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Fanfiction

Harry Potter und das zweite Zeitalter - Kapitel 4 Schwarzes Herz

von Reaver

Hallo liebe Leser!
Vielen Dank für eure Kommentare und das große Lob für die Geschichte. Es freut mich, dass sie so viel Anklang findet. Vielleicht schaut ihr auch mal in den Thread zu der Geschichte hinein. Dort findet ihr immer ein paar spezielle Informationen und auch einen Ausblick auf das nächste Kapitel. Ich würde mich sehr über Resonanz freuen. Viel Spass beim Lesen wünscht euch euer
Tobi


Mit einem lauten Quietschen, das lange in der Nacht nachhallte und von der frischen Brise über Berge und Täler getragen wurde, schwang das große eiserne Gittertor auf, das den Weg hinauf zum Schloss versperrte. Nur wenige erleuchtete Fenster glommen in den schwarzen Mauern und den Dachgebirgen der unzähligen Türme in die Dunkelheit hinaus. Hogwarts hob sich wie ein zackiger Fels aus einem finsteren Ozean aus Schatten hervor, die mit aller Macht gegen die Fundamente brandeten.
Neville erwartete die kleine Gruppe hinter dem Tor, hob aber weder die Hand zum Gruße, noch sprach er die kleine Gruppe an, die das Schloss zu dieser späten Stunde besuchte. Schnell rannten sie nebeneinander den Weg hinauf zum großen Portal, dessen einer Flügel offen stand. Ein breiter Strahl aus warmem Licht erhellte die Stufen davor.
Wieder zerrte eine Windböe an Harrys Haaren und kräuselte das zuvor spiegelglatte Wasser des Schwarzen Sees, in dessen Tiefen sich die Gestirne spiegelten. Das fahle Licht des Mondes versilberte die weißen Grabmäler am felsigen Ufer. Die Schwingen des Phönix, über Dumbledores Grab schienen aus funkelndem Kristall geschlagen, statt aus weißem Marmor. Schützend breitete das Abbild von Fawkes seine Flügel über den sterblichen Überresten seines einstigen Herrn aus.
Über den Köpfen der kleinen Gruppe blinzelten die zahllosen Sterne vom Himmel herab, nur leicht verschleiert hinter dünnen nächtlichen Wolken. Doch weder ihr Licht, noch das des hellen Mondes vermochte es ihren Pfad zu beleuchten.
Flackerndes Licht erhellte die Eingangshalle, als Harry die Stufen vor dem Portal hinauf rannte. Kurz strauchelte er auf dem glatten Boden, fand aber sofort sein Gleichgewicht wieder. Es war schon lange her, dass er hier gestanden hatte, am Fuß der großen Treppe, umgeben von den mächtigen Säulen, die das hohe Gewölbe trugen. Er fühlte sich in seine Zeit als Schüler zurückversetzt, als er diesen Weg täglich gegangen war.
„Er war wirklich hier?“, hallte plötzlich eine tiefe Stimme zu Harry, Hermine, Ron und Ginny herunter. Aberforth Dumbledore eilte die Treppe hinunter, während sein weites dunkelblaues Gewand hinter ihm her wogte.
„Ja, ich habe durch seine Augen die Bibliothek gesehen.“, erklärte Harry keuchend. Schweiß perlte ihm von der Stirn herab und benetzte den polierten Boden. Nicht erinnerte hier mehr an die Schlacht vor neunzehn Jahren, außer einer großen steinernen Tafel, die in die mächtige Mauer eingelassen worden war. Dort standen die Namen der Opfer, ohne unterschied, ob Mensch, Zentaure oder Hauself, ob auf Voldemorts Seite oder auf der des Ordens.
„Ich war an der Tür, aber sie war noch verschlossen.“, sprach Neville.
„Es gibt nur wenige Pforten, die nicht auch unbemerkt durchschritten werden können.“, murmelte der Direktor nachdenklich. „Auf mein Geheiß warten dort einige Lehrer, um zu verhindern, dass wenn noch jemand sich in diesem Hort des Wissens aufhalten sollte, ihn ungesehen verlassen kann.“
„Wie konnte er überhaupt unbemerkt in Hogwarts eindringen?“, fragte Ron, der sich an eine Säule gelehnt hatte.
Dumbledore warf ihm einen nachdenklichen Blick zu, schwieg aber. Seine blauen Augen waren zu Schlitzen zusammengekniffen, als er voran die Treppe hinab stieg, dir zu Bibliothek führte. Schatten tanzten im Licht der Zauberstäbe wild über die Mauern zu beiden Seiten der ausgetretenen Stufen und erschufen Bewegung, wo keine war. Harry fühlte sich, als beobachteten ihn unzählige böse Augen aus dem Stein heraus, taxierten ihn mit ihren Blicken, die bis tief in seine Seele drangen. Nie zuvor hatte er sich innerhalb von Hogwarts so gefühlt. Stets war ihm das Schloss, selbst unter der Despotin Dolores Umbridge als sichere Zufluchtsstätte erschienen. Nun aber hatte er das Gefühl, als sickere die verdorbene Essenz Voldemorts durch das Gemäuer, das mit jedem Augenblick, der verging böser wurde.
„Direktor!“, rief Professor Crane, der neue Lehrer für Zauberkunst, als die kleine Gruppe die Bibliothek erreichte. Er war ein rundlicher Zauberer, gekleidet in einen purpurnen Morgenmantel. Sein fast kahler Kopf glänzte im Licht der Zauberstäbe wie frisch poliert. Ein dünner Bart bedeckte die weichen Gesichtszüge und um seinen Mund lag ein Ausdruck beständigen Humors. Die ruhigen, braunen Augen blitzten wach unter den ergrauten Augenbrauen hervor.
„Ist etwas geschehen?“, fragte Aberforth die Lehrer, die mit gezückten Zauberstäben Wache hielten. „Hat jemand Madam Pince gefunden?“
Slughorn, der wie ein riesiges schwitzendes Wahlross fast den ganzen Gang verstopfte, schüttelte den massigen Schädel. „Sie ist nicht in ihrem Bett, obwohl es aussieht, als hätte sie darin geschlafen.“
Harry schwante furchtbares, als er vor die rauhe Holztür trat und die Hände auf die trockenen Bohlen presste. Ginny warf neben ihm einen Blick durch das Schlüsselloch.
„Der Schlüssel steckt von innen.“, stellte sie überrascht fest.
„Dann wissen wir, wo Irma ist.“, hauchte Professor Sprout erschrocken. Ihre Stiefel und Hände waren noch ganz mit Erde beschmiert. Sie musste bis spät noch in den Gewächshäusern gearbeitet haben.
Harry schloss kurz die Augen. Er dachte an den Zorn in Voldemorts Geist, der Durst nach Rache, das Verlangen zu Morden. Fast wurde ihm schlecht. Er hatte etwas in der Bibliothek gesucht, verborgen in dem für Schüler verbotenen Teil, in dem er selber in seinem ersten Schuljahr nach Nicolas Flamel gesucht hatte. Dort standen schaurige Bände mit finsteren Geheimnissen. Voldemort wollte an dieses Wissen gelangen, aber es war ihm versagt geblieben.
„Und ich war heute erst hier.“, flüsterte Hermine mit zitternder Stimme.
Alle wandten sich zu ihr um, aber niemand sprach die Frage aus, die ein jedem auf der Zunge lag.
„Alohomora!“, donnerte Harry entschlossen, die Spitze seines Stabes auf das Schloss gerichtet. Krachend schlug die Tür auf. Holzsplitter flogen durch die Luft und bissen ihn schmerzhaft in die Haut. Das Metall, mit dem die uralte Tür beschlagen gewesen war, lag verborgen und dampfen am Boden.
„Das ist interessant.“, murmelte Aberforth, während er mit spitzen Fingern den wütend zischenden Schlüssel aus dem rauchenden Schloss zog. Gerade noch konnte er verhindern, dass ihn das klobige Stück Eisen in die Nase biss. „Madam Pince muss die Tür verzaubert haben.“
„Es scheint wohl so.“, schnaufte Slughorn, der seinen Zauberstab auf die Finsternis jenseits der zertrümmerten Pforte richtete.
Harrys Herz schlug ihm bis zum Hals, als er als erster einen Schritt in die Bibliothek wagte. Die Sohlen seiner Schuhe verursachten laute, hallende Geräusche. Erschrocken zuckte er zusammen. Reihe um Reihe standen hier die Regale, vollgestopft mit Wissen, das sorgfältig von Madam Pince gehegt und gepflegt wurde. Die dürre, inzwischen uralte Bibliothekarin von Hogwarts hatte eine beinahe persönliche Bindung zu ihren Büchern, fast als wären es ihre Kinder. Jeder, der sie schändlich behandelte bekam ihren unerbittlichen Zorn zu spüren.
Nicht rührte sich in dem Gewölbe, kein Rascheln, nicht einmal ein schwacher Windhauch durch Ritzen im Mauerwerk. Ein dünner Streifen silbernes Mondlicht fiel durch ein schmales Fenster auf die Rücken der Bücher. In Gold geschriebene, fast verblasste Lettern leuchteten in unheimlichen Schimmer, als bewegten sich die Schriftzeichen aus eigener Kraft. Einige Staubkörner tanzten durch die Luft, aufgewirbelt von den Schritten der Zauberer und Hexen, die versuchten die Dunkelheit mit Blicken zu durchdringen.
Etwas lauerte in den Schatten. Harry spürte, wie sein Herz in schnellem Rhythmus gegen die Rippen klopfte, aber dennoch blieb sein Atem ruhig. Kühl war es hier unten. Silbrig zog der Atem der Magier vor ihren Gesichtern davon. Ein Buch, in dickes Leder gebunden, das von der Dauer der Jahrhunderte rissig und spröde geworden war lag vor ihm auf dem Gang. Eine einzelne Seite, herausgerissen aus dem Einband glomm wie ein heller Fleck auf den Bodenfliesen.
Eine wütende Hand hatte sie einfach aus ihrem angestammten Platz herausgerissen. Harry atmete tief durch. Er war ein Auror. Die letzte Verteidigungskette der magischen Gemeinschaft, darin ausgebildet schwarze Magie zu erkennen und ihr zu widerstehen. Oft schon hatte er sich in finstere Löcher gewagt, wo seine Mitstreiter sich scheuten, zögerten aber dennoch berührte ihn keines der Erlebnisse wie jenes, gerade in diesem Moment. Die Furcht saß ihm im Nacken. Eine Kreatur aus seiner eigenen Phantasie, geboren aus dem, was seine Augen nicht sehen konnten, sondern sein Geist sich ausmalte.
Er hielt inne. Harry lauschte wieder, den Rücken an ein Regal gepresst. Hinter ihm trat Ron heran, den Zauberstab erhoben. Ein grimmiges Lächeln stahl sich auf seine Züge.
Lieber kämpfte Harry mit seinen Freunden an seiner Seite, als mit allen Auroren des Ministeriums, obwohl teilweise sogar von ihm selbst ausgebildet. Zweifellos, sie waren mutig, engagiert, tapfer, aber keiner von ihnen hatte den zweiten Krieg wirklich erlebt. Nur die älteren Zauberer wussten, wofür sie kämpften, wussten was es hieß Opfer zu bringen. Er hatte versucht es seinen jungen Schülern beizubringen, aber in ihrer Arroganz verschlossen sie ihr Herz vor den wirklich wichtigen Dingen: Freundschaft, Liebe und der Bereitschaft auch Opfer zu bringen, um das Leid vieler zu verringern.
Schließlich hatte Harry sein Amt als Leiter der Aurorenabteilung niedergelegt, nach über zehn Jahren. Wenn die magische Welt so schnell vergaß und nur noch das Licht eines teuer erkauften Sieges sah, gewonnen aus einer Schlacht, von der ihre nahezu tauben Ohren nur aus Erzählungen hörten, dann arbeitete er lieber mit seinen alten Freunden für einen beständigeren Frieden.
Alle Wege, die er gegangen war, jede Entscheidung mündete in diesen Augenblick. Immer tiefer lenkten ihn seine Schritte in den Hort des Wissens von Hogwarts. Dort war es! Die Pforte zum verbotenen Teil. Sie stand offen.
Ron stieß neben ihm ein leises Zischen aus. Einen Moment lang flackerte das Licht seines Zauberstabes.
„Also lag sein Ziel wirklich im verbotenen Wissen.“, hauchte Ginny, die mit Hermine und Aberforth von der anderen Seite herangeschlichen kam.
„Möglich wäre es.“, sprach der Direktor. „Die Anderen bewachen den Eingang, damit wer immer hier ist nicht entkommen kann.“
Harry nickte langsam. Sein Blick hing auf der Tür, die nur einen Spalt offen stand. Kein Kratzer war auf ihr zu sehen, keine Spur von Gewalt. Neben sich hörte er den ruhigen Atem seiner Gefährten, in den sich aber ein leises Zittern mischte, als er die Hand nach den Gitterstäben ausstreckte, die sonst immer den verbotenen Teil der Bibliothek verschlossen.
Seine Nerven waren bis zum zerreißen Gespannt. Jeder Muskel im Körper summte vor Anspannung. Harry spürte, wie seine Sinne schärfer wurden. Ein kurzer Lufthauch. Leises Zischen.
Er zuckte zurück und ließ sich nach hinten fallen. Ein gewaltiger geflügelter Schatten schoss aus der Dunkelheit heran, warf die Finsternis wie einen Mantel ab, der ihn verborgen hatte, kaum mehr als wenige Meter vor ihnen. Es war das Raubtier, das geduldig darauf gewartet hatte, das seine Beute zu ihm kam, ahnungslos, ohne eine Chance zu entkommen.
Steinharte Klauen zerschnitten das stählerne Gitter mühelos. Kurz vor Harrys Gesicht packten sie zu, verfehlten ihn nur um Haaresbreite. Blinde steinerne Augen starrten auf die vor Schreck erstarrte Gruppe.
Gewaltige Schwingen aus schwarzem Granit fegten durch die Bücherregale du zerfetzten das Wissen von Jahrhunderten.
Harry kannte das Wesen. Ein Wasserspeier aus der Bibliothek, den dunkle Magie zum Leben erweckt hatte.
Wieder schoss die finstere Kreatur vor, mit Klauen und Zähnen bewaffnet.
„Stupor!“, schrie Ginny, aber der Fluch prallte wirkungslos von ihrem Feind ab und verlosch zischend auf den Steinplatten.
Harry warf sich herum, als neben seinem Kopf die Erde unter einem gewaltigen Schlag zerbarst. Splitter stoben durch das schimmernde Mondlicht wie silberne Pfeile, die sich tief in Haut und Fleisch gruben. Er schrie auf, aber seine Stimme ging im Mahlen von Stein auf Stein einfach unter. Flüche prasselten gegen den mörderischen Torso der Kreatur, die mit der Urgewalt des Fels selbst zu wüten schien.
„Sacrendio!“, donnerte Harry, der mit einer Rolle wieder auf die Füsse kam. Weiß glühende Flammen schossen aus der Spitze seines Zauberstabes, gleißend wie die Strahlen der Sonne selbst. Mit gewaltiger Macht brandeten sie geben den schwarzen Granit, aus dem Hogwarts selbst erbaut war. Die Flammen zerstoben zu einem glimmenden Funken in den Farben des Regenbogens, als sie tiefe Furchen in den Stein gruben. Der Gigant wankte. Seine Schwingen zogen zerstörerische Kreise durch die Regale. Staub wirbelte durch das Gewölbe wie Morgennebel.
Wütend bäumte sich der Wasserspeier wieder auf. Unfassbar schnell sprang er aus der Wolke aus Staub und Splitternd hervor, die fast seine ganze Gestalt verbarg.
Wie eine Puppe wurde Aberforth von den Füssen gerissen. Grausam hart schlug er gegen einen Haufen Bücher, der polternd über ihm zusammen brach.
Hermine stieß einen Schrei aus, während sie sich unter den Trümmern eines Regals hervor arbeitete. Die finsteren Nüstern des Wasserspeiers ruckten zu Harry herum. Fast meine er Triumph in den gemeißelten Zügen des Wesens lesen zu können.
„Silvenus!“, zischte er, während sich seine ganze Gestalt zum Sprung krümmte. Sein Gegner schoss vor, im gleichen Moment, wie die Welt in goldenes Licht getaucht wurde. Es gab keine Schatten mehr, keinen Ort, an dem sich das Böse verstecken konnte. Aus der Spitze seines Stabes schoss ein Blitz heraus, gleißend wie brennender Edelstein.
Der Wasserspeier schlug mit seiner gefährlichen Klaue zu, während Harry zur Seite sprang. Er spürte, das seine Bewegung zu langsam war. Der Stoff über seiner Brust zerriss in dem Moment, als der Fluch genau die Stelle traf, an der das Herz einer lebenden Kreatur gewesen wäre.
Eiskalter Stein schnitt in sein Fleisch. Der Schmerz ließ ihn qualvoll aufschreien, während frisches Rotes Blut auf der Klaue glitzerte, die seine Seite gestreift hatte. Die Wucht des Schlages schmetterte ihn grausam zu Boden. Jegliches Gefühl wich für einen Moment aus seinem Körper, als hätte die Seele ihr Zuhause verlassen. Das goldene Licht war verloschen und die Dunkelheit in das Gewölbe zurückgekehrt. Schatten krochen aus den Ecken hervor. Über ihm stand die Kreatur aus schwarzem Fels, die Schwingen bis zur Decke reichend, finster, drohend über ihrer wehrlosen Beute. Kaum merklich tropfte geschmolzener Stein auf die Bodenplatten. In Splittern und Staub war ihre Flanke zerschmettert worden. In dunkler Glut verrann die Magie, die sie zu verdorbenem Leben verurteilte auf dem Boden von Hogwarts.
Sie fiel, ein Vogel, unfähig zu fliegen und begrub Harry unter sich.
Ein Flügel lag wie eine schwere Decke über seiner Brust, als er die Augen wieder aufschlug. Neben ihm blickte er in die zersplitterten, gebrochenen Augen des Wasserspeiers. Langsam schob er sich unter dem Haufen zerschmolzenen Gerölls hervor, die Finger noch immer um seinen Zauberstab gekrallt.
„Harry!“, rief jemand seinen Namen, dann fiel Ginny ihm um den Hals. Er hatte sie kaum erkannt. Vor seinen Augen trieben noch dunkle Schlieren auf und ab. Die Formen und Farben der Welt gerannen nur langsam wieder zu festen Objekten.
„Ich bin in Ordnung.“, keuchte Harry strauchelnd. Warmes Blut lief seine Seite hinab, aber er verbarg die Wunde unter einem Arm. Noch war seine Aufgabe nicht erfüllt. Irgendwo lauerte noch der Magier, dessen Diener er eben vernichtet hatte. Wahrlich starker Zauber hatte den Wasserspeier belebt. Erst einmal hatten seine Augen etwas ähnliches gesehen. Albus Dumbledore hatte den Brunnen der magischen Geschwister zum Leben erweckt, als er gegen Voldemort gekämpft hatte, vor einer Ewigkeit, wie es ihm schien.
„Ich dachte...“, schluchzte Ginny, an seine Brust gepresst, aber er legte ihr rasch einen Finger auf die Lippen.
„Wir sind nicht allein.“, hauchte er an ihr Ohr.
Sie standen da, aneinander geklammert zwischen zerstörter Bücherregalen und in Dunkelheit gehüllt. Wo Ron und Hermine waren, wusste er nicht. Hoffentlich war ihnen nichts geschehen, aber im Moment gab es für ihn keine Möglichkeit zu helfen. Um ihn herum waberten die Schatten ihm fahlen Mondlicht in schemenhaftem Leben. Papier raschelte irgendwo hinter ihnen.
Ginny spannte sich und löste langsam die Hand von der seinen. Langsam tropfte Blut auf die zerissenen Buchseiten zu seinen Füssen. Verinnendes Leben befleckte das uralte Pergament.
Das fahle Licht eines Zauberstabes tauchte hinter einem Regal auf. Es beleuchtete das erschrockene Gesicht von Professor Crane, als er die Verheerung erblickte, die sich vor ihm auftat. Er stand da, schutzlos, fassungslos.
„Das Licht aus!“, brüllte Harry, aber es war zu spät. Etwas peitschte dicht an seinem Gesicht vorbei, als er losrannte. Einen Moment blickte Crane überrascht, dann traf ihn der Fluch mitten in die Brust. Blut stob in einer Wolke auf, dann brach der Professor zusammen. Mit dem Gesicht nach unten blieb er reglos liegen, während sich unter ihm eine glitzernde Lache bildete, die gierig vom Papier aufgesogen wurde.
Harrys Blick ruckte herum. Eine Gestalt in wogendem schwarzen Mantel verschwand hinter einer Säule, aus der die maßlose Wut des Wasserspeiers ein beträchtliches Stück herausgerissen hatte. Für einen Moment meinte er kurz bleiche funkelnde Augen erblickt zu haben.
„Ich sehe dich Potter!“, flüsterte es aus der Dunkelheit heraus. „Leider habe ich dich verfehlt, ich dachte du wärst dieser Dummkopf mit dem Zauberstab.“
„Ginny, bitte hilf Professor Crane.“, hauchte er seiner Frau zu, während er auf die Säule starrte, hinter der sich der Geheimnisvolle Zauberer versteckte.
„Aber.“, begehrte Ginny auf.
„Schnell! Mir wird schon nichts passieren.“, zischte Harry. Sie verschwand mit schnellen Schritten in der Dunkelheit. Kurz warf sie noch einen Blick zurück über die Schulter. Tiefe Furcht und Trauer spiegelten sich darin.
„Wir sind alleine.“, sprach Harry zu dem Schatten, der hinter der Säule hervor trat.
„Nicht ganz.“, antwortete der Geheimnisvolle und zog die bewusstlose Hermine an den Haaren hinter sich her. Blut rann über ihr Gesicht. In Harry zerbrach etwas, während sich etwas anderes regte, das er bis eben noch unterdrückt hatte. Lodernde Wut.
„Bitte lass sie gehen.“, bat er mit zitternder Stimme.
„Warum?“, kam die kalte Antwort schneidend wie eine gefrorene Klinge. „Sie gibt ein so perfektes Druckmittel ab.“ Langsamen Schrittes kam er auf Harry zu. Leichtfüßig schien er über die Trümmer zu tänzeln. Er genoss die Zerstörung um ihn herum. „Gib Antwort Potter, oder ich töte dieses Schlammblut! Woher wusstest, du, dass ich heute hier sein werde!“
Kurz glitt ein Strahl Mondlicht über die schwarze Robe des Zauberers hinweg, dessen Kapuze das Gesicht völlig verdeckte. Unter dem schwarzen Stoff herrschte undurchdringliche Schwärze. Irgendwie kam ihm die Gestalt bekannt vor, aber woher, dass blieb ihm verschlossen.
„Nicht alle deine Diener sind so loyal, wie du glaubst.“, log Harry.
„So?“, schnitt die Stimme durch die Dunkelheit. „Crucio!“ Hermine erwachte aus der Ohnmacht und schrie qualvoll auf. Lange, mit überschlagender Stimme. Ihre Augen fuhren hektisch hin und her, bis sie Harry erblickten. In ihnen lag ein Flehen, der Wunsch er möge etwas unternehmen. Es zerriss ihm das Herz.
„Aufhören!“, brüllte Harry.
Der Schwarzmagier hob den Fluch auf. Hermine erbrach sich würgend auf die zerfetzten Überreste eines Buches. Ihr Peiniger krallte die freie Hand wieder in ihr Haar.
„Wer?“, fragte er nur knapp.
„Lucius Malfoy!“, antwortete Harry eine Spur zu schnell. Hermine schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Crucio!“
Wieder hallten Hermines Schreie durch das Gewölbe. Sie wand sich verkrümmt auf dem Boden, während das hohle Lachen des Schattens über ihr sich vor Wonne überschlug. Es dauerte lange. Harrys Fingernägel gruben sich tief in die Handflächen, so fest hatte er die Faust geballt. Fieberhaft versuchte er einen Weg zu finden diesen Wahnsinn zu beenden, den er selbst heraufbeschworen hatte.
Kraftlos sank Hermine zu Boden, als der Unbekannte den Fluch endlich aufhob. Keuchend lag sie zu seinen Füssen, unfähig sich zu bewegen.
„Willst du ihr Leiden noch verlängern? Ich kann sie sofort töten, wenn du willst, ihr kleines, unbedeutendes Leben auslöschen. Ich garantiere dir, sie will sterben. Bald schon wird sie um den Tod betteln.“, zischte der Schatten mit erhobenen Armen. „Eine Bewegung meines Zauberstabs und ihr Leiden wird vorbei sein. Ich bin der Herr über Leben und Tod!“
Hinter ihm zerstob die Dunkelheit in Feuer und Schwärze. Rote Haare blitzten kurz auf, dann prallte Ron gegen den Unbekannten. Ein Fluch zischte dicht über seinen Kopf hinweg, als er mit der Kraft eines Wahnsinnigen den Schwarzmagier gegen ein umgestürztes Bücherregal schmetterte. Dabei stieß er einen Schrei aus, der kaum mehr etwas menschliches an sich hatte. Sein Gesicht war von Splittern zerschnitten und viele Stellen an seinem Umhang dunkel von Blut. Dennoch stand er aufrecht, aber ohne Zauberstab über seinem Gegner, die Faust zum vernichtenden Schlag erhoben.
Er führte ihn niemals aus. Im gleichen Augenblick, wie der Unbekannte ihn mit einem Schlenker seines Stabes wie eine Puppe hinweg fegte, verschwand Hermine wie von Zauberhand. Ron brach an der Wand bewusstlos zusammen, einen Schrei auf den Lippen. Harry ging mit kraftvollen Schritten auf den Schwarzmagier zu, der verwirrt auf die Stelle starrte, an der eben noch sein Opfer gelegen hatte.
Brüllend vor Wut sprang er auf. Die Spitze seines Zauberstabes deutete auf Harrys Herz. „Ich werde dich töten Potter, wie so viele vor dir.“
Ein grüner Fluch zuckte auf Harry zu, aber eine Bodenplatte schoss in die Höhe. In einer Wolke aus Staub zerbarst sie.
„Zeig dein Gesicht Zauberer.“, forderte Harry und stellte sich vor die Stelle, an der eben noch Hermine gelegen hatte.
„Ich bin der Anfang und das Ende.“, flüsterte der Geheimnisvolle. Wieder zischte ein Todesfluch auf Harry zu, ohne ihn aber je zu erreichen. Ein Buch sprang dazwischen und ging in Flammen auf. Weiße Asche segelte langsam wie Schnee zu Boden, bis auf eine einzelne Seite, die wie durch ein Wunder unversehrt blieb. Knurrend vor Wut ließ der dunkle Magier seinen Stab sinken.
„Du hattest gute Lehrer Potter.“
„Ich hatte die beiden besten, die ich mir wünschen konnte. Sie haben mir gezeigt, das nicht das Wissen um die Magie die Stärke eines Zauberers bestimmt.“, sprach Harry ruhig.
Sein Gegner explodierte förmlich. Seine Bewegungen verschwammen vor den Augen, so schnell waren sie. Dunkles Feuer prallte gegen den silbrigen Schild, den Harry noch gerade beschwören konnte. Flackernd verloschen die Flammen und der einzige Schutz vor einem erneuten Angriff.
Wieder peitschten Flüche heran. Geschickt wich Harry aus, schleuderte seinerseits gleißende Blitze auf den Schwarzmagier, aber sie verfehlten ihr Ziel weit. Krachend fuhren sie in die Regale.
„Silvenus!“, schrie Harry im gleichen Moment, wie ein Todesfluch hinter einer Säule hervor schoss. Strahlendes Gold und tödliches Grün prallten in der Luft aufeinander. Eine Woge von Licht schwappte über Harry hinweg, der die schmerzenden Augen schloss. Dann riss es ihn von den Füssen. Grausame Hitze brandete kurz über ihn hinweg, dann herrschte vollkommene Stille. Rauch kräuselte sich von angesengtem Papier langsam in die Luft. Es rührte sich nichts. Die Schatten hatten wieder ihr schwarzes Tuch über die Bibliothek geworfen. Mühsam stemmte sich Harry wieder auf die Beine, die kaum noch sein Gewicht tragen konnten.
Plötzlich drangen Schreie an sein Ohr, wie aus weiter Ferne, aber er besaß keine Kraft mehr um darauf zu reagieren. Flüche wurden gebrüllt, aber es gab nur noch die Woge der Müdigkeit, die seine Glieder lähmte.
Stolpernd bahnte Harry sich seinen Weg zu der Stelle herüber, an der Hermine gelegen hatte. Mit einem Schlenker seines Stabes hob er den Deillusionierungszauber auf. Ihre Gestalt gerann wieder aus der Dunkelheit, verkrümmt und gepeinigt.
„Es ist vorbei.“, murmelte er ihr zu. Sie nickte knapp, aber trotzdem war etwas in ihr zerbrochen.
„Harry! Harry!“, ertönten Rufe um ihn herum.
Es lief alles ab, als betrachte er einen Film und sei in Wirklichkeit gar nicht dabei.
„Bei Merlin, was ist hier geschehen?“, keuchte Slughorn. Sein riesiger Schnurrbart bebte bei den Worten.
„Er ist entkommen.“, sprach Professor Sprout leise. „Wir hatten keine Chance ihn aufzuhalten, wer immer er war.“
Harry nickte nur. Ginny sprang sofort herbei, als seine Beine nachgeben wollten. Neben Hermine, die man auf eine schwebende Bahre gebettet hatte lag Ron, noch immer bewusstlos. Aberforth hatte sich schlussendlich selber wieder aus dem Bücherberg hervor gekämpft, eine große Platzwunde am Kopf, die mit einer Bewegung von Professor Sinistras Stab verschwand. Niemand blieb unberührt von dem, was er hier erblickte. Es machte nämlich eines klar, dass Hogwarts kein sicherer Platz mehr war.
„Diese Macht...“, sprach Professor Sprout schaudernd, als sie die Bahren in den Krankenflügel schweben ließ. „Was soll man gegen solch tollkühnen Hass ausrichten?“
„Tapfer sein.“, antwortete Harry nur für sich selbst, aber die Blicke der anderen zeigten ihm, dass sie genau so dachten.
„Aber wenn dies nur ein Diener von Du-weist-schon-wem war, wo ist dann der Meister?“, fragte Ginny plötzlich.
„Nicht mehr hier, sonst wüssten wir es inzwischen.“, erwiderte Harry. „Ich würde es spüren.“ Seine Frau blickte ihn unsicher an, gab sich aber für den Moment mit der Antwort zufrieden.
„Die Frage, die uns am meisten beschäftigen sollte ist die, was er hier gesucht hat.“, sprach Aberforth und schritt die Regale der verbotenen Bibliothek ab, bis er den Finger auf eine Lücke in der Reihe der Bücher legte. Etwas rotes glitzerte auf seinem Finger, als er ihn ins Licht hob. Der Direktor hab den Blick nach oben. Die Umstehenden folgten der Bewegung und erstarrten. Geschrieben in Blut prangte das Dunkle Mahl an der Decke des Gewölbes. Dort, wo die Schlange durch die Kiefer des Schädels kroch hing der geschundene tote Körper von Irma Pince von der Decke. Schwarze Ketten hielten sie an ihrem Platz. Ihre blinden, schreckensweiten Augen starrten zu der Gruppe herab.
Professor Sprout stieß einen spitzen Schrei aus, bevor sie sich die Hände vor den Mund schlug.
„Wie abscheulich kann ein Mensch sein.“, keuchte Professor Sinistra.
Mit stummer Trauer im Blick löste der Direktor die Ketten mit dem Zauberstab und ließ die Bibliothekarin zu Boden gleiten. Dort lag sie, zwischen den Regalen, angefüllt mit den Schätzen, die sie ihr ganzes Leben lang gehegt und gepflegt hatte. Schließlich war sie sogar für die Bücher gestorben.
Das Dunkle Mahl glühte in finsterem Rot zu ihnen herab. „Aber was immer Voldemort gesucht hat, es war nicht hier.“, sprach Harry, den Blick auf die Lücke gehaftet, in der das Buch fehlte.
„Die Sonne geht auf.“, murmelte Aberforth und deutete auf die Strahlen der Sonne, die durch die schmalen Fenster fielen.
„Was sagen wir den Schülern.“, wollte Slughorn wissen, dessen Gesicht fast den Grünton seines Schlafanzugs angenommen hatte. Aberforth blickte den Hauslehrer von Slytherin nachdenklich an. Harry konnte förmlich sehen wie es hinter den blauen Augen arbeitete.

„Was!?“, keuchte Ron überrascht und richtete sich in seinem Bett auf. Helles Licht fiel durch die Fenster des Krankenflügels herein. Der Wind spielte mit den seidigen Vorhängen, die munter in der sanften Brise tanzten. Der Morgen war strahlend gekommen, aber die Sonne vermochte es nicht den Schatten der Nacht aus Hogwarts zu vertreiben. Zu tief saß der Schrecken in den Herzen seiner Bewohner. Es würde lange dauern, bis wieder Normalität in die Mauern zurückkehren würde.
„Ja du hast mich richtig verstanden.“, sprach Hermine. Ihr Gesicht war so bleich wie das Kissen, auf dem sie lag.
„Das einzige Buch, was fehlte, das hast du dir gestern ausgeliehen?“, wiederholte Ron die Worte seiner Frau.
„Ja.“, bestätigte Hermine. „Madam Pince hat es mir erlaubt, weil sie mich noch aus der Schulzeit kannte. Das wurde ihr schließlich zum Verhängnis.“ Ihr Gesicht verlor noch mehr Farbe.
„Es ist nicht deine Schuld.“, meinte Harry, der auf einem Stuhl an ihrem Bett saß. „Aber wir haben, was Voldemort will.“
„Aber was ist, wenn sie vor ihrem Tod Voldemort verraten hat, wo das Buch ist?“, warf Ginny ein. Sie wirkte müde, ausgelaugt und es schien, als würde sie noch immer gejagt. Es waren die Erinnerungen und die Furcht, die sie verfolgten. Harry ergriff ihre kühle Hand.
„Nein, dann hätte er mich sofort getötet.“, flüsterte Hermine. Ihre Mundwinkel zuckten bei der Erinnerung an die Folter.
Ron stieß geräuschvoll die Luft aus den Lungen, wirkte aber noch nicht völlig beruhigt.
„Aber er wird gefährlicher werden, nun, da er weiß, dass seine Rückkehr kein Geheimnis mehr ist.“, sprach Harry bitter. Diese Nacht hatte so viel zerstört, was sie in Sicherheit gewähnt hatten. Der Schlag hatte sie direkt ins Herz getroffen. Für einen Moment war sogar ihr Mut erloschen, aber es gab eine Chance. Das verbotene Buch aus der Bibliothek. Hermine schien tatsächlich der gleichen Spur zu folgen wie Voldemort. Wohin sie führen würde lag noch in Dunkelheit. Jetzt kam es darauf an die Zeichen lesen zu können, die sich vor ihnen ausbreiteten.


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