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Fanfiction

The Seventh Seal - Protect Me... - ...From The Tangerine

von LiliaRose

Danke an die tollen Reviewer und all die Schwarzleser, die mir keinen Kommentar hinterlassen haben ;)





Und als es das dritte Siegel auftat, hörte ich die dritte Gestalt sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd. Und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme mitten unter den vier Gestalten sagen: Ein Maß Weizen für einen Silbergroschen und drei Maß Gerste für einen Silbergroschen; aber dem Öl und Wein tu keinen Schaden!

Die Offenbarung des Johannes




Ein Spalt Sonnenlicht fiel durch die zugezogenen Vorhänge direkt in Harrys Gesicht. Er erwachte in einer denkbar unbequemen Position, ein Arm über den Kopf auf die Lehne gelegt, während seine Beine seitlich zu Boden hingen. Er blinzelte einige Male und öffnete die Augen schließlich ganz. Die dünne Decke, die Draco ihm für diese Nacht gegeben hatte, war hinuntergerutscht und lag jetzt zerknüllt auf dem hölzernen Boden.

Gähnend richtete er sich auf, rieb sich die Augen und schnappte sich seine Brille, die er vor dem Schlafengehen auf dem Couchtisch abgelegt hatte. Er sah sich kurz um, blickte in den hellen Strahl der durch das Fenster hineinbrach und wunderte sich, dass ihm der übliche Anblick tanzender Staubkörnchen verwehrt blieb. Er schüttelte den Kopf und rieb sich erneut die Augen, wobei er seine Brille ein Stück mit den Fingern anhob. Es war eine unruhige Nacht gewesen, mit wenig Schlaf und vielen Alpträumen, an die er sich nicht mehr erinnern konnte.

Seine Haut klebte noch immer vom Schweiß, der sich während dem Schlaf gebildet hatte. Er war aufgeschreckt und hatte sich panisch und orientierungslos umgesehen, bis ihm eingefallen war, dass er Draco darum gebeten hatte, dass er diese Nacht in seinem Haus verbringen konnte. Malfoy, seinen Erzfeind.

Schnaubend lehnte Harry sich auf der Couch zurück, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und starrte in den Kamin, der wohl schon lange nicht mehr benutzt worden war. Ein paar Holzscheite waren darin übereinander gestapelt, anscheinend zur Dekoration und nicht, weil sie tatsächlich eines Tages brennen sollten.

Er hob die Hüften an, um an die Schachtel zu kommen, die er die ganze Zeit über in seiner Hosentasche gehabt hatte, und fummelte eine leicht verbogene Zigarette heraus. Er zündete sie an und zog genüsslich daran, während sanfte Spiralen blauen Rauchs in die Luft stiegen und endlich so etwas wie Leben in den Raum brachten.

Vielleicht wäre es das Beste, jetzt einfach aufzustehen, diese Ort zu verlassen und nach Hause zu gehen, wo eine leere Rolle Pergament darauf wartete, von ihm beschriftet zu werden. Erneut nahm er einen tiefen Zug, blies den Rauch in die Luft und sah ihm eine Weile zu, wie er sich drehte und wendete und verschiedene Straßen bildete, die nach und nach in der Luft verblassten.

Sein Blick fiel auf die große Standuhr. Es war erst halb sieben und wahrscheinlich schlief Draco noch zusammengerollt in einem großen Bett.

Harry wusste natürlich nicht, ob Draco tatsächlich ein großes Bett hatte und in welcher Position er es bevorzugte, zu schlafen, war ihm auch nicht bekannt, doch er konnte sich Draco nicht in einem Einzelbett vorstellen, alle Viere von sich gestreckt und mit offenem Mund.

Belustigt beugte er sich nach vorn, um nach seinen Schuhen zu greifen, die er neben dem kleinen Tisch abgestellt hatte. Er schlüpfte hinein, ließ die Schuhbänder offen und stand auf. Leise schritt er in die Eingangshalle und auf die Tür zu, durch die er gestern Abend hinein gekommen war, als er ein Fluchen vernahm.

Er hielt inne und wandte sich um.

Rechts von ihm, etwas versteckt hinter der Treppe, befand sich eine Schiebetür, die nur zur Hälfte geschlossen war. Erneut hörte er Dracos Stimme und Harry glaubte, dass er sich mit irgendjemandem unterhielt. Vielleicht hatte er sich Verstärkung geholt, um ihn auszuradieren - das würde ihm ähnlich sehen. Wahrscheinlich konnte er von Glück reden, dass er nicht längst tot auf der Couch lag, getroffen von einem Avada Kedavra oder in den Wahnsinn getrieben von einem Cruciatus.

Er warf die Zigarette in eine große, leere Vase und ging neugierig auf die Tür zu, darauf bedacht, keinen Lärm zu machen. Er drückte sich an der Wand entlang und lugte in einen großen Raum, der wohl eine Art Esszimmer war. Ein runder Tisch aus dunklem Holz stand in der Mitte auf einem roten Teppich, der mit goldenen Ornamenten und Kordeln verziert war.

Auf der anderen Seite des Raumes befand sich eine große Bar, welche die gesamte Front einnahm. Spiegelfließen waren an der Wand angebracht und reflektierten die unzähligen Gläser und Flaschen.

Harry starrte Draco an, der, mit dem Rücken zu ihm, auf einem der Stühle saß, die Schultern nach oben gezogen und anscheinend sehr konzentriert. Er flüsterte irgendetwas, war jedoch allein, soweit Harry das beurteilen konnte.

Lautlos zwängte er sich durch den Tür-Spalt und ging leise auf Draco zu, der ihn noch nicht bemerkt hatte. Er reckte seinen Kopf und sah über Dracos Schulter hinweg auf seine Hände, die angestrengt an irgendetwas arbeiteten. Als er näher hinsah, erkannte er, dass es sich dabei um eine Mandarine handelte.

"Du verfluchtes...", murmelte Draco und schmiss eine dünne Schlange orangefarbener Schale auf den Tisch.

"Was tust du da?", fragte Harry lachend.

Draco schrie auf und fuhr erschrocken herum, wobei die Mandarine auf den Boden fiel und davon rollte. Er griff sich an die Brust und funkelte Harry wütend an, der grinsend auf ihn hinab blickte.

"Idiot", keuchte Draco und stand auf. Er bückte sich nach der Mandarine und kehrte an seinen Platz zurück. "Hast du nichts Besseres zu tun als mich zu erschrecken?" Er schien wirklich verärgert zu sein.

Harry setzte sich zu ihm, die Finger ineinander verschränkt und betrachtete ihn eine Weile, ohne etwas zu sagen. Dracos Hände pfriemelten nervös an der Schale herum, zupften immer wieder kleine Stückchen davon ab und ließen sie auf den Tisch fallen. Unter seinen kurzen Fingernägeln hatte sich bereits ein beachtlicher gelber Film gebildet.

Harry unterdessen hatte das Eindruck, Draco bei etwas enorm Wichtigem gestört zu haben und nun war dieser nicht mehr in der Lage, sein Werk zu vollenden. Am liebsten hätte er ihn allein gelassen, ihn das machen lassen, was ihm gerade so kläglich misslang. Doch er konnte sich nicht dazu aufraffen, einfach aufzustehen und zu gehen. Er wollte Draco zusehen.

Wieso er das wollte war ihm nicht ganz klar. Vielleicht fühlte er sich besser, wenn er Draco bei einer solch sinnlosen Handlung betrachten konnte, deren Zweck allein darin bestand, sich zu beschäftigen, zu vergessen, dass er vollkommen allein war.

Und tatsächlich sah Draco ziemlich einsam aus, wie er dort saß, mit in Konzentration verzogenen Gesichtszügen, einer tiefen Falte, die sich über seinem Nasenrücken gebildet hatte, das Rückgrat gekrümmt und ein unkontrolliertes Zittern in den milchweißen Händen.

Harry starrte auf seinen Mund, welcher begann, stumme Worte zu Formen. Wie oft war er wohl hier gesessen, mit einer Mandarine in den Händen und hatte versucht, sie so zu schälen, dass letztendlich nur eine einzige lange Schlange orangefarbener Schale übrig blieb - nicht um die Mandarine zu essen, sondern weil er es schaffen wollte, weil er eine Herausforderung brauchte?

Plötzlich fühlte Harry sich gar nicht mehr so gut dabei, Draco zu beobachten. Also stand er auf. "Dusche", sagte er leise, da er die Stille nicht durch unnötig laute Worte zerstören wollte.

Draco sah verwundert zu ihm auf, ganz als hätte er völlig vergessen, dass Harry hier war und wahrscheinlich war genau dies der Fall. Er nickte kurz, entließ die mittlerweile übel zugerichtete Mandarine aus seinen Fingern, wobei sie in einen Berg zerrupfter Schale fiel, und stand auf, um Harry den Weg zu zeigen.

Er führte ihn die Treppe hinauf und einen schmalen Gang mit vielen Türen entlang. Dieser Teil des Hauses war düster und schäbig. Doch Draco schien es nicht zu kümmern, dass die alten, gelblich verfärbten Tapeten von den Wänden hingen, welche an manchen Stellen bröckelten und schwarze Schimmelflecken aufwiesen. Der Holzfußboden knarzte und immer, wenn Harry einen Schritt tat, wirbelte eine kleine Wolke Staub um seine Schuhe herum.

Draco hielt am Ende des Ganges inne, zog eine Tür auf und bedeutete Harry einzutreten. Dann wandte er sich Wortlos um und steig die Treppen hinunter. Eine ganze Weile lang blickte Harry auf den oberen Treppenabsatz, dort hin wo Draco soeben verschwunden war, bis er die Tür zuzog und sich umsah.

Im Gegensatz zum Gang schien das Badezimmer das Privileg zu besitzen, nicht völlig verwahrlosen zu müssen. Ein riesiger Spiegel war an der rechten Wand angebracht und von vielen runden Lampen umgeben, die ein angenehmes Licht schafften und überall dort, wo eine große Topfpflanze stand, verzerrte Schatten an die Wand warfen.

Die weißen Fliesen glänzten und fassten die große Badewanne und die separate Dusche ein. Viele kleine Dekorationsgegenstände in Form von Muscheln oder kleinen gelben Enten standen am Wannenrand und auf der Ablagefläche neben dem Waschbecken.

Schmunzelnd zog Harry sich aus, warf seine Kleidung in die leere Ecke hinter der Tür, legte seine Brille ohne sie zuzuklappen auf dem Rand des Waschbeckens ab und stieg in die Dusche. Es dauerte eine Weile, bis er die richtige Temperatur gefunden hatte und trat dann in den Strahl Wasser, der an seinen Schultern abprallte und gegen die Wand der Duschkabine aus Glas spritzte.

Er senkte den Kopf und ließ das Wasser über seinen Rücken laufen, wobei er die Arme zur linken und rechten der silbernen Armatur gegen die Wand stemmte. Das Wasser rann in kleinen Bächen aus seinen Haaren und die Konturen seines Kiefers entlang. Er schloss die Augen und richtete sich auf. Dann fuhr mit den Händen durch sein Haar, wischte sich über das Gesicht, ließ die Finger über den Hals wandern, die Brust hinunter bis zum Bauch, als er die Tür zuschlagen hörte.

Irritiert kniff er die Augen zusammen, um etwas sehen zu können. Der Dampf, den das heiße Wasser erzeugt hatte, erfüllte den ganzen Raum. Vorsichtig öffnete er die Tür der Dusche und spähte hinaus. Frische Klamotten und ein großes Handtuch lagen übereinander gestapelt auf dem Waschbecken, seine Brille war zugeklappt und fein säuberlich in der Mitte darauf platziert. Seine Kleidung war verschwunden, bis auf die Schuhe, die neben der Tür standen.

Amüsiert schüttelte Harry den Kopf und zog die Tür wieder zu. Dabei fiel sein Blick auf die beschlagene Scheibe, an der deutlich erkennbar ein Handabdruck zu sehen war, von dem einige Wassertropfen langsam gen Boden liefen.



Und als es das vierte Siegel auftat, hörte ich die Stimme der vierten Gestalt sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: Der Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Und ihnen wurde Macht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten mit Schwert und Hunger und Pest und durch die wilden Tiere auf Erden.

Die Offenbarung des Johannes




Als Harry die Treppen hinunterstieg und in das Esszimmer trat, waren die Mandarinenschalen einer Tasse heißer Schokolade gewichen. Die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und mit einer Tasse an den Lippen, saß Draco dort, auf dem selben Platz wie vorhin, jedoch in eine ähnliche Trance verfallen.

Harry hatte das Verlangen, ihn anzusprechen, ihn zu fragen, was sein Handabdruck auf der Duschkabine zu suchen hatte, ihn anzuschreien, dass er ihn bespannt hätte. Doch er brachte es nicht über sich. Nicht etwa weil Draco wie ein Häufchen Elend allein an diesem großen Tisch saß und seinen trostlosen Gedanken nachhing, sondern weil er selbst zu müde war, um einen Streit anzufangen, der wahrscheinlich nur auf eine sinnlose Prügelei oder das überstürzte Verlassen dieses Hauses hinauslaufen würde.

Er ließ sich ihm gegenüber nieder, legte seine Hände auf dem Tisch ab und richtete seinen Blick auf die gegenüberliegende Wand, wo ein großes Fenster das sanfte Tageslicht in den Raum fluten ließ. Es war ein schöner Tag. Nur vereinzelt waren weiße Wolken am Himmel zu erkennen und die Sonne schien auf den Garten hinab, der nicht mehr ganz so schäbig wirkte wie am Tag zuvor.

Er stellte sich vor barfuß durch die Wiese zu laufen, jeden einzelnen Grashalm unter seinen Fußsohlen zu spüren, das Gesicht in die wärmenden Sonnenstrahlen zu halten und den Duft von blühendem Flieder, der die Luft erfüllte, tief in sich aufzunehmen.

Mit einem leisen 'Klonk' stellte Draco die völlig unberührte heiße Schokolade, die mittlerweile kalt geworden war, auf dem Tisch ab, umschloss sie fest mit seinen Händen und starrte auf die faltige Haut die sich auf der hellbraunen Flüssigkeit gebildet hatte.

Harry beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Er schien auf etwas zu warten. Ein Wort Harrys, eine Reaktion, irgendetwas. Doch dieser sah nur weiter aus dem Fenster, wenngleich er wusste, dass Draco längst bemerkt hatte, dass er nur so tat, als beachte er ihn nicht.

"Wieso tust du das, Potter?", fragte Draco schließlich und klang dabei, als hätte Harry ihm ein Unrecht getan, das verheerende Folgen hatte und nicht wieder gut zu machen war. Seine Finger schlossen sich noch etwas fester um die Tasse, sodass Harry die Befürchtung hatte, sie könne einfach unter seinem Griff zerspringen.

Er seufzte und wandte seinen Blick, um Draco zu fixieren, der den Kopf gesenkt hatte und noch immer in die heiße Schokolade starrte - oder auf einen Punkt direkt über ihr. "Was meinst du?"

Draco antwortete nicht. Vielleicht wusste er selbst nicht genau, was er meinte. Genervt zog Harry die Brauen zusammen und beugte sich ein Stück nach vorn, um Draco zu deuten, dass er noch immer auf eine Antwort wartete.

Doch dieser hatte anscheinend anderes im Sinn, als seine konfusen Gedankengänge mit Harry zu teilen, also lehnte er sich über den Tisch - die Finger verließen die Tasse nicht, als müsse er sich daran festhalten um nicht umzufallen oder wegzurutschen - und drückte seine Lippen auf Harrys.

Der Kuss war völlig unvorbereitet gekommen - trocken, in keinster Weise leidenschaftlich und endete ebenso abrupt wie er begonnen hatte. Draco zog sich zurück und lehnte sich wieder gegen den Stuhl, während Harry in seiner Position verharrte.

Er hatte den Kuss nicht erwidert, nicht einmal Anstalten gemacht, irgendetwas zu tun - Draco weg zu schubsen, seine Lippen zu öffnen, seine Augen zu schließen, vielleicht davonzulaufen - und nun, wo es vorbei war, hatte er das Gefühl, etwas verpasst zu haben, eine Chance nicht ergriffen zu haben, die sich ihm so offen dargeboten hatte.

Verwirrt stand er auf und ging zur Tür, um von hier zu verschwinden oder einen Platz in diesem riesigen Haus zu finden, an dem er über das nachdenken konnte, was gerade passiert war, an dem er seine Gedanken ordnen und die unergründliche Wut in seinem Bauch abreagieren konnte.

Als er an der Tür angekommen war, hielt er inne, wandte sich noch einmal um und sah zu Draco hinüber, der regungslos dasaß und auf dem Stuhl mit der hohen Lehne, an dem rieigen, runden Tisch in dem großen Raum unendlich verlassen und klein wirkte. Er schloss kurz die Augen und lehnte seinen Kopf seitlich an die offene Schiebetür.

Irgendetwas an diesem Bild machte ihn traurig und die Tatsache, dass Draco anscheinend weiterhin ins Leere starrte, im Stuhl zusammengesunken und mit hängenden Schultern, machte das Ganze nicht besser. Unwillkürlich fühlte Harry sich an sich selbst erinnert. In einem dunklen, engen Schrank. Vollkommen allein und verängstigt gegen ein Monster kämpfend. Weinend und schreiend vor einem steinernen Bogen, dessen schwarzer Vorhang unheilverkündend flackerte.

Er tat einen Schritt auf Draco zu, sodass er direkt hinter ihm zum Stehen kam und streckte seine Hand aus, um sie Draco auf die Schulter zu legen, um ihm zu zeigen, dass er jetzt nicht allein war, um ihn spüren zu lassen, dass jemand hier war.

Doch er konnte nicht. Ruckartig zog er die Hand zurück und ballte sie zu einer Faust, die er sich gegen die Brust drückte, um zu verhindern, dass sie Draco doch noch berührte.

Eine ganz Weile stand er einfach so da und starrte auf Dracos Hinterkopf, der, vom sanften Tageslicht angeschienen, fast so leuchtete wie früher, als sein Haar noch weißblond, geradezu golden geschimmert hatte, als er noch Draco Malfoy gewesen war und nicht nur der tragische Schatten, der während all der Zeit der Abgeschiedenheit aus ihm geworden war.

Nur sehr langsam schien Draco aus seiner Starre zu erwachen, schob den Stuhl zurück und erhob sich; die Tasse ließ er auf dem Tisch stehen. Er drehte sich um und sah Harry aus trüben Augen entgegen, hilflos und verzweifelter, als Harry ihn jemals gesehen hatte. Er senkte den Blick und deutete ein Schulterzucken an, so als wolle er die ganze Situation erklären oder sein Verhalten rechtfertigen.

Und dann schob Harry den Stuhl beiseite, trat auf ihn zu und küsste ihn, weil es nichts anderes gab, das er jetzt hätte tun können, um all dem einen Sinn zu geben.

Eine ganze Zeit lang lagen ihre Lippen einfach so aufeinander, ohne sich zu bewegen. Dracos Arme hingen nutzlos an seinen Seiten hinunter und noch immer hatte Harry seine Hand gegen die Brust gedrückt, bis er die Faust langsam lockerte, sich Draco noch ein wenig näherte, die Augen schloss und damit begann, sachte und zurückhaltend, Dracos Unterlippe zu küssen.

Seine Lippen waren rau und gesprungen und fühlten sich ein wenig an wie Sandpapier. Nur zögerlich öffneten sie sich und begannen, den Kuss zu erwidern. Harry legte eine Hand in Dracos Nacken, die andere an seine Wange, und zog ihn zu sich heran. Er spürte Dracos Finger, die an seinen Hüften entlang tasteten, sich immer wieder kurz in den Stoff des Hemdes krallten, und schließlich mit sanftem Druck auch die letzte Lücke schlossen, die noch zwischen den beiden Körpern bestand.

Unter ungeschickten Küssen und dem verzweifelten Aneinanderklammern schob Harry den Blonden an, brachte ihn dazu, rückwärts zu laufen, bis er mit dem Rücken an die Wand stieß und überrascht in Harrys Mund keuchte.

Er drängte sich ihm entgegen, seine Hüften an Dracos Bein und den Oberschenkel in den Schritt seines Gegenübers gepresst. Ihr Körper schienen zusammenzupassen, wie die zwei ersten Puzzlestücke in einem riesigen Bild, das mit etwas Glück eines Tages entstehen könnte.

Ihre Küsse wurden hektischer und Draco öffnete verlangend den Mund, als Harrys Zunge gegen seine Lippen stieß. Seine Hände strichen über Harrys Rücken, umschlangen seine Schultern von hinten, während Harry sich von Dracos Wange und dessen Hals löste und seine Unterarme flach gegen die Wand stützte.

Als er begriff, was genau er hier gerade tat, unterbrach er den Kuss schwer atmend, blieb jedoch an Ort und Stelle, dicht an den Körper des Blonden gelehnt.
"Du schmeckst nach Zigaretten", flüsterte Draco und verstärkte seinen Griff um Harrys Schultern, als bitte er um einen weiteren Kuss.

Harry schluckte. Er fühlte Dracos Lippen, die über seine Wange streiften, Dracos Schläfe, die sich an die seine legte, Dracos Hüften, die sich langsam nach vorne bewegten. Fest kniff er die Augen zusammen und runzelte die Stirn, tat aber nichts, um Dracos Bemühungen zu unterstützen, zu unterbrechen oder weiter voran zu treiben.

Das alles war vollkommen paradox. Diese ganze Situation. Dieses Haus. Diese ganze Umgebung. Sein Herz, das schnell gegen seine Brust schlug. Dracos Herz das gegen das seine schlug. Dracos stockender Atem, der gegen seinen Hals stieß. Dracos Geschmack, den er noch immer auf seinen Lippen trug. Dracos Duft... Draco.

Harry lehnte sich ein Stück zurück, um ihn anzusehen wobei seine Hände an der Wand hinunter rutschten, bis sie an Dracos Hüften angelangt waren. Er wusste nicht ob er ihn anfassen sollte, ob er ihm damit nicht etwas sagen würde, das er nicht sagen wollte, also zog er die Hände zurück und legte sie an seine eigenen Hüften.

Unschlüssig starrte er in die Augen seines Gegenübers. Sie waren grau, wie immer, doch unendlich tief. Harry glaubte, eine ganze Welt in ihnen entdecken zu können, ein riesiges Loch, in das er fallen könnte, würde er nur lange genug hineinsehen. Dunkle Schatten lagen darunter, die Haut war bleich, die Wangen eingefallen, das Haar schlaff.

Er war nicht schön. Er sah aus wie jemand, den man lange Zeit sehr schlecht behandelt hatte, wie jemand, der unter einer Brücke hauste oder jemand, der sich selbst völlig aufgegeben hatte.

Wahrscheinlich hatte er das sogar.

Ohne es zu merken, schüttelte Harry den Kopf, wobei seine Augen Dracos fahles Gesicht absuchten.

"Was?", fragte Draco, mit leiser Panik in der Stimme.

Harry sagte nichts, hob die Hände an Dracos Wangen, fuhr mit den Daumen über die Erhöhungen der Wangenknochen und tastete über die dunklen Augenringe, als versuche er, sie beiseite zu wischen. Dracos Lider schlossen sich unter dieser Berührung. Er schmiegte sich in Harrys Handflächen und fuhr mit seinen Fingern über dessen Brust, bis zu seinem Schlüsselbein, wo sie verharrten. Sie waren kalt und feucht und Harry glaubte, eine leichte Gänsehaut zu verspüren.

"Wieso hast du es getan?", fragte er plötzlich und bereute es sofort. Die Frage hatte seinen Mund verlassen, ohne dass er zuvor gründlich über sie nachgedacht hatte und nun hatte er das Gefühl, kein Recht gehabt zu haben, Draco solch eine Frage zu stellen. Vermutlich wusste er nicht einmal selbst eine Antwort darauf und Harry wollte es in diesem Moment vermeiden, ihn in ein psychisches Ungleichgewicht zu stoßen. Zumindest nicht mehr, als ohnehin schon vorhanden.

Dracos Augen bewegten sich leicht unruhig hinter den geschlossenen Lidern, durch die man klar einige dünne, blaue Äderchen erkennen konnte. Harry hätte einiges darum gegeben, zu wissen, was in seinem Kopf vorging, was Draco genau in diesem Moment dachte und vielleicht auch, wie er sich fühlte.

"Ich..." Er sah Harry aus halb geöffneten Lidern durchdringend an, wobei er seine Hände erneut in Harrys Hemd krallte und die Fingernägel unangenehm auf dessen Haut kratzten. "Ich hatte keine andere Wahl."

Seine Augen suchten nach einer Reaktion in Harrys Mimik, nach einem Zeichen, dass er ihn verstanden hatte, oder dass er ihn für das verabscheute, was er getan hatte. Doch Harry tat nichts, als ihn weiterhin anzublicken, abwartend und ohne jegliche Regung.

Kurz schweifte Dracos Blick an Harry vorbei, als erwarte er irgendetwas zu erhaschen, das ihm seine Worte in den Mund legen konnte, auf dass er nicht selbst die Stärke aufbringen musste, das zu erklären, was einfach nicht zu erklären war.

"Du verstehst das nicht, Potter", sagte er schließlich und richtete seinen Blick auf Harrys Mund, höchst wahrscheinlich um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. "Jemand wie du wird das nie verstehen können."

Eine kurze Stille entstand, in der Draco gedankenverloren in die Leere starrte und nach weiteren Worten suchte. Sein Mund öffnete sich einige Male, nur um ihn darauf gleich wieder zu schließen und Harry wusste, dass er nichts sagen konnte, um sich zu rechtfertigen, um wieder gut zu machen, was er getan hatte, wozu er gezwungen wurde, durch seinen Vater, durch seine Herkunft.

Dennoch schwieg er, ließ Draco allein mit seinen Gedanken und half ihm nicht dabei, sich hinauszureden, um sich besser zu fühlen, indem er ihn unterbrach und ihm zeigte, dass er nicht darüber sprechen musste.

Harry sah an sich hinunter. Seine Hände ruhten noch immer auf seinen eigenen Hüften und unwillkürlich kam ihm der Gedanke, dass sie beide, wie sie so nah aneinander standen, Draco, hilflos an ihn geklammert und er selbst in einer unendlich abweisenden Haltung, sehr merkwürdig aussehen mussten, vor allem wenn man bedachte, was Draco gerade so verzweifelt versuchte zu erklären.

Er verspürte den Drang, Draco einfach von sich zu drücken, sich auf einem der Stühle nieder zu lassen und darauf zu warten, dass das blonde Häufchen Elend ihm erklärte, was ihn dazu getrieben hatte, sich den Todessern anzuschließen, um ihn anschließend mit einer ausladenden Bewegung seiner Hand auf die Konsequenzen zu stoßen, die er sich selbst zuzuschreiben hatte.

Doch dieses Verlangen brach jäh in sich zusammen, als Dracos Stirn gegen Harrys Schulter sank und seine Hände, an Harrys Brust, spürbar zu beben begannen. Die Verzweiflung, die aus dieser Geste hervorging, ließ Harry die Augen schließen und seine Arme um den Blonden legen. Erst später wurde ihm wirklich bewusst, dass er Draco umarmte. Eine simple Umarmung, wie die zwischen zwei Freunden, selbst wenn Draco und er niemals Freunde werden würden.

"Kannst du hier bleiben?", murmelte Draco in Harrys Hals hinein, was ihn zum Erschaudern brachte. Er antwortete nicht sofort. Eigentlich sollte er gehen, seine Arbeit erledigen, seinen Pflichten nachkommen, die er nun schon seit Tagen vor sich her schob, und...

Und was? Er wusste es nicht.

Auf der anderen Seite seiner Überlegungen stand Draco, der sich an ihn klammerte und ihn bat zu bleiben, ebenso dringlich, wie Harry ihn einen Tag zuvor darum gebeten hatte, bleiben zu dürfen. Doch wozu war er hier? Um ihn zu küssen? Um ihm Gesellschaft zu leisen? Um ihn davon abzuhalten, immer und immer wieder lange Schlangen aus der Schale einer Mandarine zu rupfen?

Sachte schüttelte Harry den Kopf. "Ich kann nicht", flüsterte er, wobei nicht sehr überzeugt von seinen eigenen Worten klang, und griff nach Dracos Händen. Er nahm sie von seiner Brust und legte sie sanft an Dracos Seite zurück, sodass sie wieder schlaff, fast leblos, gegen seine Hüften fielen.

Vorsichtig schob er Draco von sich, tat einige Schritte zurück, so weit, dass sie sich nicht mehr berührten und sah ihn an. Seine Lippen waren fest aufeinander gepresst und er lehnte mit dem Rücken an der Wand, als sei er vollkommen kraftlos. Dann atmete er tief durch und deutete, mit einem Zucken seiner Mundwinkel an, dass er klar kommen würde, da Harry ihn offensichtlich beunruhigt musterte.

Harry nickte verstehend, drehte sich um, ging aus der Tür hinaus ohne sich noch einmal umzudrehen und ließ Draco allein.


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