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Fanfiction

Harry Potter und das Geheimnis seiner Ahnen - Manipulationen

von Eosphoros

22. Manipulationen



Remus war wieder erwacht. Durch diesen unfreiwilligen Schlaf war ihm sämtliches Zeitempfinden verloren gegangen. Er versuchte sich mit allem, was ihm noch geblieben war, gegen das Gefühl der Hilflosigkeit zu wehren. Er sträubte sich gegen das unbändige Gefühl, die Riemen zerreißen und sich auf das kleine zierliche blonde Mädchen stürzen zu wollen, das ihn mit provokantem Lächeln anstarrte; es roch so anders, so... vertraut. Er kannte diese Aura, die das Mädchen umgab. Remus war wie paralysiert. Das Kind musste vor kurzem mit Hermine in engem Körperkontakt gewesen sein. An sie erinnerte ihn dieser Geruch.

Ich werde mich beherrschen. Ich werde mich nicht fügen, versuchte sich Remus im Geiste zu beruhigen. Dabei war er sich gar nicht so sicher, ob er sich überhaupt beherrschen konnte oder gar... wollte?! Dieser Duft machte ihn nahezu wahnsinnig.

Remus versuchte sich auf seine Atmung zu konzentrieren, er schloss die Augen und begann langsam zu zählen. Bei den geraden Zahlen atmete er aus, bei den ungeraden ein. Er spürte, wie sein Puls ruhiger wurde, doch das Tier in ihm dröhnte in seinem Schädel und verlangte auszubrechen. Es kostete ihn unendliche Mühe, jeder Faser seines Seins unter Kontrolle zu halten. Er ballte die Hände zu Fäusten und presste seine Kiefer aufeinander, so dass es ihn schmerzte. Als er die Augen wieder öffnete, sah er sich der lächelnden Narzissa gegenüber. Sie hatte ihre Hand auf der Schulter ihrer Adeptin liegen und lächelte wie jemand, der genau wusste, dass er am Ende der Schlacht den Sieg davontragen würde.

"Er wird genau das tun, was du wünschst, Tante Narzissa. Ich meinte natürlich Meisterin", kicherte das Mädchen. Narzissa nickte nur und gab dem Kind einen Klaps auf den Rücken. Es eilte mit einer faustgroßen verschlossenen Phiole durch die Gewölbe davon.

"Was ist in der Phiole?!", flüsterte Remus.

"Nichts, was dich beunruhigen sollte, Remus." Narzissas Lächeln gefror auf den Lippen. "Es wird dich stärker machen und dich von deinem Zwiespalt reinigen. Du hast es doch gespürt. Es muss doch... eine Zumutung sein, stets im Zwiespalt zu stecken, nicht zu wissen, ist man Wolf oder Mensch, Mensch oder Wolf. Ich war so frei für dich die Wahl zu treffen, mein böser kleiner Wolf."

Remus zerrten an den Stricken, die seine Handgelenke und seine Füße umschlossen, und brüllte: "Niemand hat das Recht dazu, für mich Entscheidungen zu treffen! Es ist mein Leben! Mein Leben! Verdammt!"

Narzissa lachte auf, dann wurde sie ernst und trat an Remus heran. Sie sah ihn von oben herab an, zog eine Augenbraue hoch und sog scharf die Luft ein, ihre Nasenflügel blähten sich, als würde sie einem unangenehmen Geruch ausgesetzt sein. Ihre Stimme tropfte vor Arroganz, als Narzissa Remus verhöhnte: "Seit wann kann ein Monstrum Entscheidungen treffen! Sei dankbar, dass ich es für dich erledige! Denn du bist nicht und warst nie, niemals dazu in der Lage!" Damit drehte sie sich auf dem Absatz um, schob mit einem eleganten Schwung des Fußes die Schleppe ihres Kleides zur Seite und schritt davon.

Remus blieb brüllend und fluchend zurück. "Das ist mein Leben! Meine Sache! Du verdammtes Miststück! Ich lasse mich nicht zum Werkzeug machen!" Er zerrte und zog an den Fesseln, doch er konnte sie nicht lösen. Wie sollte es ihm auch gelingen magische Fesseln zu lösen? Um das ohne Zauberstab zu bewerkstelligen, musste er ruhig und konzentriert sein, allerdings war er zu aufgebracht, um Ruhe und Konzentration überhaupt ansatzweise zu finden.

Beruhige dich, verdammt nochmal und denk nach.



* * * * *

"Wann ist es endlich soweit?" Ungeduld schwang in Melissas Stimme mit. Narzissa musterte ihre Schülerin streng. "Geduld, ist das A und O, das solltest du in den Jahren, die du bei mir bist, bereits gelernt haben." Geduld und Opferbereitschaft, setzte sie im Stillen dazu. Narzissa nahm die Phiole in die Hand und warf sie ins Kaminfeuer. "Noch haben wir nicht die richtige Nuance. Der Duft muss ihn auf das Opfer fixieren. Noch ist uns das nicht gelungen. Hörst du, wie er tobt? Bald wird das Tier die Vorherrschaft über den Menschen erringen. Es darf nichts mehr in ihm sein, das ihn auch nur annähernd seinen Verstand einsetzen lässt."

"Tante Nar..., Meisterin, aber der Werwolf fällt doch alles an, was sich ihm in den Weg stellt, er hört doch nur auf andere Werwölfe."

Narzissa ignorierte den Versprecher und hantierte mit verschiedenen Kräutern, Essenzen, Flüssigkeiten und Ingredienzen, die sie sich zurechtlegte. Sie ging nicht auf Melissas Einwurf ein, sondern wies sie stattdessen an, die Locke Hermines herzubringen. Nur ein Haar würde diesen neuen Trank vervollständigen und den Tod des Schlammbluts und den des Werwolfes bedeuten. Narzissa gestattete sich ein überlegenes Lächeln. Ja, jedoch würde ihr der Wolf noch vor seinem Tod helfen, ihren Gatten zu befreien. Nicht, dass sie sonderlich Sehnsucht nach ihm hatte, so frei hatte sie das letzte Mal agieren können, als sie mit Draco schwanger gegangen war. Doch die Tatsache blieb bestehen, sie liebte ihn nun einmal.

Wenn Potter zwei seiner Freunde verliert, wird er zu wütend und zu traurig sein, um handeln zu können. Diesmal wird er uns nicht in die Quere kommen.

Zufrieden summte sie ein Liedchen, nahm die Locke entgegen und zog ein einzelnes Haar heraus. Mit einer eleganten Bewegung warf sie den hauchdünnen Faden in den grünlichen Sud. Der Trank begann zu dampfen und wechselte nach einer Weile in einen tiefen Rotton. Die blonde Frau lächelte und wusste, dass dieser Trank wesentlich besser war als der alte, wenn nicht gar schon ideal. Sie warf einen Blick zum Kamin, wo der letzte Tropfen des fehlerhaften Elixiers verdunstete und überlegte bereits, wann die Zeit für den letzten Test gekommen sei. Dass Melissa ein obszönes Liedchen trällernd im hinteren Teil des Gewölbes Gläser, Phiolen und Reagenzien sortierte, nahm sie nur im Unterbewusstsein wahr.


* * * * * *

Draco lungerte niemals irgendwo herum. Das hatte er, ein Malfoy, nicht nötig. Doch anders konnte man das wohl nicht bezeichnen, was er gerade tat. Er stand lässig an einer Säule des Seitenganges gelehnt, der zum Büro Dumbledores führte. Es war schlicht und ergreifend Zufall gewesen, dass er diese irritierende Rea Lupin hinter dem Wasserspeier hatte verschwinden sehen. Was hatte ihm seine Mutter aufgetragen, noch bevor sie ihn mit dieser Melissa konfrontiert hatte?

"Lass Lupin nicht aus den Augen. Wenn sie die Schule verlassen sollte, dann schick sofort eine Eule und beauftrage diese Kreatur, du weißt schon, deine Fee damit, ihr zu folgen. Ich muss wissen, was diese Hexe vorhat und wo sie hin will. Sie ist gefährlich für unsere Pläne. Hast du das verstanden?"

Draco war empört gewesen. Natürlich hatte er verstanden. Hielt seine Mutter ihn etwa für beschränkt? Allerdings hätte Malfoy jr. es sich nicht im Traum einfallen lassen, dass er schon so bald seine Professorin in Verteidigung gegen die dunklen Künste würde beschatten müssen. Seine Fee wand sich unter seinem Umhang. Ein kurzes Schnipsen mit den Fingern gegen den kleinen lästigen Störenfried, brachte diesen zur Ruhe. So konnte niemand ahnen, dass Draco die Kreatur, die er zu gerne quälte, mit bei sich trug.

Draco gähnte und wechselte sein Gewicht von einem Bein aufs andere. Gelangweilt betrachtete er seine Fingernägel, bis sich schließlich der Wasserspeier bewegte und eine konzentriert wirkende Rea Lupin auftauchte. Draco leckte sich die Lippen. Er konnte schon verstehen, wieso Snape so an dieser Frau interessiert war. Er mochte zwar erst knappe sechzehn Jahre alt sein, das bedeutete aber noch lange nicht, dass er Schönheit nicht zu schätzen wusste.

Raschen Schrittes eilte Professor Lupin, ein dickes Buch umfassend, durch die Gänge. Draco hatte Mühe ihr geräuschlos zu folgen. Als er erkannte, dass sie auf den Gryffindorturm zusteuerte, musste er grinsen und ein lautes Jubeln unterdrücken. Malfoy wusste zwar, wie jeder andere Schüler auch, wo in etwa die anderen Häuser ihre Gemeinschaftsräume hatten, jedoch nicht, wo genau und wie man dorthin gelangte. Er besaß ein ausgesprochen gutes Gedächtnis für Räumlichkeiten und konnte von sich behaupten, sich noch niemals verlaufen zu haben. Dann verschwand die junge Lehrerin hinter der nächsten Ecke. Als Draco diese erreichte, musste er stehen bleiben. Drei Gänge führten von dieser Stelle aus weiter. Welchen mochte sie genommen haben? Er lauschte. Ihre Schritte waren verhallt und er hatte keine Ahnung, wo sie lang gegangen war. Auf gut Glück trabte er auf den mittleren Gang zu. Ein Räuspern ließ ihn zusammenfahren.

"Was glauben Sie, Mr Malfoy, was Sie hier tun?"

Draco zuckte zusammen. Sie hatte ihn erwischt. Er atmete tief ein und drehte sich um. Er gab seinem Gesicht einen leidenden Ausdruck und versuchte wie jemand auszusehen, der einfach nur Probleme hatte und keine bösen Absichten. Er entschied, dass es besser war, ihr vorzumachen, dass er ihr schlichtweg unbewusst gefolgt sei.

"Ihnen folgen Professor", flüsterte er die Antwort und betete im Stillen, dass sie ihm seine Gründe abnahm.

"So, das war nicht zu... überhören. Die Frage ist, warum? Antworten Sie lieber, Mr Malfoy!" Rea wirkte ungeduldig. Ihre Augenbrauen bildeten fast einen strich über den Augen, weil sie die Stirn so stark in Falten zog. Ihre Schuhspitze wippte ungeduldig auf und ab, wobei sie unschöne nervende Geräusche auf den Bodenmosaiken hervorrief.

"Es war keine Absicht, wirklich!", verteidigte sich der junge Mann. Rea verzog spöttisch das Gesicht und musterte den Jungen eindringlich. "Ahhh ja!", erwiderte sie nur. Prompte räusperte sich Draco.

"Weil... Weil..." - verdammt, wieso fiel ihm nichts Plausibles ein - "...weil. Das geht Sie gar nichts an!", fauchte er mit einem Mal. "Meine Eltern wollen sich scheiden lassen und ich... ich ..."

"Sie brauchen jemanden zum Reden?", hakte Rea irritiert nach. Draco nickte und stand innerlich kurz vor einem Lachkrampf. "Ich bin nicht die geeignete Person dafür, Draco, Sie sollten sich..."

"Aber Sie sind eine Frau!"

"Offensichtlich", murmelte Rea. Ihre Stirn glättete sich und sie musste ein Schmunzeln unterdrücken. "Draco, versuchen Sie doch lieber mit Ihrem Hauslehrer oder Madame Pomfrey darüber zu reden. Ich bin sicher, dass Professor Snape Ihnen eher behilflich sein kann als ich. Ich bin nicht gerade der Beziehungsmensch. Und nun verschwinden Sie lieber von hier und kehren in Ihren Gemeinschaftsraum zurück."

Draco nickte. Er senkte die Lider und warf Rea einen verstohlenen Blick zu. "Sie scheinen es eilig zu haben, mich los zu werden!", wäre ihm beinahe herausgerutscht. Doch er riss sich zusammen, nahm den Weg zurück, den er gekommen war und wandte erst dann den Blick von Rea ab, als die Mauer ihm die Sicht versperrte.

Dann reagierte er schnell. Er trat ein paar Mal auf der Stelle und ließ seine Schritte immer leiser werden, als würde er sich entfernen. Gleichzeitig öffnete er seinen Umhang, langte in eine geheime innere Tasche über der Brust und holte ein kleines lebendes Geschöpf hervor. Ein sanftes Glitzern erschien in seiner Hand. Draco drückte leicht zu, ein kaum wahrzunehmender schmerzvoller Aufschrei ertönte. Draco führte die Hand zum Mund und flüsterte: "Lass sie nicht aus den Augen. Wenn du weißt, was sie vorhat, nimm Kontakt zu mir auf. Wehe du versagst. Ich habe deine Geschwister. Du willst doch nicht, dass ich ihnen jeden Flügel einzeln ausrupfe?"

Befriedigt grinste Draco, als er ein leichtes Zittern in seiner Hand spürte. Dann ließ er die Fee fliegen. Das Glitzern verschwand einen Augenblick später und ein mit sich selbst sehr zufriedener Draco Malfoy schlenderte durch Hogwarts in Richtung Slytherinkeller, um dort auf seine kleine Spionin zu warten.

* * * * * *


Rea bemerkte nichts von ihrer Begleitung. Die Begegnung mit Draco kam ihr merkwürdig und der Grund irgendwie konstruiert vor, doch wusste sie nicht zu sagen, woher dieses unbestimmte Gefühl kam. Die fette Dame schien mehr als irritiert zu sein, eine Lehrerin vor sich zu sehen, die auch noch in den Gryffindorturm wollte; doch als diese das Passwort nannte, blieb ihr nichts anderes übrig als aufzuschwingen und Einlass zu gewähren, auch wenn sie ein undeutliches Gemurmel nicht unterdrücken konnte.

In Gedanken war Rea Lupin bereits auf Reisen. Als sie die drei zusammen mit Ginny und einem anderen Schüler, den sie als Andrew Kirke kannte, im Gemeinschaftsraums sitzen und die Köpfe zusammenstecken sah, musste die junge Frau lächeln. Sie hatte nie solche Freunde gehabt.

Als junges Mädchen, sie war noch nicht einmal acht Jahre alt gewesen, hatten ihre Eltern geheimnisvollen Besuch bekommen. Sie erinnerte sich noch genau daran, dass es zwei Zauberer gewesen waren, beide groß und schlank, mit einer Ausstrahlung, die nicht nur sie, das unwissende leicht zu beeindruckende Kind, in seinen Bann zog, sondern sogar vor ihren Eltern nicht Halt machte.

Wenige Wochen nach ihrem achten Geburtstag hatte ihr Vater sie mit auf eine Reise nach Malta genommen, wo sie fortan die Schule besuchen sollte.

"Aber ich wollte doch nach Hogwarts, wo Remus ist!", hatte sie leise weinend gemurmelt, als ihr Vater sie im luftigen Büro des Direktors darüber informierte, dass sie fortan hier bleiben und nur in den Sommerferien nach England kommen würde. "Sei stolz darauf, mein Kind, es ist eine Auszeichnung."

Es hatte sich eher nach Hohn und den Wunsch der Eltern, sie los zu werden, angehört. Rea konnte sich noch daran erinnern als wäre es gestern gewesen, wie der Vater sich auf die Knie gelassen hatte, um mit ihre auf gleicher Augenhöhe zu sein. Er hatte mit den großen warmen Händen ihr Gesicht umfasst und die aufkommenden Tränen mit den Daumen von ihren Wangen gestrichen. Sie konnte sich noch genau an seine Worte erinnern.

"Mein Schatz, du warst nie für Hogwarts bestimmt. Dein Name ist hier vorgemerkt, seit deiner Geburt. Ich weiß nicht warum, aber ich bin sicher, dass es das Beste für mein begabtes kluges Mädchen ist. Keine Angst, du wirst hier in guten Händen sein."

Dann hatte er sie auf die Stirn geküsst und war mit einem Plop einfach so verschwunden. Erst einige Tage später hatte Rea begriffen, dass man sie für hochbegabt hielt und sie für eine Laufbahn in der Mystery-Abteilung des Ministeriums vorherbestimmt war. Es verhielt sich mit diesen Mitarbeitern wie mit den wahren Sehern, die sich, so wie sie, nicht von ihrem Schicksal trennen konnten. Rea seufzte und weckte die Aufmerksamkeit der fünf Jugendlichen. Andrew hielt mitten in einem Satz, der sich um das nächste Quidditch-Training drehte, inne und bekam glasige Augen.

"Professor Lupin!", rief Ginny entsetzt und sprang auf. "Sie... Sie haben nicht gesagt, dass ich nichts sagen darf!", verteidigte sie sich, ohne dass je ein Vorwurf von den Lippen der Lehrerin gekommen wäre.

"Ihr vier!", äußerte Rea streng und warf einen verstohlenen Blick auf die restlichen Gryffindors, die überrascht waren, eine andere als die Hauslehrerin in ihrem Refugium zu sehen. "Ich habe mit euch zu sprechen! Unter vier Augen!"

Harry lag die Bemerkung auf der Zunge, dass es wohl kaum vier Augen wären, sondern eher zehn, rechnete man seine Brille mit ein, sogar zwölf, verkniff es sich jedoch, weil er die Erfahrung gemacht hatte, dass der Humor der Muggelwelt in der Zaubererwelt häufig auf Unverständnis stieß. Reas ernster Gesichtsausdruck und ihre gewichtig hervorgebrachten Worte, taten die gewünschte Wirkung. Die übrigen Schüler, Kirke nicht ausgenommen, stießen nahezu synchron einen tiefen Seufzer aus, der soviel sagen wollte wie: Nicht schon wieder Schwierigkeiten.

Das Interesse an den vieren und Professor Lupin ließ nach, so dass Rea weniger streng verlangen konnte, dass sie ihr in einen der hoffentlich leeren Schlafsäle vorausgehen sollten. In Harrys und Rons Schlafraum reichte Rea Ginny wortlos das Buch und musterte schließlich Hermine mit undurchdringlichem Blick. Sie sah dem Mädchen an der Nasenspitze an, dass es etwas ausbrütete. Ihre Augen blitzten mit einer Intensität, wie sie es schon mehrmals im Unterricht bei ihr bemerkt hatte.

"Ginny hat euch sicherlich erzählt, was wir besprochen haben", begann Rea und lehnte sich gegen das Fensterbrett.

Die vier nickten.

"Warum wollten Sie wissen, ob mir etwas Persönliches fehlt? Worum genau geht es eigentlich?" Hermine versuchte ruhig zu bleiben. Dennoch schwang in ihrer Stimme eine leicht misstrauische Note mit. Unabhängig voneinander dachte jeder der vier an den Trank, der einen Werwolf auf ein bestimmtes Opfer abrichtete.

"Es ist nur so eine Ahnung, Hermine. Ich kann es mir nicht erklären, aber ich bin der Ansicht..."

"Sie denken, dass Remus Verhalten und sein Verschwinden mehr zu bedeuten haben! Und sie fürchten, dass..."

"... Hermine in Gefahr ist? Ja, ja, das fürchte ich", vervollständigte Rea Harrys Satz.

"Aber sicher sind Sie sich nicht?", hakte Ron nach.

"Nein."

"Wieso versetzen Sie uns dann in Panik!", warf Harry der Lehrerin vor.

"Ich versetze euch in Panik?" Rea klang ernstlich irritiert. Verstanden die Kinder denn nicht, dass sie sie nur vorwarnte und darum bat, vorsichtig zu sein?

"Wie sollen wir es sonst wohl werten, wenn Sie hier auftauchen und meinen, ich sei Gefahr", ergriff nun auch die Betroffene das Wort.

Rea schnaufte empört. "Also wirklich! Wird das hier jetzt ein Verhör, oder was?" Dass ihre wohlmeinende Warnung auf so wenig Verständnis stieß, hatte sie sich nicht vorgestellt.

"Professor Lupin, wir haben in den letzten Jahren gelernt, was es heißt, den Dingen auf den Grund zu gehen."

Rea nickte und erklärte leise: "Es ist so, dass man einen Werwolf auf ein bestimmtes Opfer abrichten kann. Remus ist im Augenblick nicht er selbst. Wenn sich jemand seinen Zustand zunutze macht..." - sie hob die Hand, um Harry, der sie unterbrechen wollte, zum Schweigen zu bringen - "wird er sich das Opfer aussuchen, welches am einfachsten zu besiegen ist. Und das ist nun einmal Hermine."

Harry und Ron wollten aufbrausen, doch Hermine kam ihnen zuvor. Sie schnappte hörbar nach Luft und polterte los: "So wenig halten Sie also von mir? Ich kann mich also nicht selbst verteidigen, ja? Danke vielmals, dann frage ich mich nur, wieso ich noch am Leben bin! Mir reicht's." Das Mädchen wollte aus dem Schlafraum stürmen, doch Ron stellte sich ihr in den Weg.

"Geh mir aus dem Weg Ronald! Ich werde nicht hier bleiben und mich weiter beleidigen lassen! Sie denkt, sie wäre etwas Besonderes, nur weil sie auf einer Hochbegabtenschule war und für die Mystery-Abteilung arbeitet. Ich denke nicht daran..."

Ron packte Hermine bei den Schultern und schüttelte sie leicht. "Jetzt hast du genug Blödsinn geredet, Miss Granger!"

Hermine verstummte augenblicklich und konnte Ron nur zornig anstarren. Kaum dass sie den Mund aufmachen und ihn zurechtweisen wollte, hob er seinen Finger und wedelte direkt vor ihrer Nase damit herum. "Du hast Professor Lupin total missverstanden. Ausgerechnet du, wo du doch alles über Werwölfe zu wissen glaubst."

Hermine musterte Ron skeptisch mit verbissenem Gesicht. Hochrot im Gesicht ließ dieser das Mädchen endlich los und begann mit seiner konfusen Erklärung. "Es ist nämlich so, dass Männer" - er ignorierte Hermines spöttisch hochschnellende Augenbraue und ihr amüsiertes Zucken um den Mundwinkeln - "oder Jungs" - korrigierte er sich und erntete ein Nicken - "wesentlich mehr Chancen haben. Sie sind halt... anders."

Noch bevor Hermine erneut aufbrausen konnte, schaltete sich Harry ein. "Was Ron damit sagen will, ist, dass Werwölfe Frauen töten und Männer zu Werwölfen machen. Es gibt keine Frau, die sich in einen Werwolf verwandelt. Also sind du und Ginny in größerer Gefahr, als Ron und ich. Aber", er wandte sich an Rea, die belustigt und gleichzeitig beeindruckt dem Wortgefecht gefolgt war, "warum sollte etwas Persönliches von Hermine fehlen und nicht von Ginny?"

Rea nickte. "Ich traue Narzissa Malfoy nicht und an eine angebliche Tochter ihres Mannes glaube ich schon gar nicht. Hermine hatte doch Kontakt zu dem Kind."

"Melissa ist doch nur ein kleines Mädchen, das nicht weiß, wo es hingehört", ereiferte sie sich.

"Hermine", begann Rea sehr sanft und trat auf den Teenager zu. Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und fuhr fort: "Du bist sehr intelligent und wirst rasch erkennen, wenn du darüber nachdenkst, wie unwahrscheinlich es ist, dass Mrs Malfoy, die ebenso wie ihr Mann auf Anstand und Sitte achtet, ein uneheliches Kind mit in die Schule des gemeinsamen Sohnes bringt und sich von diesem Schandfleck ihrer Beziehung auch noch Tante nennen lässt. Das ist doch alles sehr verwunderlich."

Hermine klappte den Mund zu und überlegte. "Aber warum ich?"

"Wessen... Tod würde Harry am meisten aus dem Konzept bringen?"

Hermine errötete und warf Harry einen schwer zu deutenden Blick zu. Sie nahm Rons Seufzen wahr und konnte auch Ginnys Blick richtig deuten. "Harry sind alle seine Freunde gleich wichtig", versuchte sie sich in Diplomatie.

Rea lächelte. "Aber du bist seine Freundin."

"Das ist doch gar nicht wahr!", rief Harry mit einem Seitenblick auf Ron. "Hermine und ich haben schon vor einiger Zeit herausgefunden, dass wir uns zwar sehr mögen, aber..."

"... es ist, als würde ich meinen Bruder küssen!", vollendete Hermine.

Rea wirkte überrascht. Ron bekam den Mund nicht mehr zu und Ginny hatte nie glücklicher ausgesehen. Schließlich schüttelte die Professorin den Kopf und meinte: "Das ist unwichtig. Ich bin weiterhin der Überzeugung, dass zum einen Narzissa Malfoy etwas mit dem Verschwinden meines Bruders zu tun hat, dass alles einem höheren Zweck dient. Ich bin fast sicher, dass sie dich verletzen will, um Harry zu verwirren und die Behörden abzulenken. Denn wenn die Auroren auf der Jagd nach einen Werwolf sind, werden sie ..."

"Askaban!", keuchte Harry. Das musste es sein. Sie plante die Befreiung ihres Gatten aus Askaban. Es war kein Ding der Unmöglichkeit. Sirius hatte es geschafft und der Massenausbruch zu Beginn des Jahres zeigte, wie leicht es sein konnte.

Rea nickte. "Ich bitte euch, vorsichtig zu sein. Geht Draco aus dem Weg. Wenn Narzissa es noch nicht geschafft hat, sich etwas aus Hermines Besitz anzueignen, ist es durchaus möglich, dass sie es Draco auftrug."

Schon wollte Rea sich zum Gehen wenden, als ihr Ginnys konzentrierter Gesichtsausdruck auffiel. "Ginny?"

Das Mädchen musterte Hermines Locken. "Sag mal Hermine, hat dir irgendjemand an den Haaren herumgespielt?"

"Was soll das denn nun wieder!", schimpfte Hermine und wischte ärgerlich Ginnys Hand weg, die nach ihren Locken greifen wollte.

"Lass doch mal Hermine, die eine Strähne ist kürzer als die anderen. Nicht das dein Haar, übriges tolle Locken, jemals gleichmäßig geschnitten aussah, aber da ist 'ne richtige Kante drin."

Hermines Augen wurden groß. "Das kann nicht sein. Niemand... es sei denn, die Kleine hat es getan, ohne dass ich es gemerkt habe", flüsterte Hermine und versuchte mit der Hand die Spitzen ihrer Locken zu fassen. Es fühlte sich alles normal an.

"Das würde bedeuten, dass die Kleine eine verdammt gute Schauspielerin ist. Ich hab' ihr die Verwirrung wirklich abgenommen", gab Harry zu. Er konnte sich jedoch nicht erklären, wie die Kleine Hermine hätte finden wollen. Es war doch reiner Zufall gewesen, dass sie sich über den Weg liefen und sich Hermine auch noch als so kinderlieb entpuppen würde. Harry kratzte sich den Kopf. Es ergab keinen Sinn.

Rea fühlte Harrys Verwirrung und berührte ihn kurz an der Schulter. "Ich bin mir sicher, dass sie Hermine eine Locke abgeschnitten hat. Und ich bin fest davon überzeugt, dass sich das Kind, wenn ihr nicht dort gewesen wärt, durch das Schloss auf die Suche nach euch gemacht hätte. Hätte jemand anderes es gefunden, hätte es sicher vorgegeben, sich verlaufen zu haben."

"Eine peinlich berührte und anschließend schimpfende Mrs Malfoy hätte die Täuschung komplett gemacht", setzte Ginny hinzu. Seufzend nahm sie das Buch, welches Rea mitgebracht hatte, und warf der Lehrerin einen fragenden Blick zu.

Rea zuckte mit den Schultern und verabschiedete sich. "Ihr müsst auf euch achten. Alleingänge sind in diesem Jahr noch weniger erwünscht, als in den Jahren zuvor, verstanden? Ich werde in knapp einer Woche wieder hier sein. Tut nichts, was eure Sicherheit gefährdet. Remus wird mich umbringen, wenn einem von euch etwas zu stoßen würde." Der als Scherz gemeinte Einwurf misslang völlig.

"Wohin wollen Sie?", hakte Hermine mit merkwürdigem Unterton in der Stimme nach.

"Es ist besser, wenn ihr das nicht wisst", lautete die unbefriedigende Antwort. Ginny formte mit den Lippen Alexandria und Rea nickte nur.

Wenige Augenblicke später befand sich Rea mit leichtem Gepäck in der Hand und schwerem Druck im Nacken auf dem Weg nach Hogsmeade zum nächsten Kamin, der an das Flohpulvernetzwerk angeschlossen war. Von dort wollte sie nach London und dann weiter nach Alexandria. Sie hatte nur eine Woche, das war knapp bemessene Zeit, doch es war zu schaffen.

Ihren blinden Passagier, den sie kurzzeitig verloren hatte, bemerkte sie nicht. Es stieß sich auch niemand daran, dass Draco sich kurz nach Reas Abreise in die Eulerei aufmachte und seine Eule mit einer Nachricht an seine Mutter losschickte.


~ tbc ~


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