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Fanfiction

Harry Potter und das zweite Zeitalter - Kapitel 13 Das Lied des Barden

von Reaver

Hi,
einen schönen Sonntag wünsche ich euch meine lieben Leser. Hier liefere ich euch mal neuen Lesestoff, der euch hoffentlich genauso faszinieren wird wie die letzten Kapitel meiner FF. Ich bedanke mich ganz herzlich für eure Kommentare, die voll des Lobes sind. Es freut mich immer wieder bestätigt zu bekommen, dass euch meine Geschichte immer noch gefällt. Ich hoffe das wird auch noch lange so bleiben. Viel Spass beim Lesen des neuen Kapitels und auf baldiges Wiederlesen, euer
Tobi

___________________________________________________

Wie gebannt starrten Harry, Ron und Hermine auf den großen, von einem kunstvollen Holzrahmen aus polierten Holz gefassten Spiegel, vor dem das alte Buch von Beedle dem Barden aufgestellt war. Ein Wispern zog sich durch das Wohnzimmer des Fuchsbaus, kaum hörbar, doch schickte es ihnen einen Schauer über den Rücken. Die unheimlichen Gestalten auf der Buchseite erwachten erneut zum Leben. Aus den Tiefen der Seite tauchten immer weitere Schemen auf, zunächst von schwarzem Nebel umhüllt, wirbelnde Tintenschleier auf dem trockenen Pergament. Die gezeichneten Ornamente schoben sich zur Seite, als hätte jemand den schmalen Spalt eines Fensters weiter aufgestossen. Eine der Figuren starrte sie an, die dünnen Tintenaugen zusammengekniffen, einen höhnischen Zug um den Mund. Hoch zu Ross erhob sie sich von der Kuppe eines Hügels, der über einer weiten, idyllischen Landschaft thronte. In weiter Ferne erhoben sich die Mauern einer Stadt über der glitzernden Linie des Meeres. Die prächtigen Türme einer Kirche zeichneten sich dunkel gegen die Wolkentürme ab.
Der Reiter gab seinem mächtigen schwarzen Hengst die Sporen und ritt im Galopp den Hügel hinab. Erde spritzte von den Hufen auf, schwarze, feine Punkte aus Tinte. Wild flatterte der Umhang des Mannes im Wind, wie sein langes Haar, in das kunstvolle Zöpfe hineingeflochten waren. Schnall wuchs die Mauer der Stadt höher und ragte aus den abendlichen Nebelschwaden empor. Im letzten Licht der Sonne flammte das silberne Kreuz der Kirche auf, als wolle es entfernten Reisenden zufunkeln. Schnell wichen die Wächter vor dem Tor vor dem heranpreschenden Reiter zur Seite. Viele Menschen senkten demütig das Haupt, als er durch die engen Strassen ritt. Schmale Fachwerkhäuser duckten sich hinter die gewaltige Stadtmauer wie verängstigte alte Menschen. Auf dem weiten Hof vor dem Gotteshaus drängten sich die Kirchgänger, bildeten aber sofort eine Gasse für den Neuankömmling. Dieser lenkte sein Pferd vor einen in eine kunstvolle Robe gekleideten Mann, um dessen dürren Hals ein Kreuz von einer langen Kette baumelte.
Anklagend deutete der Reiter auf den Bischof an dessen Seite sofort zwei Wächter mit bösartig blinkenden Hellebarden eilten. Das Wispern wurde lauter, unheimlicher, als sich die dünnen Tintenlippen der Männer bewegten. Arrogant blickte der Würdenträger in das zornige Gesicht seines Gegenübers, hoch über sich auf dem Rücken des Pferdes. Höhnisch schloss er mit einer Geste die Traube von Menschen ein, die sie umgab. Der Mund des Bischofs zuckte amüsiert, als auf eine Geste von ihm die beiden Wächter drohend auf den Reiter zugingen, die Waffen erhoben. Die Menge johlte in einem Sturm aufgepeitschter Gefühle, aber der Mann hoffnungslos eingekesselt schüttelte nur den Kopf. Ein letztes mal deutete er mit dem Finger auf den Bischof, dann verging er, wie Rauch in der Luft, zusammen mit dem prächtigen Tier. Einen Augenblick später deutete nichts mehr darauf hin, dass er jemals an diesem Ort gestanden hatte. Die Münder der Menschen waren weit aufgerissen, die Augen des Kirchenmannes dagegen zornig verengt.
Das Bild von Kirche und Stadt verschwamm in schwarzem Tintennebel, der wild umher wirbelte, bevor sich neue Konturen formten. Aus den Schatten tauchten in schnellen Wechsel neue Bilder auf. Ein brennender Scheiterhaufen von dem sich öliger, dunkler Rauch erhob. Dann ein Hain uralter Buchen, aus dessen Mitte sich ein Steinkreis entwuchs. Flammen züngelten die Äste empor und hinerließen nur Asche und Staub. Vor der sengenden Glut stand der Bischof in kunstvoller Robe, den Stab seines Amtes fest in den Händen. Ritter in strahlenden Rüstungen saßen in einer langen Reihe hinter ihm auf ihren prachtvollen Rössern. Die Tiere waren unruhig, rochen sie doch den Tod, den die Flammen brachten.
Der Bischof hatte eine Hand um das Kreuz geschlungen, das an der Kette von seinem Hals herabhing und auf der Brust ruhte. Wieder wirbelte die Szenerie hinfort, um einem neuen Teil der Geschichte Platz zu machen. Ein spiegelnder See, am Fusse hoher Berge, die von der untergehenden Sonne gekrönt wurden, tauchte aus dem Rauch auf. Nebenschwaden entstiegen dem Wasser und zogen über die Wipfel der Bäume, die auf der felsigen Insel wuchsen, die inmitten des Wassers lag. Ein einzelnes Boot, von langsamen Ruderschlägen voran getragen, fuhr auf das Ufer der Insel zu, die fast verborgen im Nebel lag. Aus den Schwaden erhob sich ein Steinkreis, von den letzten Strahlen der Sonne beschienen.
Es war der Reiter, der aus dem Boot stieg, doch war er älter geworden und ging gebückt, als laste eine schwere Bürde auf seinen Schultern. Narben zogen sich durch sein müdes Gesicht und er hinkte.
Er wurde bereits erwartet. Ein weiter Kreis von in Gewänder aus dunkler Wolle gehüllten Gestalten machte ehrfurchtsvoll Platz, als er auf den von uralten Menhiren umstanden Platz heraus trat. Seine dünnen Tintenlippen bewegten sich und ein bitterer Zug machte sich um seinen Mund breit.
Die Umstehenden nickten nur, dann trat der Sprecher an einen freien Platz im perfekt gerundeten Kreis. Gemeinschaftlich hoben sie die Hände zum abendlichen Himmel empor, dessen Wolken von der Sonne entflammt waren.
Ein Wispern drang durch den Raum, langsam an und abschwellend. Gebannt starrte Harry auf die letzte Episode vom Lied des Barden. Die Nebel erwachten zum Leben, wirbelten wild zwischen den Steinen umher, glitten über das still daliegende Wasser, kletterten über Berge und Bäume. Langsam versank die ganze Landschaft darin. Das Wispern wurde lauter, drängender, dann zog sich der Nebel wider zurück. Die suchenden Finger glitten auseinander und nur über dem Wasser blieben einige Schwaden zurück.
Die Männer waren verschwunden, ebenso der Steinkreis. An seiner Stelle lag nur noch eine von hohem Gras und Kräutern bewachsene Lichtung. Das Tal versank im Schatten der Nacht. Für einen kurzen Augenblick hatte Harry den Eindruck, als könne er den Steinkreis noch einmal erkennen, flüchtig nur, aber zwischen den Menhiren standen verlorene Gestalten in langen Gewändern.
Das Lied des Barden war vorbei. Die Seite sah wieder aus wie zuvor, umrandet von kostbaren Ornamenten.
„Das also ist mit den Druiden geschehen.“, murmelte Hermine nach einiger Zeit.
„Hm?”, machte Ron, der noch wie betäubt auf die Buchstaben der magischen Seite starrte.
„Als die christliche Kirche mit den Sachsen nach England kam, war dort der Glaube an die Götter der Kelten und Wikinger verbreitet, mythische Figuren, von denen jedem Attribute zugeschrieben wurden, die sie vertraten. Sie waren der neuen Religion gegenüber offen, beteten über ein knappes Jahrhundert hinweg sogar zu beiden Glaubensrichtungen. Die Druiden, Vertreter des Alten Weges und Zauberer sahen im Christentum keine Bedrohung, aber sie hatten die Auswirkungen übersehen, die aus dem raschen Machtgewinn im Rest von Europa ausgehen würden. Rom sandte Missionare aus und fing an alle anderen Kulte systematisch auszurotten. Überall in England gab es kleine christliche Gemeinden und bald begann die Inquisition damit die heiligen Stätten der Druiden zu entweihen und zu zerstören. Der Alte Weg wurde langsam verdrängt. Die Druiden wehrten sich schlussendlich, um die Dörfer zu verteidigen, deren Schutz sie geschworen hatten. Die Inquisition musste erkennen, dass sie gegen die Zauberer nichts ausrichten konnte, geboten sie doch über die Kräfte Satans, wie sie es dem Volk erklärten. Also bedienten sie sich eigener Magier, um ihren Krieg auszufechten. Die Bilder haben wir ja gesehen. Die Druiden, schon immer mit dem Land und den Menschen verbunden sahen, wie es im Namen den neuen Gottes zerstört wurde. Bald darauf verschwanden sie. Ganze Dörfer waren von einem Tag auf den anderen hinfort, zusammen mit vielen ihrer heiligen Stätten und Plätzen. Lange suchten die Häscher der Inquisition nach ihnen, aber außerstande sie zu finden.“
Harry nickte langsam. „Sie müssen eine Art Zauber gewirkt haben, der sie für die Augen der Inquisition unsichtbar machte.“, sprach er nachdenklich.
„Nicht nur das Harry.”, meinte Hermine kopfschüttelnd. „Es war mehr nötig als ein einfacher Desillusionierungszauber. Die Druiden verfügten über eine andere Art der Zauberei. Wir haben gesehen, wie sie mit dem Nebel verschwunden sind. Möglicherweise leben sie nun auf eine andere Art als wir. Ich vermute sogar, dass sie heute noch existieren.“
Nach ihren Worten herrschte Stille. Hinter den Fensterscheiben sank die nachmittägliche Sonne immer tiefer den Baumwipfeln entgegen. Ein einzelner Vogel, einsam am weiten Himmel, zog langsam seine Kreise.
„Aber wie wird uns dieses Wissen jetzt helfen?“, fragte Ron nach einiger Zeit. Seine Stimme klang seltsam laut, als wäre in diesem Raum noch nie zuvor gesprochen worden. Wieder wanderten die Blicke der vier zu der magische Buchseite herüber, die das Lied des Barden hatte lebendig werden lassen.
„Jetzt weiß ich es wieder!”, rief plötzlich Hermine und sprang auf.
„Was denn?“, fragte Ginny überrascht.
„Der Hügel auf der Insel!“, antwortete Hermine während sie zu einem Bücherregal hinüber lief und eilig die Titel der Werke las, auf der Suche nach einem ganz bestimmten. „Wenn es wirklich möglich ist! Auch die Berge im Hintergrund!“ Ihre Stimme überschlug sich geradezu vor Aufregung.
„Hier!“, jubilierte sie und zog einen alten Bildband hervor, auf dessen Cover der Tower von London prangte.
„Ja und?“, meinte Ron völlig unbeeindruckt.
„Der Hügel auf der Insel heißt Tor.“, begann Hermine, während sie schnell im Buch zu blättern begann. „Und diesen Hügel finden wir hier!“ Sie hielt den Band empor und auf einer großen Doppelseite wurde ein einzelner Glockenturm auf einem grasbewachsenen Sichtbar, der in der Morgensonne rötlich erstrahlte.
„Also ich weiß nicht.“, murmelte Ron. „Da fehlt irgendwie ein See und hohe Berge und...“
„Ah Ron.“, unterbrach ihn seine Frau energisch. „Die Landschaft hat sich in über Eintausend Jahren natürlich verändert! Der See ist verlandet, aber der Hügel verleiht der Landschaft noch heute einen sehr besonderen Ausdruck. Der Ort liegt in Glastonbury in Somerset, vielleicht besser bekannt als Avalon.“
Harry wurde hellhörig. Natürlich kannte er wie fast jeder die Legende von Merlin, dem Zauberer, von Arthur und seinen Rittern, Camelot, dem Schwert Excalibur und dem Gral. Aufgebauscht von Skalden und Geschichtenerzählern vermochte heute kaum mehr jemand sagen welchen Wahren Kern die Legende barg.
„Zur Zeit Merlins gab es noch kein Kloster, sondern nur einen flachen, brackigen See, der die Insel umgab.“, begann Hermine zu erzählen. „Tatsächlich war Somset bekannt für die vielen Nebel, denen die Bewohner maische Kräfte zuschrieben. Ein Teil findet sich in der Artussage wieder. Es ist erwiesen, dass ein altes Volk im Umland lebte und noch heute kann man die „Blood Spring“ dort besichtigen. Aus dem Hügel entspringt rotes Wasser, wie Blut, gefärbt durch den hohen Eisengehalt. Es war eine heilige Quell für die Priester und ihre Fassung ist aus dem gleichen Stein wie Stonehenge erbaut.“
„Meinst du Merlin war ein Druide?“, fragte Ginny nachdenklich.
„Ich weiß es nicht.“, gestand Hermine. „Er ist selbst noch Jahrhunderte nach dem verschwinden der Druiden erwiesenermaßen immer wieder aufgetaucht.“
Harry sah sich das Bild in dem Buch genauer an. Der fast dreieckige Hügel erhob sich über den grünen Weiden von Somerset und den Dächern der Ortschaften. Selbst der hohe Glockenturm sah winzig und unwichtig aus, angesichts der majestätischen Schönheit der Natur. Avalon. Der mystische Ort der Sagen und Legenden nun inmitten des urbanen Lebens unwissender Menschen. Wurden sie nun auch Teil einer solchen Geschichte, während um sie herum die längst vergangene Zeit wieder lebendig wurde?
„Meint ihr wir werden dort etwas finden?“, fragte Ginny leise, beinahe ehrfürchtig, während auch sie das Bild betrachtete.
„Suche nicht, sondern warte bis du gefunden wirst.“, sprach Hermine fast flüsternd.
„Hm?“, machte Harry.
„Das steht über dem Quellstein. Passend, findet ihr nicht?“

Es war kein klarer Morgen, als Harry, Hermine, Ron und Ginny am Fusse des Hügels auftauchten. Der Knall der dem Apparieren folgte verhallte an den Flanken des Berges zu einem dünnen Echo. Graue Wolken hingen Tief über der Spitze des Glockenturms und aus dem Gras stiegen Nebelschwaden auf. Die niedrigen Bäume duckten sich in die Schatten, als scheuten sie den Anblick des Himmels.
Auf dem Bild hatte dieser Ort weit fröhlicher und Farbenprächtiger ausgesehen, dachte Harry, während seine Schuhe in dem schlüpfrigen Boden einsanken. Der Weg den Tor empor glänzte noch vom nächtlichen Regen und überall rann Wasser zwischen den Grashalmen zu Tal. Trotzdem hatte er das Gefühl, als läge etwas mystisches in der Luft, obwohl es sicher nur seine Sinne waren, die ihn betrogen. Ein kühler Wind spielte mit seinem Haar, als er den anderen voran den Hügel erstieg.
Es war beschwerlich auf dem aufgeweichten, lehmigen Weg, aber nach einer knappen Stunde standen sie unter dem gewaltigen Glockenturm, der wie ein Zacken auf der Kuppe thronte. Der Wind war stärker geworden und zerrte an ihren Mänteln, wie mit unsichtbaren Händen. Die langen Halme des Grases bogen sich unter den Böen bis zum Boden hinab. Harry hatte den Eindruck, als schwänge ein Wispern mit der Stimme des Windes mit, fast als spräche die Luft zu ihm. Irgendwie hatte dieser Ort etwas unheimliches.
„Dort liegt die Chalice Well.“, sprach Hermine und deutete auf eine Ansammlung von niedrigen Bäumen und Büschen, die den Quellstein für ihre Augen verdeckten. „Man sagt, dass sie niemals versiegt ist und selbst nicht einmal dem Wandel und Wachstum der Natur folgt.“
Es war der aufziehende Nebel, der Harry frösteln ließ. Er war nicht dicht, doch kroch er kühl und feucht unter seinen Mantel, um seine Körperwärme so schnell aufzuzehren, wie er sie produzieren konnte. Die Schwaden stiegen aus dem Gras empor und glitten langsam über den Boden, suchenden Gliedern gleich, die langsam vorwärts tasteten.
„Seht ihr das?“, fragte Ginny stirnrunzelnd und rückte näher an Harry heran. „Unheimlich.“, flüsterte sie. Das Licht der Sonne verblasste immer mehr, während der Nebel dichter wurde. Er füllte das sumpfige Tal, bis der Hügel wie eine Insel aus einem See von wogendem Grau herausstach. Er war wieder zu dem geworden, was er vor langer Zeit einmal gewesen war.
„Ich habe nicht das Gefühl, als sollten wir hier sein.“, murmelte Harry, dessen Hand nach seinem Zauberstab tastete, der ihm kurz die Illusion von Sicherheit und Kraft gab.
Eine Windböe umwirbelte die kleine Gruppe mit wogendem Grau. In der Luft lag ein Wispern, als spräche eine längst verklungene Stimme zu ihnen. Sie lockte, aber warnte zugleich. Für einen flüchtigen Augenblick meinte Harry Bäume zu sehen, die in weitem Kreis um hohe Steine herumstanden. Berge fassten den See ein, der in hellem, morgendlichem Sonnenschein vor ihnen lag. Das Bild verging sofort wieder, aber ein Schaudern blieb zurück.
„Wir sollten nicht hier sein. Wie spielen mit Mächten, die wir nicht verstehen.“, sprach Harry und ergriff Ginnys Hand. Er machte einen Schritt den Hügel hinunter, hinein in warmen, strahlenden Sonnenschein. Wo eben noch der Glockenturm gestanden hatte erhoben sich nun alte, mächtige Bäume, deren Wurzeln sich tief in den steinigen Boden gegraben hatten. Erstaunt blieb Harry stehen, während sich eine leise Panik in seinem Kopf ausbreitete. Er hob die Hand und berührte das kalte, feuchte Mauerwerk des Turms, rau und von der Zeit gezeichnet. Eine verschleierte Sonne in einem bleigrauen Himmel blickte trüb zu ihm herab, während dichte Nebelschwaden ihn umwogten. Stand dort jemand? Die Silhouette einer Gestalt, in ein weites Gewand gehüllt, zeichnete sich durch die Schwaden ab, flüchtig nur, kaum länger als ein Wimpernschlag, aber dennoch da. Ein Blick in die Gesichter seiner Begleite zeigte Harry, dass es kein Trug seiner Sinne war.
Schnell eilten sie den Weg wieder hinab, den sie vor wenigen Augenblicken erst erstiegen hatten. Sie hätten niemals herkommen sollen. Nun waren Mächte auf den Plan gerufen worden, die keiner von ihnen verstand.
Dort stand er wieder. Ein Mann in einem alten Leinengewand, das im Wind flatterte. Stumm stand er da, umhüllt von Nebel, aber Harry spürte seinen durchdringenden Blick fast körperlich. Die Sonne vertrieb die Kälte und streichelte über seine Haut, während unter seinen Füssen saftiges Gras die Schritte dämpfte.
Sie blieben wie angewurzelt stehen. Der Wind rauschte durch die Baumwipfel und die Wasser des Sees kräuselten sich in der Brise. Gluckernd trieben die Wellen gegen die Felsigen Ufer der Insel.
„Das kann, das darf nicht sein.“, keuchte Ginny. Es gab keinen Weg mehr, dem sie folgen konnten. Dichtes Buschwerk wuchs nun dort, wo eben noch Tausende von Schuhen das Erdreich so hart wie Stein getrampelt hatten.
Harry blickte sich um. Vom Steinkreis aus führten steinerne Stufen zum See hinab. Dort lag ein kleines Boot, das jemand auf den Kiesstrang hinaufgezogen hatte. Keine Wolke trübte den Schein der Sonne an diesem Sommertag. Wilde Blumen verströmten ihren Duft und das Summen der Insekten erfüllte die Luft.
Ginny drückte seine Hand, als ein Mann die steinernen Stufen empor stieg. Sein verschlissenes Gewand aus schlichter grauer Wolle wurde von einem Gürtel aus in Silber gewirkten Blättern zusammengehalten, dem einzigen Zierrat an seiner Gestalt. Sein Blick seiner blassblauen Augen war konzentriert auf den Weg vor ihm gerichtet. Erst, als er inmitten des Steinkreises stand sah er auf.
Es war, als hätte man Harry einen Kübel mit eiskalten Wasser über den Kopf geschüttet. Es war der Reiter aus dem Lied des Barden. Natürlich sah er jetzt anders aus, aber es gab keinen Zweifel. Wie konnte das sein? Er hatte das Gefühl in ein Loch zu fallen, tief, bodenlos und es gab nichts, was seinen Fall würde bremsen können.
Der Mann, in dessen langes ergrautes Haar kunstvolle Zöpfe geflochten waren, machte mit einem Arm eine einladende Geste.
Niemand rührte sich.
„Suche nicht, sondern warte, bis du gefunden wirst.“, sprach die Gestalt aus der Vergangenheit mit ihrer warmen, gütigen Stimme, die aber dennoch kräftig und machtvoll war. „Aber ihr befindet euch auf einer Suche, nicht wahr?“
Harry atmete tief durch. Alles in seinem Kopf wehrte sich gegen diesen Ort, sagte ihm, dass nichts von dem real war, aber die Sinne seines Körpers sagten etwas anderes. Er roch die Kräuter, den Duft der Blumen, die frische Luft und den Sommer. Seine Augen schauten die Landschaft mit ihrer unberührten Natur und seine Finger strichen über die biegsamen Halme des hohen Grases, während der Wind über die Haut und das Haar strich, sanft wie die Berührung einer Feder.
„Wo sind wir hier?“, fragte er schließlich leise, kaum mehr als ein Flüstern.
Der Fremde vernahm die Wort trotzdem. Ein Lächeln machte sich in seinem wettergegerbten Gesicht breit, das von einem langen Leben gezeichnet war. In seinen grauen Bart mischten sich bereits erste weiße Strähnen.
„Dies ist Avalon, wie wir den Ort nennen.“, antwortete der Mann. „Es ist ein guter schöner Platz, erfüllt vom Segen der Natur und ihrer Schönheit. Wie kommt es, dass ihr Wissenden diese Stätte aufgesucht habt?“
„Wissende?“, entgegnete Harry vorsichtig. Alles in ihm widerstrebte es einen Schritt auf die Gestalt zuzugehen, aber dennoch tat er es. Unter seinen Stiefeln knackte ein trockener Zweig.
„Ihr ward es die, die Nebel gerufen haben, da ihr Träger des Geheimnis seid steht euch eine weitere Tür in dieser Welt offen, die den meisten Menschen verwehrt ist.“, antwortete der Mann, der mit seinen Augen jeden von ihnen der Reihe nacht musterte. Sein Blick hatte ei ne Kraft, der Harry noch niemals zuvor begegnet war. Er fühlte sich nackt, als würde sein Gegenüber bis in den tiefsten, dunkelsten Winkel seiner Seele blicken und aus ihr lesen wie aus einem Buch.
„Wer seid ihr?“, fragte Hermine an seiner Statt. Ein Zittern mischte sich in ihre Stimme, obwohl sie versuchte es zu unterdrücken.
„Ich bin ein Hüter der Natur und des Wissens.“
„Ihr seid ein Druide!“, hauchte Ginny.
„Ja, so nannte man uns, aber die Gier nach Macht in eurer Welt hat uns zu Verbannten gemacht.“, sprach Der Druide und etwas bitteres schwang in seiner Stimme mit. „Ich weiß, dass ihr viele Fragen habt, dass ihr Suchende seid, aber ich spüre auch die dunkle Kunde in euren Herzen.“
Hermine war die erste, deren Vernunft die Furcht besiegte, die in ihren Köpfen nistete. Die Angst vor der Macht, die diesen Ort durchströmte, der Kraft, die auch dem Druiden innewohnte. Eine Kraft, die Harry auch bei dem Dunklen Zauberer gespürt hatte, ebenso wie Ginny, Hermine und Ron. Anders aber, als bei ihrem Widersacher war sie an diesem Platz nicht verzerrt, sondern rein.
„Wir haben in einem Buch von eurem Schicksal erfahren.“, sprach Hermine. Ihr Gegenüber hob die buschigen Augenbrauen. „Aber was ist geschehen, dass ihr keinen Ausweg mehr gesehen habt, als an diesen Ort zu flüchten.“
„Ahhh... ja.“, machte der Druide und irgendwie sah er älter aus, als noch Augenblicke zuvor. „Sehr lange Zeit sorgten wir als Teil dieser Welt für alle Lebewesen, die auf ihr lebten, ob nun unter dem Auge der Sonne, oder tief im Erdreich verborgen. Es gibt ein empfindliches Gleichgewicht, dass wir gehütet haben. Nicht jeder Mensch ist im gleichen Maße fähig die Kräfte der Natur zu spüren, zu lenken, aber oftmals reicht das Wissen darum aus seiner Umwelt mit Ehrfurcht zu begegnen. Wir haben den Menschen geholfen ihre Felder fruchtbar zu erhalten, erklärten den Jägern welche Tiere sie erlegen dürfen, ohne den Erfolg späterer Tage zu schmälern und heilten die Krankheiten der Menschen, die wir zu schützen geschworen hatten. Es war ein Geben und Nehmen, ein Gleichgewicht, das in seiner Perfektion empfindlich ist, aber mit etwas Sorge und Pflege kann der Mensch in Einklang mit der Natur leben. Er muss nur lernen soviel zu nehmen, wie er wirklich braucht. Anders waren die Menschen, die über die See zu uns kamen. In den Jahren ihrer Kriege hatten sie sich Wissen zu eigen gemacht, das Imstande war die Grenzen der natur auszuhebeln. Wir nahmen sie auf, da wir keine Soldaten sind und spürten, dass sie kein Nein akzeptieren würden. Ihr Wissen war auch für uns nützlich und das unsere half auch ihnen. Ihre Art zu Leben war einfach anders als die unsrige.
Es kam aber der Tag, da kamen neue Menschen über die See unter dem Zeichen des Kreuzes. Sie lehrten von einem neuen Gott, einem Gott der Güte und der Vergebung, aber was sie brachten war seine Rachsucht und Wut. Sie machten sich seine Lehre zu nutzen, ohne ihr selber zu folgen. In seinem Namen sammelten sie Reichtümer, mordeten und herrschten mit Furcht und Schrecken.
Wir sagten ihnen, dass ihr Weg nicht der richtige sein kann, wenn er auch Blut aufgebaut ist.
Dieser Tag war der dunkelste in unserer Geschichte. Der größte Fehler, den wir je begangen haben. Zuvor waren wir keine Bedrohung für die Christen gewesen, doch dies änderte sich dann schlagartig. Von einem Tag auf den anderen waren wir ihre Feinde.
Zunächst versuchten sie nur unserer Habhaft zu werden, aber in ihrer Blindheit konnte es nicht gelingen. Als sie dies erkannten nahmen sie uns die Unterstützung unserer Dörfer, an die wir treu dem Schwur gebunden waren. Sie nannten uns Ketzer, aber viele folgten uns weiterhin. Ich wünschte sie hätten es nicht getan. Als sie uns nicht töten konnten mordeten sie unsere Schützlinge. Ohne Gnade brannten sie die schreckliche Fratze des Todes in das Antlitz der Natur.
Wir wehrten uns. Zum ersten Mal nutzten wir unsere Macht um andere Wesen zu verletzen. Unser Feind erkannte, dass er gegen die Kräfte der Natur keine Chance auf Sieg hatte. Aber er kam wieder. Der Krieg ist etwas scheußliches. Wir wehrten uns mit unserer Magie, also versuchten sie uns mit Zauberei zu besiegen. Sie bedienten sich dem, was sie verurteilen, nur um uns zu schlagen. Die Zauberer, die sie schickten uns zu töten waren schwach aber ihr Hass machte diese schwäche wett. Sie scheuten die Zerstörung nicht, sondern lebten dafür.
Ich frage euch, was nützt es einen Krieg zu führen, wenn am Ende zwar der Sieg errungen ist, aber all das, was du zu schützen geschworen hast dahin ist?“
„Dann sollte man sich die Frage stellen, ob der Sieg so wichtig sein kein diesen Preis zu zahlen.“, antwortete Harry, der sich diese Frage auch bereits unzählige Male gestellt hatte, aber die Antwort war ihm bis jetzt verwehrt geblieben.
„Ja Suchender.“, bestätigte der alte Druide. „Wir entschieden uns die Welt sich selbst zu überlassen. Vielleicht war es an der Zeit die Kinder auf eigenen Beinen stehen zu lassen. Würden wir uns wehren hätte es nur noch mehr Leid gebracht.“ Das Gesicht ihres Gegenübers zeigte eine tiefe Trauer. „Wir beschlossen ein letztes Mal unsere Macht zu entfesseln, um uns einen Platz zu schaffen, an dem wir leben können, so wie wir lebten, bevor unser Fluch über die See kam. Wir schufen diesen Ort, der auf ewige Zeit so bleiben wird. Hinter dem grauen Nebelschleier dieser Welt leben wir, kaum mehr als eine verblassende Erinnerung. Wir sind das Volk hinter den Nebeln, aber noch ist unsere Geschichte nicht vergessen, wie ich an euch erkennen kann.“ Er lächelte und es war ein offenes, ehrliches Lächeln.
Harry kam sich schäbig vor einen Teil des Krieges, der in seiner Welt tobte mit hierhin gebracht zu haben. Dies war die letzte Zuflucht eines zu tiefst verwundeten Volkes, das um andere, sogar ihre Feinde, vor Schaden zu bewahren freiwillig ins Exil gegangen war.
„Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen.“, sprach der Druide. „Ich bin gespannt eure zu hören.“
„Es ist keine gute Geschichte.“, meinte Harry kopfschüttelnd.
„So lange das Ende nicht geschrieben kannst du es nicht wissen.“, entgegnete sein Gegenüber lächelnd. „Ich habe viele Geschichten erlebt und vernommen. Es ist schwer selbst in der dunkelsten Sage keinen Funken Licht zu finden.“
„Wir sind auf der Suche nach der Alten Magie.“, erklärte Hermine vorsichtig.
„Ehrlichkeit ist eine Tugend.“, meinte er alte Magier. „Lass dir gesagt sein Kind, dass es diese „Alte Magie“ nicht gibt. Ihr habt in den Jahren nur verlernt der Stimme der Magie zu lauschen, die jeden und alles durchströmt. Ihr bedient euch Worten, um sie zu wirken, dabei würde ein Gedanke reichen. Ihr strengt euch an ein Feuer zu entfachen, statt die Flamme zu rufen, die in allen Dingen ruht.“
„Aber ihr sagtet selbst, dass nicht alle Menschen fähig sind Magie zu wirken.“, wand Harry ein.
„Das ist richtig. Selbst bei jenen, die dieses Privileg besitzen gibt es Unterschiede in der Kraft, über die sie gebieten. Aber seid euch bewusst, dass der Fluss der Magie niemals stetig verläuft. Wie die Wasser eines echten Bachs ist er dem immer wiederkehrenden Zyklen der Welt unterworfen.“, sprach der Druide, wobei sein Blick in die Ferne glitt, hinüber zu den Bergen und dem See, der den Himmel spiegelte. Dieser ganze Ort war von einem Frieden umgeben, den man nur noch selten finden konnte.
Harry aber dachte an die Worte des Dunklen Zauberers, die er vernommen hatte, als er in Voldemorts Geist war. Sie waren zum verwechseln ähnlich.
„War denn in den letzten Jahren schon einmal ein Zauberer aus unserer Welt an diesem Ort?“, fragte Ginny, die seine Gedanken gelesen zu haben schien.
Der alte Zauberer wandte sich ihr zu. „Wir sind hier nicht gefangen. Einige von uns sehen immer mal wieder in eurer Welt nach dem rechten, genauso wie ich. Es gab Jahre, da kehrte ich kaum hierher zurück. Damals unterlag ich der Illusion vielleicht doch noch alles wieder zum Guten wenden zu können. Aber ich weiß worauf eure Frage abzielt. Das Gleichgewicht der Magie, das trotz allem in diesem Land herrschte droht zu kippen. Dazu müsst ihr wissen, dass er nur der Lehrling ist.“
„Der Lehrling von wem?“, fragte Harry so schnell, dass er meinte die Worte hätten sich in seinem Mund verknotet.
„Der Merlins, meiner.“, antwortete der alte Druide leise.


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Katie Leung