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Fanfiction

Ancient Legion I - Umbra Inkognito - Ein Gespenst wird vernichtet

von Kiosk

30. Severus Snape/ Emilia Eliassen: Ein Gespenst wird vernichtet

Bellatrix Lestrange: Sechsundzwanzigjährige Todesserin. Verheiratet mit Rodolphus

Elicius Eliassen: Bruder von Emilia und Halbbruder der Lestranges. Todesser

Emilia Eliassen/ Umbra Inkognito: Ältere Halbschwester der Lestranges. Im normalen Leben eine Bibliothekarin, ansonsten Todesserin und gleichzeitig Abtrünnige

Erebus Nott: Todesser. Äußerlich unauffällig, jedoch von sehr grober, sadistischer Natur

Evan Rosier: Clarences einundzwanzigjähriger Sohn. Todesser

Hagius Zevediah: Dunkler Heiler. Rechte Hand von Lord Voldemort

Iliad Farleigh/ Schweinchen Schimäre: Iliads Animagusform ist die eines Schweins. Mit dieser Gestalt spionierte er im Namen der Umbra Inkognito. Gefangengenommen

Leo von St. Fevus: Emilia lieferte die gestohlene Armbrust bei ihm ab. Im Hintergrund scheint er die Fäden zu ziehen

Rabastan und Rodolphus Lestrange: Halbgeschwister der Eliassens. Alle vier haben den gleichen Vater, Barritus.

Severus Snape: Hat gerade erst die Schule beendet. Nun ein Todesser

Ulysses Rathburn: Emilias Verlobter. Arbeitet in Russland als Pfleger für magische Wesen

Zebulon Huntsville: Hünenhafter, grobschlächtiger Todesser. Stammgast im „Getöteten Ritter“

Die Armbrust: Voldemort ist fasziniert von antiken und geschichtsträchtigen Objekten. So ist es nicht verwunderlich, dass er auch eine sagenumwogende Armbrust in seinen Besitz bringen will, die einst dem schottischen Lord Willigis Wulfgard gehörte, welcher vor ca. 1000 Jahren den vier Hogwarts-Gründern sein gesamtes Land vermachte. Lange Zeit war die kostbare Antiquität im Besitz der Hexe Zsa-Zsa Zabini, einer direkten Nachfahrin Wulfgards, doch nun gelang es der Umbra Inkognito, die Waffe zu stehlen.

Bisherige Handlung: Kaum wurde die Identität der Umbra Inkognito - Emilia Eliassen - geklärt, nimmt ein weiterer Verräter zu Lord Voldemort Kontakt auf: Ein Mann namens Leo von St. Fevus, der die Kräfte der gestohlenen Armbrust gegen den Dunklen Lord selbst einsetzen will. Nichtsdestotrotz soll Emilia bestraft und zum Reden gebracht werden und zu diesem Zweck foltern die Todesser - allen voran Zebulon Huntsville und Erebus Nott - Emilias langjährigen Verlobten Ulysses vor ihren Augen. Dennoch bleibt Emilia standhaft und weigert sich nach wie vor, die Namen weiterer Verräter preiszugeben …

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Warnung: Kapitel ab 16 wegen Gewaltszenen etc.

Nacht des 23. Julis 1978

Severus hörte einen gellenden verzerrten Schrei aus dem Schlafzimmer der Dachgeschosswohnung. Mit dem vagen Gefühl einer äußerst unguten Vorahnung stieß er sich von der Wand ab, wobei die Sicht auf das Zimmer noch immer von Bellatrix, Rodolphus und dem pummeligen Erebus Nott versperrt wurde, die Schulter an Schulter an der Türschwelle standen und in den Raum hineinstarrten.
Severus spähte über Erebus hinweg und erkannte Evan im trüben Schein der Straßenlaterne; er hatte seinen Zauberstab gezogen und keuchte heftig, fast als hätte er an einem Dauerlauf teilgenommen. Severus` Blick schwappte weiter, bis er auch Emilia Eliassen entdeckte, die so blass geworden war, dass sie in der Dunkelheit auf gespenstische Art und Weise zu leuchten schien. Ihre zitternden Hände hatten sich vor ihren Mund gepresst, vielleicht um einen weiteren Schrei zu unterdrücken; ihre Augen waren weit aufgerissen und blankes Entsetzen spiegelte sich in ihnen wieder.

In den Trümmern einer kleinen Kommode lag Ulysses Rathburn mit eigenartig verrenkten Gliedern. Er hatte das Kinn auf seine Brust gelegt, während seine Finger die klaffenden Wunden betasteten, die man in seinen Körper geschlagen hatte wie mit einer Axt. Er war voller Blut, Blut, das auf die Holztrümmer tropfte und den Boden beschmierte, während immer neues aus den fleischigen Verletzungen hervorquoll.
Severus wusste, was geschehen sein musste. Sein Blick huschte zurück zu Evan Rosier, der noch immer aufrecht in dem Zimmer stand und sein hässliches Werk betrachtete. Er hatte das Sectumsempra angewandt und Severus musste sich zum zweiten Mal in seinem Leben eingestehen, dass er Evan unterschätzt hatte. Doch seine Überraschung darüber hätte kaum negativer ausfallen können.

Bella fing an zu lachen, Rodolphus, Zebulon Huntsville und Erebus Nott stimmten mit ein. Evan jedoch regte sich nicht, seine Miene blieb ausdruckslos und starr; er reagierte selbst dann nicht, als Emilia ihn zur Seite drängte um sich neben ihrem schwerverletzten Verlobten fallen zu lassen.
All die Arbeit, die Severus in die Enttarnung von Emilia Eliassen gesteckt hatte, nur damit nun stellvertretend für sie jemand anderes, Ulysses, gequält wurde? Natürlich, es handelte sich bei alledem schlicht um Erpressung, aber widersprach es nicht ihren Zielen, das sie einen reinblütigen, unschuldigen Zivilisten töteten, obwohl es doch eigentlich ihre Aufgabe war, das reine Blut zu wahren? Emilia Eliassen hatte ihre Strafe und ihren Tod verdient, soviel war sicher, aber warum musste ihr Verlobter Ulysses als aller erstes für ihren Verrat büßen? Mit dem Blick auf den Schwerverletzten, wurde Severus auf eine äußerst klare Art und Weise bewusst, das er es hierbei nicht mehr mit der reinen, geordneten Welt zu tun hatte, die Voldemort sich im Namen aller wünschte, sondern mit Willkür.
Und Willkür war niemals gut.

Aber trotz der so offensichtlichen Untaten, die die Todesser hier verübten, hatte Severus das Gefühl, dass er die einzige Person in diesem Raum war, die sich wirklich darum scherte und sich gedanklich damit befasste. Zebulon Huntsville und Erebus Nott schienen an nichts anderem interessiert zu sein, als die Auslebung ihrer Triebe; Bellatrix und ihr Ehemann Rodolphus waren fanatisch und sadistisch, und vielleicht sehr weit davon entfernt, einen klaren, tatsächlich menschlichen Gedanken zu fassen.
Und Evan Rosier?
Severus hätte es zwar nicht laut ausgesprochen, aber er war mehr als nur verwundert über Evan - er war regelrecht schockiert. Schockiert deshalb, weil er sich jahrelang ein Bild über den Blondling gemacht hatte, indem er Evan analysiert hatte wie jeden anderen seiner Mitmenschen auch; aber dieses Bild war in sich zusammengebrochen, mitsamt seinem Fundament. Denn eigentlich war jemand wie Evan Rosier einfach nicht dazu fähig, einen Anderen aus eigenem Antrieb heraus quälte; Evan war zu feige, zu passiv, zu sehr bedacht auf die Stimme seiner Eltern.
Sollten diese Wesenszüge nicht für die Ewigkeit gemacht sein?
Und doch schienen sie wie ausgelöscht und ausgewechselt!
Unzurechnungsfähig, sagte sich Severus beklommen. Er ist schlicht und ergreifend unzurechnungsfähig!
Zebulon Huntsville wischte sich gespielt eine Träne aus dem Augenwinkel, machte einen Schritt auf Evan zu und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Aus dir wird noch mal ein echter, glorreicher Todesser“, bemerkte Zebulon mit fast schon väterlichem Stolz.
Evan gefiel diese Aussage offensichtlich, für einen Moment schloss er seine blauen Augen ein Stück und schien die Idee eines „echten Todessers“ im Geiste weiter auszuspinnen.

Glorreich? schnappte eine Stimme wütend in Severus Kopf, sie haben doch gar keine Ahnung was es bedeutet, ein Todesser zu sein. Es sind Bastarde die sich nur vergnügen wollen, aber es geht nicht darum sich zu vergnügen! Es geht nicht darum, primitiv zu sein! Wie kann man die Zauberwelt verbessern wenn man primitiv ist?
Nein, für Severus war Evan kein echter Todesser, genauso wenig wie Zebulon Huntsville oder Erebus Nott. Sie alle drei hatten sich heute wie dreckige Hunde benommen, und wenn es nach Severus gegangen wäre, so wäre keiner von ihnen mehr würdig das Zeichen des Dunklen Lords zu tragen - denn dieses Zeichen stand für Verstand und Listigkeit und nicht für die untersten Triebe.
Aber Evan Rosier würde es vielleicht irgendwann begreifen, dann, wenn er über seine eigenen Füße stolpern und feststellen würde, dass ein Versager immer ein Versager bleiben würde.

Ein lautes Aufschluchzen lenkte Severus` Aufmerksamkeit wieder zurück auf Emilia und Ulysses. Emilia weinte kläglich, ihre schmalen Schultern bebten, sie hatte Ulysses` Hände gegriffen und drückte sie fest. Ulysses wiederum atmete zwar noch, doch seine Augen waren leer und stumpf und sein Blick verlor sich irgendwo auf dem Weg Richtung Decke. Seine Atmung war schwächer geworden, doch zumindest die Blutung hatte etwas nachgelassen. Severus wurde bewusst, dass ihm die Mittel zur Verfügung standen, dem notleidenden Ulysses zu helfen, er kannte den Zauber, der die Verletzungen heilen lassen würde, die Evans Sectumsempra geschlagen hatte. Aber im Anbetracht dessen, dass Severus` Gesellschaft derzeit aus ein paar der übelsten Todesser des gesamten Schwarzen Ordens bestand, blieb ihm keine andere Wahl, als weiter untätig dazustehen. Plötzlich war er derjenige, der sich äußerst fehl am Platz fühlte und alles dafür getan hätte, wieder herumzuschnüffeln und gute alte Detektivarbeit zu leisten, wie noch vor einigen Stunden.

Bellatrix löste sich aus dem noch immer hässlich kichernden Verband der Todesser, schritt an ihrem Cousin Evan vorbei und weiter zu Emilia. Sie verpasste der anderen Frau einen harten Fußtritt in den Rücken, doch Emilia reagierte kaum noch.
„Wirst du jetzt endlich deinen Mund aufmachen?“, herrschte Bella sie an.
Emilia schüttelte den Kopf. „Nein.“
„VERDAMMT NOCH MAL!“, kreischte Bella ungeduldig und trat ein weiteres Mal zu, härter diesmal. Ihre Stiefelspitze traf Emilia in die Rippen und die Frau keuchte leise auf.
„REDE ENDLICH!“
„NEIN!“, schrie Emilia fast ebenso laut und warf Bella einen funkelnden Blick über die Schulter zu, in dem blanker Hass geschrieben stand.
Bella zückte ihren Zauberstab, schwenkte ihn einmal grob in der Luft und mit einem Mal ging das große, zerwühlte Bett in Flammen auf. Das Feuer war so heiß, das die Todesser einen Schritt zurückwichen; das Feuer schlug binnen Sekunden bis zur Zimmerdecke hinauf und steckte die Holzverkleidung entbrannt. Ulysses, der nur einen Meter entfernt in den Trümmern der Kommode lag, schrie entsetzt auf. Emilia zögerte nicht, sondern wollte ihn an den Schultern greifen um ihn von den Flammen wegzuziehen, doch Bella verpasste ihr einen Faustschlag ins Gesicht, der die kleinere Frau von den Füßen riss.
„Dein Verlobter bleibt hier“, höhnte Bella. „Wenn er Glück hat, bringt der Rauch ihn um, ehe ihn das Feuer bei lebendigem Leib verbrennt.“

Tatsächlich hatte beißender Qualm damit begonnen, das Zimmer einzuhüllen. Severus hustete und seine Augen brannten protestierend, doch trotz des Rauches sah er, wie Emilia aufsprang und sich auf Bella stürzte. Mit verbissenem Gesichtsausdruck schlug sie auf Bella ein, packte sie dann bei den Schultern und schleuderte sie in Richtung Feuer. Evan reagierte am schnellsten, er stürzte vor und erwischte seine Cousine gerade noch rechtzeitig bei den langen, schwarzen Haaren, um sie zurückzureißen. Ein ganzes Büschel Haare wurden dabei ausgerissen, doch Bella schien es gar nicht zu registrieren.
„DU MISTSTÜCK!“, brüllte sie. „Warte nur, bis der Dunkle Lord dich in die Finger gekriegt hat! Er wird dich zum Reden bringen, wie du noch nie in deinem Leben geredet hast!“
„Du liegst falsch!“, nuschelte Emilia und aus ihrer gebrochenen Nase schoss neues Blut. Ihre kinnlangen Haare standen inzwischen zerzaust von ihrem Kopf ab, ihr Gesicht war tränennass und mit Blut beschmiert. Doch obwohl ihr Anblick eher kläglich sein mochte, in ihren dunklen Augen loderte mehr als nur die Reflektion des Feuers. Es war ihr eigener brennender Hass.

Ulysses versuchte etwas Abstand zwischen sich und dem entflammten Bett zu bringen, er kroch aus den Trümmern der Kommode hervor. Sein Blick war starr vor Todesangst. Emilia wollte ihm erneut helfen, doch diesmal trat die mächtige Gestalt von Zebulon Huntsville zwischen die Verlobten und schleuderte Emilia mit einer solchen Leichtigkeit von sich, als wäre sie kaum schwerer als ein kleines Mädchen. Severus glaubte fast schon, ihr Brustbein unter dem Faustschlag brechen zu hören.
Schwerkeuchend und mit zitternden Beinen stand Emilia an der Wand, begrub ihr Gesicht in den Händen und schluchzte: „Lasst ihn gehen!“, flehte sie heiser. „Bitte, lasst Ulysses gehen!“
„Du kennst die Abmachung“, sagte Bella. „Verrate uns deine Geheimnisse und dein Verlobter kommt frei.“
Welche Geheimnisse Emilia Eliassen auch immer hütete, sie schienen ihr weitaus wichtiger zu sein, als das Leben des Mannes, den sie liebte. Severus begann inständig zu hoffen, sie möge endlich den Mund aufmachen. Nicht nur wegen dem Nutzen für den Dunklen Lord, nein, auch deshalb, weil er nicht dabei zusehen wollte, wie ein wehrloser Mann bei lebendigem Leib verbrannte. Er wollte nicht, dass Ulysses starb.

Emilia wimmerte laut, ihr Körper wurde dabei heftig durchgeschüttelt. „Das geht nicht! Ich werde nichts verraten - aber Ulysses - BITTE LASST IHN GEHEN!“
Sie hätte genauso gut einen leblosen Haufen Metallschrauben anflehen können, kaum einer der Todesser schien mit dem Gedanken zu spielen, sich darauf einzulassen. Vor allem Bellatrix und Zebulon Huntsville schienen Gefallen an Emilias tränenerstickter Bettelei gefunden zu haben.
„Du hast die Wahl, Emilia“, lockte Bella leise und warf einen vielsagenden Blick auf Ulysses, der nicht der einzige war, der inzwischen heftig zu husten begonnen hatte. „Du hast mein Wort, dass ihm nichts weiter geschehen wird, wenn du uns an deinen Geheimnissen teilhaben lässt. Im Hospital wird man ihn wieder zusammenflicken, Reporter des Tagespropheten werden kommen und er wird ihnen berichten können, was hier ach-so-Schreckliches vorgefallen ist.“ Sie grinste hämisch. „Zugegeben, sogar ich bin gespannt darauf zu erfahren, welche schmackhaften Details er während seines Interviews preisgeben wird. Vielleicht wird er aber auch genauso verbissen schweigen wie du, Emilia, besonders über die intimen Zwei- und Dreisamkeiten…“
Zebulon kicherte kurz, bevor ein erstickter Hustenanfall ihn unterbrach.

„Wird Zeit zu verschwinden, Bella“, erinnerte Rodolphus seine Frau. Er packte Emilia an den Schultern, doch trotz seines muskulösen Körperbaus, hatte er Schwierigkeiten, sie festzuhalten. Emilia biss, schrie und schlug wie eine Furie, rief nach Ulysses und Ulysses rief mit krächzender Stimme nach ihr und flehte sie weiterhin an, sein Leben zu retten.
Das Feuer hatte das Zimmer in Beschlag genommen, glühende Holzstückchen rieselten von der Decke, die Luft war schwer und kaum noch atembar. Der wilde Schein der Flammen verlieh dem Raum, dem Mobiliar und den Personen einen infernalischen Glanz. Ganz so, als wären sie alle vom Höllenfeuer geschluckt worden.
Die kreischende Emilia hinter sich herziehend, wandten sich die Todesser zum Gehen. Zebulon, der als letzter aus dem Schlafzimmer geschritten kam, schloss die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel um, der im Schloss steckte. Ulysses war nun in dem brennenden Zimmer eingesperrt, verletzt und ohne Zauberstab. Emilia heulte auf, ihre Beine gaben nach, mit einem Mal schien jegliche Kraft aus ihr gewichen zu sein. Leise wimmernd ließ sie sich von ihrem Halbbruder Rodolphus mit sich zerren, anscheinend kaum mehr fähig, einen Schritt vor den anderen zu setzen.

Sie verließen die Wohnung und lauschten kurz, ob den Muggelbewohnern inzwischen aufgefallen war, dass ein Teil des Hauses brannte. Doch es war mitten in der Nacht, die Menschen schliefen sicher und würden das Feuer wohl so schnell nicht bemerken. Severus hatte sich so sehr in seinen finsteren Gedanken verfangen, dass ihm kaum auffiel, dass Zebulon zurückblieb, während er und die übrigen Todesser die Treppe hinabstiegen. Erst als sie das Haus verlassen und unter einer nahen Unterführung Schutz vor dem Platzregen gesucht hatten, registrierten sie die Abwesenheit des großen, bulligen Kollegen.
„Huntsville fehlt“, sagte Severus, während sein Blick zurück zu dem schmalen Haus wanderte. Noch drang kein Qualm hervor, doch hinter einem der kleinen Dachfenster sah man das Feuer glühen. In der dritten Etage, direkt unterhalb der Dachgeschosswohnung, hatte ein Hund zu bellen begonnen. Offenbar hatte er den Brand erschnuppert und es war nur noch eine Frage von Minuten, ehe er die Muggel aufwecken und auf das Feuer aufmerksam machen würde.

„Ah, ich ahne etwas“, murmelte Bella lahm und schmunzelte. Dann, als zwei Gestalten aus der Eingangstür des Hauses taumelten, rief sie quer über die Straße: „Du hattest die bessere Idee, Zebulon, Emilias wunden Punkt doch noch mitzunehmen.“
Breit grinsend kam Zebulon zu der Unterführung geschritten, das Regenwasser perlte von seiner hässlichen Glatze ab, und er hatte seine grobknochigen Hände auf die Schultern eines Mannes gelegt, um ihn in die richtige Richtung zu dirigieren. Genau wie Emilia schien Ulysses kaum mehr im Stande, selbstständig zu gehen. Zebulon hatte ihm eine Robe über die Schulter gelegt, wahrscheinlich aber nicht aus Nettigkeit, sondern weil ein nackter Mann im Regen die Aufmerksamkeit wachsamer Muggelaugen auf sich gezogen hätte. Ulysses` Füße aber blieben nackt, er tappte so zittrig über das Kopfsteinpflaster und durch die tiefen Pfützen, als ob ihm jeder einzelne Schritt große Schmerzen bereiten würde.
„Dacht mir, der Dunkle Lord würde ihn gerne kennenler`n“, gluckste Zebulon. „Emilia ist hart zu knack`n, mit ihm hier könnte`s leichter wird`n.“ Dabei schüttelte er Ulysses vielsagend an den Schultern.

Emilias sichtbare Erleichterung darüber, dass man ihren Verlobten doch nicht dem Feuertod überlassen hatte, wurde bei diesen Worten aus ihrem Gesicht gewischt. Sie hatte ihre Augen entsetzt aufgerissen, ihr Mund schnappte auf, doch ihre lauten Proteste blieben diesmal aus. Rodolphus ließ sie los, als sie erneut versuchte sich aus seinem Griff zu lösen. Unter der kleinen Brücke gab es ohnehin keinen Ausweg und Emilia schien auch nicht daran zu denken zu flüchten. Stattdessen schloss sie den völlig ermatteten Ulysses in die Arme, während der heftige Regen über die Gegend hinwegbrauste und die Unterführung begann mit Wasser voll zu laufen.
Der Hund im Muggelhaus bellte noch immer, fast in allen Wohnungen waren die elektrischen Lampen entzündet worden, Severus glaubte aufgeregte Stimmen zu hören. Sie mussten das Feuer bemerkt haben. Die Feuerwehr dürfte binnen der nächsten Minuten auftauchen.
Wahrscheinlich wären sie sehr verwundert über das leuchtengrüne Zeichen am Himmel, das Bella in diesem Moment über das Haus brannte. Doch die Muggel würden das Dunkle Mal gewohnheitsgemäß wohl eher als exotisches Wetterphänomen abtun, als anzuerkennen was es wirklich war: Ein magisches Zeichen, das hoch über einer Stätte des Grauens thronte und voller Hohn auf sie alle hinabgrinste.

XXXXXXX

Hoch oben, im Bergfried der alten, walisischen Festung, traf Emilia Eliassen zum allerletzten Mal in ihrem Leben auf Lord Voldemort und instinktiv zuckte sie zurück, als sie die Aura eiskalter Bosheit spürte, die von ihm ausging. Keine Spur mehr von seiner gespielten Freundlichkeit, seinem aufgesetzten Charme - das hier war sein wahres Gesicht, und Emilia wusste, dass sie in diesem Moment ihrem Tod in die Augen blickte.
Sie waren nicht alleine in dem Turmzimmer. Hinter Emilia standen noch immer die sechs Todesser, die ihr den hässlichen Besuch in London abgestattet hatten; Rodolphus hatte sie fest bei den Haaren gepackt und ohne dass Emilia ihren Halbbruder ansehen brauchte, wusste sie, dass er hämisch grinste. Zebulon Huntsville hielt derweil Ulysses, der schwach und zittrig auf seinen Beinen stand, keuchend atmete und es nicht schaffte, auch nur ansatzweise den Kopf zu heben. Hätte er aufgeblickt, so hätte er Lord Voldemort gesehen, der mit rauschendem schwarzem Umhang auf die Gruppe zugeschritten kam. In seinen rötlichen Augen glühte eine Wut, wie Emilia sie noch nie erlebt hatte, und sie wusste, dass sich diese Wut einzig und alleine gegen sie richtete. Völlig ungerührt passierte Voldemort dabei auch einen kümmerlichen Mann, der zusammengekauert auf dem Holzfußboden hockte und dessen Körper von zuckenden Krämpfen durchgeschüttelt wurde.

„Iliad!“, nuschelte Emilia unwillkürlich, als sie den Mann erkannte. Doch Iliad Farleigh - dessen Animagusform unter den Namen „Schimäre“ bekannt war - reagierte nicht auf ihre Stimme und schien völlig Abseits vom Hier und Jetzt zu stehen. Die eingeritzten Zeichen auf seiner Kopfhaut mussten vor kurzem heftig geblutet haben, doch nun was das Blut angetrocknet und hatte krustige Striemen hinterlassen.
Emilia hatte nicht gewusst, dass die Todesser ihren Verbündeten Iliad aufgegriffen hatten, aber sie konnte sich deswegen kaum schuldiger fühlen, als sie es ohnehin schon tat. Ulysses war der Anfang und das Ende all ihrer wirren Gedankengänge, der verletzte Iliad war dagegen ein Übel, das Emilia kaum mehr registrierte. Gegenüber kleiner Verluste - und das war Iliad Farleigh in ihren Augen - war sie im Laufe der Zeit vollkommen abgestumpft.

„Ja, ganz Recht“, zischte Lord Voldemort und kam vor Emilia zum Stehen. In seiner Stimme schwang Hohn und Überlegenheit mit, doch sie hätte kaum kälter sein können. „Ich und Iliad haben bereits eine nette Unterhaltung geführt, Emilia, aber Iliad gehört nicht gerade zu den gesprächigsten meiner Gäste. Was wohl an den Symbolen liegen dürfte, die man in seinen hohlen Schädel geritzt hat.“
Emilia sagte nichts, ihr Atem flatterte so heftig, dass sie ohnehin daran zweifelte, genug Luft zum Sprechen sammeln zu können. Ihre gebrochene Nase pochte dumpf.
Voldemorts Blick schwappte zu Ulysses hinüber, den Zebulon gerade donnernd zu Boden geworfen hatte, wie einen alten Teppich.
„Das ist ihr Verlobter, Meister“, hörte Emilia Bellatrix` kühle Stimme hinter ihrem Rücken. „Sein Name ist Ulysses Rathburn und allem Anschein nach liegt er Emilia wirklich sehr am Herzen.“
Einige der Todesser kicherten gehässig.

Erst jetzt, wo er auf der Seite lag, hob Ulysses den Kopf etwas an, bis er die großgewachsene Person entdeckte, die sich ihm genährt hatte. In Voldemorts weißen, langgliedrigen Fingern lag ein Zauberstab, und Ulysses ruckte mit einem entsetzten Aufschrei zurück, als er den Mann erkannte. „S-S-Sie?!“, stammelte er krächzend.
„Du hast von mir gehört, so wie jeder andere in diesem Land auch“, zischte Voldemort und seine Augen verengten sich, während er den jüngeren Zauberer musterte. Er schwenkte seinen Zauberstab testweise an Ulysses vorbei, der die Bewegungen angstvoll beobachtete, vielleicht wie ein Verurteilter seinen Henker beobachtet hätte.
„Wie viel Wert mag dein Leben haben, Ulysses?“, fragte Voldemort mit lauernder Stimme. „Wie viel Wert hast du für Emilia? Hat sie sich kooperativ gezeigt, nachdem meine treuen Diener dich gefoltert haben?“ Mit seinem Zeigefinger wies er auf die Blutspuren an seinen nackten Beinen, Füßen und Gesicht.
Ulysses schwieg, vielleicht aus Angst, oder aus Scham, möglicherweise auch auf Grund der beklemmenden Wahrheit darüber, dass Emilia sich geweigert hatte auszupacken.
Voldemort lachte freudlos auf und sein Blick huschte zu ihr zurück. „Ja, das war abzusehen. Berechnend und gemütskalt wurdest du geboren, Emilia, und genau so wirst du auch sterben. Crucio!“

Blind vor Schmerzen stürzte Emilia auf die Knie, ihre Finger verkrallten sich in den Fugen der alten Holzdielen, und sie biss die Zähne zusammen, in dem Versuch, nicht aufzuschreien. Erst, als der erste erstickte Laut sich durch ihre aufeinandergepressten Lippen quälte, unterbrach Voldemort den Cruciatus. Stöhnend blieb sie auf dem Boden hocken, wartete bis das Rauschen in ihrem Kopf nachgelassen hatte und sich ihre verschwommene Sicht klärte. Ihr Blick fiel auf ihre zitternden Hände. Zwei ihrer Fingernägel waren komplett abgerissen und steckten nun blutig zwischen den Fugen der Dielen. Ein stechender Schmerz durchzuckte sie, als sie die Finger bewegte und sich mit den Händen vom Boden abstemmte, um wieder auf die Beine zu kommen. Leicht taumelnd stand sie da und starrte Lord Voldemort unverwandt an.
„Ich nehme an, du hast dich eine ganze Zeit darauf vorbereitet“, sagte er emotionslos. „Du wusstest, dass du umkommen würdest.“
„Dafür habe ich mein Leben gern gegeben. Die Armbrust ist in guten Händen und wartet auf ihren Einsatz … mein Lord.“
Voldemort schnaubte höhnisch und nickte den übrigen Todessern zu, die noch immer hinter Emilias Rücken standen und alles beobachteten. „Ihr könnt gehen“, befahl er.

Als auch der letzte von ihnen den Bergfried verlassen hatte und ihre Schritte auf der steinernen Treppe verhalt waren, packte Voldemort Emilia plötzlich bei den Haaren, und schleuderte sie herum. Sie schlug hart auf den Boden, versuchte sich aus eigener Kraft aufzurappeln, doch er war schneller als sie, packte sie erneut und zog sie auf die Beine. Sein, von der Kutte verdecktes, Gesicht war nur noch ein Stück weit von ihr entfernt, glühende Augen stachen aus dem Halbschatten hervor und sein kalter Atem fühlte sich an wie der Atem des Todes. „Wer ist dein Auftraggeber? Wer ist Leo von St. Fevus?“
Emilia schnitt eine Grimasse, denn ein Grinsen gelang ihr nicht mehr. „Das werdet Ihr noch früh genug erfahren. Aber nicht von mir … tut mir Leid, Mr. Riddle.“
Hass flammte in seinen Augen auf, ein weiteres Mal schleuderte er sie von sich. Diesmal schlug sie mit dem Rücken so hart gegen eine der Regalwände, dass ihr die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Als sie den Blick wieder hob, hatte Voldemort seinen Zauberstab fest auf ihre Stirn gedrückt. „Du weißt eine ganze Menge, Emilia. Du wusstest etwas über die Armbrust, die kennst meinen alten Namen … mit wem hast du dich verbündet, um an diese Informationen zu kommen?“

„Dafür musste ich mich mit niemandem verbünden“, gab sie gepresst zurück. „Ihr habt eure Spuren hinterlassen - in Hogwarts! Und dieser Fährte bin ich gefolgt, lange bevor ich Euch überhaupt kennen gelernt habe, als ich nicht mehr als eine dumme Schülerin war! Und so habe ich auch von der Armbrust erfahren.“ Sie lächelte verbissen. „Da steckt kein großer Trick dahinter, mein Lord.“
Ein weiteres Mal zog er sie auf die Beine und stieß sie grob zu Iliad Farleigh hinüber. Iliad saß noch immer völlig regungslos da, sein Atem ging schwer und die Augen hinter der zersprungenen Hornbrille flackerten eigenartig. Er war gefoltert worden und Emilia, die auch in diesem Fall ihr Handwerk verstand, wusste, dass diese Folter lange angehalten haben musste. Es gab einen Punkt, an dem das Gehirn eines Menschen begann Schaden zunehmen, wenn der Folterfluch zu intensiv in seinem Körper gewütet hatte.
Doch trotz Iliads kläglichem Erscheinungsbild, Emilia achtete kaum auf ihn. Ihr Blick huschte automatisch zu Ulysses, der noch immer am Boden lag, aber mehr oder weniger bei Bewusstsein war. Auch er sah zu ihr hinüber, doch der Ausdruck in seinen Augen war stumpf, abgekämpft und vor Schmerz verschleiert.

„Ich bin sicher, Emilia, du weißt etwas über die Symbole in Iliads Kopfhaut?“, erkundigte sich Lord Voldemort. „Welchen praktischen Nutzen erfüllen sie?“
„Es ist eine sehr archaische Methode, die Geheimnisse eines Menschen in seinem Kopf gefangen zu halten“, murmelte Emilia nüchtern, als würde sie die Worte aus einem Lehrbuch vorlesen. „Iliad war nie stark genug, um Folter zu überstehen. Er musste daran gehindert werden, alles preiszugeben. Der Zauber kann nicht gebrochen werden. Man nennt es -“
„Knochenhexerei“, schloss Voldemort kaltstimmig. „Ein Zweig der ältesten Magie. Ich weiß genug darüber um sagen zu können, dass du das Wissen um diese Magie nicht einfach so im Alltagsleben hättest aufschnappen können. Knochenhexerei ist so unsagbar alt, dass es längst in Vergessenheit geraten ist.“ Seine Augen bohrten sich nachdrücklicher in Emilias eigene. „Du warst nicht diejenige, die Iliad Farleigh diese Symbole in den Schädel geritzt hat.“
Emilia musterte ihn flüchtig, aber ihre Augen weigerten sich instinktiv, direkten Blickkontakt herzustellen. „Es war Leo von St.Fevus“, sagte sie mit heiserer Stimme. „Er hält die Fäden in der Hand … und mehr werde ich Euch nicht verraten, mein Lord.“

Voldemort wandte sich von ihr ab und der unangenehme Druck, der auf ihrem Kopf lastete, ließ etwas nach, als er ihr den Rücken zudrehte und gemächlich auf Ulysses zuschritt. Noch immer hielt er den Zauberstab in der rechten Hand und drehte ihn zwischen den weißhäutigen Fingern. „Ich frage mich“, sagte er gemütlos, „wie du mit dieser Einstellung deinen Verlobten das Leben retten willst, Emilia.“
Ulysses starrte Voldemort entgegen und versuchte auf allen vieren rückwärts davon zu kriechen, bis er die massive Steinwand im Rücken hatte. Trotzdem presste er sich dagegen, als hoffte er verzweifelt, die Mauer würde einen Fluchtweg freigeben, wenn er nur genug Kraft aufbrachte.
Unwillkürlich hinkte Emilia ein paar Schritte auf ihn zu, öffnete den Mund um irgendwas zu rufen, doch heraus kam nur ein hässliches Krächzen, das eigentlich eine Bitte hätte sein sollen. Aber Lord Voldemort anzuflehen, ihren Verlobten gehen zu lassen, wäre ohnehin ein hoffnungsloses Unterfangen gewesen. Also ballte sie ihre Faust und presste sie gegen den Mund, während sie den stechenden Schmerz, den die abgerissenen Fingernägel dabei verursachten, kaum mehr als Schmerz wahrnahm.

Voldemort drückte Ulysses den Zauberstab an die Stirn und Ulysses schluchzte erstickt auf, bevor der Cruciatus ihn vor Qual aufheulen und schreien ließ.
Wie schon so oft an diesem Tag traten Emilia Tränen in die Augen, doch diesmal weinte sie vor allem auf Grund ihrer Ohnmächtigkeit. Es gab keine Alternativen zu dem, was geschehen würde.
Ulysses würde sterben.
Und dann sie selbst.
Alles was ihr blieb war die Hoffnung, dass die Folter schnell vorüber gehen würde - doch selbst diese Hoffnung war naiv im Angesicht von Lord Voldemort.
Eine Minute war verstrichen, der Cruciatus hatte Ulysses zur Seite kippen lassen, sein Körper zuckte als würde Starkstrom durch seine Glieder fahren.
Die zweite Minute neigte sich dem Ende zu, Voldemort warf Emilia einen prüfenden Blick zu, nur um zu wissen, wie lange sie dem psychischen Druck noch standhalten würde.
In der dritten Minute hatten sich die Schreie so sehr zugespitzt, dass Emilia sich die Ohren zuhielt und die Augen fest zusammenkniff, weil sie nichts davon mehr ertragen konnte. Doch sie hörte noch immer viel zu viel.

Erst nach einer Ewigkeit, so schien es, ließ Voldemort seinen Zauberstab sinken. Emilia bemerkte es daran, dass die dumpfen Schreie verklungen waren, und das finstere Kribbeln in der Luft, das Kribbeln der schwarzen Magie, nachgelassen hatte. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen. Ulysses lag regungslos da, mit weit aufgerissenem Mund und seltsam verrenkten und verkrampften Armen, Beinen, Fingern und Zehen.
Emilia eilte nicht zu ihm. Stattdessen stand sie bewegungslos da und ihr Blick richtete sich langsam auf Voldemort, während sie Hände von den Ohren nahm und erneut so fest ballte, dass der Schmerz ihr bis in die Knochen fuhr.
„Rede!“, befahl Voldemort. „Du verstehst nicht viel von den Qualen, mit denen ich deinen Verlobten in den Wahnsinn treiben kann.“
„Ich rede nicht.“
„REDE!“
„NEIN!“
Erneut hob Voldemort den Zauberstab und ohne den Blick von ihr abzuwenden, folterte er Ulysses ein weiteres Mal mit dem Cruciatus.
Ulysses schrie gepeinigt auf, zuckte und warf sich hin und her wie ein verletztes Tier in der Falle, wälzte sich in blinder Agonie herum -

„STOPP!“, brüllte Emilia, ohne dass es ihr überhaupt bewusst war, dass sie den Mund aufgemacht hatte. Sie stürzte an Voldemort vorbei, der den Fluch unterbrach und ließ sich vor Ulysses auf den Boden sinken. Er fühlte sich merkwürdig leicht an, als sie unter seine Arme fasste und an sich lehnte. Kalkweiß war seine Haut geworden und außerdem mit kaltem Schweiß bedeckt. Sie spürte seinen hektischen Atem an ihrer Halsbeuge und sein Puls hämmerte sogar durch den Stoff ihrer Kleidung hindurch. Ulysses reagierte kaum, obwohl er widerwillig zusammenzuckte, als sie ihm die klammen Haare aus den Augen strich. Sein Trommelfell war geplatzt und warmes Blut sickerte seinen Hals hinab.
„Bist du endlich zur Vernunft gekommen, Mädchen?“, höhnte Voldemort eiskalt. „Du bist die einzige Todgeweihte in diesem Raum, Emilia. Ulysses muss nicht sterben. Es liegt in deiner Hand.“
„Ich habe mich entschieden“, nuschelte Emilia mit krächzender Stimme. „Ihr könnt tun und lassen was immer ihr wollt - ich werde den Mund nicht aufmachen.“
„Dann vergessen wir deinen Verlobten für einen Moment, Emilia. Gibt es nicht auch andere Personen, die dir etwas bedeuten? Dein Bruder Elicius zum Beispiel?“

Emilia fühlte sich ertappt, doch nicht einmal ein Wimpernzucken verriet sie. Mit ihrem halbtoten Verlobten in den Armen, und der Gewissheit des nahen Todes vor Augen, erschien ihr die restliche Welt seltsam entrückt und unwirklich. Sie fühlte sich innerlich viel zu zerschmettert, selbst ihre Gefühlswelt war im völligen Chaos versunken.
„Elicius ist ein Todesser“, sagte sie leise. „Ihr tötet eure eigenen treuen Diener?“
„Das Wort `Treue´ aus deinem Mund, Emilia?“ Voldemort lachte humorlos auf. „Ist das nicht bereits eine Lüge? Wenn du zu den Verrätern zählst, gehört Elicius mit Sicherheit ebenfalls dazu. Er wäre ohnehin kein großer Verlust. Ich könnte ihn herbringen lassen, oder…“, und er legte den Zeigefinger auf seine blutleeren Lippen, „…oder ich lasse ihn in die finsterste Zelle von Askaban werfen und dort langsam verrotten. Beweise können gefälscht werden, Emilia, die Auroren werden einen Schuldigen für das Übel suchen, das dir und Ulysses wiederfahren ist. Elicius wäre ein interessanter Kandidat, nicht wahr? Er wäre nicht der erste Unschuldige, der durch meinen Willen sein Dasein in Askaban fristen würde und er wird auch nicht der Letzte sein.“

Emilias Schultern verspannten sich, dennoch zwang sie sich zu einem böswilligen Lächeln, nur um Voldemort zu beweisen, dass sie noch nicht am Ende war. „Ihr könnt meine gesamte Familie auslöschen - ich schweige trotzdem“, zischte sie. „Und wenn ich dann eines Tages ein echter Geist bin, werde ich zusehen, wie man Euch umbringt, mein Lord. Das ist die Entschädigung für alles, was Ihr mir angetan habt.“
Ihre gesamte innere Stärke gipfelte sich in diesem einen Augenblick, bloß um Lord Voldemort diesen hässlichen Kommentar entgegenzunuscheln. Sie starrte zu Voldemort hoch und erkannte in seinen unbarmherzigen Augen, dass sie vielleicht weiter gegangen war, als jeder andere Mensch zuvor.
Nicht nur einen Schritt zu weit, nein, Meilen!
Und die Antwort darauf fiel plötzlich und sehr heftig aus.
Voldemort richtete seinen Zauberstab auf Iliad Farleigh.
Eine Sekunde später war von Iliads Schädel nicht mehr viel übrig.
Nur Blut. Fetzen. Eine rote, geleeartige Lache breitete sich auf dem Boden aus, sickerte in die steinernen Fugen.

Emilia wusste nicht, ob sie zu fassungslos oder zu abgebrüht war, doch abgesehen davon, dass sie kurz zusammengezuckt war, blieb sie regungslos. Körperlich und emotional betäubt. Der Anblick von Iliad Farleighs Überresten erschien ihr als nicht wichtig.
Ulysses hatte sich in ihren Armen geregt und wandte den Kopf, wahrscheinlich hatte ihn das markante Geräusch zurück ins Bewusstsein geholt, das Iliads Kopf verursacht hatte. Bevor Emilia seinen Blick abschirmen konnte, hatte Ulysses das, was von Iliads Schädel übriggeblieben war, entdeckt, und mit dem Ausdruck wachsenden Entsetzens in den Augen starrte er auf die blutige Masse und gab ein kehliges Geräusch von sich, als ob er sich übergeben wollte.
Voldemort blickte auf Emilia und Ulysses hinab. „Kein schöner Anblick, nicht wahr, Ulysses?“, erkundigte er sich. Seine Stimme klang oberflächlich so mitfühlend, fast schon besorgt, aber Emilia kannte ihn zu lange, um darauf reinzufallen.

„Du solltest das verstehen, Ulysses“, sagte Voldemort milde. „Ich bin nicht derjenige, der dir Schaden zufügt. Deine Verlobte lässt mir keine andere Wahl … ein schwererziehbares Mädchen, nicht wahr? Ist es normal für eine Frau, ihren Verlobten und sogar ihre ganze Familie meiner Gnade zu überlassen?“
Ulysses antwortete nicht. Nur sein unsicherer Blick schwappte zu Emilia hinüber, unsagbar verletzt und verängstigt.
„Er hat Angst vor dem Tod, Emilia“, flüsterte Voldemort mit gespielter Sanftheit. „Sein Blick verrät es, all seine Schmerzen, seinen Scham, seine bittere Enttäuschung über dich. Er bereut es, dir jemals nahegestanden zu haben. Denn er weiß, dass eure Liebe zueinander der Grund ist, warum ihm all diese schrecklichen Dinge angetan werden. Tragisch, nicht wahr? Wie flüchtig Liebe ist? Viel lieber wäre Ulysses am Leben, als dich weiterhin zu lieben.“
Emilia wusste, dass Voldemort die Wahrheit sprach. Sie las die gleichen Dinge aus Ulysses` Blick heraus, die Tatsache, dass er sie verfluchte und verteufelte, weil sie sein Leben für etwas opferte, das für ihn selbst bedeutungslos war.
Dabei war sie es doch, die bereit gewesen war zu sterben.
Das war nicht fair…
Es war so ungerecht…

Emilia wischte sich die Tränen aus den Augen, obwohl ihr Gesicht bereits so nass, blutig und zugeschwollen war, dass es vergebens war. Ulysses noch immer in den Armen haltend, blickte sie Voldemort an.
„Willst du, dass ich ihn töte, Emilia?“, zischte er und er richtete seinen Zauberstab auf Ulysses` Brust. „Ein schnelles Ende für deine Verlobten, der dich so sehr verabscheut?“
Mit der Gewissheit, dass die Alternative zu einem schnellen Ende ein langsames Sterben bedeuten würde, nickte sie und hasste - HASSTE - sich dafür so sehr, dass ihr Innerstes zu verbrennen schien. Obwohl ein Gewissen über keine Nervenverbindungen verfügte, glühte dieser furchtbare Schmerz in ihrer Brust, der ihr die Luft abschnürte. „Ja - bitte. Tötet ihn jetzt.“
Voldemort grinste und schüttelte den Kopf. „Kein schnelles Ende für deinen Geliebten, Emilia. Du verdienst das Leid.“
Und erneut ließ er den Cruciatus durch Ulysses` geschundenen Körper rauschen. Ulysses schrie, schrie wie ein tödlich verletztes Tier und presste sich gegen Emilia, während sie selbst Voldemort anbrüllte und sich wünschte, ihn mit bloßen Händen zu erwürgen.
„HÖRT AUF!“, kreischte sie, während ihre Sicht vor Tränen verschwamm und sich Ulysses` Schreie wie Klingen in ihr Trommelfell bohrten, gleißend vor Schmerzen.

Minuten verstrichen und Ulysses verstummte langsam. Seine Rufe wurden heiser, schwächer und verklangen schließlich ganz, hinterließen nichts weiter als ein Gefühl von völliger Leere in Emilias Brust, und Grabesstille in dem Raum, in dem sie sich befanden.
Die Erkenntnis, dass er tot sein musste, durchzuckte Emilia wie ein Blitz und eine herrliche Sekunde lang glaubte sie, dadurch selbst das Bewusstsein zu verlieren. Doch Voldemorts Stimme war wie ein Schwall eiskalten Wassers, der Emilia wachrüttelte.
„Wie ich bereits sagte, die Welt der Schmerzen ist groß und weitläufig. Im Gegensatz zu dir hatte Ulysses die Möglichkeit, die Schmerzen kennen zu lernen, die zum Tode führen können.“
Emilia tastete nach Ulysses` Puls. Ihre Finger ertasteten warmes Blut, das aus seinen Ohren und seiner Nase quoll, doch ihre eigenen Finger waren zu taub, um die Halsschlagader zu finden.
„Oh, er ist nicht tot, Emilia.“ Voldemort lachte humorlos auf. „Bevor er den Tod erreicht, kommt der Wahnsinn, der zweithöchste Gipfel im Reich der Qualen.“ Er neigte sich ein wenig zu ihr hinunter und sein kalter Atem hinterließ ein kribbelndes Gefühl instinktiver Angst auf Emilias Haut. Er ließ seinen Zauberstab langsam wie ein Pendel über Ulysses` Gesicht schwenken, einmal, zweimal, und ganz langsam öffnete Ulysses seine Augen. Leb- und glanzlos starrten sie in die Ferne, das Weiß in ihnen hatte sich blutigrot verfärbt, da die feinen Äderchen zu platzen begonnen hatten.

„Ulysses?“, flüsterte Emilia und rüttelte ihn vorsichtig. Er reagierte nicht und irgendetwas in seinem stumpfen Blick flößte Emilia eine unsagbare Angst ein. Hinter seinen Leichenaugen schien sich ein Schatten zu bewegen, als hätte sich soeben etwas Fremdes in seine Gedanken eingeschlichen.
Eine finstere Vorahnung beschlich sie und sie sah wieder zu Voldemort, der seinen Zauberstab noch immer auf Ulysses gerichtet hatte, inzwischen aber jedoch Emilia anfixierte. Kaum trafen sich ihre Blicke, verzog sich Voldemorts Lippen zu einem böswilligen Lächeln.
Und da verstand Emilia:
Voldemort war in Ulysses` Kopf.
Um ihn in den Wahnsinn zu treiben.
Mit einem entsetzten Aufschrei ließ Emilia den leblosen Körper ihres Verlobten los, wollte sich abwenden und auf Abstand gehen, doch sie war noch nicht einmal auf den Füßen, da wurde sie schon von Ulysses gepackt und zu Boden geschleudert. Er kam über sie, begrub sie unter sich und schlug wie ein Irrsinniger auf sie ein, zerrte an ihr, würgte sie. Sie wusste nicht, woher Ulysses auf einmal diese Kräfte entwickelt hatte, wo er doch noch vor Sekunden so schwach und hilflos und tot gewesen war. Seine Augen waren nun wie glänzendes, kaltes Eis, mit einem mörderischen Ausdruck, der sich in ihnen widerspiegelte.
Keine Spur mehr von Menschlichkeit, es waren die Augen eines gnadenlosen Tieres. Ulysses drückte Emilia die Luft ab. Aus ihrer gebrochenen Nase strömte erneut Blut, lief ihr in den Mund und in die Augen. Ihre Sicht wurde trüb, Schwärze kroch über sie und eine Sekunde später hatte sie das Bewusstsein verloren.

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Als Emilia erneut ihre Augen öffnete - sie konnte kaum sagen, wie viel Zeit vergangen war - lag sie mit einer Gesichtshälfte in einer blutigen Masse und sie spürte einen kalten Körper neben sich.
Ulysses!
Mit einem entsetzten Aufschrei stemmte sie sich ein Stück weit hoch und erkannte, dass es bloß der leblose Körper von Iliad Farleigh war. Das angetrocknete Blut war ein Teil seines Kopfes, und kaum hatte Emilia das erkannt, verschwendete sie keinen Gedanken mehr damit.
Iliad war unwichtig.
Ihr trüber Blick fiel auf eine zweite Gestalt, die wenige Meter von ihr entfernt am Boden lag, Arme und Beine hatte er schützend an sich gezogen und die Augen waren geschlossen. Emilia wollte auf Ulysses zukriechen, seinen Puls fühlen, doch zwei raue Hände packten sie und zogen sie auf die Beine. Die gesamte Welt drehte und wand sich um Emilia, kaum dass sie aufrecht stand und sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen.

„Bringen Sie sie in den Kerker, Hagius“, befahl eine kalte, gemütslose Stimme. „Sie soll weiter verhört werden. Wenn sie bis zum Abend nicht reden will, bringen Sie sie wieder zu mir.“
„Jawohl, mein Lord“, sagte der Mann mit den rauen Händen. „Weitere Anweisungen? Was ist mit dem Mann?“
Emilia zwang sich dazu, die schweren Augenlieder offen zu halten, obwohl sie so endlos müde war, dass es ihr Qualen bereitete. Sie blickte erneut zu Ulysses, in der Hoffnung irgendein Lebenszeichen auszumachen, obwohl sie sich gleichermaßen wünschte, dass er Voldemorts oft zitiertes Reich der Schmerzen bereits hinter sich gelassen hatte. Der Tod war besser, menschenwürdiger als das hier.
Voldemort antworte nicht laut auf Hagius` Frage, obwohl Emilia glaubte, dass er ihm ein Handzeichen gegeben haben musste, denn Hagius nickte und sagte: „Verstanden.“
Dann setzte sich der Mann in Bewegung und zerrte Emilia grob mit sich, hinaus aus dem Raum, weg von der eiskalten Intensität Lord Voldemorts Anwesenheit und weg von dem Mann, der sie einst auf so wunderbar naive Art und Weise geliebt hatte.

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Weil ich mir (wieder einmal) etwas Zeit mit der Veröffentlichung gelassen habe, hänge ich gleich das letzte Kapitel der Geschichte hintendran. Viel Spaß ;)


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