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Fanfiction

Ancient Legion I - Umbra Inkognito - Vater und Sohn

von Kiosk

21. Evan Rosier/ Clarence Rosier: Vater und Sohn


Bellatrix Lestrange: Sechsundzwanzigjähige Todesserin. Verheiratet mit Rodolphus

Clarence Rosier: Bellas Onkel (mütterlicherseits). Todesser der ersten Stunde

Crescentia Rosier: Ehefrau von Clarence. Pingelig und tratschfreudig

Evan Rosier: Clarences einundzwanzigjähiger Sohn. Todesser

Iliad Farleigh: Vor über zehn Jahren ein Mittäter im Fall zweier ermordeten Professoren. Untergetaucht

Imperia Malfoy-D`oily: Die Besitzerin des „Madame Impérial“. Ältere Schwester von Lucius

Umbra Inkognito: Eigentlich ein Gespenst aus einer alten Erzählung. Doch jemand sorgt in ihrem Namen für Unruhe…

Schimäre: Augenscheinlich ein Pseudonym für jemanden, der mit der Umbra Inkognito in Kontakt steht. Steckt Iliad hinter diesem Tarnnamen?

Severus Snape: Hat gerade erst die Schule beendet.

Wassily „Silly“ Wilkes: Todesser. Enkel von Gellert Grindelwald. Bester Freund von Evan

Zsa-Zsa Zabini: Tänzerin, die berühmt für ihre Schönheit ist. Ehemalige Geliebte von Clarence und die rechtmäßige Besitzerin der Armbrust

Die Armbrust: Voldemort ist fasziniert von antiken und geschichtsträchtigen Objekten. So ist es nicht verwunderlich, dass er auch eine sagenumwogende Armbrust in seinen Besitz bringen will, die einst dem schottischen Lord Willigis Wulfgard gehörte, welcher vor ca. 1000 Jahren den vier Hogwarts-Gründern sein gesamtes Land vermachte. Lange Zeit war die kostbare Antiquität im Besitz der Hexe Zsa-Zsa Zabini, einer direkten Nachfahrin Wulfgards, doch nun gelang es der Umbra Inkognito, die Waffe zu stehlen.

Bisherige Handlung: Nachdem Severus Evan das Leben gerettet hat, bietet Clarence ihm ganz offen einen Platz in den Reihen der Todesser an. Nach einiger Bedenkzeit lässt sich Severus zum Dunklen Lord führen. Kurz davor zogen Clarence, Bella und Lucius die beiden Frauen Zsa-Zsa und Imperia zur Rechenschaft, die versucht hatten, Evan mit einem Giftanschlag zu töten und gleichzeitig Bella ermorden zu lassen. Trotzdem Clarence am Ende gute Arbeit leistete, entzieht der Dunkle Lord ihm den Auftrag und bestraft ihn hart. Evan soll nun an Stelle seines Vaters die Mission zum Erfolg führen.

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Rückblick 1974, Teil 1

Evan war ein Schüler gewesen, als sich die Welt für ihn auf den Kopf gestellt hatte und Verzweiflung sein Leben nachhaltig verdunkelte. Er war noch keine siebzehn Jahre alt und ein Verlierer im Kampf um gute Schulnoten; ein annehmbarer Schüler war er nie gewesen, egal wie sehr er sich auch bemühte. Gut, er hatte sich damit abgefunden, dass die anderen Schüler ihn einen Dummkopf nannten, aus den Mündern der meisten Slytherins klang dieses „Dummkopf“ sogar ganz liebevoll und sympathisierend - aus dem Grund vielleicht, weil Evan zwar nicht besonders aufgeweckt, dafür aber wohlhabend und gut aussehend war, gute Freunde besaß und noch bessere Leute ihn als Freund bezeichneten.
Außerhalb von Slytherin ging es Evan dafür bei weitem schlechter: Sirius Black und James Potter triezten ihn bei jeder Gelegenheit, aber wahrscheinlich schlugen sie sich zu viel mit dem hässlichen Severus Snape herum, um Evan noch mehr ihrer Aufmerksamkeit zu schenken. Man hätte meinen können, der Spaß daran sei den beiden ohnehin gehörig verdorben worden, nachdem Bellatrix Black sich während der letzten Winterferien Sirius geschnappt und ordentlich verflucht hatte - vor den Augen seiner gesamten Verwandtschaft und seiner drei besten Freunde. Und das nur, weil Sirius während der Zugfahrt heimwärts Evan einen üblen Streich gespielt und Bellatrix danach offenbar beschlossen hatte, ihrem ungeliebten Cousin Sirius eine Lektion in Sachen Gemeinheiten zu erteilen - was ihr auch gelungen war, Sirius` Weihnachtsabend endete nämlich genau genommen mit einem Kurzbesuch im St. Mungos.

Doch Sirius Black und James Potter waren nicht Evans größtes Problem. Sein Problem entstammte einem viel unmittelbareren Umkreis: seine Eltern. Ganz besonders sein Vater Clarence.
Es hatte, außer vielleicht direkt nach Evans Geburt, wahrscheinlich keinen Moment gegeben, in dem Clarence stolz auf ihn gewesen wäre und genaugenommen gab Evan ihm auch keine Gelegenheit dazu. Clarence war als Kind klug wie ein Rabe gewesen und hatte schon damals sehr genaue Vorstellungen davon entwickelt, was er wollte und was er nicht wollte. Wann immer Evan einen Blick auf die Kinderfotos und -Portraits seines Vaters warf, erkannte er einen aufgeweckten, munteren Jungen, den stolzen Nachfolger einer berühmten Familie.
Und Evan? Auf seinen eigenen Fotos erblickte er nicht mehr als ein zu schüchternes, stilles Kind mit glanzlosen Augen und einem dröge wirkendem Blick. Zeit seines Lebens war er hinter seinen Altersgenossen gelegen und das grausige Stottern hatte Clarence ihm mit zehn Jahren ausgetrieben, indem er Evan fürchterlichschmeckende Zaubertränke einflößte und, wenn das nichts half, ihn bei jedem Versprecher einen Schlag auf die Wange verpasst hatte. Mit dem Ergebnis, dass Evans Gesicht grün und blau angelaufen gewesen war und er das Sprechen phasenweise völlig eingestellt hatte, aus Angst vor seinem Vater.

Evan seufzte schwer, als er sich daran zurückerinnerte und in seiner Brust machte sich ein schmerzhaftes Ziehen, ein Herzzerreißen bemerkbar. Er lehnte in der Nähe des Büros des Schulleiters an der Korridorwand. Die Steine waren angenehm kühl, ein schöner Ausgleich für die brütende Hitze, die außerhalb des Schlosses die Luft zum Flirren brachte.
Morgen würde das Schuljahr zu Ende gehen, in ganz Hogwarts herrschte freudige Ferienstimmung. Evan freute sich nicht, wie könnte er auch? Seine Schulnoten waren in diesem Jahr so erschreckend schlecht gewesen, dass die Lehrer darüber nachdachten, ihn die sechste Klasse wiederholen zu lassen. Evans bestem Freund Wassily Wilkes stand dieses Schicksal bevor, denn seine Noten waren sogar noch erheblich grausiger als Evans. Es war ein schwacher Trost besser als Silly Wilkes zu sein, schließlich war Silly ein Bauerntrampel mit dem Gehirnvolumen einer Walnuss.
Nun wartete Evan auf seinen Vater Clarence, den man nach Hogwarts gebeten hatte, um sich mit Albus Dumbledore und Professor Slughorn über Evans schulische Zukunft zu unterhalten. Die Schande brannte in Evan so stark und sengend, dass er am liebsten davongerannt und niemals wieder zurückgekehrt wäre. Er hatte Angst seinem Vater unter die Augen zu treten, Angst davor die Sommerferien zu Hause zu verbringen. Warum lief er nicht einfach davon? Schnell genug laufen konnte er schließlich, doch Evans Füße wollten sich heute einfach nicht in Bewegung setzen. Wie festgenagelt lehnte er an der Korridorwand und sein Blick war starr auf das Gemälde gegenüber gerichtet. Es zeigte einen blonden, jungen Mann, der versuchte gegen einen Drachen zu kämpfen, sein Schwert jedoch zu Hause vergessen hatte. Jüngling Verlbert wird vom tobenden Drachen verspeist stand unter dem sich bewegenden Gemälde. Das Bild machte Evan alles andere als Mut.

Er hörte Stimmen und blickte auf. Zwei Männer bogen um die Ecke, der eine war kugelrund und trug einen mächtigen Walrossschnauzer: Professor Slughorn.
Der zweite Mann war hochgewachsen und schlank, seine blonden Haare waren kurzgeschnitten und katzengrüne Augen funkelten anklagend in ihren Höhlen. Clarence Rosier war Ende Vierzig und erste Fältchen zogen sich bereits durch sein Gesicht, aber das machte ihn nicht weniger gut aussehend. Clarences Blick schwappte zu Evan hinüber und seine Brauen senkten sich, sodass sich auf der Nasenwurzel ein wütender Strich bildete.
Evan hielt den Atem an; plötzlich fühlte er sich sehr klein und sehr hilflos im Angesicht seines überlegenen Vaters.
Zumindest Slughorns Lächeln spendete ein wenig Trost. „Schön, dass Sie schon da sind, Evan - oh bitte, schauen Sie mich nicht so an, als wollte ich Sie fressen. Sie brauchen keine Angst vor dem bevorstehenden Gespräch zu haben, ich glaube nicht, dass wir so drastische Wege einschlagen müssen wie bei Ihrem Freund Wassily Wilkes.“ Slughorn klopfte Evan auf die Schulter wobei Evans wackelige Beine beinahe eingesackt wären.
Im Gegensatz zu Slughorns blieb Clarences Gesicht eine reglose Maske. Er sah auf Evan hinab, als ob es keinerlei Bezug zu ihm herstellen könnte, als wäre Evan nicht mehr als das Kind eines Fremden und dieses Kind verdiente es nicht einmal, begrüßt zu werden.

Zu dritt betraten sie das Büro von Direktor Dumbledore. Evans Herz schlug derweil irgendwo zwischen seinem Hals und seiner Schädeldecke und heißes Blut rauschte in seinen Ohren.
Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch und sah auf. Sein Lächeln war freundlich und mild und richtete sich insbesondere auf Evan, der dankbar dafür war, dass Dumbledore ihn schon immer mit geduldiger Nachsicht behandelt hatte. Der Direktor erhob sich von seinem Schreibtisch und reichte Clarence die Hand. „Schön Sie einmal außerhalb Ihres Theaters zu sehen, Clarence. Es ist lange her, dass Sie Hogwarts das letzte Mal betreten haben, ich hoffe Sie finden sich noch zurecht?“ Dumbledores Gesicht verhärtete sich fast unmerklich, als er dem anderen Mann in die Augen blickte.
„Ich habe fast meine gesamte Jugend in Hogwarts verbracht, Professor“, sagte Clarence und lächelte falsch. „Wie könnte ich mich hier verlaufen?“
Dumbledore deutete auf die drei bequemen Stühle vor seinem Schreibtisch und sie alle nahmen Platz. Evan war froh, als er seine Beine entlasten konnte, die so stark zitterten, dass man fast glauben könnte, seine Knochen seinen heimlich mit weicher Geleemasse ausgetauscht worden.
„Pfefferminzbonbons?“, fragte Dumbledore und bot ihnen eine Schüssel voller Süßkram an. Clarence und Evan nahmen jeweils eins. Die Bonbons waren in goldglänzendem Papier eingeschlagen, das eindeutig aus der nichtmagischen Welt stammen musste. Clarence warf einen kritischen Blick auf die Verpackung, wahrscheinlich versuchte er die kurze Liste der muggeltypischen Inhaltsstoffe zu verstehen.

„Kommen wir zu dem eigentlichen Anliegen“, sagte Clarence schließlich und ließ den Muggelsüßkram in seine Tasche gleiten. „Evans schulische Leistungen sind also noch schlechter als im letzten Jahr? Ist das überhaupt noch möglich?“
Evan verschluckte sich an seinem Bonbon und hustete kläglich. Dumbledore richtete wortlos seinen Zauberstab auf ihn und das Bonbon flutschte in hohen Bogen zurück in die Mundhöhle.
„Danke, Sir“, keuchte Evan mit kratziger Stimme.
Clarence tat, als hätte er nichts davon mitbekommen.
Professor Slughorn ergriff das Wort im geschäftigen Ton: „Evans mangelnde Konzentration ist sicherlich das größte Problem. Er könnte viel mehr, wenn er am Unterricht aktiv teilnehmen würde. Er ist zu schweigsam.“
„Schweigsam?“, echote Clarence und wandte sich blitzschnell von Slughorn an Dumbledore: „Vielleicht traut er sich auch einfach nicht mehr den Mund aufzumachen? Rücksichtslose Chaoten wie Sirius Black oder dieser Potter sorgen dafür, dass viele Schüler vollkommen eingeschüchtert sind. Haben Sie überhaupt mitbekommen, was die beiden mit meinem Sohn angestellt haben, kurz vor den Winterferien?“
Dumbledore strich sich nachdenklich über den silbergrauen Bart und seufzte. „Natürlich habe ich davon gehört, Clarence, und natürlich haben Sirius Black und James Potter dafür eine Strafarbeit aufgedrückt bekommen.“
„Diese Strafarbeiten sind aber offensichtlich nicht Strafe genug, um sie vor weiteren Unfug abzuhalten! Als Direktor Dippet noch die Schule leitete, hat man solche Kerle rausgeworfen!“

Clarence war so wütend, dass seine katzengrünen Augen sichtbar in ihren Höhlen zuckten. Evan wusste, dass sein Vater Dumbledore nicht mochte, dass er ihn verachtete. Evan hatte das seltsame Gefühl, dass sich Clarences momentaner Zorn jedoch auf weit mehr bezog, als schlechte Schulnoten.
„Soweit ich mich erinnere, waren Sie während Ihrer Schulzeit auch kein unbeschriebenes Blatt, mein guter Clarence Rosier“, gluckste Dumbledore munter.
„Das ist etwas vollkommen anderes!“, fauchte Clarence. „Ich hatte genug Ehre, um zu wissen, dass man keine unterlegenen Schüler in Grund und Boden hext!“
„Ah, da gebe ich Ihnen Recht, Clarence. Sie haben Größeres angestrebt als das und hätten sich wohl kaum damit zufriedengegeben, Schwächere zu verhexen.“
Nun geschah etwas sehr Merkwürdiges: Dumbledore setzte seine Halbmondbrille ab und während er die Gläser mit einem Spitzentuch polierte, blickte er eindringlich zu Clarence hinüber. Clarence wich kaum merklich zurück und zog die Schultern hoch, als würde er sich innerlich gegen etwas wappnen.
Slughorn meldete sich zu Wort. „Vergessen wir die alten Geschichten, meine Herren. Es geht hier um Evans Zukunft. Trotz seiner Schulnoten halte ich es für wenig sinnvoll, wenn er das Schuljahr wiederholt. Er hat Steigerungspotenzial, er kann sich sehr stark verbessern.“

Evan war überrascht, dass diese Worte ausgerechnet aus Slughorns Mund stammten. Professor Slughorn hatte Evan schon nach dem ersten Jahr aus seinem Slug-Klub verwiesen, nachdem ihm klar geworden war, dass Evans Fähigkeiten nicht einmal annährend an die von Clarence heranreichten. Und gerade dieser Lehrer war nun davon überzeugt, dass Evan sich steigern konnte?
Clarence lächelte schief und zynisch. „Sprechen Sie von Muggelmethoden zur Verpflanzung von Gehirnen, Professor Slughorn?“
Evan spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss und seine Haut zu glühen begann. Er faltete die Hände zwischen den Knien, starrte auf seine Fingerkuppen und tat so, als ob er die Worte seines Vaters überhaupt nicht gehört hätte, als ob er sie nie gesagt hätte. Kalter Schweiß bildete sich in seinen Handflächen.
„Clarence, Sie reden hier von Ihrem Sohn!“, sagte Dumbledore scharf.
„Allerdings. Und es wäre vielleicht besser, für ihn einen Privatlehrer zu organisieren, bevor er eines Tages so scheu ist, dass er überhaupt keinen Ton mehr von sich gibt!“
„Sie benehmen sich so, als ob wir Ihrem Kind schaden wollten. Dabei ist die Lehrerschaft der Meinung, dass Evan eine zweite Chance verdient hat!“

Evan hatte nicht geglaubt, dass er einmal Zeuge eines Streites werden könnte, an den sich auch Albus Dumbledore beteiligte. Dumbledores sonst so freundliche Stimme war plötzlich laut und unbeugsam, Clarence schrie wütend zurück, Slughorn versuchte zu schlichten. Der Streit wogte wie eine stürmische See durch das Büro, nur Evan saß so still da wie ein Fels in der Brandung. Er zitterte innerlich, als die Worte ihn heftig umspülten und ihn immer und immer wieder mit voller Wucht trafen, ganz besonders die Worte seines Vaters.
Er schloss die Augen und wünschte sich an einen fernen, ruhigen Ort.
Er wusste nicht wie lange er so dagesessen hatte, bis schließlich der Streit verebbte und eine faire Lösung in greifbarer Nähe umhertrieb.
„Evan“, wandte sich Dumbledore mit gemilderter Stimme an ihn, „ich möchte Ihnen einen Nachtest vorschlagen. Sie werden die Sommerferien zum Üben und Pauken nutzen und ich werde davon absehen, Sie die Klasse wiederholen zu lassen.“
„Klingt gut, Sir“, murmelte Evan leise in Richtung des Fußbodens.
„Ich bin sicher, dass Sie es schaffen können, Evan.“
„Gut möglich, Sir.“
„Damit wäre dann ja alles geklärt“, sagte Clarence und erhob sich von seinem Platz. Er fasste Evan an der Schulter um ihn zum Aufstehen zu bewegen. Evans Beine reagierten nur langsam, er sah zu seinem Vater auf und erkannte die ungezügelte Wut in den grünen Augen lodern. Plötzlich hatte Evan Angst vor ihm - und nicht zum ersten Mal in seinem Leben. Nachdem er die ZAG-Prüfungen in den Sand gesetzt hatte, hatte der vollkommen frustrierte Clarence ihn hart bestraft. Clarence Rosier hielt viel von strenger Erziehung, er selbst war schließlich auch auf die gleiche Weise erzogen worden.

Schicksalsergeben trottete Evan seinem Vater hinterher, die Schultern angespannt und den Kopf gesenkt. Vielleicht lag es an dieser angstvollen Körperhaltung, die Albus Dumbledore dazu bewog, ihn zurückzurufen. „Evan, ich möchte gerne noch ein paar Worte mit Ihnen alleine wechseln.“
Evan sah sich um und auch Clarences Kopf schnellte zurück in Richtung des langbärtigen Direktors, doch sein Blick war eiskalt und bohrend. „Was gibt es da noch zu sagen?“, zischte er unverhohlen zornig.
Dumbledore antwortete ihm nicht sondern lächelte Evan aufmunternd zu und deutete auf einen der Stühle. Vollkommen verunsichert schwappte Evans Blick zwischen dem Professor und seinem Vater hin und her.
Clarence bleckte die Zähne als er sagte: „Das ist nicht notwendig!“
„Glauben Sie mir, Clarence, es ist notwendig.“
Evan hatte das komische Gefühl, dass sein Vater um jeden Preis verhindern wollte, dass Dumbledore alleine mit ihm sprach. Vielleicht hatte er Angst, dass Evan sich verplappern würde und Dinge preisgab, die niemand wissen sollte. Denn Evan wusste eine Menge Dinge über seinen Vater, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.
Es war Professor Slughorn, der das letzte Wort sprach. „Nun seien Sie doch nicht so, Clarence. Professor Dumbledore wird Ihren Sohn schon nicht auffressen.“

Clarence gab auf und fügte sich der Meinung der beiden älteren Männer. Als er und Slughorn schließlich das Büro verlassen hatten, fühlten sich Evans Beine weniger geleeartig an und er erreichte den ihm angeboten Stuhl ohne großes Schwanken. Dennoch umklammerte er die Armlehne wie die Reling eines untergehenden Bootes, nachdem er sich schweigend gesetzt hatte.
Dumbledores Lächeln war freundlich und gütig, nichts deutete mehr auf den Streit von eben hin. Evan hatte den exzentrischen Albus Dumbledore schon immer gemocht, doch er hatte es nie vor seinem Vater oder seinen Freunden zugegeben. Seine Cousine Bellatrix hätte ihm wahrscheinlich eine runtergehauen.
Und trotzdem, Dumbledore schien sehr genau zu wissen, dass Evan ihn insgeheim sehr schätzte und er belohnte ihn mit Nachsicht und Verständnis.

„Wie geht es Ihnen, Evan?“, erkundigte er sich.
„Ganz gut, Sir.“
„Ich hatte bisher wenige Gelegenheiten um mit Ihnen alleine zu sprechen und ich denke, ich sollte mich dafür entschuldigen.“
Unweigerlich musste Evan aufblicken. „Entschuldigen, Sir?“
„Ganz recht. Es fällt mir immer schwerer, an euch Slytherins heranzukommen, auch wenn ich weiß, dass einige von euch Hilfe benötigen.“
„Wir Slytherins blocken Sie leider immer etwas ab“, murmelte Evan und ärgerte sich im nächsten Augenblick über seine dummen Worte. Die meisten Slytherins hatten sich schließlich darauf geeinigt, Dumbledore zu meiden und daher war ihre kollektive Abwehrreaktion vollkommen verständlich!
Dumbledore schmunzelte unter seinem langen Silberbart. „Leider, Evan? Bedauerst du es, dass die Slytherins sich so zurückgezogen haben?“
Gluthitze stieg in Evans Wangen und bei dem mühseligen Versuch, sich herauszureden, stotterte er kläglich. Verlegen presste er die Lippen aufeinander und schämte sich über sich selbst.

Dumbledore verhielt sich so, als sei nichts gewesen. „Professor Sprout leitet während dieser Sommerferien eine kleine Exkursion, genau ein Dutzend Schüler darf daran teilnehmen. Es geht um die Erforschung irischer Zauberkräuter. Die Plätze sind alle belegt, aber für Sie würde Professor Sprout sicher ein Auge zudrücken. Waren Sie schon mal in Irland, Evan?“
„Ja, Sir.“
„Hat es Ihnen dort gefallen?“
„Ja, Sir“, sagte Evan wieder.
„Dann kann ich Ihnen diese Exkursion nur ans Herz legen. Ich bin überzeugt, dass es Ihnen gut tun wird ein wenig Abstand von Hogwarts und Ihrem Elternhaus zu gewinnen.“
Evan runzelte die Stirn und umklammerte die Armlehne fester, so fest, dass ihm die Knochen weiß aus dem Handrücken hervortraten. „Sir, ich denke nicht … ich meine …. was ist mit meinen Eltern? Mein Vater wird sicherlich die Zeit nutzen wollen, um mit mir den Unterrichtsstoff nachzuholen.“
Dumbledore sah ihn lange an, lange und nachdenklich. Dann sagte er schließlich: „Genau das bereitet mir Sorgen. Ein Lehrer, der seinen Schüler für dumm hält, kann ihm nichts beibringen, Evan. Vielleicht sind Sie inzwischen selbst davon überzeugt, nicht gut genug zu sein, nachdem man es Ihnen so lange eingeredet hat. Evan, Sie sind weder dumm noch untalentiert, ich habe bloß noch nicht herausgefunden, wie man Ihre Fähigkeiten ans Tageslicht fördern könnte.“

Vollkommen perplex starrte Evan den Direktor an und wusste nicht recht, ob er den Worten glauben schenken sollte oder nicht. Kein Mensch zuvor hatte ihm je dieses Vertrauen entgegengebracht. „Aber meine Noten, Sir!“, rief er. „Ich bin ein schlechter Schüler, ich kriege nie etwas auf die Reihe, ich verstehe nicht einmal das Zeug, das die Lehrer an die Tafel schreiben!“
Dumbledore hatte bei jedem einzelnen von Evans Gegenargumenten genickt, während sich sein Lächeln mit jeder Sekunde verbreiterte. Nun strahlte er Evan geradezu entgegen und lehnte sich ein stückweit über den Schreibtisch. „Mein guter Evan, Schule ist nicht der einzige Weg um einen Menschen zu beurteilen. Sehen Sie mich an. Ich war ein fabelhafter Schüler, doch wenn es darum geht, eine einfache Tür aufzuschließen, drehe ich den Schlüssel grundsätzlich in die verkehrte Richtung. Und es gibt schlechte Schüler, die außerhalb des Unterrichts jedoch zu Großem fähig sind. Noten sind letztendlich doch nur Ziffern; Zeugnisse vermitteln nicht den wahren Charakter eines Menschen. Sie müssen aufhören zu glauben, dass Sie ein Dummkopf sind. Ich sehe Ihnen an, dass mehr in Ihnen steckt. Die Methoden Ihres Vaters sind jedoch eindeutig der falsche Weg, um Ihnen das zu beweisen, im Gegenteil, es macht alles nur noch schlimmer.“
„Mein Vater wurde selbst so erzogen … und mein Großvater vor ihm auch. Nur bei mir wirkt es nicht.“
„Nein, natürlich nicht. Sie sind nicht Ihr Vater, Evan. Sie sehen sich vielleicht ähnlich und auch er war ein Slytherin, doch was die Wesenszüge anbelangt, sind Sie eine vollkommen andere Person.“

Evan schluckte und wusste nicht recht, was er darauf antworten sollte. Natürlich war ihm klar, dass es gewaltige Unterschiede zwischen ihm und seinem Vater gab, Unterschiede von den Ausmaßen und der Tiefe eines Unterseegrabens. Vielleicht, dachte sich Evan, erkennt Vater diese Unterschiede trotzdem nicht. Vielleicht begreift er nicht, dass ich kein jüngeres Abbild von ihm bin. Aber solange ich nicht so bin wie er, wird er nie stolz auf mich sein.
„Mein Vater hat öfters gesagt, ich sei so eine Art halber Squib.“ Evan sah vorsichtig zu Dumbledore, doch er traute sich kaum, dem Gegenüber in die Augen zu blicken.
„Sie sind weder ein ganzer noch ein halber Squib“, meinte Dumbledore mit einem gutmütigen Funkeln in den Augen. „Sie sind Evan Rosier, ein Zauberschüler von Hogwarts der eine Menge Potenzial besitzt, aber keinen Weg sieht, dieses Potenzial zu nutzen.“
Evans Mund war ausgedörrt und unbequeme Hitze brannte in seinem Körper. Er fühlte sich wie ein Verräter, weil er hier in Albus Dumbledores lichtdurchflutetem Büro saß und gerade dabei war, ihm all seine Sorgen und Ängste offen zu legen. Und Sorgen und Ängste hatte Evan genug, aber kaum etwas davon war für die Ohren des Direktors bestimmt. Evan saß irgendwo zwischen den Fronten, hineingeboren in die gefährlichen Kreise der Todesser und doch hätte er diesem Kreis am liebsten den Rücken zugekehrt. In Dumbledores Gegenwart erschien ihm die Welt viel freundlicher und offener.

„Warum erzählen Sie mir das alles, Sir?“, hakte Evan mit brüchiger Stimme nach.
Ein Schatten glitt über Dumbledores altes Gesicht und wieder verhärteten sich seine Züge. „Ich befürchte, Sie könnten falsche Wege einschlagen, Evan. Ich kenne Ihren Vater und ich kenne auch die `Freunde´ Ihres Vaters.“
Zum ersten Mal sah Evan dem Schulleiter direkt in die Augen. Seine Gefühle waren vollkommen überrannt und konfus und als er den flüchtigen Augenkontakt herstellte, hatte er den Eindruck, ein Teil dieser Gefühlslast würde ihm abgenommen werden. Doch dann senkte Evan den Blick ruckartig, klammerte sich noch ein wenig fester an die Armlehnen und eine Stimme flüsterte in seinem Kopf: Du Dummkopf! Dumbledore weiß alles, du wirst noch deine Familie an ihn verraten!
Das Flüstern riss ihn geradezu aus der Starre, er sprang von seinem Stuhl auf als stünde er unter Strom. „Ich sollte jetzt besser gehen, Sir!“
Dumbledore hob beschwichtigend die Hände. „Beruhigen Sie sich“, sagte er sanftmütig aber energisch.
Evan schüttelte den Kopf und stolperte drei Schritte rückwärts. „Sir, ich kann nicht bleiben! Ich werde auch nicht an dieser Exkursion teilnehmen können, mein Vater würde es eh nicht erlauben!“
Mit einem Mal sah Dumbledore sehr traurig und sehr hoffnungslos aus, als ob er einen Vogel fliegen lassen musste, der jedoch noch nicht ganz flügge war, dem ein tödlicher Absturz bevorstand. Mit diesem Eindruck hatte Evan Recht, auch wenn ihm dieser Gedanke nie bewusst werden würde. Sein langer, tiefer Fall begann mit dem heutigen Tag, der Tag, an dem Albus Dumbledore ihn aus seiner Obhut verlor.

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Nachdem Severus sein Rückblicks-Kapitel hatte, hielt ich es für eine gute Idee, das gleiche bei Evan zu tun. Obwohl dieses Kapitel wohl dazu beitragen wird, dass Clarence seine wenigen Sympathisanten gleich wieder vergrault, schließlich benimmt er sich wirklich wie der letzte Dreck. Das nächste Kapitel ist übrigens die direkte Fortsetzung von diesem hier und spielt in den Sommerferien. Und danach geht es mit der Story sehr rasant weiter ;)

@ AnnaRachelGreene: Ich bin überrascht, dass sich bei der Sache mit dem Fernseher so viele an „The Ring“ erinnert fühlen. An diesen Film hatte ich während des Schreibens rein gar nicht gedacht. Die Idee entstammte eher meinem eigenen Leben (eines Abends habe ich mit meinem Kopfhörer ausländische Radiosender per Satellit empfangen - obwohl es eine ganze Weile dauerte, bis ich herausbekommen habe, woher all die seltsamen Stimmen im Wohnzimmer kamen. War ziemlich gruselig)

@ MsGranger: Endlich mal jemand, der Clarence tatsächlich vermisst hätte, wenn er tatsächlich den Löffel abgegeben hätte XD

@ Seline Snape: Ich weiß allerdings nicht, ob du von Evans Entwicklung so begeistert sein wirst. Warte auf die letzten Kapitel ;)


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

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