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Harry Potter und das zweite Zeitalter - Kapitel 8 Die alte Schuld

von Reaver

Der Winter war gekommen, zunächst schleichend, wie ein großes weißes Tier, das Raureif und Frost brachte, dann mit aller Macht der Natur überschüttete es die britischen Inseln mit Schnee. Die Bäume bogen sich unter ihrer Last fast bis zum Boden herab. Die Welt war verborgen unter einem hellen weißen Tuch, das selbst alle Geräusche dämpfte. Es war die Stille, die Harry am meisten auffiel, als er sich zusammen mit Lily auf dem Rückweg von der Winkelgasse befand. Die Hände tief in den warmen Taschen seines Mantels verborgen folgte er seiner Tochter den Grimmauldplatz entlang, die wild in der weißen Pracht herumtollte. Trotz des entfernen Brummens der Großstadt wirkte alles wie verlassen, da kein Laut die Decke aus Schnee zu durchdringen vermochte. Es war fast als schlendere man durch eine Straße, die nur noch Geistern Heimat war.
Beinahe gänzlich unter einem dicken Panzer aus Eis verborgen glomm eine Lichterkette, die sich von Laterne zu Laterne spannte in der beginnenden Dämmerung. Weihnachten, dachte Harry verdrossen. Was hätte er dafür gegeben das Fest der Liebe mit seiner Familie feiern zu können, ohne dass es von dem drohenden Dunkel überschattet wurde. Über ein Monat war vergangen, seit sie auf Tyrion und Tessa gestoßen waren. Egal, wie sehr Harry auch glauben wollte, dass die junge Magierin es ernst meinte, dass ihre Reue ehrlich war, so blieb doch eine Stimme in seinem Herzen, die ihn warnte. Es war die selbe Stimme, die ihm keine Ruhe ließ. In jedem Augenblick, der ihn die Gefahr vergessen ließ flüsterte die eindringlich in seine Gedanken.
Es gab keine Spur von Voldemort, weder von ihm, noch von seinem geheimnisvollen Diener oder dem Necronomicon. Es war, als hätte die Erde die Todesser mit Haut und Haar, sowie mit allen ihrer Geheimnisse verschlungen. Der Orden des Phönix war durch ganz England gereist, hatte beinahe jeden Stein umgedreht, aber es gab keine Spur mehr, der sie folgen konnten.
Dieses Gefühl der Machtlosigkeit war geblieben. Es nagte beständig an der Seele des Ordens. Es war nun jedem klar wie verletzlich sie waren, wie schnell sich das Blatt wenden konnte. Hinter jeder Ecke, hinter jeden Baum oder Busch konnte das Verderben lauern.
„Lily, pass auf die Einkäufe auf!“, rief Harry seiner Tochter zu, die munter durch den Schnee tapste und die große Tüte mit den Geschenken hinter sich her schleifte.
„Ja Dad.“, gab sie zurück und rannte mit großen Schritten auf das Tor im Gartenzaun zu, dessen Spitzen mit gekrönt mit weißen Hauben aus der dicken kalten Decke ragten. Selbst die Büsche sahen aus wie große unförmige Gebilde aus Eis, die ein unentschlossener Gott dort zurückgelassen hatte.
In dem Moment begann es wieder zu schneien. Erst segelten vereinzelt einige kleine Flocken herunter, dann wurden es mehr und mehr, bis die Häuser hinter einem weißen Schleier fast gänzlich verschwunden waren. Selbst Lily war nur noch in kleiner dunkler Schatten, der vor der Hautür auf ihn wartet und ungeduldig von einem aufs andere Bein sprang.
Große kühle Schneeflocken legten sich auf Harrys Schultern und Mütze. Ärgerlich blinzelte er das Wasser weg, als ihm eine in den Wimpern hängen blieb und dort schmolz. Ganz leise konnte er das rieseln des Schnees hören. Es klang wie ein kaum hörbares Klimpern, mit dem Eiskristall auf Eiskristall traf.
„Dad, nun komm endlich!“, rief Lily, als Harry mit schräg gelegtem Kopf stehen blieb und in die beinahe vollkommene Stille hinein horchte.
„Ja, Schatz.“, entgegnete er und stieg die rutschigen Stufen empor. Mit einem leisen Klicken schwang die Tür auf, als er mit dem Zauberstab dagegen tippte. Wohlige Wärme empfing ihn, zusammen mit dem Geruch nach frisch gebackenen Plätzchen und Tanne. Ein rotwangiges, grinsendes Gesicht lugte aus der Küchentür, als Harry gerade seinen Mantel aufhing.
„Ah du bist das.“, meinte Teddy und streichelte Lily über das Haar, als sie ihn mit ihren kurzen Ärmchen umklammerte.
„Teddy, wo ist Seamus?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Ausgeflogen, aber er hat mich beauftragt hier die Stellung zu halten und auf...“, er brach ab, als Tessa in eine elegante schwarze Robe gehüllt in den Flur trat. Die Liebe zur Farbe Schwarz schien sie mit ihrem Vater zu teilen. „ äh mich um eure Gäste zu kümmern.“, wand der junge Zauberer sich raus und verdrückte sich wieder in die Küche.
„Es war jemand hier.“, begann Tessa ohne Umschweife, oder Begrüßung.
„So?“, entgegnete Harry, der Lily nachblickte, die betont langsam die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer empor schlich.
„Keine Ahnung wer es war, aber Seamus schien ihn zu kennen. Er roch nach brennenden ... ja, nach brennenden Socken.“, erklärte die junge Zauberin nachdenklich.
„Mundungus.“, knurrte Harry und verdrehte die Augen.
„Hatte ich vergessen dir zu sagen.“, tönte es aus der Küche, gefolgt von einem kurzen Poltern und einem herzhaften Fluch.
„Ich finde er ist ein unangenehmer Kerl.“, meinte Tessa. Das Thema schien für sie damit erledigt zu sein.
„Was wollte er hier?“, fragte Harry mit erhobener Stimme, damit auch Teddy ihn hören konnte.
Die junge Zauberin zuckte nur mit den Achseln, während sie zurück ins Wohnzimmer ging ihre Bewegungen waren geschmeidig wie die einer Katze, aber irgendwie schien ihre ganze Gestalt dennoch von einer tonnenschweren Last, die auf den Schultern ruhte hinabgedrückt zu werden.
„Keine Ahnung.“, antwortete Teddy, bevor er mit einer Tasse in der Hand erschien. „Die Plätzchen sind übrigens fertig.“
„Schön.“, murmelte Harry geistesabwesend.
„Ich denke ich bringe Lily ein paar hoch.“
„Tu das.“
Sein Patenkind blickte ihn schräg an, während Harrys Blick unmerklich zum Fenster wanderte in der Hoffnung Seamus und Mundungus würden wieder auftauchen. Wieder ergriff diese Spannung von ihm Besitz, die über einen Monat ruhig in seinem Geist geschlummert hatte, um nun mit aller Macht hervorzubrechen. Mit viel Glück würde sich eine neue Spur vor ihnen auftun, der sie folgen konnten. Endlich wären sie nicht mehr zur Untätigkeit verdammt, zum Abwarten, das mit der Zeit schlimmer wurde als ein offener Kampf.
„Ich weiß was du denkst.“, meinte Teddy ernst.
„Was denke ich denn?“, fragte Harry, der sich mit beiden Armen auf der Arbeitsplatte vor dem Fenster aufstützte.
„Du hast wieder diesen Glanz in den Augen, den Ausdruck kenne ich. Du fühlst dich wieder, als seist du Mitten drin.“, erklärte sein Patenkind mit einem Grinsen.
„Du kennst mich zu gut.“, seufzte Harry und wandte sich mit einem Ruck vom Anblick des verschneiten Grimmauldsplatz ab, der hinter den rieselnden Flocken beinahe ganz verborgen lag. Die Schatten der entfernten Bäume glichen hinter dem weißen Schleier verschwommenen Gebilden aus Dunkelheit.
Teddy hob nur eine Augenbraue, schnappte sich einen Teller, vollgepackt mit frischen, noch warmen Plätzchen und schritt schnell die Treppe empor. Harry blieb alleine in der Küche, alleine mit seinen Gedanken. Der magische Kalender zeigte den zwanzigsten Dezember. Einige junge Hexen und Zauberer lieferten sich auf dem Bild über der golden funkelnden Zahl in einer eingeschneiten Landschaft eine wilde Schneeballschlacht. Bald müsste Ginny eigentlich mit James und Albus von Kings Cross zurück kommen, schoss es ihm durch den Kopf. Wenigstens etwas, das ihn ablenken würde.
Die beiden dürften einiges von Hogwarts zu erzählen haben. Harry erinnerte sich an seine eigene Zeit in der Schule, besonders während es Winters und an Weihnachten im Fuchsbau. Es war immer etwas besonderes gewesen, die Verbundenheit und die Magie, die darin lag. Ein Moment der Ruhe in einer stürmischen Zeit.
Für James dürfte Hogwarts ein riesiger Spielplatz sein, an dem es unendlich viel zu entdecken gab. Wie sein Vater ihm hatte auch er seinem Sohn die Eigenschaft vererbt sich ständig in Schwierigkeiten zu bringen, aber auch die Fähigkeit im letzten Moment doch noch zu entkommen. Er war gespannt welche Geheimnisse er dem Schloss entlocken konnte. Der Gedanke an Albus versetzte Harry einen kurzen Stich ins Herz, als er an die Briefe seines jüngeren Sohnes dachte, vor allem an die Trauer darin nicht mit seinem Bruder in Gryffindor zu sein. Letzten Endes aber hatte er sich damit abgefunden, aber so glücklich und unbeschwert wie James war er nicht. Es würde noch lange dauern, bis er es würde akzeptieren können. Aber schlussendlich würde es doch Glück gewesen sein, zumindest hoffte Harry das.
Seine Augen begannen zu tränen, so lange hatte er auf die glitzernde Zahl gestarrt, ohne es zu merken. Schnell blinzelte er mehrmals, aber die Ziffern trieben immer noch vor seinen Augen hin und her. Harry wischte sich mit der Hand über das Gesicht. Jetzt begann die zwanzig sich sogar um die eigene Achse zu drehen, verblasste aber immerhin ein wenig.
„Bei Merlins Bart.“, knurrte Harry kopfschüttelnd und wandte sich schaudernd von dem Kalender ab, in dem die unendliche Schneeballschlacht tobte. Als er nach einer der Tassen griff, die vor ihm standen schwebte sofort eine Kanne heran, die ihm einschenkte. Gerade, als die wohlschmeckende und heiße Flüssigkeit seine Lippen benetzte schälten sich drei Gestalten aus dem Schneetreiben heraus. Zwei Kleine, die wild umher rannten und eine größere, schlanke, die in einigem Abstand hinter den beiden ersten herschritt. Ein Lächeln zauberte sich auf Harrys Gesicht.
„DAD!“, riefen James und Albus, als er die Tür öffnete. Sie umarmten ihn stürmisch und rissen Harry beinahe zu Boden, aber im letzten Moment fand er sein Gleichgewicht wieder.
„Na ihr, wie war die Reise im Hogwarts Express?“, fragte er lachend.
„Super, ich habe dem Randel einen echt perfekten Flederwicht Fluch aufgehalst!“, erzählte James grinsend.
Harry warf einen Blick zu Ginny herüber, die gerade mit dem Zauberstab ihren Mantel trocknete. „Hast du ihm den Zauber beigebracht?“
„Nein.“, meinte sie unschuldig und küsste ihn zärtlich.
„Vielleicht sollte ich euch auch noch ein paar spezielle Flüche beibringen.“, sprach Harry, während die beiden sich Jacken und Schuhe auszogen.
„Echt?“, fragten sie wie aus einem Mund mit großen Augen. „Die, mit denen du die Todesser gejagt hast und...“
„Immer mal langsam.“, bremste Harry seine Söhne aus. „Ihr müsst erst mal die einfache Magie beherrschen, bevor ihr euch an die Höhere wagen könnt.“
Etwas enttäuscht, trotteten die beiden ins Wohnzimmer. Er sah ihnen versonnen nach. War er selbst früher auch so hitzig gewesen? Vielleicht, aber hatten ihm seine frühen Begegnungen mit Voldemort recht früh gezeigt, dass Zauberei kein Spiel ist, sondern auch für böse Zwecke missbraucht werden kann.
„Jetzt mach nicht so ein Gesicht.“, flüsterte Ginny ihm ins Ohr. „Es ist selten genug, dass wir alle wieder unter einem Dach haben.“
„Ja du hast Recht.“, stimmte Harry zu. „Wie war der Rückweg?“
„Frag nicht.“, meinte sie augenrollend. „Es herrscht absolutes Chaos in der Stadt. Wir sind kaum durchgekommen und haben doppelt so lange gebraucht wie sonst. Wie war es mit Lily in der Winkelgasse?“
„Du kennst sie ja.“, sprach er lachend. „Unser kleiner Schatz entdeckt an jeder Ecke zig neue Sachen und ist von allem unglaublich fasziniert.“
„Zapedi, Zapedi, Zap, Zap!”, tönte James’ Stimme aus dem Wohnzimmer, gerade als Ginny etwas erwidern wollte.
„Zam!“, konterte Albus und ein Poltern drang durch das ganze Haus.
„Niemals wird mich deine Magie aufhalten!“, donnerte James und hob seinen Zauberstab, gerade als seine Eltern ins Zimmer eilten.
„Nun reicht es aber!“, rief Ginny, die mit zusammengekniffenen Augen auf den umgestürzten Tisch starrte, hinter dem sich Albus verschanzt hatte.
„Och Mum.“, maulte James enttäuscht. „Ich war gerade dabei ihn zu besiegen.“
„Das sehe ich, aber ich bin nicht bereit für deine Kämpfe die Wohnzimmereinrichtung zu opfern!“, entgegnete sie bestimmt und richtete mit einem Schlenker ihres Zauberstabs den Tisch wieder auf.
„Ihr solltet erst mal auspacken.“, schlug Harry vor und deutete auf die großen Schrankkoffer, die mit Schneehauben bedeckt im Flur vor sich hin tropften. Er musste beinahe lachen, als er in Tessas Gesicht blickte, die in einem Sessel am Feuer saß, ein Buch auf den Knien und das Geschehen mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete. „Danach zeige ich euch einen sehr nützlichen Zauberspruch.“
Eifrig eilten die beiden davon und die Treppe hinauf, wo sie lautstark ihre Schwester begrüßten.
„Wie lange dauern die Ferien noch mal?“, fragte Ginny, die Stirn in Falten gelegt.
„Gute zwei Wochen.“, erwiderte Harry lachend, als er das beinahe verzweifelte Gesicht seiner Frau sah. „Außerdem gibt es für uns alle bis Weihnachten noch viel zu tun.“
Schritte erklangen auf der Treppe, die schnell die Stufen hinunter eilten. „Also ist die Familie Potter wieder komplett, was?“, meine Teddy grinsend, als er zu Harry und Ginny trat.
„Es scheint so.“, entgegnete dieser. „Bleibst du zum essen?“
„Wenn ich so nett gefragt werde.“, sprach der junge Zauberer höflich nickend. „Übrigens hockt immer noch über diesen alten Bücher, die Hermine ihm besorgt hat. Ist schon ganz blass um die Nase.“
Harry hatte gar nicht vermutet, dass der Sprössling von Snape eine ähnliche Beziehung zu Büchern aufbauen konnte wie Hermine, aber der kleine Raum im Keller bewies das Gegenteil. Binnen kurzer Zeit war es ihm gelungen die Kammer mit unzähligen Werken über alte Magie und Schriftrollen über verlorene Zauberei zu füllen. Scheinbar versuchte er so einen Teil der Schuld, die er Harry gegenüber empfand abzutragen.
„Der Junge macht mir Sorgen.“, murmelte Ginny, die einen neuen Scheit ins Feuer warf. Prasselnd antworteten die Flammen auf die neue Nahrung. Das Licht der Glut mischte sich mit dem der Kerzen zu einem goldenen Glanz, dessen Anblick allein schon Wärme versprach.
„Er war schon immer verliebt in Bücher.“, meinte Tessa. „Mutter meinte einmal, dass er lesen konnte, bevor er laufen lernte. Ich bezweifle das.“
„Ich bin sicher das war symbolisch gemeint.“, erwiderte Teddy augenzwinkernd.
„Ach was.“, sprach die junge Zauberin kalt, bevor sie demonstrativ ihr Buch aufschlug, aber nicht las, sondern stumm in die lodernden Flammen blickte, deren Zungen immer neue Figuren formten.
„Hilfst du mir mit dem Essen?“, fragte Ginny an Harrys Patenkind gewandt, um die unangenehme Stille zu überbrücken, die sich drückend im Wohnzimmer ausbreitete.
„Natürlich.“, antwortete Teddy hastig, warf Tessa einen letzten kopfschüttelnden, verwirrten Blick zu und folgte der rothaarigen Hexe in die Küche.
Harry atmete tief durch und trat ans Fenster, das etwas von der Kälte von Schnee und Eis abstrahlte. Sein Atem kondensierte am Glas und überzog es mit einem silbrigen Film. Der Garten war unter der Schneedecke verschwunden. Die Büsche nur noch kleine Hügel und die Bäume abstrakte Gebilde aus zu hartem Guss erstarrten Wasser. Das einzige, was sich bewegte, abgesehen von den rieselnden Flocken, war ein kleiner Gnom, der rasch über den unversehrten Schnee hastete. Die kleinen Abdrücke seiner Füsse wurden sofort wieder zugedeckt. Knackend brach ein Holzscheit im Kamin auseinander. Ein Schauer aus Glutfunken erhob sich in den Schornstein.
„Was ist es, das dir auf der Seele liegt?“, fragte Harry die junge Zauberin, deren Spiegelbild er im Fenster beobachten konnte. Ihr Blick war immer wieder zu ihm hinüber gewandert, aber jetzt ruhte er wieder in den Flammen.
„Ich gehöre einfach nicht hierhin.“, meinte sie leise.
„Weshalb denkst du das?“, hakte Harry nach. „Wegen deiner Vergangenheit, deinem Vater?
„Nein, und ja...“, entgegnete Tessa. Mit einem Knall schlug sie das Buch zu. „Ich habe eine solche Welt wie die deine nie kennen gelernt. Du hast Kinder, die sich hier geborgen fühlen, eine Frau und jeder bemüht sich freundlich zu mir zu sein. Es gibt mir einfach das Gefühl, als gehöre ich nicht hierhin.“
„Ich sehe, wie es dich quält und jeder hier wahrscheinlich auch. Wir zeigen dir alle die selbe Tür, aber hindurchtreten kannst nur du alleine.“, sprach Harry, der sich mit den Händen auf der Rücklehne des Sofas aufgestützt hatte.
„Trotzdem traust du mir nicht.“, meinte die junge Magierin mit einem bitteren Ton in der Stimme.
„Meinst du?“
„Ich weiß es.“, sagte sie bestimmt. „Ich merke doch die forschenden Blicke, dass ich nie alleine hier bin und Niemand ist sich meiner sicher.“
„Kannst du es uns wirklich verübeln?“, fragte Harry.
„Das ist es ja. Ich kann es nicht.“, antwortete Tessa zornig. „Meine Mutter hat mir einst gesagt, dass es für ein Schiff ohne Hafen keinen richtigen Kurs gibt. Ich habe keine Heimat, nur einen Haufen Orte, die ich für kurze Zeit Zuhause genannt habe. Wie weiß ich dann, dass ich den richtigen Weg gehe?“
Harry sah sie forschend an. Ein Ernst war in ihren Zügen zu lesen, der bei einer so jungen Frau unvermutet kam, ja vielleicht sogar Angst machen konnte. Sie hatte in ihrem Leben schon viel gesehen, viel schreckliche, das auch ihr selbst wiederfahren war, doch war sie nicht daran gewachsen, sondern hatte es sie entwurzelt. Nun war sie völlig verunsichert und nicht mehr fähig Vertrauen entgegenzubringen und selbst zu gewinnen. Das flackernde Licht strich über ihr Gesicht, aber die Schatten blieben in ihren Augen.
„Ich konnte Hogwarts mein Zuhause nennen, obwohl ich einen Teil meines Herzens auch bei meinem Onkel und meiner Tante gelassen habe. Die Zeit bei ihnen war... schwierig, aber dort bin ich aufgewachsen, auch wenn ich ihr Haus nie als Heimat betrachtet habe. Ich denke durch sie habe ich gelernt, was es bedeutet wirklich Freunde zu haben. Der einzige Weg Freunde zu haben ist selbst einer zu sein.“, sprach Harry ernst. Tessa sah ihn an, aber er vermochte es nicht ihren Blick zu deuten. Ihre Miene blieb regungslos, aber hinter ihren Zügen schienen alle Dämonen, die sie in Jahren eingekerkert hatte mit aller Macht zu erwachen.
„Behalte es in deinem Herzen und ein Zuhause kann man immer finden, wenn man es sucht und weiß was es wirklich bedeutet. Für jeden heißt Heimat etwas anderes, aber eines haben sie doch gemein. Der Ort gibt einem einen Grund über sich selbst hinauszuwachsen, ihn zu verteidigen und diejenigen zu schützen, die man liebt.“, fuhr Harry fort. Du bist nicht alleine, auch wenn du es glaubst, Tessa. Denk an deinen Bruder. Er glaubt an dich, also solltest du es auch tun.“
„Tyrion ist...“, Sie suchte nach Worten. Ihre Stimme klang merkwürdig brüchig.
„… noch sehr jung.”, half Harry ihr.
„Ich wollte sagen ein Narr.“
„Nein, das ist er ganz sicher nicht.“, meinte er, musste aber über ihre Worte lächeln. „Ich denke er hat ein gutes Herz, aber ich glaube er weiß mehr, als er gewillt ist zuzugeben. Ich weiß noch nicht wie ich ihn einschätzen soll, aber ihr habt mehr gemein, als es auf den ersten Blick erscheint.“
Tessa schürzte die Lippen, erwiderte aber nichts. Ihr Blick wandte sich wieder den Flammen zu. „Sie werden wissen, dass ich hier bin und euch vielleicht sogar helfe.“, sagte sie nach einiger Zeit. Das Feuer hatte den neuen Scheit bereits fast gänzlich verzehrt. Gierig leckten die Flammen nach neuer Nahrung, fanden aber keine in ihrem steinernen Kerker des Kamins.
„Ja mit Sicherheit.“, bestätigte Harry.
„Ich werde zu dem, was ich so lange an Vater verabscheut habe: Ein Verräter.“, murmelte sie eher zu sich selbst.
„Man kann nur verraten, an was man wirklich glaubt, aber ich möchte gern hoffen, dass dein kindlicher Trotz dich fehlgeleitet hast und es nicht deine Überzeugung war. Ich weiß, wie Voldemorts Diener einen Menschen manipulieren können.“, erwiderte Harry, obwohl wieder die Stimme in ihm zu flüstern begann.
„Glaubst du deinen eigenen Worten?“, fragte sie bitter.
Überrascht sah er auf. Ihre Blicke begegneten sich. Ihre dunklen, fast schwarzen Augen bohrten sich in seine grünen. Ein Schauer lief Harry über den Rücken, als er den Ausdruck darin las. „Ich möchte es glauben, deinetwegen.“, sprach er leise.
„Warum helft ihr mir? Was bin ich in euren Augen wert, dass es sich lohnt ein Risiko einzugehen, denn das bin ich in den Augen von vielen im Orden.“
Er sah sie lange an, bevor er antwortete: „Ich habe deinen Vater über Jahre falsch eingeschätzt, ja ich denke ich habe ihn vielleicht sogar gehasst. Ich habe ihm Unrecht getan, denn ohne ihn wäre es mir nie gelungen Voldemort zu besiegen. Erst zu spät erkannte ich die Wahrheit und was ich in seinen Augen las, als er am Boden der Heulenden Hütte im Sterben lag, das hat mein herz berührt. Er wurde sein Leben lang missverstanden und falsch eingeschätzt. Mein eigener Vater war es, der ihm das Leben rettete, aber nur damit ein dummer Streich seiner Freunde kein schreckliches Ende fand. Seither hat er mich beschützt, auch wenn es auf eine Art und Weise war, die ich damals nicht verstanden habe. Jetzt habe ich die Chance ihm das zu vergelten, was er für mich getan hat, indem ich das selbe für dich und deinen Bruder tue.“ Es waren wahre Worte, tief aus seinem Herzen. Er hatte noch nie so darüber nachgedacht, aber es ihm spätestens jetzt klar geworden, dass er aus einem Pflichtgefühl heraus gehandelt hatte. Severus hatte immer hinter Dumbledore und somit auch hinter ihm gestanden. Es war seine Schuld ihm gegenüber, die er bis jetzt nie hatte begleichen konnte.
Tessa blickte auf ihre Hände, die sie ineinander geschlungen hatte. Der Schein der Flammen ließ tanzende Schatten über ihre Haut huschen, die im ganzen Raum eine beständige Bewegung schufen. Nur noch mattes, vom Schnee versilbertes Licht fiel durch die Fenster herein. Die späte Dämmerung und das Schneetreiben verschluckte die letzte Helligkeit des Tages fast gänzlich.
„Daddy!“, rief James und hastete auf Socken schlitternd ins Wohnzimmer. „Ich soll dich zum Essen holen.“ Sein Sohn ergriff Harrys Hand und wollte ihn aus dem Raum schleifen. „Wer ist das eigentlich? Sie war eben schon da.“, fragte der Junge dann und hörte auf am Arm seines Vaters zu zerren.
„Das ist Tessa.“, antwortete Harry lächelnd.
„Hallo Tessa.“, plapperte James vorsichtig
„Hallo James.“, begrüßte sie ihn.
„Sie ist die Tochter eines alten Freundes von mir, die unsere Hilfe braucht.“, erklärte Harry seinem Sohn. „Nun sollten wir deine Mutter nicht länger warten lassen.“ Mit einer Kopfbewegung bedeutete er Tessa sich ebenfalls zu erheben. Sie zögerte. Er wiederholte das Nicken in Richtung Küche, diesmal energischer. Mit zusammengekniffenen Lippen folgte Tessa den beiden.
Kalte Luft und Schneeflocken trieben in den Flur, als die Haustür mit einem Schwung kräftigen Schwung aufflog. Wild tanzten die Flocken in der warmen Luft umher, bevor sie schmolzen und den Teppich benetzten. Einige der Kerzen im Kronleuchter verloschen zischend und dumpfes Dämmerlicht senkte sich über den Flur. Eine eingeschneite Gestalt schälte sich aus dem Schneetreiben heraus, die eine andere, schmalere und wild fluchende Person hinter sich her schleifte. Schnell eilte Harry zur Tür und schlug sie zu, bevor der Winter das Haus ganz in beschlag nehmen konnte.
„Seamus!“, rief Harry verwirrt, als die erste Gestalt die zentimeterdick mit Schnee besetzte Kapuze abnahm. „Was soll das?“ Er deutete auf den fluchenden Zauberer, der sich Erde und Eis vom schäbigen Umhang klopfte. Sein Gesicht war ganz hinter Schals und Tüchern verborgen. Dann stieg ihm der durchdringende Geruch nach brennenden Socken in die Nase.
„Mundungus!“, meinte er erstaunt.
„Er ist nicht freiwillig mitgekommen. Er muss extra einen Moment abgepasst haben, in dem du nicht Zuhause warst, Harry.“, erklärte Seamus und zog dem alten Gauner den Stoff vom Gesicht.
Schütteres graues Haar bedeckte den fast kahlen Schädel des Zauberers und auf der Nase saß eine schiefe Brille, in der sich das Licht der Kerzen spiegelte und so den Blick unter den langen Augenbrauen verbarg. Knurrend setzte Mundungus eine beleidigte Miene auf und begann in den unendlichen Weiten seines dreckigen Umhangs nach etwas zu suchen.
Harry sah, wie James gespannt die Szene beobachtete und inzwischen auch Teddy, Lily, Ginny und Teddy ihre Köpfe aus der Küche reckten. Die Züge des gealterten Zauberers erhellten sich, als er mit der Suche innehielt, dann zog er seine betagte Pfeife aus einer Tasche.
Ginny riss sie ihm schnell aus der Hand.
„Niemals!“, zischte sie. „Nicht hier!“
Mundungus schaute sie gekrängt an.
„Guten Abend.“, meldete sich Tyrions Stimme, der schlurfend aus dem Keller kam und unsicher in die Gesichter der Anwesenden blickte. Seine Schwester wandte sich nur kurz zu ihm um, dann musterte sie wieder den unerwarteten Gast mit kritischem Stirnrunzeln. Niemand achtete auf den jungen Zauberer.
„Was ist der Grund für deinen späten Besucht?“, fragte Harry, während seine Frau mit verdrehten Augen den Teppich unter Mundungus Füssen betrachtete, auf dem sich eine beständig größer werdende Lache aus Schmelzwasser und Schlamm bildete.
„Ich weiß auch nicht. Seamus hat mich hierher gezerrt.“, meinte der alte Gauner.
„Zeig Harry, was du mir gezeigt hast!“, verlangte Seamus drohend. Unsicher blickte der Angesprochene zu dem jüngeren Magier herüber.
„Ich weiß nicht was du meinst.“
„SOFORT!“, donnerte es zurück.
Mundungus machte erschrocken einen Satz nach hinten, während Seamus entschuldigend zu Ginny herüber lächelte, die ihn aus zusammengekniffenen Augen anstarrte. Die Kinder blickten fiebernd wieder zu dem ergrauten Zauberer hinüber, der sich sichtlich an einen anderen Ort wünschte.
„Nun ja, ich habe vielleicht etwas, das dein Interesse wecken könnte.“, rang er mit sich selbst. „Eigentlich wollte ich es dir über Seamus zukommen lassen, aber du kennst ja den alten Hitzkopf.“ Er lachte kurz gekünstelt auf, während seine Hände wild umher gestikulierten. „Und das alles war auch nicht meine Idee. Ich wurde angesprochen.“
„Sag Harry, verstehst du ein Wort?“, fragte Seamus mit einem Augenzwinkern. Harry schüttelte den Kopf. Sein alter Schulfreund wandte sich Mundungus zu, der ängstlich die Arme hob, als wolle er einen Dämon aus seiner Vergangenheit zurückweisen.
„Ist gut, ist gut.“, stammelte er. „Das hier...“ Wieder kramten seine Hände in dem nassen Umhang herum, der mehr Flicken besaß als originalen Stoff. „Wo ist es, wo nur?“ Fahrig glitten die Finger über ungezählte versteckte Taschen, bis sich seine Lippen zu einem dünnen Lächeln verzogen. „Na da haben wir es ja.“ Ungefragt stakste der abgetakelte Gauner zum gedeckten Küchentisch hinüber und breitete einige feuchte Blätter Pergament über den Tellern aus. Ginny schlug die Arme über dem Kopf zusammen, als sie die Dreckspur sah, die Mundungus hinterließ. „Nur heran, nur heran.“, sprach dieser. James, Lily und Albus waren die ersten, die ihre Hälse über die vergilbten Schriftrollen reckten. Ihre Mutter zog sie aber mit sanfter Gewalt wieder fort. Mit enttäuschten Gesichtern trollten sich die drei, als Ginny die Treppe hinauf deutete.
„So, und was ist das?“, fragte Harry. Von einem der Blätter tropfte es beständig und verfärbtes Wasser sammelte sich in einem der Teller.
„Schau’s dir an, schau nur.“, drängte Mundungus mit einem Grinsen, das schlechte Zähne entblößte und von einem Ohr zum anderen reichte. Eine kleine, hutzelige Handschrift bedeckte die alten Seiten, die aus einem größeren Werk herausgetrennt worden waren. An einigen Stellen war noch das kunstvolle Goldornament sichtbar, das einst auf der Innenseite das Buch verziert haben musste. Enttäuscht stellte Harry fest, dass es in arabisch war.
„Wo hast du die alten Buchseiten her?“, wollte Teddy wissen, der sanft mit den Händen über die dünnen Linien der Schrift strich.
„Nun…”, begann, Mundungus, aber dann stieß Tyrion einen aufgeregten Schrei aus. Er hielt sich eine der Seiten dicht vor das Gesicht und seine Augen bohrten sich praktisch in ein kleines Symbol, das mit feiner Feder in die linke Ecke der alten Buchseite gezeichnet worden war. Jeder im Raum sah den jungen Zauberer an, dessen Lippen bebten.
„Das ist ja, das ist...“ Seine Stimme erstarb.
„Nun!?”, fragte Ginny ungeduldig. Ihre Hände spielten nervös mit einer Strähne ihres Haares.
„Das sind Seiten aus der Abschrift von Abdul Alhazred! Er ist derjenige, der aus der ganzen Welt einzelne Passagen des Necronomicons zusammengesucht hat. Im Jahre 730 schrieb er seine Notizen in Damaskus nieder in Form einer Geschichte, die jedoch auf wahren Andeutungen beruht. Im laufe der Jahrhunderte ging die Schrift verloren und wurde von Übersetzungen verzerrt. Aber dies, dies sind Seiten des Originals! Leider sind sie nicht komplett.“
„Mundungus…”, sprach Harry leise, aber schneidend.
Der alte Gauner drückte sich in eine Ecke der Küche, aber Harrys Blicke folgten ihm.
„Mundungus, woher weist du, dass wir nach dem Necronomicon suchen und wo hast du diese Seiten her?“
„Ich kann alles erklären!“, schrie er panisch mit schreckensweiten Augen.


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