von solvej
So, hier ist er also - der Epilog und das endgültige Ende vom Ende... oO
Und damit auch der Zeitpunkt gekommen, wo ich mich recht herzlich bei allen Lesern bedanken möchte - weil Waaaahnsinn, ich bin immer noch begeistert von euch! :)
Aber weils mich immer so fürchterlich nervt, wenn Fic-Autoren am Anfang immer so ewig daherschwafeln hab ich die persönlichen Dankesworte zum Schluss angehängt, und wer will, der kann sie einfach ignorieren ;)
Dann bleibt mir nur noch eines zu sagen - viel Spaß!
:-* ~sol
Epilog, oder: Eine Alpakafarm in den Anden
Zum Jahrestag der ersten Hühnersichtung schenkte Harry Draco eine Eule. Sie war alles in allem keine besonders einnehmende Erscheinung – klein, dick und gedrungen, darüber hinaus sah sie auch noch äußerst zerrupft aus. Und wenn man beide Augen zukniff, ein wenig schielte und vielleicht noch einen Kopfstand dazu machte, ähnelte sie sogar ein bisschen einem Huhn.
„Für dich“, sagte Harry mit ernstem Gesichtsausdruck. „Zum ersten Jahrestag.“
Draco blinzelte.
Die Eule blinzelte zurück.
„Ich hoffe“, sagte er nach einer allzu langen Pause, in der Harry ein oder zwei Mal nervös geschluckt hatte und unruhig von einem auf den anderen Fuß getreten war, „du hast eine wirklich gute Erklärung dafür!“ Anklagend zeigte er auf die das hässliche Federvieh im Käfig, das ihn jetzt treuherzig aus seinen zu groß geratenen Augen anglotzte.
„Das ist Horst“, erklärte Harry.
Draco sagte gar nichts mehr. Horst Malfoy.
Jetzt war es also geschehen. Jetzt war wirklich das absurdeste aller in diesem Universum möglichen Ereignisse eingetreten, jetzt konnte er getrost sterben gehen.
Draco täuschte sich allerdings, und zu seinem Glück war er im weiteren Verlauf jenes Tages auch nicht sterben gegangen, denn sonst hätte er nie miterlebt, wie Horst die Eule neuer Teil seines Haushalts wurde, genauso wie wenig später auch Harry.
Die neue Deklaration für „Das absurdeste aller in diesem Universum möglichen Ereignisse“ fiel auf Pansy, als sie ihre Verlobung mit Terry Boot bekannt gab. Die Hochzeit folgte nicht allzu lange Zeit darauf, ebenso wie ihr erstes Kind, Persephone (1), das wahrscheinlich den Anlass für die spontane Vermählung gegeben haben dürfte. Aber den giftigen Zungen zum Trotz, die sich keineswegs in Zaum hielten, ertrugen sie sich auch weiterhin.
Ebenso wie Draco und Harry, an deren gemeinsames Bild man sich schneller gewöhnt hatte, als befürchtet. Statt der erwarteten Ausrufe des Erstaunens und/oder Erschreckens bekamen sie verstörend oft den Satz „Na das musste ja einmal passieren“ zu hören.
Alles in allem wäre es ein Bild von Friede, Freude, durch die Gegend schwirrenden Wattebäuschen, in der Luft liegendem Duft nach frischen Pfannkuchen und bunten Blumenwiesen gewesen. Bis auf einen kleinen Haken.
„Haben sie eigentlich jemals rausgefunden, wer das Huhn war?“, fragte Hermine bei einem jener Abende in Pansys und Terrys Wohnzimmer.
Wobei zunächst einmal erläutert werden muss, was „einer jener Abende“ in diesem Fall bedeutete. Die ständig ihren Status wechselnde On/Off-Beziehung zwischen Ginny und Blaise hatte wieder einmal spontan von On zu Off gewechselt, als sie gemeinsam – ein Abend zu viert, sozusagen – im Parkison-Boot’schen Haushalt eingeladen gewesen wären. (Pansy bestand auf den Doppelnamen, weil sie der Überzeugung war, dass „Pansy Boot“ bescheuert klang. Damit war sie zwar durchaus im Recht, ignorierte aber hartnäckig die Tatsache, das Pansy Parkinson-Boot noch viel alberner wirkte.)
Weil aber nun keiner von ihnen sich bereit erklärte, aus Rücksicht auf den anderen, beziehungsweise auf ihre strapazierten Mitmenschen, die Verabredung abzusagen, hatte Pansy spontan alle dazu eingeladen, die Zeit und Lust hatten – oder eher nur Zeit, die Lust war ihr dabei herzlich egal gewesen – die beiden davon abzuhalten, sich im Laufe des Abends gegenseitig an die Kehle zu gehen. Soll heißen, durch die Anwesenheit von mehr Menschen mehr Zeugen für einen eventuellen Meuchelmord zu beschaffen.
Jedenfalls waren außer den vier genannten und Hermine noch Draco und Harry anwesend, und der Zufall wollte es, dass sie sich beide gerade nicht im Zimmer befanden, als Hermine jene gewichtige Frage in den Raum stellte.
Pansy, die wohl schon den einen oder anderen über den Durst getrunken hatte, musste erst einen kleinen Lachanfall überwinden, bevor sie genug Luft bekam, um Hermine zu antworten: „Ich hoffe doch nicht... Die Wahrheit wäre viel zu verstörend für sie...“
Interessiert hob Hermine eine Augenbraue. Ihr war nicht entgangen, dass Ginny, die bis eben noch voll und ganz damit beschäftigt gewesen war, ihrem Off-Freund böse Blicke quer durch den Raum zuzuwerfen, plötzlich auch unbegründet zu kichern begonnen hatte.
„Nur zwei Leute wissen, wer das Huhn war“, erklärte Pansy geheimnisvoll und Ginny fügte mit einem breiten Grinsen hinzu: „Drei. Aber einer davon befindet sich heute auf einer Alpakafarm in den Anden.“
„Daraus entnehme ich, dass ihr die anderen beiden seid?“, hakte Hermine nach und lehnte sich interessiert nach vorne.
„Merlin, du bist ja so schlau, Hermine“, sagte Pansy und seufzte melodramatisch. „Da is’ ja gar nich’ gegen anzukommen.“
„Aber nicht weitersagen!“, nuschelte Ginny über den Rand ihres Weinglases hinweg.
Hermine nickte ungeduldig.
„Wir haben das Huhn geplant!“
„Na das passt ja wieder“, warf Terry trocken ein, wurde aber von einem scharfen Blick Pansys umgehend zum Verstummen gebracht.
„Und Neville mit sexuellen Gefälligkeiten erpresst, die er nie bekommen hat“, fügte Ginny hinzu, ehe sie lachend in ihren Sessel zurücksank.
„Wobei hier von wir nicht die Rede sein kann...“, meinte Pansy mit einem Kopfnicken in Ginnys Richtung und nippte an ihrem Wein. „Jedenfalls würde das erklären, warum er ausgerechnet mit Susan Bones durchgebrannt ist. Klarer Fall von Frustration.“
Blaise schnappte indes hörbar nach Luft und starrte Ginny halb entsetzt, halb angewidert mit offenem Mund an.
„Nach Las Vegas“, präzisierte Ginny und ignorierte ihn vollkommen.
„Also war er das Huhn“, stellte Hermine fest.
„Jep“, bestätigte Pansy, wobei ein gewisser Stolz, der in ihrer Stimme mitschwang, deutlich erkennbar war. „Merlin sei Dank hatten die beiden Streithähne bis dahin begriffen, dass sie es ohne einander nicht aushalten...“
Hermine schien ob dieser Enthüllung in stille Überlegungen zu versinken und nickte ab und zu anerkennend, als ob sie dem Puzzle, das sich jetzt in ihrem Kopf zu einem Bild zusammengesetzt hatte, im Nachhinein wohlwollende Zustimmung signalisieren wollte.
In diesem Augenblick, in dem sich alle zurücklehnten und offenbar in angenehmen Erinnerungen schwelgten – außer Blaise, der offenbar schmollte – tönte plötzlich ein lautes „Ah-HA!“ von der offenen Tür zur Küche, das die Anwesenden unvermittelt zusammenzucken ließ.
Draco hatte ein irres Glitzern in den Augen, als er herein trat und anklagend mit seinem ausgestreckten Zeigefinger auf die ganze Runde deutete. „Ich WUSSTE es! Es war eine Verschwörung! Und ihr alle – ihr ALLE hängt da mit drin...“ Er schnappte heftig nach Luft und sein Gesicht nahm langsam die ungesunde Farbe von abgestandenem Apfelmus an.
„Hey, ruhig, Kleiner... Tief durchatmen“, beschwichtigte Pansy und Terry fügte hinzu: „Vielleicht sollte er sich setzen. Und ein Glas Wasser trinken, nicht dass er uns hier noch einen Herzinfarkt bekommt. Macht schlechten Eindruck bei den Gästen...“
„Pah, ihr – pah! Das ist alles, was euch interessiert!“, keuchte Draco wütend auf und stützte sich schwer atmend mit einer Hand an der Wand hinter ihm ab.
„Also, die Kleine schläft jetzt!“, verkündete Harry mit einem breiten Grinsen, indem er von der anderen Seite den Raum betrat. „Hab ihr aus dem Nibelungenlied vorgelesen und sie war sofort weg, ich weiß gar nicht – Hey, was’n hier los?“ Verwirrt sah er sich um und fing Dracos hilfesuchenden Blick auf.
„Draco macht wieder mal einen auf hysterische Tunte“, erklärte Ginny trocken. „Und Blaise auf melodramatische Hete.“ Dabei schenkte sie ihrem Off-Freund einen missbilligenden Seitenblick. „Blaise schmollt, weil ich Neville vor Ewigkeiten dazu angestiftet habe, sich als Huhn zu verkleiden, um euch zusammen zu bringen“, fügte sie nebenbei hinzu, um Harrys Verwirrung ein wenig zu lichten.
„Ja, dann sag ihm mal, wie du den kleinen Moppel dazu angestiftet hast!“, warf Blaise beleidigt ein.
Ginny verdrehte die Augen. „Ich hab ihn mit sexuellen Diensten gelockt! Aber die hat er nie bekommen – was willst du eigentlich von mir, du intellektuelles Kartoffeltierchen?“
„Ich finde nur, dass es unter deiner Würde liegt, dich für so etwas herzugeben, Miss Hier-bin-ich-wer-will-mich!(2)“
„Oh, du brauchst mir nicht von Würde anfangen, Mister Meine-Schönheit-blendet-mich-selbst-so-sehr-dass ich-gar-nicht-mehr-sehe-mit-wem-ich-eigentlich-ficke!“
Unauffällig entfernten sich alle übrigen Anwesenden aus der Schusslinie, ehe einer der beiden womöglich auf die Idee kam, seinen Zauberstab zu zücken. Harry sammelte Draco auf, der dem totalen Zusammenbruch nahe war und es gar nicht fassen konnte, dass sich der Fokus der Aufmerksamkeit so unerwartet von ihm abgewandt hatte.
„Nimm’s doch mit Humor...“, grinste Harry und drückte Draco einen flüchtigen Kuss in den Nacken. Dieser sah aber trotzdem immer noch ziemlich kläglich aus und wirkte nicht so, als würde er sich mit dieser Erklärung allzu bald zufrieden geben.
Im Flur verabschiedeten Pansy und Terry ihre Gäste – abgesehen von Ginny und Blaise, die sich immer noch im Wohnzimmer anbrüllten, was wahrscheinlich über kurz oder lang in heftigem Versöhnungssex resultieren würde (3). Solche Freunde waren ein Luxus und ein Laster gleichermaßen. Was war das doch wieder ein schöner Abend gewesen.
Wenig später hatten sich Harry und Draco in ihrer Wohnung eingefunden und, nachdem Draco Horst mit einer Überdosis Eulenkeksen ruhig gestellt hatte, zur Ruhe begeben.
Verstört blinzelte Draco, der am Rücken auf dem Bett lag, ins Halbdunkel des Zimmers. „Ausgerechnet Longbottom“, sagte er mit zitternder Stimme. „Ich muss ihn gesehen haben, kurz bevor er durchgedreht ist. Als ich am Grimmauldplatz sp-... Nachforschungen anstellen war.“ Er runzelte die Stirn. Im Dunkeln konnte er natürlich nicht sehen, wie Harry ihm nachdenklich den Kopf zuwandte.
„Susan Bones hat ihn kurz darauf verlassen und irgend ‘nen reichen Texaner geheiratet“, erzählte Harry. „Er hat mir dann noch einmal eine Postkarte geschrieben, seitdem hab ich nie wieder von ihm gehört. Da stand, dass er in Südamerika ist, irgendwo in den Anden, nichts tut außer Alpakas hüten und Tequila trinken. Und er hat mir nahe gelegt, doch bitteschön auf meine Beziehung zu achten, denn sonst würde er endgültig den Glauben in die Gerechtigkeit der Welt verlieren. Ich wusste nie, was er damit gemeint hat...“ Harry schüttelte leicht den Kopf. „Jetzt ergibt das doch ein wenig Sinn.“
„Ich denke, der Tequila hat ihm das Hirn vernebelt“, schnaubte Draco abfällig und drehte sich auf die Seite, so dass er nun Harry ansah, der im Schneidersitz auf der Matratze neben ihm hockte. Seine Augen hatten sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt, deswegen konnte er nun erkennen, wie Harry seine Stirn in nachdenkliche Falten legte. Draco seufzte. „Bei Salazar, ist es wirklich schon so weit gekommen, dass wir im Bett über nichts Besseres als Longbottom nachdenken können? Das wäre doch wirklich erbärmlich...“ Ungeduldig zog er am Saum von Harrys T-Shirt und legte den Kopf schief.
„Ich weiß, ich weiß“, murmelte Harry abwesend. „Aber mir ist da gerade was aufgefallen. Erinnerst du dich an das letzte Mal, als wir das Huhn gesehen haben? An den Tag, an dem du dich endlich zu einer Entschuldigung aufraffen konntest und mir gesagt hast, dass du keine Verlobte hast?“
Undeutlich nuschelte Draco seine Zustimmung. Er dachte nicht besonders gern an dieses Ereignis zurück. Dann schon eher an das darauf folgende, bei dessen gedanklicher Erwähnung ihm sein ursprüngliches Ansinnen wieder umso bewusster wurde und er Anstalten machte, Harry zu sich zu ziehen, um dessen Überlegungen so weit es nur ging von Longbottom weg zu führen.
„Es ist nämlich so, dass – jetzt hör doch mal zu!“, unterbrach Harry seine Bemühungen unerwartet scharf. Beleidigt ließ Draco von ihm ab und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
„Es ist nämlich so, dass Neville schon zwei Tage vorher nach Las Vegas abgereist ist.“
Dieser Feststellung folgte einige Herzschläge lang völlige Stille – einmal abgesehen von Horsts entferntem Schmatzen.
„Aber – wer war dann das Huhn?“, fragte Draco tonlos.
Harry zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Vielleicht Hermine, die versucht hat, Ginny und Blaise zu verkuppeln. Lust auf Sex?“
Draco brauchte keine Sekunde, um sich zu entscheiden, was ihm wichtiger war.
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