von Serena Snape
Tja, weit hatten ihre Überlegungen sie nicht gerade gebracht. Remus hatte die Idee gehabt, dass es besser wäre, wenn Zauberer Severus ersteigerten und es dabei beließen. Severus müsste sich nicht bloßstellen, bekäme eine gute Bewertung und könnte seinen Acount löschen. Aber auch das warf neue Probleme auf, denn wer sollte Severus ersteigern? Wen wollte man einweihen? Die Malfoys hatten das Geld, aber ob das eine gute Lösung wäre. Was wenn der Lord davon erfuhr? Im Muggel-Internet. Vielleicht bekam Severus dann andere, neue Schwierigkeiten oder wäre bei den Todessern lächerlich gemacht, was sicher nicht in ihrem eigenen Interesse, dem des Ordens läge.
Doch bei den meisten anderen war es eine finanzielle Frage. Harry weigerte sich immer noch Prof. Dumbledore mit einzubeziehen. Er hatte schlicht und ergreifend Angst.
Aber wenn ein Muggel ihn ersteigerte, würde er auf sein Recht als Erwerber beharren und Severus musste sich dem wohl fügen, wollte er keinen Ärger mit dem Muggel-Gesetz haben. Darauf war er als offizieller Diener beim Lord wohl nicht gerade erpicht. Aber sich vor einem Muggel demütigen, das würde seinem Stolz mächtig Abbruch tun.
Wie man es auch drehte und wendete, es war ein gelungener „Streich“, aus dem man nicht leicht einen Ausweg fand.
Remus hatte sich gegen Abend schließlich verabschieden müssen. Doch hatte er Harry noch mal bei Seite genommen und unter vier Augen etwas mit diesem besprochen. Er wollte auch weiter überlegen und war verschwunden. Sofort bestürmten Harry die anderen Beiden und wollten wissen, was er noch mit Remus besprochen hatte, doch schwieg sich Harry aus. Das war wirklich keine Lösung. Erstens würde er selbst dadurch ziemlich bestraft und zweitens wäre seine Rache dann ordentlich nach hinten losgegangen. Es musste andere Möglichkeiten geben, daher wollte er gerade Hermine nicht auch auf diese Schnapsidee bringen, die Remus vorgeschlagen hatte.
*****
Doch in der Nacht plagten Harry Albträume. Immer wieder sah er Snape am Boden kauernd in devoter Haltung. Wie ihn mal eine dominante Dame, ein anderes Mal ein gewichtiger Herr im Anzug mit schmierigen Händen anpackte, schlug und andere Dinge mit diesem anstellten. Mit einem Schrei erwachte er und sah sich schweißgebadet im Zimmer um. Ron war durch den Aufschrei des Freundes erwacht und blinzelte irritiert. Doch nachdem Harry ihn beruhigt hatte, dass nichts Besonderes wäre, fiel dieser wieder rückwärts in die Kissen und schnarchte sogleich weiter.
Aber Harry konnte nicht wieder einschlafen. Er schlich hinunter in das Arbeitszimmer von Mr. Granger und machte so leise wie möglich den PC an. Prof. Snape tat ihm plötzlich leid. Es war doch eine saublöde Idee gewesen. Harry rief die Seite mit Snapes Annonce auf und besah sich die neuesten Einträge. Ihm wurde immer unwohler dabei.
Eine alte Dame mit Lockenwickler im Haar, die schon halb vor sich hin moderte bot doch tatsächlich mit. Scheinbar wollte sie nicht unbedingt einen Sklaven, sondern nur mal wieder was jüngeres im Bett. Ja, es war eine Date-Vermittlung, aber in dieser Kategorie ging es wohl um mehr. Darum hatte Harry diese Sparte zwar nicht ausgesucht, aber der Nebeneffekt war nicht zu leugnen. Harry hatte ihn nur demütigen wollen, dass er aber sexuell herhalten musste, das war ihm nicht bewusst gewesen. In Ruhe las er die AGB´s und Hinweise zu den einzelnen Kategorien durch. Wenn er das nur vorher gelesen hätte… aber wenn er ehrlich war, es hätte ihn vor einer Woche wohl nicht abgehalten. Er hatte sich rächen wollen, dass sich das nun so entwickelte, hatte er aber wirklich nicht gewollt. Gerade bot ein neues Mitglied.
Harry runzelte die Stirn. Es war kein Foto zu erkennen, keine Beschreibung. Aber der Name war doch seltsam: Draconis - Der Rächer!
Wer war das nur? Er sah sich den Verlauf der Mitbietenden noch mal genauer an und bemerkte, dass dieser Rächer immer sofort überbot, wenn ein neues Gebot von einem Anderen vorgenommen worden war. Der Rächer… das klang nicht gerade einladend. Konnte das jemand sein, der sich gerade an Snape rächen wollte und ihn daher unbedingt ersteigern wollte?
Harry schnürte sich der Hals zu. Das half bei seinem schlechten Gewissen nicht gerade weiter. Aber wer sollte das sein? Nun, es gab sicher genug, die Snape hassten. Aber den richtigen Namen konnte man schließlich nicht einsehen und das Foto war ja nicht echt, also konnte auch keiner Snape wieder erkennen. Aber warum sonst: Der Rächer?
Er ging wieder zu Bett, doch Schlaf fand Harry die Nacht keinen mehr.
*****
Die nächsten Tage mied er das Thema, wann immer Hermine es anschnitt. Er habe schließlich Ferien und wüsste auch keinen Rat. Sie könnten nur warten, ob Remus etwas einfallen würde. Damit ließ ihn Hermine tatsächlich ganze drei Tage in Ruhe. Aber Harry ging es dadurch nicht wirklich besser.
Er hatte nun jede Nacht schlecht geschlafen und von Snape geträumt, dem man übel mitspielte. Doch der Traum der letzten Nacht war anders. Harry wusste nicht, was er davon halten sollte. Zuerst war es dasselbe gewesen wie jede Nacht. Severus Snape, sein verbitterter, gemeiner Lehrer lag auf dem Boden eines Kerkers. Blut lief ihm über den Rücken und jemand stand lachend mit Folterwerkzeug vor ihm. Doch plötzlich brach die schwere Kerkertür aus den Angeln und Super-Harry stand im Türrahmen. Er brachte den „Feind“ zum Heulen, bis dieser sich entschuldigte und floh. Dann beugte sich Harry mit wehendem Umhang, in hautengen Latex zu Severus Snape herunter und nahm ihn tröstend in die Arme. Aber auch dabei blieb es nicht. Harry sah in die dunklen Onyx-Augen des Lehrers, in denen Tränen schwammen und sein Herz raste. Er beugte sich vor und küsste den Mann, den er doch hasste…
In genau diesem Moment war Harry erwacht und hatte sein Herz noch immer bis zur Kehle klopfen gespürt. Wie kamen diese Bilder in seinen Traum? Wie… konnte er so von Snape denken. Romantisch, kitschig, diesen küssend? Er bewegte sich im Bett und spürte etwas, was ihn erbleichen ließ. Das… nein, er hatte eine Latte wegen Snape?
Sofort ging er eiligen Schrittes ins Bad, duschte kalt und ging danach in die Küche um etwas zu trinken. Still saß er am Küchentisch und dachte lange und intensiv nach.
Was war da nur geschehen? War es Mitleid, das er neuerdings bei den Gedanken an Snape und die Auktion verspürte? Warum hatte er das Severus angetan, nur weil er kein „Ohnegleichen“ bekommen hatte? War es… ein Hilferuf? War es keine Rache gewesen, die er nehmen wollte? Wollte er nur Severus Aufmerksamkeit?
Moment! Seit wann hieß das Severus und nicht Snape?
Mit einem Knall schlug er den Kopf auf die Tischplatte und blieb so reglos sitzen. Nein, er hatte sich doch nicht in seinen Lehrer verliebt? Warum sollte er? Hatte Remus nicht recht? Wie oft, hatte der Zaubertranklehrer nicht unterschwellig zu ihm gehalten? Ihn beschützt? Da war vom ersten Tag an diese… wie sollte er das sagen… Verbindung gewesen! Seine Narbe hatte beim Festessen am ersten Tage geschmerzt, was doch eigentlich nur später in der Nähe des Lords vorgekommen war. Nun, Quirrel war direkt neben Snape gewesen und unter dessen Turban der Lord. Er hatte nachts gesehen, wie Snape auf Prof. Quirrel einsprach und dennoch hatte er ihn für den Bösen gehalten. Bis zuletzt, bis er sein Unrecht eingesehen hatte. Snape hatte ihm auch bei dem Quidditchspiel geholfen, ihn gerettet, als sein Besen durchdrehte. Selbst das hatte er diesem anhängen wollen und nicht geglaubt, dass dieser ihn hatte retten wollen. Der Troll. Snapes Verletzung…auch beim trimagischen Turnier. Snape war immer in seiner Nähe gewesen. Schnüffeln, das dachte Harry würde er nur. Aber… was wenn er ihn nur beaufsichtigt hatte, um ihn zu schützen?
Langsam hob Harry den Kopf und sah vor sich hin. Ja, Snape war nicht der Böse. Vielleicht wollte er auch nur nicht, dass er Auror wurde und ließ ihn darum nicht in seinen Kurs. Auroren geschahen schlimme Dinge. Kaum einer wurde alt, oder behielt dabei seine vollständigen Gliedmaßen.
Harry begann sich in etwas hineinzusteigern und seine Augen leuchteten. Schnell eilte er seit Tagen mal wieder zum PC und sah sich die laufende Versteigerung an, die in genau vier Tagen enden würde. Er hatte noch Zeit genug. Remus hatte Recht gehabt, nur er konnte Severus retten. Der Traum hatte ihm den Weg gezeigt. Er würde Severus Held werden.
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