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Fanfiction

Harry Potter und das zweite Zeitalter - Kapitel 20 Der Dunkle Wanderer

von Reaver

Hallo meine lieben Leser!
Ich bin untröstlich, wirklich, dass ich euch so lange auf ein neues Kapitel habe warten lassen, aber meine Arbeit nimmt mich jetzt doch recht in Anspruch. Raus aus dem Bund, rein ins angehende Berufsleben, tja das ist der Lauf der Dinge. Trotzdem habe ich ja ein wenig Zeit gefunden und hoffentlich findet ihr welche zum Lesen und ein Kommi zu hinterlassen. Vielen Dank und auf baldiges Wiederlesen. Diesmal schneller, wirklich, versprochen! Euer
Tobi

*****


Tristan schlug die Augen auf, aber sie waren verschleiert, als blicke er durch dichten Nebel hindurch, ohne zu begreifen, was er sah. Seine Hände lagen ruhig auf dem Schneeweiß des Lakens, dort wo sie auch schon die letzten sieben Jahre gelegen hatten. Die Haut war bleich, kaum an Tageslicht gewöhnt, nur an die wenigen Strahlen, die durch den kleinen Schlitz zwischen den Vorhängen fielen. Es war dunkel im Zimmer, ein Dämmerlicht, das die Grenzen zwischen Realität und Fantasie beständig verschwimmen ließ. Harry fühlte sich beobachtet, als würden böse Augen ihn aus den Schatten heraus betrachten, ihn mit ihren Blicken verfolgen und belauern.
Ginny ergriff Tristans Hand, aber er wandte kaum den Blick. Es sah aus, als träume er immer noch, obwohl er nun wieder in die Welt getreten war, vor der er sieben Jahre lang geflohen war. Seine Beine regten sich kurz unter der dünnen Decke, aber nur kürzer als ein Augenzwinkern.
Ted stand neben dem Vorhang und zog den schweren Stoff ein Stück zur Seite. Ein breiter Strahl hellen Tageslichts strömte in das Zimmer und enthüllte, was lange Zeit in Dunkelheit gelegen hatte. Ein altes lange schon aus der Mode gekommenes Muster zierte die kahlen Wände, die nur einzelnes Bild neben dem Bett zierte. Ein junges Mädchen betrachtete sie aus dem Rahmen heraus mit leicht schräg gelegtem Kopf. Eine Flut brauner Locken schlängelte sich über ihre Schultern und rahmte ihr freundliches, offenes Gesicht ein.
Tristan kniff die Augen zusammen starrte aber in die Sonne, als betrachte er etwas, dass ihm fremd geworden war.
„Es ist so lange her.“, flüsterte seine brüchige Stimme, ein leises Rascheln wie von welkem Laub. Die Strahlen brachen sich glitzernd in den Tränen, die in seinen Augenwinkeln schimmerten. Sie sahen aus wie kleine Edelsteine, die von einem wahren Meister in Perfektion geschliffen worden waren.
„Wie geht es dir?“, fragte Ginny, die besorgt den jungen Mann betrachtete.
„Schwach.“, entgegnete der Traumwanderer und hob eine zitternde Hand vor sein Gesicht. „Du bist Ginny, nicht wahr?“
„Ja.“, erwiderte sie überrascht. „Woher...“
„Ich habe dich in deinen Träumen besucht, aber du hast mich nicht gesehen. Nur wenige tun dies...“, sprach Tristan, dessen Atem schnell und unregelmäßig ging. Sein Brustkorb hob und senkte sich, als sei er eine weite Strecke gerannt.
„Ruhig.“, meinte Ted und legte dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter. „Dein Körper ist sehr geschwächt nach deiner sieben Jahre dauernden Auszeit. Aber wir kriegen dich schon wieder hin.“
Der Traumwanderer nickte nur und ließ den Kopf wieder ganz auf das Kissen zurücksinken.
Die Tür ging auf und eine Heilerin trat ein, vor sich ein Tablett schwebend, auf dem einige kleine Flaschen, wohl sortiert, standen.
„Also das ist ja wirklich eine Überraschung, dass er doch noch aufgewacht ist.“, plapperte sie gut gelaunt drauf los. „Nach dieser langen Zeit hat keiner von uns mehr damit gerechnet. Seid ihr Angehörige von ihm?“
„Freunde.“, antwortete Harry und suchte Tristans Blick, der aber mit verschleierten Augen die tanzenden Staubkörner im Sonnenlicht betrachtete.
„Wie schön, dass ihr euch um ihn kümmert. Es jetzt bestimmt nicht leicht für ihn.“
„Gehen sie.“, sprach Tristan abweisend.
Die Heilerin versteifte sich kurz, stellte das Tablett auf den kleinen Tisch, deutete auf die Flaschen und flüsterte Ted kurz etwas zu. Erst als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte wandte der junge Mann sich wieder Harry zu, aber sein Blick fixierte einen Punkt neben seinem Kopf. Trauer umwölkte seine Züge und fraß sich in den Glanz seiner braunen Augen. Eine dünne Hand regte sich auf dem Laken und reckte sich dem Bild entgegen, das neben seinem Bett hing. Schnell nahm es Ginny herunter und reichte es ihm. Es entglitt seinen schwachen Fingern und fiel auf seine Brust. Das Mädchen lachte ihm aus dem Rahmen heraus an. Ein verkrampftes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, während Tränen die Wangen des jungen Mannes benetzten.
„Wer ist sie?“, fragte Ginny vorsichtig.
„Meine Schwester.“, hauchte Tristan mit Tränenerstickter Stimme. „Sie ist...“ Er sprach nicht weiter, sondern drehte das Bild um, als ertrage er ihren Anblick nicht. Harry schluckte, als er sich erinnerte, mit welcher Trauer der Traumwanderer über den Tod seiner Schwester gesprochen hatte. Trotz seiner Gabe, oder seinem Fluch die Zukunft in den Träumen zu sehen konnte er nicht verhindern, dass sie aus dem Leben gerissen wurde. Zum ewigen Zuschauen von Leid verdammt, ohne Handeln zu können, war er schließlich daran zerbrochen. Sieben Jahre war er in die Träume geflohen und mit dem jungen, lachenden Mädchen hatte alles seinen Anfang genommen.
„Ich...“ Tristan schüttelte den Kopf. „Nur alte Erinnerungen.“ Der Blick seiner Augen strafte die Worte Lügen. „Ich sollte nicht länger in der Vergangenheit verweilen.“
„Sei nicht so hart zu dir selbst.“, sprach Ginny ruhig. „Es ist sicher nicht leicht für dich...“
Ein trockenes, hartes Lachen kam über seine Lippen, gefolgt von qualvollem Husten. „Was ist mir denn geblieben? Ich habe versagt. Nur verkrochen habe ich mich vor meiner Verantwortung.“, krächzte er und wurde von weiterem Husten geschüttelt.
„Hey.“, schaltete sich Ted ein. „Du kannst jetzt weiter in Selbstmitleid versinken, dir Vorwürfe machen und dich Stück für Stück selbst zerstören, oder du raffst dich auf und nimmst diese Medizin, um vielleicht doch noch etwas zu tun, das deinem Leben wieder Sinn gibt.“
Ginny setzte mit einem strafenden Blick an auf die Worte ihres Patenkindes etwas zu erwidern, aber der Traumwanderer kam ihr zuvor.
„Du hast ja keine Ahnung.“, meinte er knapp und verbittert.
„Das habe ich auch nicht. „, gestand Ted. „Aber ich weiß was es heißt für etwas zu kämpfen und wann man sich entscheiden muss zwischen dem einfachen Weg und dem Richtigen.“
Tristan drehte den Kopf zur Seite und starrte ausdruckslos in das lange vermisste Sonnenlicht, das Segen und Fluch zugleich war. Es war Symbol einer Welt, in die er nicht gehörte und doch weilte ein Teil seines Herzens für immer an diesem Ort.
Ginny reichte ihm langsam einen der Tränke. Langsam schlossen sich die bleichen Finger seiner Hand um das kühle Glas.
„Lasst mich alleine.“, sprach er ausdruckslos. „Ich werde euch finden, wenn ich bereit bin.“
„Aber, du meintest, dass du nicht länger hier verweilen solltest.“, meinte Harrys Frau besorgt.
„Geht jetzt. Es gibt noch etwas für mich zu tun.“ Sein Blick suchte den Harrys und etwas dunkles lag in den braunen Augen, umwölkte mit schwarzem Nebel den Glanz. Er nickte leicht, kaum merklich, aber sein Gegenüber erwiderte die Geste. Es bedurfte keiner Worte mehr, es war seine Entscheidung, sein Weg, auch wenn er vielleicht nicht mehr von diesem Pfad zurückkehren würde.
„Kommt, lassen wir ihn alleine.“, sagte Harry und legte Ginny eine Hand auf die Schulter, als sie etwas erwidern wollte. Ted sah stirnrunzelnd zu ihm herüber, wandte sich aber zum gehen, als er einen letzten Blick auf Tristan geworfen hatte.
Harry verließ den Raum als letzter, gerade als der Traumwanderer die Augen schloss, vielleicht für immer. Er hoffte, dass der junge Mann den richtigen Weg gewählt hatte und nicht einfach aufgab, aber etwas in seinem Blick hatte ihn berührt. Es gab noch etwas, für das er kämpfen wollte. Er hatte sich nur darauf besinnen müssen. Die Tür fiel ins Schloss, leise aber irgendwie endgültig. Er warf einen Blick den langen, verlassenen Korridor des Krankenhauses entlang. Er schien ihm beinahe unendlich in seiner kahlen Länge, aber er begrüßte den Weg, den sie bis zum magischen Fahrstuhl schweigend zurücklegten, um nachdenken zu können.

Der Mann saß am prasselnden Kaminfeuer, das flackernde Schemen aus dunkler Bewegung an die Wände warf. Es verschmolz nach wenigen Metern mit dem Licht der unzähligen Kerzen, die das Wohnzimmer erleuchteten. Sein weißes Haar, in das sich noch einige graue Strähnen mischten, fiel ihm über die Schultern und schimmerte rötlich im Schein der Glut. Ein dunkler Mantel war um seine Schultern geschlungen, der aber die hagrere, knochige Gestalt kaum verhüllen konnte. In den dürren Händen hielt Dean einen Pokal, gefüllt mit Wein, dessen blutrote Farbe sich in den Facetten des geschliffenen Glases spiegelte. Die Haut war weiß, mit Brandnarben übersäht und bläulich zogen sich die Adern durch das Fleisch.
Harry beobachtete, wie sich das Licht im Glas brach und ein Schattenspiel über die Züge seines ehemaligen Schulfreundes tanzen ließ. Es hatte sich sehr verändert. Narben entstellten Deans Antlitz, noch rötlich und kaum verheilt. Die Haut glänzte fast weiß und wächsern, als hätte jemand das Gesicht einer Puppe unvollendet gelassen. Ein beständiges, verzerrtes Grinsen formten nun die eingerissenen Lippen. Es verlieh ihm etwas dämonisches, abstoßendes, wäre nicht der Ausdruck in seinen Augen gewesen. Es kam Harry vor, als blicke er auf einen Toten hinab, aus dessem starren Blick alles Leben gewichen war. Nur erkannte er den Todeswunsch darin. Außerdem bewagten sich die Augen unablässig und erforschten das eigene zerstörte Gesicht, das sich im geschliffenen Glas spiegelte.
„Ich bin ein Monster.“, krächzte Dean, während er den Pokal an die dämonischen Lippen führte.
„Das warst du schon vorher.“, erklärte Ron kalt, der mit verschränkten Armen lässig neben dem wuchtigen Kamin lehnte.
Dean entgegnete nichts, sondern zuckte bei den Worten nur leicht zusammen. Vorsichtig stellte er mit zitternden Händen das Glas auf den kleinen Tisch neben sich, als könne er sein eigenes Spiegelbild nicht länger ertragen.
Harry machte eine beschwichtigende Geste in Rons Richtung.
„Hast du uns vielleicht etwas zu erzählen?“, fragte er an Dean gewandt, der ausdruckslos in die Flammen starrte.
„Hat es jetzt noch eine Bedeutung?, entgegnete der Zauberer müde. „Nichts ist so gekommen, wie ich es erhofft hatte, nein, wie ich es gesehen hatte.“ Verbitterung sprach aus seinen Worten. „Kaum mehr als ein Werkzeug war ich, das man weggeworfen hat, nachdem es seinen Zweck erfüllt hatte.“
„Jemand hat dich verraten oder?“, hakte Harry nach, der aufmerksam die Ruine nach einer versteckten Regung absuchte, die einst Deans Gesicht gewesen war.
„Den Verräter verraten, das nenne ich passend.“, höhnte Ron und ging langsam zum Fenster hinüber, durch das der Schein der Straßenlaternen hinein fiel.
„Spare dir deinen Spott Weasley.“, erwiderte Dean hart. „Der Verrat ist allgegenwärtig. Wem kannst du trauen? Auf welcher Seite stehen jene, die du deine Freunde nennst. Es gibt kein Gut und Böse mehr. Die Grenzen sind niedergerissen worden, denn nun geht es nur noch darum zu überleben.“ Er hielt kurz inne, um neuen Atem zu schöpfen. „Du musst dich fragen, ob dein Leben, das deiner Freunde und deiner Familie die Tage oder Stunden wert sind, die du damit erkaufen kannst.“
„Warum denkst du, das wir verlieren werden, werter Herr Schwarzmagier?“, fragte Ron mit einer spöttisch angedeuteten Verbeugung.
„Ich habe die Macht gesehen, die sich euch entgegenstellt, ich habe nach ihr gestrebt, ihr gedient, habe davon gekostet. Es gibt für kein Entrinnen, nur etwas Zeit, die ihr euch erkaufen könnt, bis sie euch schließlich verschlingt.“
„Sie?“, hakte Harry nach. „Du meinst Kara? Sie hat dich verraten!“
„Sprich den Namen nicht laut aus!“, zischte Dean aufgebracht. Im Raum schien es augenblicklich dunkler zu werden, als hätte etwas den Ort verunreinigt. Für einen kurzen Moment glaubte Harry wieder die Gegenwart des Mädchens zu spüren, jenen bösen Brodem aus Hass und Zorn, der ihm in ihrem Traum begegnet war.
„Sie hatte mich in meinen Träumen gefunden. Jahre ist es schon her. Erst jetzt kann ich ihren Plan durchschauen, leider zu spät. Sie brachte mich auf die Spur des alten Wissens des Nebelvolkes. Ich studierte die Geheimnisse, eignete mir Wissen an, dass mich gierig nach mehr machte, nach mehr Macht. Wenn ich sie wieder in den Traumen traf erzählte ich ihr von den Fortschritten, die ich machte, obwohl sie es längst wusste. Sie war eine Traumwanderin und sah in die Zukunft und so zeigte sie mir die Bilder. Sie wusste um meine Wünsche, meine Geheimnisse, alles. Jetzt weiß ich, dass nichts davon real war, aber zu der Zeit damals glaubte ich es. So folgte ich ihr, ohne zu hinterfragen. Ich verriet alle, die mir einst Freunde waren und rief selbst die Dämonen der Vergangenheit wieder in diese Welt. Ich habe für etwas gekämpft, von dem ich dachte, hoffte es würde alles rechtfertigen... meine Zukunft...“
„Mann, du hast versucht Voldemort wieder auferstehen zu lassen.“, meinte Ron kopfschüttelnd. „Also allerspätestens bei dem Plan hättest du erkennen müssen, dass da etwas faul sein muss.“
„Er war nur ein Mittel zum Zweck.“, erwiderte Dean. „Ebenso Werkzeug wie ich.“
Harry starrte traurig in die Glut des Kamins. Sie hatten geblutet und waren gestorben für den perfiden Plan eines Gegners, dessen Gesicht und Namen sie nicht einmal gekannt hatten. Geschickt hatte sich Kara im Schatten gehalten, um aus der Dunkelheit heraus die Fäden zu ziehen. Ohne Gewissen, ohne Gnade hatte die Traumwanderin jeden geopfert, der seinen Zweck erfüllt hatte. Es war ein Spiel, dessen Regeln sie allein bestimmte.
Tage und Stunden, dachte Harry. War das wirklich alles, was sie mit dem Aufgebot ihrer Kräfte erreichen konnten? Ein Aufschub von Tagen und Stunden?
„Tage und Stunden.“, sprach er entschlossen.
„Was?“, fragte Ron, der sich zum Fenster gedreht hatte und stumm in die Nacht hinausgeblickt hatte.
„Selbst wenn es nur Minuten sind! Ich werden für jeden Augenblick kämpfen!“
„Und du wirst für jeden Augenblick bezahlen!“, entgegnete Dean leise. „Mit Blut und Leben.“
„Hey, wenn die Alternative das Ende der Welt ist.“, meinte Ron achselzuckend.
„Nicht der Welt, nur der Form ihrer jetzigen Existenz. Sie wird neu geordnet, reformiert und für Emporkömmlinge wie uns ist da kein Platz.“, erklärte Dean matt.
„Du meinst wie dich.“, konterte Ron grinsend.
Sein Gegenüber machte sich nicht einmal die Mühe zu Antworten, sondern verdrehte nur die Augen.
„Was werden die Gezeichneten unternehmen, um dieses Ziel zu erreichen?“, fragte Harry nachdenklich.
Dean schloss die Augen und lehnte seine dürre Gestalt im Sessel zurück, der viel zu groß für ihn erschien. „In den Bildern, die dieses verfluchte kleine Mädchen mir zeigte, sah ich mich an der Spitze von Heerscharen jeden Widerstand hinfort spülen, wie eine gewaltige Flut. Aber ich denke dies wäre nur das Ende gewesen. Während meiner Studien habe ich vieles über diesen uralten Kampf gelernt, der schon einmal auf dieser Welt getobt hat. Die Sechs erwachen nur langsam, wenn sie ihren Fuss über die Schwelle gesetzt haben. Der Kreuzweg beraubt jeden von ihnen ihrer Macht, aber wenn der Ruf ihres Meisters, des Siebten, ertönt kehrt sie zurück. Langsam nur, aber irgendwann wird niemand mehr sie aufhalten können.“
„Und die Hüter?“, wollte Harry wissen, als Deans Stimme verstummte.
„Sie bilden den Gegenpol, den Ausgleich, der alles wieder ins Gleichgewicht bringen soll. Sie erwachen nur, wenn es ihr wirklicher Wunsch ist, ihr eigener, ungetrübt von dem Willen anderer, von Schrecken oder Angst, Schmerz, Hass und Rache. Es ist der Wunsch diese Welt zu verteidigen, jedes Leben darin, selbst, besonders sogar deine Feinde und Gegner. Du kannst keinen Hüter erschaffen, denn es ist seine ureigene Entscheidung, denn es wird ihn vielleicht das Leben kosten. Es ist nur dieser Wunsch. Er muss rein sein. Es ist egal ob der Mensch in euren Augen böse erscheint, oder gut. Die Welt kennt viele Facetten und alle sind auf ihre Weise wichtig und haben ihren Platz. Sie sucht sich ihre Streiter selbst, auch wenn ihre Entscheidungen für euch nicht immer klar sind.“
Ron hatte die Augenbrauen nach oben gezogen, so dass sie fast unter den roten Haaren verschwanden. „Wow!“, rief er. „Das ist ja richtig episch! Tiefgründig, aber auch leicht verwirrend.“
„Ron, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Sarkasmus und Spott.“, sprach Harry hart. „Was gerade gesagt wurde ist sehr wichtig für uns, denn es zeigt uns, dass wir nicht nur in unseren Reihen nach den Hütern suchen müssen. Vielleicht erkennen sie gar nicht, dass sie eine Aufgabe auferlegt bekommen haben, sondern fühlen nur, dass etwas nicht stimmt. Es gibt kein Gut und Böse mehr.“, schloss er, und sein Blick wandte sich zum Fenster, hinaus in die Nacht und zu dem was in der Dunkelheit lauerte.
„Seid auf der Hut, denn die Gezeichneten werden in den Schatten ihre Netze spinnen, im Verborgenen. Bald schon werden sie die erwachenden Hüter erbarmungslos jagen, wo immer es ihnen möglich ist. Sie werden Diener um sich scharen, die der Verderbnis erlegen sind, der Gier dem Hass und der Verlockung von Macht.“, flüsterte Dean, als fürchte er die Wände würden jedem seiner Worte lauschen, um es in die Nacht hinauszubrüllen.
„Weist du wo sie sich versteckt halten?“, fragte Harry, ohne seinen alten Schulfreund anzusehen. Er hatte das Gefühl, als starrten ihn böse Augen voller Hass aus der Nacht heraus an. Selbst in diesem Haus schien sich die Finsternis zu sammeln, zu gerinnen und Monster aus lebendiger Dunkelheit auszuspeien.
„Nein.“, antwortete Dean, dessen narbige Finger sich wieder um den Pokal schlangen. „Aber sie werden an Orten sein, an denen die Macht der Erde alt ist, ohne von dem zerstörerischen Einfluss der Menschen berührt worden zu sein. Dort wird es beginnen.“
Die Scheinwerfer eines Autos drangen plötzlich durch das spiegelnde Glas des Fensters, zusammen mit dem stotternden Klang eines alten Motors. Das Licht erlosch und ließ helle Flecken vor Harry Augen zurück, aber er erkannte den Wagen von Ron und Hermine, fast in ihrem Gartenzaun parkte. Autotüren wurden geöffnet und warfen unnatürlich lange Schatten in das Wohnzimmer hinein, vom kalten Neonlicht einer Laterne in undurchdringliche Schwärze getrieben.
Ron ging zur Türe und öffnete sie für Ginny und seine Frau, die ihm mit einem Seufzer der Erleichterung eine schwere Tüte in die Hand drückte. Stirnrunzelnd betrachtete ihr Mann das Monstrum von Tragetasche, dass er nun umklammert hielt, während Ginny leichtfüßig an ihm vorbeitänzelte um Harry zu begrüßen, der im Türrahmen lehnte.
„Hallo.“, hauchte er, kurz bevor sich ihre Lippen berührten.
„Wie geht es dir?“, fragte sie und tastete vorsichtig nach seinem Rücken. Ein kurzer Schmerz zuckte durch die Wirbelsäule und hinterließ ein leichtes Brennen, das aber sofort wieder verschwand.
„Ich bin OK.“, antwortete er knapp. „Wie geht es den Kindern?“
Seine Frau biss auf die Lippen und trat an ihm vorbei ins Wohnzimmer, während sie den Mantel von den Schultern streifte, wie um Zeit zu gewinnen. Ihr Blick fiel auf Dean, der teilnahmslos in seinem Sessel kauerte, als schien ihn das Möbelstück langsam zu verschlingen. Ginnys Gesicht verhärtete sich und der besorgte, liebevolle Glanz ihrer Augen machte einer scharfen Klinge Platz, die sie in seine Richtung abschoss.
„Was macht er hier?“, flüsterte sie mit eisigem Klang in der Stimme, dass Harry ein Schauer über den Rücken lief. Es Klang gar nicht nach ihr, sondern, als hätte sich eine andere Person die Lippen seiner Frau geliehen, um die Worte auszusprechen.
„Er hilft uns, zumindest glaube ich das.“, erwiderte er beschwichtigend.
„Nur weil wir sein Leben gerettet haben, als er verbrannt in seinem eigenen Blut lag heißt das nicht, dass er ein anderer Mensch geworden und wir ihm vertrauen können!“, rief Ginny hitzig und deutete mit ihrem Zeigefinger auf Dean, als hielte sie einen Dolch in der Hand. „Er hat so viele getötet Harry! Sie waren unsere Freunde, Familie und Bekannte! Menschen, die er auch kannte und denen er vertraute, wie sie ihm vertrauten!“
„Ginny, wir dürfen uns nicht nur von unseren Gefühlen leiten lassen. Die Vernunft...“, begann Hermine, wurde aber von ihrer Freundin unterbrochen.
„Die Vernunft!“, echote sie. „Sag mir, was an all dem, was geschehen ist noch mit Vernunft zu begreifen ist? Dieser ganze Wahnsinn aus Tod und Schmerz, der über uns hereingebrochen ist hat mit ihm seinen Anfang genommen!“ Ginny starrte ihren alten Schulfreund noch einen Moment hasserfüllt an, dann rauschte sie aus dem Zimmer, fast so als flüchte sie vor seiner Gegenwart, die wie ein dunkler Brodem aus Gift in dem Raum hing. Harry streckte eine Hand nach ihr aus, aber seine Frau rannte die Treppe empor, so weit weg wie möglich von Dean.
„Ich verlange nicht irgendetwas wieder gut zu machen.“, erklärte der im Sessel zusammengekrümmte Schwarzmagier. „Niemand kann das, was geschehen ist rückgängig machen, nur um eines bitte ich euch: Meinem Leben, dass ich vertan habe wenigstens am Ende etwas von dem Sinn zurückzugeben, das es verloren hat. Wie viel Zeit bleibt mir noch? Wenige Monate, vielleicht ein Jahr. Ich spüre es. Die Begegnung mit der Macht der Gezeichneten hat meinen Lebensfunken fast erstickt. Ich kann für niemanden mehr eine Gefahr sein.“
Hermine blickte kurz zu Harry herüber, als Deans Stimme verklang. In ihren Augen erkannte er eine stumme Warnung, die keiner Worte bedurfte. Ihr alter Freund mochte nun ein Greis sein, von der Macht jener gezeichnet, die er hatte beherrschen wollen. Es war fast nichts übrig geblieben von dem Mann, den sie einst gekannt hatten. Darin lag die Gefahr. Der Dunkle Magier war verschwunden, aber er hatte eine andere Kreatur zurückgelassen, die niemand kannte, verbittert und von geheimem Wissen erfüllt.
„Vielleicht mag deine Macht gebrochen, verschwunden oder erloschen sein, aber ich glaube kaum, dass jemand seinen Weg so radikal ändern kann, von einem auf den anderen Tag. Du hast wahrscheinlich nur den ersten Schritt auf einem längeren, beschwerlichen Pfad getan. Was würdest du tun, wenn sich dir die Chance böte und sei es nur die Kleinste, wieder zu alter Macht gelangen zu können? Wie würdest du dich entscheiden?“, fragte Harry ernst, während er dem weißhaarigen alten Mann fest in die Augen sah.
Dean hielt seinem Blick nicht stand. Schon bald senkte er die Augen, während seine Stimme schwach sprach: „Ich weiß nicht, ob ich genug innere Stärke Besitze mich dieser Möglichkeit zu verweigern, egal wie falsch sie auch ist.“
„Vertrauen muss man sich verdienen, Schwarzmagier. Du hast bis jetzt nicht gerade geglänzt!“, zischte Ron feindselig und beugte sich vor. „Warum sollten wir dich nicht einfach wegsperren, bis die geringe zahl deiner Tage aufgebraucht ist?“
„Ron.“, sagte Harry kopfschüttelnd, während er verzog das Gesicht. „Das ist keine Lösung.“
„Wäre es.“
„Keine, die ich in Erwägung ziehe.“, verbesserte sich Harry.
„Vielleicht solltest du das doch tun.“, flüsterte Dean kaum hörbar. „Es wird nicht lange dauern, er wieder kommt. Der einzige, den ich fürchtete, bevor mich die Gezeichneten berührten. Er hat seit jeher versucht das geheime Wissen der Kreuzwege zu bewahren, und kämpfte seit Anbeginn der Zeit gegen die Wesen von der anderen Seite.“
„Wen meinst du?“, wollte Ron ungeduldig wissen.
„Den Dunklen Wanderer.“, hauchte der Greis, als wären die Worte ein tödlicher Fluch.
„Aha.“
„Er ist eine wandelnde Seele, aber sie braucht einen Körper, der keine besitzt. Wisst ihr von wem ich rede?“, fragte Dean mit aufgerissenen Augen, als würde er das Antlitz des Teufels erspähen.


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