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Fanfiction

The Seventh Seal - Protect Me... - ...From The Birds On Blue

von LiliaRose


~created by Mina84~


Und ich sah, daß das Lamm das erste der sieben Siegel auftat, und ich hörte eine der vier Gestalten sagen wie mit einer Donnerstimme: Komm! Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm wurde eine Krone gegeben, und er zog aus sieghaft und um zu siegen.

Die Offenbarung des Johannes



Blätter fielen von den Bäumen, tauchten die verlassene Straße in warme Farben, überzog die trostlose Gegend mit Gold. Hin und wieder tanzte ein Blatt im Wind umher, wirbelte in die Luft, oder fegte über den Asphalt, als wolle es so schnell wie möglich von diesem trostlosen Ort verschwinden.

Der sturmgraue Himmel setzte einen Kontrast zum lauen Herbsttag, kündigte ein baldiges Ende dieser scheinbar so friedlichen Kulisse an.
Irgendwo knirschte ein morsches Gartentor und die Kronen der Bäume, welche die lange Allee säumten, bogen sich im stetig stärker werdenden Wind gen Boden.

Der Straßenrand war schmutzig. Die Leute ließen ihren Müll, der sich bei einer langen Autofahrt für gewöhnlich ansammelte, einfach aus dem Fenster fallen oder schmissen leere Dosen beim vorbei Gehen unachtsam in den Straßengraben. Niemand scherte sich um diesen Teil der Stadt. Keiner räumte hier jemals auf oder wagte bei seinem Durchmarsch einen Blick auf die traurigen Ruinen, die einst ein Heim für zahlreiche Familien gewesen waren.

Und keiner bemerkte, dass hier so viel mehr geschah, als das Fallen der Blätter, das Knirschen der Tore oder das gelegentliche Poltern, das die alten Häuser erzeugten, während ihre maroden Mauern abkühlten.

Es begann zu regnen. Ganz leicht, sodass man es fast nicht spüren konnte. Nur ab und zu fiel ein Tropfen auf Haar oder Hände, die sich unter schnellen Schritten hin und her bewegten. Das Laub auf dem Boden wurde aufgewirbelt, raschelte, als jemand mitten auf der Straße zielstrebig auf eines der Häuser zu lief.

Er hielt an, spähte über seine Schulter, wie um sich zu vergewissern, dass er allein war, zog den Kragen seines schwarzen Mantels ein Stückchen nach oben und ging weiter, auf ein schwarzes Tor zu, das von dicken Hecken fast gänzlich verschluckt wurde.

Vorsichtig drückte er die rostige Klinke nach unten, stieß das Tor leicht mit seiner Hüfte an und öffnete es, gerade soweit, dass er hindurchschlüpfen konnte. Die Hand noch immer an der Klinke hinter seinem Rücken, ließ er seine Blicke über das Haus gleiten, das sich nun vor seinen Augen erhob.

Es sah fast schlimmer aus, als all die anderen in dieser verkommenen Straße. Die Fassade war bräunlich verfärbt, bröckelte an etlichen Stellen und war auf der rechten Seite zu großen Teilen mit Efeu bewachsen, der bereits über die Fenster hinauswucherte, deren Läden schief in den Angeln hingen. Es war unheimlich.

Die weitläufige Terrasse, die bis auf die andere Seite des Hauses reichte, wirkte sehr erbärmlich, bestückt mit kaputten Gartenmöbeln, deren Farbe unter den Stockflecken nicht mehr zu erkennen war.

Auf der linken Seite der Rasenfläche, konnte man einen sumpfartigen Teich erahnen, der von Unkraut und meterhohem Schilf umgeben war. Die Zierbüsche, die überall auf dem Grundstück wuchsen, hatten all ihre Form verloren und schienen bereits seit Jahren nicht mehr gestutzt worden zu sein.

Harry betrat den kleinen Weg mit den gesprungenen Fliesen, der vom Gartentor über den Rasen bis hin zur Haustür führte, die man über eine kleine Treppe erreichen konnte. Links und rechts von ihm waren griechische Statuen angebracht, die mit Moos und einer Art weißem Pilz übersät waren.

Zögerlich hob er seine Hand - der Wind, der sich zu einem richtigen Sturm zu entwickeln schien, peitschte unangenehm über die empfindliche Haut seiner Wangen - und berührte den runden, silbernen Türklopfer mit den Fingerspitzen. Er fühlte sich unerwartet warm an.

Harry atmete tief durch, zog die Hand weg und drehte sich um, um sich an die Tür zu lehnen, an der er sich dann langsam hinunter gleiten ließ. Er zog die Beine nah an den Körper heran, legte seine Arme auf die Knie und ließ, verwirrt über sich selbst, den Kopf hängen.

Die steinerne Treppe unter ihm kühlte seinen gesamten Körper ab, sodass er sich den Mantel fest um die Brust schlingen musste, um zu verhindern, dass seine Zähne anfingen zu klappern. Er kniff die Augen fest zusammen und ließ den Kopf wieder nach hinten gegen die Tür fallen.

Schon zum zweiten Mal saß er hier. Nur die Tür trennte ihn vom einzigen Malfoy-Spross, wie er von Ministerium immer gern genannt wurde, und davor, seinen Auftrag auszuführen. Schon längst hätte er die Tür aufsprengen und Malfoy festnehmen können, ihn den Dementoren ausliefern und einsperren lassen können - so wie schon der Rest seiner Familie vor einigen Jahren eingesperrt worden war.

Er hatte es verdient, nach Askaban geschickt zu werden, wo er seine gerechte Strafe bekommen würde, für das, was er in seinem sechsten Jahr auf Hogwarts getan hatte. Für das, was er nicht getan hatte, weil er zu feige gewesen war.

Bei dem Gedanken, was das Ministerium und insbesondere Scrimgeour dazu sagen würde, würden sie herausfinden, dass Harry längst über Malfoys Aufenthaltsort Bescheid wusste, lachte er leise in sich hinein.

Und genau das war es, was Harry so sehr störte. Scrimgeour.
Seine desaströse Unfähigkeit, die Harry an dem Entschluss, Auror zu werden, hatte zweifeln lassen.

Seit vier geschlagenen Jahren war der Minister nun schon auf der Suche nach Malfoy - ohne Erfolg. Dabei war es so einfach gewesen, herauszufinden, wo dieser Bastard sich versteckte.

Das leichte Nieseln verwandelte sich in einen Regenschauer und unterbrach Harrys Gedanken für einen Moment. Schnell zog er den Mantel aus und hielt ihn wie ein Zelt mit beiden Händen über seinen Kopf.

Er sah über die hohen Hecken des Anwesens hinweg auf den Horizont, der zwischen löchrigen Hausdächern und zerstörten Schornsteinen hervorstach, leicht gelblich und mit unordentlichen, dunkleren Flecken.

Die Wolken nach dem großen Unwetter waren aufgewühlt und bildeten Formen wie Flammen, die in den Himmel stachen, oder ein riesiges Schiff mit Masten und Segeln, das über die entfernten Gipfel der Berge glitt.

Ganz langsam löste es sich auf, teilte sich in viele kleine Flecken, die schnell dahinzogen, sich immer weiter teilten, bis nicht mehr viel von ihnen übrig war.

Was würde er geben, wenn er nun dort wäre, dort hinten, wo der Himmel ganz langsam wieder blau wurde, wo die Regenwolken vorübergezogen waren und der untergehenden Sonne erlaubten, ihre letzten wärmenden Strahlen auf das Land zu werfen, um es zu trocknen, bevor die Nacht hereinbrach.

Doch er saß hier, auf den alten Treppen, vor dem verkommenen Haus, im Regen, unter dem Himmel, der immer düsterer wurde. Er fror, Gänsehaut hatte sich auf seinem ganzen Körper gebildet und er glaubte, trotz des schützenden Mantels, den er immer noch über den Kopf hielt, nass zu werden. Langsam begannen seine Arme zu schmerzen.

Es war an der Zeit, etwas zu unternehmen; sich von hier weg zu bewegen, vielleicht etwas trinken zu gehen, irgendwo wo es trocken und warm war und wo er seine Hände frei hatte, um eine zu rauchen - oder in das Haus einzudringen, Malfoy endlich Dingfest zu machen, ihn endlich dem Ministerium auszuliefern, so wie er es schon vor Wochen hätte tun sollen.

Doch er blieb sitzen, fröstelnd, und wartete darauf, dass der Sturm hier draußen schlimmer wurde, dass der Sturm in seinem Inneren schlimmer wurde.

Immer wieder stellte er sich die selbe Frage, immer und immer wieder, seit er erfahren hatte, dass er dafür verantwortlich war, Malfoy festzunehmen.

Was war das Richtige?

Er wusste es nicht.

Zweifellos wäre es richtig, Malfoy zu bestrafen. Doch was dann? Alles würde ein Ende haben. Die Suche, die Schlacht, der Krieg. Das alles würde einfach enden, mit einem Schlag, und eine weitere Lücke hinterlassen, neben all den Lücken, die bereits existierten.

Harry hatte das Gefühl, sein gesamtes Dasein bestünde nur aus Lücken. Lücken der Vergangenheit, der Gegenwart, der Zukunft.

Sicher, es war toll, all das hinter sich gebracht zu haben - lebend. Die Dursleys, Voldemorts Untergang, die Aurorenprüfung...

Doch was nun? Wo war sein nächstes Ziel? Eine Familie gründen? Bestimmt nicht.
Er war leer. So unglaublich leer, und mit Scheuklappen vor den Augen, die seine Umgebung ausschlossen. Die seine Freunde ausschlossen.

Wo Ron und Hermine waren, was sie taten, ob es ihnen gut ging, das alles wusste er nicht und er konnte nicht behaupten, dass es ihn wirklich interessierte. Die Briefe, die Hermine ihm geschrieben hatte - es mussten mittlerweile um die vierzig Stück sein - lagen alle ungeöffnet in der obersten Schublade seiner Kommode. Vor einiger Zeit hatte sie es aufgegeben, ihm zu schreiben, hatte eine weitere Lücke erschaffen.

Harry richtete sich auf. Es war Zeit, Zeit für irgendetwas...

Der Regen prasselte auf ihn hinab und durchnässte ihn innerhalb einer Minute, als er sich aufrichtete, um den Mantel wieder anzuziehen. Langsam stieg er die wenigen Stufen hinab, wandte sich nach links, um nicht auf dem Gartenweg laufen zu müssen und schlenderte über den Rasen, der unter seinen Sohlen nachgab und bei jedem Schritt schmatzende Geräusche erzeugte.

Unvermittelt hielt er inne, wandte sich dem alten Haus zu und legte den Kopf in den Nacken. Schwer fiel der Regen auf sein Gesicht, als er zum Fenster des Dachbodens blickte. Es war dunkel, ebenso dunkel wie all die anderen Fenster, die so traurig wirkten, als wären sie blind und trauerten ihrer einstigen Schönheit nach.

Es hatte etwas Beruhigendes, den Regen auf seiner Haut zu spüren, das Haus zu betrachten, das so verkommen aussah, wie er selbst sich fühlte. Vielleicht würde er in seinem Inneren das finden, was er suchte, was er brauchte oder es würde sein endgültiger Untergang sein. Aber wen würde es schon scheren?

Die untergehende Sonne tauche die Umgebung langsam in tiefe Schatten, der Regen ließ nach, doch die Wolken verzogen nicht, sondern blieben düster am Himmel hängen. So konstant, so gleichförmig, als wären sie nur Abbildungen auf einer Tapete, die irgend jemand vor langer Zeit dort hingeklebt hatte, als wären sie üblich, charakteristisch für diesen Ort.

Eine ganze Weile rührte Harry sich nicht vom Fleck, ließ seine Blicke über die Fassade schweifen und wartete, dass der Regen endete. Erst dann bewegte er sich langsam wieder auf die Tür zu, stieg die Treppen hinauf und atmete tief durch, bevor er den Türklopfer fest mit der rechten Hand umfasste und ihn mehrmals kräftig gegen das dunkle Holz stieß, in der Hoffnung, dass man ihm nicht so bald öffnen würde, dass er noch etwas Zeit hatte, um über seinen nächsten Schritt nachzudenken. Ein Schritt, der alles verändern, richten oder zerstören konnte.



Und als es das zweite Siegel auftat, hörte ich die zweite Gestalt sagen: Komm! Und es kam heraus ein zweites Pferd, das war feuerrot. Und dem, der darauf saß, wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, daß sie sich untereinander umbrächten, und ihm wurde ein großes Schwert gegeben.


Die Offenbarung des Johannes




Draco sah fürchterlich aus. Sein Haar, das Harry seidig glänzend in Erinnerung hatte, hing schmutzig in sein Gesicht, welches vor unnatürlicher Blässe fast leuchtete. Er trug eine Art Trainingsuniform in dunklem Grün. Seine Lippen waren fest zusammengepresst und in seinen weit geöffneten Augen lag der Ausdruck stiller Panik.

Dieser Ausdruck hielt jedoch nicht sehr lange an, da er nun, etwas verwundert, einen Schritt auf Harry zu tat, seinen Kopf neigte und hinaus in den Garten spähte, vielleicht um sich zu vergewissern, dass Harry allein war.

"Wo sind die anderen?", fragte er, wie um Harrys Verdacht zu bestätigen.
"Keine anderen." Harry zuckte mit den Schultern. "Aber kann ich reinkommen? Es ist kalt und ich würde gerne eine rauchen." Er schob den verwirrten Draco beiseite und trat in das Haus ein.

Seine Schuhe hinterließen hässliche, schlammige Flecken auf dem gefliesten Fußboden und das Wasser, das aus seinem Haar troff, lief unangenehm in seinen Kragen hinein und seinen Rücken hinunter.

Nachdem er leise die Tür geschlossen hatte, wandte Draco sich um und beobachtete, wie Harry sich mit Hilfe seines Zauberstabs trocken föhnte. "Wieso hast du keine Verstärkung mitgebracht?", fragte er schließlich.

"Wer sagt, dass ich Verstärkung benötige?", entgegnete Harry und hob ein Bein, um seine Hosen zu trocknen.
"Ich hätte dich angreifen können, du Idiot. Wer klopft schon an die Tür, wenn er jemanden festnehmen möchte? Ich bitte dich!" Draco klang genervt und und schob Harry ungeduldig beiseite, weil dieser ihm den Weg zum Lichtschalter versperrte. Er betätigte ihn und ließ sich dann auf die ausladende Treppe sinken, über deren Stufen ein abgenutzer, roter Teppichläufer verlegt war.

Harry, wieder vollkommen trocken, steckte den Zauberstab in die Innenseite seines Mantels und zog die Brauen hoch.
"Wer sagt, dass ich dich festnehmen will?" Er kramte eine Schachtel hervor und zündete sich eine Zigarette an. Der bläuliche Rauch stieg in die Höhe und schwebte dort wie Nebel unter der weiß gestrichenen Decke. "Nett übrigens", merkte Harry an und ließ seine Blicke über die kleine Eingangshalle schweifen.

Alles schien aus Stein zu bestehen. Die Wände waren rau und uneben, jedoch von reinstem Weiß. Merkwürdige Bilder hingen an den Wänden. Bilder von Menschen mit verschobenen Gesichtern. Harry starrte auf eines, das lediglich aus einem dunkelblauen Hintergrund mit drei weißen, relativ schlicht gezeichneten Möwen bestand.

"Wieso bist du hier, wenn du mich nicht festnehmen willst? Ich denke, das Ministerium sucht mich?"

Harry wandte sich nicht ab und sah aus dem Augenwinkel, dass Draco ziemlich klein und zerbrechlich wirkte, wie er dort auf der zweiten Stufe saß, die Knie nah an den Körper heran gezogen und die Arme zwischen die Beine geklemmt.
"Jah, das tut es...", sagte Harry. "Das Bild ist übrigens beschissen." Er deutete darauf und schüttelte den Kopf. "Wer zeichnet nur so einen Mist?"
Anscheinend hatte er Dracos Gemütsverfassung unterschätzt, oder es war ihm einfach scheißegal, denn dieser sprang plötzlich auf, stürmte auf Harry zu, baute sich vor dem Kunstwerk auf und verschränkte die Arme. "Das ist ein Georges Braque", knurrte er mächtig verärgert.
Harry starrte ihn verständnislos an.

"Birds on Blue." Dracos Stimme wurde lauter und noch immer verstand Harry nicht, was er ihm versuchte zu sagen. "Fauvismus, Potter!" * Er betonte jede Silbe, als unterhielte er sich mit einem Kleinkind, das er versuchte zu unterrichten und mittlerweile war ihm die Verzweiflung deutlich anzumerken.

"Aha", entgegnete Harry lahm, klemmte die Zigarette zwischen die Lippen und widmete sich erneut den Vögeln, die immernoch erbärmlich aussahen. Er hatte nicht erwartet, so etwas wie Kunst in einem Haus zu finden, das Malfoy bewohnte. Vielleicht Portraits, die sich bewegten, durch die Stockwerke schlenderten, oder der Gleichen. Doch wie angestrengt Harry auch versuchte, einen kleinen Flügelschlag zu erkennen, die Möwen bewegten sich nicht.

Draco wippte nervös mit dem Fuß und fixierte ihn. "Wieso bist du hier?", fragte er wieder, die Augen verengt und sichtlich verunsichert.

"Das war übrigens ziemlich blöd von dir, die Tür zu öffnen, ohne dich verteidigen zu können", sagte Harry, wobei eine kleine Rauchwolke zwischen seinen Lippen hervorquoll. Er nickte zu Dracos Hand hinüber, um anzudeuten, dass dieser keinen Zauberstab hatte, und ignorierte Dracos Frage damit vollkommen. Dann warf er ihm über den Rand seiner Brille hinweg einen aufmersamen Blick zu und runzelte die Stirn. "Ich hätte ein Rudel Auroren sein können."

"Bist du aber nicht, also mach dir nicht ins Hemd", entgegnete Draco leicht irritiert und lehnte sich mit immer noch verschränkten Armen an die Wand. "Und da wir jetzt festgestellt haben, dass du kein Rudel Auroren bist und du anscheinend auch nicht vor hast, mich mitzunehmen, würde ich doch gerne erfahren, was du hier zu suchen hast!"

Harry nahm einen letzten Zug, behielt den Rauch in seiner Lunge und hielt den Zigarettenstummel Draco entgegen, der angewidert die Nase rümpfte, sich dann jedoch umwandte und durch einen bogenförmigen Durchgang in einen anderen Raum schritt. Harry folgte ihm, während er den Rauch duch seine Nase ausbließ.

Er fand sich in einem stilvollen Raum wieder. Ein rotes Ledersofa stand in der Mitte des Zimmers, ein schwarzer Tisch aus poliertem Stein direkt davor, der mit dem Kamin harmonierte, welcher in die Wand eingelassen war . Das dunkle Parkett schien keinen einzigen Kratzer zu haben und passte perfekt zu den beigen Wänden, die, wie in der Vorhalle, uneben und rau waren.

Die Wand zu seiner Rechten wurde größtenteils von deckenhohen Regalen verdeckt, die komplett mit Büchern aller Art bestückt waren. Ein großer Tisch mit kleinen Lampen bildete eine Art Studierplatz. Um die großen Fenster herum, waren dunkle Vorhänge drapiert, die nur spärliches Licht von draußen in den Raum sickern ließen.

Bewundernd sah Harry sich um und merkte kaum, dass Draco ihm einen marmornen Aschenbecher entgegenstreckte.
"Hast du es selbst eingerichtet?", fragte er und schritt an Draco vorbei auf die Bücherregale zu. Er ließ seine Blicke darüber schweifen und fuhr mit seinen Fingern die Burchrücken entlang. Kein einziges Staubkorn hatte sich darauf abgesetzt.

"Ja, ich hatte Zeit, wie du dir vielleicht denken kannst." Dracos Stimme klang bitter, doch Harry überging das, wandte sich um und drückte die Zigarette, deren Glut seinen Fingern bereits bedrohlich nahe gekommen war, im Aschenbecher aus, den Draco noch immer in der Hand hielt.

"Du bist sicher nicht hier, um dir meine Bücher anzusehen. Also was willst du und woher weißt du überhaupt, dass ich hier bin?" Draco wurde langsam ungeduldig, stellte den Aschenbecher auf dem Tisch ab und funkelte Harry an, der eines der Bücher aus dem Regal gezogen und sich auf einem Stuhl niedergelassen hatte.

'Das siebte Siegel', las er und sah dann zu Draco auf. "Das war einfach", antwortete er ihm und drehte das Buch in seinen Händen. "Auch wenn ich zugeben muss, dass du ziemlich genial vorgegangen bist. Wer kommt schon auf die Idee, dass ein Malfoy sich das Essen liefern lässt." Er lachte leise und legte das Buch beiseite.

Draco verdrehte die Augen. "Was hätte ich denn sonst tun sollen? Zaubern kann ich hier nicht, sie würden mich sofort finden."

"Und das willst du nicht", merkte Harry an und verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen.

Draco runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Stattdessen ging er um den Tisch herum, nahm das Buch vorsichtig in die Hand und schob es zurück in die Lücke im Regal. Harry schüttelte den Kopf, zog die halb leere Schachtel hervor und zündete sich erneut eine Zigarette an.

"Wäre nett, wenn du das hier nicht tun würdest", sagte Draco und setzte sich, zwei Stühle von Harry entfernt, am Tisch nieder.

Harry blies den Rauch aus. "Soll ich vor die Tür gehen? Ich glaube nicht, dass du sie mir noch einmal aufmachen würdest!"

"Da hast du wohl recht", entgegnete Draco schulterzuckend.

Harry nickte, die Zigarette wieder zwischen die Lippen geklemmt und die Augen leicht zugekniffen, um sie vor dem Rauch zu schützen. Er sah sich kurz um. "Willst du mir nicht etwas zu trinken anbieten?", fragte er dann und hielt seine Hand an die Kehle, um anzudeuten, dass er wirklich durstig war.

Draco seufzte, stand jedoch auf und ging aus dem Raum. Harry konnte ihn etwas Unverständliches vor sich hin murmeln hören.
Er nahm die Zigarette aus dem Mund und hielt sie zwischen Zeige- und Mittelfinger. Da saß er also in Malfoys Haus und unterhielt sich mit ihm auf eine Weise, die er niemals für möglich gehalten hatte. Fast zivilisiert, auch wenn Harry wusste, dass Malfoy ihn am liebsten mit einem Tritt aus seiner Tür befördert hätte.

Aber Harry hatte nicht vor, zu gehen. Er wusste nicht, was er vor hatte.
Seine Gedanken kreisten erneut um das Ministerium und seinen Auftrag. "Finde Malfoy und bring ihn uns. Tot oder lebendig." Harry schmunzelte. Dieses Zitat hörte sich verdächtig nach einem drittklassigen Actionfilm an. Vielleicht war es das sogar und Scrimgeour hatte etwas vollkommen anderes gesagt.

"Jetzt aber raus hier!" Nein, das war es nun wirklich nicht, auch wenn das Scrimgeours Persönlichkeit entsprochen hätte.

Draco kam mit zwei kleinen Gläsern zurück, die zur Hälfte mit einer glasklaren Flüssigkeit befüllt ware. Er stellte sie auf dem Tisch ab und ließ sich wieder auf einen Stuhl sinken, diesmal jedoch direkt neben Harry, der soeben an dem dubiosen Getränk roch und das Gesicht verzog.
"Was zum Teufel ist das?", fragte er keuchend, da die Dämpfe über seine Atemwege in seinen Rachen gelangt waren.

"Wodka", sagte Draco und stürzte den gesamten Inhalt auf einmal hinunter. Er kniff kurz die Augen zusammen und schob das Glas von sich weg. "Man muss es in einem Zug leeren, dann ist es Medizin." **

Harry schwenkte das Glas in der Hand. Es wirkte fast dickflüssig unter dieser Bewegung und er fragte sich, wieso Draco ihm 'Medizin' anbot. Er wischte den Gedanken beiseite und hob das Glas an die Lippen.

Die durchsichtige Flüssigkeit brannte seine Kehle hinunter und hinterließ einen merkwürdig sterilen Geschmack, der Harry dazu veranlasste, sofort einen Zug seiner Zigarette zu nehmen. "Das ist echt widerlich", krächzte er, verzog den Mund und legte die Zigarette im Aschenbecher ab.

Draco lachte leise, ziemlich unecht und nicht besonders lang, da er seine Miene sogleich wieder in die für ihn typische Verschlossenheit zwang. "Wieso bist du hier?", fragte er ein weiteres Mal , diesmal mit Nachdruck und einem Blick, der Harry fast zu durchbohren schien. "Willst du erst meine Gastfreundschaft ausnützen und dann das Ministerium verständigen? Wir könnten uns das sparen und du nimmst mich einfach sofort fest!"

Harry hatte das dumme Gefühl, Draco meinte das vollkommen ernst. Anscheinend hatte er es satt, sich zu verstecken, oder er war einfach verrückt geworden. Vielleicht sogar beides. Er beobachtete den Blonden, wie er sich mit dem Ellbogen abstütze, seinen Kopf in die Handinnenfläche und den Oberkörper halb auf den Tisch gelegt.

Eine große Standuhr mit goldenem Pendel, die neben den Bücherregalen an der Wand stand, läutete die volle Stunde ein. Es war spät geworden und wahrscheinlich war das der richtige Zeitpunkt, um aufzustehen, Draco zurückzulassen mit all den Fragen, die in seinem Kopf herumschwirrten, diesen Abend einfach zu vergessen und weiterzumachen wie bisher. Oder Draco zu verpfeifen und endgültig damit abzuschließen.

Doch Harry blieb sitzen, starrte Draco an und Draco starrte zurück. Es war still. Eine unangenehme Stille, die in den Ohren rauschte und einen das eigene Herz schlagen hören ließ.

Das Bild der Vögel zog an Harrys innerem Auge vorbei und er schien langsam zu verstehen, was es zu bedeuten hatte. Das was er für Möwen gehalten hatte, waren vielleicht in Wirklichkeit Tauben, die für den Frieden standen. Sie schwebten in der Luft umher, in Eintracht, schienen einfach so vom Wind getragen zu werden, ohne ihre Flügel dabei zu bewegen.

So wie Draco und er selbst sich einfach tragen ließen, in Stille, auch wenn Harry wusste, dass Draco allein deswegen nichts sagte, weil er es Leid war, Fragen zu stellen, die ihm keiner beantworten konnte oder wollte.

Harry wandte seinen Blick ab und sah seiner Zigarette dabei zu, wie sie langsam herunterbrannte. "Kann ich..." Er biss sich auf die Unterlippe und zuckte nervös die Schultern. "Kann ich hier bleiben, nur für diese Nacht?"
Er sah Draco nicht an, vielleicht weil er Angst vor dessen Reaktion hatte, oder weil es ihm peinlich war, ihn um soetwas zu bitten.

Draco seufzte erneut und Harry fragte sich, ob er ihm eine Abfuhr erteilen würde, ihm sagen würde, er könne nicht hier bleiben, oder, um es in einer Art und Weise auszudrücken, die Draco gerecht wurde: 'Scher dich zum Teufel, Potter!'

Doch Draco lehnte sich nur ein Stück weiter über den Tisch, den Arm flach darauf abgelegt, den Kopf auf seiner Schulter und den anderen Arm in die Beuge seines Halses geklemmt. Harry warf ihm einen kurzen Blick zu. Etwas Undefinierbares lag in Dracos Augen und er wirkte verknotet, was nicht zuletzt an seiner merkwürdigen Stellung lag. Dann schloss er die Augen und nickte knapp.

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* Der Fauvismus ist eine nachimpressionistische Stilentwicklung der französischen Malerei


** "Man muss es in einem Zug leeren, dann ist es Medizin." Zitat aus dem wunderbaren Film Latter Days


Wer sich fragen sollte wieso ich einen englischen Titel zu einem deutschen Text gewählt habe, in dem ein französisches Bild auftaucht, das wiederum einen englischen Namen trägt, dem sei gesagt: Ich bin multikulturell. Weitere Ausflüchte habe ich nicht.

Für Kommentare jeglicher Art bin ich wie immer sehr dankbar ;)


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