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Fanfiction

Die Suche nach dem verlorenen Ich - Das Tor zur Vergangenheit

von käfer

Die nächsten Hypnose-Sitzungen wurden ein voller Erfolg. Er fiel beinahe sofort in tiefsten Trance. Dann ging er auf ein Tor zu, das ganz aus Weinreben bestand, naschte eine Beere und trat durch das Tor. Auf der anderen Seite fand er sich in jener fremdartig-vertrauten Welt wieder, von der er wusste, dass es die seine war.

Er sah sich zur Schule gehen: ein mageres, blasses Kerlchen, das in der abgewetzten Schuluniform steckte, die schon die Nachbarsjungen getragen hatten. Der Ranzen war mehrfach geflickt und stammte noch von seinem Vater. Die zerfledderten SchulbĂĽcher wanderten schon seit zehn Jahren von einer Hand in die andere.
In der Klasse saĂź er ganz alleine auf der letzten Bank. Die Lehrerin, die mit Dutt, Brille und hochgeschlossenen grauen Kleidern so streng aussah, wie sie war, ignorierte ihn, so sehr er sich auch bemĂĽhte.
Seine Klassenkameraden, die allesamt aus nicht gerade wohlhabenden Familien stammten, hänselten und verspotteten ihn, weil er der Ärmste war. Einen Klassenausflug ins Museum der Kreisstadt hatte er nicht mitmachen können, weil seine Eltern das Fahrgeld nicht hatten.

Er sah seine Mutter in der KĂĽche werkeln. Sie zog einen braunen Stab aus der SchĂĽrzentasche, lieĂź ihn aber gleich wieder verschwinden, als der Vater eintrat. Der schimpfte mit der Mutter und die Eltern stritten sich.

Er sah seinen Vater mit dem GĂĽrtel ausholen und verschwand hinter der Mutter. Wieder stritten sich seine Eltern.

Er sah sich über die Felder laufen bis hinauf in die Siedlung, in der die Angestellten lebten, die besser verdienten als seine Eltern. Er lugte durch die Hecke auf einen Spielplatz. Zwei Mädchen schaukelten. Seine Freundin!
Er musste etwas Dummes gesagt haben, denn die Mädchen rannten weg.

Wenn er nur wüsste, wie sie alle hießen! Wenn er nur in diesen Träumen und Visionen einen einzigen Ton hören würde!
Aber alles lief in vollkommenem Schweigen ab.

Wenn er dann aus der Hypnose aufwachte, war er immer sehr beunruhigt. All diese Erinnerungen waren irgendwie traurig, demütigend, beängstigend. Nicht eine auch nur ein bisschen glückliche Erinnerung war zu ihm zurückgekommen. Hatte er ein völlig trostloses Leben gehabt?
War seine Seele deshalb auf Wanderschaft gegangen? Halt, so was gab es nicht. Seelen blieben immer in dem Körper, mit dem sie geboren wurden, es sein denn, man…
Es sei denn, man tat WAS? Er wusste, dass da „etwas war“, und hatte das Gefühl, dieses „Etwas“ schon miterlebt zu haben. Aber er wusste nichts genaues und das beunruhigte ihn noch mehr.


Nach dem letzten Streit fragte Minna wenigstens ab und zu, was bei den Sitzungen mit Dr. Schuppski herausgekommen war. Er erzählte ihr von seiner Kindheit, von den streitenden Eltern, und von der vollkommenen Geräuschlosigkeit aller seiner Erinnerungen. Sie schüttelte dann immer den Kopf. „Das ist aber komisch, dass du dich an gar keine Namen erinnerst und dass du gar nichts hörst“, und es klang, als würde sie ihm nicht glauben, dass er sich bis jetzt noch an nichts Schönes erinnert hatte.
Beim Kaffeetrinken auf der Terrasse wanderte sein Blick eines Tages am Haus der Lehmanns vorbei in die Ferne und blieb an einer Burg mit Turm hängen. „Was ist das für eine Burg dort drüben?“, fragte er.
„Burg S.“, antwortete Minna gelangweilt, „So ein kaltes mittelalterliches Gemäuer mit Museum drin.“
„Wie weit ist das von hier aus?“
„Gut fünf Kilometer Luftlinie. Aber Busse fahren dahin nicht und ein Taxi ist viel zu teuer, falls du da irgendwelche Ideen hast.“
„Fünf Kilometer? Die können wir doch laufen, oder?“
Minna verdrehte die Augen. „So weit willst du latschen? Du hast wohl´n Knall? Mach lieber den Führerschein, dann komme ich mit.“
„Falls du es immer noch nicht kapiert hast: Ich gelte als plem-plem und darf nicht fahren“, sagte er ärgerlich. „Vielleicht setzt du dich ja ans Steuer, ich denke, du hast den Führerschein.“
Damit war wie immer Ruhe, Minna drehte getroffen und beleidigt den Kopf weg. Seinen Vorschlag, noch mal Fahrstunden zu nehmen, hatte sie kategorisch abgelehnt und er wurde den Verdacht nicht los, dass Minna mit der Behauptung, Hermann habe sie nie fahren lassen, geschwindelt hatte.

Etwas widerwillig fuhr Minna am darauffolgenden Samstag in ihre Halbschuhe und machte sich mit ihm auf den Weg zur Burg.
Für die reichlich fünf Kilometer brauchten sie mehr als zwei Stunden, Minna schimpfte und stöhnte, als sie ankamen. Er beachtete sie nicht, sondern schaute sich staunend um. Das Burgtor war für ihn wie eine Pforte in die Vergangenheit; in seinem Hirn blitzte es und er sah sich in einem riesigen, uralten Schloss stehen. Wie im Trance kaufte er die Eintrittskarten und folgte dem Museumsführer durch die alten Gemäuer. Er hörte nicht den Text, den der alte Mann gleichförmig herunterleierte, sah nicht die Wandmalereien in der Kemenate und nicht die Ausstellungsstücke in den Vitrinen. Er wandelte in Gedanken durch die endlosen Gänge des alten Schlosses. Er tat das gern und er hatte ein gutes Gefühl dabei…
Plötzlich stupste ihn jemand in die Seite. Minna sagte: „Du, wenn ich jetzt noch den ganzen Weg nach Hause laufen muss, brauche ich aber eine Stärkung.“ Sie zeigte auf die Schlossgaststätte.
Geistesabwesend nickte er. Minna bestellte; er protestierte auch nicht, als sie dem riesigen StĂĽck Sahnetorte eine Eisbombe folgen lieĂź. Er erschrak nur beim Bezahlen ein bisschen, aber nicht genug, um aus seinen Gedanken gerissen zu werden.
Auf dem Heimweg stöhnte und jammerte Minna die ganze Zeit. Er, in Gedanken immer noch in dem Schloss, ignorierte es. Daheim warf Minna ihre Schuhe in die Ecke und ließ sich in den Sessel fallen. „Das war das erste und das letzte Mal, dass ich mich auf so eine Tortur einlasse. Erst lockst du mich in den alten Kasten und dann hörst du nicht mal der Führung zu.“
Etwas schuldbewusst bereitete er ihr ein Fußbad. „Ich habe mich in dem alten Kasten an etwas erinnert: ein altes Schloss, das ich gut gekannt habe und das mir viel bedeutet. Zum ersten Mal habe ich bei einer Erinnerung ein richtig gutes Gefühl gehabt; in dem Schloss war ich lange zu Hause.“
Minna lachte auf: „Mein lieber Meister Unbekannt, willst du mir etwa erzählen, du bist in deinem wahren Leben ein Baron oder wie heißt so ein Schlossherr?“
„Nein, ich habe in dem Schloss nur gewohnt; der Schlossherr war ich nie.“ In dem Moment, in dem er das sagte, wusste er, dass es nicht ganz stimmte. Für einige Zeit war er der Herr des Schlosses gewesen. Aber er vermochte nicht zu sagen, woher er dieses Wissen nahm.

In den folgenden Nächten träumte er immer wieder von diesem Schloss. Mal als Kind, mal als Erwachsener streifte er durch die stillen Gänge. Manchmal sah er Scharen gleichgekleideter Jugendlicher durch die Gänge wandeln, mitunter war er mitten in einer dieser Gruppen. Einmal sah er einen Mann mit einer Frau reden, beide waren schon etwas älter und beide waren merkwürdig gekleidet: sie trugen lange lose Gewänder mit einer Art Umhang darüber. Beide waren sie Brillenträger, der Mann hatte einen ellenlangen Bart.
Einmal ging er selber neben dem Bärtigen her, er fühlte, dass um seinen Körper ebenfalls ein solches mönchskuttenähnliches Gewand schwang.

Bei der nächsten Sitzung erzählte er Dr. Schuppski von dem Schloss, ohne Einzelheiten zu erwähnen.
Schuppski strich sich eine nicht vorhandene Haarsträhne aus der Stirn, rieb sein Kinn, wippte mit dem Oberkörper vor und zurück.
„Wenn Sie sich sowohl als Kind als auch als Erwachsener in dem Schloss sehen, dann hat das eine Bedeutung in Ihrem ganzen Leben. Vielleicht sollten wir in der heutigen Sitzung versuchen, in das Schloss zu gehen?“
Er nickte so heftig, dass es in Meiers Wirbelsäule knackte.
Begierig darauf, wieder in „sein“ Schloss zu kommen, legte er sich auf die Couch und fiel auch sofort in Trance.
Aber er landete nicht in dem Schloss. Zwar sah er den Bärtigen wieder, aber nur aus der Entfernung. In der Vision befand er sich in einem hohen düsteren Saal und spürte Fesseln an Händen und Füßen. Panische Angst stieg in ihm hoch, ohne dass er wusste, wovor er sich fürchtete. Schweißgebadet und keuchend erwachte er und war zum ersten Mal froh, sich in Meiers Körper auf Schuppskis Couch zu befinden.
Dr. Schuppski sagte nichts, wie nach so vielen Sitzungen vorher. Diesmal allerdings musterte er ihn besorgt und lieĂź ihm von der Sprechstundenhilfe einen starken Tee bringen.

In einer Sitzung ungefähr drei Wochen später fand er sich wieder einmal im Hause seiner Eltern wieder. Er hatte sich mit seinem Vater gestritten, lag im abgedunkelten Zimmer auf dem Bett und langweilte sich. Er tastete in seiner Kleidung herum; gerade als er den Griff des Holzstabes zwischen seinen Fingern spürte, hörte er ein Schnippen und kehrte in die Gegenwart zurück.
Dr. Schuppski bat ihn, am Tisch Platz zu nehmen, setzte sich selber gegenüber und musterte ihn mit grimmigem Gesichtsausdruck. „Meier, Sie verarschen mich doch!“
„Wie bitte?“, fragte er und wusste nicht recht, was gemeint war.
„Sie versuchen, mich an der Nase herumzuführen“, erklärte Dr. Schuppski. „Sie fallen gar nicht wirklich in Trance. Sie erzählen mir auf Englisch irgendwelche Geschichtchen, die unmöglich wahr sein können, denn sie decken sich überhaupt nicht mit den Kindheitserinnerungen, die Sie mir vor ein paar Wochen erzählt haben. Könnte es sein, dass Sie nur zu faul zum Arbeiten sind?“
Empört sprang er auf. „Na hören Sie mal! Ich würde lieber heute als morgen einen Job annehmen, wenn ich wüsste, welchen Beruf ich hatte.“ Verzweifelt setzte er sich wieder. „Das, was ich Ihnen als Kindheitserinnerungen angeboten hatte, waren in Wirklichkeit nicht meine Erinnerungen, sondern die von Gusta und Klaus, Hermann Meiers Geschwistern.
Ich habe Ihnen ja von Anfang an gesagt, dass ich nicht Hermann Meier bin, und ich dachte, Sie hätten mir geglaubt.“
Dr. Schuppski wurde rot. „Ich gestehe, ich habe nur so getan, weil ich Ihnen helfen wollte, zu sich zu finden.“
„Sie haben mir ja auch geholfen“, sagte er leise. „Ich kann mich wieder an einiges erinnern.“
Der Psychologe schüttelte den Kopf. „Trotzdem, ich kann es kaum glauben. Ich habe in der letzten Zeit Berge von Fachliteratur gewälzt. Bisher hat noch kein ernstzunehmender Kollege so etwas beschrieben. Nur bei einer gewissen Laura Lammos habe ich etwas ähnliches gefunden, aber die Lammos ist nicht wirklich ernst zu nehmen.“
„In der Tat“, antwortete er, „die Frau wollte nur Stoff haben für eine neue Veröffentlichung. Übrigens hat sie erst behauptet, dass Hypnose in meinem Fall falsch ist und ein paar Minuten später sagte sie das genaue Gegenteil.“
Dr. Schuppski stützte den Kopf auf beide Fäuste und sah ihn über den Tisch hinweg an. „Ich weiß nicht, was ich mit ihnen machen soll, Herr Meier. Oder wie heißen Sie wirklich?“
„Wenn ich das wüsste, wäre mir viel, viel wohler, das können Sie mir glauben.“
„Hm“, machte Schuppski. „Kommen Sie wie geplant am Donnerstag wieder, dann sehen wir weiter.“

Die Donnerstags-Sitzung dauerte doppelt so lange wie sonst. Diesmal hatte er unter der Hypnose keine Vision, sondern einfach das GefĂĽhl, tief und traumlos zu schlafen.
Dr. Schuppskis ganzer Kommentar danach war: „Entschuldigen Sie, dass ich geglaubt habe, Sie verarschen mich. Wir sehen uns am Dienstag wieder.“


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Das, was Harry so liebenswert macht, sind, glaube ich, seine charakterlichen Stärken, die wir selbst gerne hätten, und es sind auch seine Schwächen, die wir nur allzu gut verstehen.
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