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Fanfiction

Ancient Legion I - Umbra Inkognito - Sankt Severus

von Kiosk

12. Severus Snape: Sankt Severus



Personen:
Bellatrix Lestrange: Sechsundzwanzigjähige Todesserin. Verheiratet mit Rodolphus

Clarence Rosier: Bellas Onkel (mütterlicherseits). Todesser der ersten Stunde

Crescentia Rosier: Ehefrau von Clarence. Pingelig und tratschfreudig

Evan Rosier: Clarences einundzwanzigjähiger Sohn und somit Bellas Cousin (mütterlicherseits)

Wassily „Silly“ Wilkes: Todesser. Enkel von Gellert Grindelwald. Bester Freund von Evan

Hagius Zevediah: Dunkler Heiler. Ãœber einhundert Jahre alt. Voldemorts rechte Hand.

Kalliope Milano: Junge, Dunkle Heilerin in Voldemorts Auftrag. Wirkt naiv und etwas blauäugig

Zsa-Zsa Zabini: Tänzerin, die berühmt für ihre Schönheit ist. Geliebte von Clarence und die Besitzerin der Armbrust

Imperia Malfoy-D`oily: Die Besitzerin des „Madame Impérial“. Ältere Schwester von Lucius

Umbra Inkognito: Eigentlich ein Gespenst aus einer alten Erzählung. Doch jemand sorgt in ihrem Namen für Unruhe…

Die Armbrust: Voldemort ist fasziniert von antiken und geschichtsträchtigen Objekten. So ist es nicht verwunderlich, dass er auch eine sagenumwogende Armbrust in seinen Besitz bringen will, die einst dem schottischen Lord Willigis Wulfgard gehörte, welcher vor ca. 1000 Jahren den vier Hogwarts-Gründern sein gesamtes Land vermachte. Nun ist die kostbare Antiquität im Besitz der Hexe Zsa-Zsa Zabini, einer direkten Nachfahrin Wulfgards.

Bisherige Handlung: Nachdem Evan von Imperia und Zsa-Zsa auf hinterhältige Art und Weise vergiftet worden ist, scheint er der Befehlsgewalt der beiden Frauen zu unterliegen. Sein Versuch, Bella zu ertränken scheitert dank Rodolphus` schlagkräftigem Einsatz, doch seitdem gibt Evan kein Lebenszeichen mehr von sich und verfällt vor den Augen seiner Familie. Narzissa schlägt vor, Severus Snape um Hilfe zu bitten…

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

19. Juli 1978

Tobias Snape hatte die zwei Dutzend Lottoscheine vor sich auf dem Stubentisch ausgebreitet und stierte sie nacheinander an, als würde er jedes Los einzeln beschwören wollen, ihm endlich einmal zu dem ersehnten Glück zu verhelfen. „Heute ist es so weit“, sagte er. „Ich spüre es in den Knochen, weißt du Severus?“
Severus unterdrückte den Drang abwertend mit den Augen zu rollen, weil er aus Erfahrung wusste, dass sein Vater darauf geradezu allergisch reagierte. Besonders in Verbindung zu seinen Lottospielen.
Der Nachrichtensprecher ließ sich heute ganz besonders viel Zeit bei seinem Bericht über eine große Explosion auf einem spanischen Campingplatz und Tobias Snape wurde langsam unruhig, klopfte mit der linken Hand im Sekundentakt auf sein Knie und sortierte mit der Rechten noch einmal die Lotteriescheine in eine logische Reihenfolge.
Severus blätterte ungerührt die Seite des Abendpropheten um. Von draußen drang ein schauerliches Geräusch herein, ein Scharren, Knurren und Jaulen.

„Was ist denn das?“, erkundigte sich Tobias fahrig, den Blick noch immer starr auf den verstaubten und uralten Fernseher gerichtet.
„Die Posteule ist vorhin gegen das Fenster geflogen“, sagte Severus lahm und sah flüchtig zum Fernseher, über den gerade das Bild verbrannter Campingwagen und Zelte flackerte. „Hat es nicht überlebt. Ich glaube, die Hunde von Mrs. Pennington haben sie gerade entdeckt.“
„So, so, die Posteule, wie?“ Tobias machte nicht den Eindruck, als ob er überhaupt richtig zugehört hatte. Fast sprang er aus dem Sessel, als der Moderator mit der betonartigen Frisur endlich die Bekanntgabe der heutigen Lottozahlen ankündigte.
„In Ordnung, Severus, bist du bereit?“
Severus fragte sich, wofür er bereit sein sollte. Auch wenn Tobias` Knochen etwas anderes behauptete, Severus wusste, dass die rund drei Millionen Pfund ganz sicher nicht auf sein Konto wandern würden. Sein Vater hatte noch nie bei irgendetwas Glück gehabt, nicht einmal bei der Tombola in Severus` altem Kindergarten. Auch nicht bei dieser bescheuerten Schnitzeljagd zwei Jahre später, wo Tobias sich das Bein gebrochen hatte, obwohl er nicht einmal aktiv daran teilgenommen hatte, sondern den schnitzeljagdunwilligen Severus bloß über die Wiese scheuchen wollte. Drei Millionen Pfund? Nie im Leben.

Die Lottofee trat mit falschem Lächeln ins Bild. Tobias vergötterte sie, obwohl sie ihm noch nie Glück beschert hatte und Severus war seit jeher der Meinung, dass sie sich wie ein Dackel mit Gelenkverkalkung durch das Studio bewegte. Severus sah ihr gerne bei den Laufversuchen zu, er fand es toll, wenn sich Leute vor laufender Kamera immer und immer wieder blamierten, ohne dass sie selbst etwas davon mitbekamen.
Die Frau mit dem falschen Lächeln und den kalkigen Gelenken verkündete schließlich die erste Zahl, die Sieben. Tobias` Blick glitt über die tischweite Ansammlung Lotterielose. „Fabelhaft, mach weiter so Schätzchen.“
„Die zweite Zahl ist die Neun“, sagte sein Schätzchen mit verzerrter Stimme, der Fernseher der Snapes war so alt, dass er jedem Film mit seinem Flackern und Rauschen einen völlig neuen Sinn verlieh.
„Ja, die Neun, wunderbar!“
„Und dann hätten wir die Neunzehn.“
Nun war Tobias nicht mehr ganz so begeistert. Er stampfte laut mit dem Fuß auf und polterte so erbost herum, dass Severus vorsichtshalber einen Blick auf die schirmbespannte, kordelverzierte und vollkommen geschmacklose Messinglampe warf, die direkt über ihm hing und zudem noch gefährlich locker saß.

„Ach, verdammt noch mal!“, schrie sein Vater. „Nie wieder Lotto! Dieses Teufelszeug! Verdammt, nie wieder, hast du gehört Severus?!“
„Als hätte ich dich dazu gezwungen“, entgegnete Severus spöttisch. „Von dem ganzen Geld was du schon verspielt hast, hättest du dir ein eigenes Auto kaufen können.“
„Werd` nicht frech, Bursche!“
„Ich konfrontiere dich bloß mit Tatsachen.“
Die schrille Türklingel verhinderte eine Eskalation. Grummelnd und mit finsterem Blick stand Tobias auf, fegte dabei standesgemäß die nutzlosen Lotterielose vom Tisch und knurrte: „Hoffe da draußen steht jemand der mich erschießt.“
Severus hörte, wie sein Vater die Haustür öffnete, doch der Schuss blieb leider aus. Um diese Zeit klingelten eigentlich nur noch Betrunkene, Landstreicher, betrunkene Landstreicher oder die verwirrte Mrs. Pennington mit ihren unüberschaubar vielen hässlichen Hunden. Da jedoch Tobias` Alltagsgebrüll auf sich warten ließ, beschlich Severus eine leise Ahnung, dass etwas geschehen sein könnte. Also ging auch er zur Tür um nachzusehen.

Draußen in der Dunkelheit stand eine Gestalt in schwarzer Reiserobe, eine Frau mit blassem Gesicht und langen blondem Haar. Sie starrte Tobias an, als ob sie einen stinkenden Mistkäfer vor sich hätte. „Ich - ähm - ich möchte bitte mit Severus sprechen, Mister Muggel.“ Dann sah sie an Tobias vorbei und ihr Blick fiel auf Severus, der im Schatten des Flurs abwartete und sich fragte, warum ausgerechnet Narzissa Malfoy vor seiner Tür stand. Sein erster Gedanke galt komischerweise einem Vielsafttrank. Die Schulzeit in Hogwarts hatte ihn seltsam paranoid gemacht, denn sobald ihm etwas Merkwürdiges wiederfuhr, glaubte Severus gleich an einen perfiden Streich von James Potter und Sirius Black. Narzissa Malfoy tauchte spät am Abend in Spinner`s End auf? Vollkommen abwegig, Severus überlegte, wie er den Streich auf eleganteste Art und Weise auffliegen lassen könnte.
„Severus, da bist du ja!“, rief Narzissa und ihr Gesicht hellte sich auf. „Ähm, dürfte ich eintreten, Mister Muggel?“
Tobias warf der jungen Frau einen vernichtenden Blick zu. „Mister Muggel?“, echote er und drehte sich zu seinem Sohn um. „Wer ist diese Frau, Severus? Eine von deinen Leuten, wie?“
„Augenscheinlich handelt es sich um eine Frau namens Narzissa“, sagte Severus und betonte dabei das Wort „augenscheinlich“ ganz besonders deutlich. Die vermeintliche Narzissa reagierte jedoch nicht darauf, sondern lächelte ihm weiterhin freundlich entgegen.
Tobias knurrte ein „Komm rein“ und Narzissa quetschte sich mit angezogenen Händen und bangem Gesichtsausdruck an Tobias - dem Muggel - vorbei, ganz so als wäre er ein gemeingefährlicher Bär mit Mundgeruch.

„Severus, wie schön dich zu sehen!“ Narzissa schloss ihn kurz in die Arme, was ihn ziemlich überraschte. Würden James oder Sirius so viel Körperkontakt zulassen?
„Narzissa, was ist los? Was machst ausgerechnet du hier?“
„Oh, lange Geschichte.“ Sie warf Tobias einen weiteren bangen Blick zu und sagte dann leise: „Ich muss mit dir reden, es ist wichtig.“
„Ist das deine Freundin, Severus?“, kam es nun von Tobias.
„Natürlich nicht, sie ist verheiratet, Vater!“
„Das hat deine verdammte Mutter auch nie gestört, das kleine Miststück.“ Tobias drängelte sich mit vollem Ellenbogeneinsatz an Severus und Narzissa vorbei, verschwand im Wohnzimmer und Severus hörte, wie er wütend durch die Programme schaltete und dabei irgendetwas vor sich hinmurmelte.
Narzissa atmete tief durch. „Der Weg hierhin war das furchtbarste, was mir je passiert ist. Ein verrücktes altes Muggelweib wollte ihre Hunde auf mich hetzen, weil ich ihr keinen Penny geben wollte. Ich weiß gar nicht, wovon sie da geredet hat! Penny - Penny - nie gehört! Ich war so wütend, dass es mir richtig schwergefallen ist, höflich mit deinem Vater zu sprechen.“
Severus fand, dass die Anrede „Mister Muggel“ eine äußerst effiziente Art war, um sich bei Tobias Snape binnen Sekunden unbeliebt zu machen, doch er sagte nichts dazu.
Er starrte in ihre blauen Augen, in der Hoffnung irgendein typisch großkotziges James-Potter-Funkeln zu entdecken, oder vielleicht auch den ewig listigen Ausdruck eines Sirius Black. Severus hatte Hogwarts hinter sich gebracht, seinen Abschluss in der Tasche, aber konnte er sich sicher sein, dass er die beiden damit losgeworden war?

„Du wolltest mich sprechen?“, fragte er schließlich und versuchte etwas weniger argwöhnisch und grimmig dreinzublicken.
„Wollen wir uns nicht setzen? Habt ihr so etwas wie einen Küchentisch?“
„Nein, Muggel fressen immer direkt vom Boden, Narzissa.“
„Oh, wirklich?“ Ihre Augen wurden groß und ihr Gesicht verzog sich zu einer angewiderten Grimasse. „Das ist ja ekelerregend!“
Severus wunderte sich immer wieder, wie wenig Ahnung viele Reinblüter über die Muggel besaßen. Wahrscheinlich hätte er Narzissa auch glaubhaft vermitteln können, dass Muggeleltern stets ihre erstgeborenen Kinder töteten und dass sie Wochentage rückwärts zählten.
Als er sie in die Küche führte und auf den kleinen Tisch deutete, wirkte sie sehr dankbar für die Existenz eines so genannten Küchentisches. Sie ließ ihren Blick über die Schränke und Gerätschaften huschen und war ganz erstaunt, als Severus den Lichtschalter betätigte und den Raum in ein elektrisches, kaltes Licht tauchte. Narzissa sah zur Deckenlampe hinauf und schien nach einem magischen Feuer Ausschau zu halten.

„Weiß Lucius, dass du hier bist?“, fragte er vorsichtig und setzte sich auf einen der drei Stühle. Sie setzte sich ihm gegenüber und strich mit den Fingern über die karierte Plastikdecke. „Natürlich weiß er wo ich bin. Er ist zu einem Geschäftsessen eingeladen worden, sonst hätte er mich natürlich begleitet.“
Glück für die wirre Mrs. Pennington und ihre vielen Hunden, dass Lucius gerade irgendwo nobel speiste, denn sonst wäre sie wohl nicht so glimpflich davongekommen.
Narzissa biss sich auf die Unterlippe und machte einen sehr unruhigen und besorgten Eindruck. Schließlich sagte sie: „Ich habe eine wichtige Bitte an dich, Severus, es geht um meinen Cousin-“
„Sirius Black?!“ Severus wäre fast wieder von seinem Stuhl aufgesprungen. Eine Farce! dachte er, verdammter Vielsafttrank!
„Nein, nein, nicht Sirius, um Himmels Willen! Es geht um Evan Rosier, meinen ältesten Cousin.“
„Evan?“, echote Severus. Besonders angenehme Erinnerungen verband er mit diesen Namen zwar nicht, aber Evan war ihm zumindest ein Dutzend Mal lieber als Sirius Black.
„Evan ist vergiftet worden, Severus. Vor zwei Tagen.“ Narzissa stieß einen zitternden Seufzer aus und rang ihre Hände. „Er wacht nicht mehr auf und seine Eltern können ihn nicht ins St. Mungos bringen ohne Verdacht auf sich zu ziehen. Was auch immer das für ein Gift war, es ist eindeutig schwarzmagischer Natur.“
„Die Symptome?“, fragte Severus.
„Vor zwei Tagen hat er versucht Bella zu ertränken. Der Versuch missglückte und seitdem ist er bewusstlos. Seine Haut verfärbt sich langsam blau und eine eigenartige Substanz klebt an seinem Mund, irgendein pflanzlicher Stoff. Ich vermute, es könnte vielleicht ein Gift aus einem anderen Kulturkreis sein.“

Severus runzelte die Stirn. „Er hat versucht Bellatrix zu ertränken?“, sagte er mehr zu sich selbst und schüttelte den Kopf über diese Geschichte. In seinen Ohren klang das Ganze zu eigenartig, er glaubte immer noch an einen getarnten Sirius Black oder einen getarnten James Potter, der ihm in Narzissas Gestalt gegenübersaß.
„Severus, ich bin sicher du kannst Evan helfen. Versuch es wenigstens, bitte! Ich habe das Gefühl, er stirbt, wenn er nicht bald ein Gegenmittel verabreicht bekommt.“ Die Erwähnung vom möglichen Tod ihres Lieblingscousins, brachte Narzissas Augen zum Tränen und ihr spitzes Kinn bebte vor Anstrengung, das Weinen zu unterdrücken.
Severus seufzte. „Hör mal Narzissa, ich kann nicht behaupten, dass ich Evan Rosier besonders zu schätzen weiß, ganz im Gegenteil. Warum fragst du ausgerechnet mich? Es gibt andere Wege.“ Er warf ihr einen bedeutungsschweren Blick zu, den nur die echte Narzissa Malfoy deuten können würde.
Zu seiner Überraschung nickte sie und sagte im verschwörerischen Flüsterton: „Evan ist ein Todesser, natürlich, der Dunkle Lord hat Heiler für diese Aufgaben, aber Evans Vater ist in Ungnade gefallen. Der Dunkle Lord wird ihm nicht helfen. Ohne das St. Mungos und ohne die dunklen Heiler gibt es kaum jemanden, den wir noch gefahrlos um Hilfe bitten könnten. Severus, ich weiß du würdest meine Familie und mich niemals verraten.“

Ein Gefühl des Unwohlseins stieg in Severus` Brust auf und hinterließ einen trockenen Geschmack in seinem Mund. Er hatte Hogwarts erst vor ein paar Wochen mit dem Wissen verlassen, dass viele seiner früheren Schulkollegen sich Lord Voldemort angeschlossen hatten und dass man für ihn sicherlich einen Platz freihalten würde. Ja, Severus hatte sogar damit gerechnet, dass eines Tages ein Todesser vor seiner Tür stehen und ihn ganz unverbannt darauf ansprechen würde, schließlich wussten alle, wie sehr Severus die dunklen Künste liebte. Aber nun hatte Severus das Gefühl, als ob er geradewegs in ein Zeckennest gestoßen worden wäre. Eine Todesserfamilie bat ihn um Hilfe, Bellatrix wäre fast ermordet worden und Evan hatte man Gift trinken lassen - welche unangenehmen Überraschungen würde die Sache für Severus selbst bereithalten? Die Essenz perfider Tötungsversuche hatte er schon zu Schulzeiten auskosten dürfen und er konnte nicht behaupten, auf den Geschmack gekommen zu sein.
Andererseits weckte der Fall sein Interesse; Giftanschläge hatten bereits in Muggelfilmen seine Aufmerksamkeit gefesselt. Und auch wenn er Evan Rosier nie besonders gemocht hatte, die Welt würde mit seinem Tod ein kleines bisschen weniger amüsant sein, denn Severus hatte eine Leidenschaft dafür entwickelt, dumme Menschen bei all ihren Dummheiten zu beobachten.
„Kann ich mit deiner Hilfe rechnen?“, fragte Narzissa und ihre blauen Augen wurden groß und flehend.
Noch einmal seufzte Severus, doch er hatte sich entschieden. „Einverstanden“, sagte er kühl und schnippte beiläufig eine tote Stubenfliege vom Küchentisch. „Bevor ich an chronischer Langeweile und Unterforderung sterbe, werde ich versuchen, Evan Rosiers klägliches Leben zu retten.“

XXXXXXX

Am nächsten Tag apparierten Severus und Narzissa direkt vor das Gartentor des Rosier-Anwesens. Severus, der noch nie hier gewesen war und die Gegend quasi nur vom Hörensagen kannte, nutzte die Gelegenheit sich umzusehen. Das steinerne Anwesen der Rosiers lag halb verborgen in einem schattigen Hain alter, mächtiger Bäume, die schon seit Jahrhunderten hier stehen mochten. Severus spähte durch den schmiedeeisernen Zaun und erkannte überall zwischen den mächtigen Baumstämmen blumige Farbtupfer und die Luft war erfüllt vom Zirpen und Summen unzähliger Insekten. Unweit von dem Anwesen entfernt glitzerte ein See, der von hohen Nadelbäumen umgeben war. Auf der anderen Uferseite glaubte Severus einige Häuser zu erkennen, wahrscheinlich von Muggeln bewohnt.
Narzissa läutete an der kupfernen Türglocke und eine Minute später eilte ein hässlicher Hauself herbei, der einen knittrigen Lampenschirm wie ein Ballerinakleidchen trug. „Oh, das Fräulein Narzissa, willkommen, willkommen“, quiekte er und nestelte mit zittrigen Fingern an dem Schloss herum. „Jester heißt auch den jungen Mann an ihrer Seite herzlich willkommen.“

Narzissa würdigte der kümmerlichen Gestalt keines Blickes, als sie und Severus durch das Tor schritten. Sie folgten einem Pfad, der sich im dem Schatten mächtiger Bäume schlängelte. Links erkannte Severus einen großen, wohlgepflegten Garten, der mit allerhand kostbaren und seltenen Blumen aufwartete, rechts entdeckte er zwischen den knorrigen Baumstämmen eine handvoll Bienenkörbe. Er stieg hinter Narzissa die breite Steintreppe hinauf, die zu einer Veranda führte. Auf einer edel aussehenden Mahagonibank saß ein Mann um die fünfzig und studierte durch seine Lesebrille hindurch den aktuellen Tagespropheten.
„Guten Morgen Onkel Clarence“, grüßte Narzissa. „Ich habe den Mann mitgebracht, von dem ich dir erzählt habe.“
Der Mann blickte auf. Er hatte kurzes, blondes Haar und katzengrüne Augen, die sogar ähnlich listig funkelten wie die einer echten Katze. Trotz seines Alters sah er gut aus, wie jemand, der gekonnt und mit viel Charme jüngere Frauen umschwärmen konnte.
Der Mann, Clarence Rosier, legte die Zeitung beiseite, stand auf und reichte Severus die Hand. „Meine Nichte hat Sie mir empfohlen, Mr. Snape. Da Sie sonst äußerst selten andere Menschen lobt, gehe ich davon aus, dass Sie es wert sind. Ich hoffe es zumindest.“ Die letzten Worte klangen eine Spur unfreundlich und der Blick seiner katzengrünen Augen wanderte fast schon ein wenig spöttisch über Severus` Erscheinung.

Severus erinnerte sich, dass er den Mann bereits einige Male im Bahnhof King`s Cross gesehen hatte, damals, als er und Evan noch zur Schule gegangen waren. Clarence Rosier war ihm schon zu dieser Zeit unsympathisch vorgekommen und diese Meinung behielt Severus auch heute bei. Im September nach seinen vollkommen misslungenen ZAG-Prüfungen hatte Evan Rosier das neue Schuljahr mit zahlreichen blauen Flecken begonnen und war ein solches Nervenbündel gewesen, dass ihm im Unterricht angeblich überhaupt nichts mehr geglückt war.
Dabei hatte Severus immer angenommen, Tobias wäre bereits ein schlechter Vater.
„Ich werde Sie natürlich entlohnen, sollten Sie Erfolg haben, Mr. Snape“, fuhr Clarence salbungsvoll fort. Irgendwie musste Severus dabei an die rund drei Millionen englische Pfund denken, auf die sein Vater gestern Abend vergeblich gehofft hatte.
Clarence begleitete Narzissa und Severus durch das Haus. Es war ein gepflegtes Anwesen und ein Hauch alter Magie schwebte in den kühlen Räumen. Das Anwesen war längst nicht so groß und stattlich wie das der Malfoys, dafür aber mit viel Liebe zum Detail und unzähligen Kostbarkeiten ausgestattet, die sich in den Räumlichkeiten fast schon stapelten. Offenbar war Clarence Rosier oder einer seiner Vorfahren in seinem Leben weit herumgekommen, überlegte Severus, denn es fanden sich magische Gegenstände aus allen Herrenländern in dem Haus, es gab Totenmasken aus Afrika und steinerne Köpfe aus Südamerika. Über der Tür, die von dem Wohnzimmer aus zum Hauptkorridor führte, hing das Wappen der Rosiers: Eine goldene Rose auf königsblauem Grund.

Weiter ging es die Treppe hinauf, in den Korridor des ersten Stockes und schließlich in Evans Zimmer. Die Gardinen waren vor das Fenster gezogen worden und in dem Raum roch es ganz unverkennbar nach Krankheit. Severus kannte den Geruch nur zu gut, seine Mutter schien Jahre ihres Lebens damit verbracht zu haben, kränkelnd auf dem Sofa zu liegen.
Er warf einen Blick auf das große Bett, das in der Mitte des Raumes stand, doch es fiel ihm schwer den dort liegenden Mann tatsächlich als Evan Rosier zu identifizieren. Evan war groß und gutaussehend, doch dieser Mann hier war leichenblass, hatte verschwitzte Haare und einen eingefallenen Körper. In dem großen Bett wirkte er wie eine klapprige Vogelscheuche.
„Und?“, fragte Narzissa und blickte zu Severus hoch. Auf ihrer Stirn hatten sich sorgenvolle Fältchen gebildet.
„Wer steckt eigentlich hinter dem Giftanschlag?“
„Bella sagte mir, es gäbe drei Verdächtige-“, begann Narzissa, doch Clarence unterbrach sie mit einem scharfen Räuspern.
„Ich denke, zwei davon können wir ruhig aus dem Spiel lassen“, sagte er. „Bellatrix hat sich in irgendwelche Mutmaßungen verstrickt, Narzissa.“ Und so berichtete Clarence kurz und bündig von einer Frau, die sich wie irgendein Märchengespenst kleidete, und mit der Bella und er es im Zuge „geschäftlicher Angelegenheiten“ zu tun gehabt hatten. Einen Hinweis auf die wahre Identität der Frau gab es zwar nicht, doch für Clarence Rosier schien festzustehen, dass dieses vermeintliche Gespenst seinen Sohn auf hinterhältige Art und Weise vergiftet haben musste.

Severus trat mit verschränkten Armen an Evans Bett heran und musterte ihn analytisch. Wie Narzissa gesagt hatte, befand sich eine blauschwarze Substanz auf seinen Lippen, etwas, dass die Haut rissig und wund machte und zu kleinen Eiterblasen führte. Auch die Augenpartie hatte sich dunkel verfärbt und die Lider sahen seltsam geschwollen und blutunterlaufen aus. Evans flaches Keuchen klang wie die letzten Atemzüge eines zu Tode gehetzten alten Mannes, kurz vor einem Infarkt.
„Hast du eine Idee, Severus?“, erkundigte sich Narzissa. Sie hatte die Arme um den Körper geschlungen, als ob sie fröstelte.
„Wie du schon sagtest, das Gift könnte aus einem anderen Kulturkreis stammen. Ich kenne kein einziges europäisches Gift, das diese Symptome hervorruft. Es wird irgendein Mittel sein, mit dem man anderen seinen Willen aufzwingen kann, sonst hätte Evan wohl kaum versucht ausgerechnet Bellatrix zu ertränken.“
„Da wäre ich selbst nie drauf gekommen“, kam es kühl und spöttisch von Clarence.
Severus warf ihm einen düsteren Blick zu. „Verzeihung, Mr. Rosier, aber wenn Sie ohnehin an meiner Kompetenz zweifeln, sollten Sie mich einfach wegschicken.“
„Tse, Kompetenz.“ Clarence Rosier rollte mit den Augen. „Wie alt sind Sie, Mr. Snape? Siebzehn, achtzehn? Ich glaube kaum, dass-“

Überraschenderweise war es die sonst so ruhige Narzissa, die daraufhin entrüstet rief: „Onkel Clarence! Ich hätte dir Severus sicher nicht empfohlen, wenn ich nicht von ihm überzeugt wäre! Ich glaube, du hast dank deiner misslichen Lage wohl kaum eine andere Wahl, als Severus Snapes Kompetenz zu vertrauen, egal ob du sie anzweifelst oder nicht!“
Clarence sagte nichts. Mit dem Ausdruck grimmigen Trotzes im Gesicht sah er abwechselnd von Narzissa zu Severus und schnaubte dann ein „Na schön, einverstanden“.
Narzissa reichte Severus ein Spitzentaschentuch, auf dem sich schwach blauschwarze Flecken abgezeichnet hatten. „Wonach riecht das für dich?“, fragte sie.
Severus hielt sich das Tuch an die Nase und schnupperte angestrengt. Es roch nach etwas, das ihn einerseits an einen herben und viel zu starken Wurzelaufguss erinnerte, andererseits aber auch an etwas Blumiges, Süßes.
„Zumindest kann man mit Sicherheit sagen, dass das Gift zum größten Teil aus pflanzlichen Stoffen hergestellt worden ist“, stellte er fest. „Wahrscheinlich eine illegale Zauberpflanze.“
„Und weiter?“, hakte Clarence Rosier kühl nach, obwohl er sich scheinbar alle Mühe gab, freundlich zu sprechen.
Severus faltete das Spitzentuch und ließ es in die Tasche seiner Robe gleiten. „Ich werde nachforschen müssen, in der großen Zaubereibibliothek von London sollte es möglich sein, ein paar Informationen einzuholen.“

Fortsetzung folgt…

XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Kommentar: In den nächsten Kapiteln wird Severus ganz klar die Hauptrolle übernehmen. Leute, die die Betaversion von „Die dunkle Kolonie“ gelesen haben, werden sich vielleicht an den „Sidequest“ zu Beginn der Geschichte erinnern können. Ich habe vieles davon wieder aufgegriffen, aber der Zusammenhang ist jetzt ein wenig anders. Wie auch immer: Mir ist aufgefallen, wie lustig es ist, dass in diesem Kapitel so oft über Lotto gesprochen wird, wo in der Realworld vor kurzem alle hinter dem großen Jackpot hinterher waren. Hab natürlich auch Lotto gespielt, aber ich Dussel vermassel es eh jedes Mal. Trotzdem ein ehrliches Glückwunsch an die Gewinner :)

@ AnnaRachelGreene: Ich hätte Bella ja nicht einmal sterben lassen können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Obwohl es natürlich ein netter, absolut unvorhersehbarer Storytwist gewesen wäre. Clarence ist eigentlich überhaupt nicht kaltherzig. Er würde für seinen Sohn sicher sterben, aber er weiß halt, wie seine Optionen sind. Lord Voldemort lässt sich nicht erweichen, Clarence weiß das nur zu gut…
Bella ist väterlicherseits mit Sirius verwandt. Die Namen kann ich dir auch nicht alle verraten, da hilft nur ein Blick auf den Blackstammbaum ;)

@ Miss Voldemort: Lucius würde ich auch nicht unbedingt heiraten wollen. Aber ich versuche schon, Narzissa in meinen Geschichten sympathischer dazustellen, als sie für viele in den Büchern wirkt. Sie ist in meiner FF erst Anfang zwanzig und daher noch nicht ganz so miesepetrig und frustriert wie die alte Narzissa. Vielleicht wirst du sie ja doch noch irgendwann mögen (obwohl die Chancen schlecht stehen. Okay, selbst wenn du sie irgendwann mögen solltest, am Ende wirst du sie mit Garantie doch wieder hassen … hab da was Fieses geplant *g*)

@ Ms.Granger: Da bleibt mir nur zu sagen, dass du mich meinungstechnisch unbedingt auf dem Laufenden halten musst ;)

@ Seline Snape: Ich hoffe, dass du voll und ganz zufrieden bist mit dem Severus in diesem Kapitel. Aber wenn du ihn in DdK mochtest, wirst du ihn hier auch mögen, da bin ich mal optimistisch ^^


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