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Fanfiction

Ancient Legion I - Umbra Inkognito - Schniefelus der Schnüffler

von Kiosk

24. Severus Snape/ Evan Rosier: Schniefelus der Schnüffler


Bellatrix Lestrange: Sechsundzwanzigjähige Todesserin. Verheiratet mit Rodolphus

Clarence Rosier: Bellas Onkel (mütterlicherseits). Todesser der ersten Stunde

Evan Rosier: Clarences einundzwanzigjähiger Sohn. Todesser

Iliad Farleigh/ Schweinchen Schimäre: Iliads Animagusform ist die eines Schweins. Mit dieser Gestalt spionierte er im Namen der Umbra Inkognito

Imperia Malfoy-D`oily: Die Besitzerin des „Madame Impérial“. Ältere Schwester von Lucius

Umbra Inkognito: Eigentlich ein Gespenst aus einer alten Erzählung. Doch jemand sorgt in ihrem Namen für Unruhe…

Severus Snape/ Pseudonym Septimius Prince: Hat gerade erst die Schule beendet. Nun ein Todesser

Zebulon: Hünenhafter, grobschlächtiger Todesser. Stammgast im „Getöteten Ritter“

Zsa-Zsa Zabini: Tänzerin, die berühmt für ihre Schönheit ist. Ehemalige Geliebte von Clarence und die rechtmäßige Besitzerin der Armbrust

Die Armbrust: Voldemort ist fasziniert von antiken und geschichtsträchtigen Objekten. So ist es nicht verwunderlich, dass er auch eine sagenumwogende Armbrust in seinen Besitz bringen will, die einst dem schottischen Lord Willigis Wulfgard gehörte, welcher vor ca. 1000 Jahren den vier Hogwarts-Gründern sein gesamtes Land vermachte. Lange Zeit war die kostbare Antiquität im Besitz der Hexe Zsa-Zsa Zabini, einer direkten Nachfahrin Wulfgards, doch nun gelang es der Umbra Inkognito, die Waffe zu stehlen.

Bisherige Handlung: Es gibt nicht viel, dessen sich Severus und Evan Gewiss sein können und auf der Suche nach der Umbra Inkognito bleibt ihnen nur eine heiße Spur: Ein Animagus namens Iliad Farleigh, der mit dem vermeintlichen Gespenst in Verbindung steht und mittels eines unauffälligen Gästebuches geheime Befehle von ihr erhält. Dumm nur, dass Iliad nach dem Raub der Armbrust untertauchte und nun ebenso unauffindbar scheint wie die Umbra Inkognito selbst. Nur in der finsteren Spelunke namens „Der Getötete Ritter“ könnten sich noch Hinweise auf seinen Verbleib finden lassen, denn dort arbeitet Iliad regelmäßig als Kanaltrüffelsammler. Kaum haben Severus und Evan diesen Ort betreten, rät ihnen der Todesser Zebulon, unten in der Kanalisation nach dem untergetauchten Animagus zu suchen.

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23. Juli 1978

Kanal Drei war ein etwa mannshohes Betonrohr, das unter den metallenen Ausläufern des Schrottberges gut verborgen lag. Das Eisengitter, das einst vor dem Rohr montiert worden war, hing nutzlos an einem verbliebenden und völlig verrosteten Scharnier. Aus dem tiefschwarzen Inneren drang das Geräusch rauschenden und glucksenden Wassers, zusammen mit dem klar zu definierenden Gestank von versiffter Kanalisation.
„Na ja“, sagte Evan und spähte in die Betonröhre. „Das beweist zumindest, dass Iliad Farleigh verdammt viel Ähnlichkeit mit einem echten Schwein hat.“
Sie betraten Kanal Nummer Drei schweigend, was besonders Severus sehr gelegen kam, denn trotz aller Selbstbeherrschung war er sich nicht sicher, ob er seinen rebellierenden Magen unter Verschluss halten konnte, wenn er den Mund aufmachte.

Nach ein paar Dutzend Meter gelangten sie an das Ende des Rohres. Von ihrem erhöhten Standpunkt aus, blickten sie auf einen träge dahinziehenden, zum Himmel stinkenden Fluss, über den eine niedrige, gewölbte Decke aus uraltem Stein gezogen war. Severus sprang hinunter auf einen breiten Steinsteg, der auf der linken Seite des Gülleflusses verlief. Evan folgte ihm und beäugte die Gegend kritisch. „Das hier ist also eine Muggelkanalisation?“, fragte er. „Widerlich.“
„Widerlich wäre es erst, wenn die Muggel hier unten leben würden, Rosier. Die Kanalisation erfüllt durchaus einen praktischen Nutzen.“
Evan schürzte die Lippen, sagte aber nichts. Er war einer dieser Reinblüter, die nichts, aber auch wirklich gar nichts von der Muggelwelt verstanden. Stattdessen wies er mit einem Kopfnicken auf eine dümpelnde Stelle des Gülleflusses, in der ein metallener Gegenstand trieb. „Was ist das dort vorne?“

Bei näherer Betrachtung erkannten sie, dass es sich um eine Art Reuse handeln musste, die mit einem schon völlig verfaulten Strick an dem Steg festgemacht war. Severus trat testweise mit der Stiefelspitze gegen den Strick, sodass die Reuse durch die Oberfläche des Dreckwassers stieß und sie einen Blick hinein werfen konnten. Eine Unzahl dicker toter Ratten befand sich im Inneren des Käfigs, ertrunken und mit glitschig nassem Fell. Eine der Ratten lebte noch, sie klammerte sich an das Gitter und quiekte laut und panisch, ehe die Reuse wieder zu Boden sank und sie mit sich riss.
Offenbar setzte der Getötete Ritter in Sachen Fleischbeschaffung auf Eigenproduktion und man fing die Ratten, von denen wahrscheinlich auch die angedünsteten Rattenlebern stammten, gleich hier im Kanal.

„Das ist alles so widerlich!“, zischte Evan und wandte sich entschlossen ab. Der Steinsteg unter ihren Füßen erwies sich als äußert rutschig und war bedeckt mit Dreckpfützen, die nach Krankheit und Exkrementen stanken. Ihnen blieb dennoch nicht viel anderes übrig, als diesem Weg zu folgen, denn sämtliche Zu- und Abflüsse des Kanals lagen etwa hüfttief inmitten des Gülleflusses und Severus konnte sich bei weitem Besseres vorstellen, als hier hindurchzuwaten.
Evan Rosiers Gesicht zeigte immer deutlicher wachsende Unmutserscheinungen, die er jedoch nicht nur gegen die Umgebung hegte, sondern offenbar auch gegen Severus selbst. Verständlich, denn sie waren noch nie besonders gut miteinander ausgekommen, obwohl Severus nun das Gefühl beschlich, Evan war aus einem ganz bestimmten Grund so missgelaunt. Er fragte sich, ob Evan sich anders benehmen würde, wenn auf Severus` linkem Unterarm kein Dunkles Mal eingebrannt gewesen wäre. War Evans Stimmung nicht genau in dem Moment umgeschlagen, als Severus sich als Todesser zu erkennen gegeben hatte?
Im Geiste zuckte Severus desinteressiert die Schultern und er beschloss, Evans Launen einfach zu ignorieren.

Sie erreichten einen großen, kreisrunden Raum, ähnlich einem Auffangbecken, der ununterbrochen mit Dreckswasser versorgt wurde, das gurgelnd aus Rund einem Dutzend Zuflüsse spülte und sich in dem Betonbecken sammelte. Die elektrischen Lampen, die an den Wänden befestigt waren, funktionierten nicht mehr. Severus vermutete, dass Muggel diesen Teil der Kanalisation schon seit Ewigkeiten nicht mehr betreten hatten. Er trat näher und spähte in die glucksende, trübe Tiefe des Beckens und wurde sich dabei schlagartig bewusst, dass er kaum zuvor etwas so Merkwürdiges gesehen hatte: Inmitten des Beckens stand ein weiterer Muggelbus, der bis zur Höhe des Seitenspiegels in dem Dreckwasser versunken war. Auf dem Dach des Busses standen ein durchlöcherter Sonnenschirm und ein paar Dutzend Blumenkübel, in denen knollige Pilze wuchsen.

„Kanaltrüffel“, kam es tonlos von Evan, der ebenfalls an die Brüstung getreten war und den Bus in Augenschein genommen hatte. „Das muss Iliad Farleighs Haus sein.“
Severus war bisher noch gar nicht auf die Idee gekommen, dieses schwimmende Buswrack als „Haus“ anzusehen, doch Evan hatte Recht: Jemand hatte sich hier mehr oder weniger wohnlich eingerichtet; geflickte Gardinen hingen von innen an den Fenstern und auf dem Dach stand ein Gartentisch, auf dem sich noch die Reste einer Malzeit befanden.
Eine verboten schmale Holzbrücke führte zu dem Bus hinüber und obwohl sie von drei mächtigen Pfählen gestützt wurde, machte sie keinen besonders vertrauenserweckenden Eindruck. Von allen abenteuerlichen Brückenkonstruktionen der Welt erweckte diese hier am ehesten den Anschein, als ob sie beim kleinsten Windhauch in sich zusammenstürzen würde.

Dennoch betraten Severus und Evan das wackelige Bauwerk und schritten langsam und bedächtig hinüber. Auf der Mitte der Brücke angekommen, wagte Severus, sich noch einmal genauer umzusehen. Von seinem jetzigen Standpunkt aus konnte er eine Gondel entdecken, die am rechten Seitenspiegel des Busses vertaut worden war. Severus fühlte sich an eine venezianische Gondel erinnert und er fragte sich, warum sich jemand die Mühe gemacht hatte, einen Muggelbus, eine Gondel aus Venedig und diverse Einrichtungsgegenstände mittels Zauberkraft in diesen Teil der Kanalisation zu verfrachten. Und überhaupt, was mochte mit den Muggelfahrgästen des Busses und dem Gondoliere passiert sein…?
Schließlich erreichten Severus und Evan unbeschadet und trockenen Fußes das Dach des Fahrzeugs und bemühten sich, möglichst leise zu sein. Falls sich Iliad Farleigh im Inneren befand, wäre es nicht besonders klug, ihn durch laute Trampelei auf ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen.

„Hast du irgendeinen Plan, wie wir in den Bus hineinkommen wollen?“, fragte Evan anklagend. Tatsächlich schien es keinen Einstieg zu geben, keine Luke, durch die sie hätten klettern können und offenbar auch kein offenes Fenster. Allerdings ragte das Ende eines Blechschornsteines aus dem Dach und etwas Rauch paffte daraus hervor.
Severus legte den Finger auf den Mund, um Evan zu bedeuten still zu sein. „Jemand ist im Wageninneren“, sagte er leise.
Severus und Evan schlichen sich vorsichtig über das Dach des Busses, bis sie den vorderen Teil erreicht hatten. Auf die Motorhaube hatte jemand mit bunter Fingerfarbe einige Bildchen gepinselt, einen Mond mit Pfeife und ein rosa Schwein mit Schleife. Severus und Evan wechselten einen vielsagenden Blick.

Severus bemerkte, dass die Windschutzscheibe des Busses fehlte und ein quietschender Singsang drang aus dem Inneren des Fahrzeuges. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließen er und Evan sich auf die Motorhaube gleiten und huschten von dort aus in den Muggelbus. Ein muffiger Geruch drang an Severus` Nase und in dem schummrigen Licht, das hier herrschte, musste er zwei Mal hinsehen, ehe er den Mann entdeckte, der vor einem kleinen Ofen hockte, ein Liedchen summte und dabei Rostkastanien knabberte. Er hatte eine dicke Hornbrille und eine sehr breite Nase: Iliad Farleigh.

Sie richteten ihre Zauberstäbe auf ihn und Severus rief: „Schön Sie wiederzusehen, Mr. Farleigh.“
Mit einem lauten Kreischen sprang der Mann auf und sein Teller glitt ihm aus der Hand, die Kastanien kullerten über den fransigen, popelgelben Teppichvorleger zu seinen Füßen.
„Sie schon wieder!“, rief Iliad. „Wie haben Sie mich gefunden?!“
„Gute alte Detektivarbeit“, antwortete Severus.
Iliad war purpurfarben angelaufen und sein flackernder Blick huschte zu Evan hinüber, der neben Severus stand. „Wer ist der Mann neben Ihnen, Septimius Prince?“
„Septimius Prince?“, flüsterte Evan leise und warf Severus einen verwirrten Blick zu, den Severus mit einem Augenrollen quittierte. Evan begriff schließlich, dass es sich um ein Pseudonym handeln musste. „Ach!“, machte er und wandte sich Iliad lächelnd zu. „Septimius Prince, wie unhöflich, dass sie mich nicht gegenüber Mr. Farleigh vorstellen! Mein Name ist Baron - ähm - Baron King.“

Severus stöhnte genervt und ärgerte sich über Evans Mangel an Kreativität.
Doch Iliad schien momentan so irritiert, dass ihm Evans Pseudonym nicht verdächtiger erschien, als die gesamte Situation ohnehin schon war. „Ich habe Ihnen geholfen, Mr. Prince!“, schrie er. „Wir hatten einen Deal! Sie haben mich gehen gelassen, weil ich ein ehrlicher, guter Mensch bin, der niemandem mehr Schaden zufügen will! Warum sind Sie hier? Was wollen Sie denn noch?!“
Bevor Severus den Mund aufmachen konnte, sagte Evan: „Wer ist die Umbra Inkognito?“
„W-w-wer?“ Iliads Gesicht wurde ganz käsig. „Kenn ich nicht!“
„Wo ist das Gästebuch, Mr. Farleigh?“, fragte Severus scharf und trat einen Schritt vor, um den Innenraum des Busses besser überblicken zu können. Sämtliche Sitze waren abmontiert und rausgeschafft worden, trotzdem war der Platz knapp bemessen und da Iliad offensichtlich eine Sammelleidenschaft für völlig abstruse Dinge besaß, war es hier nicht nur eng, sondern auch zugemüllt. Die zahllosen Alkoholflaschen beanspruchten jedoch eindeutig den meisten Platz für sich.

„Das Gästebuch? Das ist nicht mehr da!“, rief Iliad aufgebracht.
„Das ist die schlechteste Lüge, die ich je gehört habe!“, informierte Severus den Mann kalt und lugte über seine Schulter. Direkt vor dem kleinen Metallofen lag nämlich das gesuchte Buch, dazu noch eine ziemlich wüst aussehende Schreibfeder und ein Tintenglas. Severus richtete seinen Zauberstab darauf: „Accio Gästebuch des Ritters!“
Iliad Farleigh stieß einen spitzen Schrei aus, als das Büchlein an seinem Ohr vorbeirauschte und direkt in Severus` ausgestreckte Hand flog.
„Das Gästebuch hat Sie doch gar nicht zu interessieren!“, herrschte Iliad ihn an. „Es ist ein normales Gästebuch!“
„Wozu braucht ein Giftmischerladen bitte ein Gästebuch? Und warum liegt das besagte Büchlein ausgerechnet hier, und nicht im Getöteten Ritter?“, entgegnete Severus unbeeindruckt, während er das Buch aufklappte und nach Auffälligkeiten blätterte.

Die meisten Einträge waren mehr oder weniger normaler Art: Leute, die bei Merlins Namen schworen, nie wieder etwas im Getöteten Ritter zu essen; Flecken von Erbrochenen; Beschwerden über das nicht identifizierbare Fleisch - Severus dachte gleich an die Leichen, die hier angeblich mitverarbeitet worden waren - und hier und dort mal ein Lob von einem wirklich Hartgesottenen (ein Mann Namens Zebulon Huntsville gab dem Laden Bestnoten für das marinierte Kalbshirn).
Ihm fiel eine Seite auf, die ziemlich in der Mitte lag. Seine dünnen Finger ertasteten, dass sich das Pergament dort ganz anders anfühlte, alt und seidig, als hätten zu viele Hände es bereits in den Fingern gehabt. Severus glaubte die seichte Magie, die von diesem Pergament ausging, erspüren zu können, als würde er unter einer jahrelang erprobten Wetterfühligkeit leiden. Die Seite schien auf dem ersten Blick nicht beschrieben, doch als er das Buch in einen günstigen Winkel zum Licht hielt und leicht kippte, erkannte er etwas, dass wie die Spur einer längst verblassten Schrift aussah.

Auch Evan hatte es erkannt, kniff die Augen zusammen und versuchte die Wörter zu entziffern. Nachdem Evan die Seite zwanzig Sekunden lang angestarrt hatte, sagte er plötzlich alarmiert: „Die Schrift wird immer schwächer!“
„Sie ist verzaubert!“ Severus wandte sich mit bohrendem Blick an Iliad, der verschreckt vor seinem flammenden Ofen stand. „Wie macht man die Schrift wieder sichtbar?!“
„Keine Ahnung!“, versicherte der Mann eilig, doch es klang aufgesetzt und hinterhältig.
Evan riss Severus das Buch aus der Hand und versuchte angestrengt die Schrift zu entziffern, ehe die Wörter ganz erloschen sein würden. „Warte, warte, ich hab's gleich“, murmelte er, während er mit dem Zeigefinger über die verblassenden Zeilen fuhr. „Da steht: Auftrag ausgeführt - kann ich nicht lesen - habe sie Leo von St. Fevus übergeben - ähm - mein letzter Eintrag, ich muss die Zauberbibliothek verlassen - da wurde wieder rumgekritzelt - sind mir schon auf den Fersen, Schimäre, Verstecken ist zwecklos. Ich erwarte das Unvermeidliche, bald werden sie mich holen. Das war's. Die Unterschrift kann ich nicht lesen.“

Nun war es Severus, der Evan das Buch aus der Hand riss und selbst einen Blick hineinwarf. Die Schrift war zwar kaum mehr zu erkennen, doch die Unterschrift war so vertaut krakelig, dass er die sie unter Tausenden wiedererkannt hätte. „Umbra“, las er vor. „Es ist ihre Handschrift.“ Schon einmal hatte er eine Nachricht von ihr zu Gesicht bekommen, als er in Iliad Farleighs windschiefen Berghütte herumgeschnüffelt hatte, auf der Suche nach einer Möglichkeit, dem vergifteten Evan das Leben zu retten.

Er und Evan tauschten einen vielsagenden Blick untereinander aus und Iliad gab ein keuchendes „Oh-oh“ von sich. Händeringend starrte er sie an und seine Unterlippe zitterte, doch er schien keineswegs bereit aufzugeben, denn plötzlich wandte er sich um und flüchtete. Evan reagierte wie immer bemerkenswert schnell und schleuderte Iliad einen Fluch hinterher, doch Iliad sprang hinter den freistehenden Ofen und Evans Zauber prallte direkt dagegen. Es gab einen ohrenbetäubenden Knall, Glutfunken stoben durch die Luft und prasselten Severus schmerzhaft ins Gesicht. Als er die Augen wieder aufschlug, brannte es um den getroffenen Ofen herum lichterloh, Rauch quoll der niedrigen Busdecke entgegen und binnen Sekunden zwiebelte ihnen der beißende Qualm in den Augen.

Evan hustete und deutete wildfuchtelnd mit der Hand auf eines der Fenster. Es war von Iliad bei der Flucht zerschlagen worden und das Dreckwasser spritzte in das Innere des Busses. Severus und Evan stolperten hinaus, auf die Motorhaube, von dort aus auf das Dach, doch die Holzbrücke war zusammen mit dem Bus abgesackt und schwankte bedrohlich. Severus stieß Evan zurück und rief: „Wir nehmen besser die Gondel!“
Während sie das Tau des schmalen Schiffchens vom Seitenspiegel banden, erschütterte eine kleine Explosion das Fahrzeug und weitere Fensterscheiben zerbarsten. Ein paar handtellergroße Glassplitter bohrten sich in die Planken des Bootes. Severus dachte an den ganzen hochprozentigen Alkohol, der in dem Bus lagerte und wusste daher, dass es wahrscheinlich nicht bei dieser einen Explosion bleiben würde.

„Hast du das Buch?“, rief Evan, während er ein mickriges Ruder ergriff und das Boot so durch das Becken manövrieren wollte.
„Ja, das Gästebuch habe ich, nur es wäre besser, wenn wir das dazugehörige Schwein auch noch wiederfinden würden!“ Severus musste fast schon brüllen, denn das Glucksen des Wassers und das Brodeln des Feuers hallten laut und tausendfach verstärkt durch den kreisrunden Raum.
Schnell kletterten sie die schlüpfrige Metallleiter hoch, die zurück zu dem Betonsteg führte. Oben angekommen blieb ihnen jedoch kaum Zeit, Atem zu schöpfen, denn vor sich sahen sie ein kleines, hellhäutiges Tier durch die Dunkelheit der Kanalisation flitzen: ein Schweinchen, nicht einmal so groß wie ein Beagle.

„Da ist er!“ Evan stürzte los und Severus hinterher. Der Betonsteg war nach wie vor glitschig und so verkam ihr Sprint zu so mancher Rutsch- und Stolperpartie, doch auch das Schwein hatte es auf seinen vier blanken Klauenhufen nicht besonders einfach. Allerdings war es auch zu flink und klein, um gezielt Flüche anzuwenden; egal was Severus und Evan versuchten, sie trafen das Schweinchen nicht. Plötzlich bog das Tier scharf rechts ab und erklomm unbeholfen das große Betonrohr, durch das Severus und Evan die Kanalisation betreten hatten. Kaum war es in dem dunklen Rohr verschwunden, quiekte es auf einmal laut und panisch auf.
Atemlos erreichten sie den Einstieg und kamen schlitternd zum stehen. In dem Rohr stand ein großer Mann, der das schreiende Schwein grob am Nacken gepackt hatte. Es war Zebulon, der Hüne aus dem Getöteten Ritter.

„Nicht laufen lassen!“, rief Evan und rang nach Luft. „Das ist - Iliad - ein Animagus!“
Ein fieses Grinsen huschte über Zebulons breites Gesicht, er hielt das Schwein vor sich und musterte es. „So? Was sagt man dazu, hä? `n Animagus?“
Lichtblitze flimmerten vor Severus` Augen und er kam kaum mehr dazu, die Luftmenge einzuatmen, die seine Lunge verlangte. Er hasste es zu rennen und hätte ganz gut darauf verzichten können, einen Sprint in einer stinkenden Kanalisation hinzulegen. Trotzdem richtete er seinen Zauberstab auf das Schwein und keuchte einen Gegenzauber, um Iliad zu zwingen, seine menschliche Gestalt anzunehmen. Das Tier plumpste zu Boden, schüttelte sich und ein paar Sekunden später saß der Mann am Grund der feuchten Röhre und starrte sie resigniert an.

Zebulons Augen glommen gefährlich. „Tatsächlich. Was hast`n ausgefress`n, Iliad? Ärger mit`n Dunklen Lord?“ Er giggelte.
„Was machen Sie hier, Mister?“, fragte Evan an Zebulon gewandt.
„War neugierig, was ihr mit ihm anstell`n würdet.“ Der Hüne versetzte Iliad einen Tritt in die Rippen, der ihn vor Schmerzen aufstöhnen ließ. Die Hornbrille fiel zu Boden und das Glas brach.
„Bin immer dran interessiert anzuseh`n, was mit Feind`n des Dunklen Lords passiert. Ich leg` selbst gern Hand an, wisst ihr?“, fuhr Zebulon fort.
„Ein widerliches Schwein bist du“, kam es überraschend heftig von Iliad. Er machte ein düsteres Gesicht, doch die Todesangst schien sich verflüchtigt zu haben. „Man sollte dich an die Auroren verpfeifen, Zebulon Huntsville. Du bist Abschaum.“
„Wie nennst du mich?“, grunzte Zebulon mit unverhohlener Aggression. „Pass auf was du sagst, oder du wirst`s bereu`n.“
Iliad schmunzelte falsch. „Ich wünschte ich hätte dich an die Auroren verpfiffen, als ich noch die Gelegenheit dazu hatte. Mir fehlten nur noch ein paar Beweise für deine perversen Spielchen, du Ekel erregender Drecksack.“

Zebulon packte Iliad an den Haaren und riss ihn vom Boden, doch Iliad reagierte kaum auf den Schmerz. Auf Severus machte er den Eindruck, als hätte der Mann mit allem abgeschlossen, Qual und Tod inklusive.
Doch etwas anderes erweckte Severus` Aufmerksamkeit: An Iliads Schläfe sickerte etwas Blut hinunter, eine vermutlich ältere und schorfbedeckte Wunde war von neuem aufgeplatzt. Severus runzelte die Stirn. „Was sind das für Male, Mr. Farleigh?“, fragte er und kam näher. Entlang Iliads Schläfe verliefen blutige Wunden, als hätte jemand die Haut eingeritzt. Doch diese Kratzer schienen keinesfalls zufällig entstanden zu sein, sie wirkten eher wie -
„Symbole“, murmelte Severus leise. Auch Evan trat herbei und besah sich die eigenartigen Zeichen in der Haut. „Was soll das darstellen?“, fragte er. „Sind das Runen?“

Zebulon schleuderte Iliad hart herum, als ob er hoffte die Antwort aus ihm herauszurütteln wie eine Getränkedose aus einem Muggelautomaten. Doch auch ohne diese Behandlung schien Iliad gesprächig genug geworden zu sein. Mit einem verschwörerischen Lächeln auf den Lippen sagte er: „Hexerei. Nützliches Mittel. Es wird mir helfen zu Schweigen wenn ich schweigen soll. Ihr werdet es noch sehen, wartet ab.“
„Der Dunkle Lord wird`s seh`n“, korrigierte Zebulon glucksend und packte den viel kleineren Mann bequemerweise am Genick, was auch kein Problem für seine gewaltigen Pranken darstellte.

Evan setzte einen hochzufriedenen Gesichtsausdruck auf, doch Severus ahnte, dass ihre Arbeit damit noch nicht erledigt sein würde. Es gab mehr zu tun, als bloß Iliad Farleigh abzuliefern. Nun fand er endlich die nötige Ruhe, um über die Satzfetzen nachzudenken, die in dem Gästebuch gestanden hatten, bevor sie verblasst waren: Auftrag ausgeführt - habe sie Leo von St. Fevus übergeben - mein letzter Eintrag, ich muss die Zauberbibliothek verlassen - sind mir schon auf den Fersen, Schimäre, Verstecken ist zwecklos. Ich erwarte das Unvermeidliche, bald werden sie mich holen. Umbra.
Irgendwo in den Tiefen seines Kopfes machte es bei diesen Wörtern Klick, aber seine Gedanken waren noch zu unausgegoren, um sie tatsächlich als „Einfall“ bezeichnen zu können.

Zauberbibliothek … noch vor einigen Tagen hatte sich Severus in der Zauberbibliothek von London befunden, kurz bevor er zu Iliad Farleighs schottischer Berghütte appariert war. Die Umbra Inkognito hatte Iliad gewarnt, indem sie ihm eine verzauberte Nachricht hatte zukommen lassen. Severus konnte sich noch sehr gut an den genauen Wortlaut erinnern: Sein Kurzbesuch hat mir nicht besonders gut gefallen, Schimäre. Ich bin sicher, er forscht nach dir. Wie wäre es, wenn du verschwindest, bevor man dir letztendlich doch noch die Hölle heiß macht? Im Gegensatz zu mir kennst du eine gute Möglichkeit, dich vor der Sache zu drücken. Hau besser ab! Umbra.
Severus rieb sich die Stirn. Wessen Kurzbesuch hatte der Umbra Inkognito nicht gefallen? Wer forschte nach Iliad Farleigh? Und warum tauchte immer wieder das Bild der Zauberbibliothek vor seinem geistigen Auge auf?

Weil du es warst, Schniefelus, der an diesem Tag Iliad Farleigh hinterhergeschnüffelt hat, meldete sich eine kühle Stimme im Inneren seines Kopfes. Du hast in der Bibliothek Nachforschungen angestellt. Es war dein Kurzbesuch, von dem die Umbra Inkognito da geredet hat. Jetzt rate mal, woher sie das gewusst haben könnte …
„Oh, bei Salazar …“, murmelte Severus unbewusst und reagierte erst, als Evan ihm einen irritierten Blick zuwarf. „Was ist denn, Snape?“, fragte er.
„Wir müssen zur Bibliothek.“
„Was redest du da?“
Severus gefiel nicht, dass auch Zebulon Huntsville und Iliad Farleigh ihre Ohren gespitzt hatten. „Vergiss es“, sagte Severus schnell. „Bring du Iliad Farleigh zum Dunklen Lord.“
Doch es war zu spät, Evan jetzt noch abzuwimmeln, denn offenbar hatte er Blut geleckt und Ehrgeiz gesoffen. „Nein“, sagte er bestimmt. „Nein, ich komme mit. Mr. Huntsville kann Iliad zum Dunklen Lord bringen. Unser Auftrag ist schließlich noch nicht vorbei, oder?“ Er griff Severus hart am Oberarm und drängte ihn ein paar Meter zurück, sodass sie nicht mehr belauscht werden konnten. „Von welcher Bibliothek sprichst du, Snape? Der Zauberbibliothek? Was willst du dort?“

Severus riss seinen Arm frei. „Ich habe eine Vermutung wer die Umbra Inkognito sein könnte.“
„Und wer?“
„Du hast die Nachricht doch gelesen? Umbra hat an Iliad Farleigh - Schimäre - geschrieben, dass sie `die Zauberbibliothek verlassen muss´. Sie arbeitet dort, Rosier, ich bin mir ganz sicher.“
Er runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht im Geringsten was du meinst“, sagte er schleppend und war offenbar sehr skeptisch.
„Weil du nicht das erlebt hast, was ich erlebt habe. Dein Vater sagte, Bellatrix und die Umbra Inkognito hätten sich einen Kampf in einem Nachtklub geliefert, richtig?“
Evan nickte, blickte aber nach wie vor bedröppelt drein.
„Ist die Umbra Inkognito während dieses Kampfes verletzt worden? Weißt du zufällig etwas darüber?“
„Mein Vater sagte, Bella hätte sie wohl recht übel zugerichtet. Aber was hat das mit der Zauberbibliothek zu tun?“

Severus antwortete nicht. Mit verschränkten Armen starrte er auf das träge dahinziehende Abwasser, ohne jedoch wirklich etwas zu sehen. Seine Gedanken kreisten vielmehr um die Bibliothekarin, die ihm während seines Kurzbesuches so negativ aufgefallen war. Zynisch und unkooperativ war sie gewesen, so als ob sie seine Nachforschungen bewusst manipulieren wollte. Und sie hatte eine Armschlinge und eine Halskrause getragen und hatte sie am Ende nicht auch etwas in ein kleines Büchlein gekritzelt, einem Buch, das dem Gästebuch des Ritters seltsam ähnlich gesehen hatte?

Fortsetzung folgt…

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Kommentar: Ich hoffe, diese FF ist noch nachvollziehbar? Es ist einfacher, die Handlung zu verstehen, wenn man sie am Stück liest, aber ihr müsst immer eine Woche auf ein neues Kapitel warten und in dieser Woche vergisst man immer einiges. Naja, schreibt mir einfach eure Meinung ;)

@ Anemity: Ja, Zebulon Huntsville wird noch öfters in der Geschichte vorkommen. Er ist ein solches Ekel *bäh*

@ Miss Voldemort: Vielen Dank für das riesiiiige Review. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll und ich bin schon so müde. Ich konzentriere mich mal auf die Fakten. Clarence ist während dieser FF 51 Jahre alt (wenn ich mich nicht wieder total verrechnet habe). Crescentia Rosier würde ich in meinen FFs irgendwie liebend gerne mehr ins Rampenlicht rücken, aber dazu ist sie eigentlich nicht wichtig genug. Aber es gebe so viel über sie zu erzählen. Naja, dass sie Körperkontakt gerne vermeidet ist natürlich ein Kernproblem. Ich denke, während ihres Ehelebens hat sie Clarence nie die Nähe geben können, die er sich gewünscht hat. Deshalb hat er ständig irgendwelche Geliebten geangelt. Aber Clarence liebt Crescentia wirklich, er würde sich nie von ihr trennen, auch wenn ihn die Ehe sicherlich oft anödet. Trotzdem hält er zu ihr. Leider kommt das in der Geschichte nicht wirklich gut rüber.

@ MsGranger: Mmhm, ich bin mir keiner Schuld bewusst, welche Rechtschreibfehler meinst du? Ich habe zwei Betaleser und ich kann mich nicht erinnern, dass die an der Stelle etwas markiert hätten (aber manchmal übersehe ich so etwas auch). Und ja, Bella wird besonders am Ende noch eine sehr wichtige Rolle spielen. Sie kommt bald wieder vor.

@ Seline Snape: Ab hier gibt es eh viele Stellen, die ich aus DdK genommen und wiederverwertet habe. Die Ganze Sache mit Iliad und den Gästebüchern ist quasi von dieser alten Geschichte übernommen. Ich freue mich übrigens, dass ihr alle die Beschreibung des Getöteten Ritters so widerlich fandet. Der Ekelfaktor war mir an dieser Stelle nämlich ganz, ganz besonders wichtig ;)


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