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Fanfiction

Bittersweet Symphony - deutsch - The One Thing - Das Einzige

von Resimesdra

I had jumped off the edge of a cliff, and then, just as I was about to hit bottom, an extraordinary event took place: I learned that there were people who loved me. To be loved like this makes all the difference. It does not lessen the terror of the fall, but it gives a new perspective on what terror means. I had jumped off the edge, and then, at the very last moment, something reached out and caught me midair. That something is what I define as love. It is the one thing that can keep a man from falling, the one thing powerful enough to negate the laws of gravity.

Ich war von der Klippe gesprungen, und dann, kurz bevor ich auf dem Boden aufgeschlagen wäre, passierte etwas Außergewöhnliches: Ich erfuhr, dass es Menschen gab, die mich liebten. So geliebt zu werden, ändert alles. Der Fall wird dadurch nicht weniger beängstigend, aber man erhält eine ganz neue Sicht darauf, was Angst bedeutet. Ich war von der Klippe gesprungen, und dann, im allerletzten Moment, fing mich etwas auf. Dieses Etwas definiere ich als Liebe. Es ist das Einzige, das einen im freien Fall auffangen kann, das Einzige, das stark genug ist, das Gesetz der Schwerkraft zu brechen.


Paul Auster, "Moon Palace"


--


Es ist ein klarer, eiskalter Morgen im Januar, als Draco aus der Tür tritt, um die Zeitung zu holen, und dabei den Umschlag im Briefkasten findet. Er ist in elegantem Blutrot gehalten und liegt schwer in Dracos Handfläche. Sein Name steht in filigranen, silbrigen Lettern auf der Rückseite.

Draco steht wie angewurzelt und starrt den Brief an. Er weiĂź nicht, wie lange.

Irgendwann fliegt die Tür wieder auf und ein junger Mann steckt den Kopf heraus. „Drake? Gott, Baby, was treibst du denn da?”

Er kommt heraus und hängt Draco einen Umhang um die Schultern. „Du wirst dich erkälten, wenn du so weiter machst! Es macht mir zwar nichts aus, mich ein bisschen um dich zu kümmern, aber ich will nicht, dass es dir schlecht geht.“

Draco, plötzlich aus seinen schweren Gedanken gerissen, lächelt den dunkelhaarigen Mann zögerlich an. „Danke, Mark. Das war aber nicht nötig, mir ist nicht kalt.“

“Baby, es ist mitten im Januar und arschkalt! Wie kannst du behaupten… Was hast du denn da?“

Draco versucht – ziemlich ineffektiv – den Brief hinter seinem Rücken zu verstecken. „Nichts.“

Mark hebt eine Augenbraue und irgendwann gibt Draco nach. „Von mir aus, ist ja auch nur ein blöder Brief.“

Mark nimmt ihn und liest mit gerunzelter Stirn. „Wir heiraten.“ Er sieht Draco an. „Von wem ist der? Freunde von dir?“

Draco zuckt die Schultern. „Keine Ahnung. Ich hab ja noch nicht reingeschaut.”

Das stimmt zwar, aber er weiĂź trotzdem verdammt gut, von wem der Brief ist.

Dieser Wichser.

„Soll ich ihn aufmachen?“, fragt Mark. Seine Finger spielen neugierig mit dem Umschlag.

„Klar.“ Draco ist froh, dass seine Stimme so ruhig klingt, obwohl ihm das Blut in den Ohren rauscht. Er schiebt die Hände in die Hosentaschen, nur für den Fall, dass sie doch zu zittern anfangen sollten. „Mach hin.“

Mark reißt den Umschlag auf und fördert eine Karte zutage. Sie ist selbstgemacht, mit einem Foto des glücklichen Pärchens auf der Vorderseite. Harry Potter und Ginny Weasley lächeln in die Kamera. Sie halten Händchen, ihre Finger ineinander verschränkt. Draco wird von einer heftigen Welle Übelkeit erfasst.

„Harry Potter und Ginevra Weasley“, liest Mark vor. „Sie laden uns herzlich zu ihrer Hochzeit nächsten Samstag in Ottery St. Catchpole ein. Du kennst Potter? Ich wusste gar nicht… Drake? Draco, Schatz, ist alles in Ordnung? Du bist ja weiß wie ein Leintuch!”

Draco, um es kurz zu machen, ist nicht in Ordnung. Wahrscheinlich war er noch nie weniger in Ordnung als in diesem Moment.

„Er lädt mich zu seiner Hochzeit ein“, sagt er, seine Stimme ein kraftloses Flüstern. „Dieses verdammte Arschloch hat echt den Nerv, mich zu seiner beschissenen Hochzeit einzuladen.“ Dann lacht er, ein zittriges, atemloses Lachen, das keinen Humor erkennen lässt.

--


Draco ist schrecklich nervös, als er auf der Schwelle eines hübschen kleinen Hauses mit einem hübschen kleinen Vorgarten in einem hübschen kleinen Vorstadtviertel von London steht. Er hat so viele Dinge, die er Harry sagen will, hat sie sich alle zurecht gelegt und sie dann wieder verworfen und von vorne angefangen. Sein Kopf ist so voll, dass er kurz vor dem Platzen scheint, aber wenn Draco versucht, einen einzelnen Gedanken näher zu beleuchten, dann herrscht Ebbe in seinem Verstand.

Er fühlt sich schon die ganze Zeit so, seit er vor zwei Tagen Harrys Karte bekommen hat, zwei Tage, in denen er weder essen noch schlafen konnte, zwei Tage, in denen er nicht aufhören konnte, an Harry zu denken, an Harry, Harry, Harry. Zwei Tage, die effektiv jegliche Hoffnung in ihm zerstört haben, dass er irgendwann fähig sein würde, ein normales Leben zu leben, ein Leben ohne Harry Potter, der ihn verfolgt wie sein eigener Schatten. Aber jetzt ist es unentrinnbar klar: Draco wird nie über ihn hinwegkommen.

Zumindest fühlt er sich so, als er endlich nachgibt, sich der überwältigenden Macht einer süchtigmachenden, verzweifelten Liebe unterwirft und geht, um Harry wiederzusehen.

Und so kommt es, dass er jetzt hier in der kalten Januarluft zittert und auf die Klingel an einer Tür drückt, auf der ein Schild prangt, auf dem Harry Potter steht, und gleich darunter: Ginevra Weasley. Draco starrt das Namensschild finster an. Harry hat ganz offensichtlich keine Zeit verloren. Nur sechs Monate nach ihrem letzten Treffen haben er und Ginny (obwohl sie so nicht mehr genannt werden will, sie heißt jetzt nämlich Ginevra) sich wieder versöhnt und sich wieder zusammen gekommen. Und ehe man sich’s versieht, schon steht der Termin für die Hochzeit. Ganz nett abgefuckt, findet Draco.

Und das wird er ihm auch sagen, sobald er die verfickte Tür aufmacht. Er weiß zwar noch nicht, wie genau er sich ausdrücken wird, aber zumindest steht die Quintessenz der Botschaft, die zu Potter durchdringen muss. Sein Slytherinhirn wird ihn schon heil da durch bringen, denkt Draco, und das ist auch gut so, weil er nämlich spontan sein muss – alles, was er sich zurechtgelegt hat, ist wie weggeblasen.

Je länger Draco hier in der Kälte steht, desto bescheuerter kommt er sich vor. Er weiß ja nicht mal, was er sich von dem ganzen Theater verspricht! Erwartet er, dass Harry seine Verlobte sitzen lässt und zu ihm zurück kommt? Wohl kaum. Vielleicht. Schließlich ist er Harry Potter, und logische Entscheidungen gehören nicht zu seinem Repertoire. Dabei weiß Draco ja noch nicht mal, ob er will, dass Harry wieder in sein Leben tritt, Harry, der immer alles so verdammt kompliziert macht. Will Draco wieder an den Ausgangspunkt zurückkehren? Will er von vorne anfangen; kann er das alles nochmals durchstehen?

Die Wahrheit ist – er weiß es nicht. Er weiß nicht, ob er sich das Ganze ein zweites Mal antun kann; er weiß nur, dass er Harry wieder sehen muss, koste es, was es wolle.

Er will schon ein zweites Mal läuten, als die Tür geöffnet wird. Harrys Kopf erscheint im Türspalt, und es sieht ganz danach aus, als sei der dazugehörige Körper soeben erst aus dem Bett gefallen. Wahrscheinlich ist dem tatsächlich so, überlegt Draco, schließlich ist es ja auch erst halb acht an einem Samstagmorgen. Nicht dass halb acht einem früh vorkäme, wenn man – wie Draco – an Schlaflosigkeit leidet.

Dennoch scheint alle MĂĽdigkeit von Harry abzufallen, als er kapiert, um wen es sich bei seinem Besuch um diese Tageszeit handelt. Seine Augen, die eben noch mĂĽde kleine Schlitze gewesen sind, werden beinahe grotesk aufgerissen.

„Draco“, sagt er überrascht. „Was um Himmels Willen willst du denn hier? Und um diese Zeit?”

Draco würde ihn am liebsten anspringen. Und zwar nicht notwendigerweise auf die gute Art. „Du weißt verdammt genau, warum ich hier bin!“

Harry versucht – erfolglos – ein Gähnen zu unterdrücken, setzt seine Brille auf und blinzelt ein paar Mal, wobei er dank seinem verstrubbelten Haarschopf ein wenig wie ein verschlafener Steinkauz wirkt. „Nein, eigentlich hab ich absolut keine Ahnung, wovon du redest.“

Dracos Gehirn brütet bereits eine scharfe Antwort aus, eine, die es nach Möglichkeit schaffen soll, Harry auf mehreren Ebenen auf einmal zu beleidigen, als er hört, wie eine weitere Tür geöffnet wird und eine weibliche, schläfrige Stimme ertönt.

„Harry? Schatz, wer ist denn da?“

„Niemand, Baby”, ruft Harry über die Schulter, und die Worte sind wie eine chemische Verbrennung auf Dracos Bewusstsein. „Geh wieder schlafen, Schätzchen.“

Aber Ginny ist ein unartiges Mädchen. Sie kommt die Treppen heruntergetapst und gesellt sich zu Harry in den Flur. „Oh, guten Morgen, Mal…Draco“, sagt sie, und lächelt ihn so zuckersüß an, dass Draco die Galle hochkommt. „Was verschafft uns die zeitliche Ehre?“

„Eh…“ Dracos Blick fällt auf ihren vorgewölbten Bauch, den nicht mal das weite Nachthemd verheimlichen kann. Sie ist schwanger. Harry hat sie tatsächlich geschwängert, der unverantwortliche Volltrottel!

Ginny – Ginevra – sieht ihn immer noch erwartungsfroh an. Draco hat keine Ahnung, wie viel sie darüber weiß, was wirklich zwischen ihm und Harry gewesen ist, wie viel sie alle wissen. Er hat sicher nicht mehr verraten, als absolut nötig war, aber er weiß ja nicht, wie Harry das gehalten hat. Es liegt leider komplett im Bereich des Möglichen, dass Harry seinen Freunden alles erzählt hat, jedes kleine Detail, damit angefangen, wie Draco aussieht, wenn er kommt, und Draco könnte ihn schon allein für diese Vorstellung hassen. Genauso gut ist es aber möglich, dass Harry ihnen überhaupt nichts erzählt hat, dass er ihre Geheimnisse für sich behalten hat – und Draco spürt, wie die Wellen des Hasses wieder ein wenig abebben.

Er hat kaum Zeit, festzustellen, wie sinnlos dieser Schattenkampf der Emotionen ist, als Ginny seufzt und einen Schritt zur Seite geht. „Ach, komm doch rein. Ich mach uns einen Tee und wir frühstücken zusammen. Auf jeden Fall habe ich keine Lust, mir hier was abzufrieren.“

Draco will ablehnen, weil er nämlich lieber hier draußen tot umfallen und von den Gartenzwergen unter den spießigen Rosenbüschen begraben würde, als Harrys neues Spießerhaus und damit sein neues Spießerleben zu betreten – aber zu seinem Entsetzen stellt er fest, dass sein Körper zustimmend nickt, ohne dass sein Gehirn dafür den Befehl erteilt hätte.

Er wandert durch den Korridor, gefangen zwischen Harry und Ginny, und als er durch die Tür zum Wohnzimmer geht, könnte er schwören, dass Harrys Augen auf seinem Hintern sind. Doch als er ihm einen vielsagenden Blick zuwerfen will, betrachtet Harry gerade ein grausig-ambientes Gemälde an der Wand.

Die Potter-Weasley Residenz sieht ziemlich genau so aus, wie man es erwarten würde. Mrs. Weasleys fataler Einfluss ist nicht zu übersehen, obwohl Ginny, die einen etwas besseren Geschmack zu haben scheint als ihre Mutter, es geschafft hat, wenigstens ein paar der stilistischen Verbrechen zu vereiteln oder zumindest zu entschärfen. So hat sie zum Beispiel das Ausmaß an kitschiger Deko auf ein Mindestmaß reduziert, und auch die Anzahl an Häkeldeckchen und Co ist geringer, als bei Mutter Weasley. Zumindest entnimmt Draco das Schilderungen von Harry; er selbst hat das Haus der Weasleys natürlich nie betreten.

Harrys Anwesenheit stellt sich weder in der Möblierung, noch in der Dekoration dar. Aber das ist nicht weiter verwunderlich; Draco weiß schließlich, dass es Harry nicht egaler sein könnte, in was für einem Loch er haust. Ihm ist alles Recht, solange es ihm nicht auf den Kopf regnet – und wahrscheinlich würde er selbst dann lediglich einen Topf unter das Loch im Dach stellen.

Merkwürdigerweise bringt Draco der Gedanke zum Lächeln. Mark ist eine sehr ordentliche Person. Er lässt nie benutztes Geschirr stehen und er würde auch ganz sicher niemals mit dreckigen Schuhen auf den Teppich latschen.

Manchmal findet Draco diesen Ordnungssinn fast schon ein bisschen lästig.

Harry und Ginny haben nicht mal einen Teppich, wie Draco schwach amĂĽsiert feststellt. Der Boden im Wohnzimmer ist gekachelt und es gibt lediglich einen flauschigen Teppich unter der Couch und dem Couchtisch. Wenn man sich Harrys schweinisches Naturell anschaut, so ist dies vermutlich eine sehr weise Entscheidung.

„Setzt euch doch; ich mache in der Zwischenzeit schon mal Tee und bring euch ein paar Scones. Oh, und wir müssten eigentlich immer noch etwas vom Teekuchen meiner Mutter übrig haben.“

Draco lässt sich erleichtert in den Sessel fallen – er hat das dunkle Gefühl, dass seine Beine ihn nicht sehr viel länger getragen hätten. Er konnte noch nie gut mit Stress umgehen.

Harry scheint ein wenig zögerlich. „Ich weiß nicht, Baby…“

Baby!

„Soll ich dir nicht helfen? Ich meine, in deinem Zustand…“

„Harry, bitte! Ich bin schwanger, nicht invalide, okay? Setz dich hin und unterhalte unseren… Gast.“ Und damit enteilt sie in Richtung Küche.

Draco spürt einen vagen Anflug von Sympathie für die junge Frau. Es ist nett von ihr, ihnen ein bisschen Privatsphäre zu gewähren, und Draco kann nicht umhin, sie für die merkwürdig ungezwungene Art zu bewundern, wie sie mit dieser zweifellos unangenehmen Situation umgeht.

Harry steht noch ein bisschen verloren in der Gegend rum und schaut die Couch an, als wolle die ihn fressen.

„Setzt dich schon hin!“, sagt Draco schließlich und gibt sich große Mühe, nicht so nervös und flatterig zu klingen, wie er sich fühlt. Harry setzt sich tatsächlich.

„Also“, sagt er und dann entsteht ein weiterer Moment unangenehmer Stille, in dem Dracos Blick durch den Raum schweift, unentschieden, worauf er letzten Endes fallen soll. Harry fährt fort: „Ich hab gehört, du hast einen neuen Freund.“

„Na und?“ Draco fragt gar nicht erst, woher Harry es weiß. Ist ja schließlich auch völlig egal. „Mark ist ein netter Kerl. Er redet sogar mit mir*“, fügt er spitz hinzu.

Harry zuckt die Schultern. „Freut mich für dich.“ In seinen Augen stehen eine Million Fragen, aber er stellt keine davon.

Draco beißt sich auf die Lippe. „Also… du und Ginny.“

Harrys Augen werden schmal. „Was ist mit uns?“

Draco rollte die Augen. “Ihr habt vor, ein esoterisches Restaurant mit einer modernen Chill-Out Lounge zu eröffnen. Ihr heiratet, du Idiot. Ich nehme an, das bedeutet, dass bei dir jetzt wieder alles… normal ist?”

Harry zuckt wieder die Schultern und weicht Dracos Blick aus. „Ich hab sie gern, verstehst du? Und im April kriegen wir ein Baby. Du weißt doch, wie sehr ich immer eine Familie wollte, oder? Ich bin glücklich, Draco. Zum ersten Mal in meinem Leben weiß ich, wo ich hingehöre.“

Dracos Fingernägel graben sich in die Polsterung der Armlehne. Es ist nicht so, als hätte er nicht gewusst, dass Harry mit ihm nicht glücklich war. Soviel hat er schon selbst mitbekommen, vielen Dank, er ist schließlich kein kompletter Depp. Nein, aber was ihn wirklich kalt erwischt ist der Umstand, dass jemand anderes geschafft hat, was Draco nie konnte, dass ein dummes kleines Mädchen es geschafft hat, Harry einen Grund zum Leben zu geben. Und alles, was sie dafür tun musste, war sich schwängern zu lassen.

Aber hat sie so gelitten wie Draco? Hat sie auch nur annähernd eine Ahnung von der emotionalen Achterbahn, auf der Harry und Draco sich befunden haben? Hat sie Harrys Launen ertragen, hat sie es zugelassen, dass er es an ihr auslässt, wenn er mal wieder einen schlechten Tag hatte? Ist ihr Oberkörper auch voller kleiner Narben und Verbrennungen, Spuren von Harrys verdrehter Zärtlichkeit, die heute manchmal noch wehtun und Draco daran erinnern, was es bedeutet, Harry Potter nahe zu sein? Hat sie schon tagelang auf dem Bett gelegen und gewartet, dass er zurückkommt, lange Tage, in denen sie weder wusste, wo er war, noch ob er noch lebte oder schon tot war? Hat sie überhaupt eine Vorstellung davon, was eine so vollständige, alles umfassende Hingabe und Abhängigkeit mit einem anstellen können?

Wie ist es möglich, dass jemand alles gibt, sich selbst aufgibt, und all das letzten Endes doch nicht genug ist?

Diese kosmische Ungerechtigkeit treibt Draco die Tränen in die Augen. Seine Kehle fühlt sich an wie zugeschnürt und für einen Moment bekommt er keine Luft mehr.

Harry zündet sich eine Zigarette an. Das wohlbekannte Klicken des Feuerzeugs, der plötzliche Geruch nach Tabak und Nikotin, den Draco zu gleichem Maße liebt und hasst – das ist zuviel. Er steht auf, ein wenig unsicher, und wankt zur Terrassentür.

Die scharfe, eiskalte Luft ist wie ein Schlag ins Gesicht, aber Draco nimmt den Schmerz dankbar hin. Er atmet tief ein, zieht die Kälte in seine Lungen bis sein Brustkorb zu brennen beginnt.

Er weiß, dass Harry hinter ihm steht, noch bevor seine Hände zögerlich Dracos Schulter berühren.

„Draco?“ Harrys Stimme ist ruhig und ein klein wenig heiser. Vielleicht ist er erkältet. Vielleicht ist das Draco aber auch egal. “Ist alles okay?”

Nein, du blöder Wichser, nichts ist okay! Ich will mich einfach nur irgendwo hinlegen und sterben, und du Arsch hast echt den Nerv, mich zu fragen, ob alles okay ist? Fick dich doch!

Aber er sagt nichts von all dem, stattdessen nickt er schwach. Warum man sagt, dass alles okay ist, obwohl jeder sehen kann, dass man am liebsten aus dem nächsten Fenster springen möchte? Woher soll Draco das wissen?

Starke Arme schließen sich um seine Taille und der Geruch nach Zigaretten, so unverkennbar Harry, ist plötzlich überall um ihn. Einen Moment lang bekommt Draco keine Luft mehr.

„Du hast dich nicht gemeldet“, flüstert Harry in das frisch rasierte Haar auf Dracos Nacken. „Du hast gesagt, du würdest dich melden, aber du hast es nicht getan.“

„Du bist ja schnell genug drüber weggekommen“, sagt Draco bitter. Seine Fingernägel hinterlassen schmerzende Halbmonde in seinen Handflächen.

Harry antwortet nicht, aber Draco spĂĽrt seinen Atem auf seiner sensiblen Haut.

„Hör auf damit“, sagt er, seine Stimme zittrig. Es kostet ihn viel Überwindung, die Worte auszusprechen, denn im Moment will er sich so unbedingt umdrehen und Harry umarmen, dass er das Bedürfnis salzig-kupfrig in seiner Kehle schmecken kann.

„Draco…“

„Nicht!“ Frische Tränen sammeln sich in seinen Augen und Draco spürt, wie sein Widerstand schwindet. „Warum hast du mir die verfluchte Einladung geschickt, Harry? Warum? Bist du echt so grausam? Oder bist du nur einfach unglaublich dämlich?”

„Ich… Draco…”

Draco wirbelt herum, stößt Harry zurück und starrt ihn an. „Ich hab mir solche Mühe gegeben, von dir loszukommen! Ich hatte es fast geschafft… und dann… Scheiße, ich hab fast schon geglaubt, dass das mit der Hochzeit nur ein Trick ist, weil du mich doch zurückhaben willst. Und fast hättest du mich soweit gehabt, dass ich… Gott, ich bin so verdammt bescheuert!“

Harry starrt ihn an, seine grĂĽnen Augen groĂź und verwirrt.

Draco schnaubt. „Aber jetzt steh ich hier, wie der Idiot, der ich bin, und… Ach, fick dich, Harry! Sie ist schwanger! Sie kriegt dein Baby und du wirst sie nie… du kannst nicht mal daran denken, sie zu verlassen!“ Er hält inne und wischt sich ein paar Strähnen seines hellen Haars aus der Stirn. Schweiß und Tränen haben seine Haut klebrig gemacht. „Was hast du dir dabei gedacht, als du den verdammten Umschlag losgeschickt hast, hm? Denkst du eigentlich überhaupt jemals?“

Draco ist vage bewusst, dass dieser Gefühlsausbruch ihn nicht weiterbringen wird – wenn überhaupt wird er ihm bestenfalls einen Award für die Drama Queen des Jahres bescheren. Harry sieht ihn auch schon an, als überlege er sich, ob er nicht vielleicht St. Mungos anrufen solle…

Draco seufzt. „Verschwinde einfach aus meinem Leben, Potter“, sagt er, müde. „Werd glücklich mit deiner Frau und deinen Kindern und deinen Gartenzwergen und lass mich in Ruhe. Ich kann… ich halt’ das nicht länger aus.“

Er schiebt sich an Harry vorbei und geht schnellen Schrittes zur TĂĽr.

Harry ruft seinen Namen. Ginny ruft Harrys Namen. Draco hält nicht an. Er marschiert aus der Tür und appariert vom Fleck weg.


--



Harry steht da und starrt auf die Tür, die Draco soeben hinter sich ins Schloss geworfen hat. Er fühlt sich wie betäubt, fast wie tot. Er weiß, dass er jetzt noch irgendwas anderes fühlen sollte, aber er kann einfach nicht. Aber er weiß, dass da etwas in ihm ist, irgendwas, begraben unter einer dicken Schicht Eis, die einfach nicht brechen will.

„Harry? Schatz, was zur Hölle war das denn jetzt?“

Ginny. Seine wundervolle, perfekte kleine Ginny, die jetzt Ginevra genannt werden will – sie ist erwachsen geworden, irgendwie, irgendwann, anders als Harry, anders als Draco.

Er schaut in ihre großen braunen Augen und zuckt die Schultern. Es tut weh. Er weiß, dass Dracos kleiner Besuch ihm alles bedeuten sollte – aber dem ist nicht so. Irgendwie hat für ihn nichts mehr eine Bedeutung, seit er damals aufgehört hat, auf Dracos Anruf zu warten.

Warum jetzt? Warum jetzt, wo Harry sein altes Leben endlich hinter sich lassen und ein neues anfangen will? Warum muss er alles wieder aufwühlen, was Harry so unbedingt vergessen will? Und woher weiß er das mit der Hochzeit überhaupt? Hat Ginny vielleicht… Aber warum sollte sie das tun?

Harry schluckt trocken. „Hast du ihm die Einladung geschickt?“

Ginny blinzelt nicht einmal, aber Harry merkt, dass es ihr unangenehm ist. „Ich… ist das schlimm? Ich habe seine Adresse in deinem Notizbuch gefunden, da dachte ich… Hätte ich das nicht tun dürfen? Es tut mir leid, wenn…“

Harry schüttelt den Kopf. „Das ist jetzt auch egal“, sagt er. „Er hätte es früher oder später doch erfahren. Ich glaube sowieso nicht, dass er kommt.“

„Oh“, sagt Ginny entschuldigend – doch wenn Harry sich in diesem Moment die Mühe gemacht hätte, sie anzusehen, so hätte er vielleicht den misstrauischen Blick wahrgenommen, den sie ihm zuwirft. Aber er sieht sie nicht an, ist zu beschäftigt damit, in die Ferne zu starren und darüber nachzudenken, warum nur alles so kompliziert sein muss. Und als er sich dann zu ihr umdreht, ist das Misstrauen aus ihren blauen Augen gewichen und sie lächelt ihn an.

„Also, mein liebster Ehemann in spe – da unser Gast uns nun doch so früh verlassen hat, hättest du trotzdem Lust auf ein Tässchen Tee mit deiner Zukünftigen?“

Harry drĂĽckt ihr einen Kuss auf die Stirn und setzt sich zu ihr an den Tisch. Nach FrĂĽhstĂĽck ist ihm allerdings nicht sonderlich zumute.

--



An jenem Tag, an dem Harry Potter Ginevra Weasley die Hand zum Bund der Ehe reicht, steht Draco Malfoy vor dem großen Spiegel in seinem Schlafzimmer. Er trägt einen schwarzen Anzug, den er sich extra für diesen Anlass gekauft hat, mit dem festen Vorsatz, ihn bei der Zeremonie zu tragen. Er starrt sein Spiegelbild drei volle Stunden lang an, dann geht er nach unten und nimmt eine Flasche Whiskey aus dem Schrank.

Als Mark abends nach Hause kommt, ist sein Freund betrunken und geil. Kurz darauf haben die beiden wilden Sex auf dem Küchentisch, während dem Draco nicht aufhören kann, an Harrys Hände auf seinem Körper zu denken, seinen Atem in Dracos Ohr und seinen Schwanz tief in ihm. Als er endlich kommt, ein perfekter Bogen von Sperma gegen die Wand, beißt er sich auf die Lippen, um nicht doch Harrys Namen zu stöhnen. Er hat ihn nie zuvor ausgerufen, wenn er einen Orgasmus hatte, nicht mal, wenn der Beischlaf tatsächlich mit Harry stattgefunden hat – aber dann wiederum hat er damals auch nie so intensiv an ihn gedacht.

Letzen Endes ist Dracos neuer Anzug komplett ruiniert und eingesaut. Mark kocht Abendessen, während Draco unter der heißen Dusche steht und Rotz und Wasser heult.

Zur Hochzeit gehen sie nicht.

--


„Du”, sagt Pansy Parkinson vorwurfsvoll und starrt Draco über ihren Eisbecher hinweg fassungslos an, “hast so viel Scheiße im Kopf, dass ich es kaum glauben kann.”

Draco nippt an seinem Eiskaffée und schaut finster drein. Es ist ein heißer Tag im Juli und sie sitzen an einem Tisch im Garten ihres Lieblingscafés. Obwohl sie einen Tisch im Schatten gewählt haben, spürt Draco, wie seine Achseln langsam feucht werden. Er senkt den Kopf und riecht unauffällig daran. Nein, stinken tut er nicht. Ist auch besser so; das Deo, das er benutzt, ist nämlich so lächerlich teuer, dass es ein echtes Verbrechen wäre, wenn es bei so ein bisschen Julihitze bereits versagte.

„Wieso sagst du sowas?“

Pansy starrt noch immer. „Lass mal überlegen… Vielleicht weil du deine Freunde wechselst, wie andere Leute ihre Unterwäsche?“

Pansy und Draco haben ihre Freundschaft erneuert, als sie sich an der Pädagogischen Hochschule für Lehrer von Magie und Hexerei getroffen haben. Draco konnte es kaum glauben, dass ausgerechnet Pansy sich für ein Lehrerdasein erwärmen könnte – aber dann wiederum ist er ja auch nicht gerade der typische Lehramtskandidat, hauptsächlich deswegen, weil er Kinder eigentlich nicht leiden kann. Jedenfalls ist er trotz allem froh, Pansy wieder in seinem Leben zu haben. Und das nicht nur, weil sie ihm hin und wieder den Kopf zurechtrückt.

Und wenn er sie nicht hätte, wäre er in letzter Zeit vermutlich auch ein wenig zu oft allein.

„Pans, das ist nicht fair!“, protestiert er jetzt, auch wenn er weiß, dass es das wahrscheinlich doch ist. „Du weißt doch, wie Patrick mich behandelt hat! Ihn zu verlassen war eine längst überfällige Notwendigkeit!“

Pansy rollt die Augen. „Ja klar. Er hat dir nämlich nicht jeden Tag Blumen und Pralinen mitgebracht, der egozentrische Drecksack, und das geht natürlich überhaupt nicht an!”

Draco runzelt die Stirn. „Bitte, zieh’s halt ins Lächerliche! Es lag nicht nur daran, das weißt du doch genau!“

Pansy hebt eine Augenbraue. “Ach ja? Dann sag doch mal, was er dir noch Schreckliches angetan hat, mein armes Baby.”

Draco wendet den Blick ab und starrt sicherheitshalber in seinen Kaffee. „Das ist… intim.“

„Oh bitte! Ich wohne in der selben Wohnung, schon vergessen? In den meisten Nächten ist das Quietschen der Sprungfedern in deinem Bett das Geräusch, zu dem ich einschlafe und aufwache. Wenn ich morgens aufstehe, muss ich eine halbe Stunde warten, bis dein momentaner… was auch immer das Bad blockiert, manchmal finde ich gebrauchte Kondome auf dem Sofa, und ich hab euch mehr als einmal beim…“

„Okay, okay, hab’s kapiert, ich führe ein flittchenhaftes Lotterleben und nichts ist zu intim, um es öffentlich vor dir auszubreiten“, unterbricht Draco sie hastig, seine Ohren bereits zuckerwattenrosa. Er ist nicht gerade frigide, aber das Diskutieren seines Sexlebens in der Öffentlichkeit ist dann doch ein wenig zuviel des Guten.

„Wollen wir einfach sagen, dass er nicht das war, wonach ich gesucht habe, okay?“

„Und was war mit Danny? Andy? Mark?“

“Zu arrogant, zu blond, zu… nett…” Draco zählt die unliebsamen Eigenschaften seiner verflossenen Liebschaften an den Fingern ab. „Keiner war der Richtige für mich.“

Pansy leckt Eis von ihrem Löffel und seufzt theatralisch.

„Was ist jetzt wieder?“, fragt Draco irritiert.

„Nichts, Schatz. Gar nichts.“

“Sag nicht nichts und mach dabei so ein Gesicht! Wenn du mir was zu sagen hast, dann sag’s!“ Draco weiß nicht, wieso er plötzlich so trotzig reagiert, aber da ist etwas an Pansys Anspielungen, das ihm gewaltig auf den Sack geht.

„Okay, ich sag’s dir. Aber flipp nicht gleich wieder aus, ja? Also, versteh mich nicht falsch, Schatz, aber…“ Sie zündet eine Zigarette an, obwohl sie noch nicht mal mit ihrem Eisbecher fertig ist. „Ich glaube wirklich…“

Draco nimmt ihr die Kippe aus den Fingern. „Wenn es dir nichts ausmacht…“, sagt er rhetorisch und drückt sie im Aschenbecher aus. „Du weißt doch, wie sehr ich Rauchen hasse!“

Pansy seufzt wieder und sieht Draco mit diesem traurigen was-soll-ich-nur-mir-dir-machen-Ausdruck in ihren großen braunen Augen an. „Siehst du, Schatz, das ist genau das, was ich meine.“

Jetzt ist Draco wirklich verwirrt. „Was? Vielleicht bilde ich mir das ja nur ein, aber ich kann mich nicht erinnern, dass meine Abneigung gegen das Rauchen jemals bevor Gegenstand unserer Unterhaltungen…“

„Doch nicht das, Blödmann.“ Pansy macht eine prägnante Pause. “Es geht mir darum, warum du es so sehr hasst.“

„Also, das ist ja wohl offensichtlich. Es ist eklig und widerlich und meine Klamotten stinken und…“

„Ich wünschte wirklich, ich könnte dir das glauben, Draco. Wirklich.“

„Kannst du doch auch! Was ist dein beschissenes Problem?“ Draco wird langsam richtig wütend. Er kann es nicht leiden, wenn man ihn mit solch bescheuerten Rätseln zumüllt. Davon hat er in der Vergangenheit ja wohl genug gehabt.

„Dein Problem ist, dass du bei all den Typen immer nach etwas suchst, was nicht da ist, was gar nicht da sein kann, weil sie nicht der sind, mit dem du sie vergleichst. Du steckst immer noch bis über beide Ohren in deiner Vergangenheit, Schatz, merkst du das denn nicht?“

Irgendwas an dem, was sie sagt, und dem, wie sie es sagt, führt dazu, dass sich Dracos Nackenhaare aufstellen. „Was willst du damit sagen?“, fragt er, auch wenn er nicht fragen muss, auch wenn er schon weiß, was sie damit sagen will, auch wenn er weiß, dass sie Recht hat.

„Du bist immer noch nicht über ihn weg. Es ist schon so lange her, und du hängst immer noch an Harry Potter.“ Sie schüttelt den Kopf. „Und das, obwohl er doch der Einzige ist, der dich wirklich schlecht behandelt hat, Draco! Ich check’s nicht.“

Draco starrt in seinen Kaffee. FĂĽr einen Moment fĂĽhlt sich alles ein wenig zu real an. Die Luft um ihn ist ein bisschen zu dick und zu heiĂź, der Schatten auf seinem RĂĽcken ein kleines Bisschen zu kalt, der Stuhl unter ihm ein kleines Bisschen zu hart.

„Und wenn das so ist? Was zur Hölle soll ich denn deiner Meinung nach tun, hm?“, fragt er, versucht, cool zu klingen, oder wenigstens wütend, weil das immer noch besser ist, als mitleidserregend und erbärmlich – er glaubt nicht, dass es ihm sonderlich gut gelungen ist. „Es ist ja nicht so, als wollte ich so sein, weißt du?“

Pansy nimmt seine Hand und nach einem kurzen Moment, in dem er sich sträubt, lässt Draco sie gewähren. Es ist schön, endlich jemanden zu haben, der sich wieder um einen kümmert. Die meisten seiner Liebschaften scheren sich einen Dreck um ihn, traurig aber wahr. So ist das nun mal.

„Ich weiß doch, Schatz“, sagt sie leise und Draco hofft einfach nur, dass er nicht auch noch anfangen wird zu heulen. Nicht auch noch das! „Ich weiß doch.“

Draco sagt nichts. Er sieht einfach auf den Kiesboden zu seinen FĂĽĂźen und hofft, dass diese fĂĽrchterlich deprimierende Stimmung endlich vorĂĽbergehen wird.

„Wenn ich nur wüsste, was dieser Kerl mit dir angestellt hat“, flüstert Pansy ratlos. Und es ist nicht das erste Mal, das Draco sich diese Frage stellt.

--



Als er Harry Potter das nächste Mal sieht, lässt Draco – unter anderem – einen Karton mit einem Dutzend Eiern fallen. Das Ganze ist aber bei Weitem nicht so lustig, wie es sich anhört, denn zu diesem Zeitpunkt befinden sie sich in einem Supermarkt und Draco ist sich der neugierigen Blicke der Passanten mehr als bewusst.

Harry scheint ebenfalls ein bisschen erschrocken, aber er kann es besser überspielen. In seinem Einkaufswagen hockt ein plärrendes Kind mit Harrys dunklem Haar und Ginnys blauen Augen. Harry hält eine Packung Cornflakes in der Hand und wirkt durch und durch gestresst. Er legt die Cornflakes in den Wagen, wo sein Sprössling (Draco kann noch keine Diagnose bezüglich des Geschlechts stellen, aber er glaubt, dass es sich um einen Jungen handelt) sofort getröstet scheint und beginnt, mit seinen pummligen Händen die Pappe aufzureißen. Harry geht einen Schritt auf Draco zu.

„Brauchst du Hilfe hiermit?“, fragt er und bückt sich, um Draco beim Einsammeln seiner verstreuten Einkäufe zur Hand zu gehen.

„Ich schaff das auch allein, Potter“, sagt Draco kalt, nachdem er endlich die Stimme wiedergefunden hat.

Zögerlich zieht Harry die Hand zurück und steht langsam wieder auf. „Oh“, sagt er; es klingt verwirrt und ein wenig verletzt. „Okay.“

Draco hebt die Orangen auf, die unter ein Regal mit Salatdressing gerollt sind, und überprüft den Milchkarton, der Gott sei Dank heil geblieben ist. Dann macht er einen großen Schritt, um nicht in die klebrige Masse aus Eigelb und –weiß auf dem Boden zu treten, und versucht, sich ohne großes Federlesen zu verdrücken.

Doch Harry scheint andere Pläne zu haben. Er hält Draco am Ärmel fest. „Hey“, sagt er, mit einer leisen Stimme, die Draco fast schon erschreckt, weil er ihn noch nie so hat sprechen hören. „Kann ich nicht mal mehr mit dir reden?“

„Lieber nicht“, sagt Draco, bleibt aber stehen und sieht Harry etwas genauer an. Er sieht wirklich erschöpft aus, stellt Draco fest, er hat Schatten unter den Augen und wirkt sehr müde. Außerdem scheint er ein wenig zugenommen zu haben. Aber vielleicht ist da ja auch nur Einbildung.

Harry mustert ihn ebenfalls, und Draco beißt sich auf die Zunge, um das Grinsen zu unterdrücken, das auf seinem Gesicht erscheinen will, weil er weiß, dass er gut aussieht. Er hat in letzter Zeit viel trainiert, und es ist ihm wohl bewusst, dass die ausgeblichenen Jeans und das hellgrüne Shirt seinen Körper auf schmeichelhafteste Art zur Geltung bringen.

„Also? Was willst du, Potter?“ Es ist wohldosierte Gemeinheit, mit der er Harry nachdrücklich beim Nachnamen nennt, und zu sehen, wie Harry daraufhin zusammenzuckt, verschafft ihm eine kranke Befriedigung.

Harry schluckt. „Ich… können wir nicht irgendwo hingehen? Vielleicht in ein Café? Ich lad dich ein. Vielleicht können wir uns ja mal wieder nett unterhalten.”

Ach, wie rührend! Als ob sie sich jemals nett unterhalten hätten!

„Das klingt sehr verlockend, Potter, aber… weißt du, ich würde lieber stundenlang hier auf den Knien rumrutschen und diese Sauerei wegwischen, als wieder ein Teil von dir und deinem perfekten Leben zu werden. Außerdem wartet Pansy auf mich. Wenn du mich also entschuldigst…“

Harrys grüne Augen blitzen. „Du bist jetzt mit Pansy zusammen?“, fragt er, seine Stimme angespannt.

Draco kann nicht anders, er muss lachen. Es ist aber auch wundervoll, wie Potter voll auf den falschen Zug aufgesprungen ist. „Bist du blöd? Wir wohnen zusammen, das ist alles. Außerdem”, sagt er und starrt ihm offen ins Gesicht, “kann ja nicht jeder seine Persönlichkeit so willkürlich ändern, nur damit sie zur aktuellen Gesinnung passt, nicht wahr?”

Wow. Das hat gesessen. Harry sieht ihn verblüfft an und lässt vor Schreck sogar Dracos Ärmel los. Draco nutzt seine Chance zur Flucht.

Er bezahlt seine Einkäufe und verlässt eilig den Supermarkt. Er geht schnellen Schrittes die Straße entlang, bis er eine kleine, einsame Gasse erreicht. Er lehnt sich an die Wand, die Einkaufstüte entgleitet seinen zittrigen Fingern. Sein Atem geht schnell und flach. Draco schließt die Augen, versucht, sich zu beruhigen und betet, dass er nicht anfangen wird, zu heulen.

ScheiĂźe, scheiĂźe, scheiĂźe!

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Würde man sagen, dass Draco schlechte Laune hat, so wäre das die Untertreibung des Jahrhunderts. Er hat grauenvolle Laune. Pansy ist nicht zu Hause; sie ist mit den Mädels auf Shoppingtour, und Draco darf nicht mit, weil er das letzte Mal einen fiesen Kommentar über Milicents breites Hinterteil hat fallen lassen – und zur Strafe wurde eine lebenslange Verbannung aus dem Shopping-Club über ihn verhängt. Nun muss er den gesamten Sonntagnachmittag allein mit seinem launischen Ich verbringen, was so ungefähr das Letzte ist, worauf er im Moment Lust hat.

Außerdem ist er nicht nur mies gelaunt, sondern auch noch gelangweilt, und das ist eine fatale Mischung. Er hat sich schon durch jeden verfügbaren Fernsehkanal gekämpft, hat fetten Hausfrauen dabei zugesehen, wie sie nutzlose Haushaltsgegenstände anpreisen, mit denen er nichts anfangen kann, und jetzt steht er in der Küche und starrt in den Kühlschrank, als halte der alle Antworten des Universums irgendwo zwischen der Butter und den sauren Gurken versteckt.

Was vermutlich ein Irrtum ist.

Irgendwann zwischen Mortadella und Chestercheese kommt Draco selbst auf diese Idee und beschlieĂźt, wenigstens etwas zu Essen zu finden, damit seine Interaktion mit dem KĂĽhlschrank nicht ganz umsonst war.

Nur was? Nichts von all den Nahrungsmitteln kann ihn gerade sonderlich begeistern. Schließlich nimmt er ein Erdbeerjoghurt heraus, macht es auf – und stellt es wieder rein, weil er doch keine Lust darauf hat.

Seufzend wandert er zurück ins Wohnzimmer und lässt sich wieder in den Sessel fallen. Draco hasst es, allein zu sein. Immer dann kommt die Erinnerung zurück, schleichen sich düstere Gedanken gleich ungebetenen Gästen durch die Hintertür, und Draco wird depressiv und antriebslos, so als sei er gefangen in einer dicken schwarzen Wolke, die ihn zu Boden drückt.

Auf dem Tisch liegen Pansys Zigaretten.

Draco nimmt das Päckchen, ohne groß nachzudenken, macht es auf und zündet eine Zigarette an. Er raucht sie aber nicht (nicht noch eine Sucht, danke, eine Obsession ist schließlich ausreichend!), sondern legt sie nur in den Aschenbecher, wo sie langsam vor sich hin glimmt. Er betrachtet das rot glühende Ende, beobachtet den Rauch, der in gemächlichen Serpentinen zur Decke zieht. Er schließt die Augen und atmet tief ein, konzentriert sich auf den Geruch, bis er schwören könnte, dass Harry neben ihm sitzt und nach all den Dingen stinkt, die Draco nicht leiden kann.

Es tut weh.

In Momenten wie diesem vermisst Draco Skipper am meisten. Den kleinen Hund zu knuddeln war irgendwie immer sehr tröstlich. Aber Skipper ist fort, ist mit Lyle zu Susan gezogen. Seither hört Draco nichts mehr von ihnen.

Blöde Susan. Wie konnte sie ihm einfach seinen Freund wegnehmen, wo er ihn doch gerade so nötig hätte? So gesehen ist es eigentlich ihre Schuld, dass Draco das Leben führt, das er führt. Okay. Eigentlich nicht wirklich. Aber irgendjemand muss schließlich daran schuld sein, oder? Und es ist einfacher, andere dafür verantwortlich zu machen. Und wenn’s nur ein bisschen ist.

Draco rutscht in eine fast waagrechte Position und stellt irritiert fest, dass er eine Erektion bekommt. Merlin. Irgendwas in ihm muss wirklich ernstlich Schaden genommen haben.

Dann gibt er der Versuchung nach und lässt seine Rechte langsam über seinen Schoß streichen.

Es fĂĽhlt sich gut an. Es sollte sich nicht gut anfĂĽhlen.

Draco seufzt und schüttelt den Kopf. „Verschwinde aus meinem Kopf, Harry, du blöder Arsch“, flüstert er, der Verzweiflung nahe. „Verschwinde aus meinen Gedanken, verschwinde aus meinem verdammten Leben, lass mich endlich in Ruhe!“ Er drückt stärker zu, versucht, sich davon zu überzeugen, dass er nicht an Potter denkt.

Aber wem erzählt er das?

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Er erwacht aus einem seichten Schlummer, als es an der Tür klingelt. Das plötzliche Geräusch bricht unsanft durch die wunderbar erfrischende Stille in seinem Kopf. Er seufzt und dreht sich um, versucht, das unangenehme Geräusch einfach auszublenden und weiterzuschlafen, aber der Störenfried erweist sich als hartnäckig. Die Klingel ertönt wieder und wieder, bis Draco sich schließlich aufrappelt und zur Tür stolpert, wobei er verhalten und nichtsdestoweniger unflätig vor sich hin flucht.

Wahrscheinlich ist es Pansy, die mal wieder die Wohnungsschlüssel vergessen hat. Wäre ja nicht das erste Mal. Er ist doch kein Hauself, verdammt noch eins, wenn sie zu blöd ist, an ihre Schlüssel zu denken, dann kann sie das nächste Mal selber schauen, wie sie wieder reinkommt! Er hat nämlich keine Lust, hier einen auf Butler zu machen!

Draco reißt die Tür auf – und da steht Harry Potter, nicht Pansy, sondern Harry, den Finger schon wieder auf der Klingel, zu einem erneuten Geräuschangriff bereit.

Er schafft ein „Hallo Draco“, bevor Draco die Tür zuschlägt.

Bestimmt nicht!

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Die nächste Viertelstunde starrt Draco auf den Fernsehbildschirm und versucht, mit lautem Heavy Metal das Geräusch der konstant betätigten Klingel und Harrys Rufe zu übertönen. Keine Chance.

Irgendwann hat Draco genug. Er springt auf, rennt zur Tür, reißt sie auf und brüllt: „Hörst du jetzt wohl auf damit, du Arschloch?! Was zur Hölle soll das denn werden?!“

„Was soll das, dass du mich nicht reinlassen willst?“, fragt Harry zurück, verwirrt und leicht beleidigt. Draco hat keine Ahnung, wieso er verwirrt und beleidigt sein sollte, weil er ja schließlich absolut keinen Grund hat, verwirrt oder beleidigt zu sein.

„Das ist meine Wohnung“, sagt er kalt. „Wenn ich dich nicht reinlassen will, so ist das mein gutes Recht. Und ich will nicht, also verpiss dich und geh sterben!“

Er will die Tür wieder schließen, aber Harry schiebt den Fuß in den Spalt. Es entsteht ein kurzer Kampf, in dem Draco erfolglos versucht, Harry aus der Tür zu schieben, aber der ist einfach stärker.

„Nimm deinen verdammten Fuß aus meiner Tür oder ich zerquetsch ihn!“, keift er schließlich, schon etwas außer Atem. „Ich mein’s ernst!“

„Ich geh überhaupt nirgends hin, bevor du dir nicht anhörst, was ich zu sagen habe“, sagt Harry, die Arme verschränkt. Er sieht so aus, als sei das sein Ernst. Und Draco kennt ihn gut genug, um zu wissen, dass dem wahrscheinlich auch so ist.

Er seufzt. „Es gibt nichts mehr zu sagen. Warum machst du’s uns noch schwerer?“

Harry erschauert, und erst jetzt merkt Draco, dass es in Strömen regnet. Harry ist klatschnass. „Können wir das vielleicht drinnen diskutieren? Ich frier mir hier den Arsch ab.”

„Das wäre natürlich furchtbar tragisch”, sagt Draco sarkastisch. „Tja, was soll ich sagen? November ist eine ganz lausige Jahreszeit, um jemanden zu stalken. Vielleicht hättest du das lieber auf Juli verschieben sollen.“

„Haha. Ich wusste ja gar nicht, dass du so ein Witzbold sein kannst, Draco Malfoy“, antwortet Harry durch klappernde Zähne. „Jetzt komm schon, lass mich rein.“

Draco geht zögerlich einen Schritt zur Seite. „Ich fürchte, es gibt vieles, was du nicht über mich weißt“, sagt er ruhig. Harry wirft ihm einen Blick zu, geht aber nicht weiter darauf ein.

„Das ist eine hübsche Wohnung“, sagt er und sieht sich um.

„Ich weiß.“ Draco steht hinter ihm, die Arme in sturer Verweigerung vor der Brust verschränkt. „Ich hätte nicht gedacht, dass das einen Unterschied für dich macht.“

Harry zuckt die Schultern. „Tut’s auch nicht.“

Sie sehen sich einen Augenblick an, der Ausdruck auf ihrer beiden Gesichter unlesbar. Nach einer Weile seufzt Draco. „Was willst du hier, Potter? Ich kann mir kaum vorstellen, dass du hergekommen bist, um unsere Einrichtung zu bewundern, also was zum Teufel willst du von mir?”

Harrys Zunge befeuchtet seine Lippen. Er sieht noch immer gestresst aus, wie Draco es schon das letzte Mal gedacht hat, als sie sich im Supermarkt trafen. Er wirkt auch älter. Technisch gesehen ist er das natürlich auch, aber er wirkt nicht nur älter, sondern eher reifer. Irgendwie. Oder vielleicht bildet Draco sich das auch nur ein.

„Ich… können wir uns vielleicht setzen und uns wie normale Menschen unterhalten?“

Draco rollt die Augen. „Klar doch. Setz dich, nimm dir nen Keks, fühl dich wie zu Hause.” Er macht eine Pause. „Wenn’s dir nicht all zuviel ausmacht, würde ich den Smalltalk gern überspringen. Ich glaube, davon hatten wir beide schon genug, oder nicht?“

Harry zuckt wieder die Schultern. „Klar, wieso nicht? Dann kommen wir eben gleich zum Geschäftlichen. Draco, ich will, dass du mich küsst.“

Draco steht wie angewurzelt. Er muss sich wohl verhört haben. Harry hat ja wohl gerade nicht wirklich…

„Wie bitte?!“

„Du hast mich schon verstanden.“

„Ich… ja, aber… scheiße, das glaub ich ja wohl nicht!“ Draco starrt ihn an. „Bist du jetzt komplett übergeschnappt?“

Harry schaut ihn an, ohne ein Wort zu sagen, und plötzlich ist Draco sich übermäßig bewusst, dass er nur eine Jogginghose und eins von Pansys T-Shirts trägt. Er hat es heute Morgen übergezogen, weil all seine Sachen in der Wäsche sind und er keine Lust zum Bügeln hatte. Es ist schwarz, neutral geschnitten und sieht eigentlich gar nicht sehr weiblich aus – wenn man davon absieht, dass in pinken Glitzerbuchstaben „Ich hasse Montage“ vorne draufsteht. Außerdem ist es ihm zu klein und lässt einen etwa handbreiten Streifen Haut über dem Bund der Jogginghose frei.

„Seit wann sagst du eigentlich so oft scheiße?“, fragt Harry, den Blick auf das sichtbare Bisschen flachen Bauches zwischen Hose und Shirt gerichtet. Draco bekämpft den Drang, es mit den Händen zu verdecken.

„Seit wann interessiert dich meine Wortwahl?“, gibt er zurück. Seine Wangen röten sich langsam aber merklich.

„Ich wundere mich nur. Irgendwie ist es geil, wenn du fluchst.“ Er sagt es einfach so, ohne rot zu werden. Es scheint ihm noch nicht mal peinlich zu sein.

„Das… das ist doch… du bist durchgeknallt, oder? Deswegen bist du hier, du hast den Verstand verloren.“

Harry scheinen die Zweifel an seinem Geisteszustand nicht weiter zu stören. „Nein, ganz im Gegenteil. Mir geht’s großartig. Und es ist wahr, es macht mich echt an, wenn du solche Sachen sagst.”

Draco starrt ihn an. In seinem Kopf dreht sich alles und sein Herz scheint zu versuchen, sich zwischen seinen Rippen in die Freiheit durchzuquetschen. „Das ergibt doch alles keinen Sinn“, stellt er schließlich fest und wischt seine feuchten Handflächen an seiner Hose ab. „Also, ich frag dich jetzt zum letzten Mal: Was willst du hier, Potter? Und wehe du hast keinen guten Grund, dann fliegst du hier schneller raus, als du…“

„Ist es nicht offensichtlich?“

Draco schüttelt den Kopf mit Nachdruck. „Nichts an dir ist offensichtlich. Du bist Harry Potter, schon vergessen? Du bist sozusagen das Gegenteil von offensichtlich.“

Harrys Blick wandert zum Couchtisch, wo er auf der Schachtel Zigaretten zu liegen kommt. „Seit wann rauchst du denn?“

„Gar nicht“, sagt Draco irritiert. „Die gehören Pansy. Hör auf, mir auszuweichen!”

“Kann ich eine…?” Er nimmt sie sich, ohne auf Dracos Antwort zu warten. Draco hebt eine Augenbraue. Wenigstens, stellt er fest, zittern Potters Hände beim Anzünden der Zigarette ganz erheblich.

„Ginevra weiß, dass ich Schwulenpornos habe“, sagt Harry schließlich ohne weitere Vorwarnung. Seine Augen suchen Dracos und weichen ihnen irgendwie zur gleichen Zeit aus. Draco beobachtet, wie eine kleine Rauchwolke sich zwischen Harrys Lippen hervorwühlt und fragt sich, wann genau irgend so ein Arschloch sein Leben in eine bizarre Seifenoper umgeschrieben hat.

Er versucht aber, nicht ganz so überfordert auszusehen, wie er sich im Moment fühlt. „Und das erzählst du mir, weil…?“

„Weil ich fand, dass du wissen solltest, dass du der Grund dafür bist, weswegen mich meine Frau soeben vor die Tür gesetzt hast.“

Draco starrt ihn an. „Wa…? Oh nein, gib jetzt ja nicht mir die Schuld dafür! Das hast du ganz allein verbockt, Potter, also wag es ja nicht, mich da mit reinzuziehen! Ich hab absolut nichts mit dir und deiner Ehe zu schaffen, also lass mich da raus!“

„Aber…“, sagt Harry, und plötzlich sieht er furchtbar unglücklich aus, „ich hab doch an dich gedacht. Ich denke immer an dich. Ich hab nie damit aufgehört, weißt du.“

„Nein.“ Draco schüttelt den Kopf. „Nein, nein, nein! Ich will das nicht hören, ich… Fick dich, Harry! Du hast kein Recht, das mit mir zu machen! Du hast kein Recht, mein Leben zu ruinieren, du…“

“Es tut mir so leid, Draco”, sagt Harry, seine Stimme voll tiefem Bedauern. „Es tut mir so leid, was du wegen mir durchmachen musstest. Es tut mir leid, was ich dir angetan hab, und was ich…“

„Hör auf damit!“, sagt Draco, seine Stimme erstaunlich scharf. „Lass mich einfach in Ruhe!“

„Aber ich…“

„RAUS!“, schreit Draco. „Ich will keine Entschuldigung von dir; ich will dich einfach nie wieder sehen! Hau ab!“ Seine Stimme ist hoch und schrill und er kämpft schon wieder mit den Tränen, aber er kann nichts dagegen tun. „Ich sagte, du sollst abhauen!“

„Nein“, sagt Harry und kommt einen Schritt näher. „Ich gehe nirgendwohin.“

Starke Arme schließen sich um Dracos schmalen Körper und der Geruch nach Zigaretten, nach Harrys billigem Aftershave, der Geruch der Niederlage, füllt Dracos Sinne komplett aus. Er versucht, dagegen anzukämpfen, Harry von sich zu stoßen, aber er ist so müde und ausgelaugt, und Harrys Körper hat so was einladend Tröstliches… und schließlich gibt Draco auf. Er lässt zu, dass Harry ihn an sich zieht und schluchzt in sein regenfeuchtes Sweatshirt, während beruhigende Hände ihm sanft durch das Haar streichen und raue Lippen zärtliche Bedeutungslosigkeiten in sein Ohr flüstern.

Er weiß nicht genau, wie es soweit gekommen ist, aber plötzlich fallen sie auf sein Bett, ein ineinander verknoteter Haufen Gliedmaßen. Draco drückt sein heißes Gesicht in die weichen, kühlen Kissen und Harrys Hände sind überall auf ihm, entledigen ihn Stück für Stück seiner Kleidung. Harry streichelt und küsst die Narben auf Dracos Oberkörper und Schenkeln, bis Draco alles um ihn vergisst und haltlos in das Kissen unter ihm stöhnt.

Harry widmet sich jedem Zentimeter von Dracos Körper mit fast schon erschreckender Hingabe, bedeckt seine Augenlieder mit sanften Schmetterlingsküssen, arbeitet sich dann über Brust und Bauch vor, bis er schließlich bei Dracos Erektion ankommt, die er in den Mund nimmt und so zärtlich bearbeitet, dass Draco fast wieder die Tränen kommen. Er schließt die Augen, versucht, nicht daran zu denken, dass Harry das noch nie zuvor für ihn getan hat, versucht, sich nicht zu fragen, was all das wohl bedeuten muss, und gibt sich stattdessen der Surrealität des Augenblicks hin. Wenn er plötzlich aufwachte und alles wäre nur ein Traum gewesen, so würde ihn das wohl kaum verwundern.

Als Harry endlich in ihn eindringt, macht er es so sanft und langsam, dass Draco den Schmerz kaum spürt. Er stöhnt Harrys Namen in das Kissen, gegen seinen Hals und in seine eigene Hand, während Harry immer weiter und weitermacht und dabei nicht aufhört, bedeutungslose Worte der Zustimmung über Dracos schweißnasse Haut zu hauchen, bis Draco nicht mehr weiß, wo oben und unten ist.

Sie kommen beide mit einem sanften Stöhnen, kurz nacheinander, und danach liegt Harry noch eine lange Zeit neben ihm und streichelt geistesabwesend sein blondes Haar.

Draco starrt an die Decke. Er weiß nicht, was er davon halten soll. Und vielleicht will er es auch nicht wissen. Jetzt in diesem Moment ist alles perfekt, alles so, wie es sein sollte, als hätte ihre Vereinigung die Zeit angehalten und sie wären die einzigen Menschen auf diesem Planeten. Wenn er jetzt anfängt, darüber nachzudenken, warum und wieso Harry tut, was er getan hat, so wird dieser Moment in sich zusammenbrechen wie eine Blase aus fragilem Glas.

Harry andererseits scheint keine solch andächtigen Gedanken zu hegen. Eher im Gegenteil. Er steht seufzend auf und beginnt, fatalistische Endzeitstimmung verbreitend, sich anzuziehen. Draco sieht ihm dabei zu, einen trüben, erschöpften Ausdruck in den Augen. „Wo willst du denn hin?“

Harry hält inne und sieht ihn an, als habe Draco ihn gerade gefragt, wer den Mond aufgehängt hat. „Was glaubst du wohl?“

Draco schnaubt schwach. “Richtig. Ich vergaß – Antworten sind nicht dein Ding.“

Harry setzt sich aufs Bett, um seine Schuhe zuzubinden. “Ich geh zurück zu meiner Familie.“

„Das hatte ich mir jetzt fast gedacht, weißt du.“

„Warum fragst du dann?” Die Schuhbändel scheinen Harrys gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen. Er sieht Draco nicht an.

Draco zuckt die Schultern. “Keine Ahnung.” Er weiß es wirklich nicht. “Ich dachte, sie hätte dich rausgeworfen?“

Harry dreht sich zu ihm um. “Du dachtest, ich wäre hier, weil Ginevra mich rausgeschmissen hat?“

Draco zuckt wieder die Schultern. Er hasst es, dass Harry es schafft, dass er sich so hilflos fühlt. „So ist es doch, oder nicht?”

“Nein.”

“Soll ich überhaupt versuchen, dich zu fragen, was das heißen soll, oder wär’s dir lieber, wenn ich stattdessen einfach in eine Ecke kriechen und stillschweigend verrecken würde?”

„Wäre das denn eine Option?“ Harry sieht ihn an und – zu Dracos großer Verwunderung – lächelt. Er rutscht ein wenig näher und hebt eine Hand, um ihm damit zärtlich über die Wange zu streichen. „Sei nicht blöd, Draco. Ich bin hier, weil ich herkommen wollte.“

Draco schluckt. Seine Augen brennen, aber es sind einfach keine Tränen mehr in ihm. „Und warum haust du dann jetzt wieder ab, du blöder Idiot? Warum bleibst du nicht einfach hier?“

Harrys Lächeln wird traurig. „Weil ich gehen muss. Ich trage Verantwortung, verstehst du? Ich habe einen Sohn, Draco.“

Draco schnieft. „Wie heißt er?“

“Bitte?”

“Dein Sohn. Wie heißt er?”

Harry lächelt. „Julien.“

Draco schaut verblüfft auf. „Das ist mein zweiter Vorname”, sagt er.

Harry nickt. „Ich weiß.“

“Oh.” Nach einer kurzen verwirrten Pause rümpft Draco die Nase. „Also, echt, Harry! Julien Potter? Das passt ja wohl mal überhaupt nicht zusammen.”

Harry lacht. “Er hat sich noch nie beschwert.”

„Er ist ja auch nur ein blödes Baby!“

„Hey, du redest hier von meinem Sohn. Ein bisschen Respekt, wenn ich bitten darf.“

Draco lächelt traurig. „Aber jetzt mal im Ernst, Potter – wie stellst du dir das hier vor?“

Harry schaut ein wenig betroffen drein. Dann rutscht er noch ein wenig näher heran und nimmt Dracos Hand, erschreckt Draco beinahe, weil diese Gesten so ungewohnt sind. „Ich weiß es nicht, Draco. Ich weiß es wirklich nicht.“

Draco schnaubt, zieht aber seine Hand nicht weg. „Ich hoffe aber, dass dir klar ist, dass ich keine Affäre für dich sein werde. Ich bin hier nicht die Andere, also vergiss es!“

Harry nickt. „Das habe ich auch nicht angenommen.“

Sie sehen sich nochmal an, beide müde, ausgebrannt und unglücklich. Endlich seufzt Draco. „Du solltest gehen. Ich bin sicher, du wirst bereits erwartet.”

„Ich… ja.” Harry steht langsam auf.

„Nur mal so aus Neugierde…“ Draco schaut nicht auf, als er spricht, stattdessen starrt er seine bloßen Zehen an.

„Ja?“

„Was du mir vorher gesagt hast. Du weißt schon, die Sache mit den Schwulenpornos.“ Er macht eine Pause und seine Finger pfrimeln eingebildete Staubflusen von der Decke. „Hast du da die Wahrheit gesagt?“

Harry, der bereits gestanden hat, setzt sich wieder. „Ja.“

„Und… wie? Hat sie dich damit erwischt, oder was?“

“Also… nein. Sie hat die Hefte gefunden, als sie in meinen Schubladen rumgewühlt hat.”

„Oh.“

„Tja. Seither ist es komisch zwischen uns. Sie hat mich angeschrieen, dass sie es hätte wissen müssen, dass es nicht nur eine Phase war, dass ich nie darüber hinwegkommen würde. Ich glaube, irgendwann hat sie mich sogar eine verlogene Schwuchtel genannt, aber ich hab nicht mehr ganz so genau hingehört. Außerdem hat sie damit ja irgendwie Recht, nicht wahr? Und du auch.“

„Ich?” Draco ist verwirrt. “Wieso? Womit?”

“Als wir uns damals im Supermarkt getroffen haben, hast du gesagt, dass ich das Leben, das ich führe, nur vortäusche. Damit hattest du Recht. Schau mich doch an. Das bin doch nicht mehr ich.“

Draco zuckt die Schultern. Er würde ihn jetzt gern fragen, für wen er sich denn hält – aber er ist ziemlich sicher, dass Harry das nicht beantworten kann. Also fragt er ihn nicht. „Ich weiß nicht. Du wolltest doch immer eine Familie – jetzt hast du eine. Bist du nicht glücklich?“

Harry sieht durch ihn hindurch, als müsse er ernsthaft darüber nachdenken. „Ich… bin nicht sicher. Ich meine, natürlich liebe ich meinen Sohn und ich dachte auch, dass ich Ginevra liebe, aber… irgendwie hab ich das Gefühl, dass etwas fehlt. Etwas Wichtiges.“

Draco schnaubt. “Dir fehlt doch immer was, Potter. Das geht so, seit ich dich kenne. Glaubst du eigentlich selbst daran, dass du glücklich sein könntest? Und zwar länger als für fünf Minuten am Stück?“

Harry sieht ihn an. „Woher soll ich das denn wissen, Draco?“

„Wenn du’s schon nicht weiß, woher soll ich’s dann bitte wissen?“

Es herrscht einen Augenblick Stille zwischen ihnen. Dann steht Harry auf. „Ich sollte jetzt wirklich gehen.“

„Solltest du.“

„Ja.“

„Potter?“

„Was?“

„Was wirst du ihr sagen?“

Harry zuckt die Schultern. „Ich kann ihr ja wohl kaum die Wahrheit sagen, oder?“

Draco kaut nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. „Du weißt schon, dass man sich auch in unserer Welt scheiden lassen kann, oder?“

„Ich weiß.“

„Verstehe.“

Stille.

„Potter?“

„Ja?“

„Komm nicht mehr hierher. Ich mein’s ernst. Ich will dich nicht wieder sehen.”

„Aber…“

„Kein Aber. Du bist ein selbstsüchtiges Arschloch und ich hab verdammt noch mal die Schnauze voll von dir. Ich wäre dir also sehr verbunden, wenn du dich aus meinem Zimmer, meiner Wohnung und meinem Leben entfernen würdest.“

Harry geht, ohne ein letztes Mal zurĂĽck zu blicken. Draco sinkt in die Kissen zurĂĽck und starrt hinauf an die Lampe, die an der Decke baumelt, weil Potter die TĂĽr zugeknallt hat. Er fĂĽhlt sich innerlich tot.

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Es dauert fast zwei Wochen, bis Harry wieder bei Draco vor der Tür steht. Dieses Mal ist Pansy zu Hause und bescheidet ihm, sehr lautstark und sehr nachdrücklich, sich wieder dorthin zu scheren, wo er hergekommen ist. Draco steht währenddessen am Fester und betrachtet das Intermezzo aus dem Verborgenen. Ihm ist schlecht.

Bei seinem nächsten Besuch geht Harry cleverer vor. Er wartet, bis Pansy das Haus verlässt und klingelt dann an der Tür. Draco ermahnt sich, stark zu sein – und dennoch findet er sich wenig später wieder auf dem Rücken, diesmal nicht im Bett, sondern auf der Couch. Sein Körper gibt Harrys Berührungen beängstigend willig nach, und der schwache Protest seines Verstandes ist nichts gegen die Hitzewellen, die Harrys Küsse durch ihn hindurchjagen.

Diesmal sprechen sie nicht viel miteinander, nicht vor und auch nicht nach dem Akt – doch als sie sich kurz darauf trennen, tragen beide schuldbewusste Mienen zur Schau. Wieder verspricht sich Draco, dass dies das letzte, das ultimativ letzte Mal gewesen ist, wo er zugelassen hat, dass Harry ihm nahe kommt.

Man braucht wohl nicht extra erwähnen, dass Harry eine Woche später erneut auf wenig Widerstand stößt.

„Warum machen wir das?“, fragt Draco danach, als er seine Jeans zuknöpft. „Verschafft es dir eine kranke Befriedigung, meine Werte über den Haufen zu ficken?“

Harry grinst. „Nein, aber es verschafft mir eine kranke Befriedigung, dich zu ficken.”

„Wie unglaublich witzig“, gibt Draco zurück, durch Harrys erbärmlichen Witz kein Stück aufgeheitert. „Nein, mal im Ernst. Was wurde aus dem verantwortungsbewussten Familienvater, der hier vor ein paar Wochen zur Tür rausgestürmt ist?“

Harry neigt den Kopf zur Seite. „Er ist nicht einfach so rausgestürmt, er wurde rausgeworfen.“

„Stimmt. Er hat es nämlich sehr deutlich gemacht, wo seine Prioritäten liegen, und der heiße blonde Typ, den er gerade gevögelt hatte, hatte nicht das Glück, auf dieser Liste besonders weit oben zu stehen.“

„Also, ich glaube ja, dass dieser blonde Typ ihm noch sehr viel bedeutet. Und ich glaube auch, dass er nicht deswegen gegangen ist, sondern weil er Verpflichtungen gegenüber seiner Familie hat, was – wie ich finde – durchaus ehrenhaft ist.“

„Könnten wir vielleicht aufhören, von uns zu sprechen, als wären wir gar nicht da?“

Harry lacht. „Du hast doch damit angefangen. Jedenfalls – natürlich bist du mir wichtig, Draco. Glaubst du denn, ich würde mich sonst so zum Affen machen?“

„Vielleicht weil du eine engstirnige Klemmschwester bist und ich der einzige Mann bin, mit dem du je was hattest?“, schießt Draco ins Blaue. „Außerdem bin ich heiß und du würdest eh keinen Besseren finden.“

Harry sieht aus, als denke er tatsächlich darüber nach. „Möglich“, sagt er dann. „Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass ich so verdammt lang gebraucht hab, zu kapieren, wie sehr ich dich liebe.“

Draco holt scharf Luft und beiĂźt sich vor Schreck beinah die Zunge ab. Das ist das erste Mal, dass Harry es gesagt hat, die Worte, auf die Draco so lange gewartet hat... Er schluckt und seine Worte hallen in seinem Kopf wider. Manchmal ist Liebe einfach nicht genug. Manchmal ist Liebe einfach nicht genug. Manchmal...

„Was wurde aus ‚manchmal ist Liebe nicht genug’?“, fragt er dann, seine Stimme rau und brüchig. „Du warst es doch, der mich die Bedeutung dieser Worte gelehrt hat.“ Er versucht, den betroffenen Ausdruck auf Harrys Gesicht zu ignorieren. „Das kannst du doch jetzt nicht einfach zurücknehmen und umdrehen.“

Harry schluckt. „Was wenn ich mich damals geirrt habe?“

Draco zuckt die Schultern. “Hast du das?”

„Vielleicht.“

„Ich fand es sehr überzeugend. Eigentlich war das die einzige Möglichkeit, wie ich mir erklären konnte, warum ich dir alles gegeben habe und es immer noch nicht genug war. Daran zu glauben, dass wir einfach nicht füreinander bestimmt waren, dass es eine Macht gibt, die uns nicht zusammen sehen will, egal wie sehr wir dafür kämpfen – nur so konnte ich verstehen, was zwischen uns passiert ist.“

„Oh Gott, Draco...“

Draco hebt eine Hand. „Mach das nicht. Es ist vorbei, okay, ich bin drüber weg. Hör auf, mich zu bemitleiden!“

„Ich bemitleide dich doch gar nicht.“

„Wieso dann das Oh Gott?“

„Weil ich so von mir selbst angewidert bin! Ich hab das Ganze noch nie so gesehen; es klingt absolut schrecklich!“

„Tja. Du warst damals auch ein schrecklicher Mensch.“ Draco spricht den Verdacht nicht aus, dass er das vielleicht noch immer ist.

„Ich weiß.“ Harry sieht ihn traurig an. “Ich wünschte, ich könnte es alles ungeschehen machen.”

Draco starrt ihn an. „Und dann? Was dann?”

“Ich weiß nicht. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen.”

„Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, was würdest du anders machen?“

„Ich... ich würde dich niemals so behandeln.“

„Doch, würdest du. Dass du heute bist, wie du bist, ist nur so, weil du damals warst, wie du warst.“

„Ich glaub nicht, dass ich verstehe, worauf du hinauswillst.“

Draco seufzt. „Ist auch egal. Du kannst es nicht ungeschehen machen, also was soll das Lamentieren?”

„Ich will doch nur, dass du verstehst, dass es mir leid tut!“

Draco zuckt die Schultern. „Und wenn ich dir sage, dass ich das registriert hab? Was ändert das?“

Harry sieht zu Boden.

Nach einem Augenblick des Schweigens steht Draco auf. „Hast du vielleicht Lust auf eine Tasse Tee? Pansy hat Kuchen gekauft, vielleicht ist davon auch noch was übrig.“

Harry schüttelt den Kopf. „Ginevra kommt um sechs nach Hause. Ich sollte dann wohl besser auch da sein.” Er weicht Dracos Blick aus und schrappt mit der Fußspitze über den Teppich.

„Natürlich.“ Dracos Stimme ist wie Eiszapfen. “Wo sie dir doch so huldvoll verziehen hat, deine süße kleine Ehefrau.“

„Red nicht so von ihr. Es ist schließlich nicht ihre Schuld.“

Draco starrt ihn an. „Das weiß ich. Es ist deine Schuld. Du bist wirklich überaus erfolgreich, wenn es darum geht, anderer Leute Leben zu versauen, nicht wahr? Meines, das deiner Frau... und sicher wirst du’s auch schaffen, das deines Sohnes kaputt zu machen, wenn du dir ein bisschen Mühe gibst.“ Das war gemein und Draco weiß es. Es tut ihm nicht leid. Harry verdient es. Irgendwie.

Er ignoriert den stechenden Schmerz des SchuldgefĂĽhls in der Brust.

Harry schaut ihn an und Draco sieht den verletzten Ausdruck in seinen Augen. Am liebsten möchte er kotzen. Harry steht abrupt auf. “Ich geh nach Hause.”

“Tu das.” Draco wartet, bis die Tür hinter Harry ins Schloss fällt, bevor er die Tube mit Gleitgel dagegen pfeffert. „Und komm ja nicht wieder!“, schreit er, unsicher, ob Harry ihn überhaupt noch hören kann.

Ist doch egal.

Ist doch egal, was Harry denkt.

ScheiĂź auf ihn.

Draco schließt sich in seinem Zimmer ein und reagiert nicht auf Pansys Klopfen, als sie ein paar Stunden später nach Hause kommt. Erst als sie droht, die Polizei zu rufen, lässt er sich zu einem halberstickten „Lass mich in Ruhe“ herab.

Pansy kommt seinem Wunsch nach.


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Als es ein paar Tage später an der Tür klingelt, steht Draco gerade unter der Dusche. Fluchend dreht Draco das Wasser ab und steigt aus der Kabine und schlingt ein Handtuch um seine Hüften. Blöder Wichser. Er könnte wenigstens den Anstand besitzen und anrufen, um seine Überfälle anzukündigen!

Trotzdem ist da ein nervtötendes kleines Bisschen Erleichterung in Draco. Nicht dass er Potter wieder sehen wollte, nein, nein, nein – aber... irgendwie doch gut, dass Potter nicht das letzte Wort hat.

Draco tappt zur TĂĽr, nasse FuĂźabdrĂĽcke auf den FlieĂźen hinterlassend. Er reiĂźt sie auf.

„Gottverdammt, Potter! Ich sagte doch, du...“

Er erstarrt.

Es ist nicht Potter. Es ist Ginevra Potter, die früher mal Ginny Weasley hieß, die da vor seiner Tür steht und ihn mit wässrigen Augen und rotfleckigen Wangen anstarrt.

„Ist es wahr?“, fragt sie, ihre Stimme hoch und hysterisch.

„Ich... wovon redest du überhaupt?“ Dracos Herz führt einen bizarren Beatfox in seiner Brust auf, Blut rast durch seine Venen und pulsiert in seinen Schläfen. Es rauscht so laut, dass er sich kaum selbst denken hören kann.

ScheiĂźe.

„Du weißt verdammt gut, wovon ich spreche!“, kreischt Ginevra. „Und? Ist es wahr? Fickst du meinen verdammten Ehemann?”

“Eh… nein?” Technisch gesehen ist es keine Lüge, denkt Draco, weil er Harry wirklich nicht fickt – Harry fickt schließlich ihn. Aber in der Praxis ist ihm auch klar, dass dieses kleine Detail für Ginevra keinen Unterschied machen wird.

„Lüg mich nicht an, Draco Malfoy! Ich weiß, was du bist! Ich weiß, was Harry ist! Ich... ich...“ Sie bricht in Tränen aus und Draco steht da, betrachtet die schluchzende Frau seines Lovers und fühlt sich unheimlich hilflos. Scheiß Harry.

„Ginny, komm rein. Lass uns nicht hier draußen reden, okay?“

„Ich will überhaupt nicht mit dir reden”, heult sie. „Und ich heiße Ginevra! Und für dich sowieso Mrs. Potter, hast du das verstanden?“

Draco nickt wie betäubt. “Kommst du jetzt rein?”

„Nein“, schnieft Ginevra, tritt aber doch ein, als Draco ihr Platz macht.

„Ich bin nicht blöd“, sagt sie, als sie kurz darauf in einem Sessel im Wohnzimmer sitzt, eine Tasse Tee so fest umklammert, dass ihre sommersprossigen Knöchel weiß werden. „Ich weiß, dass du und Harry was miteinander hattet, bevor wir... bevor er zu mir zurückkam. Jeder weiß das.“

Draco nickt. Seine Finger spielen mit den Keksen, die auf einer Platte auf dem Tisch stehen. Er hat keine Lust, ihn zu essen. Er braucht nur etwas, um seine Finger zu beschäftigen. Wenn er Raucher wäre, könnte er jetzt rauchen. Er spielt kurz mit dem Gedanken, in just diesem Moment damit anzufangen, verwirft ihn aber sofort wieder. Konzentrier dich, Mann.

Er sieht Ginevra an, Harrys Frau, und sieht sofort wieder weg. Dann doch lieber der Keks. Seine Finger zerkrümeln das Gebäck zu feinem Zuckerstaub. Du wusstest doch, dass es irgendwann hierzu kommen würde. Du hast es immer gewusst.

“Er hat mir nie etwas davon erzählt”, fährt Ginny fort und starrt in ihre Teetasse. „Er hat überhaupt nicht von dir gesprochen. Das tut er immer noch nicht. Wahrscheinlich hätte mich das schon misstrauisch machen sollen; es war so offensichtlich, dass zwischen euch einiges schiefgegangen ist, er hätte mit mir darüber reden müssen. Er hätte es wollen müssen.“

Draco zuckt die Schultern. Er wollte auch immer jemandem erzählen, was passiert ist, hat es aber nie getan. Zu peinlich erscheint ihm das Ganze rückblickend, irgendwie krank und verdreht und unrealistisch. Ab und zu, wenn er sehr betrunken ist, vertraut er Pansy das eine oder andere Detail an – aber wirklich erzählt hat er ihr von der ganzen Sache auch nie.

Ginny seufzt. „Ich denke mal, ich war einfach nur froh, mich selbst belügen zu können. Ich dachte, er sei drüber weg. Ich dachte, er empfinde nichts mehr für dich. Ich hab mir sogar gesagt, dass er gar nicht auf Männer steht, dass es nur eine Phase war, aus der er rausgewachsen ist – oder dass er mich genug liebt, um damit aufzuhören. Ich dachte... Egal, was ich dachte. Ich hab mich geirrt.”

Der Keks ist nicht mehr vorhanden. Draco greift nach einem neuen, um ihn zu vernichten.

„Dass etwas nicht stimmt, hab ich dann gemerkt, als du vor der Hochzeit zu uns kamst. Ich wollte einfach sehen, wie er auf dich reagiert, wie du auf die Hochzeit reagieren würdest... also hab ich dir die Einladung geschickt. Harry wusste nichts davon – bis du dann einfach bei uns aufgekreuzt bist.“ Sie hält einen Moment inne. „Harry hat sich gut gehalten. Ich dachte schon, dass vielleicht nur du derjenige bist, der noch nicht drüber hinweg ist, und... und... ach, verdammt! Wir haben keinen Sex mehr, wusstest du das? Harry sieht mich kaum mehr an! Vor ein paar Wochen hab ich Schwulenmagazine in seinem Büro gefunden... Wie könnte das alles nichts bedeuten?“ Sie rührt wütend heftig in ihrem Tee. Was keinen Sinn macht, weil sie gar keinen Zucker hineingetan hat. „Ich bin nicht komplett bescheuert, weißt du, auch wenn ihr beiden das zu denken scheint.“

Draco weiß nicht, was er sagen soll. Er hält sie nicht für dumm. Na ja, vielleicht ein bisschen. Aber eigentlich hat er sich immer große Mühe gegeben, überhaupt nicht an sie zu denken.

„Jedenfalls“, sagt Ginny und streicht sich nachdrücklich eine Strähne ihres feuerroten Haars aus der Stirn, „fing er irgendwann an, abends dauernd ohne mich auszugehen. Da dachte ich mir schon, dass er sich mit jemandem trifft. Aber...“ Sie schluckt schwer. „Das wahre Ausmaß der Katastrophe wurde mir erst klar, als ich ein Paar Unterhosen in seiner Jeanstasche gefunden habe. Es waren Männerunterhosen mit den Initialen DM. Es war nicht sehr schwer, herauszufinden, wem die wohl gehören.“

Draco schaut auf, erschrocken und verwirrt. Das ist also mit seinen Lieblingsunterhosen passiert?

Ginny, die sein geschocktes Schweigen fehl zu interpretieren scheint, lacht höhnisch. „Oh ja, Malfoy. Er ist so verrückt nach dir, dass er dir sogar die Unterwäsche klaut. Wie fühlt sich das an, hm? Bist du stolz auf dich, ja?“

Draco hat keine Ahnung, was genau er fühlt. Er ist müde und genervt und aufgeregt und entsetzt und nervös – und ein winzig kleiner Teil in ihm ist widerlich glücklich über das, was Ginny ihm gerade erzählt hat. Dass Harry tatsächlich zu solch kitschigen, lächerlichen, wundervoll romantischen Aktionen in der Lage ist. Diese Mischpoke der Gefühle kann Draco unmöglich in Worte fassen oder erklären – und selbst wenn er es könnte, würde er es wahrscheinlich unterlassen. Schließlich ist es ja nicht so, als wolle Ginny wirklich wissen, wie es ihm geht.

Also seufzt er nur und zuckt wieder die Schultern. „Ich... ich weiß es nicht.“

„Er weiß es nicht. Mein Mann klaut seine Unterwäsche und er weiß nicht, was er davon hält.“

„Ginny... Ginevra... es tut mir leid, okay? Ich wollte nicht, dass das passiert, wirklich nicht, ich... die letzten Tage waren unglaublich hart für mich, verstehst du?“

Ginny starrt ihn an. „Klar. Klar! Du hattest eine schwere Zeit, ist mir vollkommen klar, du stiehlst mir meinen Mann, aber du hattest eine schwere Zeit!”

„So hab ich das nicht gemeint, ich...“

„Es ist mir scheißegal, was du meinst!“ Ginny springt auf, ihre Stimme überschlägt sich. „Lass deine Finger von meinem Mann, kapiert? Du hattest deine Chance und du hast’s versaut, jetzt bin ich dran! Harry gehört mir! Du kannst ihn nicht haben!“

Just in diesem Moment öffnet sich die Tür zum Wohnzimmer und Pansy steht im Rahmen. Sie blickt von dem Häufchen Elend, das mal ihr Mitbewohner war, zu der feuerroten Rachegöttin, die wütende Blitze aus ihren braunen Augen schießt, und runzelt die Stirn. „Was geht denn hier? Draco, echt, man kann dich keine fünf Minuten allein lassen, ohne dass du deinen mageren Arsch in Schwierigkeiten bringst.“

„Ich gehe jetzt“, sagt Ginny kalt, Pansy ignoriert sie dabei vollkommen. „Aber glaub ja nicht, dass das schon alles war. Ich geb nicht auf.“ Damit marschiert sie an Pansy vorbei zur Tür hinaus und knallt die Wohnungstür hinter sich zu.

Draco starrt auf seine Hände.

„Tja, also“, sagt Pansy und verschränkt die Arme. „Sie hat sich wirklich zu einer starken Persönlichkeit entwickelt, findest du nicht?“

Draco sagt nichts. Das Ganze ist so... so… sowas kann auch echt nur ihm passieren.

Pansy setzt sich neben ihn aufs Sofa. „Mach nicht so ein Gesicht“, sagt sie. „Ich hab dir doch gleich gesagt, dass das mit euch niemals gut gehen würde, oder? Ich meine – er ist Harry Potter. Was hast du erwartet?“

Draco starrt sie an. „Vielen Dank für deine mitfühlenden Worte! Nur für den Fall, dass es dir vor lauter Rechthaberei entgangen sein sollte: ich bin echt verzweifelt, okay?!“

„Oh wow, lass mal die Drama Queen im Schrank, ja?“ Pansy stößt ihm kameradschaftlich mit dem Ellbogen in die Rippen. „Komm schon, Dray. Beruhige dich. Potter ist doch ein Wichser, ohne ihn bist du sowieso besser dran.”

„Du checkst es einfach nicht, oder?“ Zu seiner Schande fühlt Draco, dass ihm heiße Tränen aus den Augenwinkeln quellen wie aus einem überkochenden Sicomatic. „Ich liebe ihn!“

Pansy seufzt. „Ach Süßer, das weiß ich doch.“

“Einen Scheiß weißt du! Sonst würdest du nicht solche Sachen sagen!”

Pansy beißt sich auf die Unterlippe. „Hey“, sagt sie dann und legt einen Arm um Dracos bebende Schultern. „Ich hab’s nicht so gemeint, okay? Tut mir leid.“

Das bringt das Fass zum Überlaufen und Draco fängt an zu schluchzen. „Jetzt ist es aus“, wimmert er an Pansys Schlüsselbein. „Jetzt wo sie es weiß, kann er nicht mehr herkommen.“

„Das weißt du doch gar nicht“, sagt Pansy. Es wäre wirklich besser, wenn Potter sich nie wieder hier blicken ließe, denkt sie dabei düster, weil sie nicht garantieren könnte, dass er das nächste Treffen mit ihr unbeschadet überstehen wird. „Bisher ist er doch auch immer wieder gekommen.“

„Das war was anderes“, schnieft Draco und Pansy spürt, wie ihre Brustregion warm und feucht von Tränen wird. „Da hab ich ihn rausgeschmissen und er wusste immer, dass ich’s nicht so meine. Aber jetzt... jetzt... sie wird ihn vor die Wahl stellen, verstehst du? Und da kann ich doch nur verlieren...“ Der Rest ist unverständliches weil tränenersticktes Jammern.

Pansy sitzt da und streichelt Dracos blondes Haar. Sie könnte ihm jetzt sagen, dass das alles nicht so schlimm ist, wie es sich anfühlt. Dass es vorbei gehen wird. Sie könnte ihm von dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen erzählen, dass vor vielen, vielen Jahren unsterblich in ihren besten Freund verliebt war. Das kleine Mädchen hätte alles getan, um ihn für sich zu gewinnen, einfach alles, weil sie fest überzeugt war, dass niemals zuvor jemand einen anderen so sehr geliebt hatte, wie sie den blonden Jungen liebte. Sie könnte ihm erzählen, dass es manchmal Dinge gibt, die man so sehr will, dass man es kaum aushält – und man bekommt sie trotzdem nicht. Sie könnte ihm erzählen, dass das kleine Mädchen nicht mehr weiterleben wollte, als der blonde Junge ihr einmal unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraute, dass er Jungs möglicherweise lieber mochte. Sie könnte ihm auch erzählen, dass das kleine Mädchen irgendwann vor dem Verbotenen Schrank ihrer Mutter stand und darüber nachdachte, einfach alles auf einmal zu nehmen, nur damit der grässliche Schmerz in ihr endlich aufhörte.

Sie könnte ihm auch erzählen, dass das kleine Mädchen es letztendlich doch nicht getan hat. Der Schmerz war schlimm, schlimmer, am schlimmsten – und dann war er irgendwann weg. Nur noch ein dumpfes Pochen, wenn sie an ihn dachte. Eine Narbe auf ihrer Seele, ja, aber auch eine wichtige Erfahrung.

Das könnte sie ihm erzählen. Und vielleicht wird sie es eines Tages auch tun. Aber nicht jetzt. Niemand will von der Sonne hören, wenn es dunkel um ihn ist.

Stattdessen sitzt sie nur da und wartet, bis das Schluchzen verebbt und die Tränen versiegen. Irgendwann sieht Draco zu ihr auf, seine Augen rot, seine Wangen fleckig. „Tut mir leid“, sagt er verlegen und wischt Tränen und Rotz mit dem Ärmel ab. „Ich bin so eine Tussi.“

„Schon okay.“ Pansy lächelt ihn an. „Geht’s dir jetzt besser?“

Draco schnieft. “Ein bisschen. Danke.”

„Ich hab doch gar nix gemacht.”

„Du warst hier. Du bist immer für mich da, auch wenn ich mich wie ein kleines Mädchen benehme. Danke. Du bist wunderbar.“

Pansy zuckt die Schulten. „Du bist mein bester Freund. Du bist mir wichtig.“

Draco seufzt. „Weißt du... manchmal wünschte ich mir, ich hätte mich in dich verliebt.“

Pansy erschrickt so sehr, dass sie beinahe von der Couch aufspringt. Dann schluckt sie und ringt um Fassung. „Ist es nicht unheimlich schade, dass du eine kleine Tunte bist und mit so wundervollen Frauen wie mir überhaupt nichts am Hut hast?“

Draco lächelt traurig und zuckt die Schultern. Nach kurzem Zögern gibt Pansy ihm einen Kuss auf die Stirn.


--


Pansy sagt ihre Verabredungen ab und bleibt stattdessen mit ihm zu Hause. Sie bestellen Pizza und sehen sich eine harmlose kleine Komödie im Fernsehen an.

Draco isst kaum etwas und starrt mit leeren Augen auf den Bildschirm. Pansy bezweifelt, dass er ĂĽberhaupt weiĂź, um was es in dem Film geht.

Aber angesichts seiner Situation ĂĽberrascht sie das nicht weiter.

--


Draco weiß nicht genau, wann er eingeschlafen ist, aber irgendwann wacht er auf dem Sofa auf, den Kopf auf Pansys abgelegtem Pullover, ein Fuß fast in der Pizza, die neben ihm auf dem Boden steht. Er blinzelt ein paar Mal schläfrig. Auf dem Bildschirm flimmert der Abspann. Oh. Den Film hat er dann ja wohl komplett verpennt. Nicht, dass das wichtig wäre.

Er fragt sich, wovon er eigentlich aufgewacht ist.

Da sind Stimmen im Gang. Eine ist Pansys, die andere...

Er steht langsam auf und geht auf die Stimmen zu. Es ist ihm egal, dass sein Haar wirr in alle Richtungen absteht und seine Klamotten total zerknittert sind.

Er öffnet die Tür.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass du herkommst, nach allem...“

„Hey Draco“, sagt Harry, Pansys wütende Predigt einfach ignorierend.

„Hey“, sagt Draco.

Pansy wirbelt herum. „Draco, Schatz, tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken!”

Draco sieht sie kaum an. „Du bist hier“, sagt er zu Harry.

„Du hast Tomatensauce am Kinn“, sagt Harry.

Pansy sieht fassungslos dabei zu, wie Draco sich mit dem Ärmel das Gesicht abwischt. Er lässt Harry nicht aus den Augen. „Besser?“

“Perfekt.”

“Du bist hier”, sagt Draco noch einmal.

Harry nickt. „Ja.“

Das Lächeln, das daraufhin auf Dracos Gesicht erscheint ist erschöpft und zögerlich, aber es ist ein echtes Lächeln. Harry erwidert es.

Pansy sieht irritiert von einem zum anderen und runzelt die Stirn. „Draco? Was soll das denn jetzt werden, wenn ich fragen darf?“

„Das hier“, sagt Harry an Dracos Statt, „ist das Einzige, das einen im freien Fall auffangen kann.“

„Was?!“

Draco nickt. „Das Einzige, das stark genug ist, das Gesetz der Schwerkraft zu brechen.“

„Was zur Hölle…“ Pansy schüttelt ungläubig den Kopf. „Ihr seid verrückt. Alle beide. Ich schätze, ihr verdient einander.“

„Ja“, sagt Draco. „Ich schätze, das tun wir.“


--


The End




P.S.:

* “Brokeback Mountain”. Toller Film, tolles Zitat *gg* Na, mir gefällt’s zumindest.

Vielleicht nicht das Ende, dass man sich von einer Story mit diesem Vorlauf erwartet – aber besser geht’s nicht ;) Danke fürs Lesen!


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Klaus Fritz