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Fanfiction

Sein erstes Jahr - Sport frei!

von käfer

Master Chapman, der Sportlehrer, hatte am Morgen extra noch einmal darauf hingewiesen, dass im Sportunterricht entsprechende Kleidung zu tragen war. Die Schuluniform durfte nur in reinen Flugstunden anbehalten werden, und die waren im Moment nicht geplant.
Severus war Miss Poultry aufrichtig dankbar, dass sie darauf bestanden hatte, den Trainingsanzug abzugeben. Severus hatte zwar auch nur gebrauchtes Zeug kaufen können, aber es passte ihm wenigstens und war nicht so ausgewaschen wie die Heimklamotten.
Zusammen mit den anderen Slytherins und – blöderweise – den Gryffindors stand er am Rand des nagelneuen Sportplatzes. Er war natürlich wieder der einzige, der keine neuen Sachen anhatte, Potter musterte ihn mit abschätzigen Blicken. Severus tat erst mal so, als würde er nichts bemerken.
Vom Schulgebäude wehte der Stundengong herüber, über den Rasen kam Master Chapman mit federnden Schritten auf sie zu. Er trug einen hautengen, azurblauen Overall, der das Spiel seiner Muskeln betonte, dazu einen roten Umhang. Breitbeinig baute Chapman sich vor den Schülern auf und befahl: „Alle der Größe nach antreten.“ Durcheinanderquirlend versuchten die Kinder eine Reihe zu bilden. Chapman sortierte schließlich selber. Ganz vorn stand der lange Johnny Talker, gleich danach kam James Potter. Severus war der kleinste Junge, neben ihm standen der kreidebleiche Remus Lupin auf der einen und die anderthalb Kopf größere Oliva Sullivan auf der anderen Seite. Tolles Gefühl!
„Wir beginnen die Sportstunde mit einem einfachen Spooort“ – „Frei“, rief die Hälfte der Schüler ziemlich zaghaft. Chapman war natürlich nicht zufrieden. „Ich erwarte von euch ein energisches, lautes ´Frei!´, ihr seid doch jung und dynamisch, oder? Also, noch einmal: „Spooort“ – Nun kam die Antwort laut und aus allen Kehlen und der Lehrer war zufrieden.
„Wenn ihr glaubt, dass der Sportunterricht an einer Magierschule nur aus Besenfliegen besteht, habt ihr euch geirrt. Um sich lange auf einem Besen zu halten, braucht man Kondition und zum Steuern einiges an Kraft. Dies müsst ihr euch antrainieren; außerdem ist es notwendig, das viele fette Essen wieder abzutrainieren.
Mal sehen, was ihr so draufhabt. Wenn ihr gut genug seid, darf vielleicht der eine oder andere nach der Stunde mal einen Flug probieren. Vielleicht.“
Chapman langte in die Luft und hielt ein Tamburin in der Hand. Nach einem lauten Schlag rief er: „Erwärmung! Locker im Kreis laufen!“ Er schlug den Takt, nach dem sie laufen sollten – Severus stöhnte heimlich, genauso waren sie im Heim und in der alten Schule auch gequält worden.
„Und etwas schneller!“ – doppelte Schlagzahl. „Und Hopserlauf!“ – bumm, bumm, bumm, - bumm, bumm, bumm… und so weiter. Zwanzig Minuten lang scheuchte Chapman die Kinder im Kreis. Bulstrode und Pettigrew waren knallrot im Gesicht, schnauften und schwitzten. Die Mädchen japsten.
„Und nun möchte ich gern sehen, wie viel Kraft ihr habt. Liegestütze, jeder so viele, wie er schafft“, lautete der nächste Befehl. Unangenehme Erinnerungen an Mr. Rodney stiegen in Severus hoch, als Chapman vor der Reihe hin und her wanderte und meckerte: „Evans, richtig runter, der wird nicht gezählt! Bulstrode, Hintern runter! Potter, gut so!“ Immer wurde dieser Potter gelobt! Severus biss die Zähne zusammen, kniff den Hintern zusammen und machte weiter. Bei zwanzig begannen ihm die Arme zu schmerzen. Neben ihm plumpste Bohnenstangenolivia zu Boden, Lupin auf der anderen Seite hatte längst aufgegeben. Noch einen, noch einen, nur noch einen… Bei fünfundzwanzig musste Severus jedoch aufgeben, er klatschte ins Gras.
„Weniger als zehn ist völlig indiskutabel, ihr müsst noch viel trainieren. Für die Mädels sind fünfzehn o.k., Sullivan hat neunzehn, das ist sehr gut. Die Jungs sollten wenigstens zwanzig packen. Snape ist o.k. mit vierundzwanzig, Potter hat den Rekord – fünfundzwanzig. Das ist für dieses Jahr die Spitzenleistung und wird mit fünf Punkten belohnt.“
„Ich hatte auch fünfundzwanzig“, rief Severus. Chapman drehte sich zu ihm um und hielt ihm einen Zettel unter die Nase, auf dem hinter seinem Namen deutlich vierundzwanzig Striche zu sehen waren. „Wirst dich wohl verzählt haben, Snape. Magisches Zählen irrt nie.“
„Der Zwerg will sich doch nur grosstun! Er kann es nicht vertragen, wenn einer besser ist“, höhnte Potter. „Stimmt gar nicht“, schrie Severus und setzte sicherheitshalber hinzu: „Wahrscheinlich habe ich mich wirklich verzählt.“
Nachdem Chapman die Klasse noch eine Riesenrunde um das Schloss gehetzt hatte, war die Quälerei endlich vorbei. Zusammen mit Potter, Black, Lily Evans, Olivia Sullivan und David Henley durfte Severus dableiben und einen ersten Versuch mit dem Besen unternehmen. Die Schulbesen schienen uralt zu sein, und Severus fragte sich, ob der klapprige Stiel wohl sein Fliegengewicht aushalten würde.
Genau nach den Angaben von Chapman stellte er sich hin, den Besen an seiner rechten Seite. „Auf!“, sollte das Kommando lauten, dass den Besen in die Hand befördern sollte. Auf Anhieb schafften das nur Linda Evans und – natürlich – James Potter. Severus brauchte vier Versuche, ehe er den Besen in der Hand hielt. Potter stichelte: „Na, Snivellus, ist wohl nicht so leicht, was?“ Severus holte tief Luft, um Potter eine entsprechende Antwort zu geben, aber Linda Evans kam ihm zuvor: „Kannst du Severus nicht einfach mal in Ruhe lassen? Ist doch nicht so schlimm, wenn jemand nicht alles auf Anhieb schafft, oder?“ – „Nein, es ist nicht schlimm, natürlich nicht“, antwortete Potter mit einer Stimme voller Hohn.
„Aufschwingen, abstoßen und eine Runde über den Sportplatz fliegen!“ Mit gezogenem Zauberstab beobachtete Chapman den ersten Flugversuch. Auf der zweiten Runde mussten sie verschiedene Bewegungen vollführen – links herum, rechts herum, nach oben…
Severus zog etwas zu sehr an und schnellte nach oben. Erschrocken stieß er einen Schrei aus und wäre vom Besen gerutscht, hätte Chapman ihn nicht mit einem kleinen Zauber wieder hinaufgeholfen. Die Landung versaute er auch, er war noch viel zu schnell und rutschte in die Weitsprunggrube. Allgemeines Gelächter.
Auf dem Weg zur Besenabgabe ging Severus hinter Potter und Black. Dabei hörte er, wie Potter sagte: „Ich hätte noch viel mehr Liegestütze machen können. Mit dem Stahlhart-Spruch kann man bis zu hundert Stück schaffen. Aber das wäre aufgefallen.“
Was war das gerade? Stahlhart-Spruch? Potter hatte geschummelt? „Sir, James Potter hat bei den Liegestützen geschummelt. Er hat den Stahlhart-Spruch verwendet.“ Chapman lachte schallend. „Von dem Stahlhart-Spruch habe ich noch nie was gehört. Außerdem kann ich es spüren, wenn einer zaubert. Finde dich damit ab, dass du schlechter warst als Potter, klar?“
Severus stand da wie ein begossener Pudel. Potter und Black lachten schallend. „Reingefallen, Snivellus. Hast deinen Kopf wohl doch nur zum Haareschneiden? Den Stahlhart-Spruch habe ich gerade eben erfunden! Ha, ha, ha!!!“ Severus kochte vor Wut. Mit geballten Fäusten ging er auf Potter zu. Lily Evans stellte sich ihm in den Weg. „Lass das lieber bleiben. Den Ärger kriegst am Ende wieder du.“ Severus erinnerte sich daran, dass Lucius etwas ähnliches gesagt hatte, ließ erst einmal von Potter ab und schwor Rache für später.
„James Potter ist ein eingebildeter Affe“, sagte Lily zu Severus, als sie nebeneinander zum Schloss gingen. „Der glaubt, sich überall hervortun zu müssen und überall der beste zu sein. Was glaubst du, wie er nach Zaubertränke geschimpft hat, weil du den Trank perfekt hingekriegt hast und nicht er.“
Bitter antwortete Severus: „Kann ich mir gut vorstellen. Wenn einer schon Potter heißt.“
„Wieso?“, fragte Lily irritiert. Severus antwortete: „Da wo ich herkomme, gab es auch einen Potter, der mich ständig geärgert hat. Ist eben so; wenn man der Kleinste ist, ist man immer dran.“ Lily wollte noch etwas fragen, aber Johnny Talker zog Severus weg. „Snape, spinnst du? Die ist doch in Gryffindor, mit so jemandem redet man nicht. Wenn das Malfoy erfährt, kannst du dir eine Pfeife anbrennen!“
Severus verstand nicht so recht, was daran schlecht sein sollte, wenn er sich mit Lily unterhielt. Sie hatten sich doch kennen gelernt, bevor der Hut sie getrennt hatte…
Talker klärte ihn auf der Stelle auf: „Gryffindors und Slytherins sind Feinde, seit es die Schule gibt, weil schon Salazar Slytherin und Godric Gryffindor gegeneinander angetreten sind. Und mit seinen Feinden redet man nicht einfach so, kapierst du das? Hättest gestern mal lieber nicht in der Schule rumstromern sollen. Malfoy hat uns einen erstklassigen Vortrag gehalten über das, was geht und was nicht. Slytherins fangen mit Leuten aus anderen Häusern keine Freundschaften an und erst recht nicht mit Gryffindors. Du kannst der Evans Hasenzähne anhexen, sooft du willst, aber keiner darf dich neben ihr sehen. Soweit klar?“
Severus nickte, obwohl ihm gar nichts klar war.


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