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Fanfiction

Die Suche nach dem verlorenen Ich - Träume sind Schäume ?

von käfer

Vorab: Danke an Eo-Lahallia für´s Review. Nullsieben hat´s bei mir wirklich nicht leicht...
Jetzt geht´s erstmal mit H.M. weiter.


In die Fahrschulklasse kam eine Neue. Sie mochte Anfang bis Mitte dreißig sein, trug das stumpfe blonde Haar streng aus der Stirn gekämmt und zu einem einfallslosen Dutt aufgesteckt. Bekleidet war sie mit einem weiten, wadenlangen, dunkelblauen Baumwollrock und einer einfach geschnittenen, hochgeschlossenen beigen Baumwollbluse. Dazu trug sie abgenutzte, flache braune Schnürschuhe.
Sie schien einige der jüngeren Mädchen zu kennen und winkte ihnen kurz und kühl zu. Die Mädchen tuschelten, er konnte Worte wie: „Total altmodisch“, „alte Jungfer“, „Sekte“ u.s.w. verstehen.
Weil kein anderer Platz mehr frei war, setzte sie sich neben ihn und holte aus ihrer abgewetzten Umhängetasche ein ebenso abgewetztes Etui und ein kleines Heft mit graublauem Umschlag, auf den mit schmutzigroter Farbe aufgedruckt war:
„EVP -,16 M“. Er fragte sich, woher sie kam und musterte die Frau von der Seite. Sie trug keinerlei Schmuck war nicht geschminkt. Ihr Gesicht machte einen ziemlich rauen, blassen Eindruck, die Hände waren rot und rissig, mit ganz kurz geschnittenen Nägeln. Sie roch nach …? Er zweifelte daran, dass sein Hirn die Information von den Riechzellen richtig interpretiert hatte und schnupperte noch einmal. Doch. Sie roch genau wie das Zeug, mit dem er letztens den Fettfleck aus seinem T-Shirt gewaschen hatte: Kernseife.
Sie sah ihn an und rückte ein Stück ab. Hatte er da etwa Furcht in ihren Augen gesehen? Völlig unnötig, ein so unattraktives Wesen würde er glatt von seinem Schoß schubsen, falls es sich dahin verirren sollte.
Und doch, die Frau kam ihm irgendwie bekannt vor. So einem Typ Frau war er schon mal begegnet, nicht jetzt im Körper von Hermann Meier, sondern früher, in seinem eigenen Leben. Viel früher…

Am Abend konnte er nicht einschlafen. Er grübelte mal wieder darüber nach, wer er war und wie er hierher gekommen sein könnte. Er grübelte mal wieder vergeblich. Also versuchte er, sich auf seinen Plan für morgen zu konzentrieren. Er musste nach C. zu Dr. Schuppski. Dann würde er gleich in C. etwas essen. Keinen Döner, davon war er geheilt. Vielleicht ging er zu einem Metzger und kaufte dort ein belegtes Brötchen. Warum hießen einige der Läden, in denen man Fleisch und Wurst kaufte, eigentlich „Metzgerei“ und andere mit demselben Angebot „Fleischerei“?
Dann würde er sich in den Bus setzen und nach W. fahren, in die Bücherei gehen und mit dem nächsten Bus raus zur Klinik fahren. Warum hatte man die eigentlich so weit außerhalb der Stadt gebaut? Es war so was von umständlich, von S. aus hinzukommen…
Der Bus kam, er stieg ein. Ein wenig wunderte er sich, dass sie so einen alten Bus nahmen. Die Fahrt ging über die Felder, aus der Stadt heraus. An der ersten Haltestelle stieg er aus, ging den Feldweg zu dem Dorf hinauf, auf der anderen Seite zum Dorf hinunter, rechts ab, links ab, den Bogen um die Linde, wie jeden Tag. „Pension Mary 5 min“ wies ein Schild den Weg. Er schaffte es immer in dreieinhalb Minuten, schließlich hatte er lange Beine.
Sorgfältig putzte er sich die Schuhe ab, die Wirtin duldete keinen Schmutz in ihrer Pension.
Im Vorbeigehen sah er, dass im Salon im Erdgeschoss eine Rothaarige auf dem Schoß des blonden Zwerges saß. Vor ihnen standen Weingläser.
Aha, die Wirtin war also für längere Zeit nicht da. Die unscheinbare graue Maus aus dem Zimmer in der Zwischenetage steckte den Kopf heraus. Sie sagte etwas, aber er hörte nichts. Doch ganz so, als hätte er verstanden, folgte er ihr in das Zimmer, warf den langen schwarzen Mantel auf einen Stuhl und ließ sich in den Sessel plumpsen. Der Gasofen brannte, es war warm. Die Frau bewegte etwas ungelenk vor ihm die Hüften, als sie eine Karaffe und zwei Gläser brachte. Sie goss roten Wein ein, sie stießen an und tranken. Über den Tisch hinweg strahlte sie ihn an. Wahrscheinlich hatte sie sich etwas Mut angetrunken, ihre Augen glühten. Ganz gegen ihre Gewohnheiten trug sie eine enge rote Seidenbluse, die beiden obersten Knöpfe standen offen und ließen einiges erahnen.
Nachdem sie etwas mehr als ein halbes Glas getrunken hatten, sprang sie plötzlich auf, als hätte sie etwas vergessen. Sie eilte zu der kleinen Kommode an der Wand und machte sich am Plattenspieler zu schaffen. Wenig später ertönte ein langsamer Walzer, sie ging auf ihn zu und sprach ein paar Worte. Er verstand nichts, ahnte aber, dass es „Lass uns tanzen“ geheißen hatte, denn genau das taten sie. Ein wenig steif und hölzern, aber eng aneinandergepresst bewegten sie sich zur Musik. Er sog ihren Duft ein, grüner Apfel und Blüten. Er spürte Druck in den Lenden und fühlte, wie sein Glied ersteifte. Langsam und vorsichtig begann er, ihre Bluse aufzuknöpfen, die Dinger darunter musste er unbedingt anfassen.
Sie schüttelte den Kopf und machte sich los. Enttäuschung wuchs in ihm. Sie drehte aber nur den Gasofen herunter, schloss die Tür ab und löschte das Licht bis auf die Stehlampe in der Ecke. Dann gab sie ihm sein Glas, im Stehen tranken sie aus. Sein Blick klebte dabei im Ausschnitt ihrer Bluse, wo unter schwarzer Spitze helle Haut durchschimmerte.
Sie stellten die Gläser auf den Tisch und tanzten weiter. Dabei zog sie ihn hinter den Vorhang, der die Schlafecke vom restlichen Zimmer abtrennte. Das Bett war einladend aufgedeckt. Immer noch vorsichtig nestelte er wieder an den Knöpfen ihrer Bluse, dann fummelte er eine Ewigkeit mit dem BH herum, bis er endlich mit beiden Händen ihre Brüste umschließen konnte. Währenddessen hatte sie sich an seiner Hose zu schaffen gemacht, den Gürtel gelöst, die Knöpfe geöffnet und fasste nun durch den Schlitz seiner Unterhose nach dem Glied. Er stöhnte auf und konnte es kaum noch aushalten. Es kam ihm so vor, als brauchten sie Stunden, sich endlich ganz auszuziehen. Sie legte sich ins Bett, auf den Rücken und spreizte die Beine ein wenig. Er stand mit seiner Riesenlanze vor ihr und wusste nicht, was als nächstes kommen sollte. Sie winkte, er legte sich auf sie und suchte den Eingang.
Sie zog die Decke über ihn bis hoch zum Kopf. Er fummelte und suchte, sie lag still und wartete ab. Schließlich nahm er die Hand zu Hilfe, fand das Schlupfloch, stieß zu und erwachte keuchend, schwitzend, die Hand zwischen den Beinen, in Meiers Körper.
Ächzend ging er ins Badezimmer, erinnerte sich. Gerade eben hatte er von seinem „Ersten Mal“ geträumt. Neunzehn war er damals gewesen und Student.
Aber: Was hatte er studiert? Wo hatte er studiert? Wer war die Frau gewesen? Gab es nur dieses eine Mal oder hatten sie es öfter getan? Warum wohnte er so weit ab vom Schuss in einer Pension? Wer war er? Fragen über Fragen und keine Antwort darauf.

Auch in den nächsten Nächten wurde er von feuchten Träumen geplagt. Die Frauen wechselten. Es gab Blondinen und Brünette, Rotschöpfe und einmal vernaschte er im Traum auch eine ältere grauhaarige Dame, die fatalerweise der Frau Lehmann von gegenüber sehr ähnelte. Hilfe!
Beim Erwachen wusste er immer, ob der jeweilige Traum eine Erinnerung war oder nicht. Eine alte Frau hatte er nie in seinem Bett gehabt, aber in seiner Jugend, so mit zwanzig, zweiundzwanzig hatte er es ganz schön wild getrieben. Und dennoch eine Sehnsucht verspürt, die unerfüllt geblieben war.

Ein anderer Erinnerungstraum suchte ihn regelmäßig heim:
Er sass in einem kahlen, kühlen Raum an einem dunklen Schreibtisch und tat nichts als warten. Die Tür ging auf, ein zwergenwüchsiger Mann trat ein, sprach zu ihm.
Aus seinen Gewändern holte er einen Holzstab hervor, richtete ihn auf den Zwerg, der daraufhin umfiel. Er wusste, dass er ihn nur gelähmt hatte, nicht getötet. Er eilte durch das Schloss, es kam ihm so vor, als käme er überhaupt nicht voran. Die Korridore waren endlos, die Treppen wuchsen weiter in die Höhe. Irgendwann gelangte er in einen Gang, in dem Menschen, Erwachsene und Kinder, gegeneinander kämpften. Grüne und rote Blitze schossen aus den Holzstäben, Körper fielen zu Boden, Putz bröckelte. Er kam unbehelligt durch, stieg eine letzte, enge Treppe nach oben.
Auf einer Plattform lag ein alter Mann mit weißem Bart – der Alte, den er in anderen Träumen schon gesehen hatte – halb am Boden. Ein halbwüchsiger blonder Knabe richtete seinen Stab auf den Alten.
Er schob den Knaben beiseite, sah dem Alten in die Augen. Er las ein „Jetzt“ darin, richtete seinen Holzstab auf ihn, fühlte sichzwei unverständliche Worte, „Avada Kedavra“, sagen. Ein grüner Blitz schoss aus dem Stab, der Alte flog über die Brüstung des Turmes und klatschte zu Boden. Er drehte sich um….
An dieser Stelle wachte er stets schweißgebadet auf. Was war das für eine Erinnerung? Was bedeutete dieses „Avada Kedavra“? Hatte er den Alten damit getötet? Er hatte es aus irgendeinem Grund tun MÜSSEN, aber warum nur?
Je mehr er darüber nachgrübelte, umso öfter wiederholte sich der Traum.
Er wusste, dass es besser wäre, wenn er mit dem Psychologen über diesen Traum sprach, aber etwas in ihm hinderte ihn daran. Vielleicht die Tatsache, dass er überhaupt nicht begriff, was vorging.



Bitte, bitte ein paar Kommis!!!


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Sie kämmt sich ihr Haar offensichtlich schon sehr, sehr lange nicht mehr.
Jamy Temime, Kostümbildnerin, über Prof. Trelawney