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Fanfiction

Harry Potter und das Geheimnis seiner Ahnen - Schrecken ohne Ende

von Eosphoros

31
31. Schrecken ohne Ende


Stonehenge


Bellatrix kauerte auf einem der umgestürzten Steine außerhalb des Rings der riesigen Monolithen. Sie fixierte mit ihren tief liegenden Augen, denen die zunehmende Dunkelheit nichts ausmachte, den inneren Kreis, wo sich einst der Opferstein befunden hatte. Ängstliche Muggel, die nur eine Ahnung vom Bruchteil der Macht hatten, die sich an einem Platz wie Stonehenge konzentrierte, waren dem Steinkreis einst mit Hass zu Leibe gerückt und hatten diese Kultstätte zerstört. Doch vergeblich, die Macht war nach wie vor vorhanden. Sie war an den Ort gebunden und nicht an das, was darauf stand. Zwar war der Zweck der Anlage nun nicht mehr gegeben, doch war die Magie des Ortes nicht an diesen gebunden. Das hatten die Muggel damals nicht begriffen und selbst heute vermochten die wenigsten unter ihnen die wahre Bedeutung zu erfassen.

Bellatrix legte den Kopf schief und lächelte belustigt, als der bewusstlose Körper der alten Norna, dem Medium für diese Séance, über der Stelle zu schweben begann, wo sich einst der Opferstein befunden hatte. Lestrange erhob sich und stellte sich auf den umgestürzten Monolithen, um einen besseren Blick auf die Seherin zu erhaschen. Es war ein Leichtes gewesen, sie zu betäuben und dorthin zu verfrachten. Das Schweben allerdings ging von einer anderen Macht als der ihren oder gar der des Dunklen Lords aus, der mittlerweile an Nornas Kopf seine Position bezogen hatte. Links und rechts des Mediums standen Artefakte, die offiziell nicht mehr existierten. Unter anderem lag auf einem Lesepult ein Buch aus dem Besitz der Malfoys, für welches Lucius ein knappes Jahr nach dem Verschwinden des dunklen Lords eine ganz besondere Verwendung herausgefunden hatte. Angeblich barg dieses Buch einen Teil des Wegs zum geheimen Laboratorium Slytherins. Bellatrix gab nichts auf diese Geschichten. Lucius hatte nie mehr gefunden als dieses Buch, davon war sie überzeugt. Dank Misters Geschick und seiner Verbindungen zur Mystery-Abteilung hatten die Todesser eine Reihe ägyptischer Gerätschaften organisiert, die sich nun als nützlich erweisen würden.

Ägypten! Bellatrix schnaubte verächtlich. Sie hatte Voldemorts plötzliches Interesse für diese Wüste mit ihren vergammelten alten Mumien nicht verstanden und hatte dem Gefasel über mystische und alte verbotene Magie nichts abgewinnen können. Sie war eben eine pragmatische Frau und würde erst dann zugeben, dass etwas gut und nützlich wäre, wenn es auch gelänge und einem gewissen Zweck diente. Bisher hatte ihnen die ganze Aktion nur Schwierigkeiten bereitet. Sirius Blacks plötzliches Erwachen aus seiner emotionalen Lähmung war nur die letzte in einer sehr langen Reihe.

Bellatrix gähnte und tigerte auf dem Stein hin und her, soweit der Platz eben reichte. Sie langweilte sich. Es gab nichts für sie zu tun, als ihren Herrn und Meister dabei zu beobachten, wie er Löcher in die Luft starrte. Seit beinahe zehn Minuten verharrte der Dunkle Lord regungslos und ließ die schmale Sichel des Mondes nicht aus den Augen. Worauf ihr Mentor wartete, wusste sie nicht, jedoch vermutete sie, dass er mit der Konstellation noch nicht zufrieden war. Es war langweilig. Narzissa war nicht da und Bellatrix ahnte, dass sie sich in der Nähe von Hogwarts herumtrieb, um Remus zu beobachten und zu sehen, ob ihr raffinierter Plan auch gelang. Wurmschwanz hatte sich auf Befehl des Lords auch dorthin begeben. Wohl eher um Narzissa im Auge zu behalten, weil der Lord davon überzeugt war, dass sie ihn hintergehen könnte. Dieser Mann witterte überall Verrat. Bellatrix wiegte den Kopf hin und her. Wenn sie das erlebt hätte, was der Meister erlebt hatte, würde sie auch hinter jedem Lächeln, hinter jeder Geste und jeder noch so glaubhaften Ehrerbietung Verrat vermuten. Mächtige Leute waren einsam und stets von Neidern umgeben. Fast bedauerte sie ihren Mentor, aber eben nur fast.

Mittlerweile lag Bellatrix auf dem Felsen. Ihre Arme und ihr Kopf baumelten über einer Kante, so dass sie den Ringkreis nach wie vor im Blick hatte. Sie wollte ihre Position erneut ändern, weil ihr ihre überdehnte Kehle das Schlucken erschwerte, als sich endlich etwas ereignete. Der Wind frischte auf und um den Steinkreis machte sich ein silbriges Flirren bemerkbar. Erschrocken rappelte sich die Hexe auf und versuchte ins Innere des Flirrens zu gelangen, um den in gleißendem Licht stehenden Voldemort zu helfen. Doch sie prallte gegen eine unsichtbare Wand und landete auf dem Stein, auf dem sie sich die ganze Zeit geräkelt hatte. Verdammt, sie hatte den richtigen Zeitpunkt verpasst und musste nun mit ansehen, wie die Seherin zu zucken begann und sich dünne leuchtende Fäden aus ihrem Körper heraus bildeten. Dutzende suchten sich ihren Weg zum Dunklen Lord, Hunderte schossen zum Himmel hinauf und schienen sich mit dem Mond zu verbinden. Wie hypnotisiert starrte Bellatrix auf die dünne Sichel des Mondes. Spielten ihr ihre Augen einen Streich? Der Himmelskörper schien zu wachsen; er bildete aus den leuchtenden Fäden um die Konturen der Sichel einen perfekten Hof und nach und nach dehnte sich die eine Seite zum vollkommenen Rund eines Vollmonds aus, ohne dass die Sichel wirklich zunahm. Bellatrix' Atem ging rascher. Durch den Ring der Fäden hindurch erkannte sie die Triangel, welche Mars und Saturn mit der Sichel bildeten.

"Bei Merlin und allen Hexenmeistern der Vorzeit, was ist das!", flüsterte sie und vermochte den Blick von der sichtbar gewordenen Sphäre des Mondes nicht abzuwenden. In geringer Entfernung ertönte das wütende Jaulen eines Werwolfs. Sie war mit einem Schlag hellwach und bei Sinnen. Sie zückte ihren Zauberstab, stellte sich auf den Stein und wartete. Das Jaulen nahm zu, es kam mittlerweile aus mehr als nur einer Kehle. Sollten die Werwölfe doch kommen. Sie würde sie schon zur Strecke bringen. Es wären nicht die ersten Werwölfe, die sie tötete.

Es wunderte sie nicht, dass sich die Geschöpfe der Nacht hier sammelten. Zentren der Magie waren bei außergewöhnlichen Ereignissen immer Anlaufpunkt und würden es auch immer bleiben. In Hogwarts und anderen magischen Orten Britanniens würde es ähnlich aussehen. Selbst auf dem Festland könnte es zu solchen Massenaufläufen von Werwölfen kommen. Das war ganz allein abhängig von der Kraft, die der Dunkle Lord würde entfesseln können.

Ja, Hogwarts. Die wenigsten wussten, dass Hogwarts und seine Umgebung auf einem mächtigen magischen Grund errichtet worden waren. Mächtiger als manch andere Ort in Großbritannien. Bellatrix' Augen glänzten, wenn sie an die Gewalt und die Gefahr dachten, die sowohl auf Schule als auch auf deren Umgebung zukamen. Schon bedauerte sie, nicht dort zu sein und selbst einiges an Chaos anrichten zu können.

° ° ° ° ° ° °

Endlich hatte der Mond die richtige Position. Er stand genau über Nornas Kopf. Mars und Saturn bildeten mit der Sichel ein nahezu perfektes Dreieck und Norna war der verlängerte Scheitelpunkt. Voldemort konnte sich ein triumphales Lachen nicht verkneifen. Rasch murmelte er die Worte, die er in den alten Papyri aus der Bibliothek von Alexandria gefunden hatte. Altägyptisch, wer sprach das schon? Nur einen Moment zögerte er, unsicher, ob Karim ihm gegenüber auch loyal gewesen war oder ihm die falschen Hieroglyphen mitgeteilt hatte. Doch der Wunsch, erfolgreich zu sein, war stärker als sein Misstrauen. Als sich das Flirren um den Kreis einstellte, musste er sich arg zusammenreißen, vor Freude nicht die Kontrolle zu verlieren. Seine rechte Hand befand sich nahe Nornas rechter Schläfe, ohne diese zu berühren. Über seine Hand würde die Lebensenergie Nornas ihren Weg zum Mars finden. Ein Artefakt, einem Helm ähnlich, dessen Zier ein Schwert vor einem goldenen Schild bildete, symbolisierten den Planeten. Seine Linke ruhte in ähnlicher Weise zwischen Nornas linker Schläfe und einer vermoderten alten Hacke, die den Saturn darstellte. Voldemort war kurz vor einem Tobsuchtsanfall gewesen, als Mister mit dieser vermoderten alten Hacke angekommen war und auch noch zu sagen wagte, diese wäre ein Relikt aus dem alten Pharaonenreich. Karim hatte genickt und so hatte er sich dem gebeugt. Wenn der Fachmann sagte, dem sei so, dann war dem so.

In Voldemorts Zelt, in seinem kleinen Laboratorium hatte alles wunderbar auch ohne die beiden geklappt. Sehr kurz allerdings und die Kraft war kaum nennenswert, aber immerhin ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Der Test damals in Südamerika war um einiges erfolgreicher gewesen, ohne die Artefakte, dafür aber mit der herrlichen Macht der alten Kultstätte. Mond und Planeten hatten damals nicht die perfekte Stellung gehabt, doch war die Kraft ausreichend gewesen, um für Verwirrung zu sorgen.

Aber nun war alles perfekt und er wollte mehr. Er wollte, dass die Manipulation länger als einige Augenblicke hielt, er wollte eine ganze Nacht. In den Papyri stand, dass er die Attribute der Planetenherrscher brauchte, um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Also hatte er dafür gesorgt, dass eindeutig magische Objekte beschafft wurden, die niemand vermissen würde, weil niemand - nun ja, fast niemand - von ihrer Existenz wusste.

Bei den Experimenten, die er bisher durchgeführt hatte, war es wahrlich einfacher gewesen. Die Orte, an denen er sich befunden hatte, waren noch nahezu intakt gewesen und der magische Zirkel noch nicht gestört, wie es in Stonehenge der Fall war. Die Magie der Stätte war zwar ungebrochen, doch hatte sie einiges an ihrer Unberührtheit verloren. Wenn Jahr für Jahr hunderttausende Touristen, egal ob nicht magisch oder magisch, auf geweihtem Boden herumtrampelten, ohne ihre Ehrerbietung zu hinterbringen, musste es schlechten Einfluss auf die Stätte haben, sei sie auch noch so mystisch. Mysterien konnten immer verloren gehen, ohne dass es jemand merkte. Erst wenn Eindeutiges nicht mehr eindeutig war, dann war es soweit und das Mystische war verloren, unerklärlich und zu einem Rätsel geworden, das zu entschlüsseln ein Menschenalter nicht ausreichen würde.

In Südamerika hatte er sich in einer alten Kultstätte eines ausgestorbenen Eingeborenenstammes befunden. In Ägypten hatte er seine Praktik von der Bibliothek von Alexandria ausgeübt und war gescheitert. Offenbar hatte das Mittelmeer die Mächte gedämpft. Dann hatte er es von der Pyramide von Sakkara aus versucht und das Ergebnis war verblüffend gewesen. Wenn alles so wie geplant lief, dann würde sein ärgster Rivale bald ohne Freunde und Stütze dastehen und der Hass würde von ihm Besitz ergreifen. Dann wäre es ein Leichtes für ihn, den Jungen auf seine Seite zu ziehen oder ihn zu töten, wenn er sich weigerte.

Die Hände des Dunklen Lords zitterten vor Anstrengung. Der schlaffe welke Körper der Seherin barg größere Kräfte, als er sich in seinen kühnsten Träumen vorgestellt hatte. Kaum vermochte er sie zu kontrollieren.

Die Erklärungen waren so einfach gewesen.

Stelle dir in deinem Herzen vor, was du zu erreichen wünschst. Stelle dir die endgültige Form, das endgültige Bild in deinem Verstand vor, was du zu sehen wünschst. Dann richte deine ganze Kraft auf jenen Körper, den zu verändern du erhoffst, erflehe den Beistand der Mächtigen und lasse deine eigene Magie wirken. Lass dich auf die Magie der heiligen Stätte ein und die Mächtigen werden dir geben, was du verlangst.

Voldemort hatte genaue Vorstellungen von dem, was er sich wünschte. Er sah den Mond in seiner vollen Größe. Er nahm die Kraft der mächtigen Himmelsregenten Mars und Saturn zur Hilfe. Er ließ sich auf die Magie seines Mediums, der Wanderin zwischen den Welten, und der Kultstätte ein. Voldemort hätte beinahe den Kontakt zum Medium verloren, der Verbindung zwischen den Elementen, die dieser Zauber benötigte, als er den Klang der Sphären mit einem Mal hörte, als würden sie tatsächlich von Instrumenten herrühren. Er spürte das Vibrieren der einzelnen Fäden, zwischen denen die Sphären verliefen. Er brauchte seine gewonnene Kraft nur auf den Faden einwirken lassen, der den vollen Mond begleitete. Es war so leicht, ein Gedanke genügte.

Rund, prall, verführerisch, blass, fahl und dennoch hatte er nie ein schöneres Licht als dieses gesehen. Das Jaulen der Wölfe trieb ein Lächeln auf sein Gesicht. Er war erfolgreich. Nun musste er nur noch Geduld und genügend Konzentration aufbringen, um diesen Zustand eine Nacht durchzuhalten. Aber er war ja nicht ohne Grund Voldemort, der Dunkle Lord, der mächtigste dunkle Zauberer seit Grindelwald.

Eine zweite Macht schaltete sich ein, eine Macht, die Voldemort nicht beeinflussen konnte. Schon einige Male hatte er sie gespürt, doch so kräftig, wie sie sich ihm nun offenbarte, hatte er sie noch nie erlebt. Sie formte sich vor seinem geistigen Auge und gestattete ihm ein Bild auf sich. Ein Geschöpf, wie er es noch nie erblickt hatte. Es war nicht wirklich greifbar und dennoch real. Es griff nach seinem Herzen und je länger er die Sphären zwang, die falsche Melodie zu spielen, desto mehr nährte sie sich von ihm. Es tat nicht weh, es schwächte ihn auch nicht wirklich, doch war es ein unangenehmes Gefühl.


Hogsmeade

Artemis Lilienwood stand in ihren bei Madame Rosmerta gemieteten Räumlichkeiten und starrte aus dem Fenster hinauf zur Schule. Es brodelte dort, sie fühlte es noch bevor sie es sah. Die Schule hob sich mittlerweile nur noch durch die Lichter in den Fenstern vom dunklen Hintergrund ab, den die Wolken bildeten. Artemis hatte die Visionen Lunas in ihrem Kopf und ahnte, was sich hinter der Wolkenwand verbergen würde. Nur ein Drache könnte ein solches Szenario anrichten, wie Luna Lovegood es vorausgesehen hatte. Eine andere Möglichkeit schloss sie aus. Schließlich lichtete sich der obere Teil der Wolken. Artemis zuckte zusammen. Wie eine Laterne, die nur auf sie ausgerichtet war, erschien ihr der schmale Lichtstreifen der Mondsichel. Artemis trat einen Schritt vom Fenster weg, sodass sich wenigstens ihr Gesicht im Schatten befand; alles andere war gleichgültig.

Es klopfte heftig an die Tür ihrer Räume, doch Artemis schwieg. Sie ignorierte es und wartete darauf, dass sich das ferne Heulen der Wölfe dem Ort nähern würde. Wölfe, sie rotteten sich zusammen und folgten jenen, die sie anführen konnten, den Werwölfen, die sich in den Vollmondnächten im Verbotenen Wald sammelten.

"Miss Lilienwood! Wir müssen weg von hier! Schnell!", brüllte es durch die Tür. Die Stimme war von Panik entstellt. Artemis vermochte sie erst nach einigen Momenten zu erkennen. Sie warf der Tür einen gleichgültigen Blick zu und schwieg. Madame Rosmerta konnte entweder vor der wilden Horde Wölfe, deren Gejaule tatsächlich immer näher kam, fliehen, oder sich in einem der Zimmer einschließen und hoffen, dass keiner der Werwölfe seinen Verstand so weit gebrauchen konnte, um Fenster zu öffnen und Türen einzutreten. Falls dafür überhaupt Verstand notwendig wäre und brachiale Gewalt allein nicht genügte.

"Die Werwölfe!"

"Lassen Sie mich in Ruhe und bringen Sie sich selbst in Sicherheit!", rief Artemis nun doch und fixierte erneut die Schule. Hellrote Funken stoben von dort auf und ein kleiner Teil von ihr hoffte, dass ihr kleines Intrigenspiel nicht von Erfolg gekrönt sein würde. Ein kleiner Teil in ihr wünschte sich Harry und Remus in Sicherheit, doch diesen Part hatte sie verspielt. Sie hatte zu hoch gepokert und verlor nun mehr, als sie zu opfern bereit gewesen war. Artemis blieb stur am Fenster stehen. Zauberer rannten auf den wenigen Straßen von Hogsmeade herum. Sie verteidigten die Menschen und wehrten die Wölfe und Werwölfe ab. Silber? Schwachsinn! Artemis hörte hin und wieder eine Pistole knallen und schüttelte den Kopf. Dieser Mythos war so überholt, dass sie sich ein schmales Lächeln gestattete. Wenn es Silber sein musste, dann in Form einer Klinge und auch dann würde ein Werwolf nur daran zugrunde gehen, wenn er häufig und tief genug getroffen wurde. Artemis seufzte. Am effektivsten waren noch immer althergebrachte Fallen und Schockzauber. Artemis erkannte den einen oder anderen Auror, der sich bislang im Verborgenen gehalten hatte. Albus war wirklich weitsichtig. Es hätte sie auch gewundert, wenn sich keine professionellen Kämpfer gegen das Böse in der Nähe der Schule herumtrieben.

Es blitzte heftig über der Schule und kurz darauf flammte ein Feuer auf. Der Donner ließ nicht lange auf sich warten. Er war so heftig, dass die Fensterscheiben klirrten. Artemis wagte weder zu blinzeln, noch zu atmen, doch ihre Gedanken rasselten unaufhörlich einer Maschine gleich ihre Optionen herunter und wägten das Für und Wider ihres Handelns ab. Gegen das Feuer konnte sie nichts tun. Aber hatte sie es nicht soweit kommen lassen, dass diese Horde wilder Bestien sich über diesen Ort hermachte? Sie, Artemis Lilienwood, hatte es in die Wege geleitet, auf eine mehr oder weniger perverse Art.

"Was hast du getan, Artemis, was hast du getan!", seufzte sie schließlich, als die Wolkenwand sich erneut öffnete und kräftiges Blitzen und lautes Donnern folgen ließ. Kein Drache kam zum Vorschein, wie sie vermutet hatte, sondern nur ein heftiges unnatürliches Toben, das sich nur auf einen kleinen Bereich des Himmels erstreckte. Der Rest des Firmaments war sternenklar. Es war eine Nacht, wie es sie schon einmal gegeben hatte. Damals hatte Harry seine Eltern verloren.

Artemis riss sich vom Fenster los und schlenderte ruhig zum Tisch hinüber. Sie war so abgeklärt, als würde sie das Geschehen draußen nichts angehen. Alles kam, wie es kommen musste. Exakt, wie in ihrem Laboratorium in Lilienwood Manor, standen Fläschchen und Essenzen aufgereiht. Ein Kolbensystem, unter dessen bauchigem Hauptgefäß ein magisches Feuer entfacht werden konnte, komplettierte ihr kleines Zaubertranklabor. Zwei Kästchen aus Elfenbein, deren Zierlichkeit es sich jeden zweimal überlegen ließ, ob er sie anzufassen wagte oder nicht, standen ungeöffnet neben der Apparatur. Ein unscheinbares, sorgsam verkorktes Fläschchen lag in einem weiteren Kästchen aus Holz in seiner hellen Samtvorrichtung. Sie hatte all diese Gegenstände bisher dreimal benötigt. Dreimal war sie in die Gedanken anderer eingedrungen. Dreimal hatte sie es geschafft diese auf einen anderen zu projizieren. Ein Tropfen Blut hatte genügt, um Harry zum Empfänger der Gedanken seiner Eltern zu machen, die sie in elfenbeinerne, tragbare Denkarien transmutiert hatten.

"Was hab ich getan!", flüsterte sie erneut anklagend. Einem plötzlichen Impuls folgend, wischte sie ihr kleines tragbares Laboratorium vom Tisch. Die fragile Apparatur, die sie zum Verarbeiten der Gedächtnisfäden gebraucht hatte, ging zu Bruch und so wie sie in Scherben zerbarst, so zerbrach auch der Stein, der sich Artemis auf den Magen gelegt hatte. Sie hatte den Jungen genug gequält und ihn gleichzeitig gestärkt, so paradox es auch klang. Er würde sie irgendwann verstehen und ihr dankbar sein, dass sie ihn so gegen Okklumentik gefeit hatte. Ja, eigentlich war sie eine gute Tante. Sie hatte nur das Beste für ihn gewollte und es auch erreicht.

"Warum belügst du dich selbst!?", fauchte sie und kam sich kindisch vor, Selbstgespräche zu führen. Sie war keine gute Tante, sie hatte ihrem Neffen Schmerzen bereitet und ihn gequält, mit welcher Absicht war egal. Es genügte, dass sie ihn sehenden Auges einer Gefahr ausgesetzt hatte. "Verflucht wirst du sein, Artemis Lilienwood, verflucht!", schrie sie und brach zitternd auf der Couch zusammen. Jeder Donner, jedes Aufflackern eines Blitzes, jedes Knurren und Jaulen ließ sie nun zusammenzucken.

Dabei hatte sie nicht nur das getan. Um an Lilys tragbares Denkarium zu gelangen, war sie einen fürchterlichen Handel eingegangen, dessen Resultat sich nunmehr wie eine Plage über Hogsmeade ausbreitete. Sollten die Wölfe sie doch holen und es endlich beenden. Was hatte sie nur getan! Der Vorwurf blieb und nichts würde ihre Taten rechtfertigen. Artemis vergrub das Gesicht in ihren Händen und hoffte, es würde rasch vorbei sein. Sie hoffte, Remus und Harry würden ihr verzeihen, da sie selbst es nicht konnte.


Hogwarts

Déjà-vu, genau, das war es. Die Dinge wiederholten sich. Harry schob Hermine hinter sich. Er würde niemals zulassen, dass ihr etwas geschah. Wieder sah er sich einem Werwolf gegenüber, der es auf sie abgesehen hatte, wieder war es Remus Lupin, der sie in Gefahr brachte. Harry wusste, dass sein Freund unter magischem Einfluss stand. Doch war es schwierig seinen Verstand arbeiten zu lassen, wenn Furcht und Angst ins Herz krochen. Jegliche Sympathie, die er je für Remus empfunden hatte, drohte sich in Hass zu verkehren. Sein Gesicht nahm einen verbissenen Ausdruck an. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Tief gruben sich seine Fingernägel ins Fleisch. Auf gewisse Weise war der Schmerz beruhigend und lenkte von der Furcht ab, die seinen Verstand zu umnebeln begann.

Hermine kreischte hysterisch und schwieg erst, als Ron sie heftig schüttelte.

"Im Schloss sind wir sicher!", versicherte er ihr, doch seine Stimme klang alles andere als zuversichtlich. Wären sie das wirklich? Wären sie wirklich sicher im Schloss? Harry bezweifelte es. Sicherheit war doch nichts als ein Trugschluss. Sein Nacken kribbelte und er wäre am liebsten mit gezogenem Zauberstab auf Lupin zu gestürmt und hätte seine Wut, seinen Zorn, seine Trauer um Rea an ihm ausgelassen, doch wäre dies das Unvernünftigste, was er tun könnte.

Ginny hing starr vor Entsetzen über Sirius' Schulter. Sie sah nicht, was vor Sirius geschah und las nur die Furcht, die Harry offenbar ins Gesicht geschrieben stand. Er konnte es förmlich in ihren Augen erkennen. Harry fühlte sich bedroht, doch nicht von Remus Lupin, er tat bisher nichts, als sie zu mustern und gegen seinen Instinkt, sich auf sie zu stürzen, zu kämpfen. Es behagt Harry nicht, dass sie direkt die Öffnung des Säulengangs im Rücken hatten. Auch wenn Ginny sie einblicken konnte, war das Mädchen zu verstört, um rechtzeitig warnen zu können. Das verhieß nichts Gutes.

Sirius packte seine Bürde bei den Hüften und zog sie langsam herunter. Ginny wehrte sich nicht. Doch entging Harry nicht, dass sich Sirius' Arme versteiften, um die Freundin an einer panischen Flucht zu hindern. Als er sie hinter sich geschoben hatte, fiel sie sofort in Harrys Arme und barg ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie zitterte erbärmlich. Harry schluckte trocken. Würde Voldemort so gewinnen?

Remus kam knurrend näher. Sirius hob besänftigend die Arme, als ob es etwas bringen würde, diese Bestie zu besänftigen. Harry hatte es schon einmal erlebt, dass Remus Lupin, der Werwolf, beinahe auf Hermine losgegangen war. Sie hatte ebenfalls versucht, sich an ihn heranzutasten und mit Worten zu beruhigen. Doch Remus hatte damals auf Hermines Stimme reagiert. Er hatte sie angesehen und dann war Sirius gekommen und hatte ihn abgelenkt. Heute würde niemand kommen und ihn ablenken. Es gelang nicht einmal Sirius' Stimme die Aufmerksamkeit des Tieres zu fesseln.

Unablässig starrte er Hermine an. Sabber tropfte von seinen Fängen und dumpfes Knurren drang aus seiner Kehle.

"Wir müssen ins Schloss, dort sind wir sicher!", flüsterte Ron ein drittes Mal.

Harry brachte etwas Abstand zwischen sich und Sirius und zog Ron mit sich. Es würde nichts bringen, wenn sie auf einem Haufen hockten. Sie würden einander nur behindern, sollte der Werwolf angreifen oder weitere Tiere von hinten nachrücken, was sicher geschehen würde. Der Weg ins Schloss war versperrt und dennoch mussten sie einen Weg hinein finden. Sie mussten Remus nur lange genug und weit genug vom Tor weglotsen und dann die Mädchen hindurch schieben. Es würde ja genügen, die ins Tor eingelassene Tür nur einen Spaltbreit zu öffnen, dann wären wenigstens sie im Schloss. Hogwarts würde sich selbst schützen und die Türen von innen verriegeln. Harry war der festen Überzeugung, dass das Schloss ein Eigenleben hatte.

"Das willst du doch gar nicht, alter Freund!", flüsterte Sirius. Der Werwolf spitzte die Ohren. Dennoch ließ er sich von Hermine nicht ablenken. Er trat einen Schritt auf die Gruppe zu. Sirius machte ebenfalls einen Schritt und die Gruppe mit ihm, jedoch so, dass sie dichter an eine der Säulen gelangten.

"Du willst sie nicht haben, ich weiß es!", flüsterte er beruhigend weiter. Wieder ein Schritt. Und wieder gelangten sie näher an eine Säule.

Ohne den Werwolf aus den Augen zu lassen, tastete Harry nach seinem Zauberstab. Hände klammerten sich an seine Arme. Ginny brauchte seine Nähe und er nahm sich die Zeit, ihr einen Kuss auf Schläfe zu hauchen. Ob es sie beruhigte, wusste er nicht. Und er hatte auch nicht die Zeit, es herauszufinden. Denn bevor sie die Säule und damit Schutz von wenigstens einer Seite erreicht hatten, war das Heulen der Wölfe von der Brücke dermaßen nahe, dass Harry jeden Augenblick damit rechnete, sie würden im Säulengang erscheinen. Ginny zuckte zusammen. So hatte er das sonst so tapfere Mädchen noch nie erlebt.

Ein Schritt noch und Harry stieß auf Widerstand. Er schob Ginny hinter sich, Ron tat das Gleiche mit Hermine. Sirius war nur ein oder zwei Meter von ihnen entfernt und versuchte noch immer, Remus Aufmerksamkeit zu erringen. Vergeblich. Allmählich erkannte Harry, dass sie einen Fehler gemacht hatten. Sie hätten sich niemals in Richtung Säule zurückziehen dürfen, auch wenn es sie näher zur Schloss gebracht hatte. Er machte einen Schritt zur Seite und musste erkennen, dass Remus dieses Mal folgte.

"Harry! Zurück! Zurück!", brüllte Sirius und wedelte beschwichtigend mit dem Arm.

"Er will dir nichts tun, Remus. Du weißt das. Ich weiß, wie Leid es dir tut, sie getötet zu haben. Du wolltest es nicht. Mach den Fehler nicht noch einmal! Dann werde ich dir nicht helfen können!"

Harry schwieg, er konnte die Konzentration seines Paten förmlich fühlen. Jedes weitere Wort würde ihn stören. Ginny wimmerte. Es war zu viel für sie. Immer und immer wieder drangen trockene Schluchzer von ihr an Harrys Ohr, während Hermine merkwürdig ruhig war. Sie war bleich und ihre Augen... Harry konnte ihren Ausdruck nicht deuten.

Die Dunkelheit um sie herum nahm zu. Frischer Wind kam auf und der erste Blitz zerriss die Dunkelheit, die nach dem plötzlichen grellen Licht umso unheilvoller schien. Der Donner folgte prompt und versetzte Ginny nahezu in Panik, als ob sich ihre Ängste noch steigern ließen. Sie schrie wie am Spieß. Als ihre Hand sich von Harry löste, wandte er sich um und sah sie am Boden hocken, die Schulter gegen die Säule gelehnt. Sie hielt sich die Hände über die Ohren und starrte gepeinigt den Himmel an.

"Nicht!", wisperte sie. "Nicht! Sie ist..."

Noch nie hatte er seine Freundin so jämmerlich gesehen. Er vergaß, dass sie von Wölfen und Werwölfen bedroht wurden. Bald würde das Rudel, das sie über die Brücke verfolgt hatte, hier erscheinen. Er ließ sich neben sie nieder und nahm sie in die Arme.

Ein Seitenblick auf Hermine zeigte ihm, dass sie gar nicht reagiert hatte. Sie presste sich nach wie vor an die Säule und fixierte Remus. Beide schienen durch ihre Augen miteinander verbunden zu sein. Das gefiel Harry gar nicht, er warf einen Blick auf Remus, der mittlerweile ruhelos vor Sirius hin und her lief, ohne seine Umgebung wahrzunehmen. Nur Hermine schien ihm wichtig. Seine Nüstern geblähten sich hektisch und jeden Sog, der durch seine Nase ging, schien ihn noch wilder zu machen.

"Hermine!", rief Harry.

Doch sie blieb regungslos. Ihre Augen blieben unverwandt auf Remus gerichtet. Mit einem Mal flüsterte sie: "Er wird mir nichts tun! Ich fühle es!"

Sie löste sich so plötzlich von der Säule und huschte vor Sirius, dass weder Ron noch Harry es hatten verhindern können. Ginny wimmerte und zuckte bei jedem Blitz zusammen, jeder Donner schien sie zusätzlich zu quälen. Für einen Moment richtete Harry den Blick gen Himmel. Eine verzweifelte Geste, doch was er sah, erschreckte ihn. Der Blitz hatte in Hogwarts eingeschlagen und der Dachstuhl des Turms, in dem Trelawny residierte, brannte bereits lichterloh. Harry hatte die plötzliche Helligkeit gar nicht mitbekommen.

"Wie Luna gesagt hat", hauchte Ginny. Harry wollte etwas erwidern, doch kam nicht dazu.

Der erste Werwolf, der Anführer des Rudels, tauchte im Säulengang auf. Er drosselte sein Tempo, verharrte schließlich am Eingang und fletschte die Zähne. Er ließ seinen Blick über die Gruppe um Harry schweifen, registrierte den Zauberstab und wandte sich Hermine und Sirius zu, die ihm die Seite zuwandten. Ron keuchte entsetzt und wollte sich auf ihn stürzen, doch riss ihn in dem Augenblick ein kleinerer Wolf von den Beinen Unbemerkt war er hinter dem Anführer des Rudels aufgetaucht. Harry schrie Rons Namen, schaffte es aber nicht sich von Ginny zu lösen und den Zauberstab auf das Tier zu lenken. Als Ron Stupor brüllte, sackte der Wolf auf ihn.

"Nur", stöhnte er, "ein Wolf. Alles okay!"

Mühsam krabbelte er unter dem leblosen Tier hervor und wollte erneut Hermines Seite schützen, doch der eine Wolf war nur die Vorhut gewesen. Zwei weitere Tiere erschienen und konzentrierten sich auf Ron und Harry. Sie rochen ihre Angst förmlich. Einer hatte Ginny ins Visier genommen, doch nicht mit Harry gerechnet, der ihn mit einem passenden Zauber zurückschleuderte.

"Ginny, lass los!", brüllte Harry und versuchte krampfhaft sich von ihrem Griff zu befreien, um besser agieren zu können.

"Die Feuerwalze", schrie sie außer sich.

Brennende Trümmer lösten sich vom Dachstuhl und fielen zwischen sie und die Tiere, die erschrocken aufjaulten und sich nicht über das Feuer wagten. Harry nahm kaum wahr, dass die umherfliegenden Funken kleine Verbrennungen in seinem Gesicht hinterließen. Die Luft war voller Rauch und reizte ihn zum Husten.

"Wir müssen dichter ans Gebäude, sonst treffen sie uns am Ende noch!", rief er. Er packte Ginny und rannte zum Schloss, wo er sie an die Wand drückte und Ron herbeiwinkte.

Remus ließ sich von den Rufen und dem Lärm nicht beirren, er tigerte weiter vor Sirius und Hermine her und einzig und allein Sirius' beschwichtigende Geste, schien ihn zurückzuhalten. Der zweite Werwolf knurrte ungeduldig und Harry war es, als höre er das auffordernde Piepsen einer Ratte, doch musste er sich getäuscht haben, da das Prasseln des Feuers und die Geräusche der Wölfe so laut waren, dass alles andere untergehen musste.

Das Rudel Wölfe und ihr Anführer trennte lediglich das Feuer von der Gruppe. Sie mieden es, sodass Harry beinahe versucht war, das Feuer durch Magie zu schüren, um sie endgültig zu vertreiben. Ron versuchte die Tür im Tor zu öffnen, doch wie vermutet, war sie von innen verriegelt. Magische Schutzmechanismen versagten nur selten. Warum konnte jetzt nicht ein solcher Fall eintreten?

"Mach auf!", brüllte Ron die Tür an.

Harry starrte wie paralysiert auf Hermine, die Sirius' Geste nachahmte und so unschuldig und rein dabei wirkte, als sei sie einem unwirklichen Traum entsprungen. Sie machte nicht den Eindruck, als hätte sie Angst, dabei hatte sie noch kurz vorher gezittert und gebebt. Das Feuer prasselte und erzeugte rote Funken, die wie ein Feuerwerk in den Himmel und auf die Erde niedersausten. Weiße Funken traten gegen sie an. Harry wusste, dass ein Teil der Lehrer im Innenhof stehen musste und wohl versuchte, das Feuer zu löschen. Flammengefrierzauber dürfte bei einem solchen Gewitter nicht genügen. Der Blitz schien es förmlich auf das Schloss abgesehen zu haben.

"Remus, bitte, es ist doch gar nicht Vollmond!", versuchte Hermine ihr Glück. Doch Harry wusste, dass dies ein vergebliches Unterfangen war. Voldemort kontrollierte den Mond im Moment, dessen war er sich sicher, und ein Zauber kontrollierte Remus. Als der Rudelführer ansetzte und über die brennenden Trümmer sprang, öffnete sich die Tür zum Schloss. Ron wurde beiseite gestoßen. Ein Stupor übertönte alles und der Rudelführer brach betäubt zusammen. Sirius hatte gleichzeitig Hermine wegreißen wollen, doch Remus war ihm zuvorgekommen. Mit beiden Vorderläufen drückte er das Mädchen auf den Boden und schnappte nach Sirius, der sich rechtzeitig wegrollte.

Harry starrte entsetzt auf die Szene. Ginny wandte sich ab und drückte sich an der Wand entlang zur Tür. Harry war noch nie so froh gewesen, Severus Snape zu sehen. Der Zaubertränkemeister stieß Ginny ins Schloss hinein und rauschte an Harry und Ron vorbei auf Remus zu, den Zauberstab wie einen Dolch von sich gestreckt. Sirius kauerte auf Knien und Ellenbogen und versuchte sich aufzurappeln, während Harry Ron nur mühsam zurückhalten konnte, bevor sich dieser unglücklich machte und in den Kampf stürzte

"Lupin!", brüllte Harry nur und deutete auf den Werwolf, der auf Hermine hockte. Sein Herz machte einen Satz. Furcht presste es zusammen. War es so auch bei Rea gewesen? Hermine wand sich unter dem suchenden Schnüffeln des Werwolfes und keuchte. Sie schien einem Lachen näher zu sein als einem Schreien.

"Au!", rief sie mit einem Mal und packte den Wolf am Halsfell. Sie versuchte ihn wegzuschieben, doch er rührte sich nicht von der Stelle. Er schnupperte weiter an ihr, dann streckte er seine Zunge aus und hinterließ eine feuchte Spur auf ihrem Gesicht und in ihren Haaren. Ron war zu Boden gesunken und beobachtete die Szene heftig atmend.

Severus reagierte auf nichts. Er holte aus, um Remus mit einem Fluch unschädlich zu machen. Die ersten Silben hatte er bereits gesprochen, als Sirius sich auf Remus warf und diesen von Hermine wegzog.

"Nein!", brüllte Sirius. Er schlang Remus einen Arm um die Kehle und hinderte ihn, sich wieder auf das Mädchen zu stürzen.

Der Fluch Snapes ging daneben und traf stattdessen eine Säule, die zersplitterte. Trümmerteile fielen auf Remus und Sirius. Letzterer sank ohnmächtig zusammen, während der Werwolf sich lediglich schüttelte und verwirrt stehen blieb. Auf Snapes Gesicht erschien ein triumphales Grinsen.

"Hab ich dich, Lupin! Nun wirst du für das büßen, was du ihr angetan hast!"

"Nein!", schrie Hermine. Sie lag halb aufgerichtet da und hielt sich den Brustkorb. "Remus, lauf!", befahl sie und Lupin stob davon.

"Das war falsch, Miss Granger!", zischte Snape und warf ihr einen zornigen Blick zu. Er setzte dem Flüchtenden nach, ohne sich weiter um seine Schüler oder Sirius zu kümmern.

Endlich erwachten Harry und Ron aus ihrer Erstarrung. Zauberfunken stoben hinter dem Säuleneingang und aus der Schlossöffnung auf und schlugen die Wölfe zurück. Magisches Feuer tat das übrige. Nun, da sie sich die Wölfe ihres Anführers beraubt sahen, waren sie unorganisiert und neigten eher zur Flucht. Auch die Werwölfe verschwanden, um sich einer anderen Gruppe anzuschließen, deren Heulen und Jaulen aus der Richtung kam, in der Hogsmeade lag.

"Hermine!", schrie Ron und ließ sich neben seiner zerzausten Freundin nieder. Harry schwankte zwischen Remus und Snape folgen, Ginny in den Arm nehmen und zu Sirius eilen. Ginny wusste er in der Schule. Sicher kümmerte sich schon jemand um sie. Er wischte sich den Schweiß aus der Stirn und wankte zu Sirius.

"Sirius", flüsterte er. Harry hörte bereits die eiligen Schritte mehrerer Personen in seiner Nähe. "Sirius!", schrie er. Es durfte nicht wahr sein. Sein Pate lag leichenblass, Blut überströmt und regungslos am Boden. Harry rührte sich nicht. Erst als Dumbledore an ihm vorbei eilte und neben Sirius in die Knie ging, wagte er zu blinzeln.

"Ist er..." Das letzte Wort blieb unausgesprochen.

"Nein, er ist nur ohnmächtig." Harry sackte in sich zusammen und landete irgendwie auf dem Boden. Das Gewitter war weitergezogen, ohne dass Regen gekommen war. Der Geruch von erloschenem Feuer lag in der Luft. Harry blickte auf Hermine, die unversehrt war. Feuchte Spuren zogen sich über ihr Gesicht und ihre Kleidung. Ron zupfte an ihr herum und suchte nach Verletzungen, wären es auch noch so kleine Kratzer.

"Es geht mir gut!", fauchte Hermine. "Er hat mir nur eine Rippe gebrochen. Wir müssen ihn vor Snape schützen!"

Harry brach in hysterisches Gelächter aus. Er glaubte nicht, was sie sagte und weigerte sich, für Remus auch nur einen Finger zu rühren. Zu tief saß der Schock. Sirius regte sich nicht und Hermine dachte nur an diese Bestie. Harry wurde wütend. Er sprang auf und war im Begriff, hinter Snape und Lupin herzusetzen, doch Dumbledore trat ihm in den Weg.

"Du wirst nichts dergleichen tun, Harry! Professor Snape weiß, was er tut! Und ich bin mir sicher, er wird nicht seiner Wut erliegen! Zudem sind die Auroren ihm bestimmt schon auf den Fersen!"

Auroren? Harry nickte dumpf. Natürlich, wer sonst hätte diese Geschöpfe vom Gelände aus verjagen können. Dumbledore hatte dafür gesorgt, dass sie nie wirklich in Gefahr gewesen wären, hätten sie das Schloss an diesem Abend nicht verlassen.

Dumbledore ließ den besinnungslosen Sirius vor sich her schweben und dirigierte die Teenager ins Schloss. Ron stützte Hermine, die nach Remus Ausschau hielt. Harry hatte Recht. Das Tor verriegelte sich von selbst. Das Schloss hatte ein Eigenleben. Madam Pomfrey kümmerte sich bereits um Ginny und beorderte alle, die sich draußen aufgehalten hatten, in den Krankenflügel. Harry sah die Notwendigkeit zwar nicht ein, doch fügte er sich. Er drängte sich neben seine Freundin und nahm sie in den Arm. Ihre Nähe war irgendwie tröstlich.

"Verzeih!", murmelte er. Er hatte das Gefühl, sie erst in Gefahr gebracht und dann im Stich gelassen zu haben.

"Ist es vorbei?", flüsterte sie mehrmals und reagierte gar nicht auf seine Entschuldigung.

"Ja, es ist vorbei", antwortete Harry, um sie zu beruhigen. War es das wirklich? Harry bezweifelte es. Er ließ seinen Paten nicht aus den Augen. Er hatte gerade erst zurückbekommen und wollte ihn - egal was er getan hatte oder nicht - nicht wieder verlieren.

° ° ° ° ° ° °

Stonehenge

Norna hatte sich noch nie in ihrem Leben so leicht gefühlt, wie in diesem Augenblick. Sie hatte in ihrer Jugend, als sie noch nicht verstand, ihre prophetischen Fähigkeiten zu lenken, die eine oder andere Droge genommen und war in Ekstase geraten. Sie hatte wunderbare Farben gesehen und die Zukunft wie auch die Gegenwart deutlicher denn je mit ihren Gedanken greifen können. Dass sie irgendwann nicht mehr ohne eine Mischung aus Myrrhe und Muskat versetzt mit Weihrauch aus der Nähe des Toten Meeres hatte Visionen empfangen können, dass sie stets mehr von dieser bewusstseinserweiternden Droge brauchte und es ihr nach ihren Ausflügen zur anderen Seite der Zeit stets schlechter ging, sie mehr als nur den Mageninhalt erbrach, war ihr eine Lehre gewesen.

Es war nicht leicht gewesen, von dieser Droge wegzukommen und noch heute machte sie gerade um diese Mischung einen Bogen, auf Muskat allerdings mochte sie auch heute nicht verzichten. Einmal süchtig, immer süchtig, das traf in diesem Fall zu.

Doch nichts von dem war mit ihren derzeitigen Erlebnissen vergleichbar. Sie fühlte sich wie reine Energie. Sie konnte auf sich und den Dunkeln Lord herabschauen, sie konnte wahrhaftig sehen und gleichzeitig auf den leuchtenden Fäden, die aus ihrem Körper schossen, balancieren. Es war erstaunlich und beängstigend. Furcht machte sich in ihr breit, als sie spürte, was er anrichtete. Dabei hatte sie es von Anfang an mitgetragen und hätte darauf gefasst sein müssen. Sah Voldemort denn nicht die düsteren Wolken, die sich über ihnen zusammenbrauten? Sah er denn nicht, dass aus allen Himmelsrichtungen finstere Berge an Gewölk herbeistrebten?

Durch Nornas Körper ging ein Zittern, das sie bis in ihren schwebenden Geist fühlte. Sie riss, als sie es nicht mehr ertragen konnte, die Augen auf. Das Schweben war vorbei. Sie fühlte, wie die Energie zurückkehrte und das Bewusstsein wieder versuchte Fuß zufassen. Diese Energie war überwältigend und... heiß.

Ein mächtiger Blitz schlug an der Stelle ein, wo Norna lag und hinterließ einen kleinen Krater. Wenig blieb von der Seherin übrig. Voldemort wurde gegen einen der stehenden Monolithen geschleudert. Die Artefakte gingen in Flammen auf, lediglich das Buch bleib unversehrt. Slytherin musste einen mächtigen Schutzzauber gewoben haben. Bellatrix, die sich gegen die Wölfe und Werwölfe tapfer zur Wehr gesetzt hatte, fiel von ihrem Stein und wunderte sich, dass sie nicht wie erwartet, neben dem toten Körper eines Werwolfs lag, sondern neben dem eines nackten Mannes.

Bevor sie die Besinnung verlor, wunderte sie sich nur noch, wieso es ein Mann und kein Werwolf war. Norna hatte offenbar versagt.


° ° ° ° ° ° °

Die Gelegenheit war mehr als günstig. Narzissas Plan war beinahe perfekt. Sie wagte nicht, ihn perfekt zu nennen, da die Gefahr eines Scheiterns immer berücksichtigt werden musste. Es war so leicht gewesen, sich von der Schule und ihrem Umfeld zu lösen. Nachdem Pettigrew sich erst einmal in eine Ratte verwandelt hatte, wusste sie, dass er Remus folgen würde. Schließlich hatte er das immer getan und Gewohnheiten änderten sich nicht. Wer wusste schon, was in einem Verräter vor sich ging? Vielleicht würde er sogar den Mut aufbringen und, sollte Lupin versagen, selbst Hand an das Mädchen legen? Eine Ratte mehr oder weniger im Schloss fiel nicht auf.

Sie hatte den nächsten Ort aufgesucht, an dem sie hatte apparieren können und sich ans Ufer der Nordsee geschickt. Genau an die Stelle, wo der Nebel am dichtesten war. Hier lag der Übergang zur Gefängnisinsel. Nun hieß es nur noch einen Moment der Geduld. Magie lag genug in der Luft, doch seit die Dementoren Askaban verlassen und den Auroren den Platz machen mussten, trieben sich nur noch wenige dunkle Geschöpfe in der Nähe herum. Selbst an diesem Abend mieden die Kreaturen Askaban, zu sehr fürchteten sie die Insel.

Das erste Boot legte schließlich am Strand an und fünf Auroren verschwanden mit einem Plop. Narzissa rieb sich die Hände. Sie würde warten, bis weitere zwei Boote von der Insel übergesetzt hatten, dann wäre die Mannschaft im Gefängnis nur noch ein Viertel so stark wie sonst. Gegen fünf Auroren würde sie sich wehren können. Sobald ihr Mann frei war, so war sie sich sicher, würde er nicht lange brauchen, zur alten Form zurückzufinden.

Zwei weitere Boote tauchten auf. Nachdem auch die Insassen dieser verschwunden waren, stahl sich Narzissa hinunter zum Strand, bestieg eines der Boote und ließ sich von den magischen Rudern nach Askaban übersetzen. Bald würde sie ihn wieder in ihre Arme schließen können. Bald!



° tbc °


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Ich will mehr wie jeder andere, dass Joanne K. Rowling mit meiner Luna zufrieden ist, denn es ist ihr Charakter. Ich hatte schon einen Albtraum davon, auf der After-Show-Party zu sein, Jo zu treffen und sie schüttelt nur ihren Kopf und schaut traurig. Das ist mein Irrwicht. Aber bis jetzt hat sie sich mir gegenüber positiv verhalten, also bin ich optimistisch.
Evanna Lynch