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Fanfiction

Harry Potter und das zweite Zeitalter - Kapitel 12 Die Tränen der Helden

von Reaver

Hallo liebe Leser,
da melde ich mich mal mit einem neuen Kapitel zurück, dass euch hoffentlich genauso gefällt wie die vorherigen. Es wird für unsere Helden ja langsam richtig ernst, aber wie Albus Dumbledore im dritten Buch sagte: „Aber seid gewiss, dass man Glück und Zuversicht auch in den dunkelsten Stunden finden kann. Man muss nur daran denken ein Licht brennen zu lassen.“
Also ich wünsche euch dann viel Spass beim Lesen und bitte lasst ein Kommi da, damit ich weiß, wenn Kritik vorhanden ist, was ich besser machen muss. Auf baldiges Wiederlesen euer
Tobi

__________________________________________________


Wenn es einen Ort auf der Erde gab an dem Glück und
Freunde herrschten, dann war dieser Platz am weitesten von ihm entfernt, dachte Harry, als sein Gesicht sich in den Kugeln des Weihnachtsbaums spiegelte. Es war Heiligabend, aber das Fest der Liebe hatte nur Tod uns Zerstörung gebracht und sie alle vor eine furchtbare Wahl gestellt, all jene, die überlebt hatten. Würden sie geliebte Menschen opfern, um einen Krieg zu führen, dessen Grenzen niemand zu erspähen vermochte? Wie viel war ihr eigenes Leben wert? Sie spürten alle die Furcht, den nagenden Zweifel.
James packte gerade seine Geschenke aus, lachend und voller Frohsinn, unbehelligt von den Geschehnissen, die sein Leben noch überschatten würden. Neben ihm hockte sein Bruder und seine Schwester ebenfalls mit lachenden Gesichtern. Lily schwang einen Zauberstab, der munter regenbogenfarbene Funken in die Luft sprühten, die wie leuchtender Schnee noch eine Zeit lang am Boden glommen. Grinsend sprühte sie damit über Albus’ Haar.
Zorn packte Harry, Wut und der Durst nach Vergeltung an dem Zauberer, der nur aus dem Verlangen nach Macht heraus Mächten zum Sieg verhalf, die für ihn nur Mittel zum Zweck waren. Ohne Rücksicht, ohne Scham zerstörte dieser Mensch ihr aller Leben. Was trieb ein fühlendes Wesen dazu derart herzlos zu handeln, für sich selbst das Recht zu beanspruchen Herr über Leben und Tod zu sein. Aber er war sich nicht einmal sicher, ob der Dunkle Zauberer noch etwas fühlte, außer kalten Hass und Teilnahmslosigkeit.
„Daddy, Daddy, vielen Dank!“, rief Albus, der stolz seinen ersten Besen in der Hand hielt, eine kleine Version des neuen Nimbus Modells. Sofort hüpfte er hinauf und drehte einige Runden durch das Wohnzimmer. Sich selbst zu einem Lächeln und Lachen zwingend applaudierte Harry seinem Sohn. Ein Blick in das Gesicht seiner Frau zeigte ihm, dass es ihr genauso ging.
Mit den Stunden nach der Schlacht war die Trauer gekommen, ein tiefer, finsterer Brunnen, in den sie gemeinsam gestürzt waren. Langsam drang das Wissen in ihre Gedanken, dass ihre Freunde für immer fort waren, ohne eine Chance sie jemals wiederzusehe, außer in Träumen und Erinnerungen. Es kam ihnen vor, als würden sie noch immer unter ihnen weilen, aber mit jeder Minute die verstrich kam das Begreifen näher, dass sie tot waren.
Harrys Blick glitt zu Tyrion und Tessa hinüber, die stumm den spielenden Kindern zusahen, eine Insel des Friedens im heraufziehenden Sturm. Niemand konnte schon jetzt die Folgen der vergangenen Nacht absehen. Sie beide hatten an ihrer Seite gekämpft. Eigentlich sollte es ja ausreichen, um sein Vertrauen zu gewinnen, aber die Stimme, die ihn vor der jungen Zauberin warnte verstummte selbst jetzt nicht. Als hätte sie seinen Blick gespürt sah sie auf. In ihren dunklen Augen spiegelte sich die gleiche Sorge wider wie in den seinen. Aber Harry erkannte in ihnen auch die Kraft und Unbeugsamkeit seines alten Lehrers, aber wie bei ihm gab es dieses Schloss vor ihrer Seele, zu dem nur sie den Schlüssel hatte.
Die Erinnerung an verblichene, geliebte Menschen ist schwerer zu ertragen, als überhaupt keine zu haben, dachte er, als ihn wieder Trauer mit aller Macht überkam. Es gab nur wenig, was er jetzt hätte tun können. Die Nachricht von der Schlacht breitete sich wie ein Lauffeuer in der Zaubererwelt aus. Die zunächst vereinzelten, erschrockenen Rufe formten sich bald zu einem gewaltigen Schrei, der durch die Reihen der Magier brach. Die Bastion des Friedens, der Eckstein der magischen Gemeinschaft, Hogwarts, war nicht mehr sicher.
Kingsley tat sein Bestes, um eine Panik zu vermeiden, aber Harry war sich nicht sicher, ob es ihm gelingen würde. Er sah es schon kommen, die trügerische Stille, das Abwarten und die verwaiste Winkelgasse. Es würde beginnen, wie im zweiten Jahr nach der Rückkehr Voldemorts. Der sorgsam gehegte Zusammenhalt würde wieder auseinander brechen und Niemandem würde mehr Vertrauen entgegen gebracht. Das war der Preis des Krieges, den sie alle zahlen mussten, ob einen nun der Tod ereilen würde oder nicht.
Fast konnte er die Jubelschreie des Dunklen Lords hören. Beinahe rührte ihn das Lachen zu Tränen.
Harry richtete sich Kerzengerade auf.
Es war nicht länger sein Gesicht, das sich in der langsam drehenden Christbaumkugel spiegelte. Rote Augen, eine flache Nase in einem Gesicht, über dessen Knochen sich straff die bleiche haut spannte. Voldemort! Die Fratze war zu einem triumphierenden Lachen verzogen.
Es kam Harry vor, als glitte er in die Kugel hinein, weg von seinem Wohnzimmer, hinfort von Ginny, seinen Kindern und den Zwillingen. Durch eine Welt aus glitzernden Glasscherben und schattenhaften Formen, stürzte er in den Geist seines alten Feindes hinein.
Sie waren alle da. Der alte Kreis der Todesser war wieder erstanden, verstärkt durch jüngere Zauberer, die falschen Versprechungen und wirren Ambitionen folgten. Er sah seine langen Finger, silbrig glänzend. Alle Versammelten hatten ihre Hände an einen Stein gelegt, klein, aber unendlich kostbar. Dieses magische Artefakt, hatte ihn zurückgebracht, dabei hatte er nie an die wahre Legende der Heiligtümer des Todes gedacht, bis zu seinen letzten furchtbaren Momenten.
Einer seiner Gefolgsleute streckte seinem Herrn eine mit Blut befleckte Hand entgegen, die rötlich im Kerzenschein schimmerte.
„Das ist alles, was wir brauchen?“, krächzte seine zischende Stimme in das alte Gewölbe hinein.
„Sehrwohl mein Herr.“, antwortete eine tiefe, feste Stimme aus den Schatten jenseits des Kreises flackernden Lichtes. „Bald schon werdet ihr wieder in einem wirklichen Körper auf Erden wandeln. Die Zeit eurer Rache ist da.“
Genüsslich zischte Voldemort wie eine Schlange, während ihm seine Gefolgsleute zujubelten. Das Blut des Mädchens schimmerte verlockend, einem stummen Versprechen nach neuem Leben folgend. Triumphierend reckte er seine Hände zur hohen Decke empor, grausam lachend, lange und schrill. Seine Stimme brach sich an den unverputzten Wänden des Gewölbes und grollte wie der Donner eines fernen Gewitters.
„Bereitet alles vor!“, schnarrte die kalte Stimme eines Todessers. „Wenn unser Herr das letzte Tor durchschreitet darf er von niemandem gestört werden.“
Euer Enthusiasmus in Ehren, aber so spielt doch auch der Zeitpunkt eine wichtige Rolle.“, biss die Stimme des Dunklen Magiers in Voldemorts Siegestaumel.
„Wann soll dieser Zeitpunkt denn sein? Sprich rasch!“, knurrte der Schwarzmagier diesen unwillkommenen Helfer an. Zwar musste er sich eingestehen, dass er ohne ihn nie soweit gekommen war, aber machte diese Gestalt ihm Angst. Ihm! Sobald er wieder bei seinen Kräften war würde er sich seiner entledigen.
„Ihr spielt mit Mächten, die ihr nicht kennt, Mylord. Sie sind älter, flüchtiger und machtvoller, als die stümperhafte Magie, die wir nun allgemein Zauberei nennen. Die alten Kräfte werden gelenkt, durch den Wandel der Natur, die fließende Zeit und dem Kreislauf am Firmament. Entspringt in einer Ödnis ein Fluss, der Leben bringt, dann lenkt das den Strom der Magie zu diesem neuen Quell, nährt das Tierreich, die Pflanzen und Menschen denn ohne diese allgegenwärtige Kraft wird unser aller Existenz enden.“, sprach der Unbekannte eindringlich. „Einst wussten die Zauberer vergangener Zeiten dies, aber ihre Geheimnisse sind in dunklen Zeitaltern verloren gegangen, als ihr Glaube an den alten Pfad schwand und dem Christentum der Muggel Platz machte, das von Ignoranz geprägt ist.“
Voldemorts Augen bohrten sich in die Schwärze unter der Kapuze. Was schwafelte dieser Mann da herum? Langsam verlor er die Geduld. „Wann ist dieser Zeitpunkt?“, kreischte er, während er Zeigefinger seiner skelettdürren Hand wie ein Dolch auf sein Gegenüber deutete.
„Wenn der Mond wieder voll und Rund am Himmel steht.“, antwortete der Magier beiläufig.
„In einem Monat?“, echote einer der Todesser leise und ungläubig.
Es folgte Stille, eine tödliche Stille, in deren Verlauf sich eine ungeheure Wut und Enttäuschung in Voldemort breit machte. So lange wollte er nicht warten, Niemals!
„Das ist absolut inakzeptabel!“, zischte der Schwarzmagier. „Ihr werdet das Ritual so schnell wie möglich vollziehen!“
Der Zauberer lachte kurz auf. „Denkt nach Mylord. Vor über eintausend Jahren ist das Geheimnis der letzten Pforte vergessen gewesen, oder sorgsam gehütet. Es wird alle meine Kraft kosten sie aufzustoßen und euch in diese Welt zurückzuholen. Warum entschied ich mich an Vollmond Hogwarts anzugreifen? Weil ich nur so sicher sein konnte den Orden des Phönix wirklich besiegen zu können. Und sieh! Er ist geschlagen, zertrümmert und fast all seiner Macht beraubt.“
„Harry Potter lebt noch!“, zischte Voldemort eisig. Sein Erzfeind wandelte unter der Sonne, an der Spitze vom Orden des Phönix und versuchte alles, um seine Pläne erneut zu durchkreuzen. Es gab viele, die ihm halfen, viele, die an ihn glaubten, aber nicht alle folgten seinem Weg. Einige Getreue hatten die Zeit seiner Abwesenheit in Freiheit überdauert und ihre Zahl wuchs. Nicht jeder hatte seine Ziele verdammt. Die Idee blieb wie eine wuchernde Krankheit in den Herzen der Menschen verankert.
„Harry Potter mag stark sein, aber ich bin ihm in jeder Hinsicht überlegen.“, gab der Dunkle Zauberer zurück.
„In der Bibliothek von Hogwarts hat er euch beinahe besiegt.“, entgegnete Voldemort höhnisch.
„Meine Macht einfaltet gerade erst ihre Schwingen. Seit gewiss, dass er mir, uns nicht gefährlich werden kann.“, meinte der verhüllte Gestalt kühl. „Nun tut das, was ich euch gesagt habe. Ich habe noch andere Dinge zu tun, bis der Mond wieder voll am Himmel steht. Versucht nicht umgebracht zu werden.“ Das Lachen seines Gegenübers biss in Voldemorts Gedanken. Der Hohn verletzte ihn, machte ihn schlecht vor den Augen seiner Anhänger.
„Sarkasmus steht euch nicht!“, kreischte der Schwarzmagier voller Zorn, während einige der Todesser ihre Zauberstäbe zogen.
Unaufhörlich lachend verschwand der Vermummte wie Rauch in der Luft, vom Wind hinfort getragen, aber das meckernde Kichern blieb noch lange im Gewölbe.
„Was ist?“, bellte Voldemort, als sich alle Blicke ihm zuwandten. „Wir haben viel zu tun.“ Hastig sahen die umstehenden Todesser woanders hin. Die Wut in seinem inneren loderte hell und heiß auf. Zorn auf Harry Potter und sengender Hass, der den unheimlichen Fremden am liebsten sofort verzehrt hätte. Er würde es genießen ihm umzubringen! Seine Lippen kräuselten sich zu einem bösen Grinsen und die Vorstellung von der Hinrichtung seines Helfers beschaffte ihm eine gewisse Befriedigung.
Harry fiel durch die Glaskugel zurück auf die Couch, schwer atmend und mit einem üblen Geschmack im Mund. Blut, es schmeckte Metallisch, aber auch ein bisschen süßlich.
„Harry!“, rief jemand seinen Namen. Er lag nassgeschwitzt auf den Kissen und ihm wurde erst jetzt langsam klar, dass er sich in seinem Wohnzimmer befand. Das besorgte Gesicht gehörte Ginny, die ihn immer heftiger schüttelte. Daneben redete Tyrion ununterbrochen auf ihn ein, während Tessa stirnrunzelnd im Hintergrund blieb.
„Ich bin wieder da.“, stotterte er, da sein Kopf unaufhörlich von links nach rechts geschleudert wurde.
Ginny seufzte erleichtert, bevor sie ihm sofort um den Hals fiel.
„Ich war Voldemort.“, murmelte er. In seinem Kopf wirkte alles noch merkwürdig verschwommen und fern, als wären es die verblassenden Erinnerungen eines anderen Menschen. „Ich war wieder in seinem Geist, aber es war klarer und realer, als jemals zuvor.“
„Was?“, fragte Ginny verständnislos. Tränen glitzerten in ihren Augenwinkeln und ihr herrliches rotes Haar war ganz zerzaust.
Harry schüttelte den Kopf, bevor er sich aufsetzte. „Schon gut, später.“
Angstvoll zu ihm herüber schielend fielen ihm seine Kinder ein, die mit großen Augen ihren Vater betrachteten. Es schnitt in sein Herz, als er eine leise Furcht in ihrem Blick erkannte.
Aus gerechnet an diesem Abend musste er durch Voldemorts Augen sehen, aber es war eine Chance, die sich ihnen offenbarte, eine letzte Gnadenfrist. Ein Monat, eine kurze Spanne verrinnender Zeit, die sie von dem Krieg trennte, der unausweichlich erschien.
Etwas bohrte sich geradezu in Harrys Gedanken. Der Stein, eines der Heiligtümer des Todes! Es war gefunden worden. Mit ihm, und dem Willen vieler Todesser hatten sie die Seele Voldemorts in diese Welt gebracht, wenn auch nur für kurze Zeit. Es waren nicht nur die Gedanken eines einzelnen, der den Dunklen Lord rief, sondern viele seiner alten Diener. Ihre Macht hatte den Schwarzmagier zurückgebracht.
Aber wie, wie hatte der unbekannte Zauberer den Stein gefunden? Harrys Hand ballte sich zur Faust. Er hatte ihn im Wald fallen lassen. Niemand hatte gewusst wo, oder dass er ihn besaß. Er übersah etwas, ein verstecktes Detail. Immer wenn es ihm erschien, als stehe er kurz davor es endlich zu erblicken, stahl es sich davon.
„Wir haben einen Monat, einen Monat um das schlimmste zu verhindern.“, sprach er abwesend. Seine Gedanken spielten die Szene, die er durch die Augen seines schlimmsten Feindes erblickt hatte immer und immer wieder durch, auf der Suche nach etwas, das ihm entgehen könnte. „Es gibt viel zu tun, viele Fragen, die nach Antworten verlangen.“
„Was wird denn passieren, Daddy?“, fragte Albus schüchtern.
„Noch ist es nicht gewiss.“, antwortete Harry beschwichtigend. „Aber erinnere dich, was deine Mum und ich dir erzählt haben, über die Zeit als wir jung waren. Einige der bösen Männer versuchen ihren alten Anführer wieder zu bekommen. Das müssen wir verhindern.“
„Ja Dad, zeig ihnen, dass mit dem Orden des Phönix nicht zu spassen ist!“, rief James enthusiastisch.
Sein Vater drehte sich schnell weg, damit seine Kinder nicht die Tränen in seinen Augen sehen konnten.

Die Stimmung im Fuchsbau am nächsten Morgen war trüb, obwohl die Sonne strahlend hell unter blauem Himmel in das Wohnzimmer hinein leuchtete. Die Strahlen fingen sich in den silbernen Kugeln und Sternen des Weihnachtsbaumes. Es sah aus, als würden Bäche aus flüssigem Metall die Zweige hinunter rinnen.
„Die letzte Pforte...“, sinnierte Ron, den Kopf in den Nacken gelegt.
„Wir wissen einfach viel zu wenig über diese Alte Magie.“, meinte Hermine genervt. Dunkle Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab. Sie sah aus, als hätte sie zwei Nächte lang kein Auge zugetan. „Ich kenne nur Andeutungen aus Büchern, aber weiß nicht einmal den Unterschied zur heutigen Form der Zauberei, außer das, was du uns gesagt hast.“
Harry fuhr sich mit den Fingern über die fiebrig heiße Haut seines Gesichts. Sie drehten sich im Kreis. Es war ermüdend, zermürbend und brachte niemanden auch nur einen Schritt weiter.
„Morgen sind die Beerdigungen.“, sprach Ginny unvermittelt und mit tränenerstickter Stimme. Harry schloss kurz die Augen, als er die Schuldgefühle und Wut in sich niederkämpfte. Nachts sah er ihre Gesichter, wie sie ihn anblickten, mit ihm sprachen, aber keine Laute drangen über die Lippen seiner toten Freunde.
„Es wird schwer sie alle wiederzusehen.“, meinte Hermine matt. „Ich fühle mich, als hätte ich sie alle verraten.“
Harry stand auf. Er konnte diese Diskussion nicht ertragen, keine Worte mehr hören, die Trost spenden sollten, oder mit dem Schicksal haderten, keine Fragen mehr vernehmen, die nach dem Sinn dieser Nacht fahndeten. Es war zu viel. Der Schmerz noch zu nah. Der Weg aus dem Wohnzimmer in die Küche kam einer Flucht gleich.
Die Welt verschwamm vor seinen Augen, als Tränen seine Wangen hinunter liefen. Verkrampft und nach Atem ringend stand er da, den Blick blind auf den gleißend hellen Schnee jenseits des Fensters gerichtet.
„Das ist nicht, wofür ich vor fast zwanzig Jahren bereit war zu sterben.“, sagte er leise, als Schritte hinter ihm erklangen.
„Ja.“, gab Ron nur zurück, bevor er sich schnaufend auf einen Stuhl fallen ließ. „Ein kurzer Augenblick vermag alles zu verändern.“
Harry ignorierte seine Worte, sah nicht einmal über die Schulter. „Wenn ich jetzt hinaus blicke, in den Schnee, den blauen Himmel, die Sonne sehe ich die Dinge gar nicht. Ich erblicke nur Tod, und eine schwindende Schönheit, die in einen Abgrund gerissen wird. Und ich kann es nicht verhindern.“, knurrte er die letzten Worten. „Es ist diese Machtlosigkeit.“ Wutentbrannt drehte Harry sich um.
„Er!“, zischte seine Stimme, während die Finger seiner linken Hand irgendwo ins Nichts deuteten. „Er hat uns nur seine Macht demonstriert! Es war nicht nötig eine derartige Zerstörung zu entfesseln! Sie sind alle für nichts gestorben, für Politik!“
„Es ist nicht deine Schuld.“, entgegnete Ron müde. Du gibst dir an allem, was passiert die Schuld, aber irgendwann kannst nicht einmal du mehr diese Last tragen.“
„Ach.“, machte Harry und wischte Rons Worte mit einer demonstrativen Geste vom Tisch. „Er besitzt etwas, das wir nicht kennen.“
„Die Alte Magie.“, antwortete Ron gelangweilt.
„Nicht nur das.“, flüsterte Harry, als ihn wieder das Jagdfieber packte. „Er besitzt Kenntnis über die Legende von den Heiligtümern des Todes. Er hat den Stein gefunden, also muss er meinen Fussstapfen gefolgt sein, minuziös und ohne eine auszulassen, bis sie ihn zu dem verbotenen Wald führten. Er muss sogar von Ignotus Peverell wissen und seinen zwei Brüdern aus dem Märchen wissen. Vielleicht finden wir dort unsere Antworten.“
„Bei Beedle dem Barden?“, fragte Ron zweifelnd.
„Wieso nicht?“, entgegnete Harry. „Vielleicht erweisen sich ja noch mehr Märchen als wahr.“
Sein alter Freund blickte ihn nachdenklich an und massierte sich das Kinn.
„Wer ist das überhaupt?“, murmelte er nach einiger Zeit.
„Beedle?“
„Ja.“, antwortete Ron mürrisch. „Was wissen wir überhaupt über diesen Kerl?“
Harry zuckte mit den Schultern. „Nichts, außer, dass er alte Geschichten gesammelt hat. Vielleicht finden wir ja wirklich etwa in dem alten Buch, das Dumbledore Hermine vererbt hat.“
„Und da sage noch einer etwas gegen Babbelhäschen und seinen schnatternden Stummelschwanz.“, meinte Ron grinsend.
„Babbelhäschen...“, wiederholte Harry kopfschüttelnd, während seine Schritte ihn zurück ins Wohnzimmer trugen. Irgendwie ermutigte ihn der Gedanke vielleicht einen Ansatz für des Rätsels Lösung gefunden zu haben. Hermine und Ginny saßen nebeneinander auf dem alten ausgeblichnen Sofa, das aber so bequem war, dass sich niemand ein neues wünschte. Beide blickten zu den Ron und Harry auf, als sie durch die niedrige Tür traten.
„Sag Schatz, hast du noch das Buch von Dumbledore mit den Märchen von Beedle dem Barden?“, fragte der rothaarige Zauberer sofort.
Sie nickte verständnislos, während sie Harrys Blick suchte.
„Dieser Dunkle Zauberer muss meine Vergangenheit durchforstet haben, bis hin zu Ignotus Peverell und dem Stein der Auferstehung. Vielleicht ist er bei diesem Studium auf sein Geheimnis gestossen. Einen Versuch ist es wert auch mal einen Blick zu riskieren.“, sprach dieser, aber wirklich an seine Worte glauben konnte er nicht. Es klang geradezu unmöglich, dass in Kindergeschichten das Geheimnis der Alten Magie versteckt war.
„Ihr meint Babbelhäschen kennt das Geheimnis?“, fragte Ginny augenzwinkernd.
„Babbelhäschen...“, knurrte Harry. „Dieser Name...“
Hermine war aufgestanden und ging die lange Reihe der Bücherregale an der Wand ab. Ihre Augen huschten über die beschrifteten Rücken der Schriften, während ihre Finger beinahe zärtlich über die rissigen Einbände der Werke glitten. Mit einem triumphierenden Pfiff blieb sie stehen und holte das alte schäbige Buch hervor. Es sah noch bemitleidenswerter aus, als vor neunzehn Jahren. Staub rieselte aus den Seiten, als es aufgeschlagen wurde.
„Dann wollen wir mal.“, meinte Hermine, als sie zum Sofa zurück ging.
Harrys Augen lasen die verblichenen Buchstaben der Inhaltsangabe. Kindergeschichten, Lieder und das Märchen von den drei Brüdern. Nichts über vergessene Zauberei oder geheimnisvolle Magie, zumindest nicht in den Titeln, ermutigte er sich selbst. In den Augen seiner Freunde las er den gleichen Zweifel, aber sie hatten ohnehin keine andere Möglichkeit und das ständige Warten, dass etwas geschah war zu zermürbend.
Sie begannen zu lesen, eine Geschichte nach der anderen.
Es ging auf Mittag zu, als Harry von „Morvin der miesepetrige Magier“ aufsah. Seine Augen brannten und seiner Kehle entrang sich ein herzhaftes Gähnen. Ron schnarchte mit zur Seite gesunkenem Kopf neben seiner Frau.
„Das hat doch alles keinen Zweck.“, murmelte er entmutigt. Ihm schwirrte der Kopf von all den lächerlichen Namen und den abstrusen Handlungen.
„Du hast es vorgeschlagen.“, erwiderte Hermine, während sie die knisternde Seite umdrehte. Ein weiteres Gedicht, auf einer verzierten Seite, die in kunstvollen Bildern das Geschehen illustrierte.

Lange vergangen, wie Regen im Wald und Wind in den Ästen
Schon vergessen die großen Taten der Väter, verblassender Ruhm
In Schatten versunken, entschwunden vom Auge der Sonne
Nun sieh was ich erspähte, verblasste Visionen, düstereres Spiel
Drehst du dich um, so sind sie fort, wispern ihr geheimes Lied
Sie gleiten dahin, wie fliehende Schatten vor hellem Licht
Bleiche Augen unter blinden Gestirnen summend die ewige Melodie
Sieh nun, was unmöglich erscheint, Dunkelheit wo Licht muss sein
Die Weber der Netze lange am Werk mit fleißigen Händen
Offen dein Herz, stark dein Wille, wenn gesponnen deine Fäden sind
Schicksal und Kraft der freien Seele zu folgen dem Pfad der Väter
In den Hallen aus uralten Stein wirst du erspähen, was du suchst
Gebunden durch Freundschaft und des einen Zauber Kraft


„Sagtest du nicht, dass dies ein Kinderbuch ist?“, fragte Harry, als er die Zeilen gelesen hatte. Die verblassten Schriftzeichen schienen dunkle Flecke auf seinen Augen zu hinterlassen.
„Ich wunder mich auch.“, meinte Hermine, die mit ihren Fingern über die kleinen Bilder am Rand der Seite strich. „Ich habe ihm bis jetzt nie wirklich Bedeutung beigemessen.“
„Ich kenne es überhaupt nicht.“, flüsterte Ginny, während ihre Augen die schattenhaften Gestalten betrachteten, die hinter Zauberern herschlichen und sie mit den Fäden des Schicksals lenkten. Sie warfen ihre Netze ahnungslosen Magiern über, bis sie sich nicht mehr rühren konnten. „Meine Mutter hat mir oft aus dem Buch von Beedle dem Barden vorgelesen, aber niemals dieses Gedicht.“
Harry nickte langsam. „Wie alt ist dieses Buch?“, wollte er an Hermine gewandt wissen.
Sie schlug die vorderste Seite auf, die sich fast aus dem Einband löste. „Es wurde 1815 gedruckt. Es kann also sein, dass es von Auflage zu Auflage überarbeitet wurde.“
„Es klingt auch gar nicht wirklich wie ein Gedicht.“, meinte Ginny nachdenklich. „Und diese Bilder sind unheimlich, gerade so, als würde jemand anderes deine Schritte lenken.“
„Ich würde ja liebend gerne sagen, dass es der Hinweis ist, den wir suchen, aber ich werde aus den Versen nicht schlau. Mal klingt es wie eine Warnung, dann wiederum geradezu verlockend.“, sprach Harry, der sich die schmerzenden Schläfen massierte. Sie waren auf ein weiteres Rätsel gestossen, das vermutlich weitere offenbaren würde und so weiter. Frustriert starrte er auf die Zeilen, als wären sie seine persönlichen Feinde.
„Und was gefunden?“, fragte plötzlich Ron gähnend, der seine müden Glieder reckte.
„Ja.“, knurrte Harry und hielt ihm das Gedicht hin.
„Ist das neu?“, fragte sein alter Freund, als er stirnrunzelnd die Seite gelesen hatte.
„Wie? Das Buch ist über zweihundert Jahre alt!“, erwiderte Hermine verständnislos.
„Ja ich meine nur. Ich kenne das gar nicht und als kleiner Junge habe ich dieses Buch öfters gelesen. Da fehlt auch was. In meinem Buch war hinter der Gesichte von Barupp und der Gnomenverschwörung ein Lied. Ich glaube es handelte von Wichteln.“, erklärte Ron nachdenklich.
Harry las die Zeilen erneut, aber sie waren für ihn so rätselhaft wie zuvor. Es war, als beschrieben diese alten Worte etwas, das sie alle kannten, aber das dennoch verborgen blieb.
„Wer sind diese Schatten hinter den Menschen?“, fragte Ron tief über das Buch gebeugt.
Sie zuckten mit den Achseln. Es war zum verrückt werden. Die Kunstvollen Zeichnungen mit den verschlungenen Ornamenten, von unglaublich feiner Hand gezeichnet, waren ebenso rätselhaft wie die Zeilen, zu denen sie gehörten. Wer waren die verblassten Menschen, von denen Beedle da sprach? Welche Netze woben sie mit fleißigen Händen? Harry ließ sich wieder zurücksinken. Die Christbaumkugeln glitzerten im Sonnenlicht und spiegelten sein eigenes müdes Gesicht, das Rons und die Buchseite. Etwas bewegte sich darauf, gleitend, schattenhaft.
Er blickte auf die Zeilen, aber sie sahen wie zuvor, leicht verblasst und schwer zu lesen. Wurde er langsam verrückt? Unsicher spähte er wieder in die Spiegelung. Eine der Figuren sah ihn an, starrte mit ihren dünnen Tintenaugen genau in die seinen, bösartig grinsend. Sie deutete auf den zappelnden Zauberer in ihrem Netz. Aber dort waren noch andere Gestalten, die aus den tiefen der Bilder auftauchten. Es war, als spiele sich vor ihm ein Film ab, der eine alte vergessene Geschichte erzählte. Der Spiegel zeigte das, was ihm seine Augen nicht zu zeigen vermocht hatten.


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