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Fanfiction

Aquaplaning - Vier: Fahrerflucht

von Resimesdra

Vier: Fahrerflucht

I've exposed your lies, baby
The underneath is no big surprise
Now it's time for changing
And cleansing everything
To forget your love

My plug in baby
Crucifies my enemies
When I'm tired of giving
My plug in baby
In unbroken virgin realities
Is tired of living

(Muse, “Plug In baby”)


*--*




„… und dann erzählt er mir so einen Scheiß!“ Ginny knallt ihre Tasse Milchkaffee so heftig auf den Tisch, dass die helle Flüssigkeit über den Rand schwappt. Ginny scheint es nicht zu bemerken – vielleicht interessiert es sie ihm Moment aber auch einfach nicht. „Ich meine, für wie bescheuert hält er mich? Als ob ich ihm das abkaufen würde!“

Hermine sitzt ihr gegenüber und schaukelt ihren Patensohn auf den Knien. Wahrscheinlich spürt Jamie die apokalyptische Stimmung seiner Mutter; auf jeden Fall ist er außergewöhnlich still und schaut mit großen blauen Augen um sich.

„Hast du… hast du auch mal darüber nachgedacht, dass er vielleicht die Wahrheit gesagt haben könnte?“, fragt Hermine schließlich zögerlich und versucht, Ginnys Blicken auszuweichen. Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie Ginny nichts gesagt hat. Aber wie auch? Sie hat Harry versprochen, den Mund zu halten… und jetzt sitzt sie zwischen den Stühlen. Ginny ist ihre Freundin, vielleicht in dem Maße, wie Harry ihr Freund ist – aber dennoch sind sie sich in den letzten Jahren viel näher gekommen. Eigentlich will sie Harry nicht decken, weil sie nicht hinter dem steht, was er da abzieht, überhaupt nicht – aber wenn sie Ginny jetzt sagt, was sie weiß, was sie schon lange gewusst hat, dann hat sie a) Harry verraten und b) wird Ginny sauer sein, dass sie’s ihr nicht schon viel früher gesteckt hat.

Also ist es wohl das Beste, subtil zu bleiben.

„Was meinst du denn damit?“, fragt Ginny misstrauisch und wirft einen weiteren Zuckerwürfel in ihren längst übersüßten Kaffee.

„Na ja“, sagt Hermine vorsichtig. „Wieso bist du dir so sicher, dass er gelogen hat?“

„Spinnst du?“ Ginny nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee und verzieht angewidert das Gesicht. „Harry und Malfoy? Harry ist doch nicht schwul! Und Malfoy… ich bin nicht mal sicher, ob der überhaupt noch lebt!“

„Doch, tut er.“

Es ist ihr rausgerutscht, bevor sie es verhindern kann. Sie erkennt an Ginnys Blick, dass es ein Fehler war, es auszusprechen. „Was weißt du über die Sache?“

„Ich? Nichts.“

„Hermine.“

„Ach komm schon, Ginny! Bist du blind? Hast du vergessen, was während unserer Schulzeit zwischen den beiden abgegangen ist?“

„Sie haben sich eben gehasst“, sagt Ginny, aber ihre Stimme zittert kaum merklich. „Haben sich bis aufs Blut bekämpft. Sowas gibt’s.“

Hermine sieht sie an. „Hast du nie bemerkt, dass da noch was anderes war?“

Ginny schüttelt heftig den Kopf. „Nein. Nein! Das ist doch absurd! Harry… Harry ist nicht schwul! Wieso hätte er mich denn sonst geheiratet?“

Hermine zuckt die Schultern. „Ich sag ja gar nicht, dass er schwul ist. Ich weiß es doch auch nicht. Ich weiß nur, dass du die Malfoy-Sache vielleicht nicht so kategorisch ausschließen solltest.“

Ginny starrt sie an. „Also weißt du doch was! Ich glaub das nicht, Hermine! Wie lange geht das schon so?“

„Ginny…“

„Wie lange, Hermine?!“

Hermine seufzt und gibt sich geschlagen. Keiner kann behaupten, sie hätte es nicht versucht. „Seit ein paar Monaten.“

„Warum hast du mir nichts gesagt?“

Hermine schüttelt den Kopf. „Wenn ich eins weiß, dann dass man sich aus den Beziehungen seiner Freunde raushalten muss.“

Ginny sieht sie an, ihr Mund ein dünner Strich, ihre braunen Augen so voller Schmerz und Angst und dunkler Vorahnung – und zum ersten Mal seit langer Zeit, seit sie ein neuer Mensch geworden ist, beginnt Hermine, ernsthaft an ihrem Urteilsvermögen zu zweifeln. „Ginny… es tut mir leid! Vielleicht hätte ich doch was sagen sollen, vielleicht…“

Ginny schüttelt den Kopf. „Dafür ist es jetzt wohl zu spät.“ Sie steht abrupt auf.

„Was hast du vor?“

„Na was wohl? Ich tret ihm in den Arsch. Ich tret ihnen beiden in den Arsch!“

„Weißt du denn, wo er ist?“

„Ich nehm doch mal stark an, bei Malfoy.“

„Weißt du denn, wo der wohnt?“

Ginny lächelt kalt. „Nein. Aber ich bin sicher, dass du es weißt. Und ich bin auch sicher, dass du es mir verraten wirst.“

„Ich…“

Ginnys braune Augen blitzen. „Ich würde sagen, zumindest das bist du mir schuldig, oder?“

Hermine seufzt. „Okay, okay. Und ich werde auch auf Jamie aufpassen, während du deinen Rachefeldzug vollführst.“

--



Kurze Zeit darauf appariert Ginny Potter vor einer braunen EichentĂĽr ohne Namensschild. Gut, zumindest das passt.

Sie klingelt.

Keine Reaktion.

Sie klingelt fünf weitere Male, bis endlich das dumpfe Geräusch eines schweren, umfallenden Gegenstandes sowie unterdrücktes Fluchen ertönt. Offensichtlich kommt sie ungelegen. Gut so.

Dann wird die Tür geöffnet. Ginny quetscht sich durch den Spalt, ohne auf eine Begrüßung zu warten. Sie ist ziemlich sicher, dass sie da auch vergeblich warten würde.

„Wo ist er?“, brüllt sie Malfoy an. „Wo ist er, dieser miese, zweigleisig fahrende…“ Sie unterbricht sich, um Malfoy einen angewiderten Blick zuzuwerfen. „Großer Merlin, Malfoy, du siehst absolut scheiße aus!“

Es ist wahr, er sieht wirklich scheiße aus, anders kann man es kaum sagen. Bleich, mit unreiner Haut, das Haar strähnig und zerwühlt, ein halb zugeknöpftes Hemd über einer fleckigen Jeans. Eine beinahe leere Flasche in der Hand. Er sieht aus wie der feuchte Traum eines Melodramatikers.

„Und was ist das für ein Gestank?“ Ginny rümpft die Nase. „Du liebe Zeit, ist hier was hinter die Couch gekrochen und gestorben?“

„Ja, meine Selbstachtung“, sagt Malfoy mürrisch. „Bist du dann jetzt fertig? Du störst.“

Das erinnert Ginny wieder daran, weshalb sie hier ist. „Das war auch meine Absicht. Wo ist er?“

„Wo ist wer?“

Ginny knirscht mit den Zähnen. „Was glaubst du wohl, wen ich hier zu finden hoffe?“

„Er ist nicht hier.“ Malfoy sieht sie zum ersten Mal an, so etwas wie Neugier in seinen rotgeränderten Augen. „Ich dachte eigentlich, er sei wieder bei dir.“

„Pffft.“ Ginny verschränkt die Arme vor der Brust. „Klar. Ich hab ihn rausgeworfen. Hat er das nicht gesagt?“

„Hat’s vielleicht mal erwähnt. Wir reden nicht so viel, wenn du verstehst.“ Draco nimmt einen grimmigen Schluck aus der Flasche ohne Etikett und stößt danach deutlich hörbar auf. Ginny verzieht das Gesicht. Malfoy bemerkt es und grinst schief. „Feuerwhiskey. Auch nen Schluck?“

Ginny rümpft die Nase. „Nein danke.“

Malfoy zuckt die Schultern und nimmt noch einen Schluck. Ginny rollt die Augen. „Wo ist er?“

„Ich sag doch, er ist nicht hier. Du kannst gern meine Wohnung untersuchen, wenn du das willst. Aber sei vorsichtig, in der Küche hab ich was verschüttet, keine Ahnung, ob da giftige Dämpfe aufgestiegen sind.“

Ginny verschränkt die Arme. „Ich denke, ich verzichte auf das Privileg einer Razzia in diesem Saustall. Wo ist er hin?“

„Keinen Dunst.“ Er lässt sich auf die Couch fallen. „Der letzte Schluck“, verkündet er und hält ihr die Flasche hin. „Bist du sicher, dass du nichts willst?“

Ginny zögert einen Moment. „Ach, gib schon her.“ Sie nimmt ihm die Flasche weg und leert sie in einem Zug. „Rutsch rüber“, sagt sie dann und setzt sich neben Malfoy auf die Couch.

„Also“, sagt Ginny nach einem Moment des Schweigens, in welchem sie noch immer den scharfen Kuss des Whiskeys in ihrer Kehle spürt. „Das ist ziemlich merkwürdig.“

Malfoy schnaubt. „Merkwürdig ist, wenn du morgens aufwachst und nackt kopfüber vom Kronleuchter baumelst. Das hier ist total abgefuckt.“

Ginny zuckt die Schultern. „Was auch immer. Hast du noch mehr Whiskey?“

Malfoy steht auf und Ginnys Augen folgen seinen Bewegungen, wie er zum Schrank geht und eine weitere Flasche der bernsteinfarbenen Flüssigkeit hervor holt. „Und bring Gläser mit. Ich hab keine Lust, meine Lippen auf etwas zu legen, wo deine schon waren.“

Malfoy wirft ihr einen Blick zu. „Ich glaube, dafür ist es zu spät.“

Ginnys Augen blitzen auf. „Arschloch!“

„Genau.“

Ein kurzer Moment der Verwirrung. Dann: „Oh. Mein. Gott, hör auf damit! Ich will das nicht wissen!“

Malfoy zuckt die Schultern. Er gießt Whiskey in zwei Gläser und reicht Ginny eines. „Du bist zu verklemmt“, sagt er dann. „Vielleicht wäre es nie so weit gekommen, wenn du nicht so prüde wärst.“

„Ich bin nicht prüde!“, protestiert Ginny und nimmt einen Schluck. „Überhaupt, was bildest du dir ein? Es wäre niemals so weit gekommen, wenn du deinen kleinen Schwuchtelfinger von einem verheirateten Mann gelassen hättest, so sieht’s doch aus!“ Sie leert das Glas mit einem weiteren Zug und schenkt sich nach. Wunderbare Wellen der Hitze durchlaufen ihren Körper, und irgendwie fühlt sie sich gut, obwohl sie hier mit dem Kerl auf dem Sofa sitzt, der ihr ihren Mann abspenstig gemacht hat. Vielleicht ist abgefuckt doch das richtige Wort für diese Situation.

„Nur zu deiner Information: es war dein Mann, der die Finger nicht von mir lassen wollte! Ich hab nicht damit angefangen“, sagt Malfoy, nimmt einen Schluck und sieht sie aus trüben Augen an. „Ob du’s glaubst oder nicht: Ehen zu zerstören steht nicht wirklich hoch auf meiner To-do-list.“

„Nein, aber wenn die Gelegenheit günstig ist, bist du trotzdem nicht abgeneigt, oder?“ Ginny mustert ihn abschätzig und stellt fest, dass er mittlerweile drei Augen hat. Genauer: drei Augen und ein halbes. „Du hast dich nicht verändert, Malfoy.“

„Du kennst mich nicht“, sagt Malfoy. Er füllt sein Glas nach. „Du weißt nicht, was ich durchgemacht habe. Niemand weißt das.“

„Und stell dir vor, es will auch keiner wissen!“, sagt Ginny heftig. „Es geht hier nicht um dich, Malfoy. Es geht nie um dich, kapierst du das nicht?“ Im selben Moment tut es ihr fast leid. Malfoy fertig zu machen fühlt sich an, als trete man jemanden, der ohnehin schon am Boden liegt.

„Das hab ich längst verstanden. Ich bin ein Mittel zum Zweck, das war ich schon immer. Ich war es für meinen Vater, für Voldemort – und für Harry bin ich es jetzt auch. Ich hab mich damit abgefunden.“ Er macht eine Pause. „Und wenigstens weiß ich, was ich bin. Was ist mit dir?“

„Was soll das heißen?“ Mehr Whiskey. Sie braucht mehr Whiskey.

„Ist das nicht offensichtlich? Harry benutzt dich doch genauso, wie er mich benutzt – auch wenn seine Absichten dich betreffend nobler sein mögen. Und du benutzt ihn auch.“

„Wie kannst du sowas sagen?“ Ein weiteres Glas Whiskey brennt sich den Weg hinunter in ihren Magen. „Du hast doch keine Ahnung!“

„Vielleicht hast du Recht. Aber sag mir, wenn alles für euch funktioniert, warum sind wir dann hier?“

Darauf hat Ginny keine Antwort. Wenn alles in Ordnung ist, wenn alles ist, wie es sein sollte – wieso ist sie dann jetzt hier? Wieso hat sie die Unbeschwertheit vergessen, dir früher so natürlich zu ihr gehörte? Wieso kann sie sich nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal wirklich gelacht hat? Wann sind die Dinge aus dem Ruder gelaufen?

Malfoy nickt, gerade so, als hätte sie etwas gesagt. „Genau das meine ich.“

„Hm?“

„Ist dir mal aufgefallen, dass alle, die mit Harry zu tun haben, über kurz oder lang an allumfassender Orientierungslosigkeit leiden?“

„Bisher nicht.“ Ginny nimmt einen weiteren Schluck. Langsam wird ihr Hirn neblig, ihre Sicht verschwommen. „Aber jetzt wo du’s sagst…“

Sie schweigen einen Moment.

„Was gibst du ihm, das er bei mir nicht bekommt?“

„Ich könnte dich das Selbe fragen.“

„Hm?“

Malfoy lacht kurz auf. „Merkst du’s denn nicht?“

„Was?“

„Das zwischen uns…“ Er spricht die Worte aus, als seien sie etwas Zerbrechliches auf seiner Zunge.

Ginny macht ein Geräusch, das verdächtig an ein Grunzen erinnert. Es ist ihr nicht peinlich. Dies ist nicht die Zeit für ladylike. „Oh, komm schon, Malfoy! Sag jetzt nich’, dass du dich in ihn verliebt has’! Du? Du has’ doch in deinem Leben noch nie an einen anderen als dich gedacht!“ Der Whiskey umfängt ihr Gehirn wie eine warme, weiche Hand. So tröstlich…

Malfoys Mund wird schmal, als er sich ein weiteres Glas einschenkt. „Sicher. Du musst es ja wissen, schließlich kennen wir uns so gut.“

„Komm mir nich’ so“, sagt Ginny und greift nach der Flasche, verfehlt sie und wirft sie beinahe um. Malfoys Hand schnellt vor und fängt sie auf. Er gießt ihr nach und Ginny nimmt einen unsicheren Schluck. „Komm mir ja nich’ so“, sagt sie dann noch einmal, ihre Stimme langsam und schwerfällig. „Ich bin hier das Opfer, falls du das vergess’n haben solltes’.“

„Ach, leck mich doch, Weasley!“, knurrt Malfoy und gießt Whiskey neben sein Glas und über seine Hand. „Ex-Weasley. Potter.“ Er machte eine Pause und leckt bernsteinfarbene Flüssigkeit von seinen Knöcheln. „Das fühlt sich nicht richtig an.“

„Normal dringgt man’s ja auch aus’m Glas“, lallt Ginny und kippt sich Whiskey auf die Bluse.

„Doch nich’ das. Dich Potter zu nennen, du dummes Huhn“, sagt Malfoy und versucht, sich nachzuschenken, indem er die Flasche mit beiden Händen genau über dem Glas fixiert. Das Glas fällt um und Whiskey ergießt sich über den Tisch und den Teppich.

Ginny kichert. „Du bis’n Idiot“, stellt sie fest.

„Weißt du was? Das sag ich mir auch seit geraumer Zeit.“ Malfoy fährt sich durchs Haar, seine Hand zittrig und feucht von Whiskey. „Ich meine, wieso lass ich’s zu, dass er mir das antut? Er behandelt mich wie den letzten Dreck, und ich…“ Er schüttelt den Kopf. „Wieso erzähl ich dir das? Du bist doch der Feind in diesem Szenario.“

Ginny legt den Kopf schief wie ein betrunkenes Rotkehlchen. „Ich hab’s dir doch schon gesagt: du bis’n Idiot.“ Ein Schluckauf macht das Bild perfekt. „Außerdem, was soll das heißen, ich bin der Feind? Ich bin nicht der Feind, du bist der Feind!“

Malfoy schnaubt. Er scheint gerade etwas erwidern zu wollen, als es an der Tür klingelt. „Sag nicht, dass du deine unsäglichen Brüder auf mich angesetzt hast“, sagt Malfoy mit leidendem Gesichtsausdruck.

„Nö“, sagt Ginny. „Das is’ sicher dein…“ *hick* „…Fünfuhrtermin. Wessen Ehe zerstörst du heute, du kleines Flittchen?“

Malfoy öffnet den Mund, um etwas zu sagen, als hinter ihm plötzlich die Tür mit einem Knall aus den Angeln kracht und Hermine mit großen Schritten über die Trümmer hinweg geschritten kommt.

„Ginny?“, ruft sie. „Ginny, ist alles…“ Sie verstummt, als sie der zwei Paar Augen gewahr wird, die sie ungläubig anstarren. „Oh.“

„Ja, oh“, sagt Malfoy und stemmt die Hände in die Seiten. „Sag mal, bist du noch ganz sauber, Granger? Du kannst doch nicht einfach…“

„Ich kann und ich habe“, sagt Hermine. „Gin, was soll das?“

„Was?“, fragt Ginny. „Wir trinken Whiskey. Magst du auch was? Malfoy, hol ihr ein Glas!“

„Klar doch. Setz dich, Granger, mach’s dir bequem, reiß meine Tür ein und wenn dir der Sessel im Weg steht, dann jag den doch auch gleich in die Luft, wie wär’s?“

Hermine starrt ihn an. „Ich dachte… Ginny kam so lange nicht zurück. Ich dachte, vielleicht liegt ihr hier in eurem Blut oder so.“ Sie sieht Ginny scharf an. „Aber wie ich sehe war meine Sorge unbegründet. Was zur Hölle treibt ihr hier, trinkt ihr auf Bruderschaft oder was? Hab ich was verpasst?“

„Weißt du, wer gut zu ihr passen würde?“, sagt Malfoy zu Ginny. „Snape. Ich fand immer schon, die beiden wären das perfekte Paar gewesen!“

Ginny prustet Whiskey über ihre Jeans. „Oh Merlin, ja! Miss Granger, Sie…“ *hick* „…haben schon wieder unaufgefordert kluggeschissen, melden Sie sich nachher in mein’m Büro zum… Nachsitzen!“

Malfoy kichert. „Oh, Professor“, quiekt er mit verstellter Stimme. „Sie haben ja so einen großen… Wortschatz!“

Die beiden brechen in beschwipst-hysterisches Gelächter aus und Hermine starrt sie irritiert an. „Wenn ihr dann fertig seid, euch über meine nicht existente Beziehung mit Snape zu beeumeln…“

„Gleich“, keucht Ginny außer Atem. „Nur… noch ein’n Augenblick…“

Hermine seufzt genervt. „Ich dachte, wir wären hier, weil du Harry in den Arsch treten wolltest.“

Malfoys Kopf ruckt hoch. „Den Vorschlag unterstütze ich!“

Hermine rollt die Augen. „Oh, halt den Rand, Malfoy! Auf deine unqualifizerten Äußerungen können wir im Moment wirklich bestens verzichten.“

„Sei nich’ so gemein zu ihm, Hermine“, sagt Ginny und klopft Malfoy etwas ungelenk auf den Kopf. „Er is’ eine Drama Queen und ein Idiot, er weiß es nich’ besser.“

„Sag mal, Gin, wann genau habt ihr doch gleich beschlossen, beste Freunde zu werden? Ich könnte nämlich schwören, dass du ihn noch ausweiden wolltest, als du vorher bei mir aus der Wohnung gestürmt bist.“

„Ich wusste doch gleich, dass du was damit zu tun hast“, triumphiert Malfoy, und Ginny sagt: „Wir sin’ keine best’n Freunde. Wir sind Rivalen. Aber im Moment sch…sch…schweißt uns unsere Wut auf Harry zusamm’n.“

„Apropos Schweiß“, sagt Hermine und rümpft die Nase. „Um Himmels Willen, Malfoy, geh duschen! Dieser Gestank ist ja widerlich!“

„Das ist kein Schweiß, das ist der Duft der Verzweiflung!“

„Was auch immer, es ist Ekel erregend.“

„Dich hat ja auch keiner eingeladen“, brummt Malfoy, aber er steht auf und geht in Richtung Badezimmer.

„Ginny“, sagt Hermine eindringlich, kaum dass Malfoy außer Hörweite ist. „Ginny, bist du komplett durchgedreht? Was machst du hier? Lass uns verschwinden und nach Harry suchen.“ Sie hält inne und sieht sich argwöhnisch um. „Also… mal angenommen, dass der nicht irgendwo hier unter all dem Zeug begraben liegt und vor sich ihn rottet.“

Ginny schüttelt den Kopf. „Nein. Es is’ okay so. Ich will, dass er dabei is’, wenn wir Harry finden. Harry soll sich entscheiden, ein für allemal.“

Hermine starrt sie an. „Du glaubst doch nicht…“

Ginny zuckt die Schultern. „Ich hätt’s nie für möglich gehalten. Ich mein, er is’ doch Harry. Aber dann wieder… was weiß ich denn schon von ihm? Wenn ich ihn nur halb so gut kennen würde, wie ich dachte, dann wär’s doch nie soweit gekommen.“

Hermines Augen werden schmal. „Hat er dir das eingeredet? Gin, du wirst doch nicht auf den Typen hören wollen, der dir deinen Mann auszuspannen versucht!“

„Ach Hermine…“ Ginny sieht sie trübe an. „Zum Ausspannen gehören immer drei, verstehst du? Malfoy hätte keine Chance bei Harry gehabt, wenn unsere Beziehung ihm geben könnte, was er braucht. So ist Harry nicht. Glaube ich zumindest. Und deswegen soll er sich jetzt entscheiden, ob er das, was er braucht, bei mir bekommen kann – oder nur von Malfoy.“

Hermine sieht sie an, unausgesprochene Fragen in ihren braunen Augen.

Ginny lacht gekünstelt. „Ach, guck doch nich’ so! Noch bin ich ja nicht aus dem Rennen… und wenn doch, dann kann sich in Zukunft Malfoy mit ihm rumärgern.“ Ihre Augen schwimmen in Tränen, während sie die Worte spricht, aber sie weigert sich, sich unterkriegen zu lassen. Noch ist es nicht vorbei. Noch kann sie gewinnen. Noch ist Harry ihr Mann…

Die Frage ist nur: will sie das noch? Will sie ihn noch?

Es ist schließlich nicht nur Harry, der Bedürfnisse hat. Es ist nicht nur Harry, der in ihrer Beziehung zu kurz gekommen ist. Es ist nicht nur Harry, dessen Sehnsüchte nicht gestillt wurden. Sie hat es satt, dass es immer nur um Harry geht, Harry dies, Harry das… was ist mir ihr?

Es gibt einen Punkt, an dem man nicht mehr weitermachen kann. Haben sie diesen Punkt erreicht?

Ginny weiß es nicht. Aber sie weiß, dass sie nicht das kleine schwache Mädchen ist, für das sie alle zu halten scheinen. Sie braucht nicht in Watte gepackt zu werden; sie kann austeilen und einstecken wie alle anderen auch. Und wenn Harry glaubt, aus Mitleid bei ihr bleiben zu müssen… Der bloße Gedanke lässt sie wieder wütend auf ihn werden.

Sie schüttelt den Kopf. „Lass uns jetzt nicht darüber reden. Lass uns einfach Harry finden, und dann sehen wir ja, was passiert.“

Hermine sieht skeptisch drein, als wolle sie sagen, dass sie das ganz und gar nicht für eine gute Idee hält, dass Ginny sich vorher überlegen soll, was sie will – doch dann kommt Malfoy wieder herein, frisch geduscht und noch immer klatschnass, und Hermine scheint zu vergessen, was sie sagen wollte.

„Fertig?“

Malfoy nickt.

„Deine Haare sind ja noch ganz nass.“

„Das macht nichts. Das dürfte ihn wenigstens nüchtern halten.“ Hermine starrt sie an. „Können wir dann jetzt los?“

„Nur mal eine Frage, Granger“, meldet Malfoy sich zu Wort. „Und versuch, mir nicht gleich wieder den Kopf abzureißen.“

„Ja?“

„Wie zur Hölle willst du Potter finden?“

„Das ist eine gute Frage“, sagt Ginny. „Wie finden wir ihn, Hermine?“

Hermine schaut von einem zum anderen. „Ist das euer Ernst? Wofür seid ihr denn bitte Zauberer, verdammt? Könnt ihr euch nicht mal an einen einfachen Ortungszauber erinnern?“

„Hier, ich weiß was, wie wär’s mit Accio Potter?“

Hermine starrt ihn vernichtend an. „Malfoy. Mit sofortiger Wirkung erteile ich dir hiermit Redeverbot für die gesamte Dauer meiner unvermeidlichen Anwesenheit!“

„Snapes Traumfrau, in der Tat“, murmelt Malfoy und Ginny unterdrückt ein Kichern.

„Schluss damit! Ginny, soll ich wagen, dich zu fragen, ob du einen besseren Vorschlag hast, oder soll ich’s gleich selbst machen?“

„Mach ruhig“, sagt Ginny großzügig. „Du bist grad schon so schön in Fahrt.“

Hermine rollt die Augen. „Langsam hab ich den Eindruck, euch beiden ist eigentlich scheißegal, was aus der ganzen Sache wird. Wieso tut ihr euch nicht zusammen und lasst Harry in Frieden?“

„Das würd ich ja wirklich gern“, sagt Malfoy, Bedauern in der Stimme. „Aber sie ist so… rothaarig. Außerdem sind ihre Titten zu groß für meinen Geschmack.“

„Tja, ich schätze auch, es könnte zu Kompatibilitätsproblemen kommen“, sagt Ginny nachdenklich. „Ich meine, schließlich lieg ich auch lieber unten.“

„Was?! Woher…!“

Ginny winkt ab. „Oh bitte, Malfoy, es steht dir auf die Stirn geschrieben!“

„Du spinnst wohl!“

„RUHE! Das hält man ja im Kopf nicht aus!“ Hermine legt genervt die Stirn in Falten. „Wenn’s euch irgend möglich ist, dann haltet mal für fünf Minuten die Klappe, damit ich mich konzentrieren kann; sonst das wird hier nämlich nie was.“ Sie legt den Kopf zurück und schließt die Augen.

„Was wird das denn jetzt?“

„Pssst, Malfoy! Sie versucht, Harry zu orten.“

„Na, ich weiß nicht. Sieht eher so aus, als würde sie gleich ein Ei legen. Nicht dass sie mir Flecken auf den Teppich macht...“

„Klappe zu!“

Malfoy pustet sich eine Haarsträhne aus der Stirn, aber er sagt nichts mehr. Kurz darauf öffnet Hermine wieder die Augen. „Okay, trotz eurer Unfähigkeit, euch ruhig zu verhalten…“ Ein böser Blick durchbohrt Malfoy. „… war es mir möglich, seine Präsenz zu fühlen.“

„Und? Wo steckt er?“

Hermine lächelt. „Wie ich’s mir dachte. Er ist in Hogwarts.“



TBC in
Vier: Ausgekuppelt. "Klappe, Potter, jetzt rede ich!"


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Ich habe diese BĂĽcher fĂĽr mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock fĂĽr mich. Ich dachte mir, dass die BĂĽcher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
Joanne K. Rowling