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Fanfiction

Harry Potter und der 7. Horkrux - Geheimnisse

von EngelskriegerZ

Harry hob langsam den Kopf und schaute mürrisch auf die vertraute Fassade von Ligusterweg Nummer vier. Obwohl es bereits ein schrecklicher Tag gewesen war, wurde es zunehmend schlimmer. Nicht nur würde er unangekündigt auf der Türschwelle der Dursleys erscheinen (etwas worüber sie, wie er wusste, ohne Probleme ihr Missfallen ausdrücken konnten), nein, er würde ihnen auch noch sagen müssen, dass zwei weitere seiner Sorte sich ihm am Nachmittag noch anschließen würden.
Harry's Mundwinkel zuckten bei der Vorstellung, wie die Dursleys diese Nachricht aufnehmen würden.

Vor knapp einer Stunde hatte er Ron und Hermine am Bahnhof Kings Cross zurückgelassen. Sie würden beide kurz bei ihrem jeweiligen Zuhause vorbeischauen, ehe sie zum Ligusterweg apparierten. Harry lächelte seelig bei der Erinnerung an ihren Solidaritätsbeweis. Er hatte so etwas einfach nicht erwartet – er hatte eigentlich gedacht, er müsste seinen Weg alleine gehen. Selbst wenn er schrecklich besorgt um sie und den restlichen Verlauf ihrer bevorstehenden Aufgabe war, musste er sich doch eingestehen, dass der Gedanke, im Angesicht seiner Verwandten etwas Unterstützung zu haben, recht angenehm war.
Harry hatte gedacht, dass es besser wäre – oder zumindest weniger prekär – wenn er zuerst im Ligusterweg erschien und seine Verwandten auf ihre Ankunft vorbereiten würde. Zudem wollte er so schnell wie möglich vom Hogwarts Express weg, bevor er auch noch auf Ginny stieß...

Ginny...

Harry schüttelte schnell den Kopf – er konnte es nicht ertragen an Ginny zu denken. Er glaubte immer noch nicht daran, dass sein Entschluss stark genug war, um Stand zu halten…

Da er immer noch nicht 17 war, hatte er sich, ohne mit irgendjemandem am Bahnhof Kings Cross zu reden, aus dem Staub gemacht, um den Zug zum Ligusterweg zu nehmen. Die lange, heiße Fahrt hatte ihn reizbar gemacht und das verhieß nichts Gutes für das kommende Wiedersehen.
Er hatte sich schon überlegt, einfach von Hogsmeade aus zurück zu apparieren, um den Hogwarts Express komplett zu meiden. Was machte es schon, wenn das Ministerium ihn nun aus Hogwarts raus warf? Er würde ohnehin nicht mehr dorthin zurückkehren.
Hermine, wie immer die Stimme der Vernunft, hatte ihn gewarnt, dem Ministerium keinen Grund zu liefern, seinen Zauberstab entzwei zu brechen, und damit, das musste Harry zugeben, hatte sie einen wunden Punkt getroffen.
Rufus Scrimgeour wollte die Kontrolle über ihn und Harry traute ihm glatt zu, ihm das Leben noch schwerer zu machen, um dies endlich zu erreichen. Harry hatte kein Verständnis für diesen Mann und seine politischen Ansichten. Trotzdem, das Anwenden von Magie aus reiner Bequemlichkeit, war für einen minderjährigen Zauberer ein Risiko, das es nicht Wert war, einzugehen.

Er hasste es, wenn Hermine recht hatte.

Also hatte er mit Ron und Hermine in einem Abteil gesessen und versucht, das Loch in seinem Herzen zu ignorieren, welches durch die Abwesenheit von Ginny verursacht wurde. Er hatte sie die ganze Fahrt über nicht gesehen und sich gefragt, in welchem Abteil sie wohl gesessen hatte. Weder Ron noch Hermine hatten ihn gefragt, wo sie war, aber er hatte Hermine dabei erwischt, wie sie ihm hin und wieder nachdenkliche Blicke zuwarf. Harry hatte unentwegt versucht ihren Blick zu meiden und stattdessen schlecht gelaunt aus dem Fenster geschaut, seine Gedanken auf glücklichere Tage fixiert...

Ginny…

Harry steckte die Hände in die Taschen seiner Jeans und schlenderte die Straße entlang, auf den sauberen, makellosen Garten von Ligusterweg Nummer 4 zu. Er hatte Dumbledore versprochen noch ein letztes Mal vor seinem Geburtstag in den Ligusterweg zurückzukehren, und er hatte vor, dieses Versprechen einzuhalten. Harry's Magen verkrampfte sich beim Gedanken an seinen ehemaligen Mentor, aber er versuchte, die Tränen, die in seinen Augen aufstiegen, zu unterdrücken, und ging beständig weiter auf das Haus seiner Verwandten zu. Das war es, was Dumbledore gewollt hatte, und das war es auch, was er tun würde.

Jedoch machte die Tatsache, dass er wusste, was ihm bevorstand, das Ganze nicht einfacher.
Er war nicht in der Stimmung, sich mit den Dursleys herumzuärgern. Er hatte keine Geduld für ihre Engstirnigkeit... Er musste sich größeren Herausforderungen stellen. Die Tage, in denen Vernon Dursleys wutrotes Gesicht ihn zurückweichen ließ, waren schon lange vorbei.
Er fragte sich, was ihn wohl erwarten würde, wenn die Dursleys ihn nach seiner ereignisreichen Abreise letztes Jahr vor ihrer Tür vorfinden würden. Alles in allem könnte es schlimmer sein. Er würde sich lieber dem Zorn der Dursleys stellen, als dem Wutausbruch von Molly Weasley, wenn Ron sie von seinem Plan unterrichtete, dass er diesen Sommer nicht im Fuchsbau bleiben sondern sich stattdessen geradewegs in den Krieg stürzen würde, aus dem seine Mutter so verzweifelt versucht hatte, ihn herauszuhalten.
Nein, dachte Harry, mit den Dursleys hatte er es da einfacher. Er fragte sich, ob Ron die Bombe schon am Bahnhof Kings Cross hatte platzen lassen, oder ob er damit bis zum Fuchsbau gewartet hatte. Harry konnte sich bildlich vorstellen, wie Ron in der Küche mit seiner Mutter argumentierte... und auch Ginny würde da sein ...

Ginny…

Der bloße Gedanke an sie versetzte seinem Herzen einen Stich... er schloss die Augen und versuchte verzweifelt, sie aus seinem Kopf zu bekommen. Alles war ihm so einfach und so eindeutig richtig erschienen, als er seine Entscheidung getroffen hatte. Er konnte Ginny einfach nicht in Gefahr bringen. Er würde es niemals verkraften, wenn er sie auch noch verlieren würde.
Aber es gab da etwas, das er tun musste und dessen er keinen Aufschub gewähren konnte. Er durfte bei der Suche nach den Horcruxen keine Zeit verlieren. Es zu beenden war das einzig Richtige gewesen. Es gab keinen Grund, warum sie seinetwegen ihr Leben aufs Spiel setzen sollte. Es könnte zudem Jahre dauern alle Horcruxe zu finden...
Zu jenem Zeitpunkt schien es die einzig logische Konsequenz, aber jetzt, weit weg von Hogwarts, im Angesicht des Ungewissen... jetzt war überhaupt nichts mehr klar. Er wusste nicht, ob er noch fähig sein würde, zu funktionieren, wenn ihm der Schmerz nach und nach das Herz zerriss. Es fühlte sich an, als ob eine unsichtbare Wunde in ihm kontinuierlich blutete.
Aber eine Sache wusste er mit Sicherheit: Sie könnte ihn mit einem simplen Lächeln von allem abhalten und das konnte er nicht zulassen. Es gab zu viele Dinge, die er tun musste.

Aber das, was da auf ihn zukam, verunsicherte ihn zutiefst. Er wusste, was er zu tun hatte, nur nicht, wie. Wie sollte er denn nur die verbleibenden vier Horcruxe finden? Wo sollte er anfangen? Und wie sollte er sich - und vor allem Ron und Hermine - davor bewahren, dasselbe Schicksal zu erleiden, wie Dumbledore, als er die letzten beiden Horcruxe fand, beziehungsweise das, was er für einen Horcrux gehalten hatte...

R.A.B. Wie sollte er ihn nur finden? Wo sollte er mit der Suche beginnen?

Das Medaillon, der Becher, die Schlange und etwas von Gryffindor oder Ravenclaw...

Es schien hoffnungslos und überwältigend als Ganzes. Er würde bei den wenigen Informationen anfangen müssen, die er hatte, und sich von dort aus weiterbewegen... Harry berührte das kalte, harte Metall des falschen Horcrux, den er immer noch in seiner Tasche bei sich trug. Er nutzte ihn als eine Art Talisman, der ihm half, wenn die Anspannung mal wieder zu groß wurde. Es musste einen Weg geben und er würde ihn finden .
Sein erstes Ziel war Godric's Hollow. Er war sich nicht sicher, was er dort zu finden erwartete, aber es schien einfach wichtig, dorthin zu gehen .
Blödsinn. Der erste Schritt würde seine letzte Zwangsunterbringung bei den Dursleys sein und je schneller er das hinter sich brachte, desto eher konnte er seine Aufgabe wieder antreten.

Während Harry seinen Gedanken nachhing, hatten seine Füße ihn zur Haustür getragen. Er atmete tief durch und betätigte drei Mal den Türklopfer.
Schon einen Moment später hörte er Schritte näher kommen. Die Tür öffnete sich einen Spalt und Tante Petunias pferdeartiges Gesicht spähte hinaus. Er sah, wie sich ihre Augen vor Überraschung weiteten, bevor sie die Tür aufriss, ihn am Kragen seines T-shirts packte und ins Haus zog.
“Was tust du hier?”, fragte Tante Petunia, während sie ihren Kopf von einer Seite zur anderen bewegte um sicher zu gehen, dass auch ja keiner der Nachbarn mitbekam, wie Harry von seiner Tante behandelt wurde. “Wieso bist du schon so früh zurück? Haben sich diese Freaks an deiner Schule letztendlich doch dazu entschieden, dass sie dich nicht wollen und dich rausgeworfen? Dachtest du wirklich, du könntest hier so unangekündigt auftauchen?”
“Hallo Tante Petunia. Ich finde es auch schön, dich wieder zu sehen.”, sagte Harry höflich, während er sich aus dem Griff seiner Tante befreite und seinen Kragen richtete. Er warf einen flüchtigen Blick ins Wohnzimmer und bemerkte, dass sich nicht wirklich etwas verändert hatte, obwohl einige Bonbonpapiere am Ende des Tisches lagen, was an und für sich schon sehr ungewöhnlich war.
„Was fällt dir ein mich so zu begrüßen?“ keifte Petunia und zog Harry's Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Ich habe dich gefragt, was du hier machst. Das Schuljahr ist noch nicht vorbei.“
Harry zuckte mit den Achseln und wandte seinen Blick Richtung Boden. “Wir hatten dieses Jahr früher Schluss.”, sagte er undeutlich. Er wollte noch nicht mit ihr über Dumbledores Tod reden. Er war noch nicht bereit dazu.
Bevor sie antworten konnte, schwang die Küchentür auf und Dudley kam in den Raum gestapft. Er war sogar noch fetter, als Harry ihn in Erinnerung hatte und sein Gesicht wirkte müde und abgespannt
Dudleys Augen weiteten sich vor Schreck, als er Harry sah und er begann, wie ein Fisch den Mund immer wieder auf und zuzumachen.

„Was macht DER denn hier?”, fragte Dudley und deutete mit einem seiner fetten Finger auf Harry.
Harry war gleich etwas besser gelaunt, als er das leichte Zittern von Dudleys Hand bemerkte. Nachdem er jahrelang ein Opfer von Dudleys gewalttätigem Verhalten gewesen war, schien es doch ganz erfreulich, den Spieß sozusagen einmal umzudrehen.
„Hey Dud”, sagte Harry und grinste breit. „Du bist also auch früher aus der Schule zurück. Haben sie dich rausgeschmissen?”, fragte Harry und gab Tante Petunias Spott somit an seinen Cousin weiter.
Harry war überrascht, als Dudley ihn komplett ignorierte und seine Augen panisch zu Tante Petunia wanderten. „Hast du ihn hergeholt damit er mich kontrolliert? Willst mich wohl mit ihm vergleichen, um herauszufinden, ob er mich angesteckt hat? Es ist sowieso alles seine Schuld! Das weißt du! Er und dieser verrückte alte Mann, der letztes Jahr herkam, um ihn zu holen – sie haben mir das angetan! Du weißt, sie haben was gemacht. Er hat euch gedroht! Ich habs genau gehört!”
„Na, na Duddymaus.”, erwiderte seine Mutter lindernd, aber Harry konnte das Zittern in ihrer Stimme deutlich hören. „Reg dich nicht zu sehr auf. Du weißt, was passiert, wenn du dich unnötig aufregst.”
Dudleys Augen fielen beinahe aus ihren Höhlen und er ergriff den Unterarm seiner Mutter mit solch einer Kraft, dass ihr Arm rot anlief. „Mummy! Lass es nicht wieder passieren!”, flehte er sie an.
Tante Petunia zog ihren Arm zurück und begann Dudleys Rücken zu tätscheln. Während sie ihm leise, beruhigende Worte zuflüsterte, führte sie ihn zurück ins Wohnzimmer. Als sie ihn auf die Couch gesetzt hatte und er sich einigermaßen beruhigt hatte, wandte sie sich wieder Harry zu. Ihre Augen waren von so intensiver Abscheu erfüllt, dass Harry unfreiwillig einen Schritt zurück trat. Was ging hier vor?
„Setz dich und mach das Sofa ja nicht dreckig. Ich werde Duddy ein Glas Limonade holen”, zischte sie ihn an und hastete in Richtung Küche. “Reg ihn ja nicht auf!“
Harry schaute zu Dudley hinüber und zog die Augenbrauen hoch. „Was hat dich so auf die Palme gebracht, Dud?”
„Was treibst du hier? Haben sie dich gebeten, zu kommen, um nach mir zu schauen? Ich werde mich weder von dir, noch von irgendeinem deiner verrückten Freunde betatschen lassen. Denk nicht, dass ich dir dieses verdammte Ding nicht abnehmen kann... und wenn es so weit ist...”, Dudleys Gesicht nahm die rote Farbe an, welche Harry normalerweise mit Onkel Vernon in Verbindung brachte.
„Nimm's leicht, Dud. Du wirst sonst noch irgendwas kaputt machen. Warum sagst du mir nicht einfach, was hier los ist? Worum geht es hier überhaupt?”, fragte Harry.

Seine Gedanken rasten. Er versuchte, sich an jedes Detail von seinem letzten Besuch im Ligusterweg zu erinnern. Es schien schon eine Ewigkeit her zu sein. Dumbledore war sehr freundlich gewesen, obwohl sein Unmut über die Art und Weise, wie die Dursleys Harry behandelt hatten, offensichtlich gewesen war. Dennoch war Harry sich sicher, dass den Dursleys diese unterschwellige Mitteilung entgangen war. Auf seine Zufriedenheit und sein Wohlergehen hatten sie schließlich noch nie Rücksicht genommen.
Dudley schien jedoch der Meinung, dass Professor Dumbledore ihnen gedroht hatte. Wie konnte Dudley nur auf solch eine Idee kommen? Vielleicht nahm er an, jeder würde ihn bedrohen, weil er selbst so viel Zeit damit verbrachte, andere zu bedrohen? Dennoch versuchte Harry, sich das Gespräch vom letzten Jahr wieder Erinnerung zu rufen, um heraus zu finden, worüber sich seine Verwandten denn so aufregten.
Als Harry's Blick auf den in sich zusammengesunkenen Dudley fiel, erinnerte er sich mit einem Mal wieder an Dumbledores Worte. Er hatte irgendwas von einer Nachricht gesagt, die er den Dursleys da gelassen hatte, als er Harry vor all den Jahren vor ihrer Tür abgestellt hatte.

“Sie haben nicht getan, worum ich Sie gebeten habe. Sie haben Harry nie wie einen Sohn behandelt. Er hat nichts als Vernachlässigung und häufig Grausamkeit von Ihnen erfahren. Das beste, was man sagen könnte, ist, dass er wenigstens nicht den entsetzlichen Schaden davongetragen hat, den sie dem unglücklichen Jungen zugefügt haben, der zwischen Ihnen sitzt.”

War es das, was Dudley für eine Drohung hielt? Wie konnte das denn überhaupt möglich sein?

Eine weitere Erinnerung stieg in Harrys Gedanken auf. Der Heuler, den Tante Petunia vor seinem fünften Schuljahr bekommen hatte, nachdem er und Dudley in dieser Gasse von den Dementoren angegriffen worden waren.

„Denk an meinen letzten.”

Der 'letzte' musste genau dieser Brief von vor fast 16 Jahren gewesen sein. Harry brannte darauf, zu erfahren, was genau der Inhalt jenes Briefes gewesen war. Allerdings hatte er wenig Hoffnung, dass Tante Petunia es ihm erzählen würde. Warum macht sie sich überhaupt so viele Gedanken darüber, dass Dudley sich aufregen könnte? Nicht, dass sie es jemals gemocht hatte, ihren kleinen Duddy verstimmt zu sehen, dachte Harry und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

Es gab nur noch eins, was er tun konnte...

“Also... was soll das ganze Gerede darüber, dass Professor Dumbledore dir irgendetwas getan hätte? Wächst dir wieder ein Schwanz? Ich habe nicht einmal gesehen, dass er das getan hätte. Natürlich hat er keinerlei Probleme mit ungesagten Zaubern, deshalb kann man nie wissen, was er vorgehabt haben könnte”, sagte Harry beiläufig und versuchte, den Kloß runter zu schlucken, den der Gedanke an Dumbledore verursachte.
Dudley wich vor Harry zurück und krabbelte schneller von der Couch, als es sein Gewicht normalerweise zugelassen hätte. Seine Hände wanderten instinktiv zu seinem fetten Hinterteil, um, wie Harry vermutete, nach einem neuen Schweineschwänzchen zu suchen.
„Bleib weg von mir! Ich meins ernst... bleib ja weg von mir!“
Harry stand auf und ging mit zielstrebigen Schritten auf Dudley zu. „Was ist, Dud? Warum plötzlich so schreckhaft? Hast wohl die Nerven verloren. Verhältst du dich deshalb wie ein kleines Mädchen?“, fragte Harry und zog seinen Zauberstab aus dem Ärmel.
„Tu das Ding weg!“, schrie Dudley und wich in eine Ecke des Wohnzimmers zurück. Harry hätte gelacht wenn es nicht so erbärmlich gewesen wäre. Das war also aus dem großen Dummkopf geworden, der Harry regelmäßig das Leben zur Hölle gemacht hatte?
„Ich meine es ernst, tu das Ding weg!“, knurrte Dudley.
“Oder was, Dud? Was willst du tun?” Harry konnte nicht anders... das Ganze schien ihm auf makabere Art und Weise faszinierend und er fragte sich, wie weit er gehen konnte, bevor Dudley zurück schlagen würde.

Doch bevor Dudley antworten konnte, fing die Vase auf dem Tisch neben ihm an zu zittern. Sie klapperte auf dem Tisch als sie immer näher an den Rand der Tischplatte rutschte. Harry starrte die Vase verdattert an. Er war nicht so wütend, und darüber schon gar nicht. Warum reagierte seine Magie so unkontrolliert?

“Oh nein!“, stöhnte Dudley, bevor die Vase vom Tisch flog und geradewegs auf Harrys Kopf zuraste.

Harry stand stocksteif da. Ihm blieb keine Zeit mehr, sich zu ducken, da krachte die schwere Keramikvase auch schon in sein Gesicht und riss ihn von den Füßen. Harry und die Vase landeten mit einem dumpfen Krachen am Boden und die Vase zerbarst in mehrere große Stücke.
Aufgeschreckt durch den Lärm, kam Tante Petunia ins Wohnzimmer geeilt und als sie die Zerstörung erblickte, verlor sie endgültig die Fassung. „Was habt ihr getan!?“, kreischte sie und stieg über Harry hinweg, um die Teile ihrer zerbrochenen Vase aufzusammeln.
„Es ist wieder passiert, Mummy!“, winselte Dudley. „Er hat es getan! Ich weiß, dass er es war!“
Tante Petunia sprang wieder auf die Füße und eilte zu Dudley hinüber. „Na, na, Schätzchen. Mami ist ja da. Alles wird gut. Komm mit in die Küche und ich mache dir etwas zu essen. Ich werde mich um alles kümmern.“
Während sie Dudley in die Küche führte, drehte sie sich noch einmal zu Harry um, der immer noch verzweifelt versuchte, wieder auf die Füße zu kommen. „Bleib hier. Ich bin gleich zurück. Ich habe dich davor gewarnt, ihn wütend zu machen.“, zischte sie und ihre Augen funkelten vor unterdrückter Abscheu.

Harry stöhnt, als er sich endlich aufrichtete, und hielt eine Hand an die schmerzende Wange. Vorsichtig stand er auf. Er war noch etwas wacklig auf den Beinen und seine Gedanken schienen zu einem undefinierbaren Brei zusammengelaufen zu sein. Er schüttelte den Kopf, in der Hoffnung ihn wieder klar zu kriegen.

Keine gute Idee...

Der gesamte Raum verschwamm vor seinen Augen und er musste sich an der Sofalehne festhalten, um nicht den Halt zu verlieren. Versuchsweise schob er seinen Kiefer hin und her um herauszufinden, wie viel Schaden sein Gesicht genommen hatte. Er glaubte nicht, dass etwas gebrochen war, aber der Schmerz war auf jeden Fall groß genug, um in ihm den Wunsch nach einem von Madam Pomfreys Zaubertränken zu wecken.

Dies würde kein normaler Aufenthalt im Ligusterweg werden, soviel war sicher.

Er hatte früher schon unbeabsichtigt von Magie Gebrauch gemacht – aber das war schon lange her. Er konnte sich auch nicht daran erinnern, sich dadurch jemals selbst verletzt zu haben. Etwas stimmte hier nicht.
Besorgt warf er einen Blick aus dem Fenster und fragte sich, ob er erneut einen Verweis vom Ministerium erhalten würde.

Klasse. Das ist genau das, was ich jetzt brauche.

Allerdings hatter er bis jetzt noch nie eine Strafe dafür bekommen, vielleicht würde er ja auch dieses Mal wieder davon kommen. Er konnte jedenfalls nichts tun, außer warten.
Viel wichtiger war es jetzt, herauszufinden, was mit Dudley los war. Er hatte sich so verhalten, als ob er genau wüsste, was geschehen würde. Ganz so, als ob...

Tante Petunia kam in diesem Augenblick zurück ins Wohnzimmer und setzte sich hin. Die ganze Zeit über sah sie ihn durchdringend an. Harry war sich nicht sicher, was sie von ihm erwartete, folgte aber ihrer Geste. Er setzte sich an das andere Ende der Couch und wartete. Nach ein paar Augenblicken des Schweigens hielt Harry es nicht mehr aus.
„Was geht hier vor, Tante Petunia?“, fragte er leise. „Ich denke nicht, dass ich das war. Ich nehme an, es war Dudley... aber, wie ist das nur möglich?“
„Natürlich hat mein Duddy das nicht getan. Du bist hier der Freak, nicht er“, blaffte sie. Einen Moment noch versuchte sie, ihre Haltung zu bewahren, bevor sie zusammenbrach und das Gesicht in den Händen vergrub.
Harry war vollkommen perplex, die ganze Situation schien ihm aus den Händen zu gleiten. In all den Jahren, die er bei den Dursleys verbracht hatte, hatten die Dursleys ihn mehr als schlecht behandelt, und er fand es seltsam, dass er mit einem Mal den Drang verspürte, Tante Petunia zu trösten.

Langsam hob er die Hand und zog sie einen Moment später wieder zurück. Noch zwei weitere Male kämpfte er gegen den Drang an, ihr eine Hand auf die Schulter zu legen, um sie zu beruhigen. Er hatte Angst etwas zu tun, was sie davon abhalten könnte, zu reden. Sein Verlangen nach einer Antwort war stärker, als der Wunsch, sie zu trösten und so ballte er stattdessen seine Hände zu Fäusten und blieb, wo er war.
Tante Petunia hob schließlich den Kopf und obwohl ihre Unterlippe zitterte, fing sie an, zu sprechen: „Nachdem du und dein Schulleiter uns letztes Jahre verlassen hattet, geschahen seltsame Dinge. Diese Zwischenfälle wurden immer häufiger bis Dudley irgendwann gebeten wurde, die Schule zu verlassen. Sie legten uns nahe, ihn in Therapie zu schicken... als ob wir jemals über diese Dinge reden würden. Sie glaubten, er würde das alles mit Absicht machen... Manche Leute haben echt Nerven!“
Tausend Fragen schossen Harry durch den Kopf, aber er hatte Angst, dass Tante Petunia aufhören könnte, wenn er sie unterbrach, und so ließ er sie mit ihrer Geschichte fortfahren.
„Was hat dein Schulleiter getan?“, fragte sie, die Augen zu Schlitzen verengt. „Er hat den Schutz aufgehoben, oder? Er sagte, wir würden unseren Teil der Abmachung nicht erfüllen... dass wir nicht richtig für dich sorgen würden. Aus reiner Güte unserer Herzen gaben wir dir Nahrung und gewährten dir Unterkunft – all die Jahre lang. Was hatte er denn mehr erwartet?
„Er wollte, dass wir dich wie unseren eigenen Sohn lieben. Aber du bist nicht unser Sohn! Du bist nur eine Erinnerung an eine Schwester, die ich nie haben wollte. Wir haben dich aufgenommen und das hat dich angeblich all die Jahre am Leben erhalten. Das muss man uns doch zu Gute halten, oder? Wir hätten dich auch einfach in ein Waisenhaus geben können, so wie Vernon es wollte. Manchmal denke ich, wir wären dann alle besser dran gewesen…“
Harry hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sich etwas aus der Anerkennung der Dursleys zu machen, oder gar danach zu suchen, und doch versetzten ihm ihre Worte einen leichten Stich.
„Was meinst du damit... 'den Schutz entfernen'?“, fragte er stoisch und versuchte zu verbergen, dass ihn ihre Worte verletzt hatten - diese Genugtuung wollte er ihr nicht geben. „Der Schutz meiner Mutter hält so lange ich dieses Haus noch mein Zuhause nennen kann... wenigstens bis zu meinem Geburtstag. Er sagte euch doch, dass ich noch ein letztes Mal hierher zurückkehren würde.“
“Es geht hier nicht um dich.“, keifte Tante Petunia. „Es ist mir egal, was mit dir oder irgendeinem deiner komischen Freunde passiert. Ohnehin wären wir alle besser dran, wenn ihr euch einfach gegenseitig umbringen würdet. Nein... ich rede über Dudleys Schutz. Dumbledore hat seinen Teil der Abmachung zurückgenommen, oder?“
Harry blinzelte verwirrt. „Auf was willst du hinaus?“, fragte er kalt.
„Oh, um Himmels Willen, hast du es immer noch nicht begriffen? Ich rede von dem Zauber, mit dem er Dudley belegt hat. Er scheint offensichtlich nicht zu wirken – Dudley lässt immer noch diese verrückten Sachen geschehen.“

„Dudley ist ein Zauberer?“, fragte Harry erstaunt. Er hatte das Gefühl, als würde sich alles drehen, und er glaubte nicht, dass dies etwas mit dem pochenden Schmerz in seiner Schläfe zu tun hatte. Er wusste, dass Magie innerhalb der Familie lag – die Crevey Brüder waren der beste Beweis dafür, sie waren beide Muggelgeborene und doch waren beide Zauberer... aber Dudley? Wie konnte das passiert sein?

„Natürlich ist er kein Za... kein Zaub... Er ist kein Freak!“ Ihre Stimme war nur ein kaum hörbares Flüstern. „Dein Schulleiter und ich, wir hatten eine Abmachung. Er wollte diese... diese Abnormalität blockieren, wenn ich dich dafür bei uns aufnehme. Alles verlief wie vereinbart, bis vor einem Jahr. Was immer er getan hatte hörte auf zu wirken und Dudley fing an, alle paar Tage diese merkwürdigen Dinge zu tun - und ich kann nichts dagegen tun. Du wirst das wieder in Ordnung bringen - das bist du uns schuldig!“
Harrys Gedanken rasten. Wie war das möglich? Hatte Dumbledore wirklich all die Jahre lang Dudleys magische Kräfte unterdrückt? Das schien einfach nicht zu ihm zu passen, es machte überhaupt keinen Sinn...

Harry erinnerte sich verschwommen daran, wie Tante Petunia auf jede von Dudleys Launen eingegangen war. Es war, als ob sich die Welt nur darum drehte, Dudley ruhig zu halten und ihn nicht aufzuregen. Er erinnerte sich auch daran, dass seine schlimmsten Strafen immer daraus resultiert waren, dass er Dudley zur Weißglut gebracht hatte.
Harry fragte sich, ob Tante Petunias Putzzwang vielleicht auch nur ein Nebenprodukt ihres Wahns war, sich von dieser Schande rein zu waschen.
Seine Erinnerung erfasste noch weitere Situationen, in denen Dudley verärgert gewesen war, und seine Gedanken drifteten zu jener Nacht, in welcher er und Dudley von den Dementoren angegriffen worden waren. Dudley hatte vor Angst auf dem Boden gekauert. Immer wieder hatte Harry sich gefragt, was Dudley unter dem Einfluss der Dementoren gesehen haben mochte. Waren es etwa einige unerklärliche Funken Magie, die Dudley versucht hatte zu verdrängen?
Als Harry ihn in der Dunkelheit gefunden hatte, hatte Dudley seine Hand vor den Mund gepresst. Harry hatte ihm zwar gesagt, dass er seinen Mund nicht öffnen solle – aber wann hatte Dudley je auf ihn gehört? Konnte es sein, dass Dudley die Dementoren sogar gesehen hatte?

Harry hatte das Gefühl, als sei die Welt erneut aus den Fugen geraten.

„Warum sollte Dumbledore damit einverstanden gewesen sein, Dudleys Magie zu verstecken? Dumbledore würde so etwas nie tun...“, sagte er langsam.
„Er wollte es nicht. Wir haben lange darüber diskutiert. Die seltsamen Dinge geschahen schon, als Duddy noch in der Wiege lag, und ich wusste, was das zu bedeuten hatte – Ich kannte es noch von Lily. Niemals hätte ich zugelassen, dass das wieder passiert – nicht, nachdem ich so hart dafür gearbeitet hatte, dass meine Familie ein normales Leben führen konnte.
„Dein Schulleiter wusste, dass es der einzige Weg war, mich dazu zu bringen, dich aufzunehmen und das war es, was er am meisten wollte. Ich sagte ihm, dass er Dudley sowieso niemals in die Finger bekommen würde – Vernon und ich hätten niemals zulassen, dass er auf diese Schule für Verrückte geht.
Wir haben Dudley mit einer gesunden Menge Abscheu gegenüber allem unnatürlichen aufgezogen. Er ist ein guter Junge.“, sagte Tante Petunia und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

Harry rollte mit den Augen. Es machte alles Sinn. Die Dursleys hätten Dudley sicherlich nicht erlaubt, nach Hogwarts zu gehen, und wenn er an Dudleys Reaktion von vor einigen Minuten dachte, wurde ihm klar, dass Dudley sowieso niemals nach Hogwarts hätte gehen wollen.
„Also, was genau hat Professor Dumbledore getan?“, fragte Harry und konnte dabei seine Neugier nicht mehr verbergen. Tante Petunia hatte ihm in der Vergangenheit nie etwas freiwillig erzählt. „Frag nicht!“, war immer ihre Standard-Antwort auf alles gewesen.
„Woher zum Teufel soll ich bitteschön wissen, wie euer ganzer Blödsinn funktioniert?“, keifte Tante Petunia. „Wir nahmen dich auf und im Gegenzug hat er Dudley von einer Liste oder so was in der Art gestrichen. Eine Zeit lang hörte Dudley auf, solch merkwürdige Dinge zu bewirken. Die wenigen Momente, in denen etwas abnormales passierte, konnte ich leicht auf dich abwälzen, sodass Vernon nie davon hatte erfahren müssen.“
„Onkel Vernon weiß also nicht, dass sein eigener Sohn ein Zauberer ist!?“, fragte Harry und ihm gefiel die Ironie in dieser Aussage.
„Natürlich weiß er es nicht! Und Dudley ist keiner von euch! Dein Schulleiter hat etwas getan, um es zu kontrollieren, und das einzige, was ich jetzt von dir will, ist, dass du das gleiche tust!“, sagte Tante Petunia und verschränkte ihre knochigen Arme vor der Brust.
„Ich weiß nicht mal, wie er das gemacht hat, geschweige denn, wie ich es machen soll!“, sagte Harry fassungslos.
„Also, wenn du hier bleiben möchtest, solltest du dir besser was einfallen lassen!“, fauchte sie.

Etwas in Harrys Kopf machte klick, und ihm fiel eine Möglichkeit ein, wie er das ganze zu seinem Vorteil nutzen konnte. „Na schön, ich werde versuchen einen Weg zu finden. Aber ich werde wohl ein wenig Hilfe dabei brauchen.“, sagte er schnell.
„Was meinst du mit 'Hilfe?'“, fragte sie argwöhnisch.
„Meine Freunde, Ron und Hermine – sie sind wirklich gut in solchen Dingen. Ich werde sie fragen, ob sie kommen, damit sie mir helfen können, eine Lösung zu finden. Allerdings werden sie wohl einige Zeit bleiben müssen – solange wir nach den richtigen Zaubern suchen. Ich bin mir sicher, dass es sehr fortgeschrittene Magie ist, wenn Professor Dumbledore es getan hat.“, sagte Harry während er sich im Kopf schon einen Plan zurecht legte.
Tante Petunia legte missbilligend die Stirn in Falten. „Ich weiß nicht recht...“
„Also gut... Ich kann es nicht alleine machen also werde ich wohl gehen müssen.“, erwiderte Harry und ging sogar so weit, sich bereits herum zu drehen und einen Schritt in Richtung Tür zu machen.
„Nein!“, schrie Tante Petunia. „In Ordnung... dein Freund kann sich bei dir einquartieren und das Mädchen kann im Gästezimmer schlafen. Ich werde keine... Aktivitäten... unter meinem Dach dulden.“
Bei der Vorstellung, wie rot Rons Ohren wohl geworden wären, wenn er diese Bemerkung gehört hätte, musste Harry grinsen. Das Ganze entwickelte sich besser, als er es sich hätte erhoffen können. „Also dann... abgemacht.“
„Du musst mir aber versprechen, dass ihr Vernon und Dudley nicht über den Weg lauft. Wenn Vernon zu Hause ist müsst ihr in deinem Zimmer bleiben und ich will, dass das Ganze so schnell wie möglich von statten geht.“
„Da sind wir dann wohl einer Meinung“, murmelte Harry.
„Ach, und noch etwas. Deine Freunde müssen ihr eigenes Essen mitbringen. Ich kann es mir nicht leisten, deine verrückten Freunde hier auch noch durchzufüttern. Vernon würde das nie zulassen. Sie bringen also ihr eigenes Essen mit oder du teilst deines mit ihnen. Ich werde keine Verantwortung für sie übernehmen.“, sagte Petunia. Langsam fiel sie wieder in ihr altes Verhaltensmuster zurück.
Harry hatte keine andere Wahl, als zuzustimmen. Er hatte nicht weiter darüber nachgedacht, was sie essen würden. Er konnte nur hoffen, dass Hermine besser darauf vorbereitet war. Ihr war sicher klar, dass die Dursleys einen Hang dazu hatten, ihm Nahrung vorzuenthalten. Wenn Mrs. Weasley nicht allzu sauer auf sie war, würde sie ihnen eventuell etwas schicken, oder vielleicht könnte ja auch Ginny helfen...

Ginny.

Harry kam jedoch zu dem Schluss, dass sie Ginny in keinster Weise in diese Angelegenheit mit hineinziehen durften. Es wäre ihr gegenüber einfach nicht fair... und außerdem glaubte er nicht, dass er es würde ertragen können, so nah und doch so weit von ihr entfernt zu sein.
‚Ihre Anwesenheit wäre sicherlich ein guter Kontrast zu Tante Petunia', sagte eine leise, verräterische Stimme in seinem Kopf.'
Hör auf damit, sagte er streng zu sich selbst. Ginny durfte einfach nicht mit hinein gezogen werden.

„Ich werde eine Eule schicken. Ich bin sicher, dass sie schnell kommen können – sie sind beide erwachsen.“, sagte Harry und sah, wie erneut Panik in Tante Petunias Gesicht aufstieg.
„Was soll das heißen? Sind sie in der Lage ihre... ihre... du weißt schon was zu benutzen? Ich will das nicht in meinem Haus! Du hast doch gesagt, dass sie herkommen, um dir bei den Nachforschungen zu helfen.“, sagte sie mit einem Wimmern in der Stimme.
„Tante Petunia, sie kommen hierher, um einen Zauberspruch zu finden, von dem du wolltest, dass ich ihn ausführe. Willst du mir jetzt weismachen, dass sie dazu keine Magie benutzen dürfen?“, fragte Harry und hatte sichtlich Spaß an dieser Situation.
Tante Petunias Lippen zogen sich zu einem schmalen Strich zusammen. „Ein Mal, nur diese eine Mal. Das bist du mir schuldig. Du musst deinem Cousin helfen und dann werdet ihr verschwinden. Ich will nichts mehr mit dir und Deinesgleichen zu tun haben. Vernon mag es nicht, wenn er etwas Unnatürliches sieht – er ist auch so schon unzufrieden genug mit dir.“
„Was für eine Neuigkeit...“, murmelte Harry.
„Er hat sich darüber beschwert, dass du geerbt hast und es nicht für nötig gehalten hast, uns über diese Situation aufzuklären.“, sagte Tante Petunia mit sichtlichem Missfallen. „Wir haben dich 16 Jahre lang durchgefüttert und jetzt, da du ein eigenes Dach über dem Kopf hast... meinst du nicht, dass wir eine kleine Gegenleistung verdient haben?“
„Ihr werdet nichts von dem bekommen, was Sirius gehörte.“, sagte Harry hitzig. Er selbst mochte vielleicht nichts mit dem Haus am Grimmauldplatz zu tun haben wollen, aber er würde es auf keinen Fall zulassen, dass die Dursleys es sich unter den Nagel rissen. Er verdankte Sirius so viel.
Harry atmete tief ein, um sein Temperament unter Kontrolle zu halten. Zwischen zusammengebissenen Zähnen presste er hervor: 'Es würde euch sowieso nicht viel Freude bereiten. Es ist ein magisches Haus – Muggel können es nicht sehen, obwohl ich annehme, dass Dudley wohl dazu in der Lage wäre…“
Tante Petunias Augen weiteten sich vor Schreck. „Genug! Duddylein wird ganz sicher nichts von euren unnatürlichem Dingen sehen. Los, geh und verschick deinen Brief... und sag ihnen, dass sie ihr eigenes Essen mitbringen sollen.“, erwiderte sie sofort und stürmte aus dem Raum.
Harry schaute grimmig drein. Er wollte dieses Haus so schnell wie möglich verlassen, um seine Nachforschungen über die Horcruxe zu beginnen.

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Die Türglocke schreckte Harry aus seinen Gedanken. Er war oben in seinem Zimmer gewesen und hatte seine wenigen Besitztümer aus dem Schulkoffer gepackt. Es schien, als würden er und Ron in seinem kleinen Schlafzimmer ein wenig eingeengt sein, und so dachte er, dass ein wenig Organisation eigentlich nicht schaden konnte. Jedenfalls wollte er damit fertig sein, bevor Hermine ankam und etwas davon mitbekam. Er wollte nicht, dass sie das in den falschen Hals bekam und am Ende noch glaubte, er würde das ihretwegen tun... sie würde ihn damit nie mehr in Ruhe lassen.
Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr und stellt erleichtert fest, dass sie noch eine halbe Stunde hatten, bevor Onkel Vernon nach Hause kam. Das sollte ihnen gerade noch genug Zeit geben, sich einzurichten - und Tante Petunia genug Freiraum, um Onkel Vernon über ihr Kommen aufzuklären, denn auch wenn sie die meiste Zeit in Harrys Zimmer verbringen würden, so war es doch relativ unwahrscheinlich, dass es Onkel Vernon nicht auffallen würde, dass zwei weitere Leute sein Badezimmer benutzten.
Hoffentlich konnte sich Tante Petunia etwas einfallen lassen, um Onkel Vernon zu beschwichtigen, dann bräuchten er, Ron und Hermine ihm einfach nur noch aus dem Weg zu gehen. Es wäre für alle das beste, eine Konfrontation zu vermeiden, was sich allerdings als schwierig herausstellen könnte, denn dass Ron versuchen musste, wie ein Muggel zu leben, war an und für sich schon eine Aufgabe von trimagischem Kaliber.
Harry konnte es kaum noch erwarten und erfreut stellte er fest, dass seine Vorfreude auf ein Ereignis bei den Dursleys noch nie so groß gewesen war, wie jetzt, bei dem Gedanken an Rons Ankunft in ihrem so geordneten Leben. Das wäre ihm schon einige, gehörige Standpauken wert...

Er schloss die Tür seines Schlafzimmers und eilte die Treppe hinunter. Nur entfernt nahm er wahr, dass Tante Petunia mit gerecktem Hals aus dem Küchenfenster spähte. Dudley war nirgends zu sehen.
Harry öffnete die Haustür, als die Glocke ein zweites Mal läutete.
„... meinst du, dass es jemand beim ersten Mal gehört hat?“, fragte Ron gerade.
Hermine rollte mit den Augen. „Hi Harry“, sagte sie strahlend bevor sie ein entsetztes Keuchen von sich gab. „Harry! Was ist mit deinem Gesicht passiert?“
Harry legte eine Hand auf seine Wange und zuckte augenblicklich zusammen. Er war so tief in seinen Überlegungen versunken gewesen, dass er überhaupt nicht mehr darauf geachtet hatte. „Lange Geschichte. Ich habe euch eine Menge zu erzählen.“
„Ist alles geregelt?“, fragte Hermine und sah ihn zweifelnd an.
„Natürlich ist es das“, sagte Ron, packte Hermine am Arm und zog sie mit sich ins Haus. Es war offensichtlich, dass er keinerlei Ausreden akzeptieren würde. „Hör einfach mal für eine Minute auf zu reden und lass ihn erklären, was hier vor sich geht... danach können wir in aller Ruhe entscheiden, was wir dagegen tun können…“
Harry trat grinsend zurück und erlaubte ihnen, einzutreten. „Alles okay Hermine. Kommt mit hoch, da können wir ungestört reden.“
Weder Ron noch Hermine machten irgendwelche Anstalten sich zu bewegen. Sie standen beide im Flur und schauten sich das Haus genauer an. Er sah, wie Hermine die Stirn runzelte, als ihre Augen über die unzähligen Bilder von Dudley streiften, welche die Wände und jede noch so kleine Stelle des Salons zierten. Vergnügt stellte er fest, dass nun ein neues Foto den klein Tisch schmückte, auf dem noch einige Stunden zuvor die nun kaputte Vase gestanden hatte.
Ron brachte grunzend sein Missfallen zum Ausdruck, während sich Hermines Augenbrauen immer weiter zusammen zogen als sich ihr Blick verfinsterte. Harry konnte es ihnen nicht verdenken – Dudley war nicht schön anzusehen, so viel war sicher.
Harry war sehr darauf bedacht, die beiden so schnell wie möglich aus dem Salon zu bekommen, und somit auch außer Reichweite von Tante Petunias neugierigen Augen, bevor sie noch etwas belauschen konnte, was nicht für ihre Ohren bestimmt war.
„Onkel Vernon wird bald nach Hause kommen, also schlage ich vor, wir gehen besser nach oben. Ich habe wie gesagt, viel zu erzählen.“, sagte Harry und versuchte, seine Freunde in Richtung Treppe zu bugsieren.
Hermine schaute jedoch interessiert über seine Schulter.
„Sie müssen wohl Harrys Tante sein.“, sagte sie. „Ich bin Hermine Granger. Harry hat bestimmt schon mal von mir erzählt. Wir sind seit unserem ersten Schuljahr befreundet.“

Harry stöhnte innerlich auf. Zu spät.

„Kannst du es machen? Kannst du meinem Duddy helfen?“, fragte Tante Petunia und ignorierte dabei Hermines ausgestreckte Hand. Stattdessen starrte sie die junge Hexe unverwandt an.
„Ihm helfen? Wobei?“, fragte Hermine erschrocken.
Tante Petunia drehte sich zu Harry um. „Ich dachte, sie wissen, was zu tun ist“, zischte sie ihn an. „Ich habe ihnen erlaubt, hierher zu kommen, weil du gesagt hast, dass sie ihm helfen könnten. Sie sind in deinem Schuljahr... warum wissen sie, wie man es macht, und du nicht?“ Sie zeigte mit einem ihrer knochigen Finger missbilligend auf Ron. „Ich erkenne den da wieder... er war dabei, als diese Familie dich vor ein paar Jahren hier abgeholt und unser halbes Wohnzimmer in Schutt und Asche gelegt hat.“
„Ich habe gesagt, dass ich etwas Unterstützung brauche... und das sind sie.“, erwiderte Harry und versuchte seine Tante zu beruhigen. „Im Gegensatz zu mir, sind sie nicht mehr minderjährig. Ich konnte ihnen nur sagen, dass ich Hilfe brauche – sie kennen bis jetzt noch keine Einzelheiten. Gib uns einfach ein bisschen Zeit und wir werden das alles wieder in die richtigen Bahnen lenken.“
„Was geht hier vor, Harry?“, fragte Ron. Seine Augen huschten von Harry zu Petunia, und wieder zurück.
„Nicht jetzt, Ron,“, sagte Harry angespannt.
„Wie lange wird das ganze dauern?“, wollte nun Tante Petunia wissen. „Ich kann deinen Onkel nur für eine Weile hinhalten. Ich will, dass ihr das so schnell wie möglich wieder richtet und dann von hier verschwindet.“
„Nichts würde ich lieber tun.“, presste Harry hervor. „Gib uns zwei Wochen Zeit und wir müssen uns nie wieder begegnen.“
„Mrs. Dursley...“, sagte Hermine mit geweiteten Augen.
„Zwei Wochen? So lang? Erwartest du wirklich von mir, dass ich euch so lange hier behalten werde?“, kreischte Tante Petunia.
„Ich nehme mal an, du willst nicht, dass uns dabei ein Fehler unterläuft und Dudley dadurch irgendwie Schaden nimmt, oder?“, fragte Harry zurück.
Tante Petunia wurde kreidebleich. „Du tust besser nichts, was meinen Duddy wehtun könnte. Das würde dir so passen. Ich weiß nicht, warum ich dich überhaupt mit solch einer wichtigen Angelegenheit betraue. Du warst doch immer eifersüchtig auf Dudley...“
„Einen Moment...“, versuchte Hermine erneut, das Wort zu ergreifen.
Weder Harry noch seine Tante würdigten sie eines Blickes.
Harry rollte mit den Augen. „Das ist genau das, was ich schon immer wollte – mehr wie Duddylein sein. Du vertraust es uns an, weil du keine andere Wahl hast! Wir können natürlich auch einfach wieder gehen, wenn dir das lieber ist…“
Tante Petunia starrte ihn noch einen Moment lang an... dann gab sie endgültig auf. „Geht nach oben und seit ruhig bis ich mit deinem Onkel reden kann. Ihr dürft Dudley unter keinen Umständen aufregen.“

Die Worte waren noch nicht ganz aus ihrem Mund, als plötzlich die Haustür aufschwang und einen überraschten Vernon Dursley offenbarte. Der blieb wie angewurzelt stehen und starrte verwirrt in die Gesichter, die nicht minder geschockt zu ihm zurück starrten.
Onkel Vernons Gesichtsfarbe verwandelte sich langsam von Rot zu Purpur, bevor er schließlich anfing, zu schreien. „DU! Was zum Teufel treibst du hier? Was hat das alles zu bedeuten?“ Seine Augen verengten sich. „Was hast du meiner Familie dieses Mal angetan, Junge?“
„Hallo Onkel Vernon“, antwortete Harry trocken.
„Sprich ja nicht in diesem Ton mit mir. Du bist hier nicht länger willkommen - nicht das du das jemals gewesen wärst. Raus hier und nimm deine verdammten Freunde mit!“
Harry grinste. „Ich denke, da ist Tante Petunia anderer Meinung.“
Tante Petunia starrte ihn böse an.
Onkel Vernon warf einen entrüsteten Blick von Harry zu Tante Petunia, schien allerdings ihrem Blick nicht standhalten zu können. „Petunia?“, jammerte er.
„Sie müssen bleiben, Vernon. Sie werden nicht lange hier sein und danach werden wir ihn für immer los sein.“, sagte sie und schwenkte ihre Hand in Richtung Harry.
„Aber . . . aber... aber“, stotterte Vernon.
„Ich bin keineswegs glücklich darüber, aber so ist es nun mal.“, antwortete sie mit fester Stimme.
Onkel Vernons Gestalt sank augenblicklich in sich zusammen, bevor er sich wieder Harry zuwandte. „Ich werde keine deiner seltsamen Machenschaften hier dulden, Junge, und ich muss mit dir noch über dein Erbe reden, welches du letzten Sommer so geschickt vergessen hast, zu erwähnen. Wie war das noch mal? Dein toter Pate hat dir ein Haus hinterlassen? Dachtest wohl, du könntest diese Information ganz für dich behalten, was?“
Harrys Gesicht blieb ungerührt.
„Es wäre nicht gut für uns, Vernon. Es ist ein... ein unnatürliches Haus. Wir wären nicht mal in der Lage, es zu sehen, und es ist voller verrückter Dinge.“, antwortete Tante Petunia mit einem leichten Schaudern. Dann wandte sie sich an Harry. „Geht nach oben und macht euch für die Nacht fertig. Ihr werdet für euch selbst sorgen müssen, denn wir werden zum Essen ausgehen.“
Harry wandte sich wieder seinen Freunden zu, die ihn immer noch geschockt anstarrten „Die Treppe hoch, erste Tür rechts.“, sagte er und nickte mit dem Kopf in Richtung Treppe.
Ron und Hermine eilten ohne ein weiteres Wort nach oben.

Als Harry in dieser Nacht im Bett lag, hatte er das Gefühl, dass er viel älter war, als 16, und er wünschte, sein Geist wäre genauso müde, wie sein Körper. Er hatte Ron und Hermine genau erklärt, was mit Dudley geschehen war und welche Erklärung Tante Petunia dafür gehabt hatte.
Er musste zugeben, dass er es ein wenig genossen hatte, als Ron und Hermine ihrer Empörung darüber Ausdruck verliehen hatten, wie Harrys Verwandte mit ihm umgingen.
Ron hatte immer mehr Erfindungen der Zwillinge aufgezählt, die man an den Dursleys ausprobieren konnte und sogar Hermine hatte den einen oder anderen Fluch vorgeschlagen. Es wärmte Harry das Herz, ihnen dabei zuzuhören, auch wenn er niemals zulassen würde, dass sie seinetwegen in Schwierigkeiten geraten würden. Dennoch genoss er es, diese Missetaten auszuhecken.
Hermines Eltern hatten sie nicht gehen lassen wollen – sie hatten sie während des ganzen letzten Schuljahres nur einmal zu Gesicht bekommen, und das war an Weihnachten gewesen – Doch Hermine hatte darauf beharrt, dass sie nun in der magischen Welt als Erwachsene gelte, und das dies etwas sei, das sie tun müsse.
Ron war jedoch weit weniger auskunftsfreudig. Erst nach unzähligen Sticheleien und Schmeicheleien hatte er ihnen endlich erzählt, wie seine Eltern auf die große Offenbarung reagiert hatten. Ron hatte seiner Mutter allerdings nur gesagt, dass er den Sommer im Ligusterweg verbringen würde, ihr aber verschweigen, dass er im September nicht mehr nach Hogwarts zurückkehren würde. Hermine hatte mit einem finsteren Blick ihr Missfallen zum Ausdruck gebracht und etwas gemurmelt, dass verdächtig nach 'Feigling' klang.
Sie hatten noch sehr lange über Dudley geredet und sich gefragt, was Dumbledore wohl getan haben könnte, um Dudleys Magie zu blockieren.
Harry hatte immer noch Schwierigkeiten, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass Dudley ein Zauberer war. Es war einfach vollkommen irrsinnig.
Am Ende hatte Hermine versprochen, sich das Ganze mal genauer anzuschauen, solange sie im Ligusterweg waren. Es würde ihnen ein wenig die Zeit vertreiben, und wenn es hart auf hart käme, könnte sie immer noch einen Aufmunterungszauber auf Dudley anwenden, bevor sie das Haus verließen. Das würde Dudley für eine Weile bei Laune halten.

Es war schon sehr spät, als sie schließlich in ihre Betten krochen. Harry hatte Hermine das Gästezimmer gezeigt und ihr vorgeschlagen, ein Schloss an der Tür anzubringen. Ron hatte sie nicht allein in dem Zimmer lassen wollen, doch als Harry vorschlug, dass Ron ja mit ihr da drin bleiben könnte, wurde er sehr schnell wieder still. Harry lächelte in der Dunkelheit, als er sich an Rons Gesichtsausdruck erinnerte.
Hermine hatte seinen Schreibtisch in ein weiteres Bett verwandelt und versprochen, am nächsten Morgen noch ein paar weitere Veränderungen in seinem Zimmer vorzunehmen.
Harry hatte weder Ron noch Hermine nach Ginny gefragt und auch sie hatten das Thema nicht angeschnitten. Er wusste nicht, ob das nun gut oder schlecht war. Er wusste, dass er sie einfach vergessen musste, aber er hatte nicht erwartet, dass das so schwer sein würde. Er tat doch das richtige, oder?
Er musste sie um jeden Preis beschützen. Wenn ihr seinetwegen etwas zustoßen würde... Harry wusste nicht, ob er das überleben würde.
Diese letzten paar Wochen, in denen sie zusammen gewesen waren, hatten ihm für einen kurzen, strahlenden Augenblick das Gefühl gegeben, als wäre er normal. Nichts anderes war von Bedeutung gewesen. Weder Voldemort, noch die Horcruxe oder die Prophezeiung. Er war einfach nur Harry Potter, ein 16-jähriger Zauberer, der sich in eine wunderschöne, rothaarige Hexe verliebt hatte.

Verliebt hatte?

Moment mal... Woher kam denn jetzt dieser Gedanke? Harry wusste nicht, ob er sie liebte, oder nicht – er hatte bis jetzt noch nie darüber nachgedacht. Woher sollte er wissen, was Liebe ist? Er wusste nur, wie er sich in ihrer Nähe fühlte – so lebendig und frei. Mit ihr kam es ihm vor, als könnte er einfach alles tun.
Mit Ginny zusammen zu sein, hatte ihn dazu veranlasst, mehr aus sein Leben machen zu wollen.
Er kannte den Inhalt der Prophezeiung und ein Teil von ihm hatte schon immer gewusste, dass er am Ende sowieso sterben würde. Er hatte einfach nur gehofft, dass er Voldemort noch mit sich nehmen könnte. Aber sie hatte natürlich dazwischen funken müssen. Sie hatte ihm gezeigt, wie das Leben sein könnte, und verdammt noch mal, er wollte mehr.

Harry stöhnte auf, rollte sich auf die andere Seite und schlug kräftig in sein Kissen.
„Harry“, murmelte Ron mit verschlafener Stimme.
Harry hielt inne; er hatte ganz vergessen, dass Ron auch noch da war.
„Ja?“
„Geht‘s dir gut?“
„Ja.“

Ron war einen Moment lang ruhig und Harry dachte schon, er wäre wieder eingeschlafen, als Ron plötzlich wieder sprach: „Ginny schien nicht sehr froh darüber, dass ich hierher kommen würde.“, sagte er mit einer Stimme, die viel zu beiläufig klang um noch natürlich zu wirken.
Harry hatte das Gefühl, als würde alle Luft aus seinen Lungen gepresst werden. „Oh“, antwortete er mit erstickter Stimme.
Ron wurde wieder still, als warte er darauf, dass Harry weiter sprach. Als Harry nicht antwortete fragte er schließlich: „Du hast mit ihr Schluss gemacht, oder?“
Harry atmete tief ein. „Ja“, antwortete er und spannte alle Muskeln an, für den Fall, das Ron sich gleich auf ihn stürzen würde.
Ron seufzte. „Ich glaube du hast die richtige Entscheidung getroffen.“, sagte er. „Es wäre viel zu gefährlich für sie, mit uns zu kommen. Trotzdem wirst du eine Menge wieder gutmachen müssen, wenn das alles vorbei ist.“
Zu sagen, dass Harry überrascht war, wäre stark untertrieben. Dennoch sammelte er sich für das, was er jetzt sagen musste. „Ich habe sie nicht gebeten, auf mich zu warten, Ron. Wir haben keine Ahnung, wie lange das ganze dauern wird oder ob ich überhaupt noch da sein werde, wenn das alles vorbei ist.“
„Red nicht so, Harry“, antwortete Ron grimmig. „Natürlich wirst du dann noch da sein. Und sie wird auf dich warten.“
Ron schwieg erneut und dieses Mal war es an Harry, darauf zu warten, dass der andere weiter sprach. Als ihm schließlich klar wurde, dass Ron dieser Aussage nichts mehr hinzuzufügen hatte, konnte Harry seine Neugier nicht mehr unterdrücken. Er wünschte, er könnte die Hoffnung kontrollieren, die mit einem Mal sein Herz erfüllte – aber er konnte es nicht...
„Woher weißt du das?“, fragte er zögernd.
„Sie bat mich, auf dich aufzupassen.“, antwortete Ron, „Als ob ich das nicht immer tun würde.“, fügte er mit einem Schnauben hinzu.
Harry rieb sich hastig die Augen. Sie sorgte sich um ihn.
„Danke Ron“, sagte er, und im selben Moment wünschte er, dass seine Stimme dabei nicht so schroff geklungen hätte. Er drehte sich wieder auf die Seite und lauschte dem Surren der Insekten, die draußen vor dem offenen Fenster umher flogen, während seine Gedanken wieder zu den wenigen Erinnerungen an die viel zu kurze Zeit mit Ginny wanderten.
Rons Stimme durchbrach erneut die Stille im Raum.
„Wenn das alles vorbei ist und du ihr noch mal das Herz brichst, muss ich dich natürlich verprügeln.“
Harry grinste in sein Kissen. „Du könntest es versuchen.“
„Glaub nicht, ich würde es nicht tun.“
„Nacht, Ron.“
„Nacht, Harry.“


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