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Fanfiction

Neunter Stock, Mysteriumsabteilung - Die Stunde des Pan

von Resimesdra

Vorwort: Dieser OS gab den Ausschlag zur Gründung des „Archivs“. Ich widme ihn meiner wunderbaren Solvej, die mich immer ermutigt, solches Zeug nicht sofort wieder zu löschen, nachdem ich’s geschrieben habe... Danke, meine Süße, dass du den Glauben an meinen wirren Verstand noch immer nicht aufgegeben hast! :-*


AN.: „Die Stunde des Pan“ ist ein Ausdruck aus der Antike und beschreibt jene Zeit des Tages (die heiße Mittagszeit), in der der schalkhafte Pan sein Unwesen treibt.



~*--*~



Es ist heiß, viel zu heiß. Die Mittagssonne brennt unbarmherzig auf die Erde, sengende Hitze flutet das Land wie eine zähe Masse, die Luft ist so aufgeheizt, dass sie über den Feldern zu flimmern begonnen hat. Es fehlt nicht mehr viel, denkt Harry, und er müsste Fata Morganas sehen können, jene Trugbilder, die einem Verdurstenden in der Wüste Wasser vorgaukeln, wo keines ist, ihn auf diese Weise nur immer weiter in sein Verderben locken.

Er geht einen vertrockneten, aufgesprungenen Feldweg entlang, das Geräusch seiner Schritte auf dem staubigen Boden das einzige Geräusch in der Stille. Es ist zu heiß für Vögel, es ist sogar zu heiß für das nimmermüde Gezirpe der Grillen, das ansonsten jeden Sommertag in eine dösige Schwere hüllt.

Harrys Kopfhaut brennt, wo sein schwarzes Haar die Sonnenstrahlen absorbiert, Schweiß bildet sich unter dem Gestell seiner Brille und auf seiner Oberlippe, läuft auf seinem Rücken die Rinne seines Rückgrates hinab, wo es dunkle Flecken auf seinem T-Shirt hinterlässt. Seine Füße protestieren gegen die luftundurchlässigen Turnschuhe, in denen sie stecken, und Harry würde nichts lieber tun, als sie auszuziehen – dennoch, der Boden zu seinen Füßen ist steinig, das Gras am Wegrand vertrocknet. Der bloße Gedanke an das Gefühl des Kieses unter seinen Fußsohlen, die Vorstellung des Pieksen der verdorrten Halme sind genug, um Harry von diesem Vorhaben abzubringen.

Er liebt diese Stunden, wenn es so heiß ist, dass sich außer ihm kein Lebewesen rühren zu wollen scheint, wenn ihm ist, als sei er ganz allein auf der Welt. Es ist nicht die Hitze, die ihn lockt, nein, die setzt ihm zu wie allen anderen Menschen auch – es ist die Einsamkeit, die ihn ruft, beinahe schon ein Heiligtum, ein seltenes Geschenk in einer Welt, die viel zu gedrängt scheint, zu hektisch, zu überlaufen. In dieser Stunde gehört die Natur nur sich selbst, und sie gestattet Harry, ein Teil von ihr zu werden. Er taucht ein in ihre Mysterien, wird eins mit den Elementen, und wenn er wieder auftaucht, die Bindung löst, so fühlt er sich gereinigt, erfrischt und gestärkt, bereit, sich aufs Neue den Aufgaben zu stellen, die ihn erwarten.

Vielleicht hat Hermine Recht, wenn sie sagt, dass es viel zu riskant ist, ganz allein hier draußen herumzuwandern, nicht jetzt, wo die Todesser ihm praktisch auf Schritt und Tritt auflauern könnten. Vielleicht hat Ron Recht, wenn er zögerlich anmerkt, dass es ein wenig merkwürdig für einen fast siebzehnjährigen Jungen ist, ganz allein durch die Felder streifen zu wollen, die Einsamkeit ihrer Gesellschaft vorzuziehen. Vielleicht ist es das, vielleicht auch nicht. Harry ist es egal. Er braucht die Stille, seine Auszeit, und er wird sie sich weiterhin nehmen, auch wenn Hermine noch so besorgt dreinschaut, wenn Ron noch so irritiert seine blauen Augen rollt.

Harry geht, bis er den Waldrand erreicht. Der Feldweg, auf dem er sich befindet, schlängelt sich am Waldsaum entlang, zwischen Bäumen und einem Maisfeld. Es ist Hochsommer und der Mais, der fast zur Ernte bereit ist, steht bereits höher als Harry. Harry geht weiter, beschützt von Bäumen und Maispflanzen, und bewundert die Brombeersträucher, die sich am Wegrand entlang ranken. Er pflückt ein paar der blauschwarzen Früchte und steckt sie in den Mund. Sie sind süß und zerplatzen schwer auf seiner Zunge.

Ein paar Minuten später kommt er an die Stelle, wo der Weg verlandet und in eine Wiese übergeht. Harry setzt sich unter eine alte Eiche und sieht in den blauen Himmel über ihm. So unendlich weit, so unendlich leer. Er verschränkt die Arme hinter dem Kopf, lehnt sich an das solide Holz hinter ihm und schließt die Augen.

Vielleicht ist es ein knackender Zweig, der ihn aufgeweckt hat, vielleicht auch die plötzlich aufgekommene kühle Brise, die ihm über das erhitzte Gesicht streicht, aber Harry ist von einer Sekunde auf die andere hellwach. Etwas raschelt neben ihm im Unterholz, und als er herumfährt, kann er seinen Augen nicht trauen: da steht ein Junge zwischen den Bäumen. Er ist etwa so groß wie Harry, ganz in Weiß und hat hellblondes Haar.

„Du!“, sagt Harry, und seine Hand tastet hektisch nach seinem Zauberstab. „Was willst du hier?“

„Hallo Harry“, sagt Draco Malfoy, und Harry lässt vor Schreck beinahe seinen Zauberstab fallen. Harry?

„Woher wusstest du, dass ich hier bin?“, fragt Harry misstrauisch. „Niemand weiß, wo ich bin!“

Malfoy zuckt seine knochigen Schultern. Sein merkwürdiges weißes Gewand raschelt sanft bei der Bewegung. „Ich weiß vieles“, sagt er rätselhaft. „Mehr als die meisten Leute denken.“

Harry steckt seinen Zauberstab wieder ein. Irgendwas sagt ihm, dass von Malfoy keine Gefahr ausgeht. Vielleicht sollte er seinen Instinkten weniger vertrauen, wenn man bedenkt, wie oft sie ihn schon getäuscht haben… aber Harry ist auch nur ein Mensch und es ist schwer, nicht auf die innere Stimme zu hören. „Was willst du hier?“, fragt er wieder. „Ich dachte, du und Snape wärt längst bei V…“

„Nicht“, sagt Draco, und irgendwas an seiner Stimme lässt Harry verstummen. „Sag seinen Namen nicht.“

Harry starrt ihn nur an. Ihm ist nie aufgefallen, wie zerbrechlich Malfoy ist, filigran und elegant, so als sei er aus Elfenbein gefertigt. Elfenbein und Glas. Er schüttelt den Kopf über sich selbst. Malfoy ist Malfoy.

Ein Rascheln im Maisfeld zieht seine Aufmerksamkeit auf sich. Der Wind, denkt Harry, und sieht unwillkürlich in die Wipfel der Bäume über ihm – doch da regt sich kein Blatt. Draco schüttelt den Kopf.

„Das ist nicht der Wind“, sagt er. „Da ist etwas in diesem Maisfeld, Harry. Es wartet.“

„Auf dich?“, fragt Harry, während ihm eine Gänsehaut über den Rücken läuft. „Bist du auf der Flucht, Malfoy?“

Draco schüttelt wieder den Kopf. „Nein. Nicht auf mich. Nicht mehr.“

„Ich kann dich beschützen“, sagt Harry, ganz Heldenmut und Gryffindor. „Komm mit mir; im Fuchsbau wärst du sicher.“ Er weiß nicht so recht, warum er Malfoy Schutz anbietet – aber er sieht so verloren aus, wie er da steht, wie ein ätherischer Nebelstreif an einem Herbstmorgen, kurz bevor die fahle Oktobersonne ihn zögerlich auffrisst, und Harry kann einfach nicht anders.

„Ich sag doch, es ist nicht wegen mir hier, Harry. Ich verlange nicht, dass du auf mich hörst, aber hör mir wenigstens zu.“

Harry nickt, verwirrt. „Was ist es?“

„Das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass es da ist.“

„Es kann kaum schlimmer sein als V… Du weißt schon wer“, sagt Harry, sich an Dracos Bitte erinnernd. „Und mit dem werd ich schon fertig.“

Draco sieht ihn lange an, und Harry hat das merkwürdige Gefühl, dass da Mitleid in seinem Blick ist. „Er ist nicht das Ende aller Dinge, Harry.“

„Was meinst du damit?“

„Es gibt Mächte, die sind stärker als er, Mächte, die selbst er fürchtet, weil er tief in seinem Inneren weiß, dass er sie nicht besiegen wird, nicht so, wie er es versucht, jedenfalls.“

Harry ist verwirrt. „Du meinst… sowas wie Liebe?“ Jetzt fängt Malfoy auch mit diesem Liebesmist an?

Draco lächelt. „Ich spreche von den Urgewalten des Daseins. Er ist nicht der Einzige, der sie zu kontrollieren versucht, und er ist nicht der Erste, der daran scheitern wird.“

„Ich versteh kein Wort“, sagt Harry und schüttelt den Kopf. „Urgewalten des Daseins? Was soll das sein?“

„Du kennst sie. Du hast bereits unter ihnen gelitten.“

„Ach, du meinst Snape?“

Draco lacht, ein beinahe lautloses, perlendes Glucksen. Harry hat noch niemals ein solches Geräusch gehört und es berührt ihn tief in seinem Innern. „Nein, ich meine nicht Snape.“ Eine blasse Hand wird ausgestreckt und berührt Harrys Wange, ganz zart, kaum wahrnehmbar. Dracos Haut ist kühl wie der Abendhauch, aber es ist nicht unangenehm. Harry hat nicht gewusst, dass sich die Berührung eines anderen Lebewesens so anfühlen kann.

„Draco“, flüstert er, und erschreckt sich damit selbst beinahe zu Tode.

Draco lächelt. „Ach Harry. Wenn du nur wüsstest. Wenn ich es dir nur jemals gesagt hätte.“

„Was? Wenn ich was wüsste?“ Harry wird hektisch, beinahe panisch. „Du kannst es mir doch jetzt sagen!“

Malfoy schüttelt nur den Kopf. „Es ist zu spät. Wir haben keine Zeit mehr.“

„Sag das nicht“, bittet Harry. „Wir haben alle Zeit der Welt! Komm mit mir, ich beschütze dich, du brauchst keine Angst mehr zu haben!“ Er greift nach Dracos Hand, doch sie entgleitet seinen Fingern, wie flüssige Seide.

Ein erneutes Rascheln im Maisfeld, viel näher diesmal, begleitet von einem kehligen Knurren. Harry rappelt sich auf, den Zauberstab mit der linken Hand umklammert. „Was ist das?“

Die leichte Brise wird immer stärker, frischt auf, bis man sie einen echten Wind nennen kann, der schwarze Wolken aus dem Nichts vor sich hertreibt. Nun rauschen auch die Blätter über ihnen, und es fällt Harry schwer, Dracos leise Worte zu hören, bevor der Wind sie davonträgt. „Sieh hin.“

Harrys Blick folgt Dracos ausgestrecktem weißen Finger, und er erschauert, als er ein glühendes Paar grünlich gelber Augen zwischen den Maispflanzen erblickt. Eine riesige schwarze Pfote teilt das Grün der Stängel und tritt in das ausgedörrte Gras am Rande des Feldes.

„Was ist das?!“, brüllt Harry über den immer stärker wehenden Wind.

„Sieh hin. Du weißt, was es ist“, sagt Draco. „Du kennst ihn.“

Und als ein greller Blitz den nunmehr pechschwarzen Himmel erleuchtet, begleitet von einer fast orkanartigen Windböe, kann Harry die Umrisse eines großen schwarzen Hundes ausmachen, der sich mit gefletschten Zähnen und gesträubtem Nackenhaar vor ihnen duckt.

Ein ohrenbetäubender Donnerschlag ertönt und Harry schließt unwillkürlich für einen Moment die Augen – doch als er sie gleich darauf wieder aufreißt, panisch, bereit zum Kampf, ist der Hund (es war ein Hund, denkt Harry, ein gewöhnlicher schwarzer Hund, ganz sicher nichts… anderes) verschwunden.

„Was…“, fängt Harry an, und stellt fest, dass er allein ist. Der Himmel ist blau, der Wind hat sich gelegt, nichts zeugt mehr von dem atemberaubenden Spektakel der Naturgewalten, dem Harry soeben beigewohnt hat.

„Draco?“, fragt Harry in die Nachmittagsstille. „Malfoy!“

Keine Antwort.


Als Harry kurz darauf im Fuchsbau ankommt, sitzen Ron und Hermine im Garten bei einer Tasse Tee, vertieft in eine leise Unterhaltung. Harry kann nicht hören, worüber sie sprechen, und als er nah genug ist, sehen sie auf und die Unterhaltung verstummt.

„Oh Harry“, sagt Hermine. „Du bist schon zurück? Möchtest du vielleicht auch eine Tasse Tee?“

Harry schüttelt den Kopf. Er ist zu erschüttert, um an Nahrungsaufnahme zu denken.

„Du bist ja total blass, Mann“, sagt Ron, der ihn kritisch beäugt. „Ist was passiert?“

Harry lässt sich in einen freien Gartenstuhl fallen. „Ihr werdet’s mir wahrscheinlich eh nicht glauben… Also, ich war am Wald, und da hab ich Malfoy getroffen, und…“

Hermine und Ron tauschen einen irritierten Blick.

„Malfoy?“, fragt Ron, Unglauben deutlich in seinen blauen Augen. „Bist du dir da sicher?“

„Natürlich“, sagt Harry, leicht gereizt. Er weiß ja, dass ihn niemand ernst nimmt, wenn er sich um Malfoy dreht. „Ich meine, ich glaube, ich kenn ihn mittlerweile gut genug, dass ich ihn nicht verwechseln würde! Außerdem hab ich mit ihm gesprochen.“

Der Blick, den sich Ron und Hermine nun zuwerfen, ist eindeutig alarmiert.

„Was?“, fragt Harry.

„Harry“, sagt Hermine. „Malfoy ist… Es stand heute Morgen im Tagespropheten.“

„Was stand im Tagespropheten?“

Ron nickt Hermine zu und sie läuft ins Haus, von wo sie keine Minute später mit der bereits ziemlich zernudelt aussehenden aktuellen Ausgabe des Tagespropheten zurückkehrt. Sie schlägt eine Seite auf und reicht sie Harry. „Hier.“

Harry liest und seine Augen weiten sich. „Mutmaßliche Todesser tot aufgefunden. Lucius Malfoy, der seit geraumer Zeit unter Verdacht stand, sich als Handlanger von Du weißt schon wem zu verdingen und der erst kürzlich wegen seiner belastenden Aussagen gegen andere Todesser aus Askaban entlassen wurde, wurde gestern Abend tot in seiner Villa am Stadtrand aufgefunden. Man vermutet das Werk weiterer Todesser. Auch die Leichen seiner Frau Narzissa, sowie sein Sohn Draco konnten aus dem Haus geborgen werden, wo sie bereits längere Zeit unbemerkt gelegen haben müssen. Das Ministerium…“ Harry senkt die Zeitung. „Das kann nicht sein.“

Ron sieht ihn an. „Es ist wahr. Dad hat nachgeforscht.“

„Aber… ich hab ihn doch gerade eben noch gesehen! Ich hab mit ihm gesprochen, verdammt nochmal!“ Irritierte, ungläubige Tränen brennen in Harrys Augen, als er die Zeitung fallen lässt, gerade so, als habe er sich daran verbrannt. „Das muss eine Lüge sein! Ihr wisst doch, dass der Tagesprophet nicht immer die Wahrheit schreibt, dass er manipuliert wird, und…“ Er ballt die Hände zu Fäusten. „Es kann nicht stimmen!“

„Harry…“ Hermine legt ihm eine Hand auf den Arm; die Geste soll wahrscheinlich beruhigend wirken, regt Harry aber nur umso mehr auf.

„Ich kann nicht glauben, dass ihr dem Tagespropheten mehr glaubt als mir!“, ereifert er sich. „Nach allem, was die schon über mich geschrieben haben? Und sogar über euch?“

„Würden wir ja auch nicht, Harry, aber wenn mein Dad sagt… Er hat seine Leiche gesehen, okay? Sie waren zur Untersuchung im Ministerium.“

„Ich hör mir das nicht länger an“, schnaubt Harry. „Wenn mich jemand sucht… ich bin weg.“ Und damit appariert er, seine so genannten besten Freunde mit hilflosem Blick auf der Terrasse zurücklassend.



Es ist kühl im Haus am Grimmauldplatz Nummer zwölf. Kühl und still, ein krasser Gegensatz zu dem regen Treiben in Londons überhitzten Straßen. Harry steht in dem hohen Saal, der einst als Esszimmer gedient hat, und atmet tief durch. Seine Schritte auf dem gefliesten Boden hallen von den hohen Wänden wieder und das Geräusch – mehr noch als die kalte Luft und der Geruch nach alten Möbeln und feuchtem Stein – jagt ihm eine Gänsehaut über den Rücken.

Harry weiß nicht genau, warum er hier ist, aber es ist, als zöge ihn etwas hier magisch an. Langsam steigt er die steile Treppe hinauf; die Stufen knarren unter seinen Schritten. Er geht in das Zimmer, in dem der Stammbaum der Blacks aufgezeichnet ist. Da ist das Brandloch, wo einst Sirius’ Gesicht war. Harry betrachtet es mit einem schmerzlichen Lächeln. Es gibt keine Portraits von Sirius; nichts, das Harry an ihn erinnern könnte, außer die Erinnerung selbst.

Da ist Malfoys Name, und Harry streicht mit den Fingern über sein Namensschild, beinahe schon zärtlich. Wenn er die Seiten wechseln würde, würde man dann seinen Namen auch entfernen? Aber wer sollte es tun?

Harry schüttelt den Kopf über sich selbst und geht hinüber ins nächste Zimmer. Die Ahnengalerie der Blacks. Es ist düster hier in diesem Raum, die Luft muffig und abgestanden, und einzelne Staubpartikel tanzen im Licht von Harrys Zauberstab, ganz so als führten sie ein heimliches Eigenleben. Harry geht den schmalen Gang entlang und betrachtet die Gesichter, auf die der Lumoszauber ein unstetes Licht wirft. Manche blinzeln, wenn ein Lichtstrahl sie trifft, heben abwehrend die Hände und murren Unverständliches. Andere scheinen fest zu schlafen. Und wieder andere reagieren einfach überhaupt nicht. Harry fragt sich, ob das bedeutet, dass sie noch am Leben sind – oder schlichtweg nicht in ihren Portraits weiterleben.

Er hat den widersprüchlichen Mechanismus der belebten Portraits nie verstanden. Und es hat sich auch nie einer die Mühe gemacht, es ihm zu erklären.

Er ist fast am Ende des Gangs angelangt, als er ihn erkennt.

Er ist jünger auf seinem Portrait, vielleicht um die vierzehn, aber unverkennbar Malfoy. Er sitzt auf einem eleganten aber unbequem anmutenden Stuhl in einem Rosengarten vor einem weißen Herrenhaus. Auf der Grünfläche hinter ihm schlägt ein weißer Pfau ein Rad. Das Ganze ist so kitschig und klischéebeladen, dass Harry gelacht hätte, wenn ihm im Moment nicht so zum Heulen zumute gewesen wäre.

„Draco?“

Draco sieht auf, als Harry ihm den Zauberstab unter die Nase hält.

„Das hat ganz schön lang gedauert, Potter“, sagt er, und lächelt. „Aber ich schätze mal, für einen Gryffindor war das noch im Rahmen.“

Harry würde gerne etwas Süffisantes darauf erwidern, etwas wie, Was denn, du bist tot und machst dich immer noch über mich lustig?, aber irgendwie kann er sich nicht dazu durchringen. „Tut mir leid“, sagt er stattdessen und zwingt sich zu einem traurigen Lächeln.

Draco winkt ab, mit einer aristokratischen Geste, die Harry früher zur Weißglut getrieben hätte und ihm nun die Luft abschnürt. „Ist schon okay. Und jetzt, wenn es dir nicht zuviel Mühe macht, wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mich hier abhängen und an einen etwas freundlicheren Ort schaffen würdest.“

„Was immer du willst, Draco“, sagt Harry. „Was immer du willst.“ Und als er die Arme ausstreckt, um die Befestigung von Dracos Portrait von der Wand zu lösen, rinnen ihm salzige Tränen aus den Augen in den Mund, als das Verständnis ihn einholt, und die bittere Ironie, dass sie jetzt so sind, wo sie es doch schon vor langem hätten sein können. Sein sollen. Dass es dann vielleicht niemals so weit gekommen wäre. Oder vielleicht doch. Aber dass sie es nun niemals herausfinden werden.

„Merlin, Potter“, sagt Draco, und obwohl er spöttisch die Augen rollt, fehlt seinen Worten die gewöhnliche Boshaftigkeit. „Du heulst ja wie ein kleines Mädchen. Du wirst noch meine Ölfarbe verschmieren.“

Harry schnieft und wischt sich die Nase an seinem Ärmel ab. „Tut mir leid.“

„Hör auf, dich zu entschuldigen, verdammt! Los, bring mich hier weg. Und wehe du findet kein hübsches Plätzchen für mich.“

Harry nickt, und schluckt, und schnieft ein letztes Mal, dann klemmt er sich das Portrait unter den Arm und gemeinsam verlassen sie das Haus am Grimmauldplatz Nummer zwölf.







AN: OMG, ich hab's echt gepostet oO


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Fiona Weir schaute sich alle 15.000 Mädchen an und reduzierte die Auswahl schließlich auf 29, die sie auf DVD filmte – diese Aufnahmenschickte sie uns. Sie erwähnte, wir sollten auf ein Mädchen besonders achten – sagte aber nicht, welches. Ich kam bis Nummer neun, rief Fiona an und sagte: ,Es muss die Neun sein.‘ Ich hatte Recht. Es war Evanna. Sie war absolut fantastisch.
David Barron, ausführender Produzent, über das Casting für Luna Lovegood