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Fanfiction

Ancient Legion I - Umbra Inkognito - Auf Spurensuche

von Kiosk

7. Bellatrix Lestrange: Auf Spurensuche


Personen:
Bellatrix Lestrange: Sechsundzwanzigjähige Todesserin. Verheiratet mit Rodolphus

Clarence Rosier: Bellas Onkel (mütterlicherseits). Todesser der ersten Stunde

Crescentia Rosier: Ehefrau von Clarence. Pingelig und tratschfreudig

Evan Rosier: Clarences einundzwanzigjähiger Sohn und somit Bellas Cousin (mütterlicherseits)

Zsa-Zsa Zabini: Tänzerin, die berühmt für ihre Schönheit ist. Geliebte von Clarence und die Besitzerin der Armbrust

Imperia Malfoy-D`oily: Die Besitzerin des „Madame Impérial“. Ältere Schwester von Lucius

Umbra Inkognito: Eigentlich ein Gespenst aus einer alten Erzählung. Doch Zsa-Zsa schwört, von eben diesem Geist attackiert worden zu sein…

Die Armbrust: Voldemort ist fasziniert von antiken und geschichtsträchtigen Objekten. So ist es nicht verwunderlich, dass er auch eine sagenumwogende Armbrust in seinen Besitz bringen will, die einst dem schottischen Lord Willigis Wulfgard gehörte, welcher vor ca. 1000 Jahren den vier Hogwarts-Gründern sein gesamtes Land vermachte. Nun ist die kostbare Antiquität im Besitz der Hexe Zsa-Zsa Zabini, einer direkten Nachfahrin Wulfgards.

Bisherige Handlung: Auf der Insel Alderney, Zsa-Zsas Wohnort, überschlagen sich die Ereignisse. Während Bella heimlich Zsa-Zsas Haus durchsucht, glaubt sie die Anwesenheit einer fremden Person zu spüren. Obwohl Bella keine Beweise findet, die ihren Verdacht erhärten können, wird Zsa-Zsa etwas später in ihrem Haus angegriffen und überwältigt. Zsa-Zsa berichtet gegenüber Bella und Clarence, dass das Sagengespenst Umbra Inkognito sie folterte, um mehr über den Verbleib der Armbrust herauszubekommen. Offenbar gibt es also, neben den Todessern, noch jemanden, der sich für das antike Stück brennend interessiert … und Bella beschließt, der Sache vorerst alleine auf den Grund zu gehen.

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17. Juli 1978

Aus dem Madame Impérial wankten zu dieser Stunde die letzten an- und volltrunkenen Gäste, die allesamt ihr zufriedenstes Lächeln zur Schau stellten, ganz so als hätten sie soeben einen Blick ins Paradies geworfen.
Bellatrix sprach mit niemandem, bis sie sich schließlich zu dem Haupteingang durchgekämpft hatte. Mit der Faust klopfte sie gegen die Tür und das Gesicht des zwergenhaften Türstehers erschien hinter dem ausschwenkbaren Goldschild, auf das der Name und die Inhaberin des Etablissements eingraviert waren.
„Ja?“, fragte der Türsteher und musterte sie wie bereits vor einigen Stunden voller Argwohn, wobei Bellatrix ein schaler Geruch von Alkohol und Qualm in die Nase stieg.
„Mrs. Malfoy-D`oily hat mich zu einem Vorstellungstermin gebeten“, log Bella ohne mit der Wimper zu zucken. Der Winzling warf ihr einen noch genaueren Blick zu, angefangen bei den Beinen, bis hin zum Dekolleté und dem Gesicht.
„Ich kenne Sie doch“, murmelte er. „Waren Sie nicht heute Abend schon einmal hier? Lestrange war Ihr Name, richtig?“

Bella versuchte sich an ihrem charmantesten Lächeln, doch in Anbetracht der vergangenen Stunden wollte ihr das einfach nicht so recht gelingen. Die Muskeln in ihrem Gesicht fühlten sich schlaff und müde an; ihrem Onkel war es irgendwie gelungen, selbst ihren zynischsten Humor auszubrennen. „Lestrange, das ist richtig. Was ist nun? Werden Sie mir die Tür öffnen?“
Der Mann schien zu zweifeln. Aus irgendeinem Grund blickte er sich unwohl um und flüsterte dann: „Mrs. Malfoy-D`oily hat noch nie eine Bewerberin während der frühen Morgenstunden vortanzen lassen. Sie hat Besuch und - ähm - ich kann mir nicht vorstellen, dass sie gestört werden möchte.“
„Es wird schon einen Grund geben, warum sie mir den Termin gegeben hat, Mister.“ Gegen ihren Willen war Bellas Tonfall noch pampiger geworden als gewöhnlich. Sie ahnte, dass sie zu viel Altlast an Zorn und Enttäuschung mit sich herumschleppte, Dinge, die ihre Konzentration beeinträchtigten. Denn Clarence Rosier und Zsa-Zsa Zabini hatten etwas geschafft, was bisher nicht einmal ihre Schwester Andromeda geschafft hatte: Sie hatten Bella an den Rand der Verzweiflung getrieben und Bella war sicher, zu keinem Zeitpunkt in ihrem Leben größeren Fremdscham empfunden zu haben. Es erschien ihr fast so, als hätte sie selbst und nicht Clarence diesen verräterischen Fehler begangen. Ob sie sich besser gefühlt hätte, wenn sie, bevor sie hierher disappariert war, Clarence einen ordentlichen Fluch auf den Hals gehext hätte?

Mit den Worten „Na schön, das wird schon alles seine Richtigkeit haben“ öffnete der Türsteher den Vordereingang und Bella trat in den schummrig beleuchteten großen Saal des Madame Impérial. Der Saal war, bis auf ein paar Mädchen, die die Stühle auf die Tische stellten und Gläser wegräumten, gänzlich leer.
„Kommen Sie, ich bringe Sie zu Mrs. Malfoy-D`oilys Büro“, bot der zwerggroße Mann ihr an und winkte sie in Richtung einer Treppe, deren Stufen mit ausgewähltem rotem Samt beschlagen waren, auf den so mancher Hausbesitzer sicherlich stolz gewesen wäre. Trotzdem war die Treppe im Schatten halb verborgen, als ob man großen Wert darauf gelegt hätte, dass sie nicht unbedingt in den Blick der zahlreichen Gäste fiel.
„Ich denke, es wird nicht nötig sein dass Sie mich begleiten“, stellte Bella mit fester Stimme klar und huschte die Stufen hoch. „Ich finde den Weg schon alleine, danke.“
Doch der Türsteher bestand vehement darauf ihr den Weg zu zeigen, und Bella, die nicht mehr Aufmerksamkeit als nötig auf sich ziehen wollte, folgte ihm schließlich doch. Im Stockwerk oberhalb des Saals erhaschte Bella freie Sicht auf einen Korridor, dessen Wände ebenfalls mit rotem Samt verkleidet waren. Für Bella war es ein deutlicher Hinweis auf die verheißungsvollen Aktivitäten, denen die Männer hier wahrscheinlich nachgingen. Ein Dutzend Türen gingen von dem langen Flur ab und Bellatrix mutmaßte, dass es sich hierbei um die „speziellen Hinterzimmer“ handeln könnte. Ob Clarence diese Zimmer bereits von Innen gesehen hatte?

Die zweite Etage lag hinter einer schweren Eichentür, die der Mann mit einem Silberschlüssel aufschloss. Auf einer einfachen Plakette war das Wort Privat eingraviert worden.
„Ähm, Madam Malfoy-D`oily?“, rief der Mann, doch er wagte es offenbar nicht, die Tür weiter als einen spaltbreit zu öffnen, als ob er erwartete, ein gefährliches Tier könnte hinter der Tür auf ihn lauern. „Mrs. Malfoy-D`oily, sind Sie anwesend? Hier ist eine -AH!“
Bellatrix hatte den Türsteher am Kragen gepackt und mit einem schnellen Ruck brachte sie ihn dazu, rückwärts über die Stufe zu stolpern und mit rudernden Armen die Treppe hinabzustürzen. Nach lautem Poltern landete er schließlich als verdrehtes Körperknäuel auf dem Boden, eindeutig bewusstlos.
Bellatrix seufzte gespielt und schlenderte gemütlich die Stufen hinunter. „Ach Sir, was machen Sie bloß für Sachen, hm?“, fragte sie mit betont schlechtgespielter Besorgnis. „Am Besten nehmen Sie sich kurz eine Auszeit, wie gesagt, den Weg werde ich ohnehin alleine finden.“ Sie packte den Kleinwüchsigen an den Handgelenken und schleifte ihn hinter sich her, hin zu dem ersten der vermeintlichen „speziellen Hinterzimmer“, das sich tatsächlich als orientalisch eingerichtetes Liebesnest entpuppte. Dort ließ sie den bewusstlosen Mann achtlos zurück. Die Erinnerung an ihren Kurzbesuch würde Bella ihm nach getaner Arbeit mittels eines Gedächtniszaubers austreiben, doch im Augenblick hatte sie Besseres zu tun. Leise schlich sie sich weiter, wieder hinauf in den zweiten Stock.

Die Privatetage des Etablissements entpuppte sich als eine Anzahl spartanisch und nüchtern eingerichteter Räume und einem äußerst verwinkelten Flur. So üppig und prunkvoll wie das Madame Impérial hergerichtet war, so langweilig und muggelhaft erschien Bella das zweite Stockwerk. Und Bellatrix wusste wovon sie sprach. Vor weit mehr als einer Hand voll Jahren, während der Sommerferien, hatten Rodolphus und sie sich einen Spaß daraus gemacht, eines Nachts in einem Muggelbürogebäude für „Zahntechnik und Immobilien“ einzusteigen, und alles in allem hatten diese Büros eine erstaunliche Ähnlichkeit mit den Privaträumen von Imperia Malfoy-D`oily. Die Wände waren ebenso weiß, schmucklos und nichtssagend und die Einrichtung ähnlich praktisch und zweckgebunden wie die Einrichtung in der Muggelwelt.
Bellatrix zog ihren Zauberstab und begann sich genauer umzusehen. Zu ihrer linken endete der Flur in einer kleinen, freischwebenden Loge, von wo aus man in den Saal und auf die Bühne des Etablissements schauen konnte. Bella warf einen schnellen Blick hinunter und stellte fest, dass auch die letzten Putzkräfte inzwischen verschwunden waren; dann wandte sie sich ab und schlich in entgegengesetzter Richtung weiter, lauschte an den verschlossenen Türen. in der Hoffnung, verdächtige Stimmen zu hören. Schließlich wusste Bella, dass Zsa-Zsa Zabini sich auf den Weg ins Madame Impérial gemacht hatte, um dort Imperia Malfoy-D`oily von all ihren furchtbaren Problemen zu berichten. Auch wenn Bella sich selten wie eine echte Lady verhielt, die Verhaltensweisen einer Frau konnte sie zumindest besser verstehen als ihre männlichen Kollegen. Wenn Zsa-Zsa sich bei Imperia ausheulen würde, bestand die Möglichkeit, dass vielleicht Dinge angesprochen wurden, die Zsa-Zsa gegenüber Bella und Clarence eisern verschwiegen hatte. Denn für Bella war es offensichtlich, dass Zsa-Zsa mehr zu verbergen versuchte, als ein Kobold in Gringotts tiefsten Verließen.
Clarence Rosier war nur zu dumm und zu sehr ein Gentleman, um eine Tänzerin zu durchschauen, die auf so gewiefte Art und Weise ihren weiblichen Charme spielen ließ.

Bellatrix` Füße stoppten automatisch, Sekunden bevor sie überhaupt bewusst wahrgenommen hatte, dass leise Stimmen aus einem der Räume drangen. Sie wandte den Kopf um die Geräusche zu lokalisieren und huschte dann zu einer weiteren verschlossenen Tür hinüber, die am Kopfende des verwinkelten Flurs lag. In dem Moment, als sie sich hinkniete und durch das Schlüsselloch spähte, wusste Bella, dass sie kurz davor war, der Rätsellösung ein ganzes Stück näher zu kommen.
Bella sah einen langgezogenen, weißwandigen Raum, der nach Osten ausgerichtet war. Die grelle Morgensonne schien durch die großen Fenster und das durchgehend helle Zimmer gleißte in ihrem Licht. Ein Schreibtisch, der einzige große Einrichtungsgegenstand in dem Raum, stand vor dem Fenster, abgesehen von einem Tintenglas und einer Schreibfeder fand sich jedoch nicht der kleinste Fetzen Pergament auf dem Tisch.
„Geht's dir jetzt besser, Zsa-Zsa? Willst du noch ein Glas Feuerwhiskey?“, fragte Imperia und legte die Hände auf Zsa-Zsas Knie. Zsa-Zsa selbst hockte gekrümmt auf dem Schreibtisch, ihr Kopf war gesenkt und ihre lange, schwarze Haarmähne fiel ungekämmt und zottelig in ihr Gesicht. Bella hatte den Eindruck, dass die Frau weinte.

„Kein Whiskey mehr, danke“, hickste Zsa-Zsa. „Oh, ich komme mir so dumm vor! Noch nie hat ein Mann es geschafft, Spielchen mit mir zu spielen, weißt du?“
„Ach Schätzchen, betrachte es einfach als gute Lektion. Du hättest auf mich hören sollen, ich habe dir gesagt, dass Clarence zu den Todessern gehört.“ Imperia griff nach einer Flasche Feuerwhiskey und schenkte sich spritzend etwas von dem klaren Gesöff in ein Glas. Sie trank es in einem Zug leer, offensichtlich geübt und ohne dabei das Gesicht zu verziehen.
„Ich weiß, ich weiß…“, Zsa-Zsa schluchzte bitterlich, „aber das hat mir keine Angst gemacht. Es war mir egal, dass er einer von ihnen ist. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Du-weißt-schon-wer es auf mich abgesehen hat.“
„Auf die Armbrust, Zsa-Zsa, auf die Armbrust. Du wusstest, dass der Gegenstand wertvoll ist. Erinnere dich, was du getan hast, um an das Ding heranzukommen - oh nein, komm, jetzt hör auf zu weinen!“, fügte sie ungeduldig hinzu, als Zsa-Zsa sich lautaufheulend in ihre Arme warf und sich an ihrer flachen Brust ausweinte. Imperia tätschelte ihr den Kopf, doch selbst diese Geste wirkte kalt und berechnet.

„O Imperia, was wird jetzt passieren? Du-weißt-schon-wer wird schrecklich zornig werden! Vielleicht - vielleicht wäre es doch besser, wenn wir ihm die Armbrust einfach geben?!“
Bellatrix hielt den Atem an und konnte ein triumphierendes Grinsen nicht verbergen. Ja, sprecht schön weiter, beschwor sie die beiden Frauen gedanklich. Kommt, verplappert euch ruhig, der Dunkle Lord wird sich freuen!
„Zsa-Zsa, NEIN!“, donnerte Imperia mit überraschender Gewalt in der sonst so kühlen Stimme. Sie packte die schwarze Frau an den bebenden Schultern und fixierte sie mit nachdrücklichem Blick an. „Der Dunkle Lord hat kein Recht dazu! Die Armbrust gehört nur dir und deinen Vorfahren, hörst du? Wenn du auf dein Geburtsrecht verzichtest, verzichtest du auf alles! Es ist dein Erbe, nicht seins!“
„A-aber er wird doch wissen, dass ich Clarence belogen habe! Er wird wissen, dass ich die Armbrust nicht herausgegeben habe, als dieses - dieses Gespenst! - mich gefoltert hat! Ich bin mir sicher, Imperia, ich bin mir so sicher, dass diese Umbra Inkognito bloß ein weiterer Todesser war! Ich habe Clarence und seiner Nichte gesagt, ich hätte die Armbrust an die Umbra Inkognito verraten! D-du-weißt-schon-wer wird es herausbekommen!“
„Du weißt nicht, ob sich wirklich ein Todesser hinter dieser Gespensterverkleidung verborgen hat, Zsa-Zsa“, stellte Imperia tadelnd klar. „Vielleicht gehörte diese Person zu einer ganz anderen Bande! Zu einer Hehlerbande vielleicht, die mit dem Verkauf der Armbrust das große Geld machen wollte. Es ist doch auch völlig egal wer es war, Hauptsache ist doch, dass sich die Armbrust noch immer in deinem Besitz befindet.“

Eine Weile standen die beiden Frauen Arm in Arm da und Bella glaubte, Zsa-Zsa leise schluchzen zu hören.
„Warum weinst du denn immer noch, Schätzchen?“, erkundigte sich Imperia nach einem Moment des Schweigens. „Ist es wegen ihm - Clarence?“
Zsa-Zsa nickte fahrig und ihre Fingerknöchel zeichneten sich deutlich unter der Haut ab, als sie sich noch ein wenig fester an die andere Frau klammerte. „Ich mag ihn wirklich … und gerade weil ich ihn mag, fühle ich mich so schrecklich missbraucht. Ich komme mir vor wie ein kleines, dummes Mädchen!“
„Oh Zsa-Zsa, du naives Ding. Glaubst du wirklich, seine Liebe zu dir war tatsächlich so stark? Für ihn warst du nur eine Affäre, er wäre niemals auch nur auf die Idee gekommen, seine Ehefrau für dich zu verlassen. Aber keine Sorge … wir regeln das schon, ja? Er wird es noch bereuen, sich mit uns angelegt zu haben.“
Bellatrix erinnerte sich an das, was ihr Onkel ihr über Imperia erzählt hatte. Angeblich hielt diese Frau sehr viel von Racheaktionen und Begleichungen; Gerüchten zufolge ließ sie die Leute, die sich einen allzu groben Fehltritt geleistet hatten, mehr oder weniger unauffällig aus dem Weg räumen. Ein Bild tauchte vor Bellas geistigem Auge auf, das Bild eines ertrunkenen Clarence Rosiers, der fahlhäutig und mit aufgedunsenem Körper am Grund eines Sees trieb.
Dafür, dass Zsa-Zsa Clarence angeblich wirklich mochte, protestierte sie reichlich wenig gegen Imperias Vorschlag. Stattdessen wischte sie sich die Tränen aus den Augen und lächelte schwach. „Ja … klingt gut. Wir beide gegen die Todesser…“

Und dann geschah etwas, mit dem Bellatrix niemals gerechnet hatte: Imperia hob Zsa-Zsas Kinn mit der Fingerspitze an und küsste sie. Es war kein zarter, freundschaftlicher Kuss, er war verlangend und gierig und Zsa-Zsa erwiderte ihn, als wäre sie ausgehungert, als hätte es in ihrem Leben nie einen Clarence oder anderen Mann gegeben. Hastig nestelte Zsa-Zsa an den Knöpfen von Imperias hellem Pelzmantel herum und streifte ihr die Kleidung schließlich von den Schultern, während sie die Beine um Imperia schlang.
Bella wusste, dass ihr soeben vor lauter Erstaunen das Kinn hinuntergeklappt war. Während sie durch das Schlüsselloch starrte, wurde ihr bewusst, wie rasch Clarences jungenhafte Verliebtheit zu Zsa-Zsa sicherlich vergehen würde, wenn er hier und heute Zeuge dieses Liebesspiels wäre. Zsa-Zsa Zabini, seine geliebte Tänzerin, lag nackt und ausgebreitet auf einem Schreibtisch und ließ sich von Lucius Malfoys älterer Schwester verwöhnen! Irgendwie fühlte Bellatrix sich, als hätte soeben ein Unsichtbarer ihr mit einem Schürhaken einen kräftigen Schlag auf den Kopf verpasst.

Aber sie war keinesfalls geschockt, Bella war hochgradig amüsiert.
„Oh, bei Salazar!“, kicherte sie leise. „Wer hätte das gedacht?“
„Was gedacht?“, zischte plötzlich eine eiskalte Stimme hinter ihr. Mit einem erstickten Aufschrei fuhr Bellatrix hoch, wollte sich umdrehen, doch die Spitze eines Zauberstabes bohrte sich in ihr Kreuz, so erbarmungslos, dass es schmerzte.
Ihr Herz begann zu rasen.
Aber sie hatte keine Angst.
Es war komisch, aber in solchen Situationen hatte sie noch nie Angst verspürt, obwohl sie wusste, dass sie sterben oder gefangengenommen werden könnte.
Jemand griff nach Bellas Zauberstab und zog ihn aus den Fingern ihrer rechten Hand.
„Schön, dass wir uns mal wiedersehen, Bellatrix Lestrange.“ Die Stimme war vollkommen emotionslos, Bellatrix hätte sie nicht beschreiben können, selbst wenn ihr alle Zeit der Welt zur Verfügung gestanden hätte. Es war eine Stimme, die Bella fern an das kalte, tiefe Heulen eines arktischen Sturms erinnerte, aber sie besaß nichts von der Lebendigkeit eines Sturms. Doch, und das konnte Bella mit Bestimmtheit sagen, die Stimme gehörte zu einer Frau.
„Wer sind Sie? Ein Auror?“
Die Frau lachte leise auf. „Ein Auror? Nein, ganz sicher nicht. Nicht einmal im entferntesten Sinne.“

Bella wagte den Versuch, einen Blick auf die Person zu werfen, doch der Druck auf ihr Kreuz verstärkte sich drohend und unmissverständlich.
„Woher kennen Sie meinen Namen?“
„Du kennst auch meinen Namen, Lestrange. Wir kennen uns. Nicht besonders gut, aber wir kennen uns. Aber verrat mir doch mal, was du da eben so unglaubliches beobachtet hast. Etwa ein weiteres Techtelmechtel zwischen Imperia und Zsa-Zsa?“
Bella wusste nicht, was sie sagen sollte, zwar gab sie es ungern zu, doch die Fremde hatte sie schlicht und einfach überrumpelt. Aus irgendeinem Grund war sie - ausgerechnet sie! - geradewegs in etwas hineingeschlittert, was sich ihrem Verständnis völlig entzog.
Als ob Imperia und Zsa-Zsa beschlossen hätten auf die Frage der Frau selbst zu antworten, drang ein lustvolles Stöhnen aus dem Büro.
„Ja, das war abzusehen“, sagte die Unbekannte hinter Bellas Rücken. Ihre Stimme war zwar noch immer so kalt wie ein antarktischer Winter, doch Bella glaubte einen Hauch von Belustigung herauszuhören.
„Ich beobachte Zsa-Zsa schon seit längerem“, fuhr die Frau fort. „Ich kenne sie. Ich kenne auch Imperia.“
„Machen Sie etwa auch bei deren Liebesspielen mit oder was?“, knurrte Bella.
„Wie ich sehe, gibt es eine Menge Klärungsbedarf zwischen uns, Lestrange. Lassen wir die beiden Liebenden alleine und gehen ein Stück?“

Der schmerzende Druck auf Bellas Kreuz ließ nach, als die Frau ihren Zauberstab zurückzog. Bella konnte hören, wie sich die Fremde ein paar Schritte von ihr entfernte. Langsam wandte Bella den Kopf, um einen Blick über die Schulter zu werfen, und was sie sah, ließ ihren Atem stocken.
Vor ihr stand, wie aus dem Mosaik in Zsa-Zsas Badezimmer geschlüpft, eine Gestalt in rostfarbener Robe. Eine schwere Kutte bedeckte den Kopf der Frau, so tief hinunter gezogen, dass ihr Gesicht in völliger Dunkelheit lag. Die Gestalt hielt zwei Zauberstäbe in den Händen, der eine, in ihrer Linken, gehörte Bella.
„Du bist Sie!“, zischte Bella perplex. „Die Umbra Inkognito, dieses verdammte Gespenst!“
„Ich bin kein Gespenst. Ich bin aus Fleisch und Blut. Wie du.“
Bella sprang unwillkürlich auf und schlug mit der Faust gegen die Wand. „Denkst du, ich weiß es nicht!? Ich habe nicht eine Sekunde daran-!“
„Sei still, Lestrange. Sie werden dich hören.“ Mit einer vagen Handbewegung bedeutete sie Bella, ihr unauffällig zu folgen. Doch Bella rührte sich nicht vom Fleck; mit hochgezogenen Schultern, zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten stand sie da, denn sie hatte die dunkle Vorahnung, dass die vermeintliche Umbra Inkognito keine guten Absichten hegte. Im Gegenteil: Auch wenn die Stimme der Frau kalt und leblos klang, strahlte sie dennoch - oder vielleicht auch gerade deshalb - Gefährlichkeit aus.

„Ich habe dich gesehen!“, sagte Bella. „Du warst in Zsa-Zsas Haus! Ich habe einen Fluch auf dich abgefeuert, aber du bist entkommen.“
„Wir werden alles noch in Ruhe bereden, Lestrange. Ich habe Zeit und“, sie nickte in Richtung Bürotür, hinter der das Liebesspiel gerade einen Höhepunkt zu erreichen schien, „es dauert ohnehin noch eine Weile, ehe Imperia und Zsa-Zsa sich ausgetobt haben. Und jetzt wirst du schön mitkommen, komm Lestrange!“ Sie hob ihren eigenen Zauberstab und zielte drohend auf Bellas Brustkorb. Die Spitze ihres Zauberstabes zitterte nicht, sondern blieb so reglos wie das Skalpell eines erfahrenen Arztes. Obwohl sie es ungern zugab, Bella musste die Frau zwangsläufig als erprobte Kämpferin einschätzen. Sollte Bella es irgendwie gelingen, ihren Zauberstab zurück in die Finger zu bekommen, dürfte es ihr sicherlich einiges an Mühe, Schweiß und Blut kosten, die Fremde zu besiegen.
„Nimmst du keine Befehle entgegen, Lestrange?“, erkundigte sich die Frau mit bissigem Unterton in der sonst so unbewegten Stimme. „Du zollst nur dem Dunklen Lord deinen Respekt, habe ich Recht?“
„Du nennst ihn so?“
„Ich nenne ihn so“, bestätigte die Unbekannte. „Und jetzt wirst du mit mir kommen, ehe ich Gewalt anwenden muss. Der Dunkle Lord braucht keine treue, tote Dienerin.“

Bellatrix wusste, dass sie nicht - noch nicht - in der Position war, Verhandlungen zu führen oder sich gar effektiv zur Wehr zu setzen. Geduld zählte nicht unbedingt zu ihren Stärken, aber in Anbetracht ihrer misslichen Lage musste sie ausharren und auf kommende Chancen hoffen. Sie war nicht so unbewaffnet, wie die Umbra Inkognito vielleicht glaubte. Bella besaß, so wie die meisten Todesser auch, einen zweiten Zauberstab, der immer dann zum Einsatz kam, wenn die Situation es verlange.
Und während Bella also mit erhobenen Händen an der Frau vorbeischritt, spürte sie mit aller Deutlichkeit das schmale Stückchen Holz im Futter ihrer Stiefel.
Alles was sie brauchte, war eine gute Gelegenheit.
Sie wurde hinunter in den nun leeren Saal geführt. Es war dunkel, trotz des fahlen Lumoslichtes, und jeglicher lebendige Flair schien dem Etablissement abhanden gekommen zu sein.

„Setz dich, Lestrange.“ Die Frau stieß sie regelrecht in die Nähe der Bühne. Bella lehnte sich an den Rand des Podiums und richtete den Blick wieder auf die Gestalt in rostroter Robe. „Du hast Zsa-Zsa Zabini aufgelauert, weil du diese verdammte Armbrust haben willst, stimmt`s?“, herrschte Bella sie an. Auch wenn sie beim Anblick der beiden Zauberstäbe in den Händen einer Unbekannten leise Beklemmung verspürte, so betrachtete sie es noch immer als ihre höchste Pflicht, der Frau möglichst viele Informationen zu entlocken. Sollte Bella diesen Tag überleben, konnte sie ihr Wissen mit dem Dunklen Lord teilen und diese Zukunftsaussicht gab ihr Kraft. Das vermeintliche Gespenst hatte ihr oft gepriesenes Pflichtbewusstsein nicht ausgelöscht.
„Die Armbrust, das ist richtig. Man hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass der Dunkle Lord seine gierigen Spinnenfinger nach der Armbrust ausgestreckt hat, also wollte ich ihm zuvorkommen. Blöd nur, dass du und dein Onkel mir einen Strich durch die Rechnung gemacht habt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Ich nehme an, Zsa-Zsa hat die Armbrust hier im Madame Impérial versteckt, nicht wahr?“
„Woher-?“
„Woher ich meine Informationen beziehe?“ Die Frau lachte leise auf und wieder einmal klang ihre Stimme so, als würde sie aus den Tiefen einer Eishöhle hervordringen, tot und gemütlos. „Ich schleppe mein Wissen seit vielen, vielen Jahren mit mir herum und bin froh, es endlich einmal einsetzen zu können. Hat dir dein Onkel Clarence erzählt, wie er und der junge Dunkle Lord während ihrer Schulzeit nach der Armbrust gesucht und sie nie gefunden haben? Ich habe die beiden gewissermaßen dabei beobachtet. Aber genug davon. Accio Zauberstab!“

Ehe Bellatrix reagieren konnte, zerrte der Zauber an ihrem rechten Bein. Die Stiefelnaht riss auf und ihr Ersatzzauberstab wurde im hohen Bogen herausgeschleudert, als hätte man einen Feuerwerkskörper an das Holz gebunden. Mit leisem Klackern landete der Stab vor der Fremden, die ihn aufhob und in ihrer Robe verschwinden ließ.
Bellatrix` Kiefer verspannte sich, sie biss die Zähne zusammen bis es schmerzte.
„Keine Sorge, das war nicht dein Fehler, Lestrange“, sagte die Frau und Bella hatte das Gefühl, dass sich unter dem Schatten der Kutte ein triumphierendes Grinsen verbarg. „Ich kenne die üblichen Tricks. Man kann mich nicht für viele Dinge loben, aber das Duellieren beherrsche ich.“
„Das ist kein Duell!“, entgegnete Bella schrill. „Wenn du ein Duell willst, dann gib mir einen von meinen Zauberstäben zurück! Ich werde dir einen Kampf liefern, den du nicht vergessen wirst, Miststück!“
„Das bezweifele ich nicht. Aber die Sache ist die: Im Grunde bin ich nicht an einem Kampf mit dir interessiert. Ich bin keine ehrliche Haut, mir ist es lieber, wenn ich die Sachen schnell und effizient erledige.“ Mit diesen Worten ließ sie ihren Zauberstab um ein paar Grad nach links schwenken; unmissverständlich zielte sie auf Bellatrix` Herz, doch der Todesfluch blieb aus.

Die Sekunden verstrichen und als Bella sich sicher war, dass der kurzen Wartezeit auch tatsächlich kein Avada Kedavra mehr folgen würde, verselbstständigte sich ihre dreiste Natur ein weiteres Mal. „Schnell und effizient ist etwas anderes!“, höhnte sie, obwohl sie sich im gleichen Moment fast wünschte, den Mund gehalten zu haben. Sie hatte eine Pflicht zu erfüllen und ihr Überleben hatte Priorität, nicht die Provokation.
„Weißt du, Lestrange, ich gehe davon aus, dass mein Plan aufgehen wird. Ich werde mich nun nach der Armbrust erkundigen und wenn ich die Waffe erst einmal besitze, werde ich vielleicht einen kleinen Testschuss damit wagen. Hast du schon einmal mit einer Armbrust geschossen, Lestrange? Mit einer verfluchten Armbrust? Mich interessiert, wie tödlich diese Waffe wirklich ist.“
Ihre Worte bestätigten Bellas dunkle Vorahnungen. Ehe sie sich's versah, preschten unsichtbare Seile aus dem Zauberstab der Fremden hervor, Bella spürte wie sich eine körperlose Kraft um ihre Hand- und Fußgelenke schlang und sie so fest zusammenpressten, als ob man sie verschweißt hätte. Bella kämpfte dagegen an, doch sie verlor das Gleichgewicht und taumelte zurück, so dass sie mit dem Rücken hart gegen den Rand der Bühne stieß und auf den Parkettboden sank. Ihr verbissenes Ächzen verstummte schlagartig, denn die Umbra Inkognito hatte sie mit einem zweiten Zauber zum Schweigen gebracht.
„Und nun wirst du hier warten, Lestrange“, teilte die Frau ihr mit. „Du wirst hier warten und dich ruhig verhalten.“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und tauchte zurück in die Dunkelheit, die über dem großen Saal lag.

Bella wusste, dass die Frau sie töten würde, sobald der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war. Sie schätzte die Fremde als kalt und kalkulierend ein und sicherlich besaß sie nicht mehr Emotionalität und Gnade, als ein Haufen alter Eisenspäne. Hätte die Umbra Inkognito nicht gerade eben ihre Ermordung angekündigt, hätte Bella sie für eine brauchbare potenzielle Todesserin eingestuft. Aber mal ganz abgesehen von der Morddrohung: Im Grunde konnte Bella andere Todesserinnen gar nicht ausstehen.
Sie litt unter akuter Stutenbissigkeit.
Und deshalb war es auch eine enorm befriedigende Vorstellung, die vermeintliche Umbra Inkognito zu töten.
Doch wie jemanden töten, wenn einem die Hände im wahrsten Sinne des Wortes gefesselt waren und man zudem noch unbewaffnet war? Bella musste zugeben, dass sie in gehörigen Schwierigkeiten steckte.
Nachdem sie sich fünf Minuten lang vergeblich gegen den Zauber gewehrt hatte, hielt sie plötzlich inne und lauschte. Durch den Saal drang das Echo ferner Schritte, doch es war zu dunkel um etwas zu erkennen, außerdem hockte Bella noch immer auf dem Boden und außer einer Unmenge Tisch- und Stuhlbeine konnte sie nicht viel sehen.

Doch dann hörte sie Stimmen, Kichern. Und Bella begann so angestrengt zu lauschen, wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
„…ich versichere dir, Zsa-Zsa, nach einem Gläschen Feigenwein wirst du dich wie neugeboren fühlen. Du wirst deinen Clarence im Nu vergessen haben.“
„Ich habe ihn schon fast vergessen. Wenn du mich liebst, vergesse ich die ganze Welt, Imperia.“
„So weit solltest du nicht gehen. Zumindest unseren kleinen Racheplan solltest du schön im Gedächtnis behalten.“
Irgendwo flackerten gedämpfte Lichter auf, die Bellatrix im ersten Moment blendeten. Sie blinzelte und erkannte, dass in gut zwanzig Metern Entfernung eine Reihe Fackeln entzündet worden waren, die eine kleine Thekennische erleuchtete, die mit einem gewaltigen Sammelsurium an Alkoholflaschen in allen Formen und Farben bestückt war. Zsa-Zsa Zabini und Imperia Malfoy-D`oily, beide spärlich bekleidet mit einer luftigen Nachtrobe, hatten soeben den Saal betreten und wankten Hand in Hand und eindeutig beschwipst zu der Theke hinüber. Sie sahen Bella nicht, es war viel zu dunkel um sie herum und die beiden Frauen waren auch viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Kaum dass die beiden an der Bar platzgenommen hatten, verkrallte sich Zsa-Zsa in Imperias blonden Haarschopf und küsste sie, während Imperia ihre Hände über den geschwungenen Körper der anderen fahren ließ.

Es war, als ob die heimlichen Träumerein von Bellatrix` Schwager Rabastan auf einem Schlag wahr geworden wären - und zum ersten Mal ärgerte sich Bella, dass Rabastan in diesem Moment nicht zugegen war um zu gaffen! Im Anbetracht ihrer misslichen Lage hätte er sich ausnahmsweise sogar als nützlich erweisen können.
Aber da weder er noch irgendjemand sonst anwesend war, der Bella hätte befreien können, musste sie sich schon selbst die Haut retten. Sie ließ sich zur Seite kippen und versuchte auf Ellenbogen und Knie vorwärts zu robben. Einen besonders hilfreichen Plan hatte sie zwar noch nicht ausgetüftelt, sicher war jedoch, dass sie einen Zauberstab brauchte - Zsa-Zsa und Imperia hatten ihre sicherlich dabei.
Wie eine Schlange kroch Bella heran und fand schließlich unter dem sternenbestickten Tischtuch einer großen, runden Tafel Unterschlupf. Sie spähte zwischen den Kordeln der Decke hindurch, hinüber zu der schummrig erleuchteten Theke und den beiden Frauen.
Sie tranken feigenfarbenen Wein aus edlen Kristallgläsern, saßen dicht beieinander und warfen sich immer wieder feurige Blicke zu. Zsa-Zsas Haare waren noch immer zerzaust und dunkle Ringe lagen unter ihren Augen, doch obwohl sie am Rande der absoluten Erschöpfungsgrenze zu sein schien, funkelten ihre Augen so lebhaft und katzenartig wie eh und je. Ihre linke Hand ruhte auf Imperias weißhäutigem Oberschenkel, ein Kontrast wie dunkler Samt auf reinem Porzellan.

Auf dem Tresen selbst saß das Schweinchen Schimäre und schleckte gierig aus einem Napf. Bella hätte zehn Galleonen darauf gewettet, dass sich Alkohol in der Schüssel befand, denn das würde zumindest Schimäres völlig unkoordinierten Bewegungen erklären.
Während die beiden Frauen gerade damit beschäftigt waren, sich über den neueröffneten Pelzladen in der Winkelgasse zu unterhalten, spitzte das Schwein plötzlich seine Ohren und starrte in die Dunkelheit des Saales. Bella folgte seinem Blick, konnte von ihrem Standpunkt aus jedoch noch immer nicht mehr erkennen als einen Wald aus Tisch- und Stuhlbeinen. Dann, ganz unvermittelt, hüpfte Schimäre von dem Tresen und huschte im flotten Trippelgang davon.
Zsa-Zsa sprang auf. „Wo willst du hin, Schim-Schim?“
„Hoffentlich pisst er nicht wieder in die Garderobe“, murmelte Imperia trocken.
Zsa-Zsa wollte ihrem Haustier offenbar nachsetzen, doch sie kam keine drei Schritte weit. Mit einem kreischenden Aufschrei stürzte sie plötzlich zurück, stieß gegen die Theke und versuchte darüber hinwegzuklettern, wobei sie im Verhalten stark an eine wildgewordene und strohdumme Gans erinnerte, der man den Fluchtweg versperrt hatte. Imperia starrte ihre Geliebte mit einem merkwürdigen Ausdruck in den fahlen Augen an. Offenbar fragte sie sich, ob Zsa-Zsa gerade ein dramatisches Theaterstück einübte oder einfach den Verstand verloren hatte.

Und plötzlich wurde Zsa-Zsa wie von einer unsichtbaren Böe angehoben und sie krachte donnernd in das Regal, auf dem Dutzende teure Weine und Sekte gestanden hatten. In einem Regen aus Glassplittern und umherspritzendem Alkohol stützte sich Zsa-Zsa bedröppelt gegen die Trümmer des Regals, augenscheinlich mit großen Problemen, auf den Beinen zu bleiben.
Imperia sprang auf. „BIST DU VERRÜCKT GEWORDEN!?“, kreischte sie vollkommen perplex. „Der Alkohol ist ein Vermögen wert gewesen!“
Doch Zsa-Zsa gab keinen Ton mehr von sich. Mit schreckensstarrer Miene blickte sie der rostrot gekleideten Gestalt entgegen, die soeben wie zufällig aus der Dunkelheit geschlendert kam. Sie hielt ihren Zauberstab in der Rechten und neben ihr lief Schimäre, der eifrig mit dem kleinen Ringelschwanz wedelte und zu der Umbra Inkognito aufblickte, als erwarte es ein ganz besonderes Leckerli.
Es war, als hätte die Sage rund um die Inkognito ein weiteres mal bewahrheitet: Ein Gespenst, dass umherstreifte und die Tiere um den Verstand brachte und an sich band.

Imperia erbleichte, als sie die fremde Frau erblickte. „Unmöglich!“, rief sie mit zitternder Stimme. „Zsa-Zsa, ist das dieses Ding, das dich angegriffen hat?“
„Ding?“, kam es gelangweilt von der Fremden. „Ich bin kein Ding, Imperia.“ Die Umbra Inkognito bückte sich und nahm Schimäre auf den Arm. In dem wenigen Licht erschien ihre Hand so weiß und ausgemergelt wie die Hand eines Skeletts, doch Bellas Blick fiel auf einen schlichten Silberring, der am Ringfinger der Umbra Inkognito kurz aufblitzte.
Erst beim Anblick ihres seltsam-agierenden und ganz und gar untreuen Schweinchens, kam Zsa-Zsa wieder zu sich. Polternd stieß sie sich von dem Trümmerhaufen aus Holz und Scherben ab und heulte: „Lass mein Schwein los! Wenn du ihm nur eine Borste krümmst, bist du tot!“
Doch Schimäre schien nicht einmal annähernd in Gefahr zu schweben. Es sich in der Armbeuge der Umbra Inkognito bequem gemacht und grunzte zufrieden.

„Sieht aus, als wäre dein Clarence diesmal nicht anwesend, um dich zu schützen, Zsa-Zsa“, sagte die vermummte Frau ungerührt. „Wir werden unsere kleine Befragung also ungestört fortführen können: Wo ist die Armbrust?“
„Nicht hier!“, riefen Zsa-Zsa und Imperia wie aus einem Munde.
„Oh doch, sie ist hier“, sagte die Frau mit gefährlich kaltem Unterton. „Ich glaube dir, Zsa-Zsa, dass sie nicht in deinem Haus war, doch ich weiß, dass sie nun hier, in diesem Gebäude, ist. Ich beziehe erstklassige Informationen. Warum sonst hätte ich hier herkommen sollen, Zsa-Zsa? Denkst du, dass es Zufall ist, dass ich jetzt vor dir stehe? Ich wusste, dass du das Madame Impérial aufgesucht hast.“
Während alleine das plötzliche Auftauchen der Umbra Inkognito offenbar ausgereicht hatte, um Zsa-Zsas Willen zu brechen, ließ sich Imperia nicht so einfach beirren. Reiner Trotz stand in ihrem blassen, gradlinigen Gesicht geschrieben, als sie einen mutigen Schritt in die Richtung der Fremden setzte. „Wer bist du?“, zischte sie. „Wer steckt hinter deiner Maskerade? Ein weiterer Todesser?“
„Ich bin nicht hier in der Rolle eines Todessers“, antwortete die Fremde.
„Aber du mischt dich in die Angelegenheiten des Dunklen Lords ein!“

Die Umbra Inkognito stieß einen genervten Seufzer aus, doch sie antwortete nicht auf Imperias Feststellung, sondern wandte sich mit gezogenem Zauberstab an Zsa-Zsa.
„Ich weiß sehr genau, dass du viel lieber am Leben bleiben würdest. Die Armbrust wird dir jedoch nicht dabei helfen, sie hat keinen Wert für dich. Andere, mächtigere Leute wollen diese Waffe haben. Ich wüsste nicht, wie sich eine einfache Tänzerin gegen diese Leute behaupten könnte?“
Zsa-Zsa senkte den Blick und biss die Zähne zusammen. Bella sah ihr förmlich an, wie all ihr Mut in sich zusammenstürzte wie ein Turm ohne Fundament und Mörtel. Augenscheinlich erkannte sie, wie wenig sie in diesem Spiel ausrichten konnte.
Es war Imperia, die nicht locker gab. „Verrate es ihr nicht, Zsa-Zsa!“
Schimäre quiekte auf dem Arm der Fremden auf eine Art, die sich irgendwie nach einem tierischen Empörungslaut anhörte.
Die Umbra Inkognito zischte: „So, so. Eine lebensmüde Person wie du, Imperia, versucht einer lebensfrohen Person Ratschläge zu erteilen. Interessant. Du weißt doch genau, in welche Schwierigkeiten ihr beide geraten werdet, solltet ihr euch widersetzen.“

Falls es überhaupt noch möglich war, so erbleichte Zsa-Zsa bei diesen Worten noch um weitere Nuancen. Imperia hingegen hatte schon wieder den Mund geöffnet, zweifellos um einen erneuten verbalen Angriff zu starten. Doch bevor auch nur ein Wort über ihre Lippen dringen konnte, hatte die Fremde bereits einen Zauber auf sie abgefeuert. Imperia wurde, wie schon zuvor Zsa-Zsa, mit voller Wucht gegen das Regal geschleudert. Ein weiteres Mal splitterten Alkoholflaschen, ein Sturzbach aus Wein, Sekt und Hochprozentigem ergoss sich über Imperia, die ohnmächtig am Boden liegen blieb.
Zsa-Zsa stieß einen spitzen Schrei aus, presste die Hände vor den Mund und ihre Augäpfel hüpften panisch auf und ab, als sie bemerkte, dass sie nun mit der Umbra Inkognito allein war. Der letzte Rest Stärke, der Zsa-Zsa bis dahin vielleicht sogar noch geblieben war, schien sich nun endgültig im klebrigen Alkohol und im Scherbenhaufen zu verlieren.
„Du kennst den Folterfluch, Zsa-Zsa!“, erinnerte die Umbra Inkognito sie lauernd und Schimäre grunzte bekräftigend.
„Möchtest du ihn noch einmal spüren?“
Zsa-Zsa schüttelte hastig den Kopf.
„Dann bitte. Führe mich zu der Armbrust. Wo habt ihr sie versteckt? Oben? In Imperias Privaträumen?“
Zsa-Zsa nickte.

Die Umbra Inkognito vollführte eine deutliche Geste in Richtung Treppe und ließ Zsa-Zsa den Vortritt. Als sie beide in den oberen Stockwerken verschwunden waren, fasste Bellatrix die am Boden liegende Imperia ins Auge. Langsam, sehr, sehr langsam robbte Bella näher, denn es war nicht gerade einfach, sich auf Ellenbogen und Knien fortzubewegen und daher kam sie nur zentimeterweise vorwärts. Nach einer Ewigkeit so erschien es ihr, erreichte sie die stinkende Alkohollache, die sich im Bereich der Theke ausgebreitet hatte. Überall lagen kleine und große Glassplitter der zersprungenen Flaschen herum und es wäre wohl selbst für einen Regenwurm unmöglich gewesen, sich unbeschadet durch diese Splitterlandschaft zu schlängeln. Also robbte Bella einfach unbeirrt weiter, obwohl sie spürte, dass ihre Haut und Kleidung von den Scherben zerrissen wurden. Doch es war ihr egal. Alles was sie wollte, war ein Zauberstab.
Imperia saß mehr oder weniger aufrecht in einer Ecke, ihr Mund stand ein Stückchen offen und etwas Blut hatte ihren silberblonden Kopf rot gefärbt. Sie trug nicht mehr als eine dünne, fast durchsichtige Seidenrobe, doch darunter war sie eindeutig nackt. Aus ihrer Brusttasche lugte die Spitze eines Zauberstabes, was Bella ungemein ärgerte. Warum hatte Imperia das verdammte Ding nicht gleich in einen Spitzhut eingenäht und auf dem Kopf getragen, denn wie sollte Bella den Zauberstab mit fest verschlungenen Armen erreichen? Frustriert seufzend drehte sich Bella auf den Rücken und drückte sich mit den Beinen vorwärts, sodass sie sich an der holzvertäfelten Wand der Theke zumindest ansatzweise aufrichten konnte. Mit den steifen Armen rudernd und mit grapschenden Fingern versuchte sie nach dem Zauberstab zu greifen. Sie rutschte ab und fiel halb über Imperia.
Imperias Gesicht zuckte. „Zsa-Zsa?“, nuschelte sie.
Bella gluckste lautlos - der Schweigezauber war noch immer wirksam, so musste die Welt leider auf ihre bissige Bemerkung verzichten.

Irgendwie schaffte sie es dann doch, Imperias Zauberstab mit zwei Fingern zu greifen und hervorzuziehen. Ungelenk vollführte sie damit eine höchst merkwürdig anmutende Bewegung und nach dem fünften Anlauf, zeigte ihr Finite Incantatem endlich Wirkung, die unsichtbaren Fesseln lösten sich von Hand- und Fußgelenken. Bella atmete tief durch und streckte testweise ihre Gliedmaßen um sie einzurenken, dann huschte sie hinter der Theke hervor. Die Scherben unter ihren Stiefel knirschten dumpf, als sie sich zu der Treppe schlich und in die Dunkelheit spähte. Sie konnte weder etwas hören, noch etwas sehen. Leisen Schrittes folgte sie der Treppe hinauf und machte sich bereit, jeden Moment hinter dem schmucken Edelholz-Geländer unterzutauchen, sollte plötzlich ein Fluch durch die Luft schwirren. Als sie die Privaträume von Imperia erreichte, drangen erneut Stimmen an ihr Ohr. Bellatrix drückte sich gegen die Wand und lugte vorsichtig um die Ecke.

Sonnenlicht blendete sie, trotzdem erkannte sie in dem schlichteingerichteten Büro die Gestalt der Umbra Inkognito, die sich gerade an dem weißen Fellteppich zu schaffen machte, der vor dem Schreibtisch auslag. Zsa-Zsa lag am Boden, offenbar von einem Zauber betäubt, doch ihr Hausschwein Schimäre interessierte es reichlich wenig, dass sein Frauchen bewusstlos und hilflos war. Mit wild hin und herpeitschenden Schwänzchen und freudigem Grunzen sah es zu, wie die Umbra Inkognito den Teppich zurückschlug und die eingelassene Luke öffnete, die sich im Holzboden befand. Ein schweres Quietschen drang durch den Raum, als sie den Lukendeckel aufklappte und in den finsteren Hohlraum griff. Staub wurde aufgewirbelt und große Flockenfetzen tanzten im einfallenden Morgenlicht umher.
Als die Umbra Inkognito sich wieder erhob, hielt sie eine in viele Lagen Leinenstoff eingeschlagene Armbrust und einen Beutel voller Armbrustbolzen in den Händen.

Fortsetzung folgt…

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Kommentar: Oh my God, Femslash! Nachdem es schon den ein oder anderen homo- oder bisexuellen Mann in meinen FFs gab ( *hustZebulonHuntsvillehusthust*), dachte ich, es wäre mal an der Zeit, die Suppe mit etwas Femslash zu würzen. Gefällt es euch? Was ist mit den männlichen Lesern? Schreibt mir eure Meinungen, ich bin ganz Ohr ^^

AnnaRachelGreene: Nein, es ist überhaupt nicht gut, dass Clarence einen wunden Punkt hat. Aber vielleicht überwindet er ja seine Schwäche, wer weiß? ;)
Du musst meine anderen Storys übrigens nicht lesen, weil es sich (zumindest bei den älteren FFs) eh bloß um Betaversionen handelt, die ich ohnehin bald neu veröffentliche. Deshalb würde ich an deiner Stelle einfach auf die Neuveröffentlichungen warten, anstatt den alten Krempel zu lesen.

Miss Voldemort: Gibt`s in meinen FFs echt keine richtig unschuldigen Charas? Jetzt wo du`s sagst … verdammt, irgendwie hast du Recht *lach*
An Zsa-Zsa scheiden sich ja irgendwie die Geister. Aber warte mal ab, vielleicht findest du sie später doch ganz cool (wobei das nicht unbedingt in dieser FF der Fall sein muss, sondern in irgendeiner anderen, denn Zsa-Zsa wird in meinen Geschichten öfters vorkommen). Wenn du allerdings wirklich konsequent auf Bellas Seite stehst, sehe ich wenig Chancen, dass du Zsa-Zsa irgendwann mal besser gesinnt bist XD

Seline Snape: Schön dass dir der Zickenkrieg gefällt ;)
Ich habe die FF extra vollgestopft mit diesen Zickerein, denn ich finde, sie geben der Geschichte so eine … gewisse Würze *lach*


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Wer gebeten wird, in einem Harry-Potter-Film mitzumachen, würde niemals ablehnen. Und mir hat die Rolle Spaß gemacht. Bellatrix’ Persönlichkeit ist offenbar ernsthaft gestört. Sie findet es richtig toll, besonders böse zu sein. Wahrscheinlich ist sie in Lord Voldemort verliebt; immerhin hat sie für ihn 14 Jahre im Gefängnis gesessen. Jetzt ist sie wieder draußen und noch fanatischer als je zuvor.
Helena Bonham Carter