von Dr. S
Gewissen
„Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Unterhosen ausziehe?“
James schluckte schwer und starrte weiter hin zur Seite, während er so weit weg von Snape, wie möglich die Treppen hoch ging.
„Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Unterhosen ausziehe?“
James kniff die Augen zusammen und öffnete sie sofort wieder, da er nicht riskieren wollte, sich nachher auf sein, ach so schönes, Gesicht zu legen.
„Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Unterhosen ausziehe?“
James knurrte und schĂĽttelte den Kopf, um diese, doch eigentlich sehr amĂĽsante, Erinnerung zu verscheuchen.
„Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Unterhosen ausziehe?“
„Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Unterhosen ausziehe?“
„Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Unterhosen ausziehe?“
„Argh! Aufhören!“, brüllte James und hielt sich die Hände auf die Ohren. Zumindest eine. Mit der anderen zog er Snape nur ein Stück näher, als er die Hand an sich ziehen wollte.
„Ich mach doch gar nichts.“, zischte Snape und rückte wieder ein Stück von James weg, wobei er ihn ansah, als hätte James nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Und er hatte ja keinen Schrank, geschweige denn Tassen!
James lachte auf und seine Stimme rutschte zwei, oder drei Oktaven höher, so dass sie der von Peter Konkurrenz machte.
„Krone, alles in Ordnung?“, quiekte Peter schnaufend und wischte sich über die verschwitzte Stirn. Ein Wunder das er es sechs Jahre lang ausgehalten hatte, jeden Tag diese Treppe hoch zu steigen. Wieso hatte er dabei eigentlich nie abgenommen?
„Türlich.“, presste James hervor und fuhr sich durchs Haar. Peter legte wieder den Kopf schief und Snape zog eine Augenbraue hoch. „Was? Weiter!“, sagte James und marschierte vorwärts, wobei er Snape regelrecht hinter sich her schleifte.
James seufzte. Das war doch toll gewesen, mit der Hose… Amüsant, lustig, unterhaltsam, spaßig…
…grausam…
...humorvoll, witzig, ulkig, drollig…
…einfach grausam…
„Nein! Nein! Nein!“, schrie James und schüttelte den schwarzen Haarschopf so heftig, das er Kopfschmerzen bekam.
„Potter… Du… bist verrückt…“, sagte Snape und wollte einen Schritt zurück weichen, aber James Arm war schon vollständig ausgestreckt und ließ Snape so keinen weiteren Freiraum.
„Verrückt! Das ist gut…“, sagte James. „Nein. Moment, das war gar nicht nett, ja? Ich bin immer nett! Ich begeistere, amüsiere, belustige, entzücke, berausche, erbaue und beglücke die Menschen!“
„Hoffen wir, das du nicht zu viele Menschen beglückst, sonst gibt es nachher noch einen kleinen Potter und dann springe ich vom Astronomieturm.“, sagte Snape.
James gab ein wahnsinniges Lachen von sich und Snape schluckte. Er schaute sich um und hoffte anscheinend eine Stelle zum Verstecken zu finden.
„Der war gut! Ja, du bist echt witzig, Schnie… Snape… Echt… witzig…“, lachte James und stolperte hastig die Treppen hoch.
Snapes Wange zuckte verdächtig und wurde unglaublich heiß. „Potter… Du… Du…“, fing Snape heiser an.
„James! Nenn mich doch James!“, schlug James grinsend vor. „Wir kleben schließlich…“ Er kicherte. „…aneinander! Sch-Schweißt zusammen! Verstehst du? Zusammen… geschweißt…“
Snape sagte nichts und drehte langsam den Kopf zur Seite, um James wahnsinnigem Gekicher zu entkommen.
James wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und strich sich das Haar aus der Stirn. Würde er Schniefelus halt zeigen, wie toll er war! James Potter war nicht grausam! James Potter war außerordentlich nett, zuvorkommend, humorvoll…
…arrogant…
…intelligent, sportlich, gut aussehend, lieb…
…aggressiv, streitlustig, offensiv, gewalttätig…
„Scheiße…“, murmelte James und hämmerte sich an die Schläfe, während Snape mehr denn je aussah, als wollte er sofort in sein geliebtes Kerkerchen zurück.
Sollte er da doch schnell hin! Der Kerl machte ihn ganz konfus. Jetzt zweifelte James schon daran, dass er toll war!
Und das wegen so einem introvertierten, unbeliebten, hässlichen, provozierenden, stolzen…
Ihm fiel nichts mehr ein… Nicht, dass das nicht gereicht hätte, um Snapes Charakter zu beschreiben, aber wo war die kleine Stimme, die ihm gerade seine, angeblich, schlechten Eigenschaften vorgeworfen hatte? Warum warf sie ihm jetzt nicht ein paar gute von Snape vor?
Ganz einfach weil er keine hatte!
Oder weil James sie nicht kannte?
Hah, aber niemand wollte doch freiwillig Snapes gute Eigenschaften kennen lernen! Nachher konnte er ihn dann nicht mehr ärgern! Am Ende würde er ihn vielleicht sogar mögen!
Warum ärgerte er Snape eigentlich immer? Weil es schon immer so gewesen war. Seit ihrer ersten Zugfahrt nach Hogwarts. James hatte nicht angefangen. Der arrogante Slytherin hatte angefangen und James hatte weiter gemacht, weil er so was ja nicht auf sich sitzen lassen konnte.
Dann musste Snape jetzt auch aufhören ihn immer zu provozieren!
Was er ja gar nicht tut…
Doch, tat er! Die Unterhosengeschichte war doch das beste Beispiel! James betrachtete beim Gehen angestrengt die Treppe. Was war noch einmal sein Grund gewesen?
Weil er existierte…
Gut, war Grund genug, nicht wahr? So was wie Schniefelus musste ja nicht existieren. Er könnte ja einfach jemand anderes werden. Jemand den man mögen würde. Jemand der nicht die ganze Zeit Tränke braute und Bücher über schwarze Magie wälzte. Vielleicht würde er dann beliebter. Vielleicht sollte er sich aber auch einfach mal die Haare waschen.
James warf einen Seitenblick auf Snape, der gerade dasselbe getan hatte und jetzt schnell wegschaute. Nickend, warum, wusste er selber nicht, er hatte jetzt einfach das BedĂĽrfnis besserwisserisch zu nicken, starrte James wieder auf Peters krummen RĂĽcken, der immer krĂĽmmer wurde, je mehr der dicke Junge auĂźer Puste geriet.
Hasste Snape ihn wirklich so sehr? Er war doch ein netter Kerl! Also, er, nicht Snape… Snape war nicht nett und da hatte James auch seine Erklärung warum jemand wie Snape so furchtbar nette Kerle wie James Potter nicht leiden konnte. Der konnte das doch nicht so ernst nehmen, das er ihn ab und zu ein ganz kleines, bisschen ärgerte. Gut, die Unterhosengeschichte war vielleicht ein ganz kleines, bisschen übertrieben gewesen, aber dafür wurde James auch mehr als genug bestraft.
Er schauderte bei dem Gedanken, an den eisigen Blick von McGonagall und den eisigen Kerkerboden und natĂĽrlich die eisige ZahnbĂĽrste. Obwohl die nach einer Weile in James, wunderbar warmer, dann schon schwitziger, Hand, nicht einmal mehr eisig gewesen war.
Gerade wurde die Haut unter seiner Hand wieder mal sehr warm und James schaute kurz zu Snape, der schnell wieder wegschaute. Na toll! Was plante der jetzt wieder? James würde sich nicht mehr provozieren lassen! James Potter würde beweisen, dass er ein netter Kerl sein konnte! Okay, vielleicht würde er Snape einfach ein bisschen weniger ärgern…
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