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Harry Potter und das zweite Zeitalter - Kapitel 1 Schatten der Vergangenheit

von Reaver

Die letzten Dampfschwaden lösten sich in der Herbstluft auf, als der Hogwarts Express um eine Kurve glitt und außer Sicht war. Harry hatte immer noch seine Hand zum Abschied erhoben.
„Er wird es schon schaffen.“, murmelte Ginny an seiner Seite, als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht erkannte.
Als Harry den Kopf wandte uns sie ansah ließ er gedankenverloren die Hand sinken und berührte die gezackte Blitznarbe auf seiner Stirn.
„Ich weiß, das wird er.“
Die Narbe hatte seit neunzehn Jahren nicht geschmerzt. Alles war gut, dacht er lächelnd und erspähte in der Ferne die weißen Dampfwolken des Zuges, der seine Söhne Hogwarts entgegen trug. Dort warteten Abenteuer auf die beiden, die sie sich selbst in den kühnsten Träumen nicht ausmalen konnten. Dieser Ort voller Magie verzauberte jeden, der einen Fuß über die Schwelle setzte, aber nicht immer zum guten hin. Für Tom Riddle war er zum Verhängnis geworden. Er empfand keinen Zorn bei dem Gedanken an seinen ehemaligen Feind, nur tiefe Trauer über die sinnlos verlorenen Leben in jener Nacht. Dieser Krieg hatte tiefe Wunden geschlagen, die bis zum heutigen Tag noch nicht verheilt waren. Immer wieder brachen sie auf und neues helles Blut floß aus ihnen heraus. Er würde wohl bis ans Ende seines Lebens gezeichnet bleiben, nicht nur an seiner Stirn, sondern auch in seiner Seele.
„Daddy?“, drang Lilys Stimme zu ihm empor, als sie an den Fingern seiner Hand zupfte.
„Hm?“, machte er und blickte zu seiner Tochter herab.
„Kriege ich ein Eis, wenn wir zurückgehen?“, piepste sie mit ihrer hohen klaren Stimme. Ginnys Stimme, wie sie in ihren ersten beiden Jahren in Hogwarts geklungen hatte.
„Natürlich.“, antwortete er mit einem letzten Blick die Gleise entlang. Überall kehrten Eltern durch die Absperrung zurück zum nichtmagischen Teil von Kings Cross, teilweise mit Tränen in den Augen, da sie ihre Kinder erst im Dezember wiedersehen würden.
Einige rot gefärbte Blätter wurden vom Wind über den Bahnsteig geweht. Der Herbst kam wirklich früh, dachte Harry und fing geschickt das Blatt eines Ahorns aus der Luft. Es war gefärbt wie die Flamme eines lodernden Feuers. Grinsend steckte er es hinter Ginnys rechtes Ohr, deren Haare die selbe Farbe hatten. Eine Wolke aus Feuer, die samtig im Wind um ihren Kopf wogte.
„Lass uns gehen. Es wird kalt.“, meinte sie und befühlte mit ihren schlanken Fingern ihren neuen Haarschmuck.
„Ok, aber ich kann mich immer noch nicht an Abschiede gewöhnen.“, antwortete Harry und ergriff Lilys Hand, die mit großen Augen die anderen Zauberer auf dem Bahnsteig beobachtete.
„Das ist auch gut so.“, erwiderte Ginny und schob den leeren Gepäckwagen vor sich her. „Nur erkaltete Seelen spüren bei einem Abschied keine Trauer.“
„Ich glaube du hast dich zuviel mit Dumbledores Bild unterhalten.“, meinte Harry lachend, als er Seamus grüßte, der mit seiner Frau auf dem Weg zur Absperrung war. In seiner Hand spielte er mit einer glänzenden Galleone und warf ihm einen verschwörerischen Blick zu. Es war, als wären die alten Zeiten wieder lebendig geworden, bei all den bekannten Gesichtern, die ihn umgaben. Die Jahre in Hogwarts hatten sie mit einem Band verbunden, härter als Stahl. Es lebte immer wieder auf und Hermines Zauber, gebannt auf die falschen Galleonen wirkte noch immer. Er war wie ein Unterpfand der Freundschaft, ein stummes Versprechen, das jeder, der Hilfe brauchte sie auch bekommen würde.
„Ich fühle mich immer wieder wie ein Schuljunge, wenn ich hier lang gehe.“, murmelte Ron.
„Diese Zeit werden wir nie vergessen. Es wäre schlimm, wenn wir es täten.“, gab Hermine zu bedenken. „Zum Glück scheint es unseren alten Freunden genau so zu gehen.“
„Jaaa.“, sprach Harry lächelnd, als sie Seite an Seite wieder auf dem Bahnsteig voller Muggel traten. Eiliges Treiben herrschte um sie herum und das laute Quietschen der Bremsen drang schmerzhaft in ihre Ohren. Ein matt Silber lackierter, futuristisch aussehender Zug rauschte an ihnen vorbei. Das Ahornblatt wurde wieder aus Ginnys Haar gerissen und flog wilde Kapriolen in der Luft schlagend im Sog des Expresszuges hinterher, den dunklen Wolkentürmen am Horizont entgegen. Die finsteren Ausläufer eines fernen Unwetters.
„Hallo Harry.“, schnarrte eine wohlbekannte Stimme, als Draco, in einen eleganten dunklen Umhang gehüllt an ihnen vorbei trat. Er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, nur fehlte die arrogante Überheblichkeit in seinen Zügen und die verhärmte Grausamkeit. Sein langes weißblondes Haar war im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, was die kahlen Stellen an seiner Stirn noch hervorhob.
„Hi Draco.“, grüßte ihn Harry. „Meinst du der kleine Scorpius tritt in deine Fussstapfen und wird Slytherin unsicher machen?“
Das Gesicht Dracos verdüsterte sich von einem auf den anderen Moment. „Ich hoffe nicht.“, murmelte er leise und der Wind riss ihm die Worte von den Lippen. Harry musste sich konzentrieren um ihn zu verstehen. Ron, die Augen zusammengekniffen beobachtete Malfoy argwöhnisch.
„Er sollte einen eigenen Weg gehen, ohne auf seinen alten Herrn zu achten. Vielleicht steckt ja ein Gryffindor in ihm.“ Seine Frau lächelte ihn an und ergriff seine bleiche Hand. Ihre bronzefarbene Haut hob sich deutlich von Dracos ab. Rabenschwarzes Haar wurde aus ihrer Stirn geweht.
Harry musste grinsen, als er hörte, dass sein ehemaliger Erzfeind in Hogwarts nun hoffte, dass sein Sohn nach Gryffindor kam. Sie alle hatten sich verändert, erkannt wie töricht sie in ihrer Jugend gehandelt hatten. Wieviel Kraft sie vergeudet hatten, die ihnen nun fehlte.
„Nun denn Harry ich wünsche dir noch viel Glück.“, verabschiedete sich Draco und schnellen Schrittes verschwand er in der Menschenmenge.
„Er hat sich verändert.“, murmelte Hermine.
„War das der böse Junge, der euch immer Ärger gemacht hat?“, fragte Hugo finster.
„Ja, aber irgendwie ist ja ein ganz netter Kerl aus ihm geworden.“, antwortete Ron seinem Sohn. „Auch wenn ich es schade finde, das wir ihm nichts mehr in die Schuhe schieben können. Erinnerst du dich noch an diese Sache mit dem Vielsafttrank? Und wie du ihm mit dem Sectumsempra... Äh... schon gut.“ Ron klappte den Mund zu, als Hermines Blick ihn mit der Wucht eines Fluches traf. Hugos Augen sahen seinen Vater mit leuchtenden Augen an.
„Ronald Weasley!“, zischte seine Frau. Harry und Ginny mussten ein Lachen unterdrücken, während sie auf den Parkplatz heraus traten, über dem bleigraue Wolken hingen. Fast schienen sie über die Dächer der Häuser zu streichen. Erste feine Regentropfen benetzten die Straße vor ihnen. Lily schleckte selig an ihrem Eis und schien von dem schlechten Wetter nicht das geringste mitzukriegen. Harry schüttelte nur den Kopf, wie Kindern selbst bei solch kaltem Wetter Eis schmecken konnte. Kleine silbrige Wölkchen bildeten sich bei jedem Atemzug vor ihren Mündern. Ron und seine Familie blieben vor einem großen Rover stehen, der bereits einige Schrammen im Lack hatte.
„So viel zum Thema guter Fahrer.“, neckte Harry ihn.
„Reparo.“, flüsterte er und die Türe glänzte wie neu lackiert. „Möchte wissen wie dein Auto aussieht.“
„Ich fliege die Kiste.“, antwortete Ginny ihrem Bruder und deutete auf einen silbernen Ford am Ende des Parkplatzes.
„Das is doch!“, krächzte Ron mit aufgerissenen Augen.
„Nein, nur das gleiche Modell... Nostalgie, du verstehst.“, antwortete Harry lachend , während er Lily daran hinderte auf die Straße hinaus zu laufen um mit seinem Zauberstab einen Hund zu verhexen. Dafür versengten rote und goldene Funken die Pflastersteine.
„Lily gib deinem Vater seinen Zauberstab zurück!“, forderte Ginny streng. „Immer ganz der Vater. Muss sich immer in Schwierigkeiten bringen.“
Aber Lily dachte nicht daran den Zauberstab abzulegen, sondern stocherte damit nach dem Reifen eines Autos, der sofort auf das doppelte seiner Größe anschwoll. Hugo klatschte lachend in die Hände.
„Ganz die Mutter.“, gab Harry zurück. „Du hast auch nie auf Molly gehört.“
Ginny gab nur ein undeutliches Knurren von sich und nahm ihrer Tochter den Stab aus der Hand, was sofort neue Tränen zur Folge hatte.
„Ey Harry. Wenn Lily nach Hogwarts kommt gib ihr bloß nicht die Karte des Rumtreibers. Das würde das Schloss nicht verkraften.“, flüsterte ihm Ron mit hochgezogenen Augenbrauen zu.
„Ich bin schon glücklich, wenn sie nicht jedes Jahr in Lebensgefahr schwebt, so wie wir.“, entgegnete Harry und faltete seinen Schirm auf, als es heftiger zu Regnen begann. „Achja am Samstag wieder Quidditch oder?“
„Immer doch. Diesmal zeige ich es Ginny.“, knurrte Ron, während er seine Schwester anstarrte, die den Autoreifen wieder auf Normalgröße schrumpfte.
„Du wirst nie so gut sein wie sie.“, erwiderte Harry trocken und sein Freund wandte sich beleidigt ab.
Hermine betrachtete die beiden nur kopfschüttelnd, als sie in das Auto stieg und Hugo auf dem Rücksitz festschnallte. Wenige Augenblicke später brummte der Motor auf, stotterte einen Moment, dann fand er zurück in den Takt. Mit quietschenden Reifen donnerte Ron vom Parkplatz herunter. Harry betrachtete Amüsiert, wie Hermine heftig gestikulierend auf ihn einredete und Hugo hinter ihnen jubilierte.
Harry blickte ihnen lachend hinterher, Lily wieder an der Hand, die sich hinter seinen Beinen vor Ginny versteckte, die nun seinen Zauberstab in der Linken und ihren eigenen in der Rechten hielt.
„Die beiden werden sich niemals ändern.“, meinte er und strich Lily über das rote Haar.
Der Tag hatte wunderschön begonnen, ein goldener Herbstmorgen, aber nun verdunkelte sich der Himmel zusehends. Eilig schritt die kleine Familie an der langen Reihe parkender Autos vorbei, während die Wolken über ihren Köpfen ihre Schleusen öffneten.
Harry war froh, als der Motor des Fords ansprang und ein heißer Schwall Luft aus der Heizung blies.

Der Grimmauldplatz sah genauso aus wie vor neunzehn Jahren, nur waren die Hecken ein ganzes Stück höher geworden und die Gärten etwas verwildert. Nummer elf und dreizehn rückten auseinander und gaben den Blick auf die Nummer zwölf frei, wo einst Black Manor gestanden hatte. Als Harry siegreich über Lord Voldemort, müde und erschöpft zu seinem Haus, das ihm sein Pate Sirius vermacht hatte, zurückgekehrt war hatte ihn nur noch eine rauchende Ruine erwartet. Yaxley hatte ganze Arbeit geleistet. Das Feuer hatte alles verzehrt, was jemals an die Familie der Blacks erinnert hatte. Unwiederbringlich hatte der Rauch die letzten Erinnerungen in den Himmel getragen, aber er hatte die Magie dieses Ortes nicht berührt. Er kam nach Hause.
Heute stand auf den Ruinen des alten Anwesens ein kleineres, aber dafür freundlicheres Haus, dessen weiß getünchte Wände von weitem leuchteten. Ein schmaler, verschlungener Weg, eingerahmt von Blumenbeeten führte zur Haustür, die auf einen Wink von Harrys Zauberstab aufschwang. Weißer Kies knirschte unter seinen Schuhen, während eine leichte Brise den Duft von Herbstblumen heran trug. Dieses Haus hätte auch Sirius gefallen, dachte Harry. Helle Farben ließen die Räume größer und freundlicher Erscheinen, als das samtige Schwarz im Salon des alten Anwesens, das bedrückend aber edel gewirkt hatte.
Wärme umgab ihn, als er zusammen mit seiner Tochter über die Schwelle trat. Man sah, dass Ginny im Flur Hand angelegt hatte, erinnerte doch alles etwas an den Fuchsbau und das geordnete Chaos dort. Die Dielen knarrten unter seinen Füßen, als er die nach Tee duftende Küche betrat. Ein Kessel voller Mollys Hexenkräutertee dampfte auf dem Herd vor sich hin, während Ginny einen Kuchen aus dem Backofen holte.
Harry zog die Augenbrauen hoch, als er die schwarze Kruste erkannte. Leider ging seiner Frau das Kochtalent ihrer Mutter ab, was für regelmäßige sehnsüchtige Erinnerungen an Mrs Weasleys Festmähler sorgte.
„Muss ich das essen?“, fragte er mit verschmitztem Lächeln.
„Wenn du noch einmal fragst ja.“, knurrte sie und der Kuchen verschwand mit einem Schlenker ihres Zauberstabs.
„Es müssten noch einige von Hagrids Felsenkeksen da sein.“, meinte Harry lachend und eine Dose schwebte vom obersten Regal herunter, gefüllt mit den jährlichen Mitbringseln Hagrids, die niemand außer er im Stande war zu vertilgen. „Wenn man sie in Wasser aufweichen würde dann vielleicht...“ Begann er, verstummte aber bei Ginnys Blick. Lily langte geschickt in den Behälter und angelte sich einen der Kekse. Kichernd rannte sie mit ihrer Beute aus der Küche ins Wohnzimmer.
„Sie wird sich daran nur wieder die Zähne ausbeißen.“, stöhnte Ginny und verdrehte die Augen.
„Nein nicht noch einmal, Schatz. Wenn jemand herausfindet, wie man sie essen kann, dann Lily. Sie ist begabter als James, er hat zwei Anläufe gebraucht.“, sagte Harry, während er sich Tee in einen Becher füllte, der sich bis eben noch selbst abgewaschen hatte.
Ein gleißender Blitz zuckte quer über das Firmament, gefolgt von grollendem Donner, der die Fenster erzittern ließ. Für einen Moment gab es nur Schwarz und Weiß. Jede andere Farbe war ausgelöscht, als bestände die Welt nur aus Licht und Dunkelheit.
Die Büsche im Vorgarten wiegten sich im Wind hin und her, der lose Papierfetzen über die Straße wehte. Einige der Bäume in anderen Gärten waren nun aller Blätter beraubt, als hätte der Winter bereits frostigen Einzug gehalten.
„Ist ja ein tolles Wetter.“, murmelte Harry. „Vielleicht sollte ich mal den Kamin entfachen.“
„Ja und sieh nach Lily. Wahrscheinlich hockt sie wieder unter dem Sofa.“, meinte Ginny. „Ich bereite schon mal das Abendessen vor. Teddy kommt bestimmt vorbei, so wie ich ihn kenne.“
Harry beugte sich zu ihr vor und küsste sie zärtlich. „Auch wenn ich sie nicht finde, dann findet sie mich.“ Er strich ihr eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht und folgte seiner Tochter ins Wohnzimmer.
Durch die Fenster fiel nur mattes Licht hinein. Es war erst früher Nachtmittag, aber die Wolken verschluckten das Licht der Sonne wie ein dunkles Tuch, das jemand über der Welt ausgebreitet hatte. Einige Gnomen im Garten wühlten sich eilig in ihre Löcher hinein, um den Hagelkörnern zu entkommen, die nun vom Himmel prasselten. Der Rasen, zwischen dessen Halmen die verschiedensten Wildblumen wucherten, war binnen weniger Augenblicke völlig durchweicht.
Harry blieb am überfüllten Bücherregal stehen, das schief von der Wandabstand und nur noch durch einen Klebefluch an der Wand gehalten wurde. Pergamentrollen stapelten sich auf alte Schulbücher aus Hogwarts oder Ausgaben vom Tagespropheten von vor neunzehn Jahren. Kurz horchte er in den Raum hinein, bis er das leise Knabbern unter dem Sofa vernahm. Lily hatte sich wieder an ihren Lieblingsplatz zurückgezogen.
Über dem großen Kamin hing eine Fahne mit dem Wappen von Gryffindor, die James letztes Jahr mitgebracht hatte. Mit vor Stolz geschwellter Brust hatte er berichtet, das ihn der sprechende Hut sofort in das Haus seiner Eltern gesteckt hatte. Neben einigen Kerzen standen auch Bilder von den Weasleys und Potters, sowie von Dumbledore und Sirius, Tonks und Lupin. Beide blickten ständig zum Foto von ihrem Sohn Teddy hinüber und warfen ihm Küsse zu.
Sie waren nur zwei der Opfer gewesen, die jene verfluchte Nacht gekostet hatte. Zu viele andere ruhten nun in marmornen Gräbern neben Dumbledore, der unter den Schwingen des Phönix zur ewigen Ruhe gebettet war. Harry verspürte einen Kloß im Hals, während im Kamin die Flammen höher und höher schlugen, wohlige Wärme ausstrahlend. Sein Blick fiel auf das bleiche Gesicht von Snape, das ihn aus seinem schwarzen Bilderrahmen heraus anstarrte. All die Jahre hatte er seinen Lehrer für Zaubertränke falsch eingeschätzt, verdächtigt und verachtet. Wenigstens hatte ihn am Ende die Wahrheit gefunden.
Die Welt verschwamm in blutigem Rot, von gleißenden Blitzen aus loderndem Feuer durchzuckt. Harry ging in die Knie, während sein Kopf von einer glühenden Klinge in zwei Hälften gespalten wurde. Eine Hand gegen die schmerzende Narbe gepresst lag er verkrümmt vor dem Kamin, den Schrei seiner Tochter in den Ohren, die seinen Namen rief. Eine dunkle Gestalt stand vor ihm, hoch aufgerichtet, die Augen in Schatten verborgen. Viele Hände hielten einen kleinen Gegenstand umklammert. Die Pforte verschloss sich wieder. Nur langsam geronnen Formen und Farben wieder zu einem klaren Bild, das ganz anders aussah, als noch Momente zuvor.
„Harry, Liebling!“, keuchte Ginny erschrocken, während sie ihm aufhalf. „Was ist passiert.“ Einige Schritte entfernt trat Lily unsicher von einem Fuß auf den anderen, die angeknabberten Reste ihres Felsenkekses noch in der Hand.
„Die Narbe. Seit neunzehn Jahren nicht mehr.“, erklärte Harry zwischen zwei Atemzügen. Die gezackte Linie auf seiner Stirn kribbelte ununterbrochen, mal stärker, dann wieder schwächer. In sich spürte er einen aufwallenden Zorn, einen lodernden Hass, aber auch das Bedürfnis laut zu lachen.
Ginny war bleich geworden. Selbst die lodernden Flammen im Kamin vermochten es nicht Farbe in ihr erschrockenes Gesicht zu bringen.
„Aber er wurde doch vernichtet! Ich war selbst dabei.“, zischte sie.
„Ja, aber es ist genau wie früher.“, antwortete Harry, den Blick auf die aufgewühlten Gestalten in den Bilderrahmen geheftet, die durcheinander wuselten und tuschelten.
Mit einem Mal verebbte der Schmerz wieder und nur ein einzelner Blutstropfen rann über seine Stirn. Wie ein glühender Rubin, funkelnd im flackernden Licht fiel er hinab auf den Teppich und hinterließ einen glänzenden Dunklen Fleck.
„Er war wieder da, für einen kurzen Moment war er wieder da.“, gestand Harry sich selber ein. Mit den Worten zerbrach etwas in ihm, stumm, endgültig.
Ginny nahm Lily in den Arm, die sich ängstlich an sie gedrückt hatte. „Wie kann das sein?“
„Ich weiß es nicht.“, sprach er und ließ sich in einen Sessel fallen. Angst umklammerte sein Herz, dass Voldemort tatsächlich einen Weg gefunden hatte in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Nein, das konnte nicht. Jetzt spürte er auch nicht mehr seine Präsenz. Die Narbe war so stumm, wie fast zwei Jahrzehnte zuvor. Nein, Dumbledore war sich so sicher gewesen, dass der Dunkle Lord für immer besiegt worden war.
„Ich habe einen weiten Raum gesehen und einen Mann in Umhang und Kapuze. Voldemort stand vor ihm, zusammen mit vielen anderen, die sich alle auf einen Gegenstand konzentrierten, den ich nicht sehen konnte.“, gab Harry die Vision wieder. „Es ist eine wahrlich Dunkle Stunde. Ich fürchte mich davor, dass sich die Geschichte wiederholt.“
Ginny ergriff seine Hand, die noch glühte wie im Fieber. Lily saß stumm auf ihrem Schoß und blickte ihren Vater mit großen dunklen Augen an.
„Geh hoch in dein Zimmer Kleines.“, sprach er liebevoll, aber bestimmt.
Sofort erhob sie sich, als würde sie nichts lieber tun, als aus dem Zimmer zu flüchten und sich unter ihrer Bettdecke zu verkriechen. Oben hörten die beiden eine Tür zuschlagen, dann den dumpfen Donnerschlag des Gewitters.
„Wir müssen den Orden wieder zusammenrufen. Die Tage des Phönix sind wieder angebrochen.“, meinte Harry und massierte sich die Stirn. Was war es nur gewesen? Wer hatte all die Jahre gegen sie gearbeitet?
„Harry, noch wissen wir nicht...“, begann Ginny, wurde aber von ihrem Mann unterbrochen.
„Egal wer es versucht, es muss ein mächtiger Magier sein, der es vermag einen Menschen aus dem Totenreich zurückzurufen, wenn auch nur für einen Moment. Ich habe durch Voldemorts Augen gesehen, habe seinen Zorn, aber auch seinen Triumph gespürt.“, erklärte er, stand auf und ging vor dem Kamin auf und ab. In ihm brodelte es. Unzählige Gefühle fochten in seinem Kopf einen wilden Kampf aus.
Ginny starrte stumm in die Flammen. Harry konnte sie verstehen. Sie hatten sich dieses Leben erkämpft mit eigenem Blut, dem ihrer Familie und ihrer Freunde. Noch einmal würden sie dies nicht tun können, ohne daran zu zerbrechen. Sie hatten schon jetzt zu viele Tage vor kalten Gräbern verbracht, während der Himmel über ihnen um die Toten weinte.
In diesem Moment waren schwarze Magier damit beschäftigt den Dunklen Lord wieder in dieser Welt zu entfesseln. Ihn schauderte, wie lange sie dies schon vorbereitet haben mussten. All die Jahre hatte er sich in Sicherheit gewähnt. Jetzt fürchtete er sich um seine Familie, die Opfer in einem neuen Kampf werden könnten.
„Ginny ich hab Angst.“, gestand er und blieb stehen. Tränen glitzerten in seinen Augenwinkeln, aber es gelang ihm sie zurückzuhalten.
„Ich auch, aber noch hat der Schatten keine Macht über uns. Wir haben die Chance ihn abzuwenden. Gemein sind wir stärker, als er jemals war.“, hauchte Ginny. Sie trat neben ihn, den Zauberstab erhoben. Harry tat es ihr gleich und gemeinsam schrien sie: „Expecto Patronum!“
Aus den Spitzen ihrer Stäbe brechen der silberne Hirsch und das schlanke Wiesel hervor. Hell strahlend vertrieben sie aus den Herzen der beiden die nagende Furcht. Einen Moment noch stürmten die Patroni durch das Zimmer, wobei sie silberne Schweife hinter sich her zogen, dann schossen sie aus dem Fenster hinaus, um an den Orden die schreckliche Nachricht zu überbringen.
Harry wusste, dass es das war, wovor er sich zwei Jahrzehnte gefürchtet hatte, aber wusste, dass es irgendwann geschehen musste. Nun war der Zeitpunkt da, aber er hatte keinen Plan, wie er darauf reagieren würde. Hoffnung und Glück hatten seinen Blick getrübt, nun zahlte er den Preis dafür.
„Wie sie wohl reagieren, wenn die Nachricht kommt, dass er zurück ist.“, flüsterte Ginny neben ihm, den Blick auf die Stelle geheftet, an der die Patroni verschwunden waren.
„Ich denke wir alle haben gewusst, dass es irgendwann geschehen würde. Tief in uns, nur wollten wir es nicht wahrhaben. Jeder der ihm irgendwann einmal gegenüberstand muss es gespürt haben.“, antwortete Harry und legte ihr einen Arm um die Schulter. Sie rückte näher an ihn heran, als wäre ihr kalt, doch stammte diese Kälte aus ihrem Herzen.
Wie lange sie zusammen im Wohnzimmer standen, in dunklen Gedanken versunken, das wusste Harry nicht, aber sie beide schreckten hoch, als es laut und drängend an die Tür klopfte. Schnell hastete er in den Flur. Kaum hatte er die Klinke berührt, da fielen ihm Ron und Teddy fast entgegen, als beide gleichzeitig versuchten durch die Tür zu stürmen.
„Was ist los Harry!?“, schrien sie ihn fast an, wie aus einem Mund.
Hinter ihnen stand Hermine mit sorgenvollen Gesicht. Nur kurz zogen sich ihre Mundwinkel zu etwas hoch, das ein Lächeln sein sollte. Sie war bleich, aber in ihren Augen spiegelte sich auch eine unbezwingbare Entschlossenheit.
„Hallo.“, begrüßte Ginny sie kleinlaut.
„Es ist wahr?“, wollte Ron wissen.
„Ja.“
Er stieß einen leisen Pfiff aus. „Wer weiß es?“
„Der Orden und unsere gute alte DA.“, antwortete Harry gerade, als auch Neville und Luna auftauchten, gefolgt von George und Percy Weasley. Binnen weniger Minuten war das Wohnzimmer gefüllt mit allen, die in der Schlacht von Hogwarts Seite an Seite gekämpft hatten. Viele hatte Harry jahrelang nicht mehr zu Gesicht bekommen, doch jeder war seinem Ruf gefolgt. Sogar Arthur und Molly, nun ergraut und gebeugt hatten auf dem Sofa Platz genommen, die Augen dunkel vor Sorge. Cho Chang, die mit den Jahren nur noch schöner geworden war, gehüllt in einen seidigen, blauen Umhang, betrachtete interessiert die verschiedenen Bilder auf dem Kamin, dessen Feuer langsam erstarb. Hagrid überragte sie alle. An ihm waren die Jahre vorbei gegangen, als hätte er sie gar nicht gespürt. Er hatte immer noch das lange braune, struppige Haar und den gütigen Ausdruck in Augen. Harry wusste, dass Hogwarts nie einen besseren Wildhüter und Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe hätte bekommen können als ihn. Sogar Kingsley, nun einen grauen Haarkranz um den sonst kahlen Schädel, lehnte aufmerksam an der Wand, als sich alle Augen auf Harry richteten, der eine Hand erhoben hatte. Er war ihnen allen unendlich dankbar, dass selbst nach so langer Zeit das Band, das in Hogwarts geschmiedet worden war, nicht gerissen war.
Nun war es an der Zeit einer neuen Bedrohung ins Auge zu sehen, die nun dunkel über ihnen schwebte. Einmal schon waren sie ihr entgegen getreten. Den Preis hatten sie alle zahlen müssen. Ein Preis der den Sieg wie eine Niederlage hatten schmecken lassen.
Harry wusste nicht welche Worte er wählen sollte. Keine außer dreien schienen wirklich auszurücken, was er empfand, wie schwierig es war das auszusprechen, was seine größte Furcht war. Es schien ihm, als rufe er die Ängste in die Mitte dieses Kreises aus Mut und Zuversicht, wenn er sie beim Namen nannte.
„Er ist zurück.“, sprach er schließlich leise, aber jeder hatte sie gehört. Niemand sprach ein Wort, nur das prasseln des Regens an die Fensterscheiben und das leise Knacken der Glut im Kamin durchbrach die Stille. Heulend fuhr der Sturm um die Hausecken, schüttelte die letzten Blätter von den Bäumen. Irgendwo dort draußen arbeiteten unbekannte Kräfte daran jenen Schrecken wieder zu entfesseln, den sie alle gebannt geglaubt hatten.
„Wir sind an deiner Seite Harry!“, grollte schließlich Hagrids dunkle, ruhige Stimme.
„Einmal ein Orden, immer ein Orden.“, meinte George und klopfte Percy auf die Schulter. „Sogar unser Ministeriumsfreak hier hat es irgendwann eingesehen.“
„So beginnt es also.“, sprach Kingsley ruhig und zog seine Ministerrobe enger um die Schultern, als fröstelte es ihn.


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Hermine trägt ihre Uniform immer noch bis zum letzten Knopf zugeknöpft, aber sie bemüht sich wenigstens!
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