von Leni2oo5
88. Kapitel – Auf in die Schlacht!
Harry konnte nicht verhindern einfach nur auf den roten Umhang zu starren. Remus hatte sich für einheitliche Kleidung entschieden und so würden sie nun alle schwarze Hosen und T-shirts tragen darüber einen dunkelroten Umhang auf dessen linker Brusttasche ein kleiner goldener Phönix abgebildet war. Die Kleidung hatte auch der frühere Orden des Phönix getragen und Harry hatte die Sachen seines Vaters bekommen. Es war ein komisches Gefühl für ihn. Er würde in den Kleidern, in denen schon sein Vater gekämpft hatte, kämpfen. Er schloss noch einmal die Augen und atmete tief durch. In der vergangenen Nacht hatte er sehr unruhig geschlafen, sich immer wieder hin und her gewälzt und immer wieder war er aufgewacht. In seinem Kopf hatten ihm die verschiedensten Leute an den Kopf geworfen, er wäre ein Mörder und Harry grauste der Gedanke, bald selbst ein Mörder oder ein Toter zu sein. Vorsichtig zog er den Umhang an und strich die eine oder andere Falte glatt. Noch einen letzten Blick in den Spiegel werfend, ging er zu seinem Koffer und holte das Schwert Gordric Gryffindors heraus. Mit seinem Finger fuhr er den Namen des Gründers nach.
"Ich hoffe, ich werde dich nicht enttäuschen."
Leise waren die Worte über seine Lippen gekommen. Noch einmal sah er sich in seinem Schlafsaal um. Hier hatte er nun all die Jahre geschlafen. Er faltete den Tarnumhang auseinander und strich noch einmal über die drei Briefe, die auf seinem Bett lagen. Er trat ans Fenster und sah noch einmal über die Ländereien, sich still verabschiedend. Natürlich er hoffte er, er würde gewinnen... aber wenn dies nicht der Fall war, so wollte er wenigstens allem tschüß gesagt haben, auch wenn das vielleicht lächerlich klang. Er warf sich den Tarnumhang über und öffnete vorsichtig die Tür.
Leise stieg er die Treppe in den Gemeinschaftsraum hinab.
An deren Ende angekommen, verharrte er erst einmal einige Sekunden, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Das Bild, das sich ihm bot war so vertraut, hatte er es doch schon so oft gesehen. Seine Mitschüler die für Prüfungen lernten, Snape explodiert spielten, Bücher lasen, Hausaufgaben machten, sich unterhielten oder herum alberten. Sie alle wussten nichts davon, dass in wenigen Stunden der entscheidende Kampf stattfinden würde. Der Kampf, der über alles entscheiden würden, ob Voldemort die Herrschaft an sich reißen oder ob sie am Ende triumphieren würden.
Er sah zu der Ecke hinüber, wo Ginny, Ron und Hermine saßen. Hermine saß tief über ein Buch gebeugt auf einem Sofa. Sie hatte ihren Kopf an Rons Schulter gelehnt, der in ein Schachspiel mit Ginny vertieft war. Ginnys Haare glänzten in der untergehenden Sommersonne und ihre Augen funkelten aufgeregt, da sie gerade einen von Rons Springern geschlagen hatte. Blumenduft stieg Harry in die Nase, als er an ihnen vorbei schlich und sein Herz wurde mit jedem Schritt, den er tat, schwerer. Er war nun am Portraitloch angekommen, doch er konnte es nicht unterlassen, noch einen allerletzten Blick zurück zu werfen, wo er doch gleich nur noch von kämpfenden Leuten umgeben sein würde.
Er verließ den Gemeinschaftsraum und schritt dann zügig weiter. Nun konnte er es sich nicht mehr leisten zurück zu blicken, denn das würde ihn nur noch mehr runter ziehen. Er dachte an seine Eltern, an Cedric, an Sirius und an Professor Dumbledore. Heute sollte nun der Tag sein, an dem er sie alle rächen würde.
Er zog sich den Tarnumhang vom Kopf, faltete ihn zusammen, steckte ihn in eine seiner Umhangtaschen und betrat dann die Große Halle. In ihr wimmelte es nur so von Leuten, die hin und her liefen, sich noch einmal umarmten oder sich viel Glück wünschten. Auf den ersten Blick war es für Harry ungewohnt, sie alle in den dunkelroten Umhängen zu sehen, doch er gewöhnte sich recht schnell daran.
Zielsicher ging er auf Remus zu. Jeder an dem er vorbei lief, nickte ihm respektvoll zu und Harry nickte jedes Mal zurück.
"Remus?"
"Ja, Harry?"
"Wer wird... Nagini töten?"
"Severus und ich werden das übernehmen."
"Ich... ich möchte euch bitten, das hier zu benutzen. Ich denke, es ist das Richtige, um die Schlange zu töten und den Horkrux zu zerstören."
Harry hielt Remus das Schwert hin, welcher es eine Weile nur fragend musterte, doch dann entdeckte er den Namen.
"...H-harry?... Das Schwert von... Godric Gryffindor?"
Er nickte nur und drückte es ihm in die Hand.
"Pass auf dich auf Remus."
"Du auch Harry... du auch... ich muss noch einmal zu Severus... du entschuldigst mich?"
Wieder nickte Harry und somit verschwand Remus zwischen den Leuten.
Er wollte sich gerade auf einen Stuhl setzten, als er fünf Leute entdeckte, die auf ihn zu kamen.
Mr., Mrs., Bill, Fred und George Weasley näherten sich ihm langsam.
"Harry...", schniefte die Mutter seines besten Freundes und seiner Freundin.
Sie zog ihn in eine erdrückende Umarmung und trat dann wieder einen Schritt zurück. Mr. Weasley und Bill klopften ihm auf die Schulter und traten dann auch wieder einen Schritt zurück. Fred und George traten vor.
"Es ist aber auch zu schade..."
"...dass wir eure Hochzeit nicht noch feiern können,..."
"...bevor du ins Gras beißt."
"Obwohl..."
"...kann man auch noch..."
"...den überaus heiligen Bund der Ehe..."
"...mit einem Toten eingehen?"
"Darüber müssen wir uns informieren,..."
"...wenn wir von der Schlammschlacht zurück sind."
Fred umarmte ihn, während George sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel wischte.
"Da geht er hin..."
"...unser Kleinster."
Auch George umarmte ihn.
"Hat dich unsere liebe kleine Schwester..."
"...wenigstens vorher..."
"...ordentlich abgeknutscht?"
"Zur Not übernehmen..."
"...wir das auch."
"Sie weiß hier von nichts."
"Sie weiß hier von nichts?!?"
"Das geht so aber nicht Harrylein."
"Gut, wenn ihr wollt, dass ich tot umkippe bevor ich Voldemort auch nur begegnet bin, gehe ich schnell noch einmal zurück, okay?"
Seine Stimme klang etwas bissig und so hoben die Zwillinge abwehrend die Hände.
Harry spürte zwei beruhigende Hände auf seinen Schultern und so blickte er sich um. Professor McGonagall war hinter ihn getreten und sah nun die Weasley-Zwillinge streng an.
"Mr. und Mr. Weasley... Harry hat einen Unbrechbaren Schwur geschworen. Es ist ihm nicht gestattet auch nur eines der Geheimnisse des Ordens weiter zu erzählen und ein geheimer Angriff auf das Lager sie-wissen-schon-wens gehört gewiss dazu... so Leid mir das auch tut." Noch einmal drückte sie seine Schultern fest, wünschte ihm viel Glück und ging dann zurück auf ihren Platz.
"Harry..."
Mrs. Weasleys Augen waren sehr feucht und das erste glitzernde Nass verließ ihre Augenwinkel.
"Ich habe dich immer wie einen Sohn geliebt und tue es auch heute noch. Wenn es einer schafft das alles hier zu beenden, dann bist du es. Ich vertraue dir."
Sie zog ihn erneut in eine feste Umarmung und musterte ihn noch einmal, ehe sie sich zusammen mit ihren beiden Söhnen und ihrem Mann umdrehte.
"Mr. und Mrs. Weasley?"
"Harry.. Arthur und Molly."
"Ehmm... okay Arthur und Molly.."
"Ja?"
"Wenn ich... wenn ich es nicht überleben sollte... können sie... können sie Ginny sagen, dass ich sie liebe?"
Die beiden sahen ihn erstaunt an, nickten dann aber und auf Mollys Gesicht schlich sich ein Lächeln.
Das Weasley Ehepaar hatte schon fast ihren Platz erreicht, als Molly murmelte: "Er wird ein wunderbarer Schwiegersohn sein."
Arthur nickte lächelnd.
Remus kehrte auch zu seinem Platz zurück.
"Alles geklärt?", fragte Harry.
"Ja, alles geklärt."
Gemeinsam ließen sie sich auf ihren Stühlen nieder. Auch die restlichen Mitglieder setzten sich und es kehrte Ruhe ein. Moony stand auf.
"Wir haben uns heute hier versammelt, um Voldemort endlich zu zeigen, dass es so nicht weitergehen kann und dass wir das nicht mit uns machen lassen. Wir werden Seite an Seite kämpfen und gemeinsam stark sein. Wir werden-"
Er schwieg, als eine leise Melodie erklang. Sie klang entschlossen, mutig und kraftbringend. Sie alle lauschten nur dem Klang der Melodie und fühlten sich für alles gewappnet, das kommen würde. Harry lief eine Gänsehaut über den Rücken. Er kannte diesen Gesang. Fawkes war nach Hogwarts zurück gekehrt und flog nun durch den Euleneingang in die Große Halle. Der Phönix flog eine Runde über all ihre Köpfe, noch immer trällernd. Ganz so, als wolle er ihnen viel Glück wünschen und ihnen Mut machen und es schien zu funktionieren, denn die Mienen der Anwesenden wurden Entschlossener. Er flog direkt auf Harry zu und landete vor ihm auf dem Tisch. Eine Zeit lang sah er ihn einfach nur an und sang sein Lied zu Ende. Harry konnte nicht anders als in die schwarzen Augen des Tieres zu starren und einen Moment hatte er den Eindruck der Vogel hätte ihm zugezwinkert. Fawkes verschwand in einer Stichflamme.
Zurück ließ er Mitglieder des Orden des Phönix, die bereit waren zu kämpfen, komme was wolle. Weder Remus noch Harry hielten es für angebracht noch etwas zu sagen und so standen sie auf und verließen die Große Halle.
Sie ließen Hogwarts hinter sich und mit jedem Schritt, den Harry tat, glaubte er mehr daran, dass er gewinnen würde.
___
89. Kapitel - Der Anfang vom Ende ;)
Wir nähern uns dem Ende *seufz*
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel
