von aha
Zum letzten mal in ihrem Leben – wenigstens als Schüler – bahnten sich Harry Potter und seine besten Freunde Ron Weasley und Hermine Granger am 1. September den Weg durch den Hogwartsexpress.
Natürlich wurde ihre Anwesenheit durchaus von den übrigen Schülern in Hogwarts registriert, schließlich hatte das Trio letztes Schuljahr den schwarzmagischsten Zauberer in der Geschichte vernichtet. Aber da dieses Ereignis schon im letzten Jahr ausgiebig gefeiert wurde, wurde der Abstand gewahrt. Man könnte sagen, dass der „Hype um Hogwarts` Helden“ schon etwas abgeflaut war. Harry und seinen Freunden war das nur recht. Die Sommerferien waren kein Zuckerschlecken gewesen. Nichts als Presse. Und die Hochzeit von Bill und Fleur, welche sehr schön gewesen war.
Als sie am letzten Abteil des Zuges angekommen waren, welches leer war, riss Harry die Tür auf und sie ließen sich leicht erschöpft auf den Sitzen nieder.
„Unsere letzte Zugfahrt als Schüler“, sprach Hermine ihre Gedanken aus.
„Überlegst du, nächstes Jahr als Lehrer zurückzukehren?“, fragte Ron sie.
„Nächstes Jahr sicher noch nicht, aber vielleicht irgendwann einmal. Im Moment ist sowieso keine Stelle frei, ich glaube nicht, dass es nächstes Jahr anders sein wird.“
Harry nickte ihr zu.
Die Zugfahrt über warf Hermine ihm unauffällig Blicke zu. Da war etwas Neues zwischen ihnen. Sie wusste auch schon was es war, ob er es wusste? Ob er so fühlte? Letztes Jahr hatte er eine große Fangemeinde angesammelt. Sie alle hatten es.
Ron zum Beispiel hatte die Zugfahrt über nichts anders getan, als Liebesbriefe von irgendwelchen Mädchen zu lesen. Harry tat dies nicht, für ihn war der Ruhm nichts Neues. Tatsächlich las er in einem Schulbuch für Verwandlung. Hermine hatte auch viele Briefe von Bewunderern bekommen, aber nach den ersten paar Briefen, hatte sie keine Lust mehr sie zu lesen.
„Ich bin fertig“, sagte Ron irgendwann und gähnte. Sie fuhren schon seit 4 Stunden.
„Hast du auch welche dabei?“, fragte er Harry.
Harry nickte und wühlte in seinem neuen Rucksack. In den Sommerferien waren sie shoppen gewesen. Auf Lord Voldemort war ein recht großes Kopfgeld ausgesetzt gewesen, das auch noch durch 3 geteilt eine recht stolze, 6 stellige Summe Galleonen ergab. Nicht das er es nötig hatte. Jedenfalls hatten die drei einen Tag nur in London verbracht und dabei ordentlich zugelangt. Auch Ron flog jetzt einen Feuerblitz. Er und Harry trugen jetzt auch keine abgelegten Klamotten mehr, sondern schicke Neuware. Hermine hatte sich überwiegend mit Büchern eingedeckt.
Nach kurzem Gewühle förderte Harry ein dickes Päckchen bunte Briefe hervor und gab es Ron, der sich euphorisch darauf stürzte, als hätte er die letzten Stunden (und Tage) etwas anderes gemacht, als seine „Fanpost“ regelrecht zu verschlingen.
Die restliche Zugfahrt über las er Zitate vor und die letzten 3 Stunden verliefen sehr heiter und mit noch mehr verstohlenen Blicken Hermines.
Irgendwann waren auch Ginny, Neville und Luna dazu gekommen und leisteten ihnen Gesellschaft.
In der großen Halle setzten sich die Schüler an ihre Haustische und warteten auf die Verteilung der Erstklässler in die Häuser. Professor McGonagall stellte den dreibeinigen Stuhl mit dem sprechenden Hut nach vorne der sofort die Hutkrempe aufriss und laut anfing zu sprechen. Oder zu dichten.
Ihr seht in mir den alten Hut,
zerfleddert bin ich, ohne Anmut.
Doch bin ich mehr, ihr könnt mir glauben!
Meine Weisheit bringt auch euch zum staunen!
Kein andrer Hut weiß besser Bescheid,
ich bin zu meiner Aufgabe bereit!
Setzt mich nur auf, ich weiß genau,
wohin ihr gehört! Denn ich bin schlau!
Gehört ihr ins Haus Gryffindor – vielleicht?
Dort findet ihr Mut, Tugend und Tapferkeit!
Im Haus Ravenclaw dagegen,
sind vor allem Fleiß, Mühe, Wissen und Schlauheit zugegen!
Wer vorallem Treuheit und Gerechtigkeit Platz macht,
bekommt seinen Platz im Hause Hufflepuff!
Bist du geschickt in List und tückisch obendrein,
findest du dich sicher im Hause Slytherin gut ein!
Wohin du auch kommst, vergiss es nie
- Hogwarts ist kein Platz für schwarze Magie!
Lasst uns feiern den Sieg über Lord Voldemort
- denn dieser böse Bube ist nun für immer fort!
Lasst uns aus unseren Fehlern lernen!
Und zusammen das Gute mehren!
Setzt mich nun auf, meine Rede ist Aus!
Ich bringe euch, in euer richtiges Haus!
Applaus brannte auf, bei dem sich der Slytherin Tisch etwas zurück hielt. Ihnen stand das Erstaunen ins Gesicht geschrieben.
„Nicht das erste mal, dass der sprechende Hut seine Meinung ausspricht, oder?“ fragte Ron Hermine.
„Nein, in unserem 5ten Schuljahr tat er es zum ersten mal.“ Sagte Hermine.
Professor McGonagall fing mit „Adrian Anderson“ – welche nach Ravenclaw kam – an, die Namen der Erstklässler vorzulesen.
„Mach schneller, ich verhungere gleich!“, jammerte Ron.
Eigentlich hätte Hermine ihm einen strengen Blick zugeworfen, doch sie war zu sehr damit beschäftigt unauffällig Harry zu beobachten, welcher gedankenverloren aus dem Fenster schaute. Da merkte sie, das Ginny dasselbe tat. Sie hatte ihren Kopf auf die rechte Hand gestützt und linste gedankenverloren in Harrys Richtung, während ihr Sitznachbar Seamus Finnigan sich leise mit ihr unterhielt. Nunja, es war eine sehr einseitige Unterhaltung.
Als die letzte auf der Liste – Una Williams – ins Haus Gryffindor kam, erhob sich Dumbledore von seinem Stuhl und erhob das Festmahl mit den einfachen Worten „Haut rein!“.
Wie jedes Jahr erschienen die herrlichsten Speisen auf den goldenen Platten vor ihnen und alle kamen Dumbledores Aufforderung mit großer Freude nach.
Harry belud sich seinen Teller mit einem Berg Bratkartoffeln, Bohnen, einem Kotelett und fing an zu essen. Die Zugfahrt und die Liebesbriefe hatten ihn hungrig gemacht. Ron neben ihm schaufelte beinahe unmenschlich große Gabeln mit Kartoffelbrei in sich hinein. Die Einzige in nächster Umgebung, die zivilisiert aß, war Hermine.
Da Harry auch noch Platz in seinem Bauch für seine Lieblings-Siruptorte lassen wollte, bremste er sich ein bisschen und fing an sich mit Hermine zu unterhalten.
„In welchem Fach würdest du denn gerne Unterricht geben?“
Hermine nahm freudig das Gespräch auf und versuchte dabei nicht Ron anzusehen, dem ein großes Stück Kotelett aus dem Mund hing.
„Vielleicht alte Runen? Das ist ein wirklich großartiges Fach, es würde dir vielleicht auch gefallen! Geschichte der Zauberei ist auch sehr interessant.“
„Nur schrecklich langweilig!“, ergänzte Harry.
„Das liegt an unserem Professor. Eigentlich sind die historischen Hintergründe unserer magischen Welt sehr spannend!“
„Da hast du sicherlich recht! Wie wäre es denn mit Wahrsagen?“
Hermine fing an zu kichern.
„Das Fach liegt mir nicht sonderlich, es ist der schwammigste Bereich der Magie!“
„Vielleicht liegt es an der Trelawney?“, versuchte es Harry.
„Auch wenn ich ihre Kompetenz gerne in Frage stelle, ist dieser Zweig der Magie – nunja – sagen wir mal: nicht sehr zuverlässig!“
Sie grinsten sich an. Hermine spürte ein angenehmes Prickeln in ihrem Bauch.
Das Essen verschwand und der Nachtisch erschien.
Harry belud sich den Teller mit einem riesigen Stück Siruptorte. Hermine wollte nicht, dass dieser tolle Augenblick von gerade vorüberging und versuchte es mit einem neuen Thema.
„Du isst diese Torte jedes Jahr, nicht wahr?“ Ein besseres Thema war ihr auf die schnelle nicht eingefallen.
„Vor Hermine Granger kann man nichts verbergen oder?“, fragte Harry und zwinkerte ihr zu. Hermines Herz machte einen Sprung.
„Schon mal ein anderes Dessert hier probiert?“
„Zu meiner Schande – nein! Das Hauptessen ist so gut, dass ich danach nur noch ein Stück von dieser köstlichen Torte essen kann. Hast du sie schon mal probiert?“
„Nein.“, sagte sie und betrachtete die Torte. Sie sah verführerisch aus und der rote Sirup hinterließ auf Harrys Lippen einen roten Teint. Noch viel verführerischer!
„Dann wird es Zeit!“, sagte Harry feierlich und hielt Hermine seine Kuchengabel vor den Mund. Darauf war der schönste Teil des Kuchenstücks – die Ecke mit der Kirsche.
Hermine beugte sich vor und probierte den Kuchen. Er zerging ihr auf der Zunge. Sie leckte sich über die Lippen.
„Harry Potter, du hast wirklich einen Sinn für Köstlichkeiten.“
Harry grinste. Hermines Lippen glänzten kirschrot, wie der Sirup. Der Teint für Leute, die wissen was gut ist!
Nachdem auch der Nachtisch verschwunden war erhob sich Dumbledore für seine Ansprache. Danach gingen sie nach oben in ihren Gemeinschaftsraum und verabschiedeten sich von Hermine.
„Danke für den Siruptorten-Genuss“, sagte Hermine noch zu Harry, als er schon bei der Treppe war.
„Jederzeit. Du hast übrigens noch ein bisschen Kirschsirup in deinem Mundwinkel.“, grinste Harry.
Hermine wischte sich über den Mund.
„Ist es weg?“
„Nein.“ Harry kam zu ihr und wischte es mit seinem Daumen weg. „Jetzt bist du sauber. Gute Nacht!“ Er beugte sich vor und gab seiner besten Freundin einen Kuss auf die Stirn.
„Gute Nacht“, sagte auch Hermine, drehte sich um und verschwand schleunigst in den Mädchenschlafsälen, damit ihr bester Freund nicht sah, dass ihr Kopf so rot wurde wie Kirschsirup.
Sie lag noch ein paar Minuten wach, bevor sie mit einem seligen Lächeln einschlief. Sicher, er küsste sie oft auf die Stirn und das war auch eine freundschaftliche Geste. Aber er tat dies nur bei ihr. Und seit Cho hatte er keine Freundin mehr gehabt.
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