie bei ihm im Arm lag und weinte. Der Tag des Irrwichtes, an dem sie wieder weinend an seiner Schulter gelehnt hatte. Der Weihnachtsabend, als sie auf der Couch saßen und Ginny, George und Bill sich auf ihre Kosten lustig gemacht hatten. All die Stunden, die sie miteinander verbracht hatten. Sollten sich seine Gefühle verändert haben? Er kaute auf seiner Unterlippe, doch ihn ließ der Gedanke nicht los, dass es Jessi vielleicht nicht so gehen könnte und sie in ihm nichts weiter als einen guten Freund ansah. Er senkte den Kopf und guckte traurig gen Boden.
Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors angekommen, sah er George und Lee, die eine Runde Snape explodiert spielten. Er setzte sich still zu ihnen und dachte an Jessi, während sich das warme Gefühl in seinem Magen weiter ausbreitete. Nach ein paar Minuten hatte Lee gewonnen und verschwand im Jungenschlafsaal. Der Gemeinschaftsraum war fast leer, nur noch ein paar Schüler saßen vereinzelt auf den Couches. Goerge setzte sich neben seinen Bruder und sah ihn fragen dan.
„Und? Wie geht’s Jessi?“
Fred blickte auf und musste sich erst sammeln, bevor er anfangen konnte zu sprechen. Er erzählte von Professor Lupins und seinem Gespräch mit Jessi, wobei er alles wiedergab, was die beiden gesagt hatten. Auch Jessis Reaktion ließ er nicht aus. Als er beendet hatte, sagte George:
„Na siehst du, sie wird schon wieder.“
Fred nickte nur und sah schweigend in die Flammen.
„Was ist los?“
„Ich muss an sie denken.“ Fred wusste nicht, ob George ihn auslachen würde, wenn er ihm von seinen Gefühlen erzählen würde. Einerseits sagten die beiden Brüder sich alles, andererseits war dies eine vollkommen neue Situation. Natürlich gab es schon einmal Schwärmereien, aber das waren alles noch Späße gewesen, und jetzt? George beobachte seinen Bruder und ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
„Du bist in sie verschossen.“
„Was? Wie kommst du denn darauf?“
Fred sah aus, als hätte man ihn gerade beim Stehlen erwischt.
„Ach, komm, Bruderherz, das weiß doch unsere ganze Familie schon, bis auf Ron, der plant wieder einmal gar nichts. Seit Weihnachten seid ihr doch nicht mehr voneinander wegzubekommen. Komm schon, ich bin dein Bruder, mir kannst du es doch sagen!“
Fred sah ihn an und nickte schließlich.
„Ha“ Na also. Geht doch!“
Als er den Gesichtsausdruck seines Bruders sah, der ziemlich verzweifelt ausschaute, grinste er noch breiter.
„Was ist? Hast du Angst, dass sie dich nicht will? Ich bitte dich, schau sie dir doch mal an! Sie ist verrückt nach dir!“
George schlug seinem Bruder auf die Schulter und stand auf.
„Hopp, ab ins Bett, morgen haben wir erste Stunde Zaubertränke, und der alte Snape zieht dir bestimmt Punkte ab, wenn du in seinem Unterricht pennst. Über Liebe kannst du später noch philosophieren.“


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