von RealPhoenixx
Die Marmorplatte auf Nymphadora Tonks‘ Grab verschwand unter einem Meer von Blumen.
Sonnenstrahlen fielen durch das Laub der Buchen, die den kleinen Friedhof von Hogsmeade begrenzten und besprenkelten den Boden mit unregelmäßigen hellen Flecken.
Nur wenige Menschen standen noch vor dem duftenden Hügel aus Blüten. Die meisten hatten bereits Abschied genommen und waren still hinausgegangen auf die ins Dorf führende Straße.
Viele waren gekommen, um der Freundin und Kampfgefährtin die letzte Ehre zu erweisen.
Keiner war ohne Trauer und alle wussten, dass es vielleicht nur eine Frage der Zeit sein mochte, bis einer von ihnen dort liegen würde, gemordet von einem machtgierigen Monster in einem Krieg, der nicht der ihre war.
Etwas abseits von der kleinen Gruppe der noch Anwesenden standen zwei Männer nebeneinander vor Tonks‘ letzter Ruhestätte.
Der jüngere, hochgeschossen und schmal, schwarzhaarig und mit grünen Augen hinter runden Brillengläsern, legte dem anderen eine Hand auf die Schulter.
„Komm, Remus. Wir müssen jetzt gehen.“
Voller Mitgefühl betrachtete Harry Potter seinen ehemaligen Lehrer, der sein Freund geworden war.
Lupin sah furchtbar aus, mutlos und sterbensmüde wirkte der sonst tatkräftige und entschlossene Mann, der mit dem geliebten Mädchen scheinbar auch seinen Lebensmut verloren hatte.
Harrys Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Ebensogut wie Tonks hätte dieses grauenhafte Schicksal Ginny treffen können. Oder Hermine, Luna, Fleur...
Keine von ihnen war sicher, solange Voldemort lebte. Und niemand außer ihm, Harry, konnte daran etwas ändern.
Doch würde er überhaupt dazu in der Lage sein?
Unbemerkt von Harry hatte Lupin sich ihm zugewandt. In seiner Stimme lag noch der Schmerz des erlittenen Verlustes, als er leise fragte: „Du wirst sie rächen, nicht wahr?“
Als Harry den Blick seines Freundes erwiderte, spiegelten sich in dessen traurigen Augen plötzlich jene, die von Voldemort und seinen Dienern gequält oder ermordet worden waren.
Cedric Diggory, die Eltern Nevilles, Dumbledore, Sirius, Tonks, Harrys Eltern....viele blickten aus Lupins Augen auf ihn.
Sie alle forderten ihn auf, etwas dafür zu tun, dass ihre Leiden und ihr Tod nicht sinnlos bleiben würden. Dafür zu sorgen, dass es ein Ende nähme mit der Herrschaft von Tod und Verderben in der magischen Welt.
Und plötzlich wusste Harry, dass er Voldemort besiegen würde, denn er würde diesen Kampf nicht allein ausfechten müssen.
Alle würden ihm auf die eine oder andere Weise zur Seite stehen, seine Freunde ebenso wie Voldemorts Opfer.
Mit einem klaren „Ja, das werde ich“ beantwortete er Lupins Frage und drückte fest dessen dargebotene Hand.
Nach einem letzten Blick auf Tonks‘ Grab wandte sich der ältere Mann ab und ging davon.
Auch Harry drehte sich um.
Sie warteten auf ihn. Ron, Hermine, Rons Eltern.
Und Ginny. Sein Mädchen, das er liebte und brauchte.
Dem er ein Schicksal wie das von Tonks ersparen würde.
Ihren Blick einfangend ging er über das sonnengesprenkelte Gras auf sie zu.
Er war bereit.
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