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Fanfiction

Ancient Legion I - Umbra Inkognito - Die Motte im Silberkäfig

von Kiosk

19. Severus Snape: Die Motte im Silberkäfig


Bellatrix Lestrange: Sechsundzwanzigjähige Todesserin. Verheiratet mit Rodolphus

Clarence Rosier: Bellas Onkel (mütterlicherseits). Todesser der ersten Stunde

Crescentia Rosier: Ehefrau von Clarence. Pingelig und tratschfreudig

Evan Rosier: Clarences einundzwanzigjähiger Sohn. Todesser

Iliad Farleigh: Vor über zehn Jahren ein Mittäter im Fall zweier ermordeten Professoren. Untergetaucht

Imperia Malfoy-D`oily: Die Besitzerin des „Madame Impérial“. Ältere Schwester von Lucius

Umbra Inkognito: Eigentlich ein Gespenst aus einer alten Erzählung. Doch jemand sorgt in ihrem Namen für Unruhe…

Schimäre: Augenscheinlich ein Pseudonym für jemanden, der mit der Umbra Inkognito in Kontakt steht. Steckt Iliad hinter diesem Tarnnamen?

Severus Snape: Hat gerade erst die Schule beendet. Noch kein Todesser

Wassily „Silly“ Wilkes: Todesser. Enkel von Gellert Grindelwald. Bester Freund von Evan

Zsa-Zsa Zabini: Tänzerin, die berühmt für ihre Schönheit ist. Ehemalige Geliebte von Clarence und die rechtmäßige Besitzerin der Armbrust

Die Armbrust: Voldemort ist fasziniert von antiken und geschichtsträchtigen Objekten. So ist es nicht verwunderlich, dass er auch eine sagenumwogende Armbrust in seinen Besitz bringen will, die einst dem schottischen Lord Willigis Wulfgard gehörte, welcher vor ca. 1000 Jahren den vier Hogwarts-Gründern sein gesamtes Land vermachte. Lange Zeit war die kostbare Antiquität im Besitz der Hexe Zsa-Zsa Zabini, einer direkten Nachfahrin Wulfgards, doch nun gelang es der Umbra Inkognito, die Waffe zu stehlen.

Bisherige Handlung: Nachdem Severus Evan das Leben gerettet hat, bietet Clarence ihm ganz offen einen Platz in den Reihen der Todesser an. Severus bittet um Bedenkzeit.

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Später Abend des 22. Julis 1978

Schwerer Regen klatschte gegen die dünnen und undichten Fenster des Hauses in Spinner`s End, in dem Tobias Snape und sein Sohn Severus lebten, dem kleinen, schmalen, heruntergekommenen und schmucklosen Haus, auf dessen Besitz Tobias so stolz war - schließlich besaßen Versager keine eigenen Häuser -, obwohl es eigentlich mehr der Bank als ihm gehörte.
Severus saß oben in seinem Zimmer und starrte hinaus auf die flackernde Straßenlampe, die vom Regensturm förmlich ausgepeitscht wurde. Auf dem Tisch stand ein Teller mit Nudeln (al dente und statt einer echten Soße gab es die eingedickte Brühe von gestern), doch das Essen war längst kalt und nach der zweiten Gabel hatte Severus schon vergessen, dass der Teller überhaupt vor ihm stand. Viel lieber schaute er der Straßenlaterne beim Flackern zu, während sich seine Gedanken um Clarence Rosiers Vorschlag drehten, Severus könnte ein Todesser werden. Und dieser Vorschlag, von dem er nicht einmal wusste, ob er nun verlockend oder gefährlich war, wand sich durch seinen Verstand. Gewiss war es eine Ehrung, von einem alten und erfahrenen Todesser wie Clarence überhaupt in Betracht gezogen worden zu sein. Schließlich war Severus weder nobel, noch reich, noch reinblütig; alles was er besaß waren sein Verstand und sein Talent. Und beides wollte gefordert werden.
Severus war sich nicht sicher, ob man an Langeweile sterben konnte, doch zumindest fühlte er sich kurz davor. Als er vor gut zwei Stunden einen flüchtigen Blick in den Spiegel geworfen hatte - er vermied es stets, sich allzu lange zu betrachten -, waren ihm seine Augen wie zwei lange, leere Tunnel erschienen. Ganz stumpf und angeödet. Erkennst du es, Freundchen? hatte sein Spiegelbild ihm gesagt, man sieht es dir schon an, dass dein Verstand in all der Langeweile absäuft. Und ohne einen Rettungsring wirst du ganz schnell darin versinken.

Nur wie sollte Severus` Rettungsring aussehen? Er interessierte sich für viele Dinge, doch kaum etwas konnte ihn über einen langen Zeitraum hinweg fesseln. Nur Zweierlei liebte er wirklich: Zum einen liebte er es, in den Angelegenheiten anderer Leute herumzuschnüffeln. Als er fünf Jahre alt gewesen war, hatte Severus seinen Nachbarn nachspioniert und herausgefunden, dass diese nur deshalb so immens an Benzinkosten sparen konnten, weil sie sich den nötigen Sprit dreisterweise bei den Autos Fremder abzapften.
Und in der zweiten Klasse hatte er seiner Grundschullehrerin Mrs. Pennymarker hinterhergeschnüffelt und ihr außereheliches Liebesleben mit der alten Polaroidkamera seines Vaters dokumentiert - was auch relativ einfach gewesen war, denn Mrs. Pennymarkers „Beziehungen“ fanden stets im Klassenraum von Mr. Carew, Severus` Mathelehrer, statt. Unbequemerweise hatte Mrs. Pennymarker Severus eine Backpfeife erteilt, nachdem er seine Beweise offengelegt hatte und Tobias Snape hatte wiederum Mrs. Pennymarker das Leben zur Hölle gemacht, weil sie es gewagt hatte, gegen seinen Sohn die Hand zu erheben.
Dann, in Hogwarts, hatte Severus Bekanntschaft mit Potter und seinen Freunden gemacht, Jungs, die es geradezu verdienten bespitzelt zu werden. Sieben Schuljahre lang hatten sie ihren Unfug getrieben und genau so lange war Severus ihrer Fährte gefolgt, mit allen Konsequenzen, die neugierige Schnüffler zu ertragen hatten. Ja, Severus liebte es zu schnüffeln, wahrscheinlich mindestens genau so sehr wie ein übereifriger Bluthund die Verbrecherjagd liebte.

Seine zweite große Leidenschaft galt den dunklen Künsten, was vielleicht daran lag, dass diese Form der Magie noch immer geheimnisumwittert und relativ unerforscht war. Die dunklen Künste waren wie ein großes weites Land, in dem nur wenige Menschen umherzogen und es demnach noch überall etwas zu entdecken gab. Und für einen Jungen, der Geheimnisse liebte, waren die dunklen Künste äußerst verlockend und reizvoll.
Unterm Strich betrachtet gab es also zwei Dinge, die Severus wirklich am Herzen lagen: Wie ein Bluthund herumzuschnüffeln und sich durch die Angelegenheiten Anderer zu graben, und eben die dunklen Künste, die offen und unerforscht vor ihm lagen.
Komisch, dass ein Dasein als Todesser ihm die Möglichkeit geben würde, sich mit beidem zu beschäftigen. Als Todesser wären seine Talente gefordert und sein Verstand beschäftigt. Eigentlich war das keine schlechte Vorstellung. Trotzdem spukten dunkle Vorahnungen durch Severus` Bewusstsein und Lilys Stimme traktierte sein Gewissen, erzählte ihm von den schrecklichen Dingen, die Todesser taten.
Aber was wusste Lily schon über den Schwarzen Orden? Sie hatte diese Gerüchte nur aufgesaugt und überspitzt wiedergegeben, um Severus von seiner verwegenen Idee abzubringen.
Gerüchte!
Doch abgesehen von Lily - was war mit all diesen grausigen Artikeln, die sich inzwischen fast täglich im Tagesprophet fanden? Clarence Rosier hatte gesagt, dass die Hälfte davon schlichtweg erstunken und erlogen sei. Selbst wenn er die Wahrheit gesagt haben sollte, so blieb immer noch die andere Hälfte übrig. Und die war ebenfalls alles andere als freundlich.
Konnte er das so einfach unter dem Stichwort „Gerüchte“ abharken?

Als Severus` Gedanken Clarence Rosier erreichten, fiel ihm auch wieder ein, was der Mann gesagt hatte, sollte Severus sich nicht für Lord Voldemorts Seite entscheiden: Mr. Rosier würde ihn die Erinnerung an ihr Gespräch ausbrennen müssen. Severus verspürte kein großes Interesse daran, dass dieser Mann an seinem Gedächtnis herumpfuschte und -werkelte. Ein kleiner Fehler und Severus würde den Rest seines Lebens im St. Mungos oder - noch schlimmer - in einem Heim für geistigbehinderte Muggel zubringen, wo er ganz sicher nicht mehr herumschnüffeln oder sich mit den dunklen Künsten beschäftigen könnte. Nein, stattdessen würde er mit stumpfen Kinderscheren und Kleber knuddelige, bunte Filztiere basteln und sich über noch buntere Pillen freuen, die man ihm zusammen mit Essenspampe zum Mittagessen bringen würde -
„Ach, das ist doch völlig bekloppt!“, sagte Severus zu sich selbst und sprang von seinem Stuhl auf. „Ich weigere mich, auch nur an bunte Filztierchen zu denken!“ Seine Stimme dröhnte in dem kleinen Raum und nachdem sie verklungen war, hörte Severus nur noch den Regen auf das Dach und gegen das Fenster trommeln.

Er beschloss, sich ein wenig abzulenken und mit der vagen Idee, in der Küche ein Glas Milch zu trinken, verließ er sein Zimmer. Im Erdgeschoss brannte noch Licht, Severus vermutete, dass sein Vater wieder vor dem Fernseher eingeschlafen war. Während er langsam die Treppe hinunterschritt, fiel sein Blick auf die Pinnwand, an der viele Schichten uralter Notizen und Merkzettel hingen. Unter einer alten Telefonrechnung lugte etwas hervor, das Severus im ersten Moment einen leichten Schreck versetzte. Er schob die längst vergilbte Telefonrechnung zur Seite und sah - welch Zufall - ein Filztier, das Severus in der ersten Klasse basteln musste - musste!
Es war ein grauer Hund mit langen, schwarzen Schlappohren und Elendsmiene. Der Hund lächelte nicht, im Gegensatz zu den Filztieren, die seine Klassenkameraden gebastelt hatten, und seine Augen waren kleine, schwarze Punkte. Wie leere Tunnel. Wie Severus` eigene Augen.
Er hatte seit einer Ewigkeit nicht mehr an dieses hässliche Ding gedacht. Dabei gab es eigentlich einen guten Grund, daran zu denken: Lily, die Severus einmal während der Winterferien der ersten Klasse besuchte, hatte den alten Filzhund entdeckt und von der Pinnwand gezogen. „Guck mal, der sieht genau so aus wie du, Severus!“, hatte sie gelächelt und den Hund neben ihn gehalten, als ob sie beide wie Zwillinge vergleichen würde. „Du machst auch immer so ein Gesicht, wie nach sieben Jahren Regenwetter!“
Severus - der zufälligerweise nun fast genau sieben Jahre älter war - presste den traurigen Filzhund zurück an die Pinnwand und erdolchte ihn beinahe mit der Stecknadel. Irgendwas an der Sache kam ihm unheimlich vor, so als hätte jemand Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammen in einen Topf geworfen und zu einem einzigen Teig verknetet. Ein Teig, der ihm ganz und gar nicht schmeckte, der zu bitter war.

Er übersprang die letzten Treppenstufen und überging auch die Milch, die er eigentlich vorgehabt hatte zu trinken. Stattdessen blickte er ins Wohnzimmer, wo sein Vater auf dem Sessel saß, schlief und sehr laut schnarchte. Das Licht des Fernsehers flackerte geisterhaft über ihn hinweg.
Severus schnaubte lahm. „Damit hätten wir wohl das Rätsel um die viel zu hohe Stromrechnung gelöst“, sagte er nicht zum ersten Mal in seinem Leben. Tobias Snape schlief immer vor laufendem Fernseher ein, doch das hatte er weder Eileen noch Severus je geglaubt.
Severus beschloss den Fernseher auszuschalten, ehe das alte Ding womöglich noch vor lauter „Defektheit“ explodieren würde. Doch als er das Wohnzimmer betrat und die Bilder sah, die über die Mattscheibe kriselten, und die verzerrte Stimme des Sprechers hörte, die aus dem Gerät drang, hielt Severus unwillkürlich den Atem an.
Zuckend bewegte sich ein zerschlagener Marsch britischer Soldaten durch das Bild, die einen Verwundeten auf der Bahre mit sich trugen, dessen einer Arm in Fetzen hing. Die Stimme des Sprechers war quäkend und noch merkwürdiger verzerrt, als Severus es von dem Fernseher gewohnt war. „-wie heldenhafte Krieger - unsere Soldaten - Vormarsch der Alliierten - unzählige Opfer in Kriegsgefangenschaft -“.
Krieger, Opfer und Kriegsgefanangenschaft, rief eine Stimme in Severus` Kopf. Drei der Wörter, die Clarence Rosier gebraucht hatte, um Severus zu verdeutlichen, dass die Todesser keine Mörder waren, die aus einer reinen Laune heraus Leute entführten und töteten.
Das Bild flackerte, hängte sich auf und die Bewegungen der Soldaten erstarrte kurz, dann zuckte das schwarzweiße Filmmaterial weiter und erneut sagte der Sprecher: „-wie heldenhafte Krieger - unsere Soldaten - Vormarsch der Alliierten - unzählige Opferin Kriegsgefangenschaft -“. Und dann wieder: „heldenhafte Krieger - Opfer in Kriegsgefangenschaft“.

Severus klopfte auf das Gehäuse des Fernsehgerätes, in der Hoffnung, die Störung so zu beheben, doch das Bild des verletzten Soldaten mit dem zerfetzten linken Arm spulte sich wieder und wieder von neuem ab, genau wie die Stimme des Sprechers. Seine Worte verfolgten Severus und zu diesen Wörtern mischte sich das Echo von Clarence Rosiers Stimme, die sagte: „In einem Krieg spricht man nicht von Morden und Entführungen, sondern von Opfern und Kriegsgefangenschaft. Seltsam, dass die Menschen mit den letzten beiden Wörtern viel besser leben können. Es ist ein Unterschied, ob man jemanden als Mörder oder als Krieger bezeichnet, nicht wahr? Ein Mord ist ein Vergehen, ein Krieger wird für seinen Mut und seinen Kampfeswillen gefeiert und geehrt. Auch wenn das Ministerium uns behandelt wie eine Gruppe mordender und gemeingefährlicher Terroristen, Mr. Snape, in Wirklichkeit sind die Todesser Krieger, die an einer großen und noblen Idee festhalten. Leider lehrt uns die Geschichte, dass die großen und noblen Ideen jedoch Zeit brauchen, ehe sie akzeptiert werden.“
Severus hatte genug gehört und gesehen. Er streckte seine Hand aus, um den Kasten einfach auszustellen, doch kaum hatte er den Schalter mit der Fingerspitze berührt, durchzuckte ihn ein kurzer Stromschlag. Als ob unsichtbare Kräfte den Film vorspulten, rasten nun verworrene Bildfetzen über die Mattscheibe und die Stimme des Sprechers überschlug sich, sodass sie wie das Maulen eines Ungeheuers klang. Und dann, ganz plötzlich stoppte das Bild abrupt. Severus lehnte sich näher an den Schirm heran und starrte auf das schwarzweiße Abbild einer kleinen Gruppe Soldaten, die am Rande eines offenbar französischen Dorfes standen und von einem Dutzend lächelnder Zivilisten mit Brot, Obst und Trinken versorgt wurden. Es war kein besonderes Bild, doch irgendetwas daran ließ Severus innehalten. Das Bild bewegte sich nicht, sondern flackerte bloß unruhig und die Stimme des Sprechers war zu einem einzigen Störlaut verkommen. Er konnte den Blick nicht abwenden, er musterte die Menschen, die Zivilisten und die britischen Soldaten, die dankbar die Nahrung entgegennahmen und die zufrieden und stolz dreinblickten. Zufrieden und stolz, weil sie dabei waren, Geschichte zu schreiben und die Welt zu verbessern? Weil sie wussten, dass ihr Vormarsch und ihr Kampf nobel und richtig war?
Du bist wirklich selten dämlich, wenn du einen defekten Fernseher als Wink mit dem Zaunpfahl betrachtest, höhnte eine Stimme in Severus` Kopf. Dämlich genug um wirklich Geschichte zu schreiben, Schniefelus.

Plötzlich gab es einen Knall, das Bild im Fernseher erlosch und übelriechender Rauch quoll aus dem Gehäuse. Severus schreckte zurück, während Tobias sich nur lautschnarchend in seinem Sessel umdrehte.
„Tobias, der Fernseher brennt“, sagte Severus, doch sein Vater schlummerte weiter.
Flammen züngelten fröhlich aus dem alten Kasten hervor. Severus rümpfte die Nase, warf erneut einen prüfenden Blick auf seinen Vater, der jedoch immer noch nicht reagierte, und zog schließlich seinen Zauberstab um das Haus vor dem Abbrennen zu bewahren. Drei Sekunden später war das Problem behoben und mit einem weiteren Zauber ließ er das Fenster aufkippen, damit sich auch der Rauch verziehen konnte. Wahrscheinlich würde Tobias ihm die Schuld für die spontane Fernsehexplosion geben, denn er war der Meinung, Magier würden der Elektronik schaden. „Hokuspokus-Strahlung“ nannte er das dann.
Also schlich sich Severus wieder nach oben in sein Zimmer, diesmal jedoch mit einem Glas Milch. Es war inzwischen beinahe Mitternacht und er fand, dass eine eigenartige Stimmung das Haus auszufüllen schien. Doch was das für eine Stimmung war, vermochte er kaum zu beschreiben, es gab Wörter, die erst erfunden werden mussten. Vielleicht solltest du es einen Hauch von Schicksal nennen, meinte die Stimme in Severus` Kopf, obwohl es natürlich deine Sache ist, Schniefelus, ob du einen Filzhund oder einen defekten Fernseher als Schicksalswink betrachten möchtest.
Severus hielt nicht viel von solchen Begriffen wie „Schicksal“, doch die Stimme hatte Recht. Der Hauch von etwas Großem und Schwerem lag in der Luft, unfassbar und trotzdem spürbar.
Als er die Tür zu seinem Zimmer öffnete, saß ein Tier auf seinem Schreibtisch und futterte die kalten Nudeln. Es war ein kleiner Steinkauz, der durch den Kamin in Severus` Zimmer geflogen sein musste. Er schnappte die Eule mit einem beherzten Handgriff und zog den Brief von ihrem Fuß, der mit einem königsroten Seidenband um das Bein des Vogels gewickelt worden war. Seidenbänder! Severus konnte sich schon denken, wer der Absender des Briefes war. Das Pergament besaß ein Wachssiegel, auf dem das Wappen der Malfoys zu erkennen war. Während sich der Steinkauz wieder genüsslich über den Teller voller Nudeln hermachte, schlug Severus den Brief auf und las:

Wenn du dich schon entschieden haben solltest, statte mir ruhig einen Besuch ab.
Lucius

Severus schnaubte trocken. Clarences Rosiers Angebot schien mehr als nur ernsthaft gewesen zu sein, wenn Lucius Malfoy bereits anfing, Severus des Nachts Anfragen zu schicken. Er stellte sich vor, was passieren würde, wenn er die Möglichkeit einfach ausschlug, ein Todesser zu werden. Würden sie ihm tatsächlich das Gedächtnis löschen? Oder vielleicht auch mehr als das?
Nein, Severus konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Mr. Rosier oder Lucius ihn töten würden. Nicht nachdem er Evan das Leben gerettet hatte. Er fürchtete sich auch nicht wirklich vor den Konsequenzen, das Angebot abzuschlagen, sondern vielmehr vor den Konsequenzen ein Todesser zu sein. Askaban war kein besonders angenehmer Ort und er würde sich viel lieber zehnfach zum Geistesbehinderten hexen lassen, als auch nur ein Jahr auf dieser Gefängnisinsel zu verbringen.
Alles was er wollte, war einen dauerhaften Platz in der magischen Welt und die Möglichkeit, in den dunklen Künsten herumzuschnüffeln. Ein Todesser werden, interessenhalber? Besaß er denn keine Überzeugung, die die Entscheidung, sich Lord Voldemort anzuschließen, rechtfertigen könnte?
Doch, die gab es…

Er war von etwas überzeugt. Irgendwie erschien ihm die Idee Lord Voldemorts richtig. Nicht weil Severus einen besonderen Hass auf Muggel verspürte, nein, sondern weil er mit eigenen Augen mitangesehen hatte, was geschehen konnte, wenn die Welt der Magier und die nichtmagische Welt zu nah aneinander rückten. Die mögliche Ausnutzung der magischen Welt, Severus hatte diese Bedrohung in seiner eigenen Familie miterlebt. Tobias Snape hatte es ungemein praktisch gefunden, eine Hexe geheiratet zu haben, doch Eileens Spaß, ihn mit Zauberei den Alltag zu erleichtern, war irgendwann zu einer Art Pflicht geworden. Tobias hatte sie gezwungen zu hexen, hatte sie bedroht wenn sie sich weigerte, selbst dann, als sie in Konflikt mit dem Zaubereiministerium geraten waren. Und als Tobias Snape schließlich begriffen hatte, dass man mit Magie nicht jedes Problem lösen konnte, hatte er begonnen, Zauberei zu verfluchen, es als nutzlosen Hokuspokus abzutun. Auch nach all diesen Jahren wurde Severus das Gefühl nicht los, dass sein eigener Vater seine Mutter versklavt hatte. Und dieses Gefühl hatte sich als eine Art von Urangst in Severus manifestiert, die Angst davor, ausgenutzt und missbraucht zu werden und nicht Herr seiner selbst zu sein.
Das war der Grund für Severus` Überzeugung. In der Zauberwelt gab es so viele Muggelfreunde, die glaubten, es sei an der Zeit, dass Muggel und Magier ein und dieselbe Zukunft bestritten, doch Severus hätte sich lieber am nächsten Dachbalken erhängt, als dem tatenlos zuzusehen.
Die Krallen des Steinkauzes klackerten geräuschvoll über den Teller, auf dem sich inzwischen keine einzige Nudel mehr befand. Der Vogel hatte das Geschirr aber offenbar als bequemes Nest auserkoren und machte es sich gemütlich. Severus verscheuchte ihn mit einer raschen Handbewegung, der Vogel flatterte auf und davon, hinaus durch den Kamin.
Severus warf erneut einen Blick auf Lucius` Brief: Wenn du dich schon entschieden haben solltest, statte mir ruhig einen Besuch ab.
Hatte Severus sich entschieden? Sein Kopf beantworte diese Frage mit einem kühlen Ja, während sein vorlautes Bauchgefühl der Meinung zu sein schien, Severus` würde geradewegs in sein Verderben rennen. Aber, zum Teufel noch mal, hatten Bäuche eigentlich ein Recht auf freie Meinungsäußerung?

XXXXXXX

Lucius Malfoy verschwendete keine große Zeit mit Plauscherei und schon wenig später stand Severus vor dem Dunklen Lord Voldemort, dessen Blick die eisige Wucht und Durchschlagskraft einer Gewehrkugel zu besitzen schien.
Sie befanden sich in einem großen, in die Länge gezogenen Raum, mit schweren Vorhängen, die vor den Burgfenstern hingen. Wäre es draußen hell gewesen, hätten die Vorhänge das Licht wahrscheinlich komplett aufgefangen, doch in der Nacht wirkten sie wie die Konturen unförmiger Monster, die an der Wand Wache hielten. Im Schein eines wachsbefleckten Kerzenständers saß Lord Voldemort auf einem hohen Stuhl, umgeben von mehreren Todessern, deren Gesichter von knochenbleichen Masken bedeckt wurden. Severus, der hinter Lucius lief, spähte zu ihnen hinüber und die Todesser erwiderten seinen Blick, ehe sie sich an den Dunklen Lord wandten.
„Lucius Malfoy, eure Lordschaft“, sagte der eine. „Lucius Malfoy mit Begleitung.“
Voldemort hob seine weiße Hand von der samtbezogenen Stuhllehne und machte eine verscheuchende Geste. „Ich habe ihn erwartet“, stellte er mit hoher, kalter Stimme klar. „Ihr anderen könnt euch entfernen.“
Die Todesser neigten ihre Köpfe und huschten mit bauschenden schwarzen Roben davon. Severus wandte seinen Kopf ein Stück, um ihnen nachzusehen, doch sobald die Gestalten aus dem Lichtkegel getreten waren, schienen sie gänzlich mit der Dunkelheit zu verschwimmen. Nur das Echo ihrer Schritte hing noch kurz in dem Saal, fern und unortbar.

„Ist das der junge Mann, Lucius, von dem man mir berichtet hat?“
Lucius verbeugte sich tief vor seinem Meister. „Ja, mein Lord. Severus Snape.“
Lord Voldemort stellte sein Weinglas auf den Mahagonitisch neben sich und erhob sich schwungvoll von seinem Platz. Er war groß und schlank, größer und schlanker noch als Severus, Lucius oder Evan Rosier. Eine schwere Kutte fiel über seinen Kopf, sodass das Gesicht des berüchtigten Lord Voldemorts im Schatten lag. Nur zwei Augen glommen und stachen hervor, die das einfallende Restlicht seltsam rotschimmernd reflektierten. Severus fühlte sich an Werwolfsaugen erinnert, Augen eines nachtaktiven Raubtieres.
Lord Voldemort schritt auf Severus zu und plötzlich wurde Severus bewusst, dass er keine Vorstellung hatte, wie er sich am Besten verhalten sollte. Lucius und die anderen Todesser hatten sich verbeugt, schön und gut, doch welche Benimmregeln galten für einen Jungen wie ihn? Doch noch ehe er zu einer Entscheidung gekommen war, streckte Lord Voldemort Severus die rechte Hand entgegen, die er ohne großartig zu zögern ergriff und zum Gruße schüttelte. Händeschütteln war eine Geste, die den meisten Menschen - so auch Severus - im Laufe ihres Lebens in Fleisch und Blut überging, doch bereits im zweiten Moment wunderte Severus sich. Die ganze Situation war merkwürdig surreal, wenn er darüber nachdachte, wessen Hand er soeben unter seinen Fingern spürte. Die kühle, trockene Hand Lord Voldemorts, dem vielleicht größten Schwarzmagier aller Zeiten, mit fest über die Knochen gespannter Haut, Haut so blass, dass sie fast durchscheinend wirkte.
Severus fröstelte, doch er wusste nicht genau weshalb. Vielleicht hatte ein Luftzug ihn gestreift, oder möglicherweise lag es auch an dem Händedruck mit diesem Mann, dessen Haut sich so seltsam wächsern, blutleer und leichenartig anfühlte?

„Lucius, du darfst gehen“, sagte der Dunkle Lord ohne sich zu ihm umzudrehen. „Ich möchte mich mit dem jungen Severus alleine unterhalten, alles andere wäre unhöflich ihm gegenüber. Und wir wollen die Gastfreundschaft in allen Ehren halten.“
„Natürlich, mein Lord“, nickte Lucius und verschwand schnellen Schrittes aus dem Saal. Irgendwo in der Dunkelheit schlug eine schwere Tür ins Schloss und Severus hatte mit einem Mal das seltsame Gefühl, eingesperrt worden zu sein.
„Setz dich, Severus.“ Der Dunkle Lord wies auf einen zweiten Stuhl, von dem Severus sich sicher war, dass er zuvor noch nicht hier gestanden hatte. Auch dieser Stuhl war mit schwarzem Samt überzogen, doch er war weniger wuchtig und raumfüllend als Voldemorts eigener.
Vielleicht lag es an der eben erwähnten Gastfreundschaft, dass Voldemort seine Kutte vom Kopf streifte, nachdem sie beide platzgenommen hatten. Severus hatte sich bisher noch nie Gedanken darüber gemacht, wie der Dunkle Lord eigentlich aussehen könnte, und selbst wenn er sich diese Frage je gestellt hätte, er hätte wahrscheinlich angenommen, Voldemort wäre spitzbärtig, verschlagen und sehr alt. Doch all das traf nicht zu.
Ein schmales Gesicht war zum Vorschein getreten, schneefarben und mit alterslosen Zügen, als hätte man Falten und Runzeln einfach verwischt. Nur die Wangen waren hohl und knochig, aber Severus konnte nicht entscheiden, ob sie nun schädelartig oder etwa edel wirkten. Doch zumindest kam er zu dem Schluss, dass dieses Gesicht eigenartig war, denn er hatte noch nie ein Gesicht gesehen, das einerseits so fein geschnitten war und andererseits den Eindruck machte, als wäre es aus kaltem Stein oder Eis gemeißelt.
Ja, Lord Voldemort war gut aussehend, aber schauerlich, wie die Menschwerdung einer linkischen Spinne mit hässlich-weißem, haarlosem Spinnenkörper.

„Du bist also der Einladung gefolgt“, stellte Voldemort fest und richtete seinen stechenden Blick auf Severus. Er hatte dunkle Augen, von einer fast gewöhnlichen dunkelgrünen oder braunen Farbe, aber etwas in ihrem Inneren glühte wie feuerrote Kohlen, als würde es hinter den Pupillen brennen wie in einem Hochofen.
Beruhigt stellte Severus fest, dass es ihm nicht die Sprache verschlagen hatte. Als er antwortete, klangen seine Worte beinahe so ruhig und gewählt wie immer. „Nicht nur der Einladung, Sir. Ich habe sehr gründlich darüber nachgedacht und meine Entscheidung steht fest.“
„Dann gehe ich davon aus, dass du das Angebot annehmen wirst. Gewiss, sonst wärst du nicht gekommen. Lucius erzählte mir, du seiest ein Zauberer mit bemerkenswerten Talenten und, das ist mir nicht entgangen, wie ich hörte, hast du den jungen Evan Rosier vor den sicheren Tod bewahrt.“
Severus nickte stumm und zum ersten Mal wanderte sein Blick flüchtig über den runden Mahagonitisch, der zwischen den beiden Stühlen stand. Unter anderem befand sich auf diesem Tisch ein reichverzierter Silberkäfig, in dem eine haarige Motte saß, die in etwa so groß wie Severus` ausgestreckte Hand sein musste.

„Viele deiner Freunde haben sich mir schon vor geraumer Zeit angeschlossen, ich frage mich, warum du so lange gehadert hast. Wo du doch so bekannt für dein Talent und dein Interesse an der schwarzen Magie bist. Tristan Mulciber, Wassily Wilkes, Jason Avery, Evan Rosier - sie haben nicht gezögert.“
„Wichtige Entscheidungen brauchen Zeit“, antwortete Severus vorsichtig. Er wollte es sich nicht eingestehen, doch er reagierte auf den Mann vor ihm mit leichter Scheu und Zurückhaltung. Fast, als hätte sich irgendein uralter Instinkt soeben eingeschaltet, der nun die Fäden in die Hand nahm.
„Ja, manche Entscheidungen brauchen Zeit, in der Tat.“ Voldemort nickte, doch er schien nicht befriedigt. Also fügte Severus hinzu: „Und im Gegensatz zu meinen … Freunden, bin ich nicht reinblütig. Mein Vater ist ein Muggel.“
„Kein angenehmer Makel, natürlich. Doch sei unbesorgt, Severus“, Voldemorts Augen flackerten kurz, „manche von uns sind so besonders, dass sie selbst über solche Makel erhaben sind.“ Ein flüchtiges Lächeln huschte über das weiße Gesicht und ließ die Wangen noch hohler und schädelartiger erscheinen. Als Voldemort seine Hand ausstreckte, um nach dem Weinglas zu greifen, flatterte die Motte in dem Silberkäfig angstvoll auf.

„Warum bist du hier, Severus?“, fragte Voldemort plötzlich, während er das Weinglas schwenkte. Über den Rand hinweg warf er Severus einen berechnenden Seitenblick zu. „Jeder hat seine ganz eigenen Gründe, weshalb er sich mir anschließen möchte. Ich will wissen, welche Gründe zu deiner Entscheidung führten.“
Severus runzelte die Stirn. „Ich würde sagen, es ist das Interesse an Wissen. An mehr Wissen. Sieben Schuljahre reichen nicht einmal annährend aus, um all das zu erfahren, was es zu erfahren gibt. Und abgesehen davon, bin ich überzeugt davon, dass eure Ideen richtig sind, Sir. Ich kenne die Muggelwelt gut genug um zu wissen, dass sie und die Zauberwelt auch in Zukunft strikt voneinander getrennt werden müssen. Strikter vielleicht noch, als heutzutage.“
„Das klingt, als hättest du tatsächlich gut darüber nachgedacht, Severus“, sagte Voldemort mit einem scharfsinnigen Funkeln in den brennenden Augen. „Dann lass mich dir eine Frage stellen, damit ich weiß, wie stark deine Überzeugungen wirklich sind und wie gut du die Muggelwelt tatsächlich kennst: Was denkst du würde geschehen, wenn die Muggel von unserer Welt erfahren?“
Severus fühlte sich keineswegs wie vor den Kopf gestoßen, über diese Frage hatte er mehr als oft nachgedacht, er räusperte sich leise und antwortete mit klarer Stimme: „Die Muggel würden Forderungen stellen, damit wir ihre Probleme mit Magie lösen. Damit wir sie von Hunger und Krankheiten erlösen.“
Voldemort nickte anerkennend. „Und was würde das wiederum bedeuten?“
„Wenn wir die Probleme aus der Muggelwelt beseitigen, dann würde das zu einer kompletten Selbstaufgabe unserer eigenen Welt führen. Die Muggel hingegen würden diese Tatsache nicht akzeptieren und in die Offensive gehen, denke ich.“
„Und du denkst richtig“, lobte der Dunkle Lord schätzend. „Die Muggel sind nicht mehr so wie früher … sie sind nicht mehr dasselbe dumme Pack, das sie einst waren. Ihre Kriege sind katastrophal und weitläufig und ich beobachte seit Jahren mit Sorge ihre steigende Kraft durch die Technik. Viele sagen mir nach, ich würde Muggel nicht schätzen, aber so gesehen ist das falsch. Ich erkenne lediglich die Probleme, die sich zwangsläufig ergeben würden, sollten diese beiden Welten aufeinanderprallen. Und ich möchte nicht mit ansehen wie unsere schöne Welt auseinander bricht, nur weil einige Magier meinen, den Muggeln im großen Stil helfen zu müssen … was immer diese Muggelfreunde sagen, ich bin überzeugt dass die Muggel über kurz oder lang ihre Probleme eigenständig lösen werden und deswegen ist es sinnlos, sich über ihr Wohlergehen Gedanken zu machen. Magier die fordern, man sollte die Mauer niederreißen, die unsere Welt von ihrer trennt, wissen nicht, wie schwer es ist, eine zertrümmerte Mauer wieder neu aufzubauen. Der Tag, an dem die Muggel von uns erfahren, wäre unwiderruflich. Wir haben viel zu verlieren.“

Noch bevor Severus etwas sagen konnte oder gar zu dem Schluss gekommen war, ob es dem überhaupt etwas hinzuzufügen gab, hob Lord Voldemort seine langfingrige Spinnenhand über den Käfig mit der Motte. „Ich möchte dir etwas verdeutlichen. Ein Naturgesetz, das Grausamkeiten erklärt“, sagte er.
Severus beobachtete, wie das eingesperrte Insekt panisch reagierte, als ob es den Hauch des Todes fühlen würde, der über seinen flaumigen Körper strich. Es flatterte auf und klammerte sich an die Gitterstäbe, die am weitesten entfernt waren von der kalkweißen Hand Voldemorts. Und die Motte presste sich so stark gegen das filigrane Silbergitter, dass sie es schaffte, ihren Kopf hindurchzuzwängen und nun verzweifelt mit den Beinen ruderte. Mit einer Art dunklen Ehrfurcht sah Severus zu, wie sich die große Motte bei dem verzweifelten Versuch freizukommen, selbst die Flügel ausriss, als sie sich immer weiter durch das viel zu schmale Gitter presste. Schließlich fand sie einen quälend langsamen Tod, die dünnen Silberstäbe schnitten ihr den pelzigen Körper auf, quetschten ihr die Beine ab. Am Ende hing das tote, flügellose Insekt leblos dazwischen und die verbliebenen Beine zuckten grotesk.
Der Dunkle Lord hatte die Motte in den Tod getrieben, indem er nichts weiter getan hatte als sich dem Käfig zu nähern … war es normal, dass eine seichte Handbewegung ein Tier in solch eine Panik versetzen konnte?

Zumindest Lord Voldemort schien mit keiner anderen Reaktion seitens der Motte gerechnet zu haben, denn er lächelte wissend. „Die Natur ist herrlich gnadenlos, nicht wahr? Jeder ihrer Schritte bewirkt, dass Abertausende ihrer Wesen auf grauenhafte Art und Weise umkommen. Und viele müssen ihr Leben lassen, während sie versuchen, ihre Ziele zu verwirklichen.“ Er deutete gelassen auf die tote, gequetschte Motte. „Fortschritt beläuft sich in den meisten Fällen immer auf eine blutige Vorgeschichte. Nicht nur in der Natur, sondern auch bei den Muggeln und in der magischen Welt. Menschliche Opfer mögen bedauerlich sein, aber wenn sie dem großen Ziel dienen, ist es ein Opfer, das wir bereitwillig darbringen müssen. Und auch meine Ideen werden Opfer fordern. Aber das ist Fortschritt: blutig und makaber, für die Schaffung besserer Welten. Bedauerlicherweise sind einige naive Geister der Überzeugung, dass weder meine Vorstellungen, noch die Opfer, der natürliche Weg sind. Menschen, die einfach nicht begreifen wollen, dass mein Weg der Richtige ist.“
Severus hörte eine Art Frust aus der Stimme des Dunklen Lords heraus, aber er wusste nicht genau, ob dieser Frust gespielt oder echt war.
Voldemort griff nach einem schwarzen Samttuch, das direkt neben dem Käfig lag, und ließ den Silberkäfig mitsamt Motte darunter verschwinden. „Wie schade, dass die naivsten Abkömmlinge der Zauberwelt sich weigern, dieses Naturgesetz anzuerkennen. Die sich blind gegenüber ihrer Grausamkeit stellen. Und wie schade, dass meine Motte es nicht geschafft hat, aus ihrem silbernen Gefängnis zu entkommen. Doch hätte sie Erfolg gehabt, so könnte sie nun ein besseres Leben führen. Das Risiko war es allemal wert. Sie hat ihr Opfer dargebracht, ein jämmerliches Insekt hat mehr gewagt, als die meisten Magier je von sich behaupten könnten.“ Ein finsteres Lächeln kroch über Voldemorts Gesicht, als er wohlwissend hinzufügte: „Allerdings besitze ich weit mehr Verstand, als eine einfache Motte und deswegen werden meine Ziele und Ideen nicht an einem silbernen Gitter scheitern.“
Severus war bewusst, dass der Einsatz jedoch derselbe war. Genau wie die Motte hatten sie alle ein Leben zu verlieren. Und trotz dieser Gewissheit, haderte er nicht. Lord Voldemort hatte ihm seine Macht demonstriert, doch Severus wankte nicht mehr. Er hatte seine Entscheidung getroffen und diese Entscheidung erschien ihm so unumstößlich, wie Voldemorts glänzende Ideen.

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Vielleicht erinnern sich ja noch ein paar der „älteren“ Leser an die Motte? Sie hatte in der Betaversion von Kolonie den selben Part zu spielen. Ich sollte mich schämen. Den armen Flattermann gleich doppelt umbringen zu lassen ^^“

@ AnnaRachelGreene: Voldemort weiß, dass Clarence in punkto Liebe nicht ganz seine Ansichten teilt und natürlich sieht er das als Schwäche an. Aber du musst bedenken, dass sich die beiden seit ihrer Schulzeit kennen und sicherlich haben sie oft genug über dieses Thema diskutiert. Beide haben ihren jeweiligen Standpunkt, aber Clarence würde nie so weit gehen, all seine positiven Gefühle über Bord zu werfen (das könnte er auch gar nicht).

@ Miss Voldemort: Allgemein scheint Clarence nicht gerade der beliebteste Charakter in dieser FF zu sein (obwohl ich ihn durchaus als „Mögenswert“ konzipiert habe, nur offenbar war ich nicht so erfolgreich in der Umsetzung ^^). Ich persönlich mag Clarence, er ist nobel und hat dennoch keine Angst davor, sich im Namen Voldemorts die Hände schmutzig zu machen. Seine Schwäche für Frauen ist nur die bittere Beilage XD (das denkt sich wahrscheinlich auch Voldemort selbst ^^). Danke für das lange Review ;)

@ MsGranger: Lass auf jeden Fall was von dir hören! :D

@ Seline Snape: Umbra vs. Bella. Mal sehen, wer da am Ende die Oberhand hat ;)


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