Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Harry Potter und das zweite Zeitalter - Kapitel 19 Das ungewisse Dunkel

von Reaver

Er wandelte lange durch düstere Wälder böser Träume. Finstere Nebel des Vergessens hingen zwischen den Stämmen der Bäume, umrankt von dornigen Schlingpflanzen, die jedes Leben unter sich erstickten. Die Sonne war es, die ihn schließlich weckte. Ihre Strahlen kitzelten seine Haut und streichelten sanft über das schwarze Haar. Die Bilder der Alpträume verschwanden und blieben nur als dumpfe, schnell verblassende Erinnerung in seinem Geist.
Licht flutete durch das Fenster, ein ihm wohl bekanntes Fenster, war er doch unzählige Male mit dem Blick auf die sanft geschwungenen Hügel und die Bäume vor dem Fuchsbau erwacht. Es hatte ihn immer gefreut, unendlich viel bedeutet, doch jetzt wünschte sich Harry nichts sehnlicher als wieder einzuschlafen, einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen.
Es war still im Haus, keine Stimmen, kein Lachen, nicht einmal der Gesang eines Vogels trug der Wind heran, der mit den seidigen Vorhängen spielte. Er hatte sich selten einsam gefühlt, oder verlassen, denn immer waren seine Freunde und Familie um ihn gewesen. Nun aber war niemand mehr da.
Vorsichtig drehte Harry sich auf die Seite und strich mit der Hand über die warme Haut seines Rückens. Ein Verband führte vom Schulterblatt hinab bis zum Becken. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn, als er mit den Fingern über den Stoff strich. Jemand lachte leise, meckernd, böse. Harry saß sofort kerzengrade im Bett, die Hand nach seinem Zauberstab auf dem Nachttisch ausgestreckt, doch führte er die Bewegung nicht zuende. Das Lachen war verklungen, als wäre es niemals da gewesen. Das eisige Frösteln blieb aber. Er war nicht alleine, nicht mehr. Jemand war hier, hier in diesem Raum, hatte seine Hand nach dem Ort ausgestreckt, der ihm immer Geborgenheit geboten hatte. Jemand vertrautes.
Ein gehässiges Zischen erklang in seinem Kopf, wie der Laut einer Schlange, die ihre sicher geglaubte Beute entkommen sieht.
„Sirius!“, keuchte Harry, als er die Gegenwart seines Paten spürte, als stünde er direkt neben ihm. Da war aber auch etwas anderes, etwas dunkles, finsteres, unglaublich böses, eine Aura der Kälte, die er niemals in Sirius’ Gegenwart gefühlt hatte. „Nein du bist nicht er, was willst du!?“
Sein Geist suchte und suchte, aber er war fort, entzog sich seinen Blicken. Oder war sein Pate vor etwas anderem geflohen?
Die Tür ging leise auf und ein flammend roter Haarschopf kam in Sicht, der von den Sonnenstrahlen in Brand gesteckt wurde. Das Licht flutete in Ginnys Gesicht und ließ sie die Augen zusammenkneifen.
„Du bist wach.“, stellte sie lächelnd fest, aber es lag ein Zug um ihren Mund, den Harry nur selten bei ihr sah. Er bedeutete immer etwas anderes, aber niemals Gutes. Es kam ihm vor, als sei der Ausdruck in ihren Zügen ein Bote kommenden Unheils.
„Ja.“, antwortete Harry knapp. „Wie lange habe ich geschlafen?“
„Fast einen ganzen Tag.“, erklärte seine Frau und setzte sich neben ihn auf das Bett. Ihre Finger suchten die seinen. Ihre Hand war kalt. „Der Fluch, der dich getroffen hat ließ die Wunde nicht heilen. Du wärst fast... gestorben.“
„Was ist geschehen?“, fragte er ohne sich den Schrecken anmerken zu lassen, den ihre Worte in ihm geweckt hatten. Sie führten ihm seine eigene Sterblichkeit zu deutlich vor Augen, wie klein und verletzlich er doch war, egal wie mächtig er als Zauberer geworden war. Er beherrschte Flüche, die sich manch Magier nicht einmal vorzustellen wagte, hatte als Auror gegen Wesen gekämpft, die nur wenige jemals erblickt hatten, aber bei der Macht die sich nun erhoben hatte bedeutete all dies nur wenig.
„Sie sind verschwunden.“, entgegnete Ginny, über deren Wange eine einzelne Träne rann, in der Sonne schimmernd wie eine kostbare Perle. Sie fiel herab, glitzerte für einen Moment in den Strahlen herrlicher als jeder Diamant, schöner als jemals etwas von Menschenhand geschaffenes, nur um im nächsten Augenblick von der Decke aufgesogen zu werden. Es blieb nichts weiter zurück, als ein kleiner nasser Fleck. „Ich weiß nicht, ob sie disapparierten, oder etwas anderes.... Sie waren einfach weg.“
„Was ist mit Dean?“, wollte Harry wissen, als die letzten Augenblicke ihm wie ein Alptraum wieder ins Gedächtnis kamen und er sie erneut durchlebte.
„Er lebt.“, antwortete seine Frau knapp.
Langsam kehrte alles wieder zurück, alle Erinnerungen an den vergangenen Tag, den Schmerz, die Angst und der Tod den sie gesehen hatten. Sie hatten alles aufgeboten, um in diesem einen Kampf, ohne Erfolg. Dieser tollkühne Hass ihrer Feinde hatte schlussendlich gesiegt, auch wenn der Dunkle Lord nun nicht mehr existierte. Die Gezeichneten waren in ihre Welt gekommen, auch wenn ihr Herr nicht Dean war. Sein Verrat hatte sich gegen ihn selbst gewandt. Soviel Leid, soviel Tod hatte er über den Orden und die magische Welt gebracht, nur um am Ende mit leeren Händen dazustehen.
„Wie geht es den anderen? Sind sie verletzt?“, wollte er nach einiger Zeit wissen, die sie schweigend und in Gedanken versunken nebeneinander gesessen hatten.
„Nichts was nicht heilen würde, aber ich mache mir nicht um die Wunden des Körpers Sorgen, sondern um die der Seele.“, sprach sie fast flüsternd. „Wie alle haben gesehen wer sich gegen uns, gegen unsere Welt stellt.“
Harry spürte wieder die Kälte, die von den Gezeichneten und ihren stummen, eisigen Blicken ausgegangen war. Selbst das Licht floh vor ihrer Gegenwart, als sträube sich die ganze Welt gegen ihre bloße Existenz.
„Ich weiß nicht, was zu tun ist.“, gestand Harry schließlich. „Wir wissen so wenig über all das, was nun geschieht, nicht einmal unser eigenes Schicksal vermögen wir zu bestimmen. Es ist nicht wie damals, als wir gegen Voldemort gekämpft haben. Jetzt findet der Krieg auch in unseren Herzen statt, zwischen uns, dem Schrecken und dem einzigen was uns vor ihm beschützen kann: Mut.“
„Es ist schwer jetzt noch Mut zu finden.“, hauchte Ginny und fuhr sich mit ihren Händen über das Gesicht.
„Vielleicht muss ich jemandem die richtigen Fragen stellen, der die Zukunft gesehen hat.“, sprach Harry nachdenklich, bevor er sich erhob. Seine Frau sah ihn fragend an, zugleich auch beunruhigt, so als erahne sie etwas in den finsteren Schleiern, die sich über ihr aller Schicksal gelegt hatten. Jeder Schritt, den sie nun gingen führte in die Ungewissheit, in eine Nacht, in der weder Mond noch Sterne schienen. Trotzdem war es ein Weg, der beschritten werden musste.
„Ginny, bitte suche nach einem jungen Mann, der seit sieben Jahren schläft. Vielleicht gibt es im Sankt Mungo etwas über ihn.“, meinte Harry nachdenklich. „Er war in Hogwarts, vermutlich auch seine Schwester, aber sie starb bei einem Unfall. Seitdem schläft er, aber jemand oder etwas muss ihn ja am Leben erhalten.“
Ginny wirkte verwirrt, nickte aber wie automatisch.
„Sein Name ist Tristan Perreck. Er...“ Harry stockte, als wollte seine Zunge nichts von dem erzählen, was er in seinen Träumen gesehen und erlebt hatte. „Er lebt in seinen Träumen und den anderer Menschen. Manchmal kann er zu den Schlafenden sprechen, so wie zu mir.“
„Seit wann kennst du ihn denn?“, fragte Ginny, die nachdenklich mit einer Strähne ihres flammend roten Haares spielte, das voller Glut in der Sonne glänzte. Ihr Blick war auf irgendeinen Punkt jenseits der geschlossenen Tür gerichtet.
„Kurz nachdem wir in Avalon waren. Vielleicht war es der Einfluss dieses Ortes, der etwas in mir geweckt hat.“, antwortete Harry. Sein Rücken schmerzte und er verzog das Gesicht. Tausend glühend heiße Nadeln stachen in Knochen und Fleisch, während ein grausamer Folterknecht sie langsam bewegte.
„Geht es dir gut?“, fragte seine Frau. Er war kreidebleich geworden. Schon war sie aufgestanden und streckte eine Hand nach ihm aus.
„Ist schon gut.“, meinte er, aber sein Gesicht strafte die Worte Lügen. Ginnys Lippen wurden schmal und sie griff helfend unter seine Achseln. Er seufzte erleichtert, als ein Teil seines Gewichtes dem verletzten Rücken abgenommen wurde.
„Was bei Merlins Bart war das für ein Fluch.“, stöhnte Harry, als seine Frau ihn wieder hinüber zum Bett geleitete.
„Schwarze Magie.“, erwiderte sie, während ihre Hände ihn mit sanfter Gewalt nötigten sich wieder hinzulegen. „Die Wundränder waren wie versengt und entzündeten sich, als würde sich ein Gift in den Körper hineinfressen.“ Sie ließ ihre Finger über die brennende Narbe unter dem Verband gleiten. „Selbst jetzt noch bricht die Wunde immer wieder auf.“
Harry ließ seinen Kopf entmutigt wieder auf das Kissen sinken. Sofort bedauerte er die Ruckartige Bewegung, als neue Schmerzpfeile seine Wirbelsäule empor in den Kopf schossen.
„Wie soll ich in dem Zustand irgendetwas bewirken!?“, zischte er und seine Hände schlossen sich zu Fäusten, aber es war nur eine Geste, die ihm die eigene Hilflosigkeit vor Augen führte.
„Alleine, dass du lebst ist dein größter Verdienst. Jetzt ist es deine Aufgabe wieder gesund zu werde.“ Ginny neigte ihren Kopf zu ihm herab und küsste ihn zärtlich und lange. „Ich finde schon diesen Tristan.“, hauchte sie ihm auf die Lippen. Nach diesen Worten diesen Worten verschwand sie aus dem Zimmer, aber irgendwie hatten ihre Bewegungen etwas von einer Flucht an sich. Konnte sie es nicht ertragen ihn so zu sehen, ihren Mann, Führer des Ordens, der Voldemort besiegt hatte, Auror und Vater. In allen Kämpfen war das Glück ihm hold gewesen, bis auf diesen. Nun war er knapp dem Tod entronnen, lag geschwächt und unfähig zu kämpfen im Bett. Ginny war vielleicht auch etwas klar geworden, dass sie alle nur Menschen waren. Menschen, die sterblich, verletzbar sind, egal welche Taten sie vollbracht haben. Ein Wort konnte jeden von ihnen töten.
Furcht klammerte sich um Harrys Herz, bei dem Gedanken, wie alles hätte Enden können. War er so bereitwillig gewesen ihr aller Leben zu opfern? Was war er? Was war aus ihm geworden? Die Saat des Zweifels nagte an ihm. Mit aller Macht wehrte er sich gegen die Gedanken, die ihm wie ein fremdes Flüstern in seinem Geist erschienen, gesprochen von einem anderen Wesen, das ihm jede Hoffnung nehmen wollte. Es gelang ihm es zu vertreiben, aber nur knapp. Harry spürte, wie es ihn fast alle Kraft gekostet hatte. Sein Rücken begann wieder zu brennen und er umklammerte mit der rechten Hand seinen Zauberstab, als hielte er sich daran fest, um nicht in einen tiefen Abgrund zu stürzen, dessen Klippen in der Tiefe jedem Blick entschwanden.
War der Feind schon so nah, dass sein Geist für ihn war wie eine offene Festung ohne Wachen? Müdigkeit machte sich in seinen Gliedern breit, eine bleierne Schwere, beinahe angenehm. Der Zauberstab zitterte, derart fest hatte Harry seine Hand um das polierte Holz geschlungen. Tränen sammelten sich in den Augenwinkeln und rannen langsam die Wangen herunter, bevor der weiche Stoff des Kissens sie aufsaugte. Er versuchte gar nicht sie zurückzuhalten. Mit ihnen kam der Schlaf und die Träume.

Weißer Kies knirschte unter seinen Schuhen, strahlend hell von der Sonne erleuchtet, die vom makellos blauen Himmel ihre Strahlen zur Erde sandte. Der Weg vor ihm wand sich durch herrliche Blumenbete, beladen mit einer gewaltigen Blütenpracht. Leise wispernd strich der Wind über die Pflanzen, spielte mit den saftigen, grünen Blättern und trug den Duft der Blüten zu Harry herüber. Schmetterlinge tanzten über die Bete, die zarten, grazilen Flügel fast durchsichtig in den Sonnenstrahlen. Anmutig glitten sie von Blume zu Blume, die winzigen Leiber von einem filigranen Muster gezeichnet.
Der Weg führte weiter, hinüber zu einem Anwesen, das sich in den Schatten zweier mächtiger Bäume duckte, die wie zwei ewige Wächter das Haus flankierten. Ihre Blätter rauschten und die gewaltigen Äste bogen sich knarrend in einer plötzlichen Böe. Das Haar glitt Harry vor das Gesicht und er strich es sich aus den Augen, um wieder einen Blick auf das Haus werfen zu können. Er war nicht mehr allein. Auf den Stufen vor dem Eingang saß eine einsame Gestalt, die Augen geschlossen und das Gesicht entspannt in die Sonne gerichtet. Den Hogwartsumhang hatte Tristan säuberlich über das verspielte Geländer der Terrasse gelegt. Harry hielt inne, unschlüssig ob er diesen friedlichen Moment stören wolle, aber da hob der junge Mann den Kopf und blinzelte zu ihm herüber.
„Ist dies mein Traum, oder der deine?“, fragte Harry mit einer Geste, die den Garten und das Anwesen einschloss.
„Meiner.“, antwortete Tristan, dann deutete er auf die Stufe neben sich. „Setz dich. Dein Herz hat den Weg in meinen Traum gefunden, sonst wäre dein Geist nicht hier. Du hast Fragen, das spüre ich.“
Harry nickte und setzte sich auf den warmen Marmor der Treppe. Versonnen folgten seine Finger den bunten Maserungen des Steins.
„Wenn Dean nicht der Anführer der Gez...“ Er hielt inne, als Tristan eine hektische Geste machte, die ihn zum verstummen brachte.
„Sprich nicht ihren Namen aus. Es führt sie hierher. Selbst die Träume sind kein sicherer Ort mehr.“, flüsterte der junge Mann.
„Was, wie ist das möglich?“
„Sie existieren nicht nur im Diesseits, sondern ihre Geister durchstreifen unablässig die Träume, selbst das Jenseits. Jede einzelne Facette der Welt durchsuchen sie, nur um ihre Gegner ausfindig zu machen.“
„Uns.“, schloss Harry leise, während sein Blick über den Garten glitt, als könnte einer der Gezeichneten inmitten der duftenden Blumen auftauchen.
„Ich weiß es nicht. Noch ist nicht jeder Hüter erwacht und es gibt Kräfte, die sich ihnen in den Weg stellen. Nicht jeden Weg dürfen sie ungestraft beschreiten.“, erklärte der junge Mann und strich mit einem Finger nachdenklich über sein Kinn.
„Aber wer führt sie an?“, fragte Harry fieberhaft. Er musste Antworten bekommen, sich nützlich machen. Zu viele seiner Freunde hatte er enttäuscht. Angst spiegelte sich in den Augen seines Gegenübers, als die Worte seine Lippen verließen.
„Es ist Sie.“, hauchte er kaum hörbar.
„Sie?“, entgegnete Harry stirnrunzelnd.
Tristan schluckte schwer, bevor er antwortete: „Nach all den Jahren ist aus dem Abgrund zurückgekehrt, in den sie gefallen ist. Es hat sie verändert.“ Sein Blick hob sich zur Sonne, doch kein Lichtstrahl schien mehr seine bleiche Haut zu berühren. „Bei unserer ersten Begegnung erzählte ich dir von dem Mädchen, das ebenso eine Traumwanderin ist wie ich.“ Harry nickte. Blass erinnerte er sich an die Worte des Traumwanderers, dass sie im Meer des Schlafes versunken war, aus Trauer und Grauen vor den Bildern der Zukunft, zum Zuschauen verdammt.
„Ich kann nicht erahnen welche Tiefen sie erforschte, aber die Abgründe, der Schrecken hat sie ganz und gar erfüllt. Sie ist wieder da, gleich einem lebendigen Alptraum. Sie ist es die, die Sechs führt.“ Die Stimme des jungen Mannes verstummte, aber ein teil des Schreckens, der in seinen Worten lag blieb im Traum zurück. Es war, als wäre der Frieden, der diesen Ort erfüllt hatte vergangen und hätte einem Gefühl drohenden Unheils Platz gemacht, das sich durch Blüten und Blätter fraß, immer näher an sie heran.
„Aber es sind doch nur Träume...“, begann Harry, aber Tristan unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. In seinen traurigen Zügen lag plötzlich ganz offene Furcht.
„Nur Träume.“, wiederholte seine mit einem Mal merkwürdig hohl klingende Stimme. „Es ist eine eigene Welt, die keiner deiner Regeln folgt. Du vermagst sie zu gestalten, mit der puren Kraft deines Willens, aber denk daran, dass wenn du schläfst deine Seele hier verweilt. Die meisten Menschen durchleben in ihren Träumen die Geschehnisse des Tages, aber wenn du durch sie hindurch wandern kannst öffnen sich dir ganz andere Pforten. Einige führen an Orte himmlischer Schönheit, andere in Abgründe des Grauens, in Pfuhle absoluter Dunkelheit und tiefen Schmerzes.“
„Aber wenn das die Welt der Träume ist, woher stammen diese Orte?“, fragte Harry, der beobachtete, wie die Schmetterlinge über die duftenden Blüten glitten, aber ihre Ruhe war einer zittrigen, beinahe greifbaren Erregung gewichen.
„Ich vermag es nicht zu sagen. Selbst ich maße mir nicht an zu behaupten mehr als eine Facette dieser Welt gesehen zu haben. Sie ist gefährlicher, als du denkst. Hast du nicht auch manchmal das Gefühl, dass dich etwas aus den Träumen in die wache Welt begleitet?“ Harry nickte. Zu gut kannte er dieses Gefühl. Es war der fahle Nachgeschmack eines düsteren Traumes, der den neuen Tag wie ein dunkler Mantel aus Nebel umhüllte. „Im Traum hast du dann eine dieser Pforten durchschritten und deine Seele verweilte vielleicht zu lange an diesen dunklen Orten.“
„Was geschieht, wenn man sich dort zu lange aufhält.“, hakte Harry nach.
„Es wird dich verändern, solltest du dich dort verlaufen. Vielleicht ist genau das mit ihr passiert.“, meinte Tristan, der beunruhigt den Himmel betrachtete. Dunkle Wolken zogen vor die Sonne, nahmen ihr ihre Leuchtkraft und warfen ihren Schatten wie eine Decke über Garten und Hause.
„Schnell, wach auf, etwas stimmt nicht, ich spüre etwas.“, zischte der Traumwanderer, die Augen in absoluter Konzentration fest zusammengekniffen. „Jemand versucht meinen Traum zu sehen.“
Die Blumen begannen zu welken. Die ehemals roten Blüten wurden braun, fielen zusammen und segelten langsam zu Boden, während die saftigen grünen Blätter an den Zweigen verfaulten. Stinkendes, schwarzes Moos wuchs über den weißen Kies, kroch zu ihnen herüber wie ein lebendiges Wesen.
„Sie ist es. Sie hat uns gefunden.“, keuchte Tristan und erhob sich, die Hand nach dem Umhang ausgestreckt, doch führte er die Bewegung nicht zu Ende. Am Gartenzaun war eine Gestalt erschienen. Hinter ihr brodelten dunkle Wolkenberge und verschlangen die Sonne wie mit gierigen Klauen.
Es war die Gestalt eines Mädchens, kaum älter als acht oder neun Jahre. Mit bloßen Füssen ging sie langsam über das schwarze Moos, das den Weg bedeckte zu ihnen herüber. Der letzte Rest Leben in den Pflanzen erstarb, als sie an ihnen vorüber ging. Sie zerfielen zu Asche, die von einem ekelhaft warmen Windhauch davon getragen wurde, hinauf in die drohenden Wolken, um langsam wieder hinabzuregnen.
Ihr langes braunes Haar umwogte ihren Kopf, während sie gemessenen Schrittes auf Tristan und Harry zuging, wie die Wellen auf einem Ozean. Ein mit zahlreichen Stickereien verziertes Kleid aus schwarzer Seide verhüllte ihre zierliche Gestalt.
„Was willst du hier?“, fragte der junge Mann, als sie schließlich vor ihnen stand, ein sanftes, täuschend echt wirkendes kindliches Lächeln auf den Lippen.
„Willst du mich nicht willkommen heißen?“, fragte das Mädchen zuckersüß und sah nach einem Augenaufschlag Harry an, der sofort gebannt war von ihrem Blick. Die Augen waren Abgründe, groß und so braun wie ihr Haar, funkelnd und schön auf ihre Weise, aber wenn sie jemals eine Seele widergespiegelt hatten, dann war sie zu einem schwarzen Klumpen verkümmert. Was immer mit ihr geschehen war sie war nur noch von der Gestalt her ein Mensch.
„Ich habe dich nicht hierhin eingeladen.“, erwiderte Tristan, aber die Traumwanderin wandte sich nicht ihm zu, sondern ihre Augen bohrten sich noch immer in die Harrys, der sich nicht von ihnen losreißen konnte. Ihn überkam eine Faszination, mit der jeder Mensch das Grauen betrachtete.
„Wer bist du?“, fragte er, aber seine Stimme war nur ein leises Flüstern.
„Kara.“, antwortete das Mädchen knapp und strich sich eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht, eine alltägliche Bewegung, aber trotzdem lag etwas unheimliches darin.
„Was hat dich derart mit Hass erfüllt, dass du uns alle auf dem Planeten vernichten willst?“, wollte Harry wissen. Es kostete ihn unendlich viel Überwindung die Worte auszusprechen, doch sie mussten gesagt werden.
„Er!“, zischte Kara wie eine Schlange und die Spitze ihres kleinen Zeigefingers deutete auf Tristan, der sich sofort versteifte. „Du hast mir diese Bilder gezeigt, die ich niemals sehen wollte. Ich dachte du lügst, aber sie sind wahr geworden!“
„Ich wollte, dass du es verhinderst!“, entgegnete der Traumseher mit bebender Stimme.
„Du wusstest, dass man die Zukunft nicht ändern kann! Trotzdem hast du mich gequält!“
„Nie werde ich die Hoffnung aufgeben, dass es nicht nur das eine Schicksal gibt!“, erwiderte Tristan, der einen Schritt vor dem Mädchen zurückgewichen war.
„Du hast mich damit getötet.“, sprach Kara ruhig, kalt, emotionslos. „Ich hätte wie du leben können, allmächtig als Weber von Träumen, schlafend und doch wach, aber du hast meine Seele in Finsternis gestürzt.“
„Nein, du hattest eine Chance, eine Entscheidung!“, rief der junge Mann, auf dessen Gesicht purer Schrecken stand.
„Du hast sie mir abgenommen, als du mir die Zukunft gezeigt hast!“
„NEIN!“, schrie er mit überschlagender Stimme. „Du wolltest dich in den Abgründen verlieren, weil du Rache wolltest. Aus Bösem kann nur Böses entstehen.“
Harry sah zu dem Traumwanderer hinüber, der sich mit einer Hand am Geländer festhielt. Weiß traten die Sehnen unter der Haut hervor, derart stark umklammerte er das modrige Holz. Keinen Zentimeter vor ihm stand Kara auf der untersten Stufe, klein, aber dennoch wirkte sie größer als der junge Mann. Tiefer Schrecken spiegelte sich in seinen Zügen, während sich ihre Blicke in stummem Duell wieder und wieder ineinander bohrten. Es sah aus, als wollte er nichts lieber, als vor dem Dämon, den er selbst erschaffen hatte zu fliehen. Harry wusste, dass Sie es aber nicht erlauben würde.
„Du hast Schuld an dem, was ich nun bin!“, sprach die Traumwanderin und spielte wie zufällig mit einer Strähne ihres Haares, wickelte sie um den Finger und drehte Löckchen hinein. Unter ihrer Berührung färbte es sich pechschwarz.
„Es war dein eigener Wille dich in Finsternis zu verlieren.“, entgegnete Tristan mit gebrochener Stimme.
„Nein, du wolltest niemanden neben dir haben, deine Macht zu teilen, die dir deine Gabe brachte. Lieber hast du mich zerstört!“, flüsterte Kara, als genieße sie es den Dolch im Herz ihres Opfers noch einmal umzudrehen.
„LÜGE!“, heulte der junge Mann auf. „Harry es ist nicht meine Schuld!“
Ein wissendes, süßes Lächeln huschte über ihr Gesicht.
„Stell dich deiner Schuld!“, forderte sie ihn auf.
„ES IST NICHT MEINE SCHULD!“, donnerte Tristan und stieß sie von sich weg. Kara wurde nach hinten geschleudert und schlug hart auf dem moosigen Kies auf. Harry sah, wie sie ihn unter einem Schleier ihrer Haare hinweg anblickte. Ihre großen Kinderaugen voller Trauer und Schmerz, während eine Träne ihre Wange hinunter lief. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. Rasch sah er zu Tristan hinüber. Schwer atmend stand er da, eine Hand wie zu einer Kralle verkrümmt in die Richtung der anderen Traumwanderin ausgestreckt.
„Du hast das doch alles gewusst.“, schluchzte sie. „Das Böse hast du geweckt, du hast das zweite Zeitalter eingeläutet und nun willst du andere für deinen Krieg opfern.“ Tränen rannen Karas Wangen herunter und landeten auf dem schwarzen Moos, das an diesen Stellen zu Asche zerfiel. Fassungslos machte Harry einen Schritt rückwärts, spürte aber modriges Holz in seinem Rücken, unter dem sich Würmer wanden und das wie lebend pulsierte. Mit einem Satz entfernte er sich davon.
„Harry, glaube ihre Lügen nicht. Sie allein hat das Unheil entfesselt.“, rief Tristan verzweifelt in seine Richtung. Harry wusste kaum mehr, was er glauben sollte. Angewidert stand er da, die Hände weit von seinem Körper abgespreizt. Ein meckerndes Lachen drang plötzlich aus Karas Kehle.
„Du hast mich erschaffen, die Pforte geöffnet, aber das Böse wird dich zuerst kriegen!“, kicherte das Mädchen und war mit einem Satz auf den Beinen. Krachend brach die Treppe auf der Tristan stand zusammen, löste sich in Feuer und Rauch auf, das aus einem tiefen Schlund der Erde emporschoss. Der Traumwanderer stand dort in der Luft, umgeben von Flammen, die wie Tanzende Wesen um ihn in die Höhe wuchsen.
„Du willst in meinem eigenen Traum meine Seele fangen?“, fragte er über das Tosen der Höllenglut hinweg. „Was willst du damit tun, sie in die gleichen Abgründe stoßen, die dich wieder ausgespieen haben?“
„Du wirst den Preis bezahlen! Dafür, was du mir angetan hast!“, kreischte Kara, während ihre Augen wie in dunklem Feuer zu leuchten schienen und sich ihr Mund in einem Dämonischen Grinsen verzehrte.
Tristan trat aus dem Feuer heraus, unversehrt, hob die Arme, hielt inne und starrte auf eine Stelle hinter dem Mädchen. Harry folgte dem Blick des jungen Mannes. Der Himmel riss auf, brennend wie eine Fackel, verzehrte Wolken und Sonne, brannte sich hinab in die Erde. Hitze donnerte wie eine Woge über sie hinweg und setzte die schwarzen Gerippe der Bäume in Brand.
„NEIN! DAS IST MEIN TRAUM!“, schrie Tristan voller Panik.
„Du wirst mit deinem Traum sterben. Sei Nahrung für jenen, der die Träume frisst!“, heulte Kara und führte einen wilden Tanz auf, während um sie herum die Bete im Feuer aus dem Himmel vergingen. Alles verzehrte sich in Asche und Rausch.
„Tu was!“, rief Harry, als er sah wie der Traumwanderer mit verzerrtem Gesicht auf die Knie fiel. Seine Gestalt flackerte, wurde unscharf und floss auseinander.
„Sie ist zu stark.“, keuchte er. „Was immer es ist, sie hat es hergebracht.“
„STIRB!“, schrie Kara und stieß ihn endgültig zu Boden. „Und du!“, sprach sie an Harry gewandt. „Wirst mit ihm in die Vergessenheit fallen.“
„Wach auf!“, keuchte Harry verzweifelt. „Du musst aufwachen.“
„Nein! Das kann er nicht!“, rief das Mädchen triumphierend.
Plötzlich sah Tristan verwirrt auf. „Da ist jemand.“, sagte er ausdruckslos, dann hob er die Hand ans Gesicht, verwirrt, die Augen weit aufgerissen. Dann verschwand er, als hätte es ihn nie gegeben und mit ihm sein Traum. Harry stand plötzlich in einer Feuerhölle, fiel in einem Abgrund voller Flammen, wabernder Schatten und geronnener Dunkelheit. Es musste Karas Traum sein, in den er nun geglitten war. Das Mädchen heulte voller Wut, schrie wie eine Besessene und tobte wild im Feuer ihres eigenen Wahnsinns.
Harry ließ mit aller Kraft eine Hand in sein Gesicht klatschen.
Im nächsten Augenblick saß er senkrecht im Bett, die Sonne im Gesicht. Die Decke war nass von Schweiß und sein Gesicht brannte vor Hitze. Erschöpft ließ er sich zurücksinken. In seinem Kopf wirbelten die Bilder durcheinander, verzerrten sich, wurden wieder klar oder versanken in Dunkelheit.
„Sie sind doch alle verrückt.“, sagte er zu sich selbst und fuhr sich mit den Fingern durch das nasse Haar. Aber er hatte Antworten, auch wenn er bezweifelte, dass irgendjemand ihm auf Anhieb glauben würde. Aber erst mal würde er schlafen, diesmal hoffte er ohne auf einen Traumwanderer zu treffen, der im Schlaf die Tore der Hölle aufstoßen würde.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: The World of Ice & Fire: The Untold History of Westeros and the Game of Thrones
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Meine Figur spiegelt sich auf den Gesichtern vieler Kinder, die man trifft. Sogar wenn man normal gekleidet ist, starren sie einen an wie ein Alien.
Tom Felton