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Fanfiction

Aquaplaning - Zwei: Spurwechsel

von Resimesdra

Zwei: Spurwechsel

Danke für eure Kommentare! :D

“He said is his the return to Oz?
The grass is dead, the gold is brown and the sky has closed
There’s a wind-up man walking round and round
What once was an Emerald City is now a crystal town”

Scissor Sisters, “Return to Oz”



--




„Du rauchst zuviel“, sagt Pansy.

Draco zuckt die Schultern und zieht an seiner Zigarette. „Na und?“

„Es ist ungesund“, sagt Pansy. „Ich hab gehört, dass das Rauchen einer Zigarette dein Leben um mindestens zehn Sekunden verkürzt.“

Draco zuckt wieder die Schultern. „Und wenn schon. Was schätzt du, um wie viele Stunden mich jede Sekunde mit Potter bringt?“

„Ich habe nie behauptet, dass das gesünder wäre“, sagt Pansy. „Du lebst gefährlich.“

Draco schaut grimmig drein und nimmt einen weiteren Zug. Pansy rührt währenddessen in ihrem Cosmo herum. Nachdem das Schweigen eine Weile angedauert hat, meldet sie sich wieder zu Wort.

„Was war denn jetzt deine wichtige Mitteilung, wegen der du mich heute unbedingt sehen musstest?“, fragt sie, und nimmt einen Schluck von ihrem Cocktail. „Verrätst du sie mir oder muss ich selbst draufkommen?“

„Das schaffst du sowieso nicht“, sagt Draco. „Ich hab heut Potter in die Wüste geschickt.“

Pansy erstarrt, das erhobene Glas zwei Zentimeter von ihren Lippen entfernt. „Du hast was?!“

Draco zuckt die Schultern. „Na ja, was heißt in die Wüste… ich hab unser Treffen platzen lassen.“

Pansy blinzelt. „Und deswegen machst du so einen Aufstand? Weil du einen Ficktermin nicht eingehalten hast? Draco, es steht schlimm um dich.“

Draco drückt seine Zigarette aus. „Na, immerhin hab ich damit bewiesen, dass ich nicht von ihm abhängig bin.“

Pansy hebt eine Augenbraue. „Draco, Schatz, du sagst ihm einmal ab – und tust so, als wäre das der Weltuntergang. Wenn das keine Abhängigkeit ist, dann weiß ich auch nicht.“

Draco kaut auf seiner Unterlippe herum. Seine Augen wandern zu der Schachtel Zigaretten, die neben seinem Glas liegt. Pansy folgt seinem Blick und nimmt ihm die Packung weg. „Nein, Draco. Komm schon, du rauchst praktisch ununterbrochen.“ Sie legt den Kopf schief. „Na ja, das heißt, wenn du nicht gerade über Potter sinnierst, aber meistens geht das ja eh Hand in Hand.“

Draco seufzt und stützt sein Kinn auf seine Handfläche. „Ach Pansy, was soll ich denn machen? Ich kann an nichts anders mehr denken. Es ist… ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht.“

Pansy sieht ihn ernst an. „Vielleicht solltest du mal drüber nachdenken, dir Hilfe zu holen.“

Draco runzelt die Stirn. „Hilfe? Du meinst, sowas wie Crabbe und Goyle, die Potter verprügeln und ihn zwingen, seine Frau für mich zu verlassen?“

„Was?“, fragt Pansy entsetzt. „Nein, natürlich nicht. Ich meinte eher jemanden, der dir helfen kann, von Potter wegzukommen.“

Draco schnaubt. „Was denn, einen Psychiater? Na vielen Dank, Pansy, das hab ich gebraucht! Die Einzige, mit der ich über all das reden kann, sagt mir, dass sie mich für übergeschnappt hält!“

Pansy wird ein kleines bisschen rot. „So hab ich das nicht gemeint! Du bist nicht übergeschnappt, Draco. Nur vielleicht ein wenig… obsessiv?“

„Oh, entschuldige bitte! Tut mir wirklich leid, dass ich dich mit meinem obsessiven, übergeschnappten Getue gelangweilt habe, es wird nicht wieder vorkommen!“

Pansy pustet sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Merlin, Draco, komm wieder runter! Du weißt verdammt genau, dass ich das damit nicht sagen wollte! Ich meine nur… ich mach mir eben Sorgen um dich!“

Draco beißt sich wieder auf die Unterlippe, streicht eine vorwitzige Haarsträhne zurück. „Ich weiß.“ Seine Stimme ist etwas brüchig. „Ich weiß. Ich… kann ich jetzt meine Zigaretten wieder haben? Bitte?“

Pansy schiebt sie ihm zu, ihr Blick ist nachdenklich. „So kann das nicht weitergehen, Draco.“

„Ich weiß“, murmelt Draco wieder, und zündet eine Zigarette an. „Ich weiß.“

--


„Das ist eine schöne Wohnung“, sagt Harry. Und es ist wahr. Olivers Zwei-Zimmer-Appartement ist sehr stilvoll eingerichtet, gar nicht so spartanisch oder gar robust, wie man es vielleicht von einem allein stehenden professionellen Quidditchspieler erwarten würde. Dunkles Schokoladenbraun („Wenge“, würde Draco, das wandelnde Stillexikon, jetzt wahrscheinlich sagen, denkt Harry, „diese Farbe heißt Wenge.“) und Weiß sind die vorherrschenden Farben, die einen ansprechenden Kontrast formen. Harry ist ein wenig überrascht von sich selbst, dass ihm die Einrichtung überhaupt auffällt – normalerweise legt er auf Dekoration keinen sonderlich großen Wert.

„Danke“, sagt Oliver. „Gib mir deine Jacke. Und möchtest du noch etwas trinken? Ich habe zufällig einen besonders guten Riesling im Kühlschrank.“

„Was ist ein Riesling?“, fragt Harry, als er Oliver seinen Umhang aushändigt und gleichzeitig aus dem Augenwinkel den gut gefüllten Trophäenschrank begutachtet.

„Ein Weißwein“, sagt Oliver, der Harrys Umhang an die Garderobe hängt. „Der hier kommt aus Deutschland, von der Mosel. Spätlese. Halbtrocken.“

„Aha“, sagt Harry und versteht kein Wort.

„Das bedeutet, er ist ziemlich süß“, erklärt Oliver grinsend. „Du trinkst nicht sehr viel Wein, oder, Harry?“

Harry zuckt die Schultern. „Nee. Nur dann und wann, wenn ich bei Freunden bin.“

Um der Wahrheit die Ehre zu geben – Hermine ist die einzige seiner Freunde, die ein wenig Ahnung in Sachen Wein vorzuweisen hat. Und ihr geht Harry in letzter Zeit aus dem Weg – er hält diese wissenden Blicke nicht aus, sie machen ihn nervös und aggressiv.

Oliver lächelt und Harry fragt sich, ob er nicht eigentlich schon genug getrunken hat. Sein Kopf ist angenehm schwer, seine Sinne leicht vernebelt, sein Bewusstsein gerade betäubt genug, um nicht alles so ernst zu nehmen… Und dennoch, als Oliver ihm kurz darauf ein Glas blumig duftenden Weins unter die Nase hält, kann Harry nicht widerstehen.

Er nimmt einen keinen, vorsichtigen Schluck – und ist angenehm überrascht. Der Wein ist dick und süß, gleichzeitig schwer und leicht, wie Honig auf seiner Zunge. Er nimmt noch einen Schluck. Und noch einen.

„Vorsichtig, Harry“, sagt Oliver vom Sofa, auf dem er sich niedergelassen hat. „Diese süßen Weine steigen einem sehr schnell zu Kopf.“

Harry nickt und widersteht dem Drang, sofort einen weiteren Schluck zu nehmen. Oliver hat Recht, die schwere Süße des Weins wärmt ihn bereits angenehm von innen heraus, macht seine Augen schwer.

„Setz dich doch, Harry“, sagt Oliver, und Harry kommt der Aufforderung nur zu gerne nach. Das Sofa ist weich unter seinem müden Körper, und Olivers Nähe ist irgendwie auf merkwürdige Art und Weise tröstlich. Nicht, dass Harry wüsste, weshalb er Trost brauchen sollte – und dennoch, es ist schön, so neben Oliver zu sitzen, und so weicht Harry auch nicht zurück, als Oliver näher heranrückt und irgendwann wie zufällig mit seiner Hand über Harrys Knie streicht.

„Was machst du da?“, fragt Harry, obwohl er weiß, was Oliver da tut, wahrscheinlich schon den ganzen Abend gewusst hat, dass es dazu kommen würde.

„Du bist ein sehr attraktiver Mann, Harry Potter“, sagt Oliver, und seine Stimme ist irgendwie viel zu nah an Harrys Ohr, kitzelt ihn, als warmer Atem über seine Nackenhaare streicht. „Weißt du das eigentlich?“

Harry schließt die Augen und nickt. „Ich weiß“, flüstert er, und irgendwie fühlt sich seine Kehle eng an, so als trage er eine Krawatte, die jemand zu fest gebunden hat. Natürlich trägt er in Wirklichkeit überhaupt keine Krawatte – wenn er zu Malfoy geht, ist jedes Bisschen überflüssiger Kleidung mehr als lästig.

Aber das hier ist nicht Malfoy, und diese Hand, die langsam Harrys Bein hinauf streicht – zu subtil, um wirklich subtil zu sein – ist eine große, grobe Männerhand, mit kurzen, breiten Fingern, die es gewöhnt sind, den Quaffel zu fangen und zu werfen, oder den Schläger zu halten… Quidditchhände eben. Malfoy hatte nie Quidditchhände, noch nicht mal zu der Zeit, als er noch gespielt hat.

„Kann ich… darf ich dich anfassen, Harry?“, flüstert Oliver in Harrys Haar, vielleicht etwas verspätet, schließlich ist seine Hand nur noch wenige Zentimeter von Harrys Schritt entfernt, und Harry nickt und schluckt, spürt kratzige Bartstoppeln auf seiner Wange und atmet würziges Aftershave ein, dessen Geruch ihn zugleich erregt und verwirrt.

„Ja“, sagt er, und dann noch mal, „ja“, und Oliver tut es, berührt ihn, und in Harrys Kopf dreht sich alles, ein wilder Wirbel von Farben und Formen und Weiß und Braun, ach nein, Wenge, das Braun ist kein Braun sondern Wenge, und Oliver küsst ihn, feucht und wild und heiß, und irgendwann hört Harry auf, alles zu protokollieren, und beginnt zu sein.

Und zu sein ist immer wieder eine neue Erfahrung für Harry. Nur dann ist er nicht der Harry Potter, der er zu sein versucht, sondern der, der er ist, ganz tief drin, unter all den Lagen Verantwortungsgefühl, Reputation, Selbstdisziplin. Er ist nicht Ginnys Mann, nicht Jamies Vater, noch nicht einmal Draco Malfoys geheimer Lover; das alles sind Rollen, die er spielt, zu verkörpern versucht. Aber das hier, dieses körperlose Bündel von Emotionen, Empfindungen, dieses pulsierende Zentrum seines eigenen Sonnensystems – das ist er, wie er wirklich sein will, wie er sein muss, auch wenn er es wieder vergessen wird, sobald der Moment der ultimativen Freiheit vorüber gezogen ist, wenn er wieder versucht, sich in sein Kostüm als Harry Potter zu zwängen, das ihm an allen Ecken und Enden zu kurz geworden zu sein scheint.

Er denkt nicht mehr, als Oliver ihm das Hemd über den Kopf streift und seine nackte Haut berührt.

--


Ginny Potter, geborene Weasley, sitzt regungslos auf dem Stuhl, der neben dem Telefontisch im Flur steht. Das Telefon? Ein Relikt aus der Zeit, als die Todesser einen Weg gefunden hatten, Flohnetzwerke anzuzapfen. Viele Magier sind in dieser Zeit auf gewöhnliche Muggeltechnologie umgestiegen – und nachdem ihnen erst einmal aufgefallen war, wie viel bequemer diese Art der Fernkommunikation ist, sind viele dabei geblieben, so auch Harry und Ginny.

Ginnys Hände sind im Schoß gefaltet, ihre Augen fixieren einen imaginären Punkt irgendwo in einem anderen Universum. Der Telefonhörer liegt neben dem Apparat, das leise Tut-tut-tut des Besetztzeichens das einzige Geräusch in der Stille.

Es ist ja nicht so, als hätte sie es nicht gewusst. Dass etwas nicht stimmt. Die ständigen Geschäftsessen, die bis spät in die Nacht andauern, von denen Harry stets betrunken zurückkommt… Er hat bisher nie großen beruflichen Ehrgeiz an den Tag gelegt, woher dieser plötzliche Elan? Ginny ist nicht per se eine misstrauische Person, aber sie kennt ihren Gatten, und sie weiß, wenn etwas faul ist.

Und ganz sicher weiß sie es, wenn sie einen Anruf vom Geschäftpartner ihres Mannes erhält, der, mit dem Harry angeblich bei einem Geschäftsessen sein wollte, der ihn zu sprechen verlangt.

Sie hat sich nichts anmerken lassen, am Telefon, natürlich nicht, sie ist schließlich keine hysterische Ziege. Harry sei leider nicht zu Hause, hat sie gesagt, und dabei ja noch nicht einmal lügen müssen. Er sei mit Freunden unterwegs, hat sie gesagt, und sich dabei das Telefonkabel so fest um die Finger gewickelt, dass ihr Zeigefinger blau wurde.

Der Geschäftspartner – Jones heißt er – hat Verständnis. Harry soll ihn doch zurückrufen, wenn er noch zu humaner Tageszeit nach Hause kommt.

Natürlich, hat Ginny gesagt, natürlich wird sie es ihm ausrichten. Sie hat Mister Jones noch einen schönen Abend gewünscht, Grüße an seine Frau bestellt – und dann hat sie ihren Bruder angerufen.

Ron klingt etwas genervt, als er den Hörer aufnimmt, wahrscheinlich kommt Ginnys Anruf ungelegen. Ginny ist das egal. Nein, Ron weiß nicht, wo Harry an diesem Abend steckt. Nein, er war auch schon länger nicht mehr mit ihm unterwegs, Harry hat in letzter Zeit ja ständig andere Verpflichtungen. Ja, er findet das auch seltsam… aber nein, nein, dass er eine Geliebte hat, kann er sich nicht vorstellen. Nein, wirklich, doch nicht Harry!

Natürlich, sagt Ginny, natürlich hat Ron Recht, schließlich ist er Harry, der würde doch nie… nein, ihr geht es gut. Nein, Ron muss nicht… Schon okay. Ja. Sie wünscht Ron einen schönen Abend, bestellt Grüße an Lavender – und wählt Hermines Nummer.

Hermine telefoniert mit jemandem; Ginny kommt nicht durch. Sie legt den Hörer auf den Tisch und setzt sich auf den Stuhl – und da sitzt sie jetzt immer noch.

--


Dracos Puls dröhnt in seinen Ohren, in seinem Kopf herrschen Ebbe und Flut zur gleichen Zeit und zu allem Überdruss ist im profund übel. Sein Mund schmeckt wie ein gut gefüllter Aschenbecher und seine Zunge fühlt sich an wie ein totes Meerschweinchen.

Er stöhnt und versucht, die Augen zu öffnen, was ihm nicht so recht gelingen will, sie fühlen sich an wie zugeklebt. Draco hilft mit den Fingern nach. Seine Augen öffnen sich einen Spalt breit, und für einen Moment ist er nicht sicher, ob sie nun tatsächlich offen sind oder nicht, denn es ist immer noch dunkel um ihn. Es dauert eine Weile, bis seine Augen sich an das dämmrige Licht der Straßenlaterne gewöhnen, das durch die halbgeschlossenen Jalousien hereinfällt, aber dann gelingt es ihm, Umrisse wahrzunehmen.

Er liegt in seinem Bett und neben ihm schlummert ein nackter Mann, territorialen Anspruch anmeldend quer über das ganze Bett drapiert. Draco runzelt die Stirn.

Was zum…

Wer zum…

Wie zum…

Hat er wirklich soviel getrunken?

Mal überlegen… er war mit Pansy in der Bar… hat mit ihr über Potter geredet, Scheiß Potter, der sein Leben so total auf den Kopf stellt… und dann…

Hm.

Keinen blassen Schimmer. Ist er vielleicht noch allein in eine andere Bar gewankt und hat jemanden aufgerissen?

Der nackte Mann in seinem Bett lässt dieses vermuten. Und dennoch…

Draco sieht genauer hin. Ein unordentlicher Schopf schwarzen Haars ist in die Kissen gewühlt, ein muskulöser Hintern ragt geradezu schockierend unbekleidet in die Luft und Draco hat absolut keine Ahnung, zu wem dieses gut gebaute Hinterende gehören mag.

Vielleicht spürt der Unbekannte Dracos Blicke auf seiner nackten Haut – jedenfalls bewegt er sich plötzlich, blinzelt und gähnt.

„Morgen“, sagt er, verschlafen. Seine Augen scheinen verwaschen blaugrün, und sein Haar hängt ihm wirr in die Stirn. Nein, Potter ist es jedenfalls nicht. Er sieht ihm ähnlich, ja, aber nicht sehr. Trotzdem genug, um Draco im Stillen die Augen über sich rollen zu lassen. „Wieviel Uhr ist es?“

Draco schnaubt. „Wen interessiert das?! Wer bist du und was machst du in meinem Bett?“

Der andere Mann blinzelt abermals, dann reibt er sich die Augen. „Ich bin Sean und das ist mein Bett.“

„Oh“, sagt Draco, widersteht dem Drang, einfach aus Prinzip zu widersprechen, und setzt sich auf. „Das ist dein Bett?“

„Ja.“

„Hm.“ Draco sieht sich um. Es sieht fast so aus, als hätte sein Bettkumpan nicht ganz Unrecht. Das ist nicht Dracos Zimmer, nicht seine schwarze Seidenbettwäsche, nicht seine frisch geweißte Decke. Verdammt. „Oh“, sagt er wieder.

„Macht nichts“, sagt Sean und gähnt abermals. „Passiert mir auch manchmal. Willst du was frühstücken? Wir könnten wo essen gehen. Es ist zwar erst...“ Er rudert mit dem Arm neben dem Bett herum und fördert seine Armbanduhr zutage. „...halb 4 in der Früh, aber ich denke, das erste Café macht sicher bald auf.“ Er lächelt gewinnend.

Draco schluckt. Er fühlt sich nicht so besonders. Eigentlich fühlt er sich sogar richtig mies. Schmutzig. Und das Vakuum in seinem Kopf macht das Ganze auch nicht besser. „Nein danke“, sagt er also. „Ich glaube, ich geh besser nach Hause.“

Sean kratzt sich am Kopf. Er wirkt verwirrt und ein wenig verletzt. „Aber wieso denn? Wir haben uns doch so gut verstanden! Geh noch nicht.“

Draco sieht verlegen weg. Er will nicht zugeben, dass er sich an überhaupt nichts erinnert. Er will hier einfach weg. „Es tut mir leid“, sagt er. „Ich... ich kann nicht.“

„Warum denn nicht?“, beharrt Sean. Er beginnt, Draco auf die Nerven zu gehen.

Warum? Warum wohl! Draco schließt die Augen, will nicht daran denken, will sich nicht eingestehen, dass es sich wieder um Potter dreht, wie sich alles um Potter dreht, Potter, Potter, Potter, ein verdammtes Potter-Karussell in seinem Kopf, auf dem er gezwungen ist, ewig im Kreis zu fahren, bis sich alles um ihn dreht und ihm schlecht wird.

Vielleicht, denkt Draco, ist es schon so weit.

„Tut mir leid“, sagt Draco nochmal, resigniert aber bestimmt. „Ich fürchte, du hast mich in einer sehr merkwürdigen Phase meines Lebens kennen gelernt.“*

Er zieht sich an und verlässt das Zimmer, ohne sich nochmal umzudrehen. Sean sagt nichts mehr.

Draco findet auch allein zur Tür.

--


Harrys Augen schweifen träge durch den Raum und bleiben erneut am Trophäenschrank hängen. „In welcher Position spielst du jetzt?“, fragt Harry, weil er irgendwas sagen will, aber nicht darüber sprechen möchte, was sie gerade eben getan haben.

„Ich bin vielseitig“, sagt Oliver, und irgendwie ist seine Stimme viel zu nah an Harrys Ohr, seine Haut zu heiß und klebrig an Harrys. „Aber ich glaube, am liebsten bin ich Jäger.“

Harry erschauert, als warmer Atem über seinen Nacken streicht. Irgendetwas sagt ihm, dass Oliver nicht nur übers Quidditch spricht, aber das ist zu kompliziert, als dass Harry es nachvollziehen könnte. „Ich bin Sucher“, sagt er dann, und eigentlich ist das Quatsch, weil er längst kein Sucher mehr ist, weil es mittlerweile eine halbe Ewigkeit her ist, seit er das letzte Mal auf einem Besen hinter dem Schnatz hergejagt hat – und irgendwie ist es doch richtig, es so zu formulieren, irgendwas sagt ihm, dass er dennoch ein Sucher ist, dass er noch immer auf der Suche nach etwas ist, auch wenn es sich dabei nicht länger um eine kleine goldene Flügelnuss handelt. „Malfoy war auch Sucher“, sagt er, und er weiß wirklich nicht, warum er das sagt. „Aber ich glaube, das war die falsche Position für ihn. Malfoy… ich weiß nicht, was Malfoy ist.“

„Malfoy?“, sagt Oliver in Harrys schwarzes Haar. „Lebt der noch? Was hast du denn auf einmal mit dem zu schaffen?“

Harry schluckt. Malfoy. Was hat er mit ihm zu schaffen? „Nichts.“

Nichts.

„Wieso reden wir dann von ihm?“

„Ich weiß es nicht.“

Nichts?

„Hm.“

Wieso denkst du dann ständig an ihn?

„...“

Das tu ich nicht!

„Harry?“

„Hm?“

Doch, tust du. Jetzt zum Beispiel.

„Bleibst du über Nacht?“

Du wünschst dir, dass ER jetzt hier wäre.

„Nein, ich denke nicht.“

Tu ich nicht!

Tust du!

Nein!

Doch!

Nein, verdammt!

„Harry?“

„Was?!“

„Ich hab dich gefragt, warum du nicht bleiben willst.“

„Ach so... na ja, weil... ich zurück muss.“

„Was heißt zurück?“ Oliver lehnt sich lässig in die Kissen und beobachtet Harrys bemüht gemäßigtes Mienenspiel.

„Zurück nach Hause. Zu Ginny.“

Oliver lacht. „Oh Merlin, es ist also wahr?“

„Was ist wahr?“

„Du und die kleine Weasley? Ihr seid echt verheiratet?“

„Ja und?“ Harry beugt sich vor und angelt seine Socke vom Teppich. „Was ist daran bitte so außergewöhnlich?“

„Nichts, nichts.“ Oliver grinst. „Ich dachte nur... ich meine, nach dem, was heute Nacht passiert ist...“

Harry starrt ihn an. „Ich bin nicht schwul.“

Oliver zuckt die Schultern. „Na, dann doch wohl zumindest bi.“

Harry starrt ihn nur grimmig an, bis Oliver den Blick abwendet. „Was auch immer.“

„Es geht dich ohnehin nichts an.“

„Nein“, sagt Oliver, und sieht ihn direkt an. „Ich schätze nicht.“

Sie schweigen sich eine Weile an, dann steht Harry auf. „Ich geh jetzt.“

Oliver betrachtet seine Finger. „Ist vielleicht besser so.“

Harry zieht sich stumm an, sich Olivers Blicken in seinem Rücken unangenehm bewusst.

Er fühlt sich seltsam, als er nach Hause geht. Es fahren längst keine Busse mehr, und ans Apparieren denkt er im Moment nicht. Er findet es gut, dass sein Heimweg lange dauert, weil ihm das Zeit gibt, nachzudenken, etwas, das er schon seit langem nicht mehr bewusst getan hat. Er geht langsam, den Kopf gesenkt, die Hände in den Taschen, wandert von Lichtkegel zu Lichtkegel, den die gespenstisch dürftige Straßenbeleuchtung auf den Asphalt zu seinen Füßen wirft, und fühlt sich merkwürdig allein auf der Welt.



TBC in
Drei: Schleudertrauma. „Schön“, sagt er schließlich. „Du willst wissen, wo ich war? Gut, das kann ich dir sagen.“


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