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Fanfiction

Harry Potter und das Geheimnis seiner Ahnen - Die Ruhe vor dem Sturm

von Eosphoros

29. Die Ruhe vor dem Sturm



Er hielt ihren leblosen Körper in seinen Armen. Seine Fingerspitzen glitten über die entkrampften Züge ihres schönen Gesichts. Sanft schloss er ihre Augen. Sie war mit dem Namen Snapes auf den Lippen gestorben. Sirius presste sie an sich.

"Rea!", hauchte er leise. Es war nur ein Wispern, ein verzweifeltes ungläubiges Rufen, das er kaum selbst verstehen konnte. Eine schmerzhafte Strieme erschien auf seiner Wange. Die Schatten, die zuvor Rea umgeben hatten, schwebten über ihr und verschwanden allmählich. Sie hatten bekommen, was sie wollten, und stellten nicht länger eine Bedrohung da. Fast schien es, als nähmen sie einen Teil Reas mit sich.

"Rea!", rief Sirius lauter. Er schüttelte sie, strich ihr das Haar aus der Stirn und wollte nicht wahrhaben, dass sie nicht mehr lebte. Blut klebte an ihrer Stirn und sickerte noch immer warm aus ihren unzähligen Wunden. Es musste doch noch Leben in ihr sein!

"Verdammt, tu mir das nicht an!", brüllte er verzweifelt. Er hob ihren Körper auf den Schoß und begann ihn hin und her zu wiegen. "Tu mir das nicht an, hörst du? Du ahnst nicht, was Snape mit mir macht, wenn er erfährt, dass ich... dass ich... es nicht verhindert habe, dass ich zu spät war."

Sirius' Kopf zuckte wie von einem Schlag getroffen zurück. Automatisch fuhr er sich mit den Fingerspitzen über die brennende Stirn und langte in feuchte Wärme.

"Es beginnt, Cousin!", zischte eine Stimme über ihm. Sirius' Blick schnellte nach oben. Narzissa stand vor ihm und betrachtete ihn verächtlich von oben herab. Er hatte sie nicht kommen gehört. Mühsam kam er auf die Beine und hievte Reas schlaffen Körper hoch. Sie hing in seinen Armen wie eine Ohnmächtige, doch wusste er, dass sie aus diesem Schlaf nie wieder erwachen würde.

"Aus dem Weg!" Seine Aufforderung kam einem Peitschenknall gleich. Befriedigt registrierte er, wie Narzissa ihrerseits zusammenzuckte.

"Du wagst es..."

Sirius machte mit seiner Bürde einen Schritt auf sie zu und ein sardonisches Grinsen trat auf sein Gesicht, als Narzissa vor ihm zurückwich.

"Ja, und ich wage noch mehr. Was mich betrifft, existiert dieser Pakt nicht länger!" Wieder kam zu den unzähligen kleinen Rissen auf seiner Haut ein weiterer hinzu. Doch täuschte er sich oder brannte dieser weniger als die anderen? Die Anxifrumbrae umschwebten ihn und versuchten auf ihn einzudringen. Mit jeder Berührung hinterließen sie einen weiteren tiefen Schnitt auf seiner Haut, doch es war ihm egal. Damit konnte er leben, wenigstens so lange, bis er herausgefunden hatte, was mit ihm hinter dem Vorhang geschehen war, und er die tote Frau in seinen Armen gerächt hatte. Nicht an Remus, der konnte am wenigsten dafür, sondern an ihr, Narzissa. Er wusste nicht, was ihn davon abhielt, ihr schon jetzt den Hals umzudrehen.

Stur ging Sirius seinen Weg und hatte gar nicht die Absicht Narzissa auszuweichen, die einfach lächerlich wirkte, wie sie in ihrem warmen, allerdings eher dekorativen als praktischen Mantel vor ihm herumtänzelte, sorgsam darauf bedacht, ihn nicht dreckig zu machen oder mit ihm gar im Gestrüpp hängen zu bleiben.

"Du kannst den Pakt nicht aufheben, Black! Du kannst es nicht!", keifte sie hysterisch. Sie krallte sich in seinen Oberarm fest und versuchte ihn aufzuhalten. Sie piekste ihn mit ihrem Zauberstab in die Seite, doch Sirius schritt unbeirrt weiter.

"Das habe ich bereits! Und nun geh mir aus dem Weg!", zischte er. Dann sollte sie ihn doch verhexen. Es war ihm egal.

"Ich werde dich umbringen, wenn du..."

Black blieb stehen und musterte sie mit spöttischer Miene. "Der Tod, Madam, schreckt mich nicht. Wage es nicht noch einmal mir zu drohen. Es ist mir egal, was mit mir geschieht. Im Übrigen, liebe Cousine, solltest du dich beeilen, dein Schoßtier wieder unter Kontrolle zu bringen. Der Zauber verliert bald seine Wirkung!"

Damit riss er sich von ihr los und stapfte mit Rea auf seinen Armen in die Nacht hinaus. Sirius fühlte, wie die Last in seinen Armen schwerer wurde und mit dieser auch sein Gewissen sich regte. Tat er das Richtige, einen leblosen Körper vor Narzissa in Sicherheit zu bringen und seinen Freund bei ihr zurückzulassen? Der nächste Schmiss war sehr schmerzhaft und Sirius stöhnte auf.
War sein Freund eigentlich noch sein Freund, obwohl er sich zu einer mordenden Bestie verwandelt hatte? Ein weiterer Schmiss zerriss die Haut an seiner Schläfe. Er blinzelte mehrmals.

Mit schlechtem Gewissen, anhänglichen Anxifrumbrae und der toten Rea auf den Armen verließ er ungehindert das Anwesen der Malfoys mit der einzigen Person als Ziel, von der er wusste, dass sie ihm Fragen beantworten konnte und seine Handlungsweise verstehen würde. Dumbledore. Es wurde Zeit, sich zu stellen.




Später in der Nacht in Hogwarts


"Albus?"

Professor Dumbledore hielt in seinem Auf und Ab durchs Büro inne und wandte sich der Besucherin zu.

"Entschuldige Poppy, ich war in Gedanken", seufzte er. "Und Miss Lovegood hat seit ihrer kryptischen Mitteilung für Mr Potter nicht mehr das Bewusstsein zurückerlangt?"

"Nein, leider nicht!" Madam Pomfrey klang resigniert. Sie saß mit im Schoß gefalteten Händen da und fixierte die Vitrine, in der einige Artefakte der Gründer ausgestellt wurden. "Wahrscheinlich ist es besser für sie, nicht bei Bewusstsein zu sein!", setzte Poppy fort.

"Inwiefern?" Dumbledore warf ihr einen überraschten Blick zu. Das hätte er nicht erwartet.

"Na ja", begann sie und druckste herum. "Es gibt in der Muggelmedizin eine Methode, die sich künstliches Koma nennt. Nun, dabei werden Patienten in einen künstlich herbeigeführten Tiefschlaf versetzt, damit sie ihre Schmerzen ertragen können. Das erhöhe die Heilungschancen, wie mir gesagt wurde. Ich denke, dass Miss Lovegood in ihrem magischen Tiefschlaf keinerlei Schmerzen und Angst verspürt. Insofern kann es doch nur gut für sie sein, da sie sich nicht mit ihren Visionen herumschlagen muss!"

Dumbledore nickte und trat ans Fenster. "Vollmond!", stellte er sinnigerweise fest. "Nicht nur Miss Lovegood ist unser Sorgenkind."

"Remus wird es gut gehen, Albus!"

Ein freudloses Lachen entrang sich seiner Kehle. "Nein, es geht ihm nicht gut!"

Dumbledore sah weiter aus dem Fenster. Das Heulen der Wölfe aus dem Verbotenen Wald war seit der letzten Vollmondphase der Schule gefährlich nahe gekommen. Die Zeit lief ihm davon. Er ahnte, dass das Szenario, welches Luna vorausgesehen hatte, sehr nahe war, doch hatte er noch keine Vorstellung davon, wie er es würde verhindern können. Es war zum Verzweifeln.

Dann stutzte er. Sein Blick schnellte zur Bürotür. Jemand schlich dort draußen herum. Noch bevor er auch nur einen Schritt in Richtung Tür tun konnte, öffnete sich diese schwungvoll und knallte gegen die Wand.

"Bei Merlins Bart!", entfuhr es ihm und er hastete nahezu gleichzeitig mit Poppy auf den Eintretenden zu, der einen leblosen, entsetzlich zugerichteten Fraukörper trug und kurz vor dem Zusammenbruch stand.

"Professor, ich..." Ohne seinen Satz zu beenden, brach Sirius erschöpft zusammen. Dennoch besaß er noch im Fallen die Geistesgegenwart, sich zu drehen, sodass Rea auf ihm zu liegen kam.

"Sirius!", keuchte Dumbledore und ging neben dem Mann, dessen Gesicht aufgrund der zahlreichen blutigen Striemen kaum noch zu erkennen war, in die Knie. Er deutete mit einem Kopfnicken an, dass er sich schon um ihn kümmern würde. Die eifrige Poppy war in ihrem Element. Sie begann Rea zu untersuchen. Doch trotz aller Kenntnisse, die sie besaß, trotz ihrer Fähigkeiten, versagte ihre Kunst. Tote ließen sich nicht zurück ins Leben bringen.

"Wir sollten..." - sie schluckte - "Wir sollten nach Professor Snape schicken."

Sirius krallte sich in Dumbledores Armen fest und schüttelte abwehrend den Kopf, als sich die Krankenschwester über ihn beugte, um auch ihn einer Musterung zu unterziehen.

"Später!", flüsterte er.

Albus deutete den bedeutungsschweren Blick Blacks richtig und schickte Poppy los, um Severus zu holen. Als sie gegangen war, tastete Sirius nach Reas kalter, steifer Hand und drückte sie, als wolle er Leben in sie hineinpressen.

"Was ist geschehen? Sirius?" Misstrauen gepaart mit Neugierde schwangen in Dumbledores Stimme mit. Er war entsetzt über Reas Tod und Sirius' Auftauchen - und das zu diesem Zeitpunkt.

"Remus!", flüsterte dieser resignierend. "Sie hat ihn in der Hand. Sie hat ihn manipuliert mit einer Essenz. Sie macht ihn wild, unkontrollierbar. Er ist..."

Dumbledore schloss die Augen und hörte Sirius ruhiger zu, als ihm zumute war.

"... sie hat ihn auf ein Mädchen gehetzt, und er hat getan, was er nie hatte tun wollen. Er hat getötet, nein, er hat massakriert... heute hat sie ihn auf die eigene Schwester losgelassen. Sie war so vertrauensvoll gewesen, hat immer wieder gesagt, er würde ihr nie etwas tun, sie nie angreifen. Albus, sie hatte ihre Arme um seinen Hals gelegt und er war ganz zahm. Doch dann... es war wie... es war entsetzlich. Ich kam einen Augenblick zu spät. Ich sah sie noch, wie sie zurückwich und... und... er sich auf sie stürzte..."

Sirius redete sich in Panik, er holte keuchend Luft, unterbrach sich häufig, krallte sich in Dumbledores Tunika fest und dieser musste hilflos mit ansehen, wie Sirius' Wunden im Gesicht tiefer wurden und wieder zu bluten begannen. Er stand kurz vor einem Zusammenbruch.

"Schschht, Sirius, ruhig!", versuchte er vergeblich ihn zu besänftigen.

Sirius rappelte sich auf und rutschte auf Knie und Ellenbogen auf die Leiche Reas zu.

"Sie hatte Vertrauen, verstehst du Albus? Sie vertraute ihm und sie... ich... ich habe ihm auch vertraut. Ich wusste, er würde ihr nie etwas tun. Und nun... er ist nicht mehr er selbst. Rea verdammt, ich hatte dich gewarnt!", schrie Sirius. Er packte ihre Schultern und rüttelte die leblose Frau heftig. Reas Kopf schlug auf dem Boden auf.

Sirius' Augen weiteten sich vor Entsetzen und er brach zusammen, nachdem ein weiterer blutender Riss an seinem Hals wie aus dem Nichts erschienen war.

Dumbledore war machtlos. Er bugsierte den zitternden apathischen Sirius in einen der Sessel und zauberte ein großes Tuch herbei, das er über Rea ausbreitete. Er hoffte darauf, dass Poppy bald erscheinen würde und grübelte, was Sirius widerfuhr. Schnitte wie diese sah er zum ersten Mal. Was mochte geschehen sein, das ihn so emotional werden ließ? Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht mit dem Auftaufen dieses Mannes und schon gar nicht in diesem untypischen Zustand. Er würde einiges zu erklären haben, wenn er wieder bei Verstand war.


° ° ° ° ° ° °

Severus Snape war wach, als jemand an seine Tür klopfte. Er hatte seinen Gehrock halb aufgeknöpft, weil er seit Stunden schon beabsichtigte, in Bett zu gehen, doch irgendetwas hielt ihn davon ab. Es war nur so ein Gefühl, das ihn nicht zu Ruhe kommen ließ. Es war nicht zu erklären. Er mochte den Begriff Instinkt nicht und tat ihn als animalisch ab, eines Zauberers unwürdig. Wissen war es, worauf es ankam. Instinkt war etwas für Tiere. Doch dieses Mal... Er öffnete und sah sich mit einer am Rande der Hysterie stehenden Madam Pomfrey konfrontiert, der es ganz und gar nicht gelang, die Gelassenheit, die sonst für Hexen und Zauberer im medizinischen Dienst typisch war und sogar erwartet wurde, zurückzuerlangen.

"Professor Snape, rasch, Sie... Sie müssen ins Büro des Schulleiters!"

Irritiert nickte er. Es konnte nichts Gutes bedeuten, wenn Dumbledore mitten in der Nacht nach ihm schickte. Er versuchte der Krankenschwester zu folgen, doch diese legte ein dermaßen rasches Tempo vor, dass er sich in seinem Verdacht, etwas Schreckliches habe sich ereignet, bestätigt fühlte.

"Madam Pomfrey, es bringt nichts, vor schlechten Nachrichten davonzulaufen", rief er, so laut es sich mitten in der Nacht zu rufen schickte.

Poppy stoppte und ihre Schultern bebten. Snape eilte an ihre Seite und war noch erstaunter, als sie mit bebender Unterlippe und extremem Augenzwinkern dastand. Ihre Finger knuddelten den Stoff ihrer Schürze und hinterließen unschöne Falten.

"Es ist Rea!", brach aus ihr heraus.

Snapes Augen weiteten sich. Er ließ die Krankenschwester stehen und lief los. Er ignorierte ihr Rufen. Er rannte zum Wasserspeier, bellte das Passwort und reagierte mehr als gereizt, dass der Wasserspeier länger als sonst brauchte, um sich zu drehen und den Zugang zur Treppe freizugeben. Mehrere Stufen auf einmal nehmend hastete er hinauf, stieß die Tür auf und fixierte das Tuch auf dem Boden, welches sich den Formen eines menschlichen Körpers anpasste.

"Severus", hörte er den Direktor sagen, doch er reagierte nicht. Wie ein Schlafwandler ging er auf das Tuch zu, ließ sich auf die Knie nieder und schob es zur Seite.

Entsetzt schloss er die Augen. Das konnte nicht wahr sein. Nicht sie. Nicht Rea. Sie war doch nicht tot zu kriegen. Sie überlebte immer. Es war ihre Natur. Doch nun lag sie bleich und schrecklich zugerichtet vor ihm. Dennoch umspielte ein sanftes Lächeln ihre bläulichen Lippen. Zaghaft, mit zitternder Hand, liebkoste er ihren Mund.

"Sie ist so kalt", flüsterte er rau. Seine Stimme brach fast. Er streichelte ihre Wangen und strich ihr übers Haar. Er ließ seinen Blick über ihren Körper schweifen. Er runzelte die Stirn und riss das Tuch mit einer heftigen Bewegung von ihrem Körper. Diese Spuren waren unverkennbar. Ein Werwolf hatte sie getötet.

"Lupin!", schrie er. Er schlug mit den Fäusten auf den Boden und brüllte laut seine Wut heraus. Seine Wut, seinen Hass, seine Trauer.

"Ich bring in um!", zischte er und sprang auf.

"Severus!" Dumbledore legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch vergeblich versuchte der Direktor die Wut des Meisters der Zaubertränke zu durchdringen.

"Was?", fauchte er.

"Remus trifft keine Schuld!", erklärte Dumbledore.

Snape lachte hysterisch auf und deutete auf die junge Frau. "Keine Schuld? Keine Schuld?", ereiferte er sich. "Er ist eine Bestie, ein Tier, ein Tier, das unschädlich gemacht werden muss. Es ist seine Handschrift. Ich habe das Kind gesehen. Ich habe gesehen, was er mit ihm gemacht hat und Rea ist genauso zugerichtet. Ich bringe in um!"

"Das wird sie nicht wieder lebendig machen!"

Snape erstarrte und wandte sich dem neuen Sprecher zu. "Black!", schnappte er und stürzte sich auf ihn. Er hielt den apathischen Sirius am Kragen und Dumbledore hatte alle Mühe sich zwischen die beiden zu drängen. Es wäre ein Leichtes gewesen, für jeden von ihnen, den Zauberstab zu schnappen und auf magische Art und Weise die Situation zu bereinigen, doch Wut ließ selten logisches Denken zu.

"Mach ein Ende, Snivellus!", forderte Sirius und bot ihm die Kehle dar. "Drück einfach zu und ich habe es hinter mir!"

Als Blut auf Snapes Hand tropfte, das aus einer eben erst wie aus dem Nichts entstanden Wunde drang, ließ er irritiert los. Für einen Moment verdrängte er seine Wut.

"Du hast offenbar ein größeres Problem. Wie ist es passiert!" Es war keine Frage, es war eine eindeutige Aufforderung zu reden und nichts auszulassen. Doch kam Sirius dieser Aufforderung erst nach, nachdem Snape Reas Körper liebevoll mit dem Tuch bedeckt hatte.





Einen Tag später in Hogwarts


Über dem Speisesaal von Hogwarts lag ein gespanntes Schweigen, welches anstelle der fröhlichen Lebhaftigkeit, die am Morgen üblicherweise die Große Halle beseelte, getreten war. Seit Professor Rea Lupin nicht wie geplant nach einer Woche wieder erschienen war, hatte sich die Munterkeit der Schüler in flüsternde Besorgnis verwandelt und es wurde von Tag zu Tag schlimmer.

Die gespannte Atmosphäre wurde durch die Vorkommnisse, die sich mittlerweile herumgesprochen hatten, noch verstärkt. Luna Lovegood lag im Krankenflügel und Harry - so hieß es - ringe wieder einmal gedanklich mit Du-weißt-schon-wem. Hinzukam die grimmige Stimmung, die der Meister der Zaubertränke seit Verschwinden Reas an den Tag legte. Jeden Moment wurden Neuigkeiten erwartet und es wurde als allgemein gutes Zeichen gewertet, dass Harry noch nicht im Krankenflügel lag, sondern Luna. Es war schlimm genug, dass das Mädchen, war es auch noch so merkwürdig, durch Visionen, die ihr niemand gewünscht hätte, in den Krankenflügel gelangt war, doch hätte es auch viel schlimmer kommen können. Harry Potter könnte dort liegen, was allgemein als wesentlich schlimmeres Zeichen für Schwierigkeiten angesehen wurde. Doch eben dieser saß in relativer Nähe zum Lehrertisch mit seinen drei ständigen Begleitern am Tisch der Gryfindors und sah, wenn auch abgespannt und müde, relativ unbeschadet aus. Abgesehen von der roten Nase vielleicht, die er ab und an mit dem Taschentuch traktierte. Eine Erkältung war zwar unangenehm, doch nicht so tragisch. So wurde jede Neuigkeit, egal ob positiver und negativer Natur, mit allgemeiner Neugierde erwartet.

Als Madam Pomfrey an diesem Morgen mit zerzauster Frisur, verweinten Augen und schiefem Häubchen in die Große Halle tippelte, stand sie im Mittelpunkt der versammelten Schülerschar. Die vielen Augenpaare folgten ihr und die Geräuschkulisse, welche normalerweise während des Frühstücks den Hintergrund bildete, verstummte bis auf wenige Ausnahmen. Zielstrebig eilte Poppy, die Miene zu einer einzigen Sorgenfalte aufgetürmt, auf den Lehrertisch zu, erklomm die Stufen zur Empore, um dann Dumbledore etwas ins Ohr zu flüstern.

Sein Gesichtsausdruck ließ nicht erkennen, um welche Art von Nachricht es sich handelte, die die Krankenschwester brachte. Allerdings erhob sich der Direktor, flüsterte Professor McGonagall etwas ins Ohr und nickte Professor Flitwick zu. Zusammen mit Poppy und dem Hauslehrer von Ravenclaw verließ er die Große Halle, ohne ein Wort der Erklärung oder Beruhigung an die Schüler zu richten. In gespannter Neugierde brachten die Schüler ihr Frühstück hinter sich und nach und nach leerte sich der Saal.

Harry bekam es nicht mit, doch plötzlich stand Professor McGonagall neben ihm und legte Neville, eine Hand auf die Schulter.

"Ich weiß, dass Sie mit Miss Lovegood befreundet sind, Mr Longbottom, und auch Sie vier" - sie umfasste mit einem Nicken Harry, Ron, Hermine und Ginny - "Madam Pomfrey hat uns mitgeteilt, dass Miss Lovegood in einem magischen Koma liege. Der Fall überfordere derzeit ihre Heilkräfte. Miss Lovegood wird jetzt nach St. Mungus gebracht. Es ist das Beste für sie. Dort kann ihr eher geholfen werden", stellte Minerva McGonagall sachlich fest.

"Wie...", hob Harry an, doch die Hauslehrerin brachte ihn durch tiefes Luftholen augenblicklich zum Schweigen.

"Wieso ich es Ihnen mitteile? Mr Lovegood ist es in der Nacht gelungen, kurzzeitig zu ihr durchzudringen. Luna hat ihn eindringlich gebeten, Ihnen, Mr Potter, auszurichten, dass Totgesagte länger leben und Sie sich darüber klar werden sollen, wer Ihre wirklichen Freunde seien. Wem Sie vertrauen können und wem nicht. Das Offensichtliche sei nicht immer das Tatsächliche. Ich hoffe, Mr Potter, Sie wissen etwas damit anzufangen."

Damit warf sie den Teenagern einen Blick zu, der ihrem Zweifel Ausdruck verlieh, ob die Botschaft überhaupt einen Sinn ergab. Doch dort war noch mehr. Bevor einer der fünf auch nur erraten konnte, was dieses Mehr sein könnte, räusperte sie sich und mahnte die Schüler, nicht zu spät zum Unterricht zu kommen. Nachdem sie den Tisch verlassen hatte, herrschte eine gedrückte Stimmung. Luna hatte nie zu seinen besten Freunden gezählt, allerdings zu den treuesten. Nun lag sie im Koma und focht einen Kraft gegen unsichtbare Gewalten aus, der kaum ohne Hilfe zu ihren Gunsten würde entschieden werden können. Harry fühlte sich mies.

"Mr Lovegood tut mir Leid. Er muss Schreckliches durchmachen", entfuhr es Hermine. Ihre Augen drückten ein tiefes Mitgefühl aus, das sie noch nie in Verbindung mit Luna Lovegood oder deren Vater gezeigt hatte. "Erst seine Frau und nun Luna, ich hoffe, es geht ihr bald wieder besser!"

"Nicht, wenn wir nicht verhindern, was sie gesehen hat", gab Harry grimmiger von sich, als er es eigentlich wollte. Er ahnte, was Luna gemeint hatte. Der Totgesagte konnte nur Sirius sein. Sie hatte schon als Ginny und er im Krankenflügel mit Dumbeldore zusammengetroffen waren, mit einer Bestimmtheit behauptet, der Mann aus Alexandria sei Sirius gewesen, dass es sich nur um diesen handeln konnte. Wo steckte er bloß und was hinderte ihn daran, ihn, seinen Patensohn, aufzusuchen?

Was seine Freunde betraf, so war er sich mehr als nur sicher. Was diese Botschaft anbelangte, so tappte er im Dunkeln. Allerdings gab es nicht grundlos das Sprichwort, 'Kommt Zeit, kommt Rat'. Er würde auf die Zeit vertrauen und darauf, was die Zukunft brachte. Vielleicht spielte sie auf...

"Harry?" Ginny ruckelte an seinem Ärmel. Ron und Hermine hatten die Große Halle schon lange verlassen.

"Was!", fauchte er und bereute sofort seinen rüden Ausdruck. "Tut mir Leid!", fügte er hinzu.

"Schon gut!", erwiderte Ginny, doch ihr Ton verriet eindeutig, dass es nicht gut war. "Du warst mit deinen Gedanken schon wieder ganz woanders. Du kommst zu spät zu Zaubertränke. Snape wird ausflippen, wenn du unpünktlich bist. Er sah heute Morgen schon wieder aus, als wolle er Drachen töten."

Sie nahm ihn bei der Hand, schnappte sich ihre und seine Tasche und zog ihn in Richtung Flur. Dort drückte sie ihm nicht nur seine Büchertasche in die Arme, sondern auch noch einen Kuss auf die Lippen und meinte: "Snape hat zwar schlechte Laune, seit Rea aufgekreuzt ist, und noch schlechtere Laune, seit sie wieder weg ist, doch wenn jetzt noch jemand zu spät zu seinem Unterricht kommt, wäre der Weltuntergang ein Kaffeekränzchen gegen seinen Wutausbruch. Also beeil dich, wir sehen uns beim Mittagessen!"

Unwillkürlich musste Harry lachten. Sie hatte ja Recht. Es brachte nichts, die schlechte Laune der Lehrer und vor allem Snapes herauszufordern, wo die Welt um sie herum auf ein Unglück zusteuerte.

"Ja, wir sehen uns beim Mittagessen", rief er Ginny hinterher, die mit zügigen Schritten zum Zauberkundeunterricht bei Professor Flitwick eilte. Harry liebte die Art, wie Ginny lief. Nicht gerade die eleganteste Art der Fortbewegung, doch die liebenswerteste. Sie hatte so viel Schwung, wie eine fünfzehnjährige nur haben konnte.

Harry riss sich los und beeilte sich, in den Kerker zu gelangen. Auf Zaubertränke hätte er in diesem Moment verzichten können. Er rannte die Gänge entlang und stieß beinahe mit Michael Corner zusammen. Gerade als er sich entschuldigen wollte, hielt dieser ihn am Arm fest.

"Potter!"

Harry horchte auf. Wieso war dieser Typ so aggressiv?

"Was?", reagierte er ebenso unfreundlich und kurz angebunden.

"Loony will, dass du das bekommst. Schon bevor sie diesen Anfall hatte, fragte sie mich, ob ich dir das geben würde, wenn ihr etwas passiert." Er streckte ihm ein dunkelblaues kleines Büchlein entgegen.

"Das ist ihr Sternentagebuch", stellte Harry verwundert fest. Er wollte sich bedanken, doch Michael war bereits an ihm vorbeigegangen und winkte mit der Hand ab.

"Freaks schulden mir nichts!"

Harry war zu verblüfft und zu verärgert, um zu reagieren. Er steckte das Buch ein und rannte nunmehr in den Kerker. Die Eile war überflüssig gewesen, da Snape noch nicht an seinem Pult stand. Es war das erste Mal, seit Harry sich erinnern konnte, dass Snape zu spät zu seinem eigenen Unterricht erschien.

"Was hat dich aufgehalten?", fragte Hermine und hob ihren Kopf aus dem Zaubertränkebuch. Harry stellte seine Tasche ab und berichtete über diese Begegnung der besonderen Art. Als Hermine laut auflachte, empörte sich Ron, denn schließlich sei Harry beleidigt worden.

"Das wundert dich? Überleg doch mal, wer ist mit Ginny ausgegangen und wem hat Ginny den Laufpass gegeben und wer ist nun mit Ginny zusammen, wo deine liebe Schwester doch immer bestritten hat, dass sie etwas für ihn empfinde?", entgegnete sie zwinkernd. Harry grinste nun auch. Da schlummerten in Michael Corner wohl nach fast zwei Jahren noch immer Gefühle für Ginny. Nur Ron zog die Lippen kraus und Harry konnte genau seine Gedanken lesen. Wer war eigentlich noch nicht mit ihr zusammengewesen? Harry enthielt sich einer Antwort. Wusste er doch, dass Ron bei jedem Namen sofort explodieren würde.

Die Tür schwang geräuschvoll auf und Severus Snape betrat emotional jenseits von Gut und Böse den Kerker. Er begann seinen allstündlichen Monolog noch im Gehen.

"Sollte es sich einer von Ihnen heute zur Aufgabe gemacht haben, auch nur annähernd mich, meine Unterrichtsmethoden oder sonstiges, was heute hier behandelt wird, in Frage zu stellen, wird es büßen. Lass Sie sich gewarnt sein, ich werde keine Ausnahmen machen. Miss Granger, sollten Sie sich in Ihrer Art heute nicht zurückhalten... wir verstehen uns? Warten Sie, bis Sie gefragt werden."

Hermine nickte und schluckte hart, wie Harry, der neben ihr saß, genau erkannte. Ein Lachen ließ die Schüler erstarren. Snape horchte auf. Langsam, als koste ihm jede seiner Bewegungen enorme Anstrengung, drehte er sich dem Störenfried zu.

"Mr Malfoy! Glauben Sie eine Ausnahme zu sein? Warum sind Sie der Ansicht, sich das Recht herausnehmen zu können, den Unterricht zu stören? Nachsitzen! Bis Mitternacht und 25 Punkte Abzug für Slytherin! Und wenn einer der Meinung ist, das sei ungerecht, der möge sich gesagt sein lassen, dass das Leben niemals gerecht ist! Niemals!", brüllte Snape und ließ seine Faust auf seinen Pult sausen.

Harry lächelte innerlich, ja er feixte sogar. Malfoys Kinnlade befand sich irgendwo in Höhe seines Bauchnabels. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass Snape sich gegen seinen Lieblingsschüler wenden würde und seinem eigenen Haus Punkte abziehen würde.

Während der Stunde, in der er sie mit dem komplizierten Trank der Lebenden Toten quälte, stahl sich Harry einen Augenblick, um Snape zu mustern. Etwas an ihm war anders. Er hatte einen Ausdruck in den Augen, wenn er sinnend die gegenüberliegende Wand fixierte, der dem McGonagalls ähnelte und dennoch anders, schwermütiger war. Es ließ sich nicht länger ignorieren, die Mitglieder des Ordens verschwiegen ihnen schon wieder Wichtiges und das wurmte Harry dermaßen, dass er begann, wie ein Irrer auf die getrockneten Mohnblumenkelche einzuhacken, was Gryffindor eine Fünfzehn-Punkte-Strafe eintrug.



° ° ° ° ° ° °

Die Stunde war vorbei und Harry blieb wider besseres Wissen im Kerker zurück. Er wollte mit Snape sprechen. Es ließ ihm einfach keine Ruhe. Vielleicht war Snape deshalb so angespannt und wütend, weil er Neuigkeiten über Rea hatte. Harry musste es wissen. So trat er, als der Kerker leer war, an den Pult heran und wartete, bis Snape ihm seine Aufmerksamkeit schenkte.

"Haben Sie noch immer nicht genügend Punkte verloren, Mr Potter? Sie wissen doch, dass ich keinerlei Beschwerden dulde und nicht über Punkteabzug diskutiere!"

Snape erhob sich und begann fahrig die Bücher zurück in das Regal an der rückwärtigen Kerkerwand einzusortieren.

"Darum geht es nicht, Sir. Ich wollte... ich wollte Sie fragen, ob es Ihnen gut geht", begann Harry und wünschte sich im nächsten Augenblick, er hätte niemals auch nur einen Gedanken daran verschwendet, mit Snape reden zu wollen.

"Gut? Mr Potter? Gut? Definieren Sie gut. Ob es mir gut geht oder nicht, geht Sie nichts an! Verschwinden Sie, Sie unverschämter Bengel, bevor ich mich vergesse und Ihnen noch mehr Punkte dafür abziehe, dass Sie sich in Angelegenheiten einmischen, die Sie nichts angehen!" Die letzten Sätze brüllte Snape in einer Lautstärke, die einem Stadionsprecher bei der Quidditch-WM Konkurrenz gemacht hätte.

Harry packte seine Tasche und nahm Reißaus. Gerade noch rechtzeitig übertrat er die Schwelle und schon schlug hinter ihm die Tür ins Schloss und ein Riegel legte sich von innen vor.





Auf Malfoy Mansion


Remus erwachte mit dem metallischen Geschmack von Blut auf der Zunge, wieder einmal. Er riss die Augen auf und schnellte wie aus einem Albtraum erwacht auf. Die Sonne stand hoch am Himmel. Am vergangenen Tag war es anders gewesen. Das Wetter hatte ein Unheil verkündet und doch konnte er sich noch genau daran erinnern, dass der Vollmond groß und rund seinen Tribut von ihm verlangt hatte. Dann war da dieser verführerische Geruch gewesen, diese lockende Versuchung, der er nicht hatte widerstehen können. Remus fühlte sich beobachtet und fuhr herum. In ausgewählter Kleidung stand Narzissa vor seinem Gefängnis und betrachtete ihn mit ihren hellen, alles durchdringenden Augen.

"Du bist wach, mein Hübscher!", säuselte sie und setzte eines dieser Lächeln auf, die niemals Wärme besaßen und ihren Empfänger nur Schlechtes ahnen ließen.

"Wie du siehst!" Er schlang die Arme um seinen nackten Oberkörper und zuckte zusammen. Eine lange übel aussehende Wunde zog sich über seinen rechten Arm. Das Gewebe begann bereits zu vernarben, doch er würde eine hässliches Mal zurückbehalten.

"Ah, du hast dein Souvenir aus der vergangenen Nacht bereits entdeckt. Silber ist in der Tat deine Schwäche, nicht wahr, Remus? Du kannst von Glück sagen..."

"Silber tötet mich nicht, das weiß du!"

"Aber es bereitet dir Schmerzen und setzt dich außer Gefecht. Es ist wie eine Erkältung, nicht sehr gefährlich und dennoch lästig!" Ihre Stimme triefte vor Spott.

Remus lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand und verkreuzte seine Beine. Lässig betrachtete er sie und erwiderte freundlich: "In der Tat, was für ein Glück für mich."

Narzissa senkte den Blick. Was wollte sie von ihm? Zwischen den Scharnieren der Kerkertür klemmte ein Fetzen, der seine Aufmerksamkeit erregte. Ohne Malfoys Frau aus den Augen zu lassen, schlenderte er zur Tür und nahm den Stoff an sich. Er hatte diesen Geruch. Remus atmete tief ein und fühlte sich so frei wie schon lange nicht mehr. Er sog noch einmal und versuchte sich die Bestandteile des Duftes zu vergegenwärtigen. Er war verlockend, schwer fassbar, einzigartig. Nur eines war anders. Ein Quäntchen störte die Harmonie, das komplette Zusammenspiel der Komponenten. Diese eine Sequenz gehörte...

"Rea!" Und um seine Lässigkeit war es geschehen.

"Ah, auf dich ist doch wirklich Verlass", stellte Narzissa zufrieden fest. "Ich habe mich schon gefragt, wie ich die Rede auf deine Schwester bringen könnte, doch du hast mir diese Überleitung in der Tat sehr leicht gemacht. Nun, Remus, es tut mir aufrichtig Leid, doch es ist in dieser Nacht zu einem... einem entsetzlichen Zwischenfall gekommen. Diese Wunde verdankst du deiner Schwester. Ich weiß, es ist schrecklich." Sie hob theatralisch die Hand gegen die Stirn, schüttelte den Kopf und fuhr händeringend fort: "Sirius, mein nichtsnutziger Cousin, hatte die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie in Sicherheit war, doch er... oh, ich traue mich nicht, die Dinge beim Namen zu nennen. Nun, sei es drum, Rea ist tot und du bist Schuld."

Remus taumelte zurück.

"Du lügst!", zischte er.

Der Stofffetzen entglitt seiner Hand. Binnen eines Atemzugs war er an den Gitterstäben, die seine Zelle vom Gang trennten, und versuchte durch die Streben hindurch nach Narzissa zu greifen. Er rüttelte an den Stäben und brüllte in animalischer Lautstärke. Er nannte sie Lügnerin, rief nach Rea, wollte Sirius sprechen, doch nichts geschah.

Narzissas Reaktion machte ihn noch wütender. Sie war geschickt seinen Händen ausgewichen und stand nun in sicherer Entfernung da und lachte aus vollem Hals.

"Oh Remus, du hättest dein Gesicht sehen sollen. Es ist zu köstlich." Sie tupfte sich die Augenwinkel trocken und ihre Miene wurde wieder ernst. "Das Mädchen hätten sie dir noch durchgehen lassen. Es besaß weder Familie noch Freunde, doch deine Schwester, dein eigen Fleisch und Blut. Wie abgebrüht und skrupellos muss man sein, um sein eigen Fleisch und Blut auf so bestialische Art und Weise zu töten?"

Remus war auf den Boden gesunken. Seine Fingerknöchel traten weiß hervor, so sehr klammerte er sich noch mit einer Hand an das Gitter. Sein Kopf ruhte an der Wand. Heiße Tränen der Wut und Trauer liefen unaufhörlich über seine Wangen.

"Du bist ein Mörder, Remus!", wisperte Narzissa. Jedes Wort bereitete ihr Genuss. "Niemand wird dir helfen, nun, da du dem Tier gestattet hast, deine Vernunft zu untergraben. Sie werden dich jagen und du wirst ihnen hilflos ausgeliefert sein, wie mein Lucius ihnen hilflos ausgeliefert war."

"Verschwinde!", flüsterte Remus. Wo war Sirius, wenn er ihn brauchte? Doch Sirius war nicht länger von Bedeutung. Er hatte sie ihm ausgeliefert und nichts getan, um sie vor der Bestie, vor dem eigenen Bruder, zu schützen.

Narzissa lächelte süffisant auf ihn herab und murmelte: "Armer einsamer Wolf, von allen verlassen und von niemandem geliebt." Dann verschwand sie lachend.

Er wusste nicht, wohin mit seinem Zorn, seiner Wut, seiner Trauer. Brüllend schlug er mit der Faust gegen die Mauer und schnappte vor Schmerz nach Luft. Er schüttelte seine Hand, fluchte und pustete auf die brennende Stelle. Aus dem Pusten wurde ein Riechen und schließlich nagte Remus an seinem Daumen, bis er sich selbst wunderte, wieso er so gierig nach der eigenen Haut war. Sogar sie roch noch nach diesem vermaledeiten Duft.

Duft!

Auf Knie und Ellenbogen rutschte Remus durch seine Zelle auf der Suche nach dem Stück Stoff, das er verloren hatte. Als er es gefunden hatte, kehrte er zu seiner Ecke zurück und begann gierig daran zu riechen. Er wollte mehr. Rea und seine Emotionen waren vergessen. Wichtig war nur dieser unwiderstehliche Fetzen in seiner Hand.


° tbc °


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