Der vergessene Rumtreiber - VIII. Kapitel
von Leni2oo5
Der vergessene Rumtreiber
Weich der Kopf in Kummers Schoße
Leise Klage schwingt mein Schmerz
Meine Seele habe ich geschunden
Verraten meine Welt
Anuk Niosan
VIII. Kapitel
Was andere uns zutrauen,
ist meist bezeichnender für sie als für uns.
Marie von Ebner-Eschenbach
„James! JAMES! JAM-“
„Was ist denn, Sirius?“, eilig kam James die Treppe hinunter gelaufen.
Er befürchtete das Schlimmste.
„Hast du schon das Neuste gehört?“
„Was ist passiert? Etwas Schlimmes? Es ist nicht Remus, oder? Oder Peter? Geht es ihnen gut?“
„Ja natürlich.. nein ich rede von etwas anderem. Dumbledore hat einen neuen Zaubertränkelehrer gefunden.“
„Wirklich? Warum ist das so wichtig?“
„Du errätst niemals wer es ist! Niemals!“
„Dann kannst du es mir ja auch sagen.“
„Schniefelus.“
„Schniefelus.. ja natürlich..WAS?“
„Ich konnte es auch nicht glauben.“
„Wir reden aber schon vom gleichen Schniefelus, oder?“
„Also ich rede von Severus Schniefelus Snape.“
„Wie kann man den denn auf Kinder los lassen?“
„Frage ich mich auch.“
„Dumbledore ist wohl verrückt geworden.“
Sirius nickte.
„Stell ihn dir mal vor... in den Kerkern, mit seinen fettigen Haaren über einem Kessel gebeugt…“
„Öhää .. danke das reicht.“
„Hoffentlich arbeitet er nicht mehr in Hogwarts, wenn Harry hin geht.“
„Daran habe ich noch gar nicht gedacht!“
„Was macht ihr denn hier für einen Lärm?“
Lily sah aus der Küchentür. Sie hatte ihre Haare in einem Pferdeschwanz zusammen gebunden und Mehl auf der Nase. Sie war gerade dabei gewesen einen Kuchen zu backen, als sie Sirius und James gehört hatte.
„Schniefelus wird Zaubertränkelehrer. Kannst du dir das vorstellen? Sie werden ihn auf Kinder los lassen!“
James nickte bekräftigend. Lily schüttelte den Kopf.
„Er war immer sehr gut in Zaubertränke. Freut euch doch für ihn.“
Ungläubig sahen die beiden Lily an.
„Was? Wir sollen uns für ihn freuen? Er ist ein Slytherin! Bestimmt ist er auch Todesser! Wahrscheinlich will er nur für Voldemort spionieren und das kann Dumbledore doch nicht wirklich zu lassen!“
„Professor Dumbledore weiß schon, was er tut, James. Er wird gute Gründe haben Severus einzustellen. Und er ist sicherlich kein Todesser.“
„Wie kannst du nur auf seiner Seite stehen? Er hat dich ein S- na ja du weißt schon was genannt.“
Lily schüttelte den Kopf und verschwand wieder in der Küche.
„Was findet sie nur an Schniefelus?“
James knirschte mit den Zähnen und sah auf die Tür zur Küche.
„Ich habe keine Ahnung, Krone… sie haben früher immer viel zusammen rumgehangen. Wahrscheinlich kann sie es einfach nicht glauben, dass er so schlimm ist.“
„Er war schon immer so schlimm!“
„Weiß ich doch.“
oOo
„Es freut mich, dass ihr wieder alle so zahlreich erschienen seid.“
Sofort herrschte Ruhe im Kellerraum.
„Wie ihr sehen könnt, ist dies eine volle Versammlung. Es fehlt nur ein Mitglied. Wie ihr wisst, ist Remus verhindert.“
„Ja, weil er ein Werwolf ist.“, murmelte einer.
Lily sah ihn böse an. Er sah böse zurück. Dumbledore sagte nichts dazu. Noch beim vorletzten Treffen hatte er Remus verteidigt. Aber seit der Verdacht aufgekommen war, dass Remus der Verräter war, sagte er nichts mehr.
„Ich bin der festen Überzeugung, dass wir ihn rausschmeißen müssen! Schon als Werwolf ist er unglaublich gefährlich! Alle wissen, dass die meisten ihr-wisst-schon-wem folgen. Er tut es auch. Ich bin mir ganz sicher. Remus ist der, der uns verraten hat. Seinetwegen sind so viele Ordensmitglieder gestorben! Und seinetwegen werden noch mehr sterben! Wollt ihr euch einfach alle abschlachten lassen? Wollt ihr euch freiwillig ihr-wisst-schon-wem opfern? Wenn ihr ihn nicht rausschmeißt, können wir uns auch gleich Ihm, dessen Name nicht genannt werden darf, vor die Füße legen. Wir müssen ihn rausschmeißen!!“
Lily sprang auf.
„Auf keinen Fall! Remus ist unser Freund! Er würde uns niemals verraten! Niemals! Und nur, weil er ein Werwolf ist, wollt ihr ihn rauswerfen? Ihr zwingt sie doch dazu, zu Voldemort überzulaufen! Ihr zwingt sie alle dazu!! Ihr behandelt sie wie Aussätzige. Alles wird ihnen verboten! Im Moment dürfen sie nicht einmal mehr eine Familie haben! Sie sind auch Menschen! Remus ist auch ein Mensch!“
„Danke, Lily! Endlich sagt einer einmal das, was auch ich denke! Wir schmeißen ja auch nicht James raus, weil er eine Brille trägt. Oder Dumbledore weil er einen langen weißen Bart trägt! Das ist vollkommen unsinnig!“, Sirius schlug aufgebracht mit der Faust auf den Tisch.
„Ist es nicht! Er ist ein Werwolf! Und Werwölfe sind gefährlich! Jeder weiß das! ER MUSS RAUS!“
Zustimmendes Gemurmel brach unter den Ordensmitgliedern aus.
„Er ist auch nur ein Mensch!!“, brachte Lily wieder ein.
„Und als nächstes wollt ihr uns sagen, dass auch Todesser nur Menschen sind? Hm? Wollt ihr das? Todesser sind unsere Feinde! Sie ermorden uns! Wir dürfen das nicht zulassen! LUPIN MUSS RAUS!“
Die zustimmenden Laute wurden mehr. Lily sah sich hilflos um. Ihre Augen trafen James. James sah sie kurz an, dann sah er unter sich. Das konnte nicht wahr sein.
„James..“
James Kopf blieb gesenkt.
„Und du! Potter! Vielleicht steckst du ja mit ihm unter einer Decke! Hinten rum erzählst du den Todessern unsere Geheimnisse! In unserer Schulzeit hingst du ja schon immer an Snape!“
„Ich hing überhaupt nicht an-“
„Ich habe mit deiner Frau geredet!“
James sagte nichts. Lily stiegen Tränen in die Augen.
„Das kann nicht wahr sein. Ihr glaubt wirklich, dass Severus ein Todesser ist?“
„DA! Severus! Severus! Betrügst du deinen Mann auch noch mit ihm?“
„Nein-“
„Hör auf zu lügen!“
„RUHE!“
Dumbledore stand aufrecht. Er hatte schon einige Male rote Funken in die Luft steigen lassen, aber niemand hatte auf ihn geachtet. Jetzt war es wieder still.
„Severus Snape ist kein Todesser!“
„Ist er-“
„ICH WIEDERHOLE! Severus Snape ist kein Todesser!!“
Dumbledore war selten wütend. Aber jetzt war er es.
„Woher willst du das wissen? Hat er dir das gesagt?“
„Severus hat die Seiten gewechselt. Er war ein Todesser… ABER er ist keiner mehr.“ „Man hört nicht auf Todesser zu sein, Dumbledore!“
„Ich vertraue ihm. Ende der Diskussion.“
Es wagte tatsächlich niemand mehr etwas zu sagen. Sie besprachen noch einige unwichtige Dinge, dann beendete Dumbledore die Sitzung. Die Frage, ob sie Remus dem Orden verweisen sollten, kam nicht mehr auf.
oOo
„Siehst du Snape noch?“
Lily kochte gerade das Abendessen, als James sie ansprach. Lily drehte den Kopf in seine Richtung.
„Du glaubst ihnen doch nicht oder?“
„Ich habe gefragt, ob du ihn noch siehst.“
„Nein.“
„Schwörst du mir das?“
„Vertraust du mir nicht, James?“
„Du siehst ihn also noch.“
„Ich habe gesagt, dass ich ihn nicht mehr sehe, James.“
„Warum willst du es dann nicht schwören?“
„Ich sehe darin keinen Sinn.“
Sie schwiegen sich an. Lily kochte weiter. James starrte vor sich hin.
„Ist Harry überhaupt mein Sohn?“
Lily rutschte der Löffel ab und fiel in die Suppe.
„Was hast du gerade gefragt?“
Ihre Stimme klang gefährlich. James Gesicht war ausdruckslos.
„Du hast mich schon verstanden.“
„Du fragst mich wirklich, ob Harry dein Kind ist?“
„Du siehst Snape noch… vielleicht ist Harry ja auch sein Kind.“
„Rede keinen Unsinn, James. Harry ist dein Sohn.“
„Warum sollte ich dir das glauben?“
„Weil du mir vertraust?!“
„Das war schon immer mein Fehler, oder? Ich habe schon immer zu viel geglaubt! Wie lange läuft das schon zwischen euch? Hat Snape Harrys Namen ausgesucht?“
„James hör auf!“
„Warum? Kannst du die Wahrheit nicht vertragen?“
„Willst du etwa, dass ich etwas mit Severus habe?“
„Natürlich nicht!“
„Warum stellst du es dann so hin?“
„Ich stelle überhaupt nichts irgendwie hin- Willst du etwa ablenken? Das gelingt dir nicht!“
„James! Ich habe nichts mit Severus! Und Harry ist dein Sohn. Hast du mich verstanden?“
„Lügen kann jeder! Und warum nennst du ihn Severus? Wahrscheinlich hat William recht!“
„Womit? Dass ich dich betrüge? Dass Remus der Verräter ist?“
„Gibst du es also endlich zu, ja? Steckst du mit Lupin und Snape unter einer Decke? Oder ist Lupin am Ende der Vater von Harry?“
„James hör auf dich zu verhalten, wie ein kleines Kind!“
„Wenn sich jemand wie ein kleines Kind verhält, dann bist du das ja wohl!!“
Lily drehte sich um. Mit einem Schwenker ihres Zauberstabes ließ sie das Gekochte verschwinden.
„WO WILLST DU HIN?“
„Ich gehe Harry holen!“
Sie verschwand aus der Küche und rannte die Treppe hinauf. Eilig sammelte sie Harrys wichtigste Sachen zusammen und weckte ihren Sohn vorsichtig.
„DU GEHST NIRGENDWO HIN!“
„DU KANNST MICH NICHT KONTROLLIEREN, JAMES!“
Sie hängte sich die Tasche mit Harrys Sachen um und nahm ihn auf den Arm. Verschlafen rieb Harry sich die Augen.
„Es ist alles in Ordnung, Harry… wir gehen jetzt Onkel Remus besuchen.“
Harry nickte. Lily lächelte ihm zu. Sie ging die Treppe herunter und nahm sich etwas des Flohpulvers.
„Wo gehst du hin?“
James stand in der Tür.
„Unser Sohn und ich schlafen heute Nacht bei Remus. Und wir werden so lange bei ihm bleiben, bis du dich wieder beruhigt hast!“
„Du kannst nicht mit Harry zu Remus! Er ist gefährlich! Die letzte Nacht war Vollmond!“
„Genau. Die letzte Nacht. Nicht diese. Er ist nur zu geschwächt, um etwas zu machen.“
„Du kannst Harry nicht einfach mitnehmen!“
„Ich habe gedacht, er ist nur mein Sohn!“
Sie schmiss das Flohpulver in den Kamin und stieg hinein.
„Warum ausgerechnet Remus?“
„Remus war immer der Vernünftigste von euch!“
Sie nannte die Adresse. Die grünen Flammen schossen empor und Lily und Harry verschwanden darin. James starrte ungläubig in das nun normal brennende Feuer. Was hatte er nur getan?
___
AN: Ehm ja.. *hust* Mich persönlich hat das Kapitel sehr aufgewühlt, aber ich kann mir ihre Beziehung einfach nicht so toll vorstellen, wie sie überall beschrieben wird. Vor allem nicht, nach der Vergangenheit, die sie haben (das hört sich an xD).
Und, wie meine Beta Leserin mir freundlich mitteilte, wusste Sirius in ".. und der Gefangene von Askaban" nicht, dass Snape Zaubertränkelehrer geworden ist... Askaban verdrängt eben alles andere :P. Nein.. aber es ist mir zu kompliziert, dass jetzt alles zu ändern, denn dann würde ja eine Szene fehlen, in der man sieht, dass Lily noch zu Severus hält usw.
Übrigens halte ich mich in dieser Sache sehr an die Vorgabe.. (Harry Potter Bücher ^^)*seufz* Ich finde Snapes Gesichte einfach soo wahnsinnig traurig und so.. berührend, dass ich sie einfach nicht ändern kann. (Außerdem macht es Spaß sie einzuarbeiten.)
Das nächste Kapitel gibt es wohl vorraussichtlich irgendwann Ende Mai (Ja, ich weiß, dass das lang ist, aber ich schreibe am 5.,7. und 15. Mai Abschlussprüfungen in Mathe, Deutsch und Englisch.. und ich bin furchtbar nervös.).
lg Leni2oo5
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Mittwoch, 24.05.
Wenn mir früher jemand erzählt hatte, was einmal alles passieren würde, hätte ich kein einziges Wort geglaubt.
Joanne K. Rowling
