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Fanfiction

Ancient Legion I - Umbra Inkognito - Der Getötete Ritter

von Kiosk

23. Evan Rosier/ Severus Snape: Der Getötete Ritter


Bellatrix Lestrange: Sechsundzwanzigjähige Todesserin. Verheiratet mit Rodolphus

Clarence Rosier: Bellas Onkel (mütterlicherseits). Todesser der ersten Stunde

Crescentia Rosier: Ehefrau von Clarence. Pingelig und tratschfreudig

Evan Rosier: Clarences einundzwanzigjähiger Sohn. Todesser

Iliad Farleigh/ Schweinchen Schimäre: Iliads Animagusform ist die eines Schweins. Mit dieser Gestalt spionierte er im Namen der Umbra Inkognito

Imperia Malfoy-D`oily: Die Besitzerin des „Madame Impérial“. Ältere Schwester von Lucius

Umbra Inkognito: Eigentlich ein Gespenst aus einer alten Erzählung. Doch jemand sorgt in ihrem Namen für Unruhe…

Severus Snape: Hat gerade erst die Schule beendet. Nun ein Todesser

Wassily „Silly“ Wilkes: Todesser. Enkel von Gellert Grindelwald. Bester Freund von Evan

Zsa-Zsa Zabini: Tänzerin, die berühmt für ihre Schönheit ist. Ehemalige Geliebte von Clarence und die rechtmäßige Besitzerin der Armbrust

Die Armbrust: Voldemort ist fasziniert von antiken und geschichtsträchtigen Objekten. So ist es nicht verwunderlich, dass er auch eine sagenumwogende Armbrust in seinen Besitz bringen will, die einst dem schottischen Lord Willigis Wulfgard gehörte, welcher vor ca. 1000 Jahren den vier Hogwarts-Gründern sein gesamtes Land vermachte. Lange Zeit war die kostbare Antiquität im Besitz der Hexe Zsa-Zsa Zabini, einer direkten Nachfahrin Wulfgards, doch nun gelang es der Umbra Inkognito, die Waffe zu stehlen.

Bisherige Handlung: Die Armbrust ist und bleibt nach wie vor verschwunden, ebenso die Diebin, die mysteriöse Umbra Inkognito. Eine nützliche Spur ist jedoch ein Mann namens Iliad Farleigh, ein Giftmischer, der nicht nur ein Doppeltes, nein, sogar dreifaches Leben zu führen scheint: Für über zehn Jahren war er Mittäter in einem Mordfall, tauchte dann jedoch unter und nutzte seine Animagusfähigkeit, um in den Körper eines kleinen Hausschweins zu schlüpfen. Auf diese Weise lebte er Jahrelang an der Seite der Tänzerin Zsa-Zsa Zabini, bis Iliad sich offenbar eines Tages dazu entschloss, die Umbra Inkognito zu unterstützen. Mit Iliads Hilfe gelang es dem vermeintlichen Gespenst auch, Zsa-Zsa die Armbrust zu stehlen und fortzuschaffen. Kaum ist dieser Coup gelungen, taucht Iliad unter - dabei ist er die Person, die wohl am ehesten gefunden und befragt werden muss, wenn man der Umbra Inkognito auf die Schliche kommen möchte. Und kaum ist es an Evan Rosier, die knifflige Mission zum Erfolg zu führen, versucht er auch genau das: Iliad Farleigh aufzuspüren

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23. Juli 1978

Ein fahlgesichtiger Mann mit beachtlicher Harkennase hockte in seinem Vorgarten und lackierte den Gartenzaun. Das Gras zu seinen Füßen war verdörrt und braun, nur das Unkraut blühte in Massen. Ein scharfer Geruch schlug Evan entgegen, als er sich dem Zaun näherte, er vermutete, dass es von der Farbe stammen musste.
Der Mann blickte auf, als Evans Schatten auf ihn fiel, und runzelte die Stirn. Die Ähnlichkeit zu Severus Snape war verblüffend, selbst die bohrenden schwarzen Augen kamen Evan unangenehm vertraut vor.
„Aha, wieder so einer von euerm Schlag, wie?“, sagte der Mann missgelaunt, mit Blick auf Evans Kleidung, und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Willst du zu Severus, Junge?“
„Sie sind sein Vater, richtig?“, fragte Evan im Gegenzug, obwohl er sich dessen eigentlich vollkommen sicher sein konnte.
Der Mann grummelte irgendetwas, schmiss den Pinsel zurück in den Topf, aus dem der beißende Gestank quoll. Transparenter Rostschutz stand auf dem Papierüberzug der Dose.
Evan hatte angenommen, dass der Mann schnell in das Haus verschwinden würde, um seinen Sohn zu holen, doch stattdessen donnerte er mit der Faust gegen eines der Fenster und brüllte: „SEVERUS! HIER IST SCHON WIEDER EINER VON DEINEN KOMISCHEN KUMPELS!“

Eine Frau, die gerade mit Einkaufstaschen schwerbepackt den Fußweg entlang schritt, schüttelte pikiert den Kopf und schürzte die Lippen. Offenbar hielt sie nicht viel von den Bewohnern dieses Hauses, denn sie warf Mr. Snape einen hochgradig verächtlichen Blick zu.
Knarrend öffnete sich die Haustür, Severus trat hervor und wollte anscheinend gerade zu einer bissigen Bemerkung in Richtung seines Vaters ansetzen, als sein Blick auf Evan fiel. „Was machst du denn hier, Rosier?“, fragte er eindeutig verblüfft und trat ganz aus dem Haus heraus.
„Ich muss mit dir sprechen, Snape“, sagte Evan knapp und ihm entging dabei nicht, dass Severus` Vater sie finster musterte, während er wieder an dem verrosteten Zaun herumpinselte.
„Woher wusstest du, wo ich wohne?“, erkundigte Severus sich im Gegenzug.
„Narzissa hat es mir gesagt.“ Narzissa hatte ihm auch gesagt, dass Severus` alter Herr garstig und bösartig aussah und das konnte Evan nur bestätigen. Der Mann wirkte, als ob ihm der vollgekleckerte Pinsel als potenzielle Mordwaffe vollkommen ausreichen würde, und er schien alles andere als begeistert, über den unangekündigten Besuch aus der Zauberwelt.

Von nahem betrachtet fand Evan, dass Severus heute seltsam fahrig und noch blasser als gewöhnlich aussah. Wie jemand, der nicht genug Schlaf gefunden hatte, der innerlich zu aufgewühlt war, um auch nur kurz die Augen zu schließen.
„Na schön“, sagte Severus leise. „Komm mit ins Haus.“
„Oh nein, das werdet ihr beide ganz sicher nicht tun!“, kam es nun brüllend von Severus` Vater, als ob er mit dem Vorschlag schon gerechnet hätte. Er fuchtelte mit dem Pinsel herum und der stinkende Rostschutz versprühte überall seine Tröpfchen. „Noch mehr von der Hokuspokus-Strahlung und das Haus geht in Flammen auf! Genau wie der verdammte Fernseher!“
Severus hielt inne, rollte mit den Augen und atmete tief durch, bevor er Evan zunickte ihm zu folgen. Zwischen Gartenzaun und Haus verlief ein schmaler, unkrautgesäumter Pfad, der hinter das Gebäude führte. Auch hier gab es einen kleinen Garten, umringt von baufälligen Backsteinmauern und überwuchert mit zähen Dornenbüschen. Die Snapes hielten offenbar nicht viel von Beetpflege; Evans pingelige Mutter hätte bei diesem Anblick wahrscheinlich gleich versucht, das Zaubereiministerium einzuschalten. Das Ministerium war immer ihre erste Adresse, wenn es darum ging, sich wegen Kleinigkeiten zu beschweren.

„Also was willst du, Rosier?“ Severus wandte sich zu ihm um und durchleuchtete ihn mit stechendem Blick. „Dich bedanken, weil ich dir dein Leben gerettet habe?“
„Nein - ich meine, ja, Dankeschön.“ Er musste das Wort förmlich herauswürgen, nicht weil er undankbar gewesen wäre, sondern weil er wusste, dass dieses Wort für Severus nicht viel bedeuten würde. Die Fehde zwischen ihnen ließ keine besonderen Nettigkeiten zu.
Evan fuhr fort: „Eigentlich bin ich hier, weil ich Iliad Farleighs Hütte finden muss. Du warst dort, du kannst mir sagen wo sie liegt.“
Severus runzelte die Stirn. „Du bist hinter Iliad Farleigh her? Warum?“
„Das geht dich überhaupt nichts an!“
„Nein, überhaupt nichts.“ Severus` Stimme triefte vor Sarkasmus. Er hatte die Arme verschränkt und ein amüsiertes Lächeln kräuselte seine schmale Oberlippe.
„Sag mir einfach wo sie ist! Ich muss den Mann finden!“
Lustlos kickte Severus einen zerlöcherten Eimer zur Seite, der hier offenbar schon seit Jahren herumlag. Evan hatte den Eindruck, dass der Andere ihn aus reinem Vergnügen so lange hinhielt.

„Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für persönliche Racheaktionen, Snape!“, knurrte er zähneknirschend.
Severus zog spöttisch eine Augenbraue hoch. „Rache? Wie kommst du denn darauf?“, fragte er. „Oh, du meinst die Sache mit dem Hühnerstall damals?“
Evan biss sich unwillkürlich auf die Unterlippe. Seinen hässlichen Ausraster vor ein paar Jahren hatte er nicht vergessen, aber heute kam ihm seine Tat surreal und unwirklich vor, als hätte ein anderer Teil seiner selbst den Zauberstab gegen das Federvieh erhoben. Trotzdem versuchte er Severus nun so rotzfrech wie möglich anzugrinsen. „Ja, zum Beispiel die Sache damals mit dem Hühnerstall. Aber wenn du glaubst, dass ich mich deswegen entschuldige-“
„Musst du auch nicht. Diese zerfledderten Hühner haben überhaupt nichts damit zu tun. Ich habe mich nur gefragt, ob deine Suche nach Iliad Farleigh irgendetwas mit einem gewissen Gespenst namens Umbra Inkognito und einer gewissen Armbrust zu tun haben könnte.“ Severus schwarze Augen funkelten auf eine listige Art, als ob ihn nichts mehr überraschen könnte, als ob er sämtliche Hintergrundinformationen förmlich aufgesaugt hatte - nur woher wusste er das alles? Er war kein Todesser.
„Wieso interessiert es dich, was ich so treibe?“, fuhr Evan ihn pampig an. „Es hat dich nicht zu interessieren! Es ist nicht deine Sache!“
„Jetzt schon.“ Severus lächelte verschwörerisch. „Ich bin ein Todesser.“

Er brauchte sich keinen Spiegel vor sein Gesicht zu halten, Evan wusste, wie dumm er den Jüngeren daraufhin anglotzte. Snape war ein Todesser? Wann? Wie? Evan versuchte seine Verblüffung mit einer hämischen Bemerkung zu überspielen, doch sein Mund schnappte nur willenlos auf, während seine Zunge sich weigerte, sinnvolle Wörter zu bilden. Schließlich, nach guten zehn Sekunden, schaffte Evan es zumindest kläglich aufzulachen. „Wie bitte?!“ Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Seit wann-?“
Doch Severus bremste ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung aus. „Das ist vollkommen belanglos. Wichtig ist nur, dass deinem Vater und deiner Cousine Bellatrix die Mission entzogen worden ist. Der Dunkle Lord sagte mir, du würdest den Platz deines Vaters einnehmen; so ist es doch auch, oder Rosier?“
Evan nickte betäubt.
„Dann dürfte es dich ungemein erleichtern, dass du dich dieser schwierigen Aufgabe nicht alleine stellen musst.“ Severus` Augen blitzten nun vor dunklem Vergnügen. „Denn der Befehl, die Armbrust aufzuspüren und die Identität der Umbra Inkognito zu lüften, gilt sowohl für dich, als auch für mich.“
„Das … das erleichtert mich überhaupt nicht!“ Im Gegenteil. Evan war wütend. Das dunkle Mal trug er bereits seit Jahren auf seinem Unterarm, ohne dass Lord Voldemort ihm je einen Auftrag zuteil kommen gelassen hatte. Und Severus Snape, der sicherlich erst seit wenigen Stunden den Todesserkreisen angehörte, wurde sofort mit dieser gewichtigen Fülle an Verantwortung beladen? Das war nicht fair … Evan hatte das seltsame Gefühl, erneut im Schatten eines Anderen zu stehen.

„Deine Erleichterung tut auch nichts zur Sache“, meinte Severus linkisch. „Bef-“
„Befehl ist Befehl, ja ich weiß!“ Selbst im Traum wäre es Evan nicht eingefallen, einen Befehl Lord Voldemorts in Frage zu stellen. Er stemmte seine Finger gegen die Nasenwurzel, schloss einen Moment die Augen und verdrängte energisch seinen Schock über den plötzlichen Andersverlauf der Dinge. „Na schön“, sagte er schließlich. „Das bedeutet also, wir beide sind in diesem Fall so etwas wie Partner. Dann ist es also auch in deinem Interesse, Iliad Farleighs Hütte zu finden.“
„Erkläre mir erst einmal, was dieser verrückte Giftmischer mit dem Ganzen zu tun haben soll, Rosier.“
Evan, der keine Lust auf lange Plaudereien verspürte, berichtete knapp: „Angeblich steht er mit der Umbra Inkognito in Kontakt. Und außerdem handelt es sich bei Iliad wahrscheinlich um einen nicht registrierten Animagus. Einem Schwein. Und dieses Schwein gehört ganz zufällig einer der beiden Frauen, die versucht haben mich zu vergiften, der Frau, die auch im Besitz der Armbrust war. Wenn es mir gelingt - ich meine, wenn es uns gelingt Iliad Farleigh zu fassen, sind wir der Umbra Inkognito einen Schritt näher gekommen. Und somit auch der Armbrust, die sie gestohlen hat.“

Severus nickte. „Das klingt für den Anfang überraschend einleuchtend.“
„Nur weil ich nicht der weltbeste Schüler war, bedeutet das auch nicht, dass ich vollkommen verblödet bin, Snape!“
„Nein, natürlich nicht“, bestätigte Severus und garnierte seine Worte mit einem ordentlichen Schuss Sarkasmus und Spott. Evan verspürte große Lust, ihm den verbeulten Blecheimer über den fetthaarigen Kopf zu stülpen.
„Mach dich nicht über mich lustig, Snape.“
„Ich mache mich über dich lustig?“ Severus setzte einen gespielt empörten Blick auf. „Ganz im Gegenteil, Rosier. Ich habe immer vollstes Verständnis für deine schulischen Leistungen gehabt. Schließlich hattest du Wichtigeres zu tun, als für den Unterricht zu lernen. Mit Freunden feiern, sich mit Sirius Black anlegen, den Gigolo spielen, elterliche Heuler entschärfen, Hühner ermorden - ich toleriere deine Hobbys.“
Zähneknirschend musste Evan sich eingestehen, dass sein Vater Clarence vielleicht sogar angenehmere Gesellschaft bedeutet hätte, als ein achtzehnjähriges Wunderkind mit Hang zur Selbstgefälligkeit und Überschätzung. Doch davon wollte er sich nicht den Wind aus den Segeln nehmen lassen, im Gegenteil: Ein beinahe schon an Obsession grenzender Ehrgeiz beflügelte ihn und trieb ihn so weit, dass er es fast schon begrüßte, sich mit Severus messen zu können.

XXXXXXX

Severus hätte sich gewundert, wenn sie Iliad Farleigh tatsächlich in seiner kleinen schottischen Berghütte angetroffen hätten, denn schließlich hatte der Mann nicht umsonst seine Sachen so eilig gepackt, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihm her. Jedoch hatte Severus es schlichtweg „vergessen“, seinen Begleiter Evan vor der verhexten Stola und den diversen Schminkutensilien zu warnen, die alle ihr Eigenleben führten. Das hatte zur Folge, dass Evan, kaum dass er das Häuschen betreten hatte, nicht nur beinahe von der rosa Stola stranguliert worden wäre, sondern dass die wildgewordene Puderquaste ihm einen großen Fleck Rouge auf die Wange tupfte. Beide, Stola und Puderquaste, schienen geradezu begeistert von Evans Auftauchen zu sein, weswegen sie Severus links liegen ließen und sich gleich auf den Blondling stürzten. Evans Laune war am Boden, nachdem er es endlich geschafft hatte, sich von den verhexten Gegenständen zu befreien und sich angewidert das Rouge von der Haut wischte.

„Hier lebt dieser Typ?!“ Evan rümpfte die spitze Nase und sah sich um. Dieser altweibische Alptraum aus Teeservicen, Porzellan und biederen Gemälden schien ihn vollkommen zu irritieren. „Wer würde sich freiwillig in diese Hütte sperren lassen?“
Darauf wusste auch Severus keine zufrieden stellende Antwort.
Mit gezogenen Zauberstäben durchsuchten sie das windschiefe Haus, Evan warf sogar einen Blick in den Kaminschacht und kletterte auf den winzigen Dachgiebel, während Severus den Kellerraum in Augenschein nahm, in dem sich volle, halbleere und leere Alkoholflaschen stapelten.
Die Asche im Kamin war kalt und schwer, die Holzscheite längst heruntergebrannt. Offensichtlich hatte in den letzten Tagen niemand ein Feuer entzündet und auch der Rest der Hütte sah in etwa so aus, wie Severus sie in Erinnerung hatte. Selbst die umgefallenen ach-so-teuren Porzellanschweinchen waren unberührt und nicht wieder in Formation gebracht worden.
„Er ist nicht hier gewesen“, sagte Severus schließlich.
Evan protestierte nicht gegen diese Vermutung, sondern setzte ein banges Gesicht auf. Wahrscheinlich hatte er fest damit gerechnet, dass ein Besuch in dieser Hütte erfolgversprechender werden würde. „Fragt sich nur, wo er sonst sein könnte“, murmelte er wie zu sich selbst.

In Severus` Gedächtnis regte sich etwas. Er sah an Evan vorbei und ließ seinen Blick über die Wand huschen, an der unzählige Zauberfotos hingen, bis er die große, gerahmte Urkunde wiederentdeckte: Der Getötete Ritter kürt seinen Mitarbeiter des Jahres 1975. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank an unseren Kanaltrüffelsammler Mr. I. Farleigh!
„Schon mal etwas von einer Schenke namens Der Getötete Ritter gehört, Rosier?“
Evan, der Severus` Blick gefolgt war, runzelte so nachdenklich die Stirn, als würde er einen quälendlangsamen Gedanken durch sein kleines Gehirn pressen. „Ähm, der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.“
„Irgendwie oder definitiv?“
„Meine Cousine Bellatrix hat den Laden glaube ich öfters mal erwähnt. Irgendeine finstere Spelunke in Gloucester.“
Severus verspürte große Lust, in eben dieser finsteren Spelunke einmal gründlich herumzuschnüffeln.

XXXXXXX

Gleich nachdem Severus und Evan von einer kurzangebundenen und missgelaunten Bellatrix Lestrange näher über den Getöteten Ritter aufgeklärt worden waren, apparierten sie nach Gloucester, um der schäbigsten aller schäbigen Bars einen Besuch abzustatten. Severus und Bellatrix hatten sich noch nie besonders geschätzt, und die Tatsache, dass der Dunkle Lord Bella die Aufgabe entrissen und die Mission Severus überlassen hatte, hatte Bellas Antipathie nur noch genährt. Selbst der lebendige und muntere Zustand ihres Cousins Evan, hatte Bellas Miesepetrigkeit nicht davon abhalten können, in Raserei auszuarten. Nun, Severus hatte natürlich schon früh erfahren müssen, dass Bellatrix zu Wutanfällen neigte, viel schlimmer war es jedoch, wenn es tatsächlich einen triftigen Grund für sie gab, wütend zu sein.
Demnach war Severus ganz froh, als er den alten Weinkeller der Lestranges verlassen konnte und in den strömenden Regen von Gloucester disapparierte, den Kopf angefüllt mit einer Fülle neuer Informationen, Ortsbeschreibungen und Warnungen - zum Beispiel, niemals das Essen anzurühren, das im Getöteten Ritter serviert wurde.

Der Getötete Ritter lag in dem untersten Stockwerk eines Parkhauses der Muggel, aber Muggel hatten diesen Ort sicherlich noch nie zu Gesicht bekommen. Die geheime Etage wirkte wie eine Mischung aus Autofriedhof, Slum und Klärgrube und ganz nebenbei stank es auch so. Von den abschüssigen Wänden tropfte nicht nur Wasser, nein, ganze Bäche flossen abwärts und sammelten sich auf dem rissigen Betonboden zu Pfützen. Severus und Evan mussten an mancher Stelle den Kopf einziehen, dort wo nackte Rohre die Decke entlang liefen, oder lose, nicht isolierte Stromkabel hinab hingen und Funken schlugen. Als Halbblut war Severus an den Anblick vergleichbarer Orte gewöhnt. In seiner Geburtsstadt stand inzwischen grob geschätzt jedes zweite Gebäude leer und alles war ähnlich zugemüllt und verwahrlost. Aber er konnte nicht ganz nachvollziehen, warum ausgerechnet Magier einen solchen Ort für sich beanspruchten, einen Ort, der äußerlich nicht mehr hermachte als der schäbigste Slum der Muggel.

Evan Rosier, da war Severus sich sicher, würde während ihrer Mission keine große Hilfe sein. Behütet war er in den edelsten und reinblütigsten Kreisen aufgewachsen, und an seiner verbissenen Mimik konnte man ihm deutlich ansehen, wie wenig er von diesem dreckstarrenden Platz hielt. Im Angesicht dieses fremdartigen Ortes, wirkte er so unsicher wie ein Kleinkind, das man in eine Geisterbahn gelotst und dort vergessen hatte. Das war einfach zu erklären, denn Evans Welt war bisher wahrscheinlich so erlaucht gewesen, dass man sie mit Gold hätte aufwiegen können. Was wusste er schon von Armut und Verwahrlosung? Nichts. Denn solange ihm seine Eltern nichts darüber - in einer süßen Gutenachtgeschichte verpackt - berichteten, gab es für Evan wohl überhaupt keinen Grund, irgendetwas außerhalb seines elterlichen Anwesens zu kennen.
Severus konnte Leute, die fernab der Realität und hinter goldenen Toren lebten, einfach nicht ausstehen.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass sich jemand ausgerechnet hier versteckt hält?“, fragte Evan ihn, während sie über ein funkendes Kabelbündel stiegen.
„Wir werden sehen“, blockte Severus kühl ab, und erstickte weitere Plaudereien somit im Keim.

Der Getötete Ritter entpuppte sich als Doppeldeckerbus. Es war ein altes verbeultes Ding, das eingequetscht und schief zwischen Boden und Decke hing, als würde er jeden Moment zur Seite kippen können. Severus trat näher und betrachtete ein Schild, das schlampig an einer Seite des Busses befestigt worden war. Dort stand mit zackiger Schrift:

Dies ist der ` Getötete Ritter´ und nicht der ` Fahrende Ritter´… einfach zu verstehen, denn der `Fahrende Ritter´ fährt und der ` Getötete Ritter´ wurde getötet. Doch gelobt seien die Toten, denn hier bekommen Sie die weltbesten Kanaltrüffel!

Und darunter stand, in anderer Handschrift und anderer Farbe:

Großbritannien brauchte auch keine zwei Nachtbusse, das ist Verschwendung von Geldern gewesen, ich hab`s doch schon immer gesagt.

Und gleich darunter hatte eine dritte Person, mit sehr exzentrischer Schrift, geschrieben:

Die Leichen der Fahrgäste habe ich in den Kofferraum gelegt. Werf` mal einen Blick rein.

Wohingegen die zweite Person antwortete:

Unsinn, der Küchenchef hat die Leichen längst in seinem Ofen verarbeitet, ich hab`s genau beobachtet

„Bellatrix hatte recht, wir sollten hier wirklich keine Mahlzeiten zu uns nehmen“, wandte sich Severus beflissen an seinen Begleiter. „Also steck das Essensgeld, das du von deinen lieben Eltern bekommen hast, wieder in deine Tasche zurück.“
Evan warf ihm einen hässlichen Blick zu, aus dem wütende Empörung sprach.
Ein schmaler Steig führte hinein in den Getöteten Ritter und Severus, der schon oft genug mit Muggelbussen gefahren war, warf gewohnheitsmäßig einen Blick auf den Fahrersitz. Doch dort, wo man eigentlich das Lenkrad erwartet hätte, fanden sich stattdessen klapprige Regale, auf denen sich viel zu kleine, verbeulte Käfige zu einem unmöglichen Turm stapelten. Severus erkannte einige Tiere in den Käfigen, vorwiegend Ratten oder exotische Käfer. Sein Magen rebellierte etwas, als er die kleinen Schilder sah, die an den Käfigen angebracht waren. Auf dem einen stand „Für die Küche“ und auf dem anderen stand „Zum Verkauf“.

Severus wandte sich schnell ab, gefolgt von Evan betrat er den schiefen Flur des Getöteten Ritters. Die Seitenwände waren mit krummen Tischen und verschiedenen Sitzgelegenheiten - meistens zerfetzte Autositze - zugebaut. Eine ganze Reihe von Gästen hockte dort, tuschelte leise miteinander und einige schlürften lautstark pampige Suppe.
Nur von Iliad Farleigh fehlte weiterhin jede Spur.
Eine Kellnerin kam ihnen entgegen. Sie hatte schreckliches, hellblondes Lockenhaar, das in alle Richtungen abstand, und ihre quellenden Augen waren mit lilaschimmernder Schminke von oben bis unten umrahmt. Zwischen den gelben Zähnen klemmte eine Pfeife und verströmte billigsten Geruch.
„Kann ich dir helfen, Schuljunge?“, fragte sie Severus missgelaunt, während sie einem Gast krachend ein Bierglas vor die Nase stellte. Sie hatte einen starken, polnischen Dialekt.
Severus musste zwei entgegenkommenden Gästen ausweichen und sich eng an die Wand drücken. Das gab ihm Zeit, seine Vorgehensweise noch einmal zu bedenken. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass die Kellnerin mit Iliad Farleigh unter einer Decke steckte, ihn verheimlichen und am Ende warnen würde?

„Wir haben von den exzellenten Kanaltrüffeln gehört, die hier serviert werden sollen“, log Severus. „Das wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen.“
Die Augen der Kellnerin huschten von Severus zu Evan und wieder zurück. Vielleicht roch sie die Finte? „Natürlich. Man will ja nichts verpassen und will Erfahrungen machen. Man weiß ja nie, wie lange man noch lebt, nicht wahr Hübscher?“, sagte sie schließlich und ihr Blick richtete sich nun unverwandt auf Evan, der einen wuselnden Fliegenhort auf einem der leeren Tische ausgemacht hatte.
„Jaah … wer weiß, wie lange wir nach dieser Erfahrung noch das Leben genießen können?“, murmelte Evan. Die wuselnden Fliegen tummelten sich auf einer toten, schon völlig vertrockneten Maus. Evan schluckte kehlig, offenbar bemüht darum seinen Ekel nicht allzu offensichtlich zu zeigen.
„Gibt es irgendeinen besonderen Wunsch, wie wir eure Kanaltrüffel zubereiten sollen?“, erkundigte sich die Kellnerin mit pampiger Süße, während sie einen kleinen Notizblock aus der Brusttasche zog und auf ihre Bestellungen wartete.

Severus hatte nicht die geringste Ahnung von Kanaltrüffeln, außer der Gewissheit, dass er nach dem Verzehr höchstwahrscheinlich die toxische Anstalt des St. Mungos von Innen sehen würde. Er beschloss dennoch, seine baldige Lebensmittelvergiftung mit Galgenhumor zu nehmen. „Ich mag sie am liebsten, wenn sie ganz frisch aus dem Kanal gezogen worden sind“, versicherte er.
Die Kellnerin zog anerkennend eine ihrer strichdünnen Augenbrauen in die Höhe und notierte seinen Wunsch auf dem Block. „Du bist mir aber ein ganz Mutiger.“ Dann wandte sie sich Evan zu. „Und du, Blondschopf?“
Evan war bemitleidenswert blass geworden. Offenbar erinnerte er sich noch sehr genau an seine letzte Vergiftung. Als Antwort gab er nur ein angewidertes „Gnah“ von sich.
„Gnah?“, echote die Frau.
„Gnocchi“, antwortete Severus schnell.
„Aha. Gut, dann setzt euch.“ Als sie davon wuselte, fiel Severus` Blick auf ihr gekürztes und ausgefranstes T-Shirt. Es war ein Muggelshirt, auf dem ein roter Bus abgebildet war und darüber stand in gedruckter Schrift: Visit London by doubledecker!

Severus und Evan kamen stillschweigend überein, dass sie sich besonders viel Zeit dabei lassen sollten, ehe sie sich an einen der Tische setzten. So hatten sie die Gelegenheit, sich unauffällig durch den Bus zu bewegen und nach Iliad Farleigh Ausschau zu halten, während sie so taten, als könnten sie sich einfach nicht für einen der Sitzplätze entscheiden - was auch wirklich eine Kunst für sich war, denn alle Plätze wiesen Spuren alter Kotze auf, stanken bestialisch oder waren Tummelplatz von Kakerlaken und anderem Ungeziefer.
Besonders die zweite Etage erwies sich als Alptraum der Unappetitlichkeit. Bereits unten hatte es nicht besonders angenehm gerochen, doch hier oben war der Gestank beinahe betäubend. Severus brauchte keine drei Sekunden um festzustellen, dass dieser Gestank aus den Kochtöpfen der kleinen Küche quoll. Sie passierten die Küchenzeile, wo ein dickbäuchiger, bärtiger Koch schuftete und mit gekonnten Handgriffen eine Suppe versalzte.

Der hintere Teil der oberen Etage war leer bis auf einen einzigen Gast. Der Mann, sicherlich war er weit über zwei Meter groß, hockte auf einem viel zu kleinen Stuhl und nagte an einem Knochen. Er war ähnlich dickbäuchig wie der Küchenchef, doch sehr viel muskulöser. Wie jemand, der einen Mensch mit Leichtigkeit in zwei Hälften zerreißen könnte, und das brutale Gesicht des Hünen schien diese Einschätzung geradezu unterstreichen zu wollen.
Severus und Evan setzten sich an einen der Tische, nicht ohne einen gewissen Sicherheitsabstand zu dem Fremden einzuhalten. Evan nahm den Spucknapf, der augenscheinlich für Kautabak gedacht war, und stülpte ihn über eine Ansammlung großer Maden, die sich über einen undefinierbaren Fleischfetzen hergemacht hatten.
„Die Kanaltrüffel mit Gnocchis werde ich ganz bestimmt nicht essen!“, versicherte er und strich sich energisch ein paar verirrte blonde Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Gut, denn ich hätte mich ohnehin geweigert, ein zweites Mal Gegengift für dich zu brauen, Rosier.“

Evan seufzte schwer und stützte den Kopf auf die Hände. Noch immer war er so ausgezehrt, dass sich seine bleiche Haut über Hand- und Gesichtsmuskeln spannte, was ihm das Aussehen eines Drogenabhängigen verlieh. Ein einziger Kanaltrüffel hätte wahrscheinlich ausgereicht, um ihn umzubringen. „Keine Spur von Iliad Farleigh“, sagte Evan leise, damit der schmatzende Hüne sie nicht hören konnte. „Hast du gesehen, wie riesig die Kanalisation ist? Er könnte sich überall versteckt haben. Wir müssen jemanden fragen.“
„Wenn wir auf normalen Weg Erkundigungen einholen, wäre das viel zu auffällig. Womöglich weiß die halbe Belegschaft von Iliad Farleighs Ärger mit den Todessern und werden versuchen ihn zu schützen.“

Die Kellnerin kam an ihren Tisch getänzelt und knallte ihnen zwei gefüllte Teller vor die Nasen. Severus sah, dass sie gelangweilt an einem Batzen Kautabak herumlutschte, während sie die Bestellungen von ihrer Liste strich. Gerade in dem Moment, als Severus zu einer weiteren Lügengeschichte ansetzen wollte, meldete sich der bullige Hüne mit einem aufmerksamkeitssuchenden Räuspern.
„Hey Doxine!“, donnerte er und wischte sich mit den Handrücken über den wulstigen, fettglänzenden Mund.
Die Frau, Doxine, trat an seinen Tisch heran und lächelte dem Mann anzüglich entgegen. „Was gibt`s, Zebulon? Bist du noch nicht satt?“
„Kannst mir noch mal `ne Portion Kalbsrippch`n bring`n, Kleine. Und dazu `n Krug Met. Ich hab `nen verdammt anstrengend`n Arbeitstag hinter mir.“
Doxine giggelte, als sie sich seinen Wunsch notierte und wippte mit der Hüfte, als würde sie eine völlig unmotivierte Tanzvorstellung geben wollen. „Wie kann ein großer, stattlicher Mann wie du überhaupt so etwas wie Anstrengung empfinden, Zebulon?“ Sie zwinkerte ihm zu.
„Für dich hätt` ich natürlich noch mehr als genug Kraft, Doxi.“ Zebulon grinste und entblößte dabei eine raumgreifende Zahnlücke, bevor er ihr einen Schlag auf den Hintern gab.

Severus wandte sich augenrollend ab und wagte es, einen Blick auf seinen eigenen Teller zu werfen - was er sogleich bereute. Dreckige, stinkende Pilzköpfe lagen dort in einer triefenden Soße, die verdächtig braun und übelriechend war. Evan betrachtete seine Mahlzeit nicht minder angewidert und stocherte testweise in den Gnocchis herum, die so aussahen, als hätte der Küchenchef sie erst wieder unter dem Schrank hervorfischen müssen. Scheppernd ließ er die Gabel wieder fallen. „Dafür braucht man einen äußerst robusten Magen“, sagte er matt.
„Wahrscheinlich sogar mehr als das.“ Severus beobachtete eine taumelnde Kakerlake, die sich unkoordiniert und eindeutig sterbend über den Tisch schleppte.
Während Doxine und der große Mann, Zebulon, ungeniert herumalberten, ließen Severus und Evan ihre Mahlzeiten schnell durch einen praktischen Zauber verschwinden. Kaum war die Kellnerin in Richtung Küche verschwunden, schwappte Zebulons Blick kritisch zu ihnen hinüber, als ob er sie erst jetzt richtig wahrnahm. Er hatte einen kahlrasierten Kopf, der vereinzelte Narben aufwies, und in dem breitgebauten Gesicht saß eine platte, eingedellte Nase, die er mürrisch rümpfte.

Severus hatte genug Kneipenschlägerein beobachtet um zu wissen, dass dieser Mann zur gröbsten aller grobschlächtigen Menschen gehören musste, und Zebulon machte offenbar auch keinen Hehl daraus, wie miesgelaunt er war.
„Hey, ihr zwei!“, rief er zu ihnen hinüber. „Du da - Blondi! Dich kenn ich doch irgendwoher, was?“
Evan blickte auf. „Nein Sir, ich denke nicht.“
„Doch, doch.“ Zebulon erhob sich polternd von seinem Platz. Aufrecht stehend reichte er beinahe bis zur Decke und ein dicker Wanst schmuggelte sich unter seinem Shirt hervor, das nach herbem Männerschweiß stank. Der Hüne kam zu ihnen an den Tisch, zog den Stuhl zurück und setzte sich mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. Evans Schultern verspannten sich sichtlich, als Zebulon den Blick seiner schlammfarbenen Augen auf ihn richtete und ihn genau musterte. „Doch, `türlich kenn ich dich. Bist nicht der Junge von Clarence Rosier? Evan, oder? Na? Richtig gerat`n?“

„Ja.“ Evan schien leicht verblüfft. „Woher kennen Sie meinen Vater?“
„Oh, wir sind…“ Zebulon sah sich kurz um, doch niemand befand sich in ihrer Nähe. „Wir sind Kumpels, Clarence und ich“, sagte er dann im verschwörerischen Ton. „Ich mein`, wir sind Kumpels. Verstehst? Bist nicht auch ein Kumpel, Evan?“
Severus sah es Evan geradezu an, dass es in seinem Kopf plötzlich Klick machte und er die Botschaft verstand. „Kumpels, ja richtig.“ Er nickte in Richtung Severus. „Der da, Snape, ist auch ein Kumpel.“
„Schön!“ Zebulon streckte sich und ließ die Handknochen knacken. „Dann könn` wir ja ganz offen reden, wie? Was treibt euch hier her?“
Severus witterte die Gelegenheit, um gefahrlos ein paar Informationen einholen zu können. „Wir sind auf der Suche nach jemandem“, berichtete er knapp. „Sein Name ist Iliad Farleigh.“

„Ach, der!“ Ungehalten grunzte Zebulon. „Das ist `n mieses, kleines Waschweib. Plappert gern mal rum, steckt seine breite Nase in Angelegenheit`n, die ihn nichts angeh`n.“ Er lehnte sich näher an Severus und Evan heran, und seine Augen blitzten linkisch. „Hat der kleine Iliad was ausgefress`n, hä? Habt ihr den Befehl vom Dunklen Lord erhalt`n? Das Ganze klingt verdammt lustig.“
„Wissen Sie, wo Iliad Farleigh sich zurzeit aufhalten könnte?“, erkundigte Evan sich. „Er arbeitet schließlich für den Getöteten Ritter, oder?“
„Ach, weniger als du denkst. Doxine, seine Tante, hat ihn hier illegal angestellt. Der Typ hat sich vor`n paar Jahr`n mal `nen ordentlich`n Patzer geleistet, genug, um ihn in Askaban einbucht`n zu lass`n. Also hat er sich hier verkrümelt.“
Severus runzelte die Stirn. „Für einen illegalen Beschäftigten scheint er aber reichlich bekannt zu sein. Er hat eine Auszeichnung zum Mitarbeiter des Jahres erhalten.“

Zebulon verzog das Gesicht. „Das ist nicht viel wert. Im Getöteten Ritter arbeit`n eh nur drei Leute: Doxine, ihr Ehemann der Küchenchef, und Iliad. Die kenn` sich natürlich untereinander, vor denen braucht Iliad sich nicht zu versteck`n. Na, wie auch immer, der Typ ist so gut wie nie anwesend. Taucht hier vielleicht einmal in der Woche auf, um Kanaltrüffel aus`m Kanal zu fisch`n, ist aber sonst immer verschwund`n.“
Severus schätzte, dass Iliads ständige Abwesenheit damit zu tun hatte, dass er ein Doppelleben zu führen schien. Wenn man Evans Informationen tatsächlich glauben schenken konnte, spielte Iliad Farleigh ansonsten die Rolle eines knuffigen Hausschweins.
„Wenn ihr auf der Suche nach Iliad seid“, fuhr Zebulon fort, „schaut euch mal im Kanal um. Rohr Nummer drei. Hab ihn in den letzt`n Jahren manchmal dabei beobachtet, wie er mit`m Pilzkorb aus`m Rohr gekomm`n ist.“
Dieser Tipp war nützlicher, als Severus erwartet hatte, und ohne weitere wertvolle Sekunden im Inneren dieses stinkenden Busses zu verschwenden, erhoben er und Evan sich von ihren Plätzen.

Evan ließ kommentarlos ein paar Silbersickel auf den Tresen fallen, als sie sich erneut an der Küche vorbeidrängten. Der dickbäuchige Koch ertränkte Zebulons Bestellung, Kalbsrippchen, derweil in einer fetttriefenden Soße, während die Kellnerin Doxine mit findigen Fingern nach dem Geld griff. „Sehr großzügig, Blondschopf“, sagte sie dankend. Dann wandte sie sich wieder an den Koch und giftete: „Lass mich gefälligst den Menüplan für den nächsten Monat übernehmen! Du verstehst überhaupt nichts von Rattenlebern, Mann!“
Der Koch grunzte und wischte sich den Schweiß von der Stirn, denn die Kalbsrippchen in der Pfanne qualmten und spritzten heiß vor sich hin. Doxine setzte einen sehr ernsten Gesichtsausdruck auf und drehte nachdenklich die abgewetzte Schreibfeder in den Händen. „Was passt besser zur Rattenleber, Rattenmilch oder Käferschlacke?“, murmelte sie gedehnt und ihr Blick glitt über Severus und Evan hinweg. „Hey, ihr beiden Gourmets, bleibt mal stehen!“
Evan stoppte so abrupt, dass Severus ihm fast in den Rücken gelaufen wäre. Sie drehten sich zu der Kellnerin um und Evan versuchte sich sogar an einem höflichen Lächeln, aber alle Höflichkeit prallte mit Leichtigkeit an ihrer schlechten Laune ab.

„Ich brauche einen Ratschlag“, sagte Doxine kühl und ignorierte das lautstarke Scheppern in der Küche. „Was denkt ihr, würde den Geschmack von angedünsteter Rattenleber am besten zur Geltung bringen? Eine Sahnesauce aus Rattenmilch oder würzige Käferschlacke?“
Evan gab wieder einen seltsamen Kehllaut von sich und auch Severus` Magen tat einen empörten Hüpfer vor Ekel. Doch er fand schnell eine Lösung bezüglich des kulinarischen Faustschlages. „Ich denke, Rattenleber ist schon würzig genug. Ich würde etwas Milderes empfehlen. Sahnige Rattenmilch kling doch - ähm - fantastisch.“
Lobend zog Doxine abermals eine ihrer übertrieben schmalgezeichneten Augenbrauen hoch. „Das ist ein Punkt, du hast Recht. Vielen Dank. Verstehst du was vom Kochen?“
„Nicht zwangsläufig“, antwortete er knapp, obwohl das Herstellen von Zaubertränken und die Herstellung von genießbarem Essen sich auf ähnliche Faktoren beliefen.

„Du könntest hier anfangen, als Aushilfe oder so?“, schlug Doxine vor und schien schon Augenmaß zu nehmen, welche Kleidergröße sein Arbeitskittel haben müsste.
„Ungern“, entgegnete Severus, war sich aber vage bewusst, dass es seinem Vater sicherlich gefallen hätte, wenn er endlich zu einem Job käme. Aber Severus wusste nicht, wie lange er im Angesicht all dieses Gestanks und der quellenden Dampfwolken bei bester Gesundheit bleiben würde - wahrscheinlich nicht besonders lange. Ihm war jetzt schon ganz flau im Magen und Evan machte den Eindruck, als ob ihm bereits die Sicht schwinden würde.
Sie verließen den Bus und sahen sich nach einem Hinweis um, wo sich das Kanalrohr Nummer Drei befinden könnte. Die Halle in der sie sich befanden, war ein einziger Berg, bestehend aus Müll und Schrottautos. Severus` Lumos glitt über die Ausläufer des Unrats hinweg, und dabei entdeckte er alte Regenschirme, Comichefte, Spritzen und sogar etwas, das aussah wie der Sattel eines großen Elefanten. Evan, der seinem Blick gefolgt war, deutete auf ein Straßenschild, das an diesem Sattel lehnte. Mit klecksiger Kritzelschrift hatte jemand den ursprünglichen Straßennamen überschrieben: Zum Kanal Drei stand nun auf dem alten Schild.

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Die eingefleischten Urleser werden sich in diesem Kapitel hoffentlich über Zebulons Auftreten gefreut haben (obwohl, kann man sich bei ihm eigentlich freuen? Wohl eher nicht, die meisten Leser wollten ihn ja immer am Galgen baumeln sehen). Den Neulesern möchte ich an dieser Stelle eigentlich nur verraten, dass Zebulon Huntsville definitiv der schlimmste Todesser meiner Geschichten ist…

@ MsGranger: Ja, Evan ist sehr emotional. Wenn er wütend ist, klappt es auch mit der Zauberei. Aber was bleibt ihm auch anderes? Besonders kopfstark ist er ja scheinbar eh nicht ;)

@ Seline Snape: In den Büchern stirbt Evan, ja. Das werde ich auch noch aufgreifen. Aber ich will nicht verraten, in welcher Geschichte (wird schließlich eine Trilogie). Bis dahin wird er sich sicherlich eine Menge Fans erarbeitet haben, denn er wird bis dahin immer eine der Hauptrollen spielen und auf diese Weise hoffentlich ein kleiner Sympathieträger (auch wenn er sich noch viele Fehltritte leisten wird, fürchte ich).


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