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Harry Potter und das zweite Zeitalter - Kapitel 16 Jenseits der Magie

von Reaver

„Sieben Jahre.“, wiederholte Harry die Worte des Traumwanderers, der den Kopf leicht erhoben hatte um in die weißen Wolken empor zu blicken. Seine Haare flatterten vor seinem Gesicht auf und ab. Mit einer schlichten Handbewegung strich er sie sich aus der Stirn.
„Ja.“, antwortete Tristan ohne den Blick vom Himmel abzuwenden. Das Donnern der Wellen, die unablässig gegen die hohen Klippen brandeten übertönten fast seine Worte, doch konnte Harry ihn gut verstehen. Einzelne Möwen flogen hoch über ihren Köpfen. Sie sahen aus wie weiße Pfeile im Wind.
„Aber wie...“, begann er brach aber ab. Dieser sonderbare junge Mann kannte scheinbar schon jede seiner Fragen, bevor seine Lippen sie aussprachen.
Tristan senkte den Blick und seine dunklen Augen sahen zu ihm hinüber. Hinter ihm flatterte der Hogwartsumhang in den Böen, den er noch immer über der Schulter liegen hatte. Irgendwie veränderte sich der Ausdruck in seinen Zügen, wurde schmerzvoller und düsterer. Harry spürte es als würde der Traum um ihn herum kälter. So muss es sich anfühlen, wenn alles um einen herum zu Grunde geht, in einem einzigen schrecklichen Augenblick.
„Wir Traumwanderer können die Zukunft sehen, aber es steht nicht in unserer Macht sie zu ändern.“, erklärte der junge Mann mit seiner unheimlichen Stimme, die jungendlich wirkte, aber dennoch uralt, irgendwie müde.
„Es gibt mehrere von euch?“, fragte Harry erstaunt.
„Ja, zumindest eine gab es.“, antwortete Tristan. „Sie ist an ihrem Leiden zerbrochen und fristet nun im Dunkel des traumlosen Schlafes ihr Leben, wenn man es so nennen kann. Nicht jeder kann mit dieser Gabe leben, Harry. Es ist schwer nur zusehen zu können, untätig zu bleiben, während kommendes Unheil naht. Über sieben Jahre sind vergangen, seit ich sie nicht retten konnte. Schon als kleiner Junge erfuhr ich die Zukunft, las das Schicksal der Menschen aus Bildern, auch wenn ich es noch nicht verstand. Ich hatte Angst davor, schreckliche Angst. Ich hielt es für Alpträume, die wahr wurden, durch mich, dadurch, dass ich sie träumte. Eines Nachts sah ich meine Schwester in diesen Bildern. Ihr Ende erlebte ich, bevor es geschah, grausam in seiner Fülle von Details.“ Tristan presste die Lippen aufeinander, als durchlebe er die Bilder erneut, die ihn schon so lange verfolgten. „Ich war dort Harry, nur einen Augenblick zu spät. Mit meinen wachen Augen sah ich, was mir schon im Traum gezeigt wurde. Es war ein Unfall, aber an dem Tag wurde mir klar, dass ich zum Zuschauen verdammt bin. Es liegt nicht in meiner Macht die Zukunft zu ändern. Das Schicksal hatte bestimmt, dass sie an diesem Tag sterben sollte. Mein Herz zerbrach daran und fällte die Entscheidung zu fliehen, in ewigen Schlaf, aus dem es nie wieder erwachen wird.“ Seine Stimme verklang mit dem Wind. Harry blickte in das Gesicht des jungen Mannes, aus dessen Augenwinkeln Tränen die Wangen herunter rannen. Alte wunden waren aufgebrochen, die niemals verheilen würden. Der Schmerz hatte ihn hierher verfolgt, in ein Reich, das weit jenseits der Wirklichkeit lag.
„All die Jahre bist du durch die Träume gewandert, ohne aufwachen zu wollen?“, fragte Harry vorsichtig.
„In der Welt des Wachens ist kein Platz für jemanden wie mich. Das ständige Leid, das man ohnmächtig betrachtet, dessen man sich aber zuvor schon bewusst ist, zehrt am eigenen Leben, vor allem am Willen zu überleben.“, sprach Tristan. „Dennoch habe ich die Hoffnung nie aufgegeben.“
„Die Hoffnung die Zukunft dennoch verändern zu können?“
Der Traumwanderer nickte kaum wahrnehmbar und hob den Blick, um Harry in die Augen zu sehen. Es kam ihm vor, als stürze er in einen Brunnen aus Leid. Der Wind frischte auf, brauste über die Küste. Die langen Grashalme bogen sich fast bis zum Wogen, während weiße Gischt über die hinweg fuhr. Wolkentürme brodelten am Horizont, dunkel und drohend verschlangen sie die Sonne und mit ihr das Licht. Bleiches Zwielicht tauchte das tosende Meer in fahlen Glanz.
„Du willst die Zukunft sehen.“, begann Tristan, als die Sonne wieder durch die Wolken brach. „Selbst ich kenne nur Teile des Kommenden, aber viel ist schon vorherbestimmt, unausweichlich.“
„Was hast du gesehen?“, fragte Harry, während die Strahlen der Sonne das Haar des Traumwanderers in Brand setzten.
„Du wirst Antworten finden, wenn du in die Wasser der Blutquelle blickst, aber dort begegnet dir auch der Tod.“, antwortete der junge Mann, während strahlendes Licht durch den Boden brach, die Sonne verschlang und selbst den Himmel auslöschte. Es durchflutete Harry, aber doch schmerzte es nicht in den Augen. Aus reiner Helligkeit gerannen Formen, verschleiert von weißem Nebel.
Rotes Wasser rann einen Bachlauf hinab. Weiches Grünen Gras säumte die Quelle, beschattet von den kahlen Ästen mächtiger Bäume. Harry sah nur Ausschnitte, aber es war klar, dass dies die Blutquelle auf der ehemaligen Insel Avalon war. Der Schatten einer Gestalt verdunkelte das Wasser. Ein einzelner Tropfen Blut löste sich und fiel hinab in das Wasser. Die Wellenkreise breiteten sich aus, bis sie an das Ufer trieben. Der Schatten taumelte, die Arme vor den Körper gepresst. Klatschend fiel er in das rote Wasser, mit in dem sich sein Blut in breiten Strömen ausbreitete. Der Bach wurde fast purpurfarben, während er leise gurgelnd weiter ins grüne Tal hinab floß. Dort stand eine weitere Person, stumm, fast verdeckt hinter den Bäumen. Sie wandte sich ab, aber Harry lief ein eisiger Schauer über den Rücken.
Der Traum endete, verschwamm in gleißendem Licht, das sie wieder auf die Klippe zurück brachte. Sie erstrahlte wieder in einem herrlichen Sommertag, ungetrübt von den alten Erinnerungen.
„Wer ist es?“, fragte Harry flüsternd.
„Ich kann es nicht sagen.“, gestand der Traumwanderer. „Es ist die Zukunft, aber wen das Schicksal auserwählt hat, dass liegt noch in Nebeln verborgen.“ Ein schmales Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. „Es wird Zeit.“
„Zeit wofür?“
„Dass du wieder in die Welt des Wachens findest.“, meinte Tristan.
„Ja.“, sagte Harry knapp, der sich fragte welche Wahl er hatte, wen das Schicksal wohl bald schon ereilen würde. „Werden wir uns wieder begegnen?“ Ein Blick in das Gesicht seines Gegenübers sagte ihm, dass er keine Antwort auf diese Frage erhalten würde.
„Lebe wohl Harry.“, verabschiedete sich der Traumwanderer.
„Du auch.“, erwiderte dieser und brachte en halbwegs munteres Lächeln zustande. Etwas zog ihn fort, weit fort. Erinnerungen und Bilder schwirrten durch seinen Kopf, während der Traum schwand. Noch immer stand Tristan vor ihm, jung, traurig, den Hogwartsumhang über die Schulter geworfen. Es gibt doch etwas das er in der wachen Welt vermisst, dachte Harry bei sich. Plötzlich weiteten sich die Augen des Traumwanderers, blickten ihn voller Schrecken an. Seine Hand ließ den Umhang los, der vom Wind hinfort getragen wurde, wie ein gleitender schwarzer Schatten in der Mittagssonne. Dunkelheit an einem Ort, der voller Licht sein müsste. Die Finger reckten sich Harry entgegen, als wollten sie ihn zurückhalten. Gerade formten Tristans Lippen Worte, als er die Augen aufschlug.
Licht fiel ihm in die Augen, doch war es gedämpft von seidigen Vorhängen, die im sanften Wind hin und her wogten. Ein Ruf hallte in seinem Kopf nach, doch er verstand die Worte nicht. Sie waren drängend, versuchten mit aller Macht die Barriere ihres Traumes zu überwinden, aber es gelang ihnen nicht. Bald schon verstummten sie.
Sanft streichelte Harry über Ginnys warme Haut, deren Arme ihn eng umschlungen hielten. War es möglich diese Zukunft zu ändern, wenn es schon entschieden war, dass die Quelle echtes Blut zu trinken kriegen würde? Hatte er eine Wahl? Nie war er zurückgewichen, wenn es hieß eine Entscheidung zu fällen, selbst wenn sie ihm später als falsch erschien. Sein Wille war es gewesen Dean in Hogwarts die Stirn zu bieten, aber diese Wahl hatte für viele den Tod bedeutet. War es sein Fluch, dass es nie ihn traf, sondern immer andere? Wie viele Freunde sollten noch für sein Leben das ihre geben?
Harry schloss die Augen, um die Fragen aus seinem Kopf zu verbannen. Es gab jemanden, der nun die Antwort kannte, aber leider war er außer Reichweite. Dieser junge Mann, mit den traurigen, alten Augen wusste nun was geschah, dessen war Harry sich sicher. Der Schrecken in seinen Augen konnte vieles bedeuten. Wer immer an diesem Ort sein Leben verlor es würde mit seiner Entscheidung besiegelt.
Ein starker Windhauch brachte die Vorhänge zum tanzen, ein geschmeidiger, gefühlvoller, aber trotzdem dynamischer Tanz, während die Luft aus dem Stoff immer neue abstrakte Kunstwerke schuf.
„Hallo.“, murmelte Ginny verschlafen.
„Guten Morgen Schatz.“, entgegnete Harry nachdenklich. Sie blickte ihn fragend an. „Ich hatte einen seltsamen Traum.“
„Das ist kein Wunder, bei dem, was wir erfahren haben. Du kannst froh sein, wenn deine Träume nur seltsam bleiben.“, meinte Ginny und küsste ihn.
Harry brummte etwas unverständliches, während er ihren Kuss erwiderte. So lange es in dieser Welt noch Platz für Liebe gab, würde es sich immer lohnen sie zu verteidigen. Es war ein Moment des Friedens, ein kurzer Augenblick des Glücks, während sich ihre Lippen trafen. Er verging jäh, als laute Kinderstimmen durch die Tür drangen. Ginny seufzte und warf einen Blick auf die alte, äußerst mitgenommene Uhr an der Wand.
„Wieso sind denn alle schon wach?“, murrte sie und ließ demonstrativ den Kopf wieder auf das Kissen sinken.
Das laute Getrappel auf dem Flur, zusammen mit dem hohen Lachen erinnerte Harry wieder daran, dass sie ihre Kinder in Sicherheit bringen mussten. Der Gedanke von ihnen getrennt zu sein biss schmerzhaft in sein Herz.
„Hey Schatz.“, begann er, unschlüssig die passenden Worte wohl lauten mochten. Sie sah ihn an und erkannte den ernsten Ausdruck in seinem Gesicht. „Für James, Albus und Lily ist es hier bald zu gefährlich. Wir müssen sie zusammen mit Rose und Hugo an einen sicheren Ort bringen.“ Seine Frau blickte starr zur Decke, ohne eine Regung, oder etwas zu erwidern. Ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen.
„Wir können sie nicht bei uns behalten. Niemand von uns kann erahnen, was kommen wird, aber sie sollten nicht Teil davon werden.“, fuhr Harry fort, nur um etwas zu sagen. Ginny wusste es, hatte den Gedanken aber bis jetzt nicht an sich ran gelassen. Er strich ihr eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht. Sie nickte nur, schweigend. Es kam ihm vor, als wäre eine Flamme in ihrem Herzen erloschen, die sich in ihren Augen immer gespiegelt hatte. Ein Feuer, das sie stets guten Mutes hatte bleiben lassen. Hoffentlich würde es vor dem Ende wieder hell lodern können.
„Ginny, es ist doch nicht für lange.“, meinte Harry ruhig. „Wenn all das hier...“
„Wie lange kannst du auch nicht sagen.“, entgegnete sie und blickte ihm in die Augen. „Was wird aus ihnen, wenn, wenn...“
„Das wird nicht geschehen.“, versicherte er ihr und umschlang mit seinen Fingern ihre Hand. Sie war kühl geworden.
„Ich habe schon den Eindruck, als wäre der Tod unser ständiger Begleiter, als säße er mit uns zu Tisch, höre zu, wenn wir reden oder blicke in unsere Träume. Harry, niemand mehr kann sagen, ob er den morgigen Tag noch erleben wird.“, flüsterte Ginny, ohne auf die Tränen zu achten, die ihr die Wangen hinunter flossen. Harry wischte sie weg, aber auch nur, um ihr nicht in die Augen blicken zu müssen. Er war nicht stark genug jeden zu beschützen, oder alleine gegen den Gegner anzutreten, der sich nun offenbarte. Sein Herz sagte ihm, dass sie recht hatte.
„Ich mich Dean solange entgegenstellen, wie noch ein Funke Hoffnung in mir glimmt. Wenn es meine Bestimmung ist dabei mein Leben zu lassen, dann soll es so sein.“, sprach er entschlossen.
„Sag das nicht!“, rief Ginny aufgebracht. „Es sollte niemanden geben, der so leichtfertig vom Tod spricht. Es gibt immer Menschen, die trauern werden, die durch den Tod Leid erfahren.“
„Vielleicht lässt sich die Zukunft ändern, vielleicht ist schon alles vorherbestimmt. Warum sollte ich mich dem Weg widersetzten, von dem ich glaube, dass es der richtige ist.“, meinte Harry. „Ich weiß nur, dass ich nichts unversucht lassen werde diese Welt, die ich liebe, vor dem Untergang zu bewahren.“
Ginny strich mit ihren über seine Wange. In ihren Augen las er einen seltsamen Ausdruck, tiefe Trauer und Angst, aber erkannte auch das Band der Liebe, das sie beide verknüpfte. „Wenn du stirbst, was bleibt mir dann? Welche Hoffnung gibt es noch ohne dich?“, hauchte sie an sein Ohr und hielt ihn fest, als wolle sie niemals mehr loslassen.
„Solange du einen Wunsch hast, der jedem Schrecken standhält und alle Ängste überwindet wird für dich alles möglich sein.“, antwortete Harry und küsste sie.
„Mum!“, tönte plötzlich Lilys Stimme durch die Tür, dann wurde sie aufgerissen. Mit einiger Wucht knallte das Holz gegen die Wand. „James hat meinen Zauberstab!“
Ginny seufzte und löste sich von ihrem Mann, der sich ein grinsen verkniff.
„Du hast doch gar keinen Zauberstab!“, erklang James’ Stimme. Sein Gesicht erschien im Türrahmen und trug engelhafte Unschuld zur Schau.
„Den von Onkel George, der die Funken sprühen kann!“, fuhr ihn seine Schwester böse an. Das energische Funkeln in ihren Augen erinnerte Harry an Ginny. Seine kleine Tochter wurde ihrer Mutter mit jedem Tag ähnlicher. Wie sie sich wohl verändern würde, während ihre Eltern für ihre Zukunft kämpfen würden.
„Ist das so?“, fragte Ginny ihren Sohn.
„Das ist doch gar kein echter Zauberstab.“, bemerkte James.
„Für deine Schwester schon.“, meinte seine Mutter und nahm ihren Stab vom Nachttisch. „Accio Scherzzauberstab.“
Der Zweitklässler machte ein merkwürdiges Gesicht, als aus seiner Hosentasche die Spitze von Lilys Zauberstab herausguckte, wie um ihn zu verhöhnen, bevor er Ginny in die Hand flog.
„Na was haben wir denn hier.“, meinte sie, während ihre Augen interessiert den funkensprühenden Zauberstab musterten.
„Den muss Albus mir in die Hosentasche gesteckt haben!“, rief James.
„Gar nicht wahr!“, entgegnete sein Bruder und tauchte ebenfalls im Türsturz auf.
Harry verdrehte die Augen.
„Ihr solltet euch besser vertragen, wenn ihr schon mit Opa und Oma eine Zeit lang verreisen werdet.“, bemerkte er. Ginny ergriff seine noch unter Bettdecke liegende Hand. Die Kinder sahen ihn aus großen Augen an. „Also solltet ihr aufeinander Acht geben, statt wegen solcher Kleinigkeiten herumzuzanken.“
„Aber ihr kommt doch auch mit oder?“, fragte Lily kleinlaut.
Harry biss sich auf die Unterlippe, wie um Zeit zu gewinnen die richtigen Worte zu finden. Es war Ginny, die schließlich antwortete: „Nein mein Schatz, wir würden furchtbar gerne, aber wir müssen noch eine Aufgabe zuende führen, bevor wir dann nachkommen.“
„Und wann wird das sein?“, wollte Albus wissen.
„Das wissen wir nicht, aber wir bemühen uns so schnell wie möglich wieder bei euch zu sein.“, erklärte Harry und zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln. Irgendwie kam er sich schäbig vor den eigenen Kindern nicht die Wahrheit zu sagen, aber würden sie es auch verstehen? Ihm saß ein Klos im Hals, als sie zu ihnen herüber liefen. Stürmisch umarmten James, Albus und Lily Ginny und ihn, als sei dieser Augenblick schon der Abschied, vor dem ihm graute. So hatte er aber noch ein letztes mal die Chance seine Familie als Ganzes um sich zu spüren, bevor sie auseinander gerissen werden würde.

„Seid ihr euch da sicher?“, fragte Arthur nach, der sich einen Schal so oft um den Hals gewickelt hatte, dass es aussah, als habe er gar keinen Hals. Seine Hände waren in den tiefen Taschen seines abgetragenen Mantels verschwunden. Harry blickte von ihm zu dem kleinen Wäldchen hinüber, das von Schnee bedeckt in der Sonne funkelte, als bestände es aus geschliffenem Glas. Unter dem blauen Himmel erstrahlte die ganze Welt im Weiß ihres Schneekleids.
„Ja.“, antwortete Hermine, aber Harry erkannte, wie schwer ihr dieses Wort fiel.
Arthur nickte langsam. Der Wind wehte ihm sein schütteres graues Haar ins Gesicht, aber er beachtete es gar nicht. „Aber wohin sollen wir fliehen?“
Harry zupfte nervös an einem losen Faden seines Mantels. Er wusste, dass sein Gegenüber dieses Wort mit bedacht gewählt hatte, aber sein Entschluss stand fest.
„So weit weg wie möglich, am besten runter von dieser Insel.“, meinte er und Hermine nickte bestätigend.
„Wir könnten hier gebraucht werden, so wie vor...“, begann Arthur, aber wurde von Harry unterbrochen.
„Es nicht so wie vor neunzehn Jahren.“, sprach dieser eindringlich.
„Arthur, bitte mach es uns nicht noch schwerer, als es ist.“, bat Hermine. Ron trat von hinten an seine Frau heran und legte die Arme um sie.
„Dad, ist schon in Ordnung.“, meinte er.
„Nun, vielleicht sind die Tage, in denen ich im Zeichen des Phönix gekämpft habe wirklich vorüber. Aber ich bin nicht sicher, ob ich euch jungen das Feld wirklich überlassen kann. Kriegt ihr das hin?“, fragte Mr Weasley augenzwinkernd. Harry erschauderte, als es ihm nicht gelang ein munteres, ermutigendes „Ja“ über die Lippen zu bringen. Er wusste nicht, was kommen würde, ob Dean nicht die Wahrheit gesprochen hatte.
„Wir geben unser bestes Dad.“, rette Ron die Situation. „Solange auch nur ein Weasley noch mit dabei ist kann doch gar nichts schief gehen.“ Hinter dem enthusiastischen Lächeln und dem kampflustigen Blitzen in seinen Augen erkannte Harry die gleiche dumpfe, bohrende Furcht, sowie die Ungewissheit, ob die eigenen Worte wahr gesprochen waren.
Rons Vater erwiderte das Lächeln, aber sein Blick sagte etwas anderes. Arthur wollte trotz seines Alters immer noch nicht mit seinen Gefährten vom Orden des Phönix brechen. Er hatte in der Stunde der Gründung des Ordens unter dem Feuervogel gestritten und erlebte nun den nahen Untergang. In all dieser Zeit hatte er stets versucht seine Familie vor Unheil zu bewahren, genau wie jetzt. Dieser Mann hatte nie sein Leben nur für sich gelebt, sondern stets, um, wenn nötig, die Last selbst zu tragen, die für andere bestimmt war.
„Wir sollten wieder ins Haus gehen. Es ist kalt und diese dreisten Gnome, die sich in den Keller gegraben haben kommen so schnell nicht wieder.“, bemerkte Arthur, den Blick auf die vielen schnell kleiner werdenden schwarzen Punkte im Schnee gerichtet. „Es gibt eine Reise vorzubereiten.“
Ein Schneeball zischte heran und verfehlte Harrys Kopf nur um Haaresbreite. Schnell duckte er sich unter einem zweiten hindurch. Lautes Gelächter drang hinter einigen verschnei Büschen hervor, gefolgt von einer zweiten auf Arthur abgefeuerten Salve.
„Werdet ihr wohl damit aufhören!“, erklang Mollys wütende Stimme durch das Küchenfenster. „Nichts als Unsinn im Kopf!“
„James!“, rief Harry seinen Sohn an, der zum nächsten Wurf bereits weit ausholte. Unbeirrt warf er mit einiger Kraft. Der Ball verharrte kurz vor seinem Vater in der Luft, leicht zitternd. Überrascht keuchte der Junge auf, als das eigne Geschoss zu ihm zurück schnellte und sich in der Luft dutzendfach vervielfältigte, um einem Schneesturm gleich über ihn hinwegzufegen. Prustend befreite sich James aus dem weißen berg, der ihn begraben hatte. Albus, Lily, Hugo und Rose brachen in lautes Gelächter aus.
„Das ist unfair!“, maulte James. „Ich darf keine Magie einsetzen.“
„Dann bewerfe niemanden, der es darf mit Schneebällen.“, antwortete seine Mutter, die in der Haustür lehnte und auf die kleine Gruppe wartete. Halbherzig, wie um den letzten Rest Ehre zu verteidigen, warf er einen der Bälle in Richtung Ginny.
„Und mit ihnen muss mich dann herumschlagen?“, fragte Arthur mit hochgezogener Braue. „Deine Kinder sind dir zu ähnlich, Harry. Sie haben die ausgeprägte Neigung Regeln zu missachten oder zu ignorieren.“
„Na da kenne ich noch jemanden, der das früher gerne getan hat.“, erklang Mollys Stimme.
„Das ist Jahrzehnte her.“, meinte ihr Mann augenrollend.
„Das duftet ja wieder ausgezeichnet.“, lobte Ron, der in der Küche stand und den Duft von Mollys Mittagessen in die Lungen saugte.
„Jetzt nimm die Finger aus dem Topf!“, schalt ihn seine Mutter. „Das sage ich dir jetzt schon seit über dreißig Jahren!“
Ron grinste verschmitzt in sich hinein.
Harry schüttelte kurz belustig den Kopf, dann runzelte er die Stirn, als mitten auf dem schneebedeckten Rasen vor dem Fuchsbau eine Gestalt in blauer Robe erschien, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Ginny und Hermine folgten seinem Blick, dann wandte sich der Besucher der Haustür zu. Das Emblem des Ministeriums schmückte die Robe kunstvolle weite auf der Brust.
„Teddy.“, sagte Harry, als er die Züge unter der Kapuze erkannte.
„Hat wohl das Essen gerochen.“, meinte Ron mit vollen Mund, was ihm einen beinahe tödlichen Blick von Molly einbrachte. Ginny hatte ihm die Tür geöffnet, gerade als er die Hand zum Klopfen erhob.
„Hallo!“, rief Ted lächelnd und umarmte sie. „Alles in Ordnung?“
„Ja, mehr oder weniger.“, antwortete Ginny.
„Hey Teddy, na was macht die Ministeriumsarbeit?“, fragte Ron, der sich immer noch gefährlich nahe am Herd herumtrieb.
„Trocken wie immer.“, entgegnete der junge Mann abwinkend. „Man schlägt sich Tag für Tag mit Leuten herum, die keine Ahnung von dem haben, was sie gerade tun.“ Ted wurde übergangslos wieder ernst. „Harry, rate mal, wer heute bei mir vorbeigeschaut hat.“
Dieser zuckte nur mit den Achseln, malte sich aber verschiedene Szenerien in seinem Kopf aus.
„Dein alter Schulfreund Draco Malfoy.“, sprach der junge Ministeriumsangestellte.
„Draco?“, fragten alle Anwesenden wie aus einem Mund. Harry musste sich eingestehen, dass er damit am allerwenigsten gerechnet hatte.
„Ja, der Gute wirkte irgendwie gestresst, als würde er an jedem Platz auf der Welt lieber sein, aber seine Frau und Sohn haben ihn begleitet.“, fuhr Ted fort, während er mit wachen Augen in die Gesichter seiner gespannten Zuhörer blickte.
„Na und was wollte er da?“, hakte Ron nach. „Mensch nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.“
„Er hat mir das hier gegeben.“ Ted legte ein gefaltet Blatt Papier auf den Tisch. Einladung prangte in kunstvollen goldenen Lettern darauf, die edel funkelten. Langsam wachsende Rosen rankten sich an den Buchstaben empor. Hermine öffnete das Pergament und legte es für jeden lesbar auf den Tisch.
„Einladung zum dritten großen Empfang der Elandor Grooning Stiftung für magisch verunglückte Hexen und Zauberer.“, las Ginny den Text mit wachsendem Erstaunen.
„Was bei allen Gnomen dieser Welt soll denn das?“, ereiferte sich Ron. „Harry, wir hätten ihn doch mehr in die Mangel nehmen müssen. Der Kerl verkohlt uns.“
„Das ist wirklich etwas obskur.“, meinte Hermine stirnrunzelnd. „Ich kann mich nicht erinnern jemals von dieser Stiftung gehört zu haben.“
„Metthew Crow hat sich auch sehr gewundert.“, erklärte Ted der einen langen Hals machte, um in Mrs Weasleys Töpfe zu gucken. „Er hat Draco erkannt und sich erst mal diese Einladung näher angesehen. Er ist so was von Misstrauisch geworden, seit die ganzen ehemaligen Todesser wie vom Erdboden verschluckt sind. Naja nicht ganz. Einen hat man im Stadtpark gefunden, an verschiedenen Orten im Stadtpark.“ Harry verzog angewidert das Gesicht.
„Davon stand nicht das geringste im Tagespropheten.“, sagte Hermine erstaunt.
„Nein, der Arme war ein Informant für die Abteilung magischer Strafverfolgung.“, sprach der junge Mann mit getrübter Miene. „Offiziell hat ein junges Wyvern ihn angefallen. Es wurde bereits gefasst.“
Harry zog seinen Zauberstab und tippte das Pergament an, aber nichts geschah. Unschlüssig nahm er es auch und drehte es in den Händen.
„Das ist doch sinnlos, warum sollte Draco Harry so etwas zukommen lassen.“, meinte Arthur und schlürfte weiter seinen heißen Tee.
„Vielleicht hat der alte Knabe seine humane Ader entdeckt.“, spekulierte Ron grinsend, blickte aber wieder ernst, als Hermine ihn anfunkelte.
Harry faltete das Blatt wieder auf, aber dort stand nicht mehr der förmliche Satz, sondern eine andere Botschaft. Sofort legte er es wieder auf die Tischplatte, aber bevor seine Lippen etwas sagen konnte tauchte wieder der ursprüngliche Satz auf.
„Was ist Harry?“, fragte Ginny und legte eine Hand auf seinen Unterarm.
„Merkwürdig.“, murmelte Harry. „Ich hätte schwören können...“ Seine Finger berührten das raue Pergament, strichen nur leicht darüber, bevor sie verharrten. Die Buchstaben begannen zu tanzen, entschwanden in die magischen Tiefen des verzauberten Blattes und traten an neuer Stelle zu Tage. Golden funkelnd strahlten sie die verduzte Gruppe an.
„Die Zeit des Erwachens ist nun gekommen, siehe zum Himmel und Erblicke den Neuen Stern, der die Veränderung bringen wird. Unter seinem Licht soll die Pforte sich öffnen.“, las Harry leise mit wachsendem Schrecken. Jeder starrte auf die wenigen Worte auf dem Pergament. Selbst Mrs Weasley blickte über Ginnys Schulter wie versteinert auf Dracos Botschaft.
„Wieso kann er nicht einfach sagen: Dort wird das und das passieren, versucht es zu verhindern. Viel Glück.“, murrte Ron.
Ein neuer Stern? Harry fuhr sich mit einer Hand durch das strubbelige Haar. Ein Stern tauchte nicht von jetzt auf gleich auf, aber die Pforte. War es soweit, dass Dean die Gezeichneten in diese Welt entfesseln wollte, um den letzten Krieg zu beginnen? Alles was in seiner Macht stand, würde er aufbieten, um seinen ehemaligen Schulfreund aufzuhalten. Diese Erde würde keiner von ihnen so einfach aufgeben. Es würde nicht leicht für Dean und die Todesser werden.
Hermine wandte den Kopf zum Tagespropheten, der halb zusammengeknüllt auf der Fensterbank lag. Ein einzelnes Foto nahm die Titelseite ein. Harrys Augen weiteten sich, als ihm klar wurde was er dort sah. Einen Kometen, dessen langer, leuchtender Schweif eine Spur über den Himmel zog. Ein flammender Stern, der selbst das Firmament in Brand zu setzen schien.
„Ein neuer Stern.“, hauchte Ginny, die wie jeder den Boten des Erwachens mit Schrecken betrachtete.


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