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Fanfiction

Carried By The Wind - Voldemort

von Dr. S

Dracos Ohren dröhnten von der lauten Musik, die die Kapelle spielte und er meckerte sich um Kopf und Kragen, merkte so kaum, wie sich jemand neben ihn fallen ließ.

„Hey!“, brüllte Black ihm ins Ohr.

Draco fuhr hoch und schnappte erschrocken nach Luft, als der alte Sack viel zu nah war und meinte ihn mit seinem perfekten Lächeln belästigen zu müssen. „Cousin Sirius, was machst du denn hier?!“, rief er über den Lärm hinweg.

Black hob amüsiert die Augenbrauen. „Ich bin Harrys Familie! Bin schon den ganzen Tag hier!“ Einen Arm um Dracos Schulter legend rückte er näher und meinte sich breitbeinig genug hinsetzen zu müssen, dass er Platz für zwei Crabbes brauchte. Draco verzog die Mundwinkel. Er war nervös und hatte eben vergessen, dass Potter auch so etwas wie eine Familie hatte. „Und? Aufgeregt?“ Black sprach jetzt direkt in sein Ohr, was Draco schaudern ließ.

„Wieso?“, wollte Draco wissen, den Kopf leicht drehend fixierte er die grauen Augen seines Sitznachbarn. Cedrics Eltern stachen ihm dabei ins Blickfeld. Die beiden hatten es sich bei Cedrics Freunden aus Hufflepuff bequem gemacht. Draco hatte nie wirklich mit denen geredet, aber er war ja auch unbeliebt. Wenigstens ärgerten sie ihn nicht.

„Weil dein Freund sich in Lebensgefahr begibt?“, gluckste Black. Er rieb Dracos Schulter leicht, aber beständig, was dem Jüngeren irgendwie unangenehm war.

„Und was ist mit deinem Patenkind, Cousin?“, fragte Draco und schüttelte den Kopf. Es stimmte. Er war aufgeregt, seine Hände klitschnass und seine Hose nicht gut gewählt, weil sie sich nicht dazu eignete den Schweiß an ihr abzuwischen.

„Harry packt das. Wir haben allesmögliche geübt“, sagte Black mit vor Stolz geschwollener Brust. Als ob die nicht schon breit genug wäre. Draco verdrehte die Augen, als eine typische, elterliche Lobtriade folgte…

„Du siehst anders aus…“, meinte Black plötzlich, merkwürdig leise. Draco hatte Mühe ihn zu verstehen.

„Hm?“ Verwirrt zuckte Draco mit den Schultern. Er hatte nichts anders gemacht. Trug nichts auffälliges, hatte seine Haare nicht übermäßig gepflegt und krank wurde er auch nicht. Vielleicht brauchte Black allmählich eine Brille. Er wurde ja auch nicht jünger…

„Ich meine…“ Black fuhr beinahe sanft durch Dracos Haare. „Erwachsener?“ Wieso fragte er das? Draco zuckte wieder mit den Schultern.

„Ich hatte Geburtstag“, murmelte er, während langsam das Blut in seine Wangen schoss. „Von einem Tag auf den anderen werde ich wohl erwachsen und gebildet wirken.“

Black lachte auf, presste Dracos Kopf an seine Schulter und erntete dafür von irgendwoher anheizende Pfiffe. Draco verdrehte wieder die Augen, bis ihm dann ein Lichtlein aufging. Wenn Cedric seinen Freunden jetzt prompt alles haarklein erzählt hatte, was sie wie getan hatten, dann… Oh, Merlin, er würde nie wieder die Große Halle betreten können. Reflexartig legte er eine Hand auf Blacks Knie, das sich fest gegen seinen Oberschenkel presste, und knetete den warmen Oberschenkel, was Black zum Glucksen brachte. Irgendwie mussten sie auch ein komisches Bild abgeben.

Hochrot nahm Draco die Hand langsam wieder weg und starrte nach vorne auf den Wall von Hecken, der sich im Quidditchstadion ausgebreitet hatte. Eigentlich brauchte ihm nicht peinlich sein, was er mit Cedric getan hatte und irgendwie war es das ja auch nicht, aber es war etwas zwischen ihnen und… Draco lächelte. Cedric würde das genauso sehen und alles für sich behalten.

„Hat dir mein Geschenk gefallen?“, fragte Black immer noch sehr leise und ziemlich heiser.

„Jaah, ganz nett“, sagte Draco und räusperte sich. Er versuchte Blacks Arm von seiner Schulter zu bekommen, aber der Schwarzhaarige klopfte nur seelenruhig mit den Fingern herum.

„Nett?“ Black klang leicht verletzt. „Und was war das nettere Geschenk?“, raunte er so nah an Dracos Ohr, dass der die feuchten Lippen spüren konnte.

Das Schütteln konnte Draco kaum unterdrücken. Wenn Cedric das sehen würde, dann wäre er sicher wieder… ein wenig eifersüchtig. „Vater hat mir…“

„Ich meine nicht deinen Vater“, knurrte Black und seufzte genervt auf. „Du weißt genau, wovon ich rede…“

Draco zuckte mit den Schultern.

„Vor gut einem Monat warst du noch die Jungfräulichkeit in Person und jetzt…“

„Black!“, rief Draco empört dazwischen. Sie waren hier von der ganzen Schule umringt, Crabbe und Goyle saßen gleich neben ihnen und Hamster und Wiesel ein paar Bänke unter ihnen! Wie konnte Black jetzt über sowas reden wollen?

„Ich will’s wissen, Draco“, redete Black einfach weiter, als hätte er Draco keinen Eimer mit roter Farbe über den Kopf geschüttet. Hatte er auch nur metaphorisch… „Habt ihr? Ich bring ihn um, wenn er deine Unsicherheit schamlos ausgenutzt hat. Du bist noch so jung und deine Unschuld sollte dir mehr wert sein, als… einen Kuchen mit Kerze drauf! Glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Als ich vierzehn war, da…“

„Das will ich gar nicht wissen“, quietschte Draco und schüttelte fassungslos den Kopf. „Merlin…“

„Bleib bei Sirius… oder Cousin… Glaub mir, sie stöhnen viel zu oft Merlin.“ Black seufzte herzzerreißend. „Ich fühle mich da irgendwie benachteiligt. Immerhin ist Merlin da nirgendwo… oder Fuck!“ Dracos Augen wurden groß. „Wieso fluchen sie beim Sex?“ Dracos Augen wurden noch ein Stück größer, quollen fast aus ihren Höhlen. „Es ist ja nicht so, dass ich ihnen etwas Schlimmes getan hätte. Ich bin gut, weißt du. Wenn du willst kannst du in ein paar Jahren mal…“

Draco hielt sich einfach mal die Ohren zu, aber Black zog schnell wieder seine Arme herunter. „Oje…“

„Was denn?“ Black schüttelte verwirrt den Kopf. „Das ist unhöflich, Draco.“

„Ernsthaft, Cousin, ich will nichts mehr über deine ausschweifenden Erfahrungen hören“, sagte Draco und seufzte.

„Aha“, knurrte Black auf einmal ziemlich angefressen. „Ihr hattet, weshalb das Thema jetzt uninteressant ist, aber…“

Ein Pfiff unterbrach ihn zum Glück. Draco atmete tief durch, hörte Bagman aber kaum. Cedric suchte nach ihm, als er auftauchte. Ein Lächeln schlich sich auf seine Züge, als er Cedrics Blick traf und ein paar Herzschläge festhalten konnte. Dracos Augen schlossen sich von selbst einen Moment, als Cedric sich von ihm wegdrehte, seiner Aufgabe entgegen. Er hatte ein merkwürdiges Gefühl, das ihn schwermütig aufseufzen ließ und so hoffentlich aus seinem Inneren verschwand. Ach, er vermisste die Lage der zweiten Aufgabe, wo er sich nicht hatte sorgen müssen. Bei der ersten Aufgabe hatte er wenigstens sehen können, was Cedric erwartete. Hier starrte er nur auf blickdichte Pflanzen.

Und er hatte gehofft, so würde es ihm leichter fallen…

Als er die Augen wieder öffnete, schlossen sich die Hecken gerade hinter Fleur. Alle Champions waren jetzt in diesem Labyrinth und Draco hatte seine Chance verpasst peinlich zu winken, um Cedrics Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

„Was müssen die da jetzt eigentlich machen?“, fragte er Black.

„Den Pokal finden“, erklärte der Ältere recht gelangweilt. „Ich denke nicht, dass wirklich fiese Sachen in diesem… Labyrinth warten. Brauchst dich also nicht sorgen.“

„Halt die Klappe…“ Draco verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. Um ihn herum herrschte eine gelöste Stimmung. Allerlei Spekulationen wurden ausgetauscht, Crabbe und Goyle redeten nur Unsinn und Hamster griff bei jedem kleinen Geräusch aus dem Heckenlabyrinth Ronalds Patschepfötchen.

„Weißt du, Draco… Cedric ist ein ganz normaler Teenager. Er mag nett tun, aber eigentlich hat er die ganze Zeit doch nur drauf gewartet dich flachlegen zu können. Seine Freunde kennen alle Einzelheiten, da wette ich meine Haarpracht drauf. Das Interesse hat er doch schon längst verloren, Draco…“ Black seufzte resignierend, als ob Draco ihn dieses Mal um einen Rat gebeten hätte. Es war doch nichts anders, nur weil sie… einen Schritt weitergegangen waren. Er würde jetzt nicht das Interesse an Cedric verlieren… Und wenn er etwas Ähnliches spüren würde, dann musste er sich eben interessanter machen.

„Lass es, Cousin“, seufzte Draco. „Du säst keine Zwietracht, warum auch immer du das versuchst.“

Black lachte bellend auf und lockerte endlich seinen Griff um Dracos Schulter. Eine Weile schien er in Gedanken versunken, bevor er anfing unwichtiges Zeug über das Turnier zu labern, kleine Geräusche interpretierte und ebenfalls zu spekulieren begann. Draco hörte nur mit halbem Ohr hin. In seinem Kopf drehte sich alles im Kreis. Er wollte einfach nur noch, dass dieses Turnier vorbei war. Es war unwichtig, ob Cedric gewinnen würde. Draco brauchte keinen Sieger an seiner Seite…

Fleur wurde irgendwann angeschleppt. Wieder war sie ohnmächtig und wurde sofort von Madam Pomfrey versorgt. Draco ließ sich irgendwas von Black ins Ohr brabbeln. Die Hälfte hatte mit Fleurs Unwiderstehlichkeit zu tun. Fast wie bei der Quidditchweltmeisterschaft tropfte dem Ex-Sträfling ein bisschen Sabber aus dem Mund. Widerwärtig. Draco schüttelte abschätzig den Kopf.

„Das ist widerlich, Black“, raunte Draco angesäuert.

„Was?“ Black hatte sich vorgelehnt um Fleur anstarren zu können und musterte jetzt Draco, wobei er sanft lächelte, die grauen Augen silbern schimmernd. „Vielleicht heirate ich mal sowas Hübsches… bekomme einen kleinen Black. Mit dem könntest du dann spielen.“

Draco verdrehte erneut die Augen. „Du heiratest nie, Cousin.“ Irgendwie war das einfach ein absurder Gedanke. Black musste beim Status Quo bleiben und da war er nun mal… Single. Er mit einer Frau am Arm war unvorstellbar. Potter würden die Glubschaugen aus dem Schädel fallen.

Blacks Blick wurde dunkel und er setzte sich wieder richtig hin, ein melancholisches Lächeln zur Schau stellend. „Ich bin einsam“, hauchte er und verknotete die Finger in seinem Schoß. „Es wäre schön… wenn jemand da wäre, der sich um mich sorgt.“ Er warf Draco einen fast sehnsuchtsvollen Blick zu. Anscheinend war ihm das wirklich wichtig…

„Warum siehst du mich dabei so an?“, wollte Draco wissen und wandte den Blick ab. Nebel war aufgezogen und legte sich über die Hecken. Es wurde kalt, weshalb Draco sich die Oberarme rieb.

„Keine Ahnung“, antwortete Black tonlos. Als Draco einen Seitenblick wagte, schaute der Ältere in die entgegengesetzte Richtung. Der Kerl hatte sie doch nicht mehr alle…

Eine halbe Ewigkeit schien zu vergehen, ehe wieder etwas passierte. Draco wurde mit jedem Moment unruhiger. Sein Atem ging stoßweise und sein Magen schmerzte, so sehr sorgte er sich. Aber sie hätten Cedric da rausgeholt, wenn ihm etwas passiert wäre. Wie Fleur, oder? Bitte, bitte, lass ihn heil und gesund wieder kommen. Draco schloss angespannt die Augen und spürte Blacks Hand auf seinem rechten Schulterblatt.

„Alles wird gut“, murmelte Black ihm zu, als Draco ein Zittern durchfuhr.

„Mir geht’s gut“, versicherte Draco und rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. Krum, Potter und Cedric waren da noch drin… Wenn Potter sich jetzt hinterhältig an Cedric heranschleichen und ihn… Merlin, nein. Das war Potter, der würde nie… Aber Krum vielleicht? Viktor, der sich ständig verlaufende Kerl mit dem Edding? Würde der Cedric so aus dem Spiel bekommen wollen?

„Und Viktor Krum ist raus!“, kam es in diesem Moment von Bagman, dessen Stimme trotzdem nur dumpf in Dracos Kopf widerhallte. Ihm wurde so unglaublich schlecht, dass er glaubte ohne einen Heiltrank keine weitere Stunde durchhalten zu können.

„Woah, Harry gegen deinen Kevin“, gluckste Black. „Das ist ein indirektes Duell zwischen uns.“

„Was?“, keuchte Draco und schüttelte fassungslos den Kopf.

„Lass uns wetten…“, schlug Black vor und streckte die Hand aus. „Wenn Kevin gewinnt, dann unterstütze ich euch… bei allen Schwierigkeiten.“

„Wir haben keine Schwierigkeiten.“

„Was nicht ist, kann ja noch werden“, grinste Black und schnappte sich Dracos zitternde Hand. „Abgemacht?“

Draco hob eine Augenbraue und starrte auf die große, warme Hand. „Was, wenn Potter gewinnt?“

„Dann musst du die Ferien bei mir verbringen“, sagte Black und befeuchtete sich langsam die Lippen.

Draco musste lachen und vergas für einen Moment fast seine Anspannung. Kopfschüttelnd boxte er Sirius in die Seite und wandte sich wieder nach vorne. Prompt wurde ihm erneut bewusst, was Cedric passieren könnte, als er Viktor ebenfalls bewusstlos sehen musste. Er wurde von zwei großen Kerlen über den Boden geschleift und in der Nähe der Jury einfach fallen gelassen.

„So sind die mit Fleur aber nicht umgegangen“, murmelte Black verwirrt.

Wahrscheinlich hatte Viktor irgendwas getan, dass diese Behandlung rechtfertigen würde. Draco seufzte. Wenn er Cedric angegriffen und verletzt hätte, dann wäre der Hogwarts-Champion jetzt ebenfalls hier. Auf eine gewisse Weise sollte er also beruhigt sein…

„Das dauert…“ Black seufzte auf und verschränkte die Arme hinterm Kopf.

„Ey!“ Jemand hinter ihm beschwerte sich über die geraubte Sicht und Black lenkte sich mit einem kleinen Wortgefecht ab, aber Draco blendete das genauso aus, wie Crabbe und Goyle, die Potters Beerdigung planten.

Eine gefühlte Ewigkeit später ertönte endlich ein lauter Knall und tosender Applause brach aus. Draco musste aufstehen um einen Blick auf Potter zu erhaschen. Er sah ziemlich zerfleddert aus, den Pokal in der rechten Hand und am anderen eine tiefe Schnittwunde. Der Schmutz auf seinen Wangen war von Tränenspuren durchzogen. Draco gluckste und stupste Goyle in die Seite, machte ihn auf die Heulsuse aufmerksam, die es trotzdem irgendwie geschafft hatte, zu gewinnen.

Black allerdings jubelte nicht. Eine Hand in die Hüfte stemmend kratzte er sich am Hinterkopf. „Irgendwas stimmt da doch nicht…“, murmelte er, bevor er Draco zur Seite schob und auf sein Patenkind zu hastete. Dem blonden Slytherin war das relativ egal. Potter hatte seine Aufmerksamkeit und damit hatte er mit Cedric mehr Privatsphäre, keine nervtötende Presse oder so etwas. Draco legte sich im Kopf ein paar tröstende Worte zurecht, aber er wusste nicht wirklich, wie man jemanden, der sich derartig für das Turnier aufgeopfert hatte, aufheitern sollte. Dann verlor man auch noch gegen Harry Potter, der sich praktisch reingemogelt hatte, eh schon genug Ruhm und Gold hatte und… so jung war. Vielleicht tat es ja ein sehr langer Kuss. Draco grinste. Wenn das nicht half, dann würde er es genauso machen, wie Cedric gestern.

„Wie finden die ihn da drin jetzt wieder?“, fragte Goyle nach einer Weile. Die Traube, die sich um Potter gebildet hatte, war kaum zu durchdringen, erst recht nicht mit Blicken.

„Hm…“ Eigentlich war das eine gute Frage, was er Goyle jetzt nicht auf die Nase binden würde. Die Hecken waren magisch, also würden sie wohl einfach schrumpfen und Cedric irgendwo total geschafft und verzweifelt wieder auftauchen.

Draco fing Blacks Blick auf, als der kurz über die Schulter schaute. Das Entsetzen in den grauen Augen reichte aus, um Draco zu verwirren. So hatte er seinen Hund nicht einmal dann schauen sehen, als er ihn in die Badewanne gezerrt hatte…

„Ich geh mal runter“, sagte Draco und schob sich erst an Goyle, dann an Crabbe vorbei.

„Seit wann gehörst du zu Potters innerem Zirkel?“, wollte Crabbe wissen.

Draco verdrehte die Augen. „Ich schmeiß mich an Black und mache große Augen. Da kann der gar nicht widerstehen“, sagte er, ließ sich kurz verstehend angrunzen und marschierte die Tribüne herunter. „Cousin? Cousin!“ Er steckte den Arm zwischen ein paar Männern hindurch, erwischte Blacks Ärmel und zog ihn aus der Menge.

„Wa… Draco?“ Black schüttelte sich wie ein nasser Hund und setzte ein verkrampftes Grinsen aus. „Setz dich wieder. Hier gibt es nichts zu sehen.“ Damit wollte er sich wieder in die Menge drücken, aber jetzt kam er nicht mehr durch. „Verdammt!“

„Cousin, ist Cedric da auch drin?“, wollte Draco wissen, nachdem er Blacks Hemdärmel wieder zu fassen bekommen hatte und den Älteren aus großen, unschuldigen Augen anstarrte.

Black schluckte und fasste Draco an den Schultern. „Draco, setz dich da wieder hin. Ich komm gleich zu dir, ja?“ Er drückte Draco ein paar Schritte weg und versuchte sich wieder zu Potter vorzukämpfen.

Draco zog konfus die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf. Potters dumpfe Stimme drang zu ihm vor und brüllte irgendwas von „wieder zurück“. Ja, auch schon gemerkt, du Trottel? Mit den Augen rollend drehte Draco sich um, warf einen Blick auf Fleur, die wieder bei sich war und einen auf Viktor, der von Karkaroff zusammengestaucht wurde. Nur Cedric fehlte immer noch. Allmählich kochte die Sorge in Draco wieder hoch. Sich durch die Haare fahrend wollte Draco sich wieder setzen und bemerkte dabei, wie Moody Potter wegzog.

„Harry?!“ Kurz darauf stolperte Black aus der kleinen Menge hervor. „Harry?“

„Sirius, wo ist er?“ Dumbledore schlüpfte ebenfalls zwischen den Leuten hervor, die sich prompt alle umdrehten. Fotos wurden geschossen und Notizen gemacht. Anscheinend die Presse. Draco trat einen Schritt hinter Black. Er sah sicher schrecklich aus, so wie er sich vorhin immer die Haare gerauft hatte. Hastig versuchte er sie zu richten und…
„Dumbledore? Dumbledore, stimmt es was Potter über die Rückkehr von ihm, dessen Name nicht genannt werden darf und Cedric Diggorys Tod erzählt?“

…erstarrte.

Potter erzählte wieder Unsinn um seine Aufmerksamkeit ja zu behalten. Der Junge hatte ein ernsthaftes Problem. ADS, oder so… Black sollte ihm mal einen Termin im St. Mungos machen. Cedric tot! Ja, natürlich. Als ob man beim Turnier wirklich sterben könnte. Das haben die doch nur gesagt, um die Jüngeren und Feigen abzuschrecken.

„Draco? Draco, hast du Harry gesehen?“ Er spürte Blacks Hand auf seiner Wange und hob den Blick, allerdings nahm er seinen Cousin gar nicht richtig wahr.

„Dort… mit Professor Moody“, krächzte er und streckte den Arm aus. Prompt war Black auch schon wieder verschwunden. Dumbledore und die Presseheinis folgten ihm. Draco ließ den Arm wieder sinken und ballte die Hände zu Fäusten. Hinter ihm wurde verunsichertes Gemurmel laut, das schnell wieder abnahm, als keine wichtigen Personen mehr anwesend waren. Draco hatte den Blick fest auf die Hecken gerichtet, durch die der dichte Nebel seine Bahnen zog. So würde er Cedric schlechter erkennen können, wenn er wieder herausfand. Immerhin musste er alleine den Weg finden, damit jemand sich – wie immer – um Potter kümmern konnte.

Draco Malfoy musste man auch gar nichts sagen. Er würde geduldig hier warten, bis Cedric auftauchte. Erschöpft und froh darüber, sich von Draco auffangen zu lassen. Schade nur, dass der unter Cedrics Gewicht einknicken würde. Dann würden sie beide auf dem Boden liegen und…

„Draco, kommst du mit hoch zum Schloss?“

„Alle sind schon weg…“

Draco schüttelte den Kopf. „Ich warte noch auf Ced…“, krächzte er, wagte nicht den Blick von dem Heckenlabyrinth zu nehmen. Crabbe und Goyle machten sich kurz darauf davon und alles um Draco wurde still. Ab und zu hörte er einen Ast knicken oder merkwürdige Geräusche aus dem Labyrinth, aber niemand kam, wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte um sein Blickfeld zu erweitern. Jedesmal schlich sich ein kurzes Lächeln auf sein Gesicht, das bald darauf verschwand, wenn wieder nur mehr Nebel aufzog. Draco senkte schließlich den Blick, beobachtete einen Knallrümpfigen Kröter, der aus dem Labyrinth gekrabbelt kam, und schöpfte kurz Hoffnung, dass Cedric einfach eine sehr peinliche Animagusgestalt hatte.

Cedric war auf keinen Fall tot! Warum denn? Wer sollte jemanden wie Cedric Diggory umbringen wollen, um das Turnier zu gewinnen? Potter… Nein, Potter eben nicht und… er wollte auch nur Aufmerksamkeit.

Draco atmete tief durch. Er setzte sich einfach auf den Boden, starrte hoffnungsvoll nach vorne und ignorierte das Brennen in seinen Augen. Obwohl… wenn er jetzt anfing zu weinen, würde Cedric ihn in den Arm nehmen. Draco musste das allerdings selbst übernehmen, als ihm eine dicke, heiße Träne über die Wange kullerte. Es wurde kalt, dabei war es Ende Juni. Draco zitterte am ganzen Körper, als ihm irgendwann eine Decke um die Schultern gelegt wurde.

„Wir haben dich gesucht.“ Severus‘ Stimme klang tonlos, als wolle er versuchen ihr einen sanften Unterton zu verleihen.

„Ich war die ganze Zeit hier“, sagte Draco heiser. „Und ich warte hier weiter. Danke für die Decke.“ Er zog sich ebendiese enger um den Oberkörper und fixierte die dunklen Schatten hinter den Nebelschwaden, wo jeden Moment Cedric herauskommen würde.

„Nein, Draco, du kommst mit hoch“, sagte Severus und legte seinem Patenkind eine Hand auf die Schulter. „Es hat keinen Zweck zu warten.“

Fest presste Draco die spröden Lippen aufeinander. So wollte man ihn auch nicht küssen und Cedric küsste ihn so gerne.

„Hast du mich verstanden?“

„Sag bloß, der Mistkerl hat den Hintereingang genommen und feiert seinen zweiten Platz?“, presste Draco hervor, wischte sich mit einer Hand über die Tränen verschmierten Wangen und ballte die andere so fest zusammen, dass sein eigenes Blut ihn wärmte.

„Nein…“ Severus packte Draco am Kragen und zog ihn hoch. Sofort knickte Draco ein. Nach so langer Zeit im Schneidersitz spürte er seine Beine nicht mehr und musste sich an Severus festklammern, um nicht hinzufallen. „Du kommst mit und schläfst dich aus. Wir reden morgen über das, was mit Diggory passiert ist.“

Prompt fuhr Draco hoch und packte jetzt Severus am Kragen. „Was ist mit ihm?!“, brüllte er und war kurz davor seinen Hauslehrer zu schütteln. „Was heißt das? Warum sitz ich stundenlang hier und warte? Warum sagt mir keiner, wo er ist?“

Severus ließ sich ein bisschen schütteln und fasste den erschöpften Draco schließlich am Kinn, um ihn zu mustern. „Weine nicht, bis wir uns nicht hundertprozentig sicher sind.“ Draco hickste und Severus war kurz davor die Augen zu verdrehen, klopfte Draco aber unbeholfen auf die Schulter, bevor er sich umdrehte. „Komm.“

Draco schüttelte den Kopf und drehte sich wieder herum.

„Draco, komm jetzt.“

Wieder schüttelte Draco den Kopf, so fest, dass sein Haar widerlich abstand. Cedric würde ihn auslachen… Nein, würde er nicht. Er würde es sanft wieder glatt streichen. Schniefend zog Draco die Mundwinkel zu einem Lächeln hoch, was mehr wie eine Grimasse aussah.

„Jetzt mach es mir nicht noch schwerer.“ Severus drehte ihn zu sich herum und wollte ihn hinter sich herziehen, aber Draco rammte die Fersen tief in den Boden. „Muss ich dich erst scho…cken…“ Severus klappte gerade langsam der Mund auf und er starrte vollkommen baff ins Labyrinth. Draco nutzte das aus und wirbelte herum, schluckte schwer, als er im Nebel Umrisse ausmachte.

„Merlin…“, keuchte Severus.

„Nein…“ Draco schüttelte den Kopf und ein Grinsen, dass der Morgensonne Konkurrenz machen konnte stahl sich auf sein aufgedunsenes, tränenverschmiertes Gesicht. „Cedric… Cedric!“ Immer noch kribbelte es in seinen Beinen, als würden tausend Ameisen durch seine Venen wandern, aber Draco scherte sich nicht darum, sondern stürmte auf die Gestalt zu, die sich humpelnd den Weg aus dem Irrgarten bahnte. „Cedric!“

Der Andere schaute auf, als er seinen Namen hörte und konnte Draco geradeso eben auffangen, als der über eine Wurzel stolperte. Allerdings schien er zu schwach um sich lange auf den Beinen halten zu können. Er plumpste nach hinten und Draco landete zwischen seinen Beinen, das Gesicht auf den kanariengelben Fleck seines Trikots gepresst.

„Draco…“ Cedrics kalte Finger legten sich auf seine Wangen, verbreiteten trotzdem eine angenehme Hitze und so wie Draco errötete, konnte sich der Andere prima die Hände an ihm wärmen. „Oh, Draco…“ Bevor Draco ihm genauer ins Gesicht sehen konnte, küsste Cedric ihn. Draco rutschte so nah er konnte, klammerte sich an Cedrics Trikot fest und erwiderte den sehnsüchtigen Kuss so gut er konnte. Tränen kullerten wieder über seine Wangen, als er die Augen fest zusammenkniff. Jeder vergangenen Sekunde trauerte er nach, weil das bedeutete, dass der Kuss gleich vorbei sein würde und er sich dann von Cedric lösen musste.

„Ich… Ich…“ Draco spielte mit dem Gedanken, die Augen nicht zu öffnen, aus Angst, dass er sich nur eingebildet hatte, Cedric wäre plötzlich aufgetaucht. Er hob die Lider leicht und schaute zwischen seinen Wimpern hindurch Cedric an, der ihn selbst anstarrte, als wäre er bis eben in Dracos Position gewesen.

„Alles okay, ich bin hier“, sagte Cedric und zog seinen um einiges jüngeren Freund zwischen seine Beine, die er anwinkelte. So eng er konnte schlang er die Arme um Dracos bebenden Rücken und strich ihm wieder und wieder über den Kopf. „Ich bin hier…“

Er konnte nicht glauben, wie unglaublich erleichtert er war, dass Cedric redete. Matt zwar und kaum hörbar, aber er redete. Er war wach und ganz wichtig: lebte. Fast hätte Draco geglaubt, er hätte Cedric verloren. Für immer. Und das nur wegen einem bescheuerten Spiel, das die internationalen Verbindungen fördern sollte, oftmals aber genau das Gegenteil bewirkte.

Draco konnte ein Schniefen nicht unterdrücken und drehte den Kopf, um Cedric ansehen zu können. Wann hatte er das letzte Mal so genau in die grauen Augen geschaut? Wie glänzender Stahl und etwas in Dracos Brust wurde ganz warm von den kleinen Sternen, die auf Cedrics Iris aufblitzten. Irgendetwas hatte er gerade wieder gefunden. Etwas, das vorher kalt und leer gewesen war, fühlte sich wieder warm an.

„Ich liebe dich“, hauchte Draco. Das Brennen in seinen Augen schien aber nur schlimmer zu werden. „Ich liebe dich so sehr…“ Verzweifelt drückte er sich wieder an Cedric, aus Angst er könnte einfach verschwinden. Noch größere Angst hatte er vor der Reaktion auf diese Worte.

„Draco…“ Cedric seufzte auf. „Ich liebe dich auch.“ Kühle Lippen pressten sich auf Dracos Stirn, bevor der Jüngere den Kopf drehte und Cedric genauer musterte. Tiefe Risse zogen sich über sein feingeschnittenes, ausdruckstarkes Gesicht, das jede Emotion widerspiegelte, die Draco im Moment sehen und spüren wollte.

Mit den Fingerspitzen fuhr Draco über die halboffenstehenden, aufgesprungenen Lippen, während er sich fühlte, als hätte er nach endlos langem Suchen eine Spitzhacke gefunden um das Loch in der Wand, durch das nur ein kleiner Lichtstrahl fiel, zu vergrößern. Noch keine ganze Flut an Licht, aber schon ein richtiger Kegel, so warm und hell. Selbst wenn er einen Ton herausgekriegt hätte, dann wüsste Draco nicht, was er sagen sollte. Seine Augenlider flackerten, als Cedrics Finger die Konturen seiner Wangenknochen nachfuhren und ihm war schon längst alles andere als kalt.

„Wein nicht…“ Cedric lächelte ihn erschöpft an, während er die Tränen aus Dracos Augenwinkeln wischte. „Ich bin doch hier…“

„Wieso warst du vorhin nicht hier?“ Dracos Stimme war kaum noch vorhanden. Heiser und leise brabbelte er vor sich hin und hatte keine Ahnung, ob Cedric ihn verstehen würde. Severus konnte es anscheinend.

„Das würde mich auch wieder interessieren“, sagte der Professor, den es anscheinend nicht interessierte, dass Draco endlich hatte sagen können, was er fühlte. „Das Turnier ist seit Stunden… vorbei. Potter hat uns mitgeteilt, Sie seien…“ Severus räusperte sich. „…tot.“

Draco biss sich auf die zitternde Unterlippe, rutschte förmlich auf Cedrics Schoß und suchte so viel Nähe wie möglich. Sein heißer Atem traf in kleinen Wölkchen auf Cedrics Hals und verursachte eine Gänsehaut.

„Ich… ähm, lebe…“, war Cedrics sehr ergiebige Antwort.

„Anscheinend stehen Sie unter Schock.“ Severus bedeutete den beiden Jungen aufzustehen. „Wir gehen nach oben zum Schloss und sehen dann weiter.“

Draco wollte sich kaum lösen, aber Cedric konnte ihn schlecht mit hochziehen. Anscheinend hatte er kaum noch Kontrolle über seinen eigenen Körper. Draco fasste Cedric am Arm, umschloss seine Hand und versuchte ihn so gut es ging zu stützen, bemerkte so das erste Mal wirklich, wie schwer Cedric war. Einen zitternden Arm um Dracos Schulter legend kämpfte Cedric sich vorwärts und brauchte fast auch noch Unterstützung von Severus, so kurz davor war er sich einfach auf den Boden zu legen und wirklich zu sterben.

„Ich hab auf dich gewartet…“, murmelte Draco. Auf keinen Fall wollte er, dass Severus ihn hören konnte. Cedric drehte den Kopf leicht, schwer atmend und mit halbgeschlossenen Augen. „Ich wusste, dass du kommen würdest. Ich hätte doch gemerkt, wenn…“ Draco kniff die Augen zusammen und drückte sich an Cedric, dessen Hand ihm leicht über die Schulter fuhr, als wolle er ihn trösten. „Merlin, ich bin so froh. So verdammt froh…“

„Draco“, mahnte Severus. „Diggory ist müde. Lass ihn in Ruhe.“

„Ist schon gut, Professor“, murmelte Cedric. „Mir ist nichts passiert…“

„Die Platzwunde an ihrem Hinterkopf lässt mich anderes vermuten“, grummelte Severus. Er fragte nichts weiter, bis sie beim Schloss waren. Nicht, wo Cedric gewesen war, warum er so spät kam und was passiert war, dass Potter behaupten ließ, er wäre tot. Draco ließ sich nicht davon abbringen Cedric bis in den Krankenflügel zu begleiten, wo Potter tief und fest schlief, Black an seiner Seite sitzend und ebenfalls im Land der Träume umher wandernd. Sonst war es leer und dunkel. Severus musste Madam Pomfrey erst aus ihrem Zimmer holen, damit sie sich sichtlich überrascht um Cedric kümmern konnte.

„Ich hole den Direktor“, murmelte Severus, bevor er sich davonmachte. Cedric schien es schlimmer erwischt zu haben, als man auf den ersten Blick sagen konnte. Besorgt hockte Draco neben ihm und musterte die vielen Kratzer, Schnitte und Blutergüsse auf seinem Oberkörper.

„Der ist aber nicht von einer Prellung, Mr. Diggory“, sagte Madam Pomfrey misstrauisch, während sie einen roten Fleck knapp unter Cedrics Schlüsselbein genauer begutachtete. „Woher haben Sie den?“

„Hm?“ Cedric schüttelte verwirrt den Kopf. Anscheinend hatte er nicht aufgepasst.

„Ähm, den hat er… von mir“, sagte Draco und räusperte sich leise. „Machen Sie ihn ruhig weg.“

Madam Pomfrey lächelte leicht und schüttelte den Kopf. „Mit einem Knutschfleck wird er leben können“, sagte sie, während sie den Zauberstab über die tiefen Kratzer auf Cedrics Wange zog. „Ihre Eltern haben sich große Sorgen gemacht.“

„Sind sie noch hier?“, krächzte Cedric und drehte sich um, damit Madam Pomfrey sich die wirklich hässliche Platzwunde anschauen konnte. Dunkles Blut verklebte Cedrics braunes Haar und stellenweise waren noch einige kleine Steinchen zu erkennen. Draco drehte den Kopf weg und drückte Cedrics Hand, was der Hufflepuff erwiderte. Schmerzhaft, aber leise zischte Cedric auf, zerquetschte Dracos Hand dabei fast und wollte schwer keuchend loslassen, aber Draco hielt seine Hand fest zwischen seinen. Er musste jetzt einmal stark für Cedric sein, oder? Jedenfalls würde er es sein.

„Tut mir Leid, nein“, sagte Madam Pomfrey. „Ungeheuerlich was die Ihnen hier zugemutet haben…“, fügte sie murmelnd hinzu. „Potter steht vollkommen neben sich.“

„Würde sein Verhalten vielleicht erklären…“ Cedric zischte erneut auf, beschwerte sich aber nicht, was Draco für ihn übernahm.

„Passen Sie doch auf!“, zischte der Slytherin die Heilerin an.

„Nun hören Sie aber mal! Ich…“

„Ist schon gut, Draco…“, murmelte Cedric und seufzte. „Is‘ meine Schuld… Ich war…“ Er seufzte erneut. Draco legte eine Hand auf Cedrics nackten, aber wieder unversehrten Rücken. So neben der Spur hatte Draco Cedric noch nie erlebt und der Drang ihn auszufragen wurde immer stärker.

„Da ist er, Direktor.“

Durch die Tür kam Albus Dumbledore gehastet, packte Cedric an den Schultern und starrte ihn an, als wäre er ein übergroßes Zitronendrop. „Unglaublich… Erzählen Sie mir, was passiert ist, Cedric.“

„Direktor, der Junge ist vollkommen fertig mit den Nerven. Es ist ein Wunder, dass er seinen eigenen Namen behalten hat.“

„Verzeihung, Poppy. Ich werde es kurz machen“, sagte Dumbledore lächelnd. Severus bedeutete Draco mit einem Kopfnicken ihm zu folgen, aber er rutschte nur zögerlich von Cedrics Bett, ließ die zittrige Hand auch nicht los.

„Draco, würden Sie uns einen Moment alleine lassen?“ Der Direktor schaute ihn über seine Brillengläser hinweg an und Draco verzog missbilligend die Mundwinkel.

„Mitkommen“, verlangte Severus barsch und etwas zu laut; Black gab murmelnde Geräusche von sich, bevor er Potters Decke zu einem Kissen für sich formte.

„Aber, Sir!“ Draco versuchte sich aus Severus‘ Griff zu winden. „Ich kann mir doch die Ohren zu halten.“

„Ich… Draco, geh bitte“, sagte Cedric leise. Als wäre er vom Blitz getroffen worden ließ Draco Cedrics Hand los und prallte fast gegen Severus, als er einen Schritt zurücktrat. Cedric schaute ihn nicht an, weshalb Draco sich abrupt wegdrehte.

„Severus, sorgen Sie dafür, dass Draco in sein Bett kommt.“

Eine Augenbraue hebend zog Severus seinen Schüler herum und aus dem Krankenflügel. „Jetzt willst du lieber reden, als in dein Bett“, murmelte er.

Draco zuckte mit der Schulter, auf der Severus seine Hand hatte. „Worüber denn, Professor?“

„Dumbledore kann nicht durch Wände hören, Draco.“ Severus packte ihn barsch am Oberarm und zerrte ihn hinter sich her bis in die Kerker, wobei Draco sich nicht groß sträubte. Gut, Cedric war geschockt. Er wollte sich nur ausruhen. Vielleicht wollte er sich auch einem Potterähnlichen ich-darf-mit-Albus-Dumbledore-sprechen-Gefühl hingeben und da hatte Draco eben nichts zu suchen.

„Setz dich“, verlangte Severus und schob Draco auf den Stuhl in seinem Büro, bevor er sich gegenüber setzte, die Hände auf dem Tisch faltend. „Potter hat felsenfest behauptet Diggory wäre tot.“

„Hab ich gehört…“, murmelte Draco.

„Vom Dunklen Lord persönlich ermordet.“ Dracos Augen weiteten sich erschrocken. „Dein Vater hat dir nichts erzählt?“ Draco schüttelte den Kopf. „Die Zeichen für seine Rückkehr waren eindeutig, auch wenn viele da natürlich die Scheuklappen hochfahren.“

„Warum erzählst du mir das jetzt?“, fragte Draco, gerade selbst dabei seine Scheuklappen zu suchen.

Severus schloss einen Moment die Augen und schien seine Gedanken zu ordnen, während er ein Pergament aus seinem Umhang kramte. „Als ich den Direktor holen wollte, hat eine Eule mich abgefangen.“

Draco streckte die Hand aus, aber Severus machte keine Anstalten ihm den Brief zu zeigen. „Von wem?“ Schrieb der Dunkle Lord Briefe? Sein Vater hatte Draco immer andere Geschichten erzählt.

„Von deiner Mutter…“ Severus holte tief Luft, während Draco die Mundwinkel verzog.

„Nur weil ich ihr noch nicht zurückgeschrieben habe? Sie soll sich nicht so anstellen. Immerhin hab ich viel mit der Schule…“

„Draco.“ Severus hob die Hand, um seinen Patensohn zum Schweigen zu bringen. „Es geht um deinen Vater.“ Er ballte eine Faust um das Zittern seiner Finger zu verbergen. „Er ist tot.“

Draco fühlte eine lähmende Müdigkeit aufsteigen und konnte nicht anders, als unter diesem Druck die Augen zu schließen. Seine Wimpern klebten noch von den Tränen, die er für Cedric vergossen hatte zusammen, weshalb er das Gefühl hatte, die Augen nie wieder öffnen zu können. Trotzdem warf er Severus einen Blick aus halbgeöffneten zu.

„Der Dunkle Lord?“ Severus nickte knapp. „Und Dumbledore wollte nicht, dass du es mir sagst?“ Erstaunt über Dracos Intuition hob Severus eine Augenbraue, nickte aber wieder. Die andere Augenbraue folgte, als Severus sein Patenkind lächeln sah. Draco bemerkte es selbst kaum. Er fühlte sich leicht, jedenfalls alles außer einem Teil seines Körpers fühlte sich leicht an. Oder hatte man einen Stein in seinen Brustkorb gelegt?

Severus‘ Stimme hörte er kaum. Sie streifte ihn wie die Flügelspitze der Abraxaner von Beauxbatons die Wasseroberfläche, wenn sie morgens eine Runde über den Schwarzen See drehten. Das Echo in seinem Kopf breitete sich in kreisförmigen Wellen aus und wurde mit jeder Sekunde stärker, bis Draco sich die Hände auf die Ohren presste, um nichts mehr hören zu müssen.

Tränen standen ihm in die Augen, als er sie weitaufriss und Severus anstarrte, sich dabei auf die zitternde Unterlippe biss. Er schüttelte den Kopf, wieder und wieder, aber so wie Severus ihn aus seinen dunklen Augen anstarrte, war das sicher kein Scherz.

„Warum… Warum?“ Dracos Stimme war leise, der Schmerz mehr als er ertragen konnte. Seine Knie schlotterten und er war froh über den Schreibtisch, der das vor Severus verbergen würde. „War er so enttäuscht von Vater? Ihr habt euch doch alle… irgendwie…“ Draco wischte sich über die Augen. „Noch irgendwer?“ Draco presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, aber Severus‘ Hilflosigkeit angesichts seiner Qual war zu erwarten gewesen.

„Der Brief deiner Mutter war sehr… Du verstehst sicher, dass sie sehr aufgewühlt sein muss.“

Draco schüttelte heftig den Kopf. „Sicher nicht!“ Seine Stimme war grell vor Schmerz. „Sie ist doch froh, dass sie sich jetzt amüsieren kann mit wem sie will!“

„Das stimmt so nicht. Du hast…“

„Ich hab keine Ahnung?! Natürlich nicht. Mir sagt man ja nichts. Mich lässt man einfach da draußen sitzen und zerrt mich dahin, wo ich grad nicht störe!“ Den letzten Satz schrie er beinahe. Als Severus nicht antworte, sondern ihn einfach weiter anstarrte, ließ Draco sich erschöpft nach hinten gegen die Stuhllehne sinken. „Potter war da?“

Severus nickte langsam.

„Er wollte wieder nur Potter und… Severus, sag mir doch einfach…“

„Ich weiß doch auch nicht alles, Draco. Und ich würde dich ungerne mit meinen Vermutungen belasten“, sagte Severus. „Was ich sicher weiß, ist das Moody da mit drin hängt.“

„Moody?“

„Nicht ganz Moody. Ein Todesser hat auf den Befehl des Dunklen Lords hin Vielsafttrank genommen. Das ganze Jahr über… Wenigstens weiß ich jetzt, wer immer an meinen Zutaten war. Das Ministerium entscheidet jetzt, was mit ihm passiert. Wenn Diggory Potters Geschichte bestätigen kann, dann wird Fudge dem Ganzen Beachtung schenken müssen.“

„Wie…“

„Der Dunkle Lord hatte so die Möglichkeit das ganze Turnier zu manipulieren. Der Trimagische Pokal war ein Portschlüssel, brachte Potter und Diggory direkt zum Dunklen Lord und… Nun gut, Potters wirre Aussage ist anscheinend von Grund auf falsch. Immerhin behauptet er Diggory wäre tot.“

Draco ließ den Kopf hängen. „Dafür eben Vater…“, krächzte er. „Will Cedric deswegen nicht, dass ich bei ihm bleibe? Weil er jetzt weiß, dass Vater ein Todesser ist… war?“ Mit großen, tränenden Augen schaute Draco wieder hoch.

Severus zögerte einen Moment lang. „Das könnte möglich sein.“ Draco schluckte ein Hicksen herunter. „Aber nur meine Vermutung.“

Draco versuchte krampfhaft sich unter Kontrolle zu halten, aber die Aussicht Cedric durch sowas verlieren zu können, wo er ihn jetzt so sehr gebrauchen könnte, machten es ihm unmöglich seine Betroffenheit zu verbergen. Jeder Muskel in seinem Gesicht zuckte und seine Hände zitterten, als würde er sich in eisiger Kälte befinden. Er glaubte zu ersticken und sog rasselnd Luft ein, nur um sie sofort wieder auszustoßen.

„Gehst du zu ihm, Severus?“, fragte Draco dumpf.

„Diggory spricht gerade mit Dumbledore und da werde ich nicht…“

Draco machte eine schnelle Handbewegung. „Ich meine ihn.“ Er schaute seinen Paten herausfordernd an, aber der hielt seinem Blick stand.

„Das werde ich.“

Das Brennen in seinen Augen wurde wieder stärker und Draco wandte den Blick ab. „Obwohl er deinen Freund getötet hat?“, hauchte Draco, schwankend zwischen Zorn und Verzweiflung.

„Das hat er oft getan.“ Severus klang abweisend und Draco hatte das unangenehme Gefühl, dass das hier einen Weg ging, der kein gutes Ende barg.

Ein letztes Mal in seinem Leben versuchte Draco sich an dem Blick, der immer dazu geführt hatte, dass sein Vater ihm alles schenkte, was er wollte. „Tu das nicht, Severus“, sagte er und legte seine ganze Überzeugungskraft in seine heisere Stimme. „Du kannst das nicht… tun.“

Severus schwieg. Anscheinend wollte er sich dazu nicht äußern, wollte darüber nicht mit einem Kind reden. Draco schnaubte auf, als das minutenlange Schweigen nicht mehr zu ertragen war.

„Dann war’s das“, sagte Draco und stand auf. In seinem Innern zog sich vor Entsetzen alles zusammen. Was hatte er da gerade gesagt? Nein, nein, nein! Er war von der Endgültigkeit seiner Stimme geschockt und gleichzeitig unheimlich stolz auf sich, auf seine Entscheidung. Vielleicht war sie Severus nicht ganz so deutlich, wie Draco, aber der junge Slytherin wusste, dass er nie auch nur annähernd mit dem Menschen – wenn man den Dunklen Lord denn einen Menschen nennen konnte – zu tun haben wollte, der für den Tod seines Vaters verantwortlich war. Und damit er gar nicht erst in Versuchung kam, musste er die Brücken hinter sich einschlagen. „Wir sehen uns im Unterricht, Professor.“

„Mr. Malfoy…“

Draco schloss die Tür hinter sich und starrte in den dunklen Korridor. Eigentlich müsste er längst im Bett liegen, aber er vermutete eh, dass keiner schlafen gegangen war, bei dem Aufruhr, der geherrscht hatte. Draco schlich sich also durch die Korridore zurück zum Krankenflügel und schob langsam die Tür auf. Er machte Dumbledore nicht aus und schlüpfte deswegen so schnell er konnte hinein. Cedric saß noch immer genauso auf seinem Bett, wie Draco ihn verlassen hatte. Sein Kopf schoss nach oben, als Draco die Tür ins Schloss fallen ließ. Hastig schritt Draco auf ihn zu und ignorierte Potters Schnarchen und Blacks Gemurmel einfach.

„Ced, alles okay?“, fragte er besorgt und umfasste das kreidebleiche Gesicht mit beiden Händen. Cedrics Augen wirkten dunkel und er senkte sofort den Blick, als Draco ihn ansah.

„Mhm…“

Draco schluckte schwer und zog Cedrics Gesicht etwas höher, aber der Andere wandte den Blick schnell ab. „Sicher?“

Cedric verzog keine Mine. Sein Gesicht war verschlossener, als ein Verließ bei Gringotts.

„Erzählst du mir, was passiert ist?“, fragte Draco vorsichtig. Sein Herz sank mit jeder Minute tiefer und nach der Nachricht von eben hatte er nicht geglaubt, dass das noch möglich war. Er brauchte Cedric jetzt. Am liebsten wollte er sich an ihn pressen und bitterlich weinen, seinen ganzen Schmerz rauslassen. Cedric würde ihn trösten. Auf jeden Fall. Das war so sicher wie dass Granger bei jeder Frage ihre Hand oben hatte.
„Ich möchte, dass du gehst, Draco.“ Im krassen Gegensatz dazu legte Cedric eine Hand auf Dracos Oberarm, als wolle er ihn festhalten.

„Ähm…“ Draco seufzte enttäuscht auf und nickte. „Kann ich morgen… mit dir reden?“ Seine Stimme zitterte und er war kurz davor zu weinen. Aber Cedric brauchte anscheinend ein paar Momente für sich um das, was immer passiert war, zu verdauen.

„Nein.“ Die Worte durchschnitten die Luft wie Schwerter, die glatt durch Dracos Herz stachen. Bitte nicht. Draco kniff die Augen zusammen. Cedric konnte ihn doch nicht verurteilen, weil sein Vater ein Todesser gewesen war. Er würde ihn auch nicht vollheulen, wenn er versuchte mit Lucius‘ Tod fertig zu werden, aber bitte! Cedric durfte ihn nicht wegschicken.

„Ced?“ Zaghaft warf Draco einen Blick zu Black und Potter, die weiter schlummerten, als hätten sie nicht gehört, wie Dracos Herz gerade gebrochen war. „Das heißt nicht…“

„Doch…“ Cedric drückte leicht Dracos Schulter. „Ich mach Schluss.“

Draco öffnete den Mund, klappte ihn aber wortlos wieder zu. Er lauschte abwesend auf den Wind, der sich draußen erhoben hatte und in erstaunlich regelmäßigen Böen durch das offene Fenster fegte, wobei er die Vorhänge des Krankenflügels zum Flattern brachte.

„I-Ich…“ Cedrics Stimme zitterte, weshalb er sich räusperte. Noch immer lag seine Hand wie eine schwere Last auf Dracos Schulter und zwang den Jüngeren fast in die Knie. „Tut mir Leid.“

„Das… Das meinst du nicht ernst“, sagte Draco schrill, seine Augen huschten wie wild in ihren Höhlen umher. „Das kannst du nicht ernst meinen. Ich hab doch nichts getan, Ced. Bitte…“ Bei dem letzten Wort ruckte Cedrics Kopf nach oben und er fixierte Dracos Augen. „Bitte, Ced“, wiederholte Draco und griff hoffnungsvoll Cedrics andere Hand. „I-Ich bin nicht wie mein Vater.“

Cedric schüttelte langsam den Kopf.

„Nicht jetzt…“ Draco wischte sich die Tränen an seiner Schulter ab und starrte aus dem Fenster. Von dieser Position hatte man den perfekten Panoramablick auf den Wald, der nur einen Ton dunkler schien, als der Nachthimmel.

„Draco…“ Cedric führte seine Hand von Dracos Schulter zu dessen Wange und wischte ihm die Tränen weg. Das machte man doch nicht, wenn man jemanden nicht ausstehen konnte. „Ich…“

„Ich hab dir…“ Draco schaute sich unsicher um, bevor er Cedric fixierte. „Ich hab dir gesagt, was ich fühle. Und jetzt brauch ich dich.“ Cedric wandte unsicher den Blick ab. „Du hast gesagt, du liebst mich auch.“

Cedric zog die Augenbrauen zusammen. „Das hast du nicht ernsthaft geglaubt, oder?“

„Und du glaubst nicht, dass ich dir das glaube“, sagte Draco, war sich da aber mehr als unsicher. Wenn Black Recht gehabt hatte? Wenn Cedric ihn nur solange interessant fand, bis er ihn in sein metaphorisches Bett gezerrt hatte, dann… Draco warf den bloßen Gedanken daran mit einem Kopfschütteln von sich. „Dafür bist du doch nicht der Typ, Ced. Du bist süß, nett und… alles, was ich noch hab.“

Cedrics Augen leuchteten bei diesen Worten auf und er zeigte sein typisches, freundliches Lächeln. „Dann hast du dich wohl getäuscht.“ Draco blinzelte schnell hintereinander und diesmal wischte Cedric ihm nicht die Tränen von den Wangen. „Ich würde jetzt gerne schlafen. Wir sehen uns…“

Draco lachte hohl auf und wich so schnell er konnte zurück. „Das ist unfair. Deine eingeschränkte Sichtweise… ist unfair. Ich würde nie…“ Nach Luft schnappend wandte Draco sich ab. Er griff in seine Taschen und wühlte darin herum, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Sich auf den Absätzen wieder herumdrehend packte er blitzschnell Cedrics Hand und drückte ihm drei Galleonen hinein. Den Blick hebend fixierte er Cedrics Augen, die stur nach unten gerichtet waren und schnaufte leise. Langsam fuhr er noch ein letztes Mal über Cedrics Hand, bevor er sich entfernte. „Hast richtig gelegen. Herzlichen Glückwunsch“, presste er hervor und drehte sich um. Wenigstens das hatte Cedric jetzt gewonnen…

„Das mit deinem Vater tut mir Leid…“, murmelte Cedric.

Draco schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich hasse dich“, presste er hervor, bevor er aus dem Krankenflügel stürmte.

~*~

„Warum hast du das getan?“, fragte Sirius in die Dunkelheit, wo er nur Dank seiner, durch seine Animagusgestalt, geschärften Sinne Cedric ausmachen konnte. Der drückte sofort die Wirbelsäule durch und versuchte sich vom Flennen abzuhalten. Sirius richtete sich auf, steckte die Hände in die Hosentaschen und schritt zu dem anderen Bett. Beinahe alles hatte er von der kleinen Unterhaltung mitbekommen, aber bei dem Aufruhr der hier geherrscht hatte, sollte man auch mal versuchen in Ruhe zu schlafen.

„Geht dich nichts an, Black…“, murmelte Cedric, das Gesicht abwendend. Die ganze Zeit starrte der Junge schon apathisch nach vorne, aber nach allem, was er Dumbledore erzählt hatte, musste sein Trauma um vieles größer sein, als Harrys.

„Du brichst Draco das Herz, das geht mich auf jeden Fall was an“, erwiderte Sirius. „Und besser nennst du mir einen guten Grund, wenn du die Hämatome nicht wiederhaben willst, klar?“

Cedric wischte sich mit dem ganzen Unterarm über die Augen und atmete tief durch. „Sein Vater hat… Sein Vater hat alles getan, damit ich zurückkommen kann und… Es ist doch nur meine Schuld, dass er dafür… sterben musste. Er hat gesagt, dass er es dieses Mal nicht zulassen wird, dass jemand, den er liebt leiden muss und…“

„Und deswegen lässt du dir das Leben retten und trittst das, was Lucius damit erreichen wollte, mit Füßen?“ Sirius verdrehte die Augen. „Malfoy Senior war ein Feigling. Vielleicht heute nicht mehr, wenn er sowas für seinen Sohn, ja für Draco und nicht für dich, tut, aber ich weiß, dass er nichts getan hat, um Narzissa zu ihrem Glück zu verhelfen. Du machst mit deinem Pseudo-Held-sein also nur das einzige Mal in Lucius‘ Leben kaputt, wo er etwas Vernünftiges getan hat. Er wollte seinen Sohn doch nur glücklich sehen, wo er es bei seiner Frau nicht geschafft hat.“

„Aber ich kann nicht…“ Cedric schnappte zitternd nach Luft. „Ich hätte da sterben müssen und… Ich kann Draco nicht mehr in die Augen sehen, weil ich Angst habe. Wenn er erfährt, dass Lucius meinetwegen… Er hat seinen Vater doch vergöttert… Dafür wird er mich hassen.“

„Jetzt hasst er dich auch schon“, rieb Sirius ihm unter die Nase, konnte seine Zufriedenheit kaum verbergen. „Und erfährt nicht einmal, was sein Vater alles für ihn getan hat. Weil du egoistisch bist.“

Cedric presste sich die Hand auf den Mund und drehte Sirius den Rücken zu. Für ihn schien das Gespräch beendet zu sein und jetzt durfte er auch ungestört im Selbstmitleid versinken. Sirius waren die genaueren Einzelheiten sowas von egal. Für den Jungen würde das wohl ein Tabuthema werden, über das er auch Jahre später nicht reden wollen würde. Vielleicht nicht ansatzweise so schwer, wie Askaban wog, aber für so einen jungen Kerl konnte sogar eine Ratte zum Trauma werden.

Und Draco bedeutete Sirius mehr, weshalb er sich lieber um ihn kümmerte. Er fand den blonden Jungen am See sitzen und das um diese Uhrzeit. Anscheinend war der Tag heute so anstrengend gewesen, dass die Lehrer ihrer Patrouille nicht richtig nachkamen. Sirius hatte ein kleines Déjà-Vu, als er Draco mit angezogenen Knien dort sitzen sah, wo er ihn mal im Regen gefunden hatte.

Er atmete tief ein, genoss die milde klare Waldluft, die heute Abend in seine Lungen strömte, schmeckte ihre Frische und Reinheit und schenkte ihr die Aufmerksamkeit, die ihr nur jemand geben würde, der viele Jahre in einer dunklen, stickigen Zelle zubringen musste. Ein warmer Wind wehte und brachte Dracos weite Umhangärmel zum Flattern.

„Du solltest deine Fotos nicht immer hier draußen anstarren“, meinte Sirius, als er sich neben den Jungen fallen ließ, der sein Foto blitzschnell in seiner Umhangtasche verschwinden ließ und sich über die tränenverschmierten Wangen wischte.

„Was willst du?“, keuchte er, wehrte sich nicht gegen den Arm auf seiner Schulter und ließ sich sogar an Sirius ziehen.

„Du solltest nicht hier draußen sein, Draco“, sagte Sirius leise. Eine Hand presste er auf Dracos Blondschopf und drückte ihn so dicht wie möglich gegen sich, streichelte behutsam die seigen Haare, bis Draco sich zu entspannen begann.

„Hast du gehört, was er gesagt hat?“, nuschelte Draco, spürte Sirius‘ Kinn auf seiner Stirn, als der Ältere nickte. „Machst du dich jetzt lustig? Weil du’s die ganze… Zeit gesagt hast?“ Sirius schüttelte den Kopf. „Ich wi-will nicht…“ Draco hickste. „…dass mir… dass mir dasselbe passiert, wie Vater… Ich will nicht einer von denen werden, aber… das erwartet man ja anscheinend von mir, wenn selbst Cedric nicht…“

„Pscht, Draco…“ Sirius tätschelte den Blondschopf. „Beruhig dich erstmal.“

„Beruhigen?!“ Draco schluchzte auf, drehte sich herum und schlug mit voller Wucht gegen Sirius‘ Brust, bevor er sich überstürzt an den Älteren klammerte. „Beruhigen? Beruhigen… Dich interessiert das doch auch nicht… Potter ruft und Black springt.“

„Du weißt nicht, was Harry durchgemacht hat“, sagte Sirius scharf, strich dafür aber zärtlich über Dracos Rücken und schloss die Augen, als er den heißen Atem auf der empfindlichen Haut seines Halses fühlte. „Du hast es viel einfacher, Draco. Das bisschen Liebeskummer ist jetzt dein kleinstes Problem.“

Draco schniefte. „Ich will da nicht mehr hin…“

„Wohin?“

„Nach Hause… Zu Narzissa…“ Draco drückte sich leicht weg und starrte Sirius aus großen, rotverquollenen Augen an. „Cousin, kann ich nicht…“ Er senkte den Blick. „…bei dir bleiben?“

Einen Moment blieb es stumm. Draco kaute ungeduldig auf seiner Unterlippe herum und Sirius versuchte den Jubelschrei – am heutigen Tag mehr als unpassend – zu unterdrücken. Hatte Draco das ernst gemeint? Wollte er… Sirius grinste. Das hatte fast Ähnlichkeit zu dem Tag, an dem er zu James abgehauen war. Fast…

„Natürlich kannst du“, sagte er und presste den Jungen, der trotzdem alles andere als glücklich schien, an sich. „Ich lass dich nicht im Stich, versprochen.“

Draco presste die Stirn gegen Sirius‘ Schulter und weinte sich aus, bemerkte so gar nicht die Hand, die in seiner Umhangtasche verschwand. Sirius fand das Foto und zog es vorsichtig heraus, streichelte gleichzeitig ununterbrochen Dracos Hinterkopf, was aber nicht wirklich zu helfen schien. Draco musste sehr sensibel sein, wenn er fast einen Nervenzusammenbruch erlitt. Da brauchte er erst recht kein Foto seiner verflossenen, ersten Liebe.

„Ich bin hier, Draco“, flüsterte Sirius und knüllte das Foto, als er es in seiner Tasche verschwinden ließ. „Dein Fels in der Brandung, ja? Nicht so ein nach dem Wind schwenkendes Fähnlein, wie Cedric.“ Ein mitleiderregendes Wimmern entwich Dracos Kehle. „Nächstes Mal hörst du einfach auf mich.“ Er zögerte einen Moment, bevor er einen Kuss auf Dracos Scheitel platzierte. „Alles wird gut.“

Ja, endlich würde alles gut werden. Sirius seufzte selig auf und schmiegte sich an den verstörten, weinenden Jungen. Alles gut…


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