von Lilith87
Mr Wealsey setzte seine Teetasse ab.
"Es waren einige da. Ginny hat viele Freunde gehabt. So ziemlich jeder Lehrer und Schüler, der überlebt hat, war anwesend. Ihr wisst ja, was unsere Kleine für uns getan hat." Er wischte sich kurz über die Augen, ließ sich sonst aber nicht weiter anmerken, wie nahe ihm diese Geschichte ging. Die drei Freunde und auch die anderen Weasleys nickten stumm. Ginny hatte wie alle anderen gewusst, dass Hogwarts nicht mehr sicher war, und als Harry auftauchte, ahnte sie, dass alle im Schloss und insbesondere sie in großer Gefahr schwebten. Doch statt abzuhauen, war sie neben Professor McGonnagall Hagrid die Erste gewesen, die den herannahenden Todessern entgegenstürmte. Viele Todesser hatte sie außer Gefecht gesetzt und somit die Leben vieler anderer Schüler gerettet. Bellatrix todbringende Fluchsalve hatte ihr schließlich das Leben gekostet. Ron senkte den Kopf. Dafür hat sich Harry für sie alle schon gerächt. Bellatrix war jämmerlich verblutet. Die Erinnerungen zehrten an Rons Seele und er verscheuchte sie so gut es ging aus dem Kopf. Hermine half ihm dabei, in dem sie sanft ihre kleine Hand in seine schob.
Mrs Weasley wurde wieder von Tränen geschüttelt, und Charly sprach aus, was sie alle gerade dachten:
"Unsere kleine Ginny war wohl die Tapferste von uns allen." Wieder nickten sie und auch Ron stimmte zu, obwohl er bei Weitem mehr durchgemacht hatte, als seine kleine Schwester.
"Aber du hast oft gezögert," rief sich Ron ins Gedächtnis.
Harry schien das Ganze furchtbar an die Nieren zu gehen. Er klammerte sich regelrecht an seine Tasse Tee, von der er noch keinen Schluck gemacht hatte.
"Es war alles meine Schuld," wisperte er. Er starrte mit leeren Augen auf das riesige Stück Schokoladenkuchen vor sich. Die Wealseys, Ron und Hermine blickten auf. "Wenn ich nur meine Hormone im Griff behalten hätte..." Sein verzweifeltes Gesicht verwandelte sich von einem Augenblick auf den anderen in eine hässliche, wutverzerrte Fratze. "ICH BIN SCHULD AN GINNYS TOD." Er donnerte seine Tasse mit einer Wucht auf den Tisch, dass sie zerplatzte und sich die heiße Brühe über seine Hand und seine Beine ergoss. Erschrocken und vor Schmerzen aufschreiend sprang er auf, blickte noch einmal kurz jedem Anwesenden in die Augen, wandte sich mit einem Schluchzen ab, und sprang die Treppe nach oben. Mrs Wealsey erhob sich ruckartig.
"Das kann er doch nicht im Ernst meinen. Dieser Junge hat uns alle gerettet und er macht sich Vorwürfe, dass er seinem Herzen gefolgt ist." Ungeachtet Mr Wealseys Versuch, sie zurück zu halten, stapfte sie dem aufgelösten Harry hinterher. Als sie aus ihrem Blickfeld verschwunden war, hörte man oben laute Stimmen, dann Schluchzen, den Knall einer Tür und Stille.
Fred schüttelte den Kopf.
"Der Junge ist voll am Durchdrehen, Alter." Charly lehnte sich nach hinten und aß als erster einen Bissen von seinem Stück Schokokuchen.
"Was erwartet ihr?" fragte er und Ron bemerkte, dass seine Stimme älter geworden ist. Er hat seinen ältesten Bruder schon lange nicht mehr gesehen.
"Ich würde bestimmt auch so abgehen. Ich meine, was kann er dafür, dass V-..." er zögerte kurz"...Voldemort hinter ihm her war, aber Ginny wurde indirekt von ihm getötet. Da liegt es nicht fern, dass Harry sich die Schuld gibt, wenn ihr mich fragt." Hermine stützte ihren Kopf in ihre Handflächen.
"Ich glaube, er braucht einfach im Moment ein Ventil, mit dem er das ganze Erlebte und die angestauten, verborgenen Gefühle ablassen kann. Er hat viel durchgemacht...wie wir alle, nur verarbeitet er es eben auf eine andere Art und Weise." Ron nickte. Er wusste, wie er selbst es am besten verarbeiten konnte: Malfoy kräftig in den Arsch treten.
George strich sich durch seine roten Haare und lockerte seine Krawatte seines schwarzen Anzugs.
"Ich brech jetzt mal das Schweigen um das Thema, das bis jetzt so erfolgreich vermieden wurde. Wir haben euch erzählt, wie es uns ergangen ist. Aber jeder von uns wartet nur darauf, wie ihr es geschafft habt, dass..." Mr. Weasley unterbrach ihn zornig.
"George, hör auf damit. Die drei werden selbst entscheiden, wann sie diese schrecklichen Erlebnisse noch einmal durchleben wollen, und wir werden sie dazu nicht zwingen!" Wieder wurde kurze Zeit nichts gesprochen, bis Hermine sich räusperte.
"Professor Dumbledore hat immer von Harry verlangt, sofort alles zu erzählen, weil er der Überzeugung war, dass nichts anderes Harry helfen könne. Und da ich schon immer Dumbledores Heilmethoden vertraut habe und es weiterhin tun werde..." Sie räusperte sich wieder und Ron verspannte sich. Er wusste, dass das kommen musste, aber im Moment war er noch nicht allzu begeistert davon. Hermine strich sich nervös die Haare zurück und Ron sah ihr an, dass sie sich heftig sammeln musste, bevor sie tief durchatmete, und ihre Geschichte an der Stelle begann, wo sie die Weasleys das letzte mal gesehen hatten.
Sie fing an, als sie und Harry Ron im Fuchsbau abgeholt hatten, und Ron konnte sich lebhaft an den furchtsamen, aber zugleich entschlossenen Ausdruck erinnern, der auf beiden Gischichtern zu lesen war. Sie erzählte, wie sie über die Brücke gegangen waren...die Dementoren... als sie sich getrennt hatten und später wieder fanden... sie hielt inne.
"Äh...als wir uns verloren hatten, ist Ron dem jungen Malfoy über den Weg gelaufen." Die Wealseys, die bis jetzt still zugehört hatten, verzogen alle grimmig das Gesicht.
"Dieses kleine Arschloch!" knurrte jemand, und Ron war erschrocken, dass dieser Ausdruck von seinem Vater kam.
"Anstatt sich gegen den dunklen Lord zu stellen, weil er seine Familie einfach so getötet hat, macht er sich ins Hemd und bleibt auf seiner Seite! So ein dämliger Feigling!" Mr Weasley schnaubte kurz und trank dann auf einen Zug seinen Kaffee leer. Ron starrte ihn einen Augenblick lang an und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Bill beugte sich nach vorne und blickte Ron mit seinem zerstörtem Gesicht neugierig aber zugleich zornig an.
"Also?" fragte er. "Was hat unser junger Freund denn so gesagt?" Ron räusperte sich. Sein Hals fühlte sich so trocken an.
"Er sagte, dass er uns töten müsse, um dem Zorn Voldemorts zu entkommen. Er hat es auch probiert...er wollte mich mit dem Avada Kedavra töten." Mr Weasley stand mit einem Ruck auf, ging zum Fenster, sagte jedoch nichts. Ron zögerte kurz, fuhr aber fort.
"Ich habe ihn mit der Ganzkörperklammer gelähmt und bin dann fortgegangen." Die Reaktion seiner Brüder überraschte Ron nicht. Sie alle grinsten und Charly klopfte ihn anerkennend auf die Schulter. Ron senkte den Blick ,was für Hermine ein Zeichen war, weiter zu reden.
Die erzählte alles über ihr Wiedersehen, den Anblick auf der Wiese, Harrys Kampf gegen Lord Voldemort und ihr eigenes und Rons Vorgehen gegen die Todesser. Ron krampfte sich zusammen als sie zu der Stelle kam, an der sie geschockt wurde. Hermine schluckte.
"Und ab da kann ich mich an nichts mehr erinnern, bis ich aufgewacht bin, ich Ron neben mir liegen und Malfoy vor mir gelähmt sitzen sah." Sie suchte Rons Blick. Nun war es an ihm, die Lücken zu füllen. Mr Weasley war inzwischen um den Tisch herum gegangen und hatte die Hand auf Rons Schulter gelegt.
"Lass dir Zeit, mein Sohn" murmelte er und Ron atmete tief durch.
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