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Fanfiction

Harry Potter und das zweite Zeitalter - Kapitel 11 Ein zerborstenes Schwert

von Reaver

Der Auror ihm gegenüber presste sich mit zusammengebissenen Zähnen eine Hand auf die Seite. Zwischen seinen Fingern sickerte ein dünnes Rinnsal von hellrotem Blut hindurch, das sich mit dem roten Teppich im Gemeinschaftsraum der Gryffindors vermischte. Sein Blick war verschleiert und müde. Viele waren am Ende ihrer Kräfte und Furcht sprach aus ihren Augen heraus. Harry konnte es ihnen nicht verdenken. Das was kommen würde war vielleicht schlimmer als der Tod selbst und es gab keinen Ausweg, keine Flucht, sondern nur die Möglichkeit bis zum letzten Atemzug zu kämpfen.
„Ich kann sie hören.“, flüsterte Ron, als er seine große Schlanke Gestalt durch das Portraitloch schob. Sein Umhang wies einige Brandspuren auf, aber ansonsten schien er unverletzt. Das Heulen der Werwölfe drang selbst durch die dicken Mauern des Turmes, fraß sich in die Körper der Krieger hinein und ließ das warme Blut in den Adern zu Eis erstarren.
„Ich auch.“, meinte Harry und erhob sich langsam aus dem Sessel. Sie konnten nichts anderes als abwarten, während die Todesser tief unter ihnen ihren Untergang planten. Aber da war auch noch der fremde Wille, das unsagbar böse, das in dieses Gemäuer Einzug gehalten hatte. Es suchte sich einen Weg durch die Korridore, bis zu ihm hinauf, um den letzten Funken Hoffnung zu ersticken.
Ein kleines, schlankes Gesicht lugte durch die Tür zum Schlafsaal der Mädchen. Große, furchtsame Augen betrachteten Vorsichtig die Gruppe von Zauberern und Hexen, die sich auf das letzte Gefecht vorbereiteten. Ihr Blick blieb an Harry hängen, der zu ihr empor blickte. Einen Moment noch hielt sie inne, dann verschwand ihr Gesicht wieder hinter der Tür. Irgendwie spürte er, dass es Severa gewesen war. Sie musste schreckliche Angst haben, auch wenn ihr vielleicht nicht bewusst war, dass es hier um ihre Zukunft ging.
Entschlossen ging Harry zum Portraitloch hinüber, das sofort aufschwang. Mit einem großen Schritt stieg er hindurch, hinaus in das schattige Treppenhaus, das nur von wenigen Fackeln erhellt wurde. Die Gestalten der Auroren und Ordensmitglieder, die hier Wache hielten, zeichneten sich kaum vor dem dunklen Stein ab. Der Luftzug wehte das unheimliche Heulen aus den Korridoren zu ihnen hinüber, drohend und nah. Schatten schienen sich um sie herum zu bewegen, wie sich windende Schlagen, die über den kalten Fels krochen.
„Harry Potter!”, dröhnte eine Stimme durch Stein und Fleisch hindurch. Mächtig drang sie aus der Luft um sie herum hinaus in die Welt, allgegenwärtig, urgewaltig, magisch.
„Ja.“, antwortete Harry dem dunklen Magier, die Hände um das Geländer gekrampft.
Schatten geronnen zu einer Gestalt, die langsam auf ihn zuschritt, lebendig in der Dunkelheit, ohne feste Substanz, aber dennoch da. Das flackernde Licht der Fackeln fiel durch sie hindurch.
„Nun stehen wir uns gegenüber, Harry Potter, zwei Zauberer, zwei Männer, der Drache und der Held.“, erklangen die Worte, als würden sie von weither vom Wind zu ihm herüber getragen. Die Stimme sprach wie seidige Finsternis, die langsam aneinander rieb.
„Was willst du?“, meinte Harry matt.
„Dich befreien.“, zischte das Abbild des Schwarzmagiers.
„Wovon denn?“
„Du bist ein Sklave des Mythos, den du selbst erschaffen hast. Reiß dich los, lasse die Schlachten hinter dir, jene, die du ausfechten willst in der Welt und in deinem Herzen. Ich werde dich nicht verfolgen, aber blicke nicht zurück.“, flüsterte die Stimme verführerisch.
„Harry, wir kämpfen für dich bis zum letzten Mann!“, rief einer der Auroren. Alle ihre Blicke waren auf die in schwarze Schatten gehüllte Gestalt gerichtet.
„Glaubst du es geht nur um mich?“, fragte Harry mit zusammengebissenen Zähnen. „Wenn, dann würde ich vielleicht sogar das Angebot annehmen, aber ich bin nur ein kleines Glied in der Kette, aber jeder dieser Ringe ist wichtig, sonst zerreißt der Strang.“
„Nun denn, dann Blicke dich um und erstarre beim Anblick eures Untergangs.“, höhnte der Schwarze Zauberer, bevor er wieder zu dem wurde, was er immer gewesen war, Dunkelheit in einem Meer aus Finsternis. Die Umrisse glitten auseinander und flossen wieder in die finsteren Tiefen zurück, aus denen sie gekommen waren.
„Solaris Maxima!“, donnerte Harry, den Zauberstab zu der fernen Decke erhoben. Eine sengende, blendende Lichtkugel schoss aus der Spitze heraus, deren Strahlen alle Dunkelheit vertrieben. Das Licht enthüllte, was lieber verborgen geblieben wäre.
„Bei Merlin.”, hauchte einer der Auroren mit schreckensweiten Augen.
Mit lautem Klirren zersplitterten die hohen Fenster des Treppenhauses. Die scharfen Splitter des uralten Buntglases sausten wie tödliche Geschosse in die Tiefe. Gewaltige steinerne Schwingen schoben sich hindurch, von einem längst vergessenen Bildhauer in Pefektion gewirkt. Matte, blinde Augen in einem riesigen, gehörnten Schädel starrten leblos zu den Zauberern und Hexen herab.
Knurrend sprangen Werwölfe mit gebleckten Zähnen auf die hohen Galerien herab. Heulend sandten sie ihre Botschaft zum hellen Mond hinauf, der durch das zerstörte Fenster zu ihnen hinabblinzelte. Die Fänge, lang und scharf glänzten im fahlen Licht.
Die Wasserspeier hockten wie die Boten des Todes über ihren Köpfen, reglos, starr, aber alleine ihre Gegenwart sorgte dafür, dass aller Mut schwand. Einst hatten sie auf den Dächern von Hogwarts ihre ewige Wache abgehalten, doch nun hatte finstere Zauberei sie zu unheiligem Leben erweckt.
Flüche zuckten durch die Luft, während die magische Sonne ihr gleißendes Licht in die Mauern des Schlosses entsandte. Krachend prallten die Zauber gegen den steinigen Panzer der gewaltigen, mythischen Kreaturen. Splitter regneten hinab, während die Wesen ihre riesigen Flügel spannten.
„Und ich schaute empor zum Himmel und sah einen Engel und in seiner Linken war das Schwert der Verdammnis und in seiner Rechten ruhte der Schlüssel zum Abgrund!“, donnerte die Stimme des Dunklen Zauberers durch das Treppenhaus. Dort stand er, hoch erhobenen Hauptes zeichnete sich seine Gestalt in der leeren Höhle des zerstörten Fensters ab.
Im Sturzflug sausten die Wasserspeier herab, die gewaltigen Klauen zu mörderischen Waffen verkrümmt.
Flüche prasselten auf die geschuppten Leiber ein, schlugen tiefe Scharten in den Fels. Ein tiefes gequältes Grollen entrang sich der Kehle der geflügelten, während sie sich hinab stürzten.
„Silvenus!“, schrie Harry über das Brausen der Flügel hinweg. Der goldene Blitz zuckte durch die Luft und schmetterte den Leib eines Wasserspeiers gegen die Flanke des Schlosses. In einer Wolke aus Trümmern und Staub gab die Mauer nach. Dann war die andere Kreatur heran.
„Bei Merlin!“, hörte Harry die Schreie seiner Kameraden. Ungebremst, den Körper als tödliche Klinge verwendend, stieß der Wasserspeier auf die hilflosen Verteidiger hinab. Der Aufprall zerschmetterte die Treppe, fegte die schwachen magischen Schilde hinweg und zerriss Knochen und Fleisch. Hogwarts bebte in seinen Grundfesten, als die uralten Bögen, die die Treppe trugen langsam brachen. Steine regneten vom Gewölbe, während der zersplitterte Leib der geflügelten Kreatur in der Tiefe verschwand. Donnernd sandte er die Zerstörung bis in die Kerker hinab.
Schreie drangen an Harrys Ohr, während er sich langsam aufrappelte. Staub umhüllte ihn, während sich der Boden unter seinem Körper zur Seite neigte. Das Schloss war verwundet. Knirschend malmte Stein auf Stein, während das ganze Treppenhaus in sich zusammenbrach und viele Leben mit sich nahm.
Mit aller Kraft klammerte Harry sich an das Geländer. Steinquader sausten an seinem Kopf vorbei, einen Schweif aus Staub und Splittern hinter sich herziehend. Eine warme Flüssigkeit lief an seiner Stirn herab, als ein schwerer Schlag ihn am Kopf traf. Keuchend spie er Blut auf die Bodenfliesen.
„Gardendo!“, stöhnte er mit letzter Kraft, während schwarze Schleier sich vor sein Bewusstsein schoben.
Felsbrocken wurden von der Macht des Zaubers hinweg geschleudert und schmetterten gegen Säulen und Mauern. Die Welt wurde wieder klarer. Etwas sprang auf ihn zu, unbeirrt vom steinernen Regen und den scharfen Splittern.
„Silvenus!“, keuchte Harry, als glänzende Klauen aus der Staubwolke heraus stachen, gefolgt von einem furchterregenden Gebiss. Der Fluch traf den Werwolf in die Brust. Heulend wurde das Wesen zurückgeschleudert, hinein in den vernichtenden Sturm aus tanzendem Fels, der alles lebende Verschlang, das sich in diesen Strudel der Zerstörung wagte.
Harrys Magen drehte sich um, als ein dumpfer, knirschender Aufschlag das klagende Heulen zum verstummen brachte.
„Hilfe.“, drang ein Wimmern an sein Ohr. Fast blind von Blut, das ihm in die Augen rann, drehte sich Harry um. Halb unter Trümmern begraben und verkrümmt lag ein junger Auror mit zertrümmerten Gliedern. Seine Hand hatte sich immer noch um den Zauberstab gekrallt, dessen Spitze in zwei Teile gebrochen war. Aus klaffenden Wunden rann das Leben aus ihm heraus.
„Harry!“, erklang Ginnys Ruf über das Tosen und Donnern hinweg. Sie kletterte gerade aus dem Portraitloch heraus. In ihrem Gesicht stand ein Schrecken geschrieben, tiefer als ihre Seele es ertragen konnte.
„Bring dich in Sicherheit!“, schrie Harry ihr zu. „Beschütz das Mädchen!“
Sie wandte sich zu ihm um. Purer Unglauben stand in ihre Züge geschrieben.
„Schnell!“
„Bitte.”, drang wieder das Stöhnen des Verwundeten an ihn heran, zu eindringlich, um es zu überhören.
Eine Gestalt, ganz mit Staub bedeckt, tauchte vor Ginny auf und stieß sie zurück durch das Portraitloch, bevor sie sich selbst in Sicherheit brachte. Die Schlacht war vorbei, bevor sie wirklich begonnen hatte. Sie hatten ihrem Feind nichts entgegensetzen können, außer ihren eigenen verletzlichen Leibern.
Wut lohte durch Harrys Adern, während er sich zu dem jungen Mann herunter beugte. Er kannte ihn nicht, aber trotzdem glomm ein Vertrauen in seinen Augen auf, in denen der letzte Lebensfunke leuchtete.
„Risantium.“, flüsterte er und ein seichter, blauer Schimmer breitete sich über dem Körper des Verletzen aus. Seine Atmung wurde regelmäßiger und die Krämpfe, die seine Glieder schüttelten vergingen. Die braunen Augen schlossen sich, als der Auror in tiefen Schlaf sank. Niemals würde er wieder daraus erwachen, aber wenigstens würden ihm die höllischen Schmerzen erspart bleiben.
„Ich verfluche dich!“, brüllte Harry den Kopf in den Nacken gelegt. „Komm her!”
Aus den wabernden Wolken sprangen Schatten auf ihn zu, nur noch entfernt an Menschen erinnernd.
„Silvenus! Sacrendio!“, zischte Harry. Die Flüche brandeten durch die Wolken, rissen sie hinfort wie flüchtigen Morgennebel und zerschmetterten die Werwölfe an den wankenden Mauern. Gleißend wie die Sonne und glimmend wie der Regenbogen hinterließen die Flüche tiefe Furchen im Stein.
„Ist das alles?“, schrie Harry mit überschlagender Stimme. „Du tötest meine Freunde, verletzt sie und wirfst sie deinen Kreaturen zum Fraß vor! Jetzt zeige dich!“
„Aber ich bin doch hier.“, flüsterte eine Stimme hinter ihm zärtlich in sein Ohr. Harry erstarrte, dann schleuderte ihn eine sengende Kraft gegen ein großes Trümmerstück. Sein Rücken fühlte sich an, als stünde er in Flammen. Nur der rasch hoch gerissene Schild hatte ihn vor dem gleißenden Feuer bewahrt, das um ihn herum tobte.
„Silvenus!“, donnerte er, während er sich zur Seite warf. Sein Ziel war schon wieder verschwunden. Der goldene Blitz brannte nur ein gezacktes Loch in eines der verwüsteten Gemälde. Kochend vor Wut und Zorn wirbelte er herum, den Zauberstab vor sich gerichtet.
„Im Schatten hinter den Bergen versanken die Tage des Phönix, lange vergangen wie Regen im Wald.“, lamentierte die eisige Stimme des Dunklen Zauberers. Sie tanzte um ihn herum, mal hierhin, mal dorthin. Harry fuchtelte ziellos mit seinem Stab durch die Luft.
„Gardendo!“, nuschelte er hastig, als eine Woge aus Blitzen auf ihn zuschoss. Der Aufprall riss ihn von den Füssen. Nutzlos flackerte das silbrige Schild kurz auf und verlosch. Seine Lunge füllte sich mit trockenem Staub. Qualvoll hustend suchte er Deckung hinter einer umgestürzten Säule. Trümmer von Bilderrahmen zierten den Boden um ihn herum.
„Wir sind alle gebunden durch die Magie, aber nur jener kann zu wahrer Macht gelangen, der es vermag diese Fesseln abzuwerfen!“, fuhr der Schwarzmagier fort, die grausame Stimme zu bösartigem Lachen verzerrt. Ein Beben durchlief die Grundfesten von Hogwarts. Die Säule wurde über Harrys Kopf gehoben, wie von der Faust eines wütenden Gottes hinfort gepeitscht. Polternd verschwand sie im Dunkel der zerstörten Treppe. Ein Blitz zuckte auf. Jede Reaktion Harrys kam zu spät, als sich lodernde weiße Flammen um seine Glieder schlossen. Gefesselt, zu kaum einer Regung fähig lag er da. Grausam heiß schnitten die Magischen Stricke in seine Haut. Er schmeckte Blut in seinem Mund und spürte wie es ihm über das Gesicht lief.
„Soviel Mut, soviel Hoffnung und alles umsonst.“, sprach der Dunkle Zauberer, der sich über ihn beugte. „All diese Zerstörung, dieser Krieg und die Toten sind nur das Produkt deines Widerstandes. Aber das Leid wird einem höheren Zweck dienen, um endlich Ordnung in das Chaos zu bringen. Sieh her.“
Er zwang Harry sich aufzurichten. Gestalten in schwarzen Umhängen drängten sich vor dem Eingang zum Gryffindor Turm. Flüche durchschnitten die Luft, brannten sich in Stoff und Fleisch. Sie kämpften noch immer, aber das Ende der Schlacht war abzusehen. Sie standen einer erdrückenden Übermacht gegenüber. Es gab keine Hoffnung mehr. Er hatte versagt.
„Nein.“, stammelte Harry nur. Sein Körper hatte nicht mehr die Kraft sich aufrecht zu halten. Er fiel zurück in den Staub. Über ihm strahlte die Lichtkugel, warm und hell, fast fröhlich. Ihr Schimmer hüllte alles in gleißendes Licht mit goldenem Schimmer. Tränen rannen aus Harrys Augen in den Staub. Dort vermischten sie sich mit seinem Blut. Sein Herz verkrampfte sich beim Gedanken an jene, die in diesem Augenblick um ihr Leben kämpften. Es war nun völlig sinnlos geworden.
„Siehst du es ein Harry?“ Die Stimme des Fremden klang fast liebevoll. „Ich habe dir mehr als einen Ausweg geboten, aber du hast stets den Weg des Kampfes gewählt.“
Harry hörte die Worte kaum. Wut vermischte sich in ihm mit tiefer Trauer, als das Bild des tödlich verletzten jungen Aurors in seiner Seele erschien. Die schreckliche Kraft der Geflügelten, die bestialische lodernde Wut der Werwölfe. Welch böser Geist vermochte es derart respektlos mit dem Leben umzugehen.
„Es gibt immer eine Wahl.“, sprach Harry, die Augen immer noch auf die lodernde kleine Sonne gerichtet. „Die Liebe gibt uns die Kraft bis zum letzten Augenblick Widerstand zu leisten! Dein Hass wird dich nur in den Abgrund reißen.“
Mit aller Kraft warf er sich gegen die magischen Fesseln. Nur wenige Millimeter trennten ihn von seinem Zauberstab. Seine Fingerspitzen berührten ihn bereits. Die Spitze leuchtete, als freue sich der Stab wieder in die Hand seines Trägers zurückzukehren.
Knirschend senkte sich der Stiefel des Dunklen Zauberers auf seine Hand. Selbst durch die schwarze Kapuze bannte er Harry unter seinen Blick. Es tat weh. Ein Schrei brach durch seine Lippen, als die Knochen brachen.
Immer heller loderte der Glutball unter dem Gewölbe. Rasende Flammen schossen über die Decke, aber ohne sie zu versengen. Harrys Schrei mischte sich mit dem wütenden Fauchen des Feuers, das langsam zu einer Melodie wurde.
Helle, goldene Schwingen brachen durch die Kugel, zusammen mit einem schlanken, anmutigen Körper und einem langen, Schweif, von dem Glutfunken regneten. Eine leise Melodie drang aus dem Schnabel des Phönix, aber dennoch löschte sie jeden anderen Laut aus. Sie durchflutete das Schloss mit ihrer heilenden Kraft. Alle Blicke waren zu Fawkes empor gerichtet.
„Fawkes.“, hauchte Harry am Ende seiner Kräfte.
Als hätte der Phönix seinen Namen vernommen stieß er mit einem langen melodischen Schrei auf den Schwarzmagier hinab. Ein grüner Lichtblitz schoss auf den Feuervogel zu, aber er verfehlte ihn weit. In seinem goldenen Glanz sah er aus wie ein Bote des Himmels, der als Retter in der höchsten Not gekommen war. Blitze zuckten durch die mit Staub gefüllte Luft, aber wie ein strahlender Stern, der vom Firmament hinabstürzte bahnte sich Fawkes seinen Weg, bis seine Klauen sich tief in die schwarze Robe bohrten. Der Dunkle Zauberer schrie auf, dann verschwanden Phönix und Hexer in einer gewaltigen Stichflamme. Einen Moment lang trieb die Melodie wie von weiter Ferne noch durch die Mauern von Hogwarts, dann war sie verschwunden. Es gab keine Spur mehr von den verdorbenen Kräften des Magiers. Das Böse, das in die Mauern des Schlosses wie ein schleichendes Gift hineingesickert war, zog sich wieder zurück.
Die Fesseln um Harrys Glieder verschwanden, aber er hatte nicht mehr die Kraft sich aufzurichten. Dunkelheit umfing ihn, trug in hinab in die Schwärze des Schlafes und lockte mit Versprechen von Heilung und einer Welt ohne Gefühle.
Aus Flammen geboren tauchte der Phönix wieder auf, um sein Werk an den fliehenden Todessern zu vollenden. Seine Klauen trugen die Diener Voldemorts hinfort, weit weg von Hogwarts. Es gab niemanden, der sich der Magie des Feuervogels wiedersetzen konnte. Ein kurzes Lächeln umspielte Harrys Lippen, dann gab es nur noch Schwärze.

Ein strahlender, flammender Morgen, dessen Licht die Wolken hinter den schneebedeckten Bergen erglühen ließ, begrüßte die kleine Schar in dunklen Mänteln, die müde und zerschlagen auf den Stufen vor dem Portal von Hogwarts Platz genommen hatten. Harry saß etwas abseits, den Kopf in dicke, blutgetränkte Bandagen gehüllt. Keiner von ihnen hatte ein Wort gesprochen, zu schrecklich war das, was in dieser Nacht geschehen war. Jeder hatte in den letzten Stunden das getan, was getan werden musste, ohne Diskussion. Die Verletzten versorgen und die Toten in die große Halle zu bringen, in deren magischer Decke große Lücken klafften. Vor seinen Füssen lag ein spitzer Dolch, auf dessen Klinge noch nass und glänzend Blut schimmerte. Die Strahlen der Sonne fingen sich darin und ließen das Metall klar leuchten, als bestände es aus Kristall.
Die Waffe hatte nur einen einzigen Schnitt geführt, aber dieser hatte ausgereicht. Harrys Blick glitt zu Sevara hinüber, die ihr Gesicht unter Hermines Mantel verbarg. Ein kleiner Verband wickelte sich um ihren Linken Arm. Die Todesser hatten bekommen was sie wollten, das Verlorene Blut. Nicht viel, nur das, was an den Händen des Schwarzmagiers geklebt hatte, aber es würde wohl ausreichen.
Alles hatte seine Bedeutung verloren in dieser Nacht. Das Schloss würde wahrscheinlich nie wieder so aussehen wie früher. Es klammerte sich auf den Felsen, eine Flanke in Trümmern liegend und seine Türme schief und mit geborstenen Zinnen. Inmitten dieses Chaos ragte der gewaltige Flügel eines Wasserspeiers in die Höhe, beinahe unversehrt unter den Bruchstücken der hohen Gewölbe.
Einige Gestalten in grünen Roben und dem Dunkelblau der Auroren rannten über die weite Wieder zu ihnen herüber. Heiler, um sich der Verwundeten anzunehmen und einige Auroren, vielleicht auch Beamte des Ministeriums. Ginny eilte ihnen entgegen, um mit wenigen Worten das wichtigste zu erklären. Harrys Blick richtete sich wieder auf die stillen Wasser des Schwarzen Sees, die in der Sonne wie geschmolzener Edelstein funkelten. Die gewaltigen Hänge der Berge, gehüllt in den eisigen Mantel des Winters, spiegelten sich in Perfektion.
Es kam ihm vor, als höre er die Stimmen der Gefallenen im Wispern des Windes, der um das Gebirge strich. Er schüttelte Schnee von den Ästen der Bäume und kräuselte das Wasser. Die Spiegelung verschwamm, wurde zu etwas anderem, als die Wellen das Bild verzerrten.
Da lag Seamus niedergestreckt von ungezählten Flüchen, halb begraben unter Trümmern. Neben ihm, verkrümmt im eigenen Blut liegend, hatten sie Colin gefunden. Zu viele Leben hatte diese Nacht gefordert. Cho Chang, Angelina Johnson, Professor Sinistra, die sich in den Todesfluch geworfen hatte, der eigentlich für Katie Bell bestimmt gewesen war und die Auroren, deren Namen Harry noch nicht einmal gekannt hatte. Umringt von Todessern, die seinem Zorn nicht entkommen waren hatte er Neville gefunden, verbrannt von Flüchen, aus tiefen Wunden blutend, aber sein Wahnsinn hatte ihn weiter getragen, als ein Mensch normalerweise zu gehen imstande gewesen war. Eine leere war in seinem Blick gewesen, den aufgerissenen Augen, die selbst im Tod aussahen, als würden sie nicht seinem alten Freund gehören. Hoffentlich würde er nun Frieden finden. Die vergangenen Stunden hatten dem Orden einen schweren Schlag versetzt. Er blickte in die Gesichter seiner Freunde und Kampfgefährten, die Menschen, denen er bedingungslos vertraute und die auch ihm vertrauten, deren Treue nun so bitter bestraft worden war.
Noch nie hatte Harry solch einen Schrei vernommen, als George seine Frau gefunden hatte. Wie friedlich schlafend hatte sie dagelegen. Der Todesser, dessen Todesfluch sie aus dem Leben gerissen hatte, lag neben ihr, aufgespießt von herabstürzenden Balken.
Jeder, den der Orden verloren hatte, war Freund oder Familie gewesen, seit langen Jahren zusammengeschweißt, durch ein Band, das nur der Tod durchtrennen konnte. Er hatte sie in die Schlacht geführt, aber es war weder ihr Heldenmut, noch die Liebe, die sie verband gewesen, die wenigstens einige von ihnen gerettet hatte. Der Löwe von Gryffindor hatte in der Stunde der höchsten Not Hilfe gebraucht. Sein Ruf war in diesen magischen Hallen nicht ungehört verklungen. Nur Fawkes verdankten sie ihr Leben, diesem leuchtenden Funken aus Gold und Feuer, der dort im Fenster saß. Dem Fenster, durch das einst Albus Dumbledore die Aussicht auf seine Schule und die Ländereien genossen hatte. Sein Geist erfüllte selbst jetzt noch diese Mauern.
„Wenn jemand hier im Schloss Hilfe braucht, dann wird er sie auch erhalten.“, flüsterte Harry in einen plötzlichen Windstoss hinein. „Danke Fawkes.“ Wie als hätte der Phönix seine Worte vernommen breitete er kurz die schönen Schwingen aus. Seine Tränen hatten viele Leben gerettet, so auch das von Ron und Ginny, die schwer verwundet noch dem Feind Widerstand geleistet hatten.
Das Leben war zwischen Harrys Finger hindurch in den zerfetzten Teppich geronnen, als er seine Hand auf die klaffende Wunde in Ginnys Bauch gedrückt hatte. In seiner Verzweiflung hatte er alles vergessen, einfach nicht mehr gewusst was er tun sollte. Er hatte bereits den nahenden Tod in den Augen seiner Frau gesehen, hatte gespürt, wie die Kraft sie verließ, das Feuer erlosch, das er so sehr an ihr liebte. Dann hatte Fawkes sich an ihm vorbei geschoben und für sie geweint. Die Tränen hatten Blut und Wunde einfach hinfort gespült. In diesem Moment hatte er alles um sich herum vergessen und nur noch Glück und Erleichterung verspürt.
„Harry, was ist hier geschehen?“, drangen die Worte von Kingsley an sein Bewusstsein.
„Das, was vielleicht bald uns alle, die wir Teil der magischen Welt sind, erwarten wird.“, sprach Harry bitter und betrachtete die Klinge des Dolches zu seinen Füssen. „Der Krieg wird nun unausweichlich sein, fürchte ich. Er hat, was er wollte.“
Der Minister wurde blass. An ihm vorbei eilten Heiler und Beamte in kostbaren Roben.
„Harry, was soll ich tun?“, fragte Kingsley, der nun das durchmachte, was sie vorher getroffen hatte. Das Wissen darum, das soeben die Welt, für die sie gekämpft, geblutet und gelitten hatten gestorben war.
„Die Geschichte wiederholt sich, aber der Orden ist heute Nacht fast untergegangen. Auf seine Stärke können wir nun nicht mehr zählen. Auf seinen Schultern können wir keinen Krieg mehr führen. Seine Schuldigkeit hat er schon vor zwanzig Jahren getan. Die Klinge seines Schwertes ist gebrochen und es wird lange dauern, bis sie neu geschmiedet werden kann.“, antwortete Harry leise.
Bleich und den Schrecken ins Gesicht geschrieben eilte der Minister davon, zusammen mit einigen seiner Beamte, die fassungslos die allgegenwärtige Zerstörung betrachteten. Wild brüllte er ihnen Befehle zu.
Harry war es gleich. Er fühlte sich unendlich müde, erschlagen aber tief in seinem Inneren wütete ein Sturm, der ihn nicht zur Ruhe kommen ließ. Sein Blick begegnete dem Ginnys, die an einer Trage stand, auf der ein älterer Mann in der Robe der Auroren lag. Auch ihre Tränen waren schon versiegt. Ihre geröteten Augen hatten an Glanz verloren. Langsam stand er auch und ging zu ihr herüber. Ihm kamen Nevilles Worte in den Sinn: Der Krieg macht Leichen aus uns allen. Heute Nacht hatte es begonnen. Keiner von ihnen würde noch der selbe sein, wenn sie dieses Schlachtfeld verließen.
„Hier herüber!“, erklang plötzlich ein Schrei aus dem zerstörten Treppenhaus.
„Es ist Slughorn!“, rief einer der Heiler, während einer seiner Kollegen sich abwandte und würgend übergab. Jemand anderes breitete über der zerschmetterten gestalt ein weißes Tuch aus.
„Auch er, wir hatten es ja befürchtet.“, meinte Ginny lahm.
„Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.“, sprach Harry, während er seine Frau an sich drückte, als wollten seine Arme sie nie wieder loslassen.


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Hoch motivierte Angestellte vergessen morgens aus der S-Bahn auszusteigen, weil sie unbedingt das Kapitel zu Ende lesen müssen. Seit die Potter-Bücher auch in den Chef-Etagen aufgetaucht sind, häufen sich im Management die plötzlichen Krankmeldungen.
Meike Bruhns, Berliner Zeitung