von -Hermine-
„Was zum Teufel ist das?!“ Chad runzelte die Stirn und schaute mit zusammengekniffenen Augen in die Ferne. Sam wandte fragend den Kopf und konnte etwas rundes, fedriges am Himmel erkennen, dass sich wacker seinen Weg durch die einzelnen Windstösse suchte.
Die Schwankungen die Breeze mit sich brachten, wurden beim Tiefflug nur noch deutlicher, wie auch unkontrollierter. Draco rutschte, ohne dass es die anderen bemerkten, etwas tiefer in seinem Stuhl, legte die Ellbogen auf die Lehne und faltete die Hände ineinander, während er fest mit seinem Blick an Breeze festhaftete.
„Wart mal…“, meinte Chad und grinste amüsiert zu Draco, „ist das nicht diese Kamikazeeule, die immer in dich rein geflogen ist?“
„Wieso redest du in der Vergangenheit?“, sagte Draco und beließ seinen Blick weiter bei Breeze, die immer näher kam.
„Ach, Draco sie bemüht sich wirklich!“, meinte Sam tadelnd und schlug ihn auf den Oberarm.
„Ja stimmt.“, gab Draco etwas monoton zurück, „sie verschont die Sachen rund um mich und nietet mich gleich um.“
„Immerhin hat sie ein festes Ziel.“, sagte Chad und streckte sich, „sie weiß was sie will.“
Draco wandte langsam den Kopf und ließ von Breeze ab. „Du redest von einer Eule, Mann!“
„Auch Eulen haben Gefühle!“, verteidigte sich Chad und stieß mit dem Ellbogen an ein Gestell, „Oh tut mir leid…“, nuschelte er und erwischte noch ein dickes, ledriges Buch, welches fast hinausgefallen wäre. „Was ist das denn?“
„Das ist unser Hochzeitsalbum.“, meinte Sam und lächelte kurz zu Draco hinüber, der aber dabei war, sein Gesicht mit seinen Händen zu schützen. Breeze schuhute stolz auf. Sam sah kopfschüttelnd zu, wie die graue Eule in Draco segelte, an seiner Brust abprallte und etwas verwirrt auf seinen Beinen landete. Sie schüttelte sich, wobei ein, zwei Federn ausfielen und schaute mit großen Augen zu Draco empor, der sich die Federn vom Pullover zupfte.
„Wie reizend.“, meinte Chad, schüttelte grinsend den Kopf und wandte sich fragend an Sam, „geht das immer so?“
„Neein, manchmal prallt sie etwas weiter oben ab.“, meinte Sam und nickte wissend.
„Hat er denn nicht mit ihr geübt? Ich dachte sie wäre in einer Flugschule?“
„Das ist sie auch.“, bestätigte Sam und nickte, „nur geht Draco meistens nie freiwillig mit. Irgendwie steht sie auf ihn, keine Ahnung wieso.“
Draco murmelte irgendwelche Flüche zusammen, ehe er versuchte, den Brief von Breeze’s Klaue zu lösen.
Chad wandte sich dem braunen, dicken Buch, welches er vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Er blätterte ein paar Seiten um, ehe er langsam nickte. „Ja, stimmt.“, gab er zu und schaute ein paar Fotos an, „hab’s schon lange nicht mehr in den Händen gehabt…aah, da ist auch mein Lieblingsfoto!“ Er tippte lachend auf ein Bild, welche immer wieder die gleiche Szene abspielte, in der oberen Ecke. „Breeze, die Ringträgerin fliegt auf den Altar zu, verpasst ihn um zwei Meter und rattert mit voller Kanne in Draco, der so überrascht war, dass er gleich nach hinten fiel. Und wie der da fällt…und fällt…“
„Schatz, was hast du da?“, fragte Sam, das Weinglas in der Hand haltend.
„Sieht aus wie ein Brief von Albus.“, meinte Draco und warf Breeze von sich weg, worauf sich diese wankend in die Luft stieß.
„Und fällt…und fällt… “
Draco warf Chad einen erbosten Blick zu, bis Sam ihm den Brief aus der Hand riss. „Zeig mal her!“ Sie flog geschwind über die Zeilen, bis sich dann etwas erleichtert aufschaute. „Es ist nichts passiert…ist eine Einladung.“
„Wisst ihr, dass wird gar nie langweilig!“, warf Chad dazwischen und zeigte begeistert auf das Foto zu seiner Hand, „dein Gesichtsausdruck ist echt einmalig. Und wenn man genau hinsieht dann-“
„Jetzt gib endlich dieses verdammte Foto her!“, murrte Draco und riss das Bild kurzerhand aus seinen Fingern.
„Er lädt uns nach Hogwarts ein.“, sagte Sam langsam und schaute wiederum auf den Brief, den sie immer noch in der Hand hielt, „und zwar schon…in zwei Tagen.“
„In zwei Tagen?“, wiederholte Chad überrascht und hielt beim Versuch Draco das Bild wegzuschnappen, inne. „Das heißt wir fahren mit den Kindern mit?“
„Sieht ganz so aus.“, meinte Sam, zuckte mit den Schultern und steckte den Zettel wieder zurück in den Umschlag.
Ein lauter Aufschrei durchbrach den Augenblick der Stille und Draco wandte etwas grimmig den Kopf.
„Mike, du kleiner Wicht, komm endlich her!!“, schrie Faith und rannte ihrem Bruder schnell hinterher, so schnell, dass sie fast auf dem Marmorboden ausrutschte.
Draco stieß sich von den Lehnen ab und lief ins Haus. „Faith, Mike!“, rief er energisch und zeigte auf die Beiden, „kommt sofort hier her!“
Mike lief zu seinem Vater, immer noch das Tagebuch in der Hand haltend und lachte hinterhältig. Faith kam mit hochrotem Gesicht nach und stand neben ihren Vater. „Du kleines Scheusal, ich werd dich-“
„Faith!“, meinte Draco warnend und schaute daraufhin Beide abwechselnd an, „Was soll das?“, fragte Draco streng und nickte auf das Buch zu Mike’s Hand hin.
„Faith hat eine heimliche Liebe…“, säuselte der Fünfzehnjährige und alberte mit dem Buch in der Hand herum.
„Jetzt halt die Klappe Quälgeist und gib mir endlich mein Tagebuch wieder!“, brummte Faith erzürnt und wollte nach dem Buch greifen, doch ihr Vater kam ihr zuvor.
Er nahm das Buch in die Hand und hielt die zwei von sich. „Mike, du klaust nie wieder das Tagebuch deiner Schwester, verstanden?“, fragte er sachlich und schaute ernst zu seinem Sohn, „und hört endlich auf wegen jeder Kleinigkeit euch an die Gurgel zu springen! Woher habt ihr das nur, verdammt?“
„Wieso, Mum und du ihr streitet euch auch manchmal!“, warf Faith zornig ein, „warum kann ich dem Mistkäfer nicht auch mal einen Zauber auf den Hals jagen?!“
„Hey, hey, hey, hey!“ Sam meldete sich vom Stuhl und zeigte mit dem Finger auf ihre Tochter, „euer Vater und ich streiten nicht. Wir…motzen uns nur manchmal an. Er motzt, ich motze, er motzt zurück, ich motze wieder zurück. Und im Ganzen betrachtet ist das Ganze reine…Motzerei. Und Mike-“, sie wandte sich nachdrucksvoll an ihren Sohn, „apropos motzen. Wehe ich erhalte noch eine Eule von der Schule, du hättest deinen Besen aufgemöbelt! Es ist schon schlimm genug dass du Zuhause in jede Wand rennst, da brauchst du nicht noch einen Besen dazu.“
Mike seufzte genervt auf, nickte jedoch.
„Und zieh endlich deine Hosen etwas höher.“, murrte Draco und hielt sein Shirt etwas hoch, „du siehst aus wie ein Wilder, der gerade von einer Horde Affen entführt wurde.“
„Jetzt heiss’ ich plötzlich Mogli, oder wie?“
„Was?!“ Draco sah etwas verwirrt zu Mike hinunter und sah ihn unverstanden an, „nun mach schon…und kleb nicht immer so viel Gel in die Haare, sieht bescheuert aus.“
„Ach, so denkst du also von mir?!“, fragte Mike und sah etwas gereizt zu seinem Vater.
„Nein, so red ich von dir. Und jetzt vertragt euch endlich!“, antwortete Draco und zeigte zwischen den Beiden hin und her.
Faith warf Mike einen wütenden Blick zu, ehe sie das Tagebuch ihrem Vater entriss und in ihr Zimmer stampfte. Mike allerdings zog seine Hosen überdeutlich nach oben, und lief eher gemütlicher zu seinem Chaos. Draco seufzte resignierend auf. „Schlimmer als wir waren.“
„Ha, meinst du?“, lachte Sam und setzte sich wieder hin.
„Nun, ich bin froh nicht mehr in Hogwarts zu sein…stell dir die mal vor.“ Draco zeigte nach hinten, worauf eine Tür laut ins Schloss fiel.
„Mord und Totschlag.“, meinte Chad, richtete sich dann aber langsam auf, „Also, ich denke wir sollten uns dann auch mal auf den Weg machen.“, meinte er und klopfte kurz auf den Tisch. „Und wegen dieser Einladung…ich gebe Hermine Bescheid ja? Wir melden uns dann bei euch!“ Er gab Draco die Hand, verabschiedete sich mit einer Umarmung von Sam und rief nach seinem Jüngsten.
„Also Alter, man sieht sich.“, sagte Jake und hielt Mike die Hand zum Abschlag hin, „im gleichen Abteil wie immer?“
Mike nickte und verabschiedete sich von seinem Freund. „Bis in zwei Tagen.“
Vom Tagebucheintrag seiner Schwester erzählte er noch nichts…das müsste er sich schon für einen besseren Zeitpunkt aufbewahren.
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