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Fanfiction

Harry Potter und das Geheimnis seiner Ahnen - Ein geheimnisvoller Meister

von Eosphoros

25. Ein geheimnisvoller Meister


Harry war wie paralysiert. Er fror erbärmlich und zitterte so stark, dass seine Zähne schmerzhaft aufeinander schlugen. Ginny drängte sich von der einen Seite an ihn und Hermine von der anderen. Die Wärme der beiden Mädchen belebte ihn jedoch kaum. Ron, der hinter den dreien ging und den Tarnumhang schleppte, schnaubte mehrmals. Er sah es gar nicht gerne, dass sich Hermine so an den gemeinsamen Freund kuschelte. Mit einem Male stoppte der Tross. Harry bekam es kaum mit; frierend taumelte er weiter, doch hielten Hermine und Ginny ihn fest, so dass er schließlich irgendwann zum Stehen kam.

"Ich werde Harry stützen! Ihr drei folgt uns unter dem Tarnumhang. Ich möchte, dass ihr dabei seid, aber ich will nicht, dass jeder weiß, mit wem ich um diese Zeit ein Treffen habe. Ich spüre förmlich, dass wir nicht allein sind. Man kann nie wachsam genug sein, wie der gute Alastor stets betont!"

Hermine und Ginny blickten sich automatisch um und versuchten mit ihren Augen die Dunkelheit zu durchdringen, doch es war vergeblich. Wenn jemand in der Nähe gewesen wäre, so wäre er ohnehin im Vorteil und hätte längst die Flucht ergriffen. Auch hätte ihn Dumbledores Äußerung gewarnt, obwohl er sehr leise gesprochen hatte. Zudem hatte die Gruppe das Licht des Mondes gegen sich. Der Mond ließ sie kurze dicke Schatten werfen und die Dunkelheit des Waldes noch intensiver empfinden, als sie es eigentlich war. Ron entfaltete den Umhang und zu dritt drängten sie dem Direktor hinterher, der so schnell es der geschwächte Zustand Harrys es erlaubte, der Schule entgegen strebte.

"Ist es wirklich so, Sir? Werden wir wirklich beobachtet?", stotterte Harry und krallte sich an Dumbledores Arm fest. Weitergehen, dachte sich der junge Mann, auch wenn ich meine Füße nicht mehr spüre.

"Werden wir nicht immer beobachtet, Harry?", gab der Direktor, ganz Philosoph, von sich. "Von Geburt an stehen wir unter Kontrolle. Die Feder von Hogwarts wird bei jedem Kind, welches magische Fähigkeiten hat, aktiviert. Meinst du, dass die Feder von selbst weiß, wann sie einen Namen notieren muss?" Als Harry schweigend den Kopf schüttelte, nickte Albus zufrieden und erklärte: "Eine gute Antwort, gerade hast du ein Rätsel unserer Welt begriffen. Magie ist eine feine Sache, sie offenbart uns unsere Möglichkeiten. Doch dürfen wir uns nicht über sie definieren, was zu viele Zauberer und Hexen törichterweise tun. Magie existiert niemals von allein. Bei den Muggeln gab es einst den Glauben an ein so genanntes Perpetuum Mobile." Als Harry nicht reagierte, fuhr der Direktor fort: "Das war ein Gerät, das ohne Unterbrechung laufen konnte, ohne dass ihm von anderer Hand Energie zugeführt wurde. Alle diese Gerätschaften wurden als Fälschungen und Betrügereien entlarvt, weil Energie nicht aus dem Nichts entstehen kann und auch nicht einfach so verschwindet. Du verstehst? Auch Magie kann nicht einfach so aus dem Nichts entstehen, sondern braucht einen Ausgangspunkt, einen Ursprung und jemanden, der sie in Gang hält. Weißt du, Harry, nicht alles, was einem gesagt wird und nicht alles was man sieht, stimmt auch mit den Tatsachen überein. Im letzten Jahr hat das Ministerium versucht die Zaubererwelt zu manipulieren und ist kläglich gescheitert. Bestimmte Dinge lassen sich nicht lange verheimlichen, auch wenn es den Anschein hat, es würde sich um eine lange Zeit handeln. Aber dem ist nicht so. Wenn man bedenkt, wie alt ein Zauberer werden kann, so ist ein knappes Jahr nahezu gar nichts. Ach Harry, ich weiß nicht, wo ich beginnen soll. Die Dinge haben sich verkompliziert. Ich glaube nicht, dass Voldemort einkalkuliert hat, dass sich eine Schülerin, noch dazu die Tochter von Mr Lovegood, den er niemals als beachtenswert empfunden hat, als wahre Seherin entpuppen würde. Ahnst du, worauf ich hinaus will?"
"Alles...Zufall?", quetschte Harry zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Albus Dumbledore lachte auf. "Oh Harry, glaubst du wirklich an den Zufall? Nichts geschieht zufällig, rein gar nichts; das heißt aber nicht zwangsläufig, dass alles einem großen Plan unterworfen ist. Das habe ich dir gerade erklärt und du schienst es begriffen zu haben. Pläne versteckt in Plänen, die wiederum Teile von Plänen sind. Und diese Pläne sind kaum anderen als menschlichen Ursprungs."

"...Feder!", zischte Harry. Seine Lippen waren blau gefroren und wieder einmal hallte Imperius hinter seiner Stirn, ohne dass er Einfluss darauf nehmen konnte. Einfach ignorieren schien das beste Gegenmittel zu sein. Bisher hatte er es mit aktivem Widerstand versucht, doch dazu fehlte ihm im Augenblick die Kraft. War sein Geist etwa schwach? Harry begann an sich zu zweifeln. Ja, er war schwach. Er fror erbärmlich und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Und dieses höhnische Imperius in seinem Kopf machte ihn fast wahnsinnig.

Mittlerweile hatten sie das Schloss erreicht, durchschritten das festungsgleiche Tor und eilten schweigend zum Wasserspeier, der sich auf einen Wink des Direktors und eines gemurmelten Passwortes, welches verdächtig nach Kanariencreme klang, zur Seite drehte und den Weg zur Wendeltreppe freigab.

Väterlich besorgt drückte Dumbledore Harry in den nächsten Sessel, orderte heiße Schokolade für vier Personen und einen steifen Grog. Dass die Hauselfe, die die Bitte des Professors entgegennahm, ganz verwundert nach den restlichen drei Personen fragte, ignorierte Dumbledore. Erst als die Getränke auf dem Schreibtisch standen, Harry bequem und warm saß und sie nun endlich unter sich zu sein schienen, erlaubte Dumbledore den dreien unter dem Tarnumhang hervorzukommen.

Nun saßen sie einander schweigend gegenüber. Jeder schien in seinen Gedanken und dem Genuss des heißen Getränks versunken zu sein. Harry zitterte noch immer; seine Füße steckten in einer Schüssel mit duftendem heißen Wasser und in den Händen hielt er eine übergroße Tasse heiße Schokolade. Darin unterschied er sich nicht von Hermine, Ginny und Ron, deren Gesichter hinter dem Dampf ihres Kakaos kaum zu erkennen waren. Erwartungsvoll starrten die vier jungen Leute Dumbledore an, der ihre Anwesenheit vergessen zu haben schien.

"Nun", begann er schließlich, steckte sich eine Veilchenpastille in den Mund, um den Alkoholgeruch zu überdecken. "Was hast du diesmal erlebt, Harry?"

Harry schluckte und antwortete barsch: "Das wissen Sie doch schon längst Professor. Es bleibt doch nur noch eine Episode übrig!"

Albus schüttelte den Kopf und erwiderte leicht verärgert: "Du irrst! Es ist richtig, dass deine Eltern dreimal Lord Voldemort widerstanden, aber du scheinst vergessen zu haben, dass sie beim vierten Mal nicht dazu in der Lage waren, weil er sie unvorbereitet traf. Höchste Achtung ist geboten. Also sage mir, was du diesmal gesehen hast."

Harry schluckte und wischte sich übers Gesicht. "Schottland. Sie waren irgendwo in den Schottischen Highlands. Sie blickten über eine weite Landschaft. Sie fühlten sich sicher. Dann tauchten Wölfe auf und jagten die beiden. Doch..."

Dumbledore hob die Hand und nickte: "Ihnen geschah nichts. Der Orden war rechtzeitig zur Stelle."

"Aber Voldemort sagte, dass er an meiner Mutter niemals interessiert gewesen wäre, warum hat er dann beim zweiten Mal sie angegriffen?" Harry klang verwirrt. Wut und Unverständnis schwangen in seiner Stimme mit.

Der Direktor holte tief Luft, doch leise, behutsam und sehr sanft antwortete Hermine an seiner Statt. "Er wollte deinen Vater verunsichern, Harry. Das ist einfachste Kriegsführung. Ich denke, er war der Ansicht, dass deine Mutter deinem Vater folgen würde, schon allein deinetwegen. Er hat versucht, deinen Vater an seiner verletzlichsten Stelle, seinem Herzen, zu treffen. Deine Mutter war seine Schwäche. Würde dein Vater merken, dass sie ein leichtes Opfer wäre, würde er freiwillig, um dich und deine Mutter zu schützen, zu ihm überlaufen. Dass sowohl dein Vater als auch deine Mutter anders darüber dachten und stärker waren, als er vermutete, konnte Voldemort nicht einmal erahnen."

Harry senkte den Blick und nickte. Das klang logisch.

Der Direktor zog anerkennend die Brauen hoch. "Richtig, Hermine, genau das vermute ich auch. Voldemort wird sich die falschen Vorstellungen darüber gemacht haben, wie stark deine Eltern mit ihren inneren Werten verwachsen waren, Harry. James wäre durch Hölle und Tod gegangen, um dich und Lily zu schützen, und deine Mutter hätte es ihm gleich getan. Voldemort hat den Faktor Mensch nur in einem Punkt einkalkuliert, wenn es darum ging, die Schwächen gegeneinander auszuspielen. Stärke gestand er nur wenigen zu, und Muggelbürtige zählten nicht zu diesen wenigen." Harry blinzelte. Irgendetwas stimmte mit seinen Augen nicht. Er nahm die Brille ab und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen fort.

"Verstehe! Er hat sie unterschätzt, weil sie nicht reinblütig war!", resümierte er voller Hass und Resignation. "Aber Reinblütige sind stark und mächtig!" Er lachte bitter. "Dass Hermine tausendmal besser zaubern kann, als Ron und ich und alle anderen, würde für ihn also nicht zählen, weil sie seiner Ansicht nach unrein ist! Das ist doch idiotisch!"
Harry stampfte mit den Füßen auf; das Wasser seines Fußbades spritzte in alle Richtungen. Kopfschüttelnd beseitigte Ginny mit einem einfachen Wedeln des Zauberstabs das mittlere Desaster und schüttelte energisch den Kopf. "Natürlich ist das idiotisch. Aber hast du jemals einen Reinheitsfanatiker erlebt, der nicht idiotisch war oder keine unlogischen Schlüsse zog?"

Ron lachte. Doch als er mitbekam, dass niemand in sein Lachen einstimmte, brach er ab, senkte betreten den Blick und widmete sich ausgesprochen konzentriert seiner Schokolade.

"Ganz so drastisch würde ich das nun gerade nicht formulieren, Ginny, aber so Unrecht hast du damit nicht. Voldemort konnte und kann sich in seinem nur auf Reinheit des Blutes ausgerichteten Verstand nicht vorstellen, dass auch jene, die er als minder erachtet, wertvoll sein könnten."

Harry seufzte und meinte gedehnt: "Und was hat das jetzt alles mit meinen Ahnen zu tun? Dass Voldemort und ich nicht miteinander verwandt sind, wissen wir doch schon. Wieso sollte es dort einen Zusammenhang geben!" Ungeduld und Missmut waren deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. Dass er in seinem Traum erlebt hatte, dass auch Voldemort auf James' und damit auf seine Ahnen, eigentlich nur auf einen, angespielt hatte, verschwieg er lieber.

"Das will ich dir sagen. Denn mit einem deiner Ahnen hat alles..."

Dumbledore wurde rüde unterbrochen. Die Bürotür schwang auf und eine sichtlich erregte Artemis Lilienwood stürmte in den Raum auf Harry zu. Sie ließ sich neben seinem Sessel auf die Knie nieder, ohne auf ihren flauschigen weißen Reisepelz Rücksicht zu nehmen. Ehe Harry recht wusste, wie ihm geschah, wurde er an die schmale Brust seiner Tante gepresst.

"Harry, Liebling, alles in Ordnung bei dir? Ich habe Albus gebeten, mich zu benachrichtigen, solltest du noch einen dritten Anf... Tagtraum haben. Es ist ja alles so schrecklich."

Sie begrüßte nacheinander die Teenager und schließlich drückte sie auch Dumbledore die Hand. Artemis war so aufgewühlt, dass ihr Mund nicht eine Sekunde still stand und sie unaufhörlich geradezu plapperte. Nachdem sie sich aus dem Pelz geschält und die obligatorische Stola zurechtgerückt hatte, widmete sie sich dem leiblichen Wohl. Da sie von Schokolade und Grog in einer solchen Situation nicht sehr viel hielt, hexte sie im Handumdrehen eine Kanne Tee und diverse Tassen, Teller und Löffel herbei - Utensilien, die unweigerlich aus der Hogwarts'schen Küche stammten - und setzte sich endlich. Natürlich erwartete sie, dass auch die anderen sich nun an dem Tee gütlich taten, was nicht der Fall war. Ihr Gemüt jedoch schien nach einem großen Schluck des aromatischen Gebräus irgendwie beruhigt. Endlich kam Harry dazu, der Tante zu versichern, dass es ihm relativ gut ginge. Dass seine Nerven zum Zerreißen gespannt waren, überspielte er geschickt, was niemandem außer Ginny und Hermine weiter auffiel.

"Schön, dass du da bist, Artemis, ich wollte Harry gerade einiges über Meister Lilius de Silva erzählen."

Ein helles Scheppern ertönte, als Artemis der Teelöffel aus der Hand fiel. "Nein, das kann nicht dein Ernst sein! Albus!", rief sie entsetzt und die beruhigende Wirkung des Tees war hinfällig geworden.

Doch Albus nickte und rechtfertigte sich: "Artemis, ich denke, dass zumindest Miss Granger und Miss Weasley bereits ahnen, was ich zu sagen habe."

Die irritierten Gesichter der beiden besagten zwar das eindeutige Gegenteil dessen, was der Direktor gerade behauptet hatte, doch hüteten sie sich davor, etwas anderes zu tun, als wissend zu lächeln.

"Bitte, aber ich weise jegliche Verantwortung von mir. Es hat James beinahe zugrunde gerichtet, als er es erfahren hat!" Sie machte eine Pause, führte die Tasse zum Mund, doch bevor sie trank meinte sie: "Dabei war er älter als Harry!" Sie holt tief Luft und setzte nach: "Außerdem heiratete er am nächsten Tag!" Sie wollte noch weiter schimpfen, doch ein Wink von Albus schnitt ihr das Wort im Munde ab. Pikiert setzte sie die Tasse, ohne getrunken zu haben, ab und verzog missbilligend die Lippen. Heftig zog sie an ihrer Stola und drapierte sie energisch um die schmalen Schultern.

"Ich denke, es genügt!" Dumbledore holte tief Luft, wandte sich Harry zu und senkte seine Stimme. "Harry, ich weiß, dass du erwartet hast, in der Chronik, die dir Tante Artemis gegeben hat, alles Wissenswerte über deine Familie zu finden. Doch darin steht nicht alles." Mit einem Seitenblick auf Artemis, die ihre Augen starr auf die verkrampft ineinander verschlungenen Finger gerichtet hatte, fuhr er fort: "Jede Familie, ausnahmslos jede Zaubererfamilie hat einen dunklen Punkt in ihrer Geschichte, der in einigen Familien nach und nach im Laufe der Jahrhunderte schön geredet oder gar schön geschrieben worden ist. Deine Familie, die Familie Lilienwood, hat einen ebensolchen Punkt. Doch wurde er weder schön geredet, noch schön geschrieben, sondern schlicht und ergreifend unter den Teppich gekehrt. Ich möchte euch jetzt von dem ersten Lilienwood erzählen, von dem wir überhaupt wissen. Ihr habt ihn im Stammbaum gesehen, Meister Lilius de Silva. Er war einer der so genannten Hexenmeister und hatte von einem der Vorläufer unseres Ministeriums für Zauberei eine Art Zulassung oder Zertifikat erhalten, Zauberer und Hexen auszubilden. Man sagte, dass der Meister seines Meisters niemand anderes als der große Merlin gewesen sei, was ich offen gesagt bezweifle, da Lilius de Silva vom Kontinent stammte und nicht von unserer schönen Insel. Außerdem galt es als vornehm irgendeine Beziehung zu Merlin nachweisen zu können, auch wenn sie an den Haaren herbeigezogen war. Humbug, wenn ihr mich fragt. Woher Lilius de Silva genau kam, wissen wir nicht." Der Direktor machte eine Pause und nippte an seinem inzwischen kalt gewordenen Grog. Mit einen Schnipsen seiner Finger wurde die Flüssigkeit wieder heiß und der Direktor konnte den Trank genießen.

"Ich habe lange nachgeforscht und vor einiger Zeit gefunden, wonach ich suchte. Lilius war wahrscheinlich unter den irischen Mönchen, die ausgesandt wurden, um das Christentum auch nach England zu bringen. Er hatte wohl, wie viele andere Zauberer des frühen Mittelalters, die keine andere Wahl hatten, genau dort Schutz gesucht, wo auch die Gefahr herkam, im Schoße der Kirche. Das Opfer unter den Jägern, wenn man so will."

"Das verstehe ich nicht!", warf Ron ein. "Wieso Opfer? Er konnte doch zaubern."

Hermine drehte sich ihrem Freund zu und schüttelte den Kopf. "Passt du in Geschichte der Zauberei denn gar nicht auf? Die Zauberer und Hexen hatten es im frühen Mittelalter wesentlichen schwerer als in der Zeit der Hexenverbrennung. Da half der Flammengefrierzauber. Aber was will ein Zauberer gegen Pfeile und Schwerter machen? Viele Hexen und Zauberer sind damals gestorben, weil sie für die Menschen den Alten Glauben symbolisierten. Sie mussten vernichtet werden, damit die Missionare ihren Glauben verbreiten konnten. Es heißt, dass sie sogar die Wotanseichen umstürzten, auf denen die Misteln wuchsen, die wir auch heute noch für einige Zaubertränke brauchen. Was meinst du, woher das Bestreben der Zauberergemeinschaft kommt, geheim zu bleiben? Genau aus der Zeit!", schloss das Mädchen. Es hatte sich in Rage geredet, wie sein erhitztes Gesicht zeigte. Ron schaute betreten. Wie sehr er es hasste, von Hermine vorgeführt zu werden; doch er liebte sie und damit war es schnell wieder vergessen. Harry musste schmunzeln. Er hätte schwören können, dass Professor Binns nicht das Geringste über frühmittelalterliches Vorgehen gegen Magie in seinem Unterricht gesagt hatte. Ginny hatte jedoch eifrig genickt, als ob diese Informationen auch für sie nicht neu gewesen wären. Na ja, es war eben schwierig dem Unterricht Professor Binns' aufmerksam zu folgen und nicht einzuschlafen.

"Danke, Hermine. Es ist anzunehmen, dass dies der Grund war, warum auch Lilius de Silva bei den Mönchen lebte. Ich weiß nicht wie oder warum, aber es muss zu einem Zwischenfall gekommen sein. Jedenfalls habe ich nach dem Jahr 800 nichts mehr über einen Mönch mit den Namen Lilius de Silva gelesen, der die hohe Kunst des Heilens beherrschte. Lilius muss damals noch sehr jung gewesen sein. Es heißt, dass er kurz vor seinem Gelübde gestanden hätte und den berühmten Alkuin von York persönlich gekannt hätte. Sei's drum. Dann bin ich auf weitere Schriftstücke gestoßen, die von einem Mitglied des damaligen Zaubererbundes im heutigen Wales verfasst worden sind.

Darin tauchte der Name Lilius of Wood auf. Von de Silva zu of Wood ist es kein langer Weg. Eines bedeutet übersetzt das andere. Also muss es sich um die gleiche Person gehandelt haben. Es heißt, er habe vor dem Bund an dem Steinring seine Prüfung abgelegt und sei nun ein Hexenmeister und habe die Genehmigung Schüler aufzunehmen. Dann verschwindet er wieder aus den Aufzeichnungen. Circa 60 Jahre nach seiner erfolgreichen Prüfung vor dem Bund taucht sein Name wieder auf. Er lebte..."

Artemis seufzte und unterbrach damit Albus Dumbledore. Sie erhob sich, schritt zum Fenster und schaute hinaus in den noch immer rötlichen Vollmond. Diese Nacht hatte in der Tat etwas Bedrohliches an sich.

"Er lebte damals in der Nähe vom heutigen Lilienwood Manor. Wie er an sein Vermögen gekommen ist, vermag niemand mehr zu sagen. Er hatte einen umfangreichen Haushalt. Eine Hexe, die für ihn, seine Frau, seine Kinder und seine Schüler sorgte und einen Squib, der sich um alles andere kümmerte. Er hatte sich im Umfeld seines Hauses einen hervorragenden Ruf als Heiler erworben und seine Bibliothek galt als groß für damalige Verhältnisse. Die Muggel kamen zu ihm und baten ihn um allerlei Tränke und Salben, aber auch um Wundermedizin, wie Liebestränke und Gifte. Ob der Meister ablehnte oder die Wünsche der Muggel erfüllte, ist schwer zu sagen. Eines Tages kam ein Mann zu ihm, der einen halbwüchsigen vornehm gekleideten Jungen bei sich hatte. Der Knabe musste 11 oder 12 Jahre alt gewesen sein. Er trug ein Wappen auf seinem Wams, ein Löwe. Ihr ahnt sicher, wer es war, den der Meister als Lehrling bei sich aufnahm. Goderic war ein aufmerksamer Schüler, der jedoch eher an angewandter Magie interessiert war, als an theoretischer. Er war so kreativ, dass er einige der noch heute unterrichteten Verteidigungszauber kreierte und diese gemeinsam mit seinem Meister verfeinerte. Der Junge war kaum zwei Jahre bei Lilius of Wood, als derselbe Mann, der auch Goderic zu ihm gebracht hatte, ihn bat, einen weiteren Jungen aufzunehmen. Er wäre ein Findelkind, wie der erste und habe Gewalt über die Schlangen. Es sei zu gefährlich, ihn in der Nähe anderer Kinder zu lassen. Lilius nahm sich auch dieses Jungen an."

"Er hat Gryffindor und Slytherin ausgebildet? Er war das?", schrie Harry und fasste sich an die Stirn, hinter der sich ganz allmählich ein dumpfer Schmerz auszubreiten begann. "Ich kann es nicht glauben!"

Ein Blick auf seine Freunde zeigte ihm, dass sie ebenso schockiert waren wie Harry. Dieser sprang schließlich auf, stieß die Schüssel mit mittlerweile kaltem Wasser um und wollte barfuß aus dem Büro des Direktors stürmen.

"Ich hab es dir gesagt! James hat ebenso reagiert!", rief Artemis und fuchtelte wild mit dem Finger herum. Mit einem Schwung des Zauberstabs schob sich ein Riegel vor die Bürotür, so dass Harry nicht hinaus konnte. Wütend wandte er sich seiner Tante zu, die mit blitzenden Augen und dem Zauberstab in der Hand dastand und mit dröhnender Stimme meinte: "Du kannst vor deiner Geschichte und der Geschichte deiner Familie nicht fortlaufen, Harry. Du wolltest es erfahren, nun sei stark und geduldig genug, um dir auch den Rest anzuhören!"

Harry wollte etwas erwidern, doch der bittende Blick des Direktors ließ ihn stumm wieder Platz nehmen. Eine Zeitlang herrschte Schweigen, das Harry nutzte, um sich Socken und Schuhe anzuziehen.

"Wann", murmelte er, "hätte ich es sonst erfahren?"

"Wenn es nach mir gegangen wäre", erwiderte Artemis ungewohnt hart, "niemals!" Demonstrativ schaute sie aus dem Fenster und sagte nichts weiter. Sie überließ es Dumbledore den Rest der Geschichte zu erzählen, was dieser auch in seiner ruhigen Art tat, als sei es nie zu diesem unschönen Zwischenfall gekommen.

"Slytherin und Gryffindor waren die besten Schüler, die Lilius je hatte. Sie waren hoffnungsvolle Adepten und versprachen hervorragende Hexenmeister zu werden. Goderic hatte bereits die Prüfung gemacht und Salazar stand kurz davor, als zwei gleichaltrige Mädchen, Freundinnen von ihren Eltern zu ihm gebracht wurden, mit der Bitte, sie vor den Übergriffen der Kirche zu schützen. So kamen Rowena Ravenclaw und Helga Hufflepuff zu ihm. Er unterrichtete sie mit der gleichen Zuversicht und dem gleichen Glauben an das Gute im Menschen, wie er auch die beiden anderen Gründer unterwiesen hatte. Salazar machte bald darauf seine Prüfung beim Meister. Er und Goderic waren dazu bereit in die Welt hinauszuziehen und Erfahrungen zu sammeln.
Lilius hörte lange nichts von ihnen. Als auch die beiden Mädchen soweit waren, in die Welt zu ziehen, glaubte er nicht mehr daran, jemals wieder etwas über seinen begabtesten Schülern zu erfahren. So vergingen die Jahre und Lilius unterwies weiter Zauberlehrlinge, darunter auch zwei seiner eigenen Nichten, die drolligerweise denselben Namen trugen, Ceri von Lilienwood."

Ginny schnappte nach Luft und griff nach Harrys Hand. Missmutig saß dieser da. Die Tatsache, dass sein Urahn, einen der bösesten Zauberer der Geschichte ausgebildet hatte, behagte ihm gar nicht. Dennoch gab es einen Teil in seinem Kopf, der sich darüber freute, endlich zu erfahren, was man ihm so lange vorenthalten hatte.

"Man war damals bereits dazu übergegangen, nicht länger von Lilius of Wood zu sprechen, sondern nur noch von Meister Lilienwood. So wurde jeder, der zur Familie gehörte, einfach ein Lilienwood und der Hexenmeister einfach nur noch Meister genannt. Die beiden Ceris sahen auch noch wie Zwillinge aus. Sie waren frech, aber sehr intelligent und neigten zu allerlei Schabernack. Eines Tages kamen Goderic, Salazar, Helga und Rowena wieder. Ihre Wege hatten sich auf ihren Wanderungen gekreuzt, so dass sie beschlossen, gemeinsam dem Meister einen Besuch abzustatten und ihm von ihrem Plan zu erzählen. Sie hatten vor, eine Schule für Hexerei und Zauberei zu gründen, und diese zur Zufluchtsstätte für jene zu machen, die Magie im Blut hatten. Die Idee war ihnen auf der Wanderschaft gekommen, als sie sahen, wie sehr die Muggel gegen alles vorgingen, was magisch war und nicht in Einklang mit ihrem Glauben gebracht werden konnte. Sie wussten, dass sie die Magie nur retten konnten, indem sie jene, die Magie im Blut hatten, jenseits der Muggelwelt ausbildeten. Sie hatten erkannt, dass es Unterschiede im Niveau der Ausbildung gab und dass sie glücklicherweise eine sehr gute genossen hatten. Das, so meinten sie, müsse allen zustehen, die zaubern konnten. So schufen sie in ihren Köpfen bereits Hogwarts.

Wie dem auch sei. Meister Lilienwood hieß die Idee gut. Er war alt und erkannte die Notwendigkeit einer Schule. Ja, die Idee erinnerte ihn sogar an die Zeit, die er im Kloster verbracht hatte, wo er im Kampf gegen den Aberglauben und gegen Magie erkannt hatte, dass er selbst Magie in sich trug.
Die vier Gründer blieben bei ihrem alten Meister, halfen ihm die Schüler zu unterrichten und entwickelten dabei ihre Idee von einer Schule immer weiter. Doch dann geschah es, dass Salazar sich in eine der beiden Ceris verliebte. Sie erwiderte seine Gefühle und heimlich verlobten sich die beiden. Als Goderic davon erfuhr, war er verärgert, da auch er Ceri liebte und mit ihr verlobt war. Es wurde jedoch bald deutlich, dass Goderic sich mit der anderen Ceri verlobt hatte, so dass dieser erste Streit der beiden Männer belanglos war. Niemand wusste, wie Meister Lilienwood darauf reagieren würde."

"Ha", raunte Hermine Harry zu. "Ich wusste gleich, dass es zwei Ceris gegeben haben muss." Lauter meinte sie: "Wie starben die beiden denn?"

Albus seufzte und entgegnete: "Ein schief gegangener Zauber, wenn man so will. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich weiß erst seit kurzem, dass die beiden Mädchen und Meister Lilienwood kurz hintereinander starben und dass die Gründung der Schule in die gleiche Zeit fällt, war mir bis dato nicht bewusst."

Dass Albus Dumbledore nichts Näheres dazu sagen würde, spürte Harry nur allzu deutlich. "Dann war es das? Mehr wollten Sie mir nicht sagen? Der Stammvater der Lilienwoods, war also derjenige, der den Urahn Voldemorts ausgebildet hat. Na danke. Ist das etwa der einzige Grund, warum Voldemort mich töten will und mich mit seinen Gedanken verfolgt?" Harry tippte sich kräftig mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe, als wolle er mit ihm den Weg von Voldemorts Gedanken veranschaulichen.

"Das ist doch recht schwammig, oder? Das ist Ewigkeiten her. Heute gibt es niemanden mehr, der sich daran erinnern kann." Er ignorierte das knarzige Räuspern des Sprechenden Hutes, der Dumbledores Erzählung und das weitere Gespräch aufmerksam verfolgt hatte.

"Es ist nicht der einzige Grund, Potter. Doch der Auslöser!", brummelte der Hut.

Dumbledore schlug die Hand über die Augen und Artemis schüttelte den Kopf. Harrys Atem ging stoßweise und mit einem Mal sah er klarer. Er erhob sich langsam, schritt nahezu feierlich auf den Schreibtisch zu und stützte sich auf der Tischplatte ab.
Er warf dem Hut einen dankbaren Blick zu. Mit ruhiger fast überlegener Stimme begann er zu reden: "Jetzt verstehe ich. Ich erfahre das alles früher als mein Vater, weil die Zeit drängt. Es hat mit der derzeitigen Situation zu tun!" Schließlich brüllte er: "Richtig? Alles hat mit Remus' und Reas Verschwinden zu tun, mit dem roten Mond, mit Lunas Visionen, mit... mit meinen Träumen."

Als Albus langsam den Blick hob, erschrak Harry. Die Augen des Direktors sahen alt und stumpf zu ihm auf. In diesem Moment erkannte Harry, dass der Direktor von den Zusammenhängen wirklich erst seit Kurzem wusste und selbst ihm noch nicht alles eindeutig offenbart worden war. Wie konnte er diesen Mann so anbrüllen. Harry sah in seinen Augen sein eigenes Spiegelbild, einen ungestümen jungen Mann, der mit Unfairness auf die Gutmütigkeit und die Liebe seines alten Lehrers und nahezu väterlichen Freundes reagierte.

"Es tut mir Leid", wisperte er und setzte hinzu, "aber es ist schwer für mich, zu verstehen und zu akzeptieren, dass meine eigene Familie dieses Monster geschaffen hat."

Endlich schaltete sich Artemis ein. Der liebevolle Ton war in ihre Stimme zurückgekehrt und auch ihre gesamte Haltung zeigte wieder die liebenswürdige Tante, die Harry und seine Freunde schätzen gelernt hatten.

"Wenn es nicht Meister Lilienwood gewesen wäre, dann hätte ein anderer es getan. Nicht unsere Familie ist Schuld. Sonst könntest du auch Professor Dumbledore vorwerfen, das Böse in Tom Riddle ausgelöst zu haben."

Harry verstand und verstand auch wieder nicht. "Das heißt, dass die Bosheit den Menschen angeboren ist?"

Dumbledore schüttelte den Kopf. "Ein Baby kann nicht böse sein. Bosheit und Güte, Harry, sind Veranlagungen, die jeder von uns in sich trägt. Welcher der beiden wir den Vorzug geben, entscheiden wir. Doch unsere Entscheidung wird durch äußere Umständen, Einflüsse, das Umfeld manipuliert. Was gut ist, erkennen wir erst, wenn wir wissen, was böse ist, und was böse ist, kann erst dann eingeordnet werden, wenn wir Gutes erlebt haben. Freunde, Umgang oder auch Geschehnisse, alles ist wichtig. Von Natur aus ist niemand böse. Doch ich denke, für heute genügt es. Wir brauchen alle ein wenig Ruhe und Schlaf. Ich werde noch einmal nach Miss Lovegood sehen. Wir reden morgen weiter. Ich bin sicher, dass ich dann Näheres weiß."

Damit waren die Teenager entlassen und schlichen betreten, mit den Gedanken bei dem, was sie gerade erfahren hatten, in ihren Gemeinschaftsraum.
Allmählich begriff Harry. Jetzt machte der Beginn einen Sinn. Dumbledore hatte versucht, ihm auf eine eher umständliche Art zu erklären, dass es für alles einen Auslöser gab und nichts aus dem Nichts entstehen kann.


******

"Ich hoffe, es war nicht zu viel auf einmal! Wieso jetzt?", flüsterte Artemis, nachdem die Kinder gegangen waren.

"Artemis stelle meine Entscheidung bitte nicht in Frage. Nicht zu diesem Zeitpunkt." Albus wirkte erschöpft. "Der Junge hat vom dritten Aufeinanderstoßen seiner Eltern mit Voldemort geträumt. Wir müssen rasch handeln. Das vierte Zusammentreffen hatte den Tod Lilys und James' zur Folge und ihm diese Narbe eingetragen. Ich wünsche nicht, dass er das noch einmal erlebt. Dazu wird es unweigerlich kommen. Es ist mir rätselhaft, wie Voldemort es schafft, solch intensive Erlebnisse in dem Jungen wachzurufen. Fast ist es zu spät, zu handeln. Ab morgen werde ich ihn in Okklumentik unterweisen. Er muss für den nächsten Angriff gewappnet sein. Es ist bereits jetzt schon positiv, dass er sich aus dem Einfluss hat befreien können, ohne dass er so schwach ist, wie das erste Mal."

"Wieweit bist du mit den alten Rollen?", fragte Artemis.

"Noch nicht weit genug, sonst hätte ich mehr gesagt. Zu vieles hat Helga geschönt und literarisiert. Es ist schwierig, zu erkennen, was Historie und was Fiktion ist. Sie widerspricht sich in Vielem, als wollte sie die eigene Rolle in dem Spiel in ein besseres Licht rücken. Lass uns morgen weiter reden. Es ist in der Tat spät."

Damit verabschiedete sich Albus von Artemis, die ihr Zimmer bei Madame Rosmerta bezog, um in Harrys Nähe zu sein. Dumbledore hingegen verbrachte den Rest der Nacht im Krankenflügel bei der um sich schlagenden Luna.


~ tbc ~


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