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Fanfiction

Ancient Legion I - Umbra Inkognito - Unheil verküsst

von Kiosk

10. Evan Rosier: Unheil verküsst


Personen:
Bellatrix Lestrange: Sechsundzwanzigjähige Todesserin. Verheiratet mit Rodolphus

Clarence Rosier: Bellas Onkel (mütterlicherseits). Todesser der ersten Stunde

Crescentia Rosier: Ehefrau von Clarence. Pingelig und tratschfreudig

Evan Rosier: Clarences einundzwanzigjähiger Sohn und somit Bellas Cousin (mütterlicherseits)

Druella Black geborene Rosier: Mutter von Bella und ihren Schwestern. Zwillingsschwester von Clarence

Wassily „Silly“ Wilkes: Todesser. Enkel von Gellert Grindelwald. Bester Freund von Evan

Zsa-Zsa Zabini: Tänzerin, die berühmt für ihre Schönheit ist. Geliebte von Clarence und die Besitzerin der Armbrust

Imperia Malfoy-D`oily: Die Besitzerin des „Madame Impérial“. Ältere Schwester von Lucius

Umbra Inkognito: Eigentlich ein Gespenst aus einer alten Erzählung. Doch jemand sorgt in ihrem Namen für Unruhe…

Die Armbrust: Voldemort ist fasziniert von antiken und geschichtsträchtigen Objekten. So ist es nicht verwunderlich, dass er auch eine sagenumwogende Armbrust in seinen Besitz bringen will, die einst dem schottischen Lord Willigis Wulfgard gehörte, welcher vor ca. 1000 Jahren den vier Hogwarts-Gründern sein gesamtes Land vermachte. Nun ist die kostbare Antiquität im Besitz der Hexe Zsa-Zsa Zabini, einer direkten Nachfahrin Wulfgards.

Bisherige Handlung: Im Nobeletablissement „Madame Impérial“ konnte Bella die Umbra Inkognito zwar nach einem heftigen Duell verletzen, doch zu guter Letzt kann das vermeintliche Sagengespenst zusammen mit der Armbrust entkommen. Nicht ohne jedoch einen Testschuss damit abzufeuern, der den Türsteher trifft und bei lebendigem Leib verbrennt. Dumm nur, dass Imperia nun der festen Überzeugung ist, dass es sich bei der Umbra Inkognito ausgerechnet um Bellatrix selbst handelt und nach Rache sinnt…

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17. Juli 1978

Großbritannien schwitzte unter der unerträglichen Sommerhitze. Wie ein gewaltiger Kohleofen hing das Gestirn am Himmel, verbrannte Wiesen, Felder und auch so manchen klaren Verstand. Unweit des dicht mit schattigen Bäumen bepflanzten Anwesens seiner Familie, lag ein weites Feld und wann immer Evan Rosier den Blick über die sonst so grüne Wiese streifen ließ, fühlte er sich in die afrikanische Savanne verschlagen. Die Hitze flirrte und das Gras war so vertrocknet, dass es sich ohne Schuhe so anfühlte, als würde man über einen Heuballen laufen.
Und trotz allem liebte er die Sommermonate.
Evan war ein hochgewachsener Mann Anfang zwanzig, obwohl die Leute dazu neigten, ihn als sehr viel jünger einzuschätzen. Wahrscheinlich erinnerte er die Menschen an einen etwas zu groß geratenen Schuljungen, denn vor allem unter den Barbesitzern herrschte offenbar Zweifel darüber, ob sie einem scheuen Blondling mit so wimpernreichen blauen Augen und bartloser Haut tatsächlich ungestraft Alkohol ausschenken durften oder nicht. Ob er denn schon siebzehn sei, wurde er von den meisten gefragt.

Evans Eltern Clarence und Crescentia Rosier waren hingegen der Meinung, die ständigen Falscheinschätzungen bezüglich seines Alters würden nicht etwa an seinem Aussehen, sondern vielmehr an seinem Auftreten liegen. Und wahrscheinlich hatten sie Recht, denn Evan verhielt sich nicht unbedingt so, wie man es von einem jungen Mann erwarten würde. Schweigsam und unsicher wie er war, wirkte er wahrscheinlich eher wie ein vollkommen verschrecktes Kind. Er neigte zum Stottern und bekam Angstzustände, wenn Mädchen ihn um ein Rendezvous baten. Während seiner Schulzeit hatte es zwei oder drei Mädchen gegeben, mit denen Evan geküsst hatte - geküsst, nicht geknutscht - aber das hatte er vor allem deshalb getan, weil Küssen, Knutschen und Fummeln für die Jungs seines Alters eben normal war. Seine Mitschüler hätten ihn bloß ausgelacht, wenn er gekniffen hätte, ja, womöglich hätten sie ihn sogar als schwul bezeichnet.
Evan Rosier war nicht schwul, er war bloß unnatürlich scheu. Seit jeher hatte er eine große Sympathie gegenüber Kaninchen verspürt, denn die verkrochen sich ständig mit angelegten Ohren und heftig zitternd in ihren Bauen, selbst dann, wenn keine Gefahr in Sicht war.

Umso überraschender war also die Tatsache, dass Evan ein Todesser war. Geleistet hatte er nichts, er besaß nicht einmal besonders viel Talent, er war einzig und alleine aus dem Grund ein Todesser, weil sein Vater Clarence ebenfalls einer war. Aber im Gegensatz zum rabenklugen Clarence war der karnickelscheue Evan gewissermaßen ein Todesser auf der Ersatzbank. Lord Voldemort hatte es offenbar ausgereicht, ihn als einen der seinen zu kennzeichnen und für spätere Partien aufzuheben.
Evan glaubte, Voldemorts Entscheidung sehr gut zu verstehen. Denn wer brauchte schon Evan, wenn der viel talentierte Clarence noch voll im Einsatz stand?
Genau genommen war es ihm sogar egal. Schließlich neigten selbst die besten Todesser dazu, getötet oder gefangengenommen zu werden und wenn die Besten der Besten bereits dieses Schicksal erlitten, wie schrecklich würde der Kampfeinsatz dann erst für Evan ausgehen? Er befürchtete sogar, dass seine erste Amtshandlung darin bestehen würde, anstatt der Auroren sich selbst in die Luft zu sprengen.

Eigentlich gefiel ihm sein Leben, so wie es jetzt war. Evan war gutaussehend und so vermögend, dass niemand ihn zwang einer bezahlten Arbeit nachzugehen. Er hätte auch gar nicht gewusst, welchen Beruf er hätte ergreifen sollen, denn er besaß, außer einer schönen Singstimme, weder viel Talent noch großes Engagement für irgendetwas Sinnvolles. Ja, sogar für das Singen fehlte ihm die Lust, er sang meist nur dann, wenn andere ihn dazu aufforderten, beispielsweise weil sie unbedingt wissen wollten, wie die brillanteste Stimme des ehemaligen Schulchors heute klingen mochte.
Ansonsten blieb er jedoch so schweigsam wie ein ganz besonders stummer Fisch.
Und weil Evan sonst nicht viel zu tun hatte, tat er einfach das, was er am besten konnte: Seine Zeit mit süßem Nichtstun zu vergeuden.

Ein weiterer glutheißer Nachmittag war angebrochen, so heiß, dass selbst die Vögel es aufgegeben hatten, hoch oben am tiefblauen Himmel ihre Kreise zu ziehen. Evan und sein bester Freund Wassily hockten im Schatten einer großen Fichte, lehnten sich an den Stamm und beobachteten den Aufmarsch der übermütigen und dreisten Gnome, denen die Hitze auch die letzten Überbleibsel ihres Verstandes ausgebrannt hatte. Wie die Wahnsinnigen giggelnd sprangen sie aus den Rosen- und Holunderbüschen hervor und turnten über das Gras.
Evan und Wassily hatten sich schon vor etlichen Jahren darauf geeinigt, dass es ungemein unterhaltsam war, die hässlichen Gnome mit verschiedenen Brandzaubern anzuzünden oder durch die Luft schleudern zu lassen.
„Siehst du den da?“, fragte Wassily und deutete auf den Rosenbusch mit den großen weißen Blüten.
„Welchen?“
„Der, der sich Gras ausgerupft hat und es sich in die Ohren stopft. Ich geb` dir zehn Sickel, wenn du es schaffst, ihn zu treffen.“
Unbeeindruckt hob Evan seinen Zauberstab, doch anstelle des Gnoms setzte er eine der faustgroßen Rosenblüten in Brand, die sofort zu Asche zerfiel. Er konnte sich glücklich schätzen, dass seine Eltern nicht zu Hause waren, Crescentia neigte zu rasenden Wutanfällen, sobald jemand auch nur einen Zweig abknickte.

Wassily Wilkes lachte schallend. Genau wie Evan war auch Wassily - den viele jedoch bloß mit dem äußerst zutreffenden Spitznamen „Silly“ anredeten - ein Todesser, und, ebenfalls genau wie Evan, wurde er dem Idealbild eines Todessers nicht einmal annährend gerecht. Wassily glich einem lumpigen Jungen vom Lande, ein Aussehen, das man ihn nicht austreiben konnte, egal in welche Kleidung oder Schuhe man ihn steckte. Sein dunkelblondes Haar war so übertrieben üppig, dass es einer lächerlich schlechten Perücke glich, er hatte Überbiss und sommersprossige Haut. Wenn man ihn so sah, wäre wohl niemand auf die Idee gekommen, es könnte sich um einen Todesser handeln, oder gar der Enkel des deutschen Schwarzmagiers Gellert Grindelwalds sein. Und wahrscheinlich hätte selbst der argwöhnischste Auror diese Tatsachen nicht für wahr befunden, auch wenn Silly die Beweise förmlich auf dessen Schreibtisch geknallt hätte.
Übrigens, für seinen Spitznamen „Silly“ waren Sirius Black und sein Freund Potter verantwortlich gewesen; ein Name, der so gut passte, dass die Slytherins, die Wassilys Ehre zuerst noch mit Gewalt verteidigt hatten, diesen Spitznamen schon sehr bald übernommen hatten - inklusive einiger Lehrer, die es sicher leid gewesen waren, ständig „T“s für Sillys Arbeiten zu vergeben.

„Machs besser!“, forderte Evan seinen Freund auf, wusste aber im gleichen Moment, dass er lieber den Mund gehalten hätte. Silly dahingehend anzustacheln seinen Zauberstab zu benutzen, endete meist in einer Katastrophe.
Keine zwei Sekunden später brannte der Holunderbusch lichterloh und der Gnom, den Silly eigentlich hatte treffen wollen, kratzte sich grübelnd am Kopf und schien sich ernsthaft zu fragen, warum der gut fünf Meter entfernte Busch plötzlich angefangen hatte Feuer zu fangen.
Silly lachte daraufhin so laut, dass er den Gnomen durchaus Konkurrenz machen konnte. Evan löschte das Feuer mit einem schnellen Zauber, Qualm stieg auf und er hoffte, die Muggelfeuerwehr würde nicht ausrücken um der Sache auf den Grund zu gehen. Andererseits konnte ihm das nun wirklich egal sein: Sobald seine Mutter den flambierten Holunderbusch entdeckte, würde sie Evan sowieso den Kopf abreißen.
„Du solltest dir mal eine Brille zulegen, Silly. Wie konntest du den Gnom verfehlen?“
„Hey, du hast deinen Gnom doch auch verfehlt, Mann!“
Evans Mund schnappte empört auf. „Silly, bei mir war es so knapp!“ Er spreizte Daumen und Zeigefinger voneinander ab und fuchtelte mit der Hand verdeutlichend vor Wassilys krummer Nase herum. „Bei dir hingegen war locker Platz für ein ganzes Ruderboot.“

Ein lautes Glockenläuten vereitelte ihr Streitgespräch. Die faustgroße Kupferglocke, die über der Veranda hing, hatte kurz gebimmelt. Schwer seufzend kam Evan auf die Füße und schüttelte die langen Beine aus. „Besuch“, sagte er. „Jemand ist an der Gartentür.“
Es gab drei Wege hinein ins Anwesen der Rosiers: den Vordereingang, den Seiteneingang und durch das schmiedeeiserne Tor des hohen, spitzenbesetzten Gartenzaunes. Dementsprechend gab es auch drei verschiede Glocken, die Besucher ankündigten, je nachdem welchen Eingang sie benutzten.
Wassily erhob sich ebenfalls. „Hoffentlich nicht deine Tante, oder so. Deine Tante ist die furchtbarste Frau die ich kenne. Hat mir beim letzten Mal das Ohr so lang gezogen, dass ich in der Nacht nicht mehr auf der Seite liegen konnte. Die hat Fingernägel wie ein Tigerkrallen, echt unheimlich.“
Druella Black, die Zwillingsschwester von Clarence Rosier, war ich der Tat eine schreckliche Frau. Auch Evan hatte Angst vor ihr und immer wenn er sich gezwungenermaßen mit ihr unterhalten musste, meldete sich sein leidiges Stottern zurück. Nicht zu vergessen die unzähligen Ohrfeigen, die er sich schon bei ihr eingehandelt hatte. Ein siebenköpfiger Drache war ein geradezu handzahmes, ausgeglichenes Tierchen, wenn man ihn mit Druella Black verglich.

Sie trotteten den pappelgesäumten Pfad entlang, der zum Gartenzaun führte. Hinter dem Tor mit seinen geschwungenen Eisenstangen stand zum Glück nicht Druella Black, sondern zwei Frauen, die Evan noch nie gesehen hatte. Entfernt nahm er wahr, wie Wassily neben ihm einen verzückten Seufzer ausstieß und er konnte es seinem Freund auch nicht verübeln: beide Frauen waren äußerst schön.
Die Eine, sie war groß und sehr schlank, hatte auffallend silberblondes Haar. Wäre sie gebräunt gewesen, hätte sie damit sicherlich etwas merkwürdig ausgesehen, doch statt einer gesunden, sommerlichen Hautfarbe war die Frau so blass wie eine Porzellanpuppe. Trotz der hohen Temperaturen trug sie einen hellen Pelzkragen, der ihre Schultern bedeckte.
Die andere Frau war sogar ein kleines Stückchen größer als die Blonde und ihr Körper war so weiblich geschwungen wie eine Sanduhr. Ihre Haut war schwarz und glänzte, als hätte sie sich mit etwas Öl eingerieben. Gekleidet war sie in einem Hauch von Nichts und auch dieses Nichts glänzte in der Sonne, ein Farbspiel aus Meeresblau und Pfauengrün.
„Kennst du die?“, flüsterte Silly ihm zu, als sie noch einige Meter vom Gartentor entfernt waren.
„Nein, nie gesehen.“
„Hast du vielleicht ein Glück. Bei dir klopfen die Schönheiten sogar an der Tür, wenn du sie nicht mal eingeladen hast. Was denkst du, wollen die?“

Evan hatte nicht die geringste Ahnung, er war sich jedoch ziemlich sicher, dass er es hier mit zwei Hexen zu tun hatte. Er wusste nicht einmal, ob Muggel das Rosier-Anwesen überhaupt sehen konnten, denn noch nie hatte ein Muggel bei ihnen geklingelt.
Evan und Silly kamen vor der Pforte zum stehen. Die Blonde lächelte ihnen durch die Eisengitter hingegen. „Schönen guten Tag die Herren. Mein Name ist Imperia und die Frau neben mir ist Zsa-Zsa. Gehe ich Recht in der Annahme, dass du Evan bist?“
Ihre seltsam fahlen Augen musterten ihn.
Evan nickte schwach. Neben ihm wurde Wassily ganz hibbelig.
Imperia streckte ihm die Hand entgegen, er ergriff sie zögerlich und schüttelte sie.
„Wir wollten fragen, ob dein Vater Clarence zu Hause ist?“, erkundigte sich Imperia. „Wir sind Schauspieler seines Theaters und er hat uns herbestellt, um das neue Stück zu besprechen. Aber wir sind wahrscheinlich etwas früh dran, nicht wahr? Clarence arbeitet sicher noch in Cambridge.“
„Ja, er kommt frühestens in einer Stunde zurück, denke ich“, sagte Evan.
Schwer seufzend wandte sich Imperia an ihre Begleiterin. „Oh je, was machen wir denn jetzt, Zsa-Zsa? Glaubst du, du schaffst es wieder zu disapparieren? Wisst ihr, Zsa-Zsa verträgt das Apparieren nicht besonders gut, sie hat einen empfindlichen Magen“, fügte sie an Evan und Silly gerichtet hinzu.
Wie aufs Stichwort fasste sich Zsa-Zsa an den Bauch und murmelte: „Ich weiß nicht, Imperia. Ich fühle mich etwas zittrig, ich hoffe, ich muss mich nicht wieder übergeben wie beim letzten Mal.“
Wassily schien seine Chance zu wittern. Er setzte sein breitestes Grinsen auf als er vorschlug: „Warum kommen Sie nicht rein und warten so lange?“
Evan warf seinem Freund einen anklagenden Blick zu, doch das Unheil war angerichtet, Imperia und Zsa-Zsa schienen regelrecht begeistert von diesem großzügigen Angebot.
„Das wäre wirklich zu freundlich!“, strahlte Zsa-Zsa. „Vielen Dank!“

Also blieb Evan nicht viel anderes übrig, als das Tor zu öffnen und die beiden Fremden eintreten zu lassen. Während sie den Pfad folgten, der sie zur Veranda führte, staunten Imperia und Zsa-Zsa laut über den üppigen Garten. „Wie schön es hier ist!“, säuselte Zsa-Zsa. „Ich wusste doch, dass Clarence einen ausgezeichneten Geschmack hat. Oh, sieh dir diese blauen Rosen an, Imperia, sind die nicht prächtig?“
Silly ließ sich einen Meter zurückfallen, sodass er auf einer Höhe mit Evan war. Er lächelte quer über das ganze sommersprossige Gesicht, als er Evan einen freundschaftlichen Schulterklopfer verpasste. „Ist das zu glauben, Mann? Hast du schon mal zwei so schöne Frauen gesehen? Und wir werden eine Stunde mit ihnen alleine verbringen dürfen!“
Plötzlich war es an Evan, sich etwas flau im Magen zu fühlen. „So toll ist das nun auch wieder nicht“, murmelte er abwertend.
„Was redest du denn da, Kumpel? Guck dir doch nur mal die Schwarze an, Mensch! Sie ist wunderschön! Komm, jetzt behaupte nicht, dass deine Cousine Narzissa besser aussieht, das kaufe ich dir nicht ab.“

Evan schwieg sich aus. Er sprach auch dann nicht, als er den beiden Frauen einen Platz am Wohnzimmertisch anbot, sondern beließ es bei einer schnellen Handgeste. Nachdem Imperia und Zsa-Zsa sich gesetzt hatten, ließ er sich gegenüber von ihnen auf den Stuhl sinken. Er wusste nicht, ob Silly nun dumm oder naiv war, als er sich gleich neben Zsa-Zsa setzte und sie mit einem breiten Bauerngrinsen bedachte.
„Wie heißt du denn, Kleiner?“, erkundigte sich Zsa-Zsa und ihre grünen Augen funkelten.
„Wassily Wilkes, nenn mich Silly! Ich bin Evans Kumpel.“
„Silly, hm?“, kicherte Imperia. „Es wird oft behauptet, Dumme seien die besseren Liebhaber.“
Silly wurde rot bis über beide Ohren, Evan hingegen glaubte sich verhört zu haben.
Zsa-Zsa streckte die Hand aus und deutete auf einen schwarzen Ring, den Wassily am Finger trug. „Interessant, woher stammt der?“
„Oh, das ist ein Familienerbstück. Meine Mutter ist die Tochter von Grindelwald, der Ring stammt von ihm persönlich.“ Stolz schwellte er seine Brust.

Zsa-Zsa legte ihre Hand auf die Hand von Silly und strich mit ihren Fingern über seine Haut. Vor Schreck machte Evans Herz einen kleinen Aussetzer und das flaue Gefühl, das in seinem Magen nistete, verstärkte sich. Ihm war vage bewusst, dass Imperia ihn beobachtete. Als er zu ihr blickte, erkannte er ihren unheimlichen Silberblick und das anzügliche Lächeln auf ihrem blassen Gesicht.
„Warum setzt du dich nicht zu mir?“, erkundigte sie sich herausfordernd.
Evan fiel beim besten Willen nicht ein, warum er ihre Nähe suchen sollte. Imperias Anwesenheit behagte ihm nicht, am liebsten hätte er beide Frauen aus dem Haus verwiesen, doch er traute sich kaum den Mund aufzumachen.
„Ich sitze gut hier, danke“, sagte er schließlich.
Zsa-Zsas Hand war inzwischen zu Sillys Bizeps gewandert, den sie staunend befühlte. „Du scheinst mir ja unheimlich stark zu sein!“, sagte sie mit auffallender Begeisterung in der Stimme. Evan spürte, dass sie ein falsches Spiel trieb, denn ihr lobendes Lächeln erreichte nicht ihre Augen. Ihre Augen funkelten genauso durchtrieben wie zu Beginn.

Er zuckte zusammen, als Imperia sich plötzlich von ihrem Platz erhob und zu ihm hinüber trat. Sie zog den Stuhl neben Evan heran und als sie sich setzte, waren sie ihm so nah, dass ihre Beine sich berührten. Auf seinen Händen, mit denen er die Armlehnen umklammert hielt, bildete sich Schweiß.
Imperia legte den Kopf schief und betrachtete Evan. Der Blick ihrer hellen Augen war so bohrend und lähmend wie der Blick eines Raubtieres.
„Was wollen Sie?“, fragte er.
„Warum so abwehrend, Evan? Ich möchte dich nur aus der Nähe betrachten. Du bist wirklich ein ausgesprochen hübscher Junge, kein Wunder, deine Eltern sehen auch sehr gut aus.“ Sie hob ihre Hand und schien ihm damit durch die blonden Haare streicheln zu wollen, Evan zuckte instinktiv weg. In einer fast schon zufälligen Geste legte sie ihre Hand stattdessen auf seinen Oberschenkel.

Er holte tief Luft, versuchte seine Nervosität abzuschütteln und klare Gedanken zu fassen. „Sie und ihre Freundin sollten jetzt besser gehen“, sagte er, doch seine Stimme zitterte hörbar. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass Zsa-Zsa sich näher zu Silly gebeugt hatte und ihn auf den Mundwinkel küsste.
„Warum bist du verängstigt, Evan Rosier?“, lächelte Imperia und ihre Hand strich ein wenig höher, entfernte sich von seinem Knie und wanderte in Richtung Hüfte. „Dein Vater ist nicht hier und deine Mutter ist sicherlich auch nicht da oder? Ein junger, gut aussehender Mann sollte es ausnutzen, wenn seine Eltern nicht daheim sind.“ Ihre Stimme war nun nicht mehr als ein verheißungsvolles Flüstern, rauchig und leidenschaftlich. Ihre Zungenspitze fuhr - ob bewusst oder unbewusst - über ihre blauschwarz geschminkten Lippen und ihr Gesicht nährte sich seinem Ohr, er spürte ihren warmen Atem an der empfindlichen Haut. „Ich kann dir eine Stunde geben, die du nie vergessen wirst, Evan. Noch in deiner Hochzeitsnacht wirst du daran voller Sehnsucht zurückdenken.“

Evan rückte so weit von ihr ab wie es möglich war, ohne gleich vom Stuhl zu kippen. „Sie reden wirres Zeug! Bitte gehen Sie, ich werde meinem Vater ausrichten dass-“ dann verstummte er und starrte sie an. Imperias rechte Hand hatte einen Ort erreicht, den er bislang nicht einmal selbst erforsch hatte. Der Klammergriff um seine Armlehnen verstärkte sich noch, Evan schwitzte, doch es handelte sich nicht mehr um kalten Angstschweiß. Fast schon hilfesuchend sah er zu Wassily und Zsa-Zsa hinüber und stellte fest, dass sie verschwunden waren, sie saßen weder an dem Tisch, noch entdeckte er sie in dem geräumigen Wohnzimmer.
„Silly?“, rief er.
Keine Antwort.
Imperia, die seinem Blick gefolgt war, zuckte mit den Schultern. „Die werden sich irgendwo ein ruhiges Plätzchen gesucht haben. Damit haben wir den ganzen Raum für uns alleine, den Freiraum werden wir brauchen.“ Katzenartig glitt sie von ihrem Stuhl und kroch auf seinen Schoss, Evan wollte sie automatisch wegstemmen, doch sie hielt dagegen. Natürlich, er hätte mehr Kraft einsetzen können, aber er war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob er sie überhaupt wegschicken wollte. Das Gewicht ihres warmen Körpers war angenehm.

„Du zitterst ja“, bemerkte Imperia. Während sie mit der linken Hand durch seine Haare fuhr, strich ihre Rechte tiefer und tiefer, seinen Bauchnabel entlang bis hin zu seinem Unterleib. „Warum so aufgeregt, Evan? Du hattest doch sicher schon viele Frauen, oder? Bestimmt … du bist so hübsch und … ja, du bist auch sehr groß.“
Schwer zu sagen was sie damit meinte. Zwar huschte der Blick ihrer hellen Augen über seinen Körper, aber ihre rechte Hand machte eine bedeutsame Bewegung, die Evan leise aufkeuchen ließ.
Was auch immer Imperia da tat, es war nahezu unmöglich unter diesen Bedingungen einen klaren Gedanken zu fassen. Schwer atmend und verkrampf saß er auf seinem Stuhl und starrte ein Loch in die Wand, während Imperias Körper sich an ihn schmiegte und ihre Hüften sich leicht bewegten. Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn und strich dann mit den blauschwarzen Lippen langsam abwärts, um ihn auf den Mund zu küssen. Ausweichend drehte er den Kopf zu Seite und der Kuss traf seinen Hals.

Mit einem merkwürdigen Lächeln im Gesicht rutschte Imperia von seinen Knien und ließ sich vor ihm auf den Boden sinken. „Ich weiß was du willst!“, wisperte sie. „Ich werde es dir geben, Evan, ich werde es dir geben wie du es nie wieder bekommen wirst!“ Sie nestelte an seinem Gürtel herum, öffnete ihn und als sie sich an seiner Hose ebenfalls zu schaffen machte, erwachte Evan schlagartig aus seiner Trance. Er sprang auf, drängte sich an ihr vorbei und deutete mit zitterndem Finger in Richtung Verandatür. „Raus hier!“, bellte er. „Ich weiß nicht was ihn Sie gefahren ist, verdammt!“
Imperia stand zwar auf, doch ansonsten rührte sie sich nicht vom Fleck. Ihr stechender Blick ruhte erbarmungslos auf seinem Körper.
„Raus!“, rief er noch einmal und griff nach seinem Zauberstab - und griff ins Leere. Sein Zauberstab war nicht mehr da.
„Suchst du den hier?“ Imperia hob die Hand und ließ den Stab flink in ihren Fingern kreisen. „Eine meiner leichtesten Übungen, Kleiner. Ich könnte dem Dunklen Lord seinen Zauberstab wegnehmen, ohne dass er es überhaupt bemerkt.“
Innerlich über ihre blasphemischen Worte zitternd, biss Evan die Zähne aufeinander und stellte sich die Frage, ob er Imperia nicht einfach am Kragen packen und so aus dem Haus drängen sollte.

Eine Gestalt huschte zurück in das Wohnzimmer, Evan nahm das blaugrüne Glitzern des Paillettenkleides wahr, ehe er Zsa-Zsa überhaupt wirklich erkannt hatte. Die schwarze Frau schlenderte auf ihn zu und wischte sich mit dem Handgelenk ganz undamenhaft über die vollen Lippen.
Hoffnungsvoll wartete Evan darauf, dass Silly ihr folgen würde, doch sein Freund kam nicht.
„Was hast du mit Wassily gemacht?!“
Imperia kicherte und Zsa-Zsa antwortete mit einem schiefen Grinsen: „Oh, der ruht sich gerade aus.“
„Das wird er auch nötig haben“, stimmte Imperia ihr zu. „Hat bestimmt geschrieen wie ein Verrückter, was?“
„G-geschrieen?“, echote Evan und sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. „Was hast du mit ihm gemacht?!“
Zsa-Zsa verschränkte die Arme vor der Brust, etwas sehr Kaltes schlich sich in ihre Augen und ungeduldig antwortete sie: „Geschrieen vor Lust, Evan Rosier. Nicht vor Schmerzen. Sieh an wie unschuldig er ist, Imperia. Clarence hat mir erzählt, sein Sohn sei so scheu, dass er noch nie ein Mädchen mit nach Hause gebracht hat. Ich habe es für eine Übertreibung gehalten, aber allmählich glaube ich fast, dass es stimmen könnte.“

Imperia schlich sich näher an Evan heran und auch Zsa-Zsa marschierte zu ihm hinüber. Er wich zurück, bis er die Wand im Rücken hatte.
„Kaum zu glauben“, flüsterte Imperia, streckte ihre Hände nach ihm aus und strich über seine Wange. Dort wo sie ihn mit den Fingernägeln berührte, breitete sich eine Gänsehaut aus, sie war ihm so nah, dass ihr Körper gegen seinen drückte und Zsa-Zsa hatte seinen linken Arm gegriffen und fuhr mit den Fingern unter seinen Ärmel.
Eine furchtbare Hitze begann sich in seinem Körper breit zu machen. Er wusste, dass, wenn er sich nicht wehren würde, diese beiden Frauen wunderbare Dinge mit ihm anstellen würden, die all das übertrafen, was er vom Hörensagen kannte. Imperias rechte Hand war erneut tief hinab gewandert und sie bedachte Evan mit einem wissenden Lächeln, als er darauf reagierte.
Noch immer wusste er nicht, was er tun sollte. Sich wehren? Es zulassen? In der Tat, einerseits wollte er beide Frauen von sich stoßen, andererseits wollte er aber auch stehen bleiben und abwarten, was passieren würde.

Erst Zsa-Zsas spöttisches Schnauben lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf andere Dinge. Sie hielt noch immer seinen linken Arm, doch der Ärmel war inzwischen bis zum Ellenbogen hochgeschoben. Schwarz und grimmig grinste ihnen der Totenschädel des dunklen Mals entgegen, die beiden Frauen starrten auf das Zeichen und Evan spürte, wie sich Panik und Paranoia in ihm breit machten. Wie oft hatte sein Vater ihm eingebläut, das Mal niemals - niemals! - einem Außenstehenden zu zeigen!
„Ich wusste es!“, sagte Imperia und ihre Augen quollen förmlich aus dem Schädel. „Ich wusste es ohnehin. Clarence ist einer von denen, also musste Evan auch einer sein.“ Als sie sich Evan wieder zuwandte, hatte sich der Ausdruck in ihrem Gesicht verändert. Etwas Bösartiges spiegelte sich in ihren Zügen wieder und ihre blauschwarzen Lippen grinsten hässlich. „Was nun, kleiner Todesser? Was wirst du jetzt tun?“

Er fühlte, wie sie ihm seinen Zauberstab gegen das Brustbein drückte.
„Weißt du, warum wir gekommen sind, Evan?“, erkundigte sich Zsa-Zsa scheinheilig und stützte sich lässig an die Wand.
Hastig schüttelte er den Kopf.
„Wir sind nicht hier um dich zu entjungfern, Kleiner. Wir sind hier, weil wir uns an einem gewissen Gespenst und ihrer Sippschaft rächen wollen. Das hat nichts mit dir persönlich zu tun, keine Sorge.“
„Ja!“, bestätigte Imperia mit fiebriger Aufregung. „Aber sieh uns an, Evan. Wir sind bloß zwei kleine, schwache Frauen … sehen wir so aus, als ob wir die Unverzeihlichen Flüche ohne Bedenken anwenden würden? Oh nein, sicher nicht! Wir sind unschuldig, wir sind keine Schwarzmagier. Deshalb sind wir auf die Mithilfe anderer angewiesen, die helfenden Hände starker Männer, die vor nichts zurückschrecken. Und hier kommst du ins Spiel, kleiner Todesser.“ Imperia kam ihm so nah, dass sich ihre Nasenspitzen berührten. Sie duftete nach Lavendel und wilder Leidenschaft.

„Küss mich, Evan“, hauchte sie. Ihre blauschwarzen Lippen glänzten verheißungsvoll.
„Beweis uns, dass du nicht schwul bist“, flüsterte Zsa-Zsa in sein Ohr. Sie strich ihm über die Brust und Imperias Hände massierten ihn an anderer Stelle, während sie noch immer mit leicht gespitzten Lippen vor ihm stand und wartete.
Trotz seiner bösen Vorahnung schloss er seine Augen und genoss die neuen Empfindungen, er wollte, dass Imperia und Zsa-Zsa nicht aufhörten mit dem, was sie da taten. Zsa-Zsa knabberte an seinem Ohrläppchen und er drängte sich Imperia fast schon automatisch entgegen, als ihre Bewegungen langsamer wurden.
„Wenn du willst, dass ich weitermache, Evan, musst du mich in Stimmung bringen. Frauen lieben es geküsst zu werden. Richtig geküsst zu werden“, flüsterte Imperia.
Und Evan, der sich in diesem willenlosen Augenblick nichts mehr wünschte, als ihre Hände zu spüren, küsste sie auch tatsächlich. Es war ein Kuss, der ihm fast den Atem raubte. Imperia stürzte sich regelrecht auf ihn und seine unerfahrenen Lippen und Zunge konnten kaum mit ihren gierigen Bewegungen mithalten. Es war mehr als ein Kuss, es war mehr als alberne Knutscherei, Imperia überrumpelte ihn, als ob ihr Leben davon abhängen würde.

Erst nachdem eine halbe Ewigkeit scheinbar verstrichen war, ließ sie von ihm ab und grinste. Und es war dieses schmale Grinsen auf ihren Lippen, das ihm plötzlich äußerst diabolisch vorkam; der Blick, mit dem Imperia ihn musterte, war seltsam lauernd. Evan spürte, wie sich ein eigenartiges Brennen in seiner Mundhöhle ausbreitete, doch im ersten Moment dachte er sich nichts dabei, es störte ihn nicht einmal besonders. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, Imperias stierenden Blick zu analysieren und sich zu fragen, warum sie ihn so eindringlich musterte.
Das Brennen wanderte langsam seine Kehle hinab, sein Mund war inzwischen vollkommen ausgetrocknet. Als Evan sich mit der Zungenspitze über die spröden, aufplatzenden Lippen fuhr, um sie anzufeuchten, bemerkte er einen fremdartigen Geschmack. Es erinnerte ihn ein wenig an Leder und an herbe Wurzeln, irgendetwas Pflanzliches. Imperias blauschwarzer Lippenstift war ein wenig verschmiert, er registrierte, dass es sich bei der Farbe eher um eine glänzende, butterartige Substanz handelte, nicht aber um Schminke.

Dann keuchte Evan unwillkürlich auf und hielt sich den Brustkorb, denn dieses trockene Gefühl fraß sich immer tiefer in seinen Körper, so als hätte er eine ganze Hand voll Sand geschluckt. Entsetzlicher Durst machte sich breit, so entsetzlich, dass jegliche Form von Lust augenblicklich vergessen war. Er drängelte sich an Imperia und Zsa-Zsa vorbei, auf dem Tisch stand noch eine offene Flasche Butterbier und er wollte nichts lieber als dieses Zeug zu trinken, auch wenn er wusste, dass im Laufe der Stunden wahrscheinlich unzählige Stubenfliegen in dem Butterbier ertrunken waren. Trotzdem schnappte er sich die Flasche und trank sie in einem Zug leer.
Es war, als hätte er Öl ins Feuer geschüttet: Das Brennen in seinem Körper wurde heiß wie eine Stichflamme und im ersten Moment glaubte er tatsächlich, innerlich zu verbrennen. Mit zusammengebissenen Zähnen stützte er sich schwer auf den Tisch.

Imperia und Zsa-Zsa traten herbei, ihre Gesichter waren so distanziert, als ob sie sein merkwürdiges Verhalten nicht einmal bemerken würden.
„Was ist los, Evan?“, fragte Imperia kühl. „Hast du Durst? Willst du noch mehr trinken?“ Sie nickte Zsa-Zsa zu, die verschwand und keine zehn Sekunden später mit einem gefüllten Wasserglas in der Hand zurückkehrte. Sie hielt Evan das Glas vor die Nase, das Wasser sah kühl und sauber aus. Wenn Fliegenverseuchtes, warmes Butterbier seinen Durst schon nicht stillen konnte, dann doch sicherlich klares Wasser. Also griff er nach dem Glas, doch kaum hatte er den ersten Schluck genommen, brannte es wie Säure in seinem Mund, schnell spuckte er es wieder aus und ließ das Glas klirrend zu Boden fallen. Er stand in Flammen, auch wenn er diese Flammen nicht sehen konnte. Sein Bauch, sein Hals, sein Mund, alles schien zu verbrennen!

„Das war Gift!“, würgte er und fasste Imperias Lippenstift ins Auge. „Du hast mich vergiften!“
Imperia setzte eine Unschuldsmiene auf, während sie sich mit dem Zeigefinger verführerisch über den Mund fuhr. „Ja, ganz recht. Es gibt ein Gegenmittel, Evan, aber leider, leider habe ich es schon vor Stunden komplett ausgetrunken, um immun zu sein. Zsa-Zsa sagt, sie hatte das Gift und das Antidot jahrelang auf Lager, wusste aber nie so recht, was sie damit Böses anstellen könnte. Also habe ich ihr vorgeschlagen, es Clarences süßem Sohn zu verabreichen.“
Mit zitternden Beinen fiel Evan auf die Knie, umklammerte mit den Händen aber immer noch den Rand des Tisches.
„Er scheint nicht besonders dankbar, Zsa-Zsa“, bemerkte Imperia höhnisch.
Testend stieß Zsa-Zsa ihn mit der Stiefelspitze an, Evan verlor den Halt und sank endgültig in sich zusammen. Auf den Rücken liegend sah er verschwommen, wie sich die beiden Frauen zu ihm hinunterbeugten.
„Du solltest dich geehrt fühlen, Evan. Dieses Gift wird schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr hergestellt. Es ist eine echte Rarität. Oh, und keine Sorge. Das Gift ist nicht direkt dazu da, die Menschen zu töten.“

Evan reckte keuchend den Hals, er konnte den Kamin erkennen. Der Kamin war am Flohnetzwerk angeschlossen. Er wälzte sich auf den Bauch und kroch voran, die Muskeln verspannten sich und bei jeder kleinen Bewegung hatte er das Gefühl, von Sandpapier innerlich und äußerlich geschliffen zu werden. Alles war so trocken, die Haut in seinem Gesicht spannte sich, seine Zunge schwoll an, aber er schleppte sich weiter. Die beiden Frauen schritten ungerührt neben ihm her und schienen ihren Plan nicht einmal im Geringsten gefährdet zu sehen, auch dann nicht, als Evan den Kamin schon mit einer Hand berühren konnte.
„Das bringt doch nichts, Evan“, seufzte Imperia theatralisch und klopfte mit der Handfläche auf den Kaminsims in über einem Meter Höhe. Dort, unerreichbar fern, stand der Krug mit Flohpulver.

Evan fluchte erstickt. In dem kläglichen Versuch sich hochzustemmen, um den Sims zu erreichen, glitten seine verschwitzten Hände über den Boden und sein Kinn schlug hart auf den steinernen Grund. In seinem Kopf dröhnte es dumpf. Zsa-Zsa kniete sich zu ihm hinunter und strich ihn zärtlich über die blonden Haare, die nass an seiner Stirn klebten. Die brennenden, glutheißen Schmerzen ließen langsam nach und zurück blieb ein Gefühl willenloser Schwäche. Zsa-Zsas Stimme flüsterte beruhigend auf ihn ein und als er schließlich die Augen schloss, verschwendete er schon keinen Gedanken mehr an den Rest der Welt.

XXXXXXX

Als Crescentia Rosier wenig später nach Hause zurückkehrte, fehlte von ihrem Sohn und den beiden weiblichen Besuchern jede Spur. Etwas mulmig wurde ihr dann doch zumute, als sie Evans besten Freund Wassily Wilkes alleine und tief und fest schlafend in Evans Zimmer entdeckte. Sie hatte Wassily noch nie ausstehen können, doch selbst ihre Antipathie rückte in den Schatten der Unwichtigkeit, als sie entdeckte, dass der Bengel Untenrum gänzlich nackt war. Was machte ein nackter Mann ausgerechnet im Zimmer ihres Sohnes?! Ihr wildes Gekreische ließ Clarence, der soeben nach einem langen Arbeitstag durch den Kamin gerauscht kam, alarmiert herbeistürmen.
Selbst er erblasste, als er den halb nackten Wassily Wilkes entdeckte, der ausgesteckt und wohlig schlummernd auf Evans Bett lag. Mit einem Faustschlag ins Gesicht versuchte Clarence den Mann zu wecken, doch das zeigte wenig Erfolg. Nach einer halben Ewigkeit so schien es, öffnete Wassily seine tumben Augen und glotzte den beiden ziemlich dümmlich entgegen. Crescentia hatte ihm voller Ekel eine Bettdecke über den Unterleib geworfen, doch als sich der junge Mann erhob, rutschte die Decke zu Boden. Clarence musste seine Frau stützen, denn beinahe wäre sie in Ohnmacht gefallen bei diesem furchtbaren Anblick.

Wassily schien während seines Nickerchens noch dämlicher geworden zu sein, als er von Geburt an schon war. Er verstand überhaupt nicht, wieso er sich halb nackt in Evans Zimmer befand, er war der Meinung, um diese Zeit eigentlich zu Hause sein zu müssen. Nein, erinnern konnte er sich angeblich an nichts, er besaß sogar die Dreistigkeit zu behaupten, nicht einmal das heutige Datum zu kennen.
Als Clarence ihn fragte, wo Evan steckte, antwortete Wassily mit einem Schulterzucken. Crescentia weinte sich derweil mit kreischendem Schluchzen an Clarences Schulter aus und heulte darüber, dass sie sich doch so sehr Enkelkinder gewünscht hatte. Während Clarence mit wütendem Gebrüll Wassily Wilkes aus seinem Haus verjagte, sank seine Frau wie ein Häufchen Elend in der Stube zusammen. Evan liebt Männer, rief sie tränenerstickt, mein Sohn Evan liebt Männer und hat sich ausgerechnet diesen furchtbar hässlichen Wassily ausgesucht! Eine Schande!
Für das Ehepaar bestand kein Zweifel mehr an Evans geheime Gelüste und Clarence war sich sicher, dass sein Sohn aus dem Grund nicht auftauchte, weil er vor lauter Scham das Weite gesucht hatte. Sie warteten den ganzen Abend, ein finsterer Abend, die von einem röhrenden, donnernden Sommergewitter beherrscht wurde, doch ihr Sohn blieb spurlos verschwunden.

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Das ist also Evan Rosier. Die „Altleser“ kennen ihn ja schon, obwohl er ja nicht gerade zu den beliebtesten Herren unter den Todessern gehört und es fast so etwas wie Volkssport ist, sich über ihn aufzuregen. Aber ich sage nur so viel: Wo Evan ist, kann sein „bester Freund“ Severus Snape doch nicht fern sein, oder? XD

@ anemity: Der Tipp mit den Keksen war nicht schlecht ^^

@ AnnaRachelGreene: *lach* Na viel Glück beim Aufspüren der Ruine. Ich hoffe, du schickst mir Fotos wenn du sie findest? *g*
Ich habe übrigens rein gar nichts gegen rote Haare und Sommersprossen (wie kommst du eigentlich darauf? Ich mag rote Haare sehr gerne, sofern sie zum Träger passen). Der Rotschopf Kalliope Milano ist sogar ein richtiger Fanliebling und ich mag das Mädel auch sehr gerne. Dass sie rote Haare und Sommersprossen hat, dient eher dem „Verniedlichungsfaktor“.
Wenn du meine alten FFs wirklich lesen möchtest, solltest du mal auf fanfiktion.de nach mir suchen. Dort habe ich eine Timeline online gestellt (obwohl ich dir nur raten kann, die Betaversionen nicht zu lesen, weil es einfach alles vorweg nimmt).

@ Cissy: Snapes Rolle wird sehr viel mit dem zu tun haben, was in diesem Kapitel hier passiert ist…

@ Larissa_Malfoy: Wie lange Clarence und Zsa-Zsa schon etwas zusammen haben? Ich hab da jetzt keine „offizielle“ Zeit vorliegen, aber es wird wohl ungefähr ein dreiviertel Jahr sein oder so.

@ Miss Voldemort: Nein, dunkle Heiler essen normalerweise sicher keine Fleischkekse. Du hast DdK gelesen, vielleicht erinnerst du dich ja noch daran, dass es sich bei einem der Anwesenden um jemanden handelte, der nicht unbedingt einen menschlichen Gaumen besitzt. Kalliope hat sicher nur vergessen, dass sich in der Schüssel Fleischkekse befanden (wie du schon sagtest, Bella hat sie sehr nervös gemacht). Wahrscheinlich stehen da öfters Kekse rum und Kalliope dachte wohl, es wäre ganz normale Schokokekse oder was auch immer und wollte Bella nur etwas freundlich stimmen (was in die Hose gegangen ist ^^)

@ Ms.Granger: Danke übrigens, dass du meine FF weiterempfohlen hast :)

@ Seline Snape: Och, Clarence ist ja nicht gerade auf den Kopf gefallen. Vielleicht geht ihm ja irgendwann in Bezug auf Zsa-Zsa noch ein Licht auf ^^
Und natürlich sage ich dir nicht, ob deine Vermutung (Identität der Umbra Inkognito) korrekt war. Da musst du schon selbst drauf kommen ;)


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