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Fanfiction

Die Suche nach dem verlorenen Ich - Zoff und Arbeit, Arbeit und ...?

von käfer

Vorab: Oj, das waren aber viele Kommis! Vielen, vielen Dank, Ihr habt mir einen tristen Tag versüßt!
@severussnape26: Klar ist Nulleins ein fieser Chef, aber Nullsieben ist auch ein bisschen faul... / Minna Meier wird von der Welt nicht gebraucht, aber von meiner Geschichte, sozusagen als "Motor".
@Eo-Lahallia: Das wird nicht passieren, ich brauche Minna so wie sie ist, siehe oben.
@Lora Malfoy: Upps! Ich kenne mich mit Skifahrern nicht aus, aber wo du das so schreibst, kommt mir der Schatten einer Erinnerung. Zum Glück habe ich meinen Hermann mit "ei" geschrieben.
@Loonja: Er tut´s ja nur notgedrungen, weil niemand anderes da ist. Er ist nun mal ein Mann...

Was Meier derweil in Snapes Körper tut, wird jetzt noch nicht verraten, ebenso halte ich mich über Schuppski weiterhin bedeckt...

Ich glaube aber, "er" braucht jetzt mal ein Erfolgserlebnis...






Am Dienstag machte er sich auf den Weg und besorgte Karten für „Holiday on Ice“, das im Januar in der Stadthalle Z. gastieren würde. Er hatte keine Ahnung, ob Minna derartige Veranstaltungen mochte oder nicht; er erfüllte sich einfach selber einen Wunsch.
An Minnas Geburtstag stand er in aller Herrgottsfrühe auf, fuhr mit dem Bus ins Einkaufszentrum und stellte einen Präsentkorb mit exotischen Früchten, Kaffee und einer klitzekleinen Pralinenschachtel zusammen. Im Blumenladen erstand er einen hübschen bunten Strauß, dabei verzichtete er bewusst auf rote Rosen.
Dann musste er rennen, um den Bus nach Hause noch zu erwischen. Es wurde wirklich langsam Zeit, dass er die Fahrschule abschloss!
Im Haus war noch alles ruhig, vor Neun kroch Minna nie aus dem Bett. Er räumte schnell das Wohnzimmer auf, stapelte die bunten Heftchen und Groschenromane. Es wurde Zeit, dass Minna wieder zur Arbeit ging!
Dann baute er den Geburtstagstisch auf, steckte den hübsch verpackten Umschlag mit den Eintrittskarten in den Präsentkorb und bereitete das Frühstück vor. Wie immer zog der Kaffeeduft Minna aus dem Bett.
Dreimal so schnell wie gewöhnlich trampelte Minna die Treppe herunter. Sie schaute sich im Wohnzimmer um. Er trat auf sie zu, nahm ihre Hand, sagte: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“ und drückte ihr ein Küsschen auf die Wange. Mehr brachte er nicht fertig.
Er trat einen Schritt zurück und beobachtete Minna, wie sie ihr Geschenk begutachtete. Maßlose Enttäuschung malte sich auf ihrem Gesicht. Er biss die Zähne zusammen, als sie das Geschenkpapier von dem Umschlag fetzte.
Gleichmütig betrachtete sie die Tickets, legte sie neben den Korb, quälte sich ein müdes „Danke“ ab und wackelte an den Frühstückstisch.
Enttäuschung machte sich in ihm breit, die sich in heiße, helle Wut verwandelte, als so nach und nach Minnas Verwandte und Kollegen eintrudelten und sich durchfutterten. Er musste den ganzen Tag die gesamte Sippschaft bewirten und mehr als nur einmal bekam er mit, dass Minna zu jemandem sagte: „…das hier ist von meinem Göttergatten.“ Und wie abfällig dieses „Göttergatte“ klang! Nichts wünschte er sich sehnlicher als den Körper und das Leben dieses Hermann Meier zu verlassen!!!
Zwischen Kaffeekochen und Abwasch, Steaks braten und Sekt eingießen versuchte er, sich an eigene Geburtstagsfeiern zu erinnern. Aber da war nichts. Dunkel erinnerte er sich daran, dass es in dem Schlossinternat keine Geburtstagsfeiern gegeben hatte, die Geschenke lagen am Morgen einfach da. Weil seine Eltern sehr arm gewesen waren, hatte er meistens nützliche Dinge wie Socken und Taschentücher bekommen, oft genug musste ein Brief von der Mutter mit einem aufgeklebten Glücksklee genügen. Einmal jedoch hatte er einen handgestrickten smaragdgrünen Schal ausgepackt. Obwohl keine Karte dabei lag, wusste er sogar heute noch, dass das Geschenk von Lily gekommen war. Er hatte den Schal jahrelang gehütet wie einen Schatz, aber wo war er jetzt?

Es war schon fast Elf Uhr abends, als die letzten Gäste endlich gingen. Während er Teller und Gläser in die Küche brachte, verschwand Minna im Bett.
Er verzichtete darauf, den Abwasch noch zu erledigen, holte ein Bier aus dem Keller und trank gleich aus der Flasche.
Als er ins Schlafzimmer trat, lag Minna halb auf der Seite, hatte die Decke nur bis zum Bauch hochgezogen und aus dem geöffneten Nachthemd lugte eine Brustwarze hervor. Er ignorierte die Einladung, sank betont ächzend ins Bett und zog sich die Decke über die Ohren. Nach einer Weile tastete Minnas Hand suchend unter seiner Decke herum, wurde aber nicht fündig und zog sich unverrichteter Dinge, begleitet von einem Knurren, wieder zurück.

Am Morgen danach stand er beizeiten auf, weil er nach C. zu Dr. Schuppski musste. Dann hatte er noch Fahrschule, G. jagte ihn über die Autobahn nach H. und wieder zurück. Als er ihn vor Meiers Haus absetzte, sagte G.: „So, Herr Meier, damit hätten wir alle geforderten Sonderfahrten erledigt. Seien Sie bitte morgen um neun Uhr in der Fahrschule, ich konnte einen Prüfungstermin für Sie ergattern.“
Er stieg aus, sein Blick fiel auf das Wohnzimmerfenster. Aha, Minna sah fern.
Den silbernen Škoda bedachte er mit einem sehnsuchtsvollen Blick. Vielleicht konnte er schon nächste Woche mit dem eigenen Auto nach C. fahren…
Als er ins Wohnzimmer kam, lag Minna auf der Couch, die Augen geschlossen, auf der Stirn ein Kühlkissen. Sie stöhnte leise.
„Tu nicht so“, schnarrte er, „gerade eben hast du noch ferngesehen.“
Minna murmelte etwas.
„Sei stille, ich hab´s von draußen gesehen.“
Er ging in die Küche und schloss die Tür absichtlich geräuschvoll. Nein! Das durfte doch nicht wahr sein! Der Abwaschberg von gestern stand noch, war sogar gewachsen. Er schaute in den Kühlschrank. Vom Geburtstagskuchen waren nur noch ein paar Krümel übrig. Wütend machte er sich einen starken Tee. Er wünschte sich seinen Körper, seinen Zauberstab und sein früheres Leben zurück, mochte es auch düster und grau gewesen sein. Alles war besser als dieses Weib!
Er hatte sich gerade hingesetzt und die Zeitung aufgeschlagen, da ging die Tür auf, Minna steckte den Kopf herein und fragte: „Warst du eigentlich einkaufen? Butter ist alle.“
„Dann iss Margarine! Ich gehe heute nicht mehr aus dem Haus. Im übrigen hättest du ruhig mal abwaschen können.“
„Na, hör mal! Mir ging es den ganzen Tag nicht gut.“
„Zum Kuchenfressen warst du jedenfalls gesund genug und zum Fernsehen auch. Hättest eben gestern Abend nicht so viel Sekt trinken dürfen.“
Minna zischte: „Stinkstiefel!“ und knallte die Tür zu.
Der Abwasch blieb bis zum Wochenende stehen, die Wäsche ebenfalls.

Die Fahrprüfung bestand er wider Erwarten problemlos. Als er nach Hause kam, war Minna nicht da, sie hatte einen Termin beim arbeitsmedizinischen Dienst.
Als erstes rief er Herrn Englert an und teilte ihm mit, dass er ab Montag zur Arbeit kommen würde. „Fahrprüfung bestanden?“, fragte Englert fröhlich, „Gratuliere! Dann bis Montag um sechs; die Arbeit wartet auf Sie!“
Er legte auf und schnaubte. Hausmeister! Tolle Karriere – vom Schulleiter zum Hausmeister. Aber – immer noch besser als Hausmann bei Minna Meier.
Er bereitete sich Tee, nahm das letzte Teeglas aus dem Schrank und setzte sich mit der Zeitung ins Wohnzimmer. Als er einmal den Kopf hob, sah er, wie draußen ein Taxi hielt und Minna schwerfällig ausstieg. Ihr Gesicht verhieß nichts Gutes.
Die alte Lehmanne spannte hinter der Gardine hervor.
´Ich will weg!`, dachte er.
Minna war noch gar nicht richtig in der Wohnung, als sie auch schon losschimpfte wie ein Rohrspatz. „Die haben doch keine Ahnung, diese überheblichen Mediziner, was wissen die denn, was das für eine Belastung ist, jeden Tag acht Stunden am Schreibtisch zu schuften, die müssen das ja nicht machen, und dann noch der Haushalt, diese Weiber haben doch keine Ahnung, was es heißt, abends noch zu putzen und zu waschen, die haben doch alle Putzfrauen, was wissen die denn, wie mir der Kopf wehtut,…“
Er hörte nicht hin und vertiefte sich in die Sportseite. Als Minna Luft holte, sagte er kalt: „Du hast monatelang keinen Putzlappen mehr angefasst, schon vergessen? Also – wo liegt das Problem?“
„Diese Arsch…! Wieder arbeiten muss ich ab Montag. Stell dir das mal vor. Dabei tut mir jeden Tag der Kopf weh, je-den-Tag!“
„Vorgestern hatte ich aber den Eindruck, du wärest vollkommen gesund, so viel wie du getrunken und gegessen hast.“
„Tü!“, machte Minna, watschelte in die Küche und begann, im Kühlschrank zu kramen. Sie kam mit einem dreifach belegten Brot zurück, kaute schon im Laufen.
„Schag ma, warum hasch du den Abwasch immer noch nisch gemacht?“, fragte sie schmatzend.
„Es wird dich nicht interessieren, aber ich hatte Fahrprüfung.“
„Hast du bestanden?“
„Sicher!“
„Schön, da kannst du mich ja am Montag zur Arbeit fahren und wieder abholen. Und am Wochenende machen wir eine schöne Ausfahrt!“
„Ich denke, du bist noch krank? Übrigens gehe ich ab Montag selbst wieder zur Arbeit, du wirst also mit dem Bus fahren müssen.“
Minnas Kinnlade klappte herunter, sie starrte ihn an.

Am Samstagmorgen klingelte das Telefon. Minna stürzte an den Apparat, verzog aber angewidert das Gesicht, als sie ihm den Hörer gab. Klaus Meier war am anderen Ende. „Du, Hermann, am Wochenende ist Rallye, wollen wir nicht morgen mal hingehen? Oder lässt dich dein Hausdrachen nicht raus?“
„Sie wird mich lassen müssen“, brummte er. „Wann und wo treffen wir uns?“

Es wurde eine spaßige Männerrunde am Sonntag. Klaus hatte noch zwei seiner Kollegen mitgebracht, Gustas Mann und dessen Bruder waren auch dabei.

„Machen Sie mit! Gewinnen Sie eine Fahrt mit einem echte Rallyeauto über die Wettkampfstrecke! Machen Sie mit beim großen Preisausschreiben!“
Vor ihnen baute sich eine robust aussehende Frau auf, ihre grüngesprenkelten Augen funkelten die Männer der Reihe nach an. „Na, meine Herren, wie wäre es?“
Sie griffen nach den Karten. Klaus sagte lachend: „Hermann, das wäre doch der richtige Preis für einen Fahranfänger, oder?“
Er ignorierte die Bemerkung und las die Frage durch. Die Antwort war selbst für den ahnungslosen Zauberer in Hermann Meiers Körper leicht zu finden.
Ihm verging allerdings der Spaß, als er, begleitet von einer Kollegin, Minna unter den Zuschauern entdeckte. Sie interessierte sich weder für Fahrer noch für Wagen, sondern schien jemanden zu suchen, ihn. „Platzwechsel, Männer, meine bessere Hälfte ist dort drüben und sucht mich.“
„BESSERE Hälfte? Die Kuh…“ Klaus lachte meckernd.
„War ironisch gemeint. Mir ist der Spaß vergangen, ich gehe heim.“
Mit vereinten Kräften überredeten die anderen ihn, zu bleiben. Dreimal suchten sie sich einen anderen Standplatz im Start-Ziel-Bereich.
Nach der Siegerehrung wurden die Gewinner des Preisausschreibens gezogen. Eine magere Blondine spielte die Glücksfee. „Und der Hauptpreis, eine Fahrt über die heutige Wettkampfstrecke, geht an“ – Trommelwirbel, die Blondine griff in die Lostrommel – „ – geht an Hermann Meier aus S.
Herzlichen Glückwunsch! Kommen Sie bitte nach vorn, Herr Meier!“
Ihm wurde heiß und kalt. Er schob sich durch die Menge. Jemand schlug ihm auf die Schulter. Er hob den Arm zum Zurückschlagen, aber vor ihm stand nur G., sein Fahrlehrer, und grinste ihn an.
Er biss die Zähne zusammen und stieg auf das Podium.
„So sehen Gewinner aus!“
Er zwang Meiers Mund zu einem Grinsen.
„Für Herrn Meier wird heute der Traum jedes kleinen Jungen wahr – einmal Rallyefahrer sein!“
Johlen und Pfeifen.
„Autofahren können Sie doch, oder?“
Er nickte. Plötzlich bemerkte er, dass Minna sich nach vorn durchgedrängt hatte. Sie kreischte: „Hermann, bist du verrückt, tu das nicht!“
Er schoss ihr wütende Blicke zu.
„Tus nicht!“
Minna versuchte, zu ihm durchzukommen, die Kollegen von Klaus waren allerdings kräftige Männer.

Die nächsten Minuten verbrachte er wie im Trance, sah seine Umwelt durch einen Schleier, hatte sein Denken irgendwie abgeschaltet. Wenn Minna nicht gekreischt hätte „Tus nicht!“, hätte er wohl auf diesen irren Preis verzichtet. Aber so dachte er ´nun gerade´…
Er kam erst wieder richtig zu sich, als er angeschnallt auf einem Fahrersitz saß. Der Testfahrer neben ihm erklärte, worauf es ankam.
„Na dann – los!“
Eine Flagge wurde geschwenkt, er trat aufs Gaspedal. Am Rand der Strecke richteten Fotografen ihre Kameras auf ihn. Dazwischen erkannte er aus den Augenwinkeln Minna, die heftig gestikulierte. In Gedanken streckte er ihr die Zunge heraus.
Auf öffentlichen Straßen hatten sich auch Rallyefahrer an die Verkehrsregeln zu halten. Er kam mit dem Fahrzeug gut zurecht, die Ampeln waren aus und Gegenverkehr gab´s auch keinen – er wünschte sich, dass es immer so wäre.
Die Stimme des Testfahrers riss ihn aus seinen Gedanken: „Sie haben ja sicher Verständnis dafür, dass Sie nicht die ganze Stecke fahren können, das würde einfach zu lange dauern. Aber die Highlights im Gelände, die nehmen Sie selbstverständlich mit. Folgen sie einfach den Markierungen, bei einer Rallye kann man sich nicht verfahren.“
Nach zwanzig Minuten gelangten sie außerhalb von Z. auf ein Feld, das man in eine Sandpiste mit Hügeln, Kurven und Querrinnen verwandelt hatte. Und weil die Rallyefahrer alle schon darübergeheizt waren, gab es zusätzlich Spurrinnen und Löcher.
„So“, grinste der Beifahrer, „jetzt zeigen Sie mal, was Sie draufhaben!“
Ziemlich vorsichtig fuhr er um die erste enge Kurve. Der Testfahrer gab ihm Tipps und binnen zwei Minuten war er im Geschwindigkeitsrausch. Er ließ den Wagen über die Bodenwellen hüpfen, jagte ihn Hügel rauf und wieder runter, im Zickzack durch die Schlängelprüfung, schaltete, lenkte, gab Gas und bremste ab und an ein bisschen. Dass er ein paar an der Strecke stehende Fotografen mit Sandfontänen zudeckte, bemerkte er gar nicht.
Weil´s so schön war, durfte er den Parcours noch einmal fahren. Dann aber musste er den Wagen zurückbringen – das Benzin ging zur Neige.
„Sie waren ja besser als mancher Rallyefahrer. Geben Sie´s zu, Herr Meier, Sie sind schon mal Rennen gefahren, Sie sind doch ein Profi, oder?“
Er konnte nicht anders, er musste lachen. Weil er darin keine Ãœbung hatte, klang es ziemlich heiser.
„Sie werden es nicht glauben, aber ich besitze erst seit Freitag einen Führerschein.“
„Freitag vor zwanzig Jahren, oder? Oder hatten Sie den Lappen eingebüßt?“
„Nein, ich habe echt erst Fahren gelernt.“ Er zog seinen druckfrischen Führerschein hervor. Der Testfahrer wurde blass.
Irgendein Reporter hatte das Gespräch mitgehört. Jetzt brach die Hölle los. Jeder wollte den Führerschein sehen, einer versuchte mit seinen Fragen den anderen zu übertönen, Blitzlichter blitzten.
Am Montag war die Geschichte vom talentierten Fahranfänger in allen Zeitungen.
Zum Glück ging er am Montag arbeiten, sonst hätte Minna ihm den ganzen Tag zugesetzt. Ihm reichte schon, was er am Sonntagabend zu hören bekam.



Mein Dank geht an SluggySnape, die mir vor Monaten die Grundidee für die Rallye geliefert hat. (In ein Formal I-Auto hätte Hermann nicht reingepasst...)


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