von käfer
Vorab: Hallo Amira! Applaus, Applaus für Deine Energie, mein Werk "am Stück" zu lesen!
Wie ich auf diese Idee gekommen bin? Habe mir irgendwann mal überlegt, wie sich wohl ein gewisser S.S. in der Fahrschule anstellen würde. Nach ein paar Gedankensprüngen ist dann diese FF draus geworden...
Ob´s ein Happy End gibt???? ----> Weiterlesen!!!
Diesmal war er nicht allein mit Dr. Schuppski. Im Behandlungszimmer saß noch ein Mann. Offensichtlich hatten die beiden eine angenehme Unterhaltung gehabt, auf dem Gesicht des Fremden lag noch ein Lachen.
Schuppski begrüßte ihn und stellte dann den Fremden vor: „Thomas Schuppski, mein Cousin. Er ist britischer Korrespondent des „Magischen Anzeigers“ und kennt sich mit der Zaubererschaft auf der Insel bestens aus. Ich vermute, hoffe und wünsche, dass Thomas in der Lage ist, Ihnen zu helfen, Herr Meier – ähm, Mr. Snape.“
Die Nennung seines Namens löste einen angenehmen Schauer aus.
Thomas Schuppski straffte sich. Er sagte in geschäftsmäßigem Ton: „Julius hat mir gesagt, dass Sie meinen, Severus Snape zu sein, der im Körper des Muggels Hermann Meier gefangen ist.“
Er nickte.
„Gestatten Sie mir bitte, dies mit einigen Fragen zu überprüfen.“
Er nickte und hoffte, dass auf sein Gedächtnis Verlass war.
„Erste Frage: Wann und wo wurden Sie geboren?“
9.1.60, Spinners End.“
„Wie hießen Ihre Eltern? Wo sind Sie zur Schule gegangen? Wer war mit Ihnen in der Klasse? Wie hießen Ihre Lehrer? Wie hießen Ihre Nachbarn? Welche Schule besuchten Sie nach der Grundschule? Mit wem waren Sie dort zusammen?“
Alle diese Fragen konnte er kurz und knapp beantworten, die entsprechenden Gesichter standen deutlich vor seinem geistigen Auge.
„Hatten Sie eine Freundin?“
Er nickte.
„Wie hieß die und woher kannten Sie sich?“
Das war der Moment, in dem er stockte und errötete, aber nicht etwa, weil er sich nicht mehr erinnern konnte…
Beide Schuppskis nickten ihm aufmunternd zu. Er gab sich einen Ruck und erzählte von Lily Evans.
Thomas Schuppski schaute auf seine Notizen und hakte dann und wann etwas ab. Er fragte nach dem Schulabschluss und seiner weiteren Ausbildung.
„Ich habe am Magical Arts College in Cambridge Zaubertränke studiert, bei Professor Thunderstorm.“
Wieder ein Haken.
„Was ist ein Squib?“ – „Ein Nachkomme einer Zaubererfamilie, der selbst nicht zaubern kann, aber vor den Muggeln verborgene Dinge sieht.“ – Zum Beispiel?“ „Den ´Tropfenden Kessel´ in London.“
Zwei Haken.
„Was kauft man bei Flourish & Blotts? Wer betreibt Gringotts? Wie wird die Post befördert?"
Ewig stellte Thomas Schuppski Fragen über die Welt der Zauberer; Snape konnte alle beantworten und Sehnsucht machte sich in seinem Inneren breit. Manchmal musste er sich zusammenreißen, um nicht zu ausführlich zu antworten, so sehr freute er sich darüber, wenigstens im Gespräch in seine vertraute Welt eintauchen zu können.
„Beschreiben Sie das Gebäude von Hogwarts!“
Er schloss die Augen, rief sich den Platz in Erinnerung, an dem er die schönsten und die schrecklichsten Jahre seines Lebens verbracht hatte.
„Wer ist Gilderoy Lockhart?“
Er konnte ein Grinsen nicht verkneifen. In seiner Erinnerung tauchte eine Duell-Vorführung auf…
„Sagt Ihnen der Name Dolores Umbridge etwas?“
„Rosa gekleidet, an jedem Finger ein Ring, immer ein Klemmbrett dabei, machtgierig, leider sehr einflussreich im Ministerium.“
Jetzt grinste Thomas Schuppski. „Kürzer und treffender kann man die alte Kröte kaum beschreiben.“
„Kennen Sie Arthur Weasley? Lucuis Malfoy? Pomona Sprout? Cornelius Fudge? Rubeus Hagrid…?“
Severus vergaß, dass er in einem fremden Land in einem fremden Körper steckte und in der Praxis eines Psychologen saß. Er schwelgte in seinen Erinnerungen, erzählte, was er über die betreffenden Personen wusste.
Bis Thomas Schuppski ihn mit jenem Namen konfrontierte, den zu hören er in gleichem Maße erwartet wie befürchtet hatte: Tom Riddle.
Er schluckte; ein eiskalter Schauer rann über seinen Rücken.
Dann gab er sich einen Ruck. Es war alles vorbei, er war äußerlich Hermann Meier und wusste nicht, ob er jemals wieder als Severus Snape erkannt werden würde. Leise fragte er: „Was wollen Sie wissen? Wenn ich alles über den Dunklen Lord erzählen würde, was ich weiß, würden wir morgen früh noch hier sitzen.“
Schuppski schien perfekt vorbereitet zu sein. „Fürs erste genügt eine Kurzbiographie von Riddle; dann interessiert mich, ob Sie ihn persönlich gekannt haben und falls ja, wie ihre Beziehung war.“
Er brauchte genau fünf Minuten für die gewünschte Antwort.
„Was geschah in Hogwarts zwischen Ihrer Flucht und dem Ende von Riddle?“
„Alles habe ich nicht mitbekommen, da müssen Sie Harry Potter fragen, der weiß mehr.“ In knappen Sätzen erzählte er von der Schlacht von Hogwarts und dem Duell zwischen Voldemort und Potter.
„Mir scheint, es klafft eine Lücke zuwischen ihrem Angebot, Potter zu Voldemort zu bringen und dem Duell. Was haben Sie in der Zeit getan?“
Musste das wirklich sein? Er hob die Hände. „Voldemort hat seiner Schlange befohlen, mich zu töten; Nagini hat mir ihre Giftzähne ins Genick geschlagen. Voldemort ist gegangen, Potter tauchte auf. Ich habe ihm die letzten Informationen gegeben, so wie Dumbledore es mir aufgetragen hatte.
Dann weiß ich für eine Weile nichts mehr. Irgendwann bin ich wieder aufgewacht, habe Lärm im Schloss gehört und bin hingegangen.“
Julius Schuppski saß mit bleichem Gesicht auf seinem Stuhl und starrte ihn an. Thomas Schuppski ließ zum ersten Mal erkennen, dass er ein Zauberer war – sein Kugelschreiber flitzte ganz allein über den karierten Block.
Snape reckte Meiers kurzen Hals, konnte aber nur wenige Worte entziffern.
Mehrere Minuten lang schwiegen die drei Männer. Dann sah Thomas Schuppski seinen Cousin an, nickte ihm zu und bat: „Eine letzte Sache noch, Mr. Snape: Beschreiben Sie bitte mal Ihre privaten Räume in Hogwarts.“
Mit Wehmut erinnerte er sich an seine kleine Wohnung in einem der vielen Türme des Schlosses: das gemütliche Wohnzimmer mit dem Kamin und den bequemen Sesseln davor, das Schlafzimmer mit dem großen, kuscheligen Bett, sein Bücherzimmer. Dort hatte er seine Schätze aufbewahrt: wertvolle alte Tränkebücher, die er sorgfältig restauriert und konserviert hatte. Das alles würde er nie wieder sehen. Anders als bei seiner ersten Flucht war es ihm weder vor noch nach der letzten Schlacht gelungen, seinen Besitz aus dem Schloss zu zaubern. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er die Schule jemals wieder betrat, war gleich Null.
Thomas Schuppski legte Papier und Stift beiseite und sagte: „Sie haben Dinge gewusst, die tatsächlich nur Severus Snape wissen kann. Ich denke schon, dass in dem Körper von Hermann Meier die Seele von Severus Snape steckt. Das Problem ist jetzt, den Körper von Severus Snape zu finden. An welchen letzten Aufenthaltsort und welches Datum können Sie sich noch erinnern?
„Genau das ist mein Problem. Ich kann mich noch an die Zeit bis Anfang 2001 erinnern, dann fehlt alles.“
Beide Schuppskis zogen eine Augenbraue hoch, Julius die linke, Thomas die rechte. Julius Schuppski strich sich eine nicht vorhandene Haarsträhne aus der Stirn, rieb sich das Kinn.
Thomas Schuppski meinte: „Dann wird das eine schwere Suche. Spinners End ist verfallen, dort hat man seit Jahren niemanden mehr gesehen.“
Snape antwortete: „Ich habe auch ganz allein dort gelebt, das heißt, ich glaube allein mit einer Gefährtin.“
Leise sagte Thomas Schuppski: „Ich war vor kurzem in Spinners End. Da steht kein Stein mehr auf dem anderen.“
Severus versuchte, eine Erinnerung festzuhalten, aber er schaffte es nicht. Irgendetwas war doch passiert und es hatte mit der Rothaarigen zu tun; aber was bei Merlins Bart war das? Er schüttelte den Kopf.
„Ich habe noch den Urlaub vom vergangenen Jahr und mit ein bisschen Glück kann ich den von diesem Jahr mit dazunehmen. Es wäre doch sicher sinnvoll, wenn ich selbst hinfahre und suche?“
Julius Schuppski nickte. „So, wie es aussieht, dürften direkte Eindrücke Ihr Erinnerungsvermögen sehr anregen. Ich wäre für eine Reise, allerdings kann ich Sie nicht begleiten.“
„Aber ich“, sagte Thomas Schuppski. „Im Moment scheint ein bisschen Saure-Gurken-Zeit zu sein; ich habe den Auftrag, eine Reportage über schottische Spukhäuser zu schreiben. Die Recherchen kann ich gut für die Suche nach Severus Snapes Körper nutzen.“
„Schottische Spukhäuser?“, fragte Snape etwas belustigt. „In fast jedem großen Steinkasten spukt etwas herum, wenn das Haus nur alt genug ist.“
Thomas Schuppski sah ihn an. „Wissen Sie was? Sie helfen mir bei der Suche nach alten Geistern und ich Ihnen bei der nach Ihrem Körper.“
„Abgemacht.“ Snape hielt dem Journalisten Meiers Hand hin, der schlug ein. Thomas Schuppski erklärte ihm noch, wie er zu erreichen war, dann trennten sie sich.
Zum ersten Mal seit langer Zeit blickte er wieder optimistischer in die Zukunft. Seine Laune hob sich noch mehr, als Herr Englert ihm mitteilte, dass er seinen Urlaub am Stück nehmen konnte. Er meldete sich bei Thomas Schuppski, der versprach, Flugtickets zu besorgen.
Minna tobte tagelang und wollte ihm die Reise verbieten, weigerte sich aber auch, mitzukommen. Die Aussicht auf stundenlange Fußmärsche und noch längeres Suchen in Archiven behagte ihr gar nicht.
Nun wird es höchste Zeit, wieder mal in den außerirdischen Funkverkehr reinzuhören.
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