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Fanfiction

Don't Chicken Out - Kapitel 7, oder: Das letzte Kapitel

von solvej

„Du bist wirklich der blödeste Mensch, von dem ich je das Pech hatte, ihn kennen lernen zu mĂŒssen!“, verlautbarte Pansy mit einem Blick der abgrundtiefen Missbilligung.

In Anbetracht der UmstĂ€nde hatte Draco es fĂŒr angemessen gehalten, die Funkstille ihr gegenĂŒber aufzuheben, war aber in genau diesem Augenblick geneigt, diese Entscheidung noch einmal zu ĂŒberdenken. Er schwieg trotzig und starrte auf seine FingernĂ€gel. Gehörten auch mal wieder geschnitten.

„Ich meine, du bist so gut wie am Ziel und dann sowas? Du lĂ€sst dich wirklich von deiner Witzfigur von imaginĂ€rer Verlobten dermaßen manipulieren, dass du dir deswegen den einzigen Kerl entgehen lĂ€sst, der vor deinem Rasiermessercharme nicht auf der Stelle die Flucht ergreift? Du bist echt ein Idiot, Draco.“ Pansy rĂŒmpfte leicht ihre kleine Stupsnase, wie sie es immer gerne tat, wenn sie sich gerade unheimlich klug vorkam.

„Was brauch ich denn schon ausgerechnet Potter?“, maulte Draco nicht sehr ĂŒberzeugend, ohne seine Freundin dabei anzusehen.

Pansy zuckte mit den Schultern. „Das musst du schon selbst wissen. Ob er dir wichtig genug ist oder nicht...“

„Um dann was mit diesem Wissen zu tun?“

„Zu ihm gehen natĂŒrlich. Du bist an der Reihe.“

„Was wenn ich einfach ein bisschen Zeit verstreichen lasse und dann sage, ich hĂ€tte die Verlobung gelöst, mich zu meiner HomosexualitĂ€t bekannt, bla bla, das ĂŒbliche Geschwafel eben – und dann braucht Potter nicht mehr seine scheiß moralischen Zweifel zu haben.“

„Die Idee ist ungefĂ€hr so gut, wie Muffins mit Bubotubler-Eiter zu fĂŒllen, und das weißt du genau.“ Pansy verschrĂ€nkte die Arme vor der Brust und sah ihn aus zu Schlitzen verengten Augen an, was in Draco eine plötzliche Assoziation mit einer lauernden Katze aufblitzen ließ.

„Ich find die gar nich’ so schlecht“, nuschelte er in die entgegengesetzte Richtung.

„Wenn du das durchziehst“, fauchte Pansy und klang auf einmal sogar wie eine Katze, „dann wĂŒrde ich an deiner Stelle keines von den Muffins mehr essen, die ich dir schicke.“

„Als ob die jemals genießbar gewesen wĂ€ren! Oder auch nur kaubar.“

„Du bist und bleibst der unausstehlichste Mensch, den ich kenne! Ich frage mich, warum bei Salazar ich drei Jahre meines wertvollen Lebens an dich verschwendet habe...“, seufzte Pansy nur halb im Scherz und hob melodramatisch ihre HĂ€nde gen Himmel.

„Weil ich so klug, schön und reich bin“, erklĂ€rte Draco ernsthaft und sah ihr in die dunklen Augen.

Pansy hob kritisch die Brauen. „Möglicherweise war die Reihung der GrĂŒnde eine etwas andere, aber im Grunde könntest du Recht damit haben.“ Grinsend zwinkerte sie ihrem Freund zu, der verwirrt eine Augenbraue hochgezogen hatte. „Komm, gehen wir zu dir, ich brauch einen Kaffee und eine Zigarette. Und ich will meine Wohnung damit nicht vollstinken.“

„Hey“, protestierte Draco milde, folgte ihr aber ohne gröbere Gegenwehr durch den Kamin in sein Appartement.

Annas Fotos hatten sich schon so in sein Bild der Wohnung eingefĂŒgt gehabt, dass es ihm jetzt, wo sie alle pedantisch entsorgt worden waren, beinahe vorkam, als fehle etwas. Auch Pansy hatte den Unterschied offenbar sogleich bemerkt, denn ihr Blick streifte mit einem befriedigten Nicken das nun wieder leere Kaminsims. „Schreit geradezu danach, mit Fotos vollgestellt zu werden, nicht wahr?“, sagte sie neckend und warf Draco einen hĂ€mischen Seitenblick zu, als dieser sich angewidert schĂŒttelte.

„Selbst wenn der unwahrscheinliche Fall eintreten wĂŒrde“, betonte er ĂŒbertrieben stark, wĂ€hrend er, dicht gefolgt von Pansy, in die KĂŒche ging, um Kaffee aufzusetzen, „dann wĂ€ren Potter und ich niemals (‚NIEMALS‘, wiederholte er noch einmal mit einem scharfen Blick auf Pansy) eins von diesen widerwĂ€rtigen, abstoßenden, klischeehaften (an dieser Stelle fĂŒgte er noch einige weitere Adjektive seines Widerwillens ein) PĂ€rchen (dieses Wort spuckte er aus, wie ein StĂŒck verdorbenen Fisch), die ihre Wohnung mit peinlichen Erinnerungsfotos (noch so ein Spuck-Wort!) zukleistern!“ Energisch knallte er Pansy ihre Tasse hin.

„Danke, Mister Ich-bin-ja-so-viel-besser-als-der-Rest-der-Welt!“ Sie unterließ es, weiter in diesem Thema herumzustochern und verschwand stattdessen ins Wohnzimmer, wohin ihr Draco wenige Augenblicke spĂ€ter folgte und sich mit einem stummen Seufzen in seinen riesigen Polstersessel sinken ließ.

„Seit wann verstehst du dich ĂŒberhaupt so gut mit der kleinen Wieselin?“, lenkte er schließlich ab, nachdem er ein paar Minuten nur stumm in seinen Kaffee gestarrt und ab und zu Rauchkringel von seiner Zigarette in die Luft geblasen hatte.

„Mmmmh, haben uns mal zufĂ€llig im ‚Dark Side‘ getroffen“, erklĂ€rte Pansy beilĂ€ufig. „War schon spĂ€t, kamen ins Reden, und so fort – so ist das eben, wenn man die FĂ€higkeit besitzt, neue Bekanntschaften zu schließen“, konnte sie sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen.

Draco ging nicht darauf ein, ĂŒberlegte nur kurz, ob er den Gedanken, dass Pansy im ‚Dark Side‘ meistens Bekanntschaften der eher zweifelhaften Sorte schloss, nun laut aussprechen sollte oder nicht. Ausnahmsweise entschied er sich aus GrĂŒnden des TaktgefĂŒhls dagegen. Das ‚Dark Side‘, eigentlich ‚Dark Side of the Moon‘ (1) war eine Über-18-Bar/Club/Kellerlokal in der anrĂŒchigeren Ecke der Winkelgasse, in welcher Pansy vorzugsweise ihre „drei an ihn verschwendeten Jahre“ wieder aufzuholen suchte. Mit beachtlichem Erfolg.

Und nun stellte sich heraus, dass die kleine Weasley auch so eine war... Na ja, dachte Draco spöttisch, in gewisser Hinsicht teilten die beiden ja ihr Schicksal. Kein Wunder, dass sie sich viel zu sagen hatten. Die Winzigkeit eines Grinsens huschte dabei ĂŒber sein Gesicht, was Pansy offenbar nicht entging.

„Du brauchst gar nicht so zu tun, Herr Moralapostel! Nur weil deine AusflĂŒge dorthin so erbĂ€rmlich geendet haben, heißt das nicht, dass du jetzt alles verdammen kannst, was dort passiert.“

In der Tat dachte er nicht besonders gern an die beiden Abende zurĂŒck, die er dort mit – wie konnte es auch anders sein – Pansy verbracht hatte. Beim ersten Besuch hatte sie ihn nach etwa fĂŒnfzehn Minuten alleine an der Bar stehen gelassen, um mit irgendeinem Typen auf die TanzflĂ€che und dann aus seinem Blickfeld zu verschwinden und erst zwei Stunden spĂ€ter mit einem befriedigten LĂ€cheln zurĂŒckzukehren. In der Zwischenzeit war er hartnĂ€ckig von einem Kerl angemacht worden – Typ Brummifahrer: untersetzt, Bierbauch, schĂŒtteres Haar; dazu allerdings ein flaschengrĂŒner Seidenanzug und ein Hawaiihemd – der sich einfach nicht hatte abschĂŒtteln lassen, so als hĂ€tte Draco jemand, wĂ€hrend er gerade nicht aufgepasst hatte, das Wort „Schwuchtel“ auf die Stirn tĂ€towiert.

Das zweite Mal, zu dem ihn Pansy nur mir viel Überzeugungskraft hatte ĂŒberreden können, hatte sie besser auf ihn geachtet. Immer wieder war sie fĂŒr einige Minuten auf die TanzflĂ€che verschwunden, um dann einen Mann mit an die Bar zu schleppen und ihn dann diskret mit Draco alleine zu lassen. Diese Taktik war ziemlich scheiße, nachdem es die meisten Typen ziemlich irritierte, von ihrem frischen Aufriss mit deren schwulen Kumpel allein gelassen zu werden. Nach der dritten Begegnung dieser Art war Draco bereits dermaßen angepisst, dass er den nĂ€chsten, ohne ihn auch nur zu Wort kommen zu lassen, mit einem derart bissigen Kommentar verschreckte, dass dieser mit einem aus dem Mundwinkel gezischten „Blöder Wichser“, sofort wieder verschwand. Eine halbe Stunde spĂ€ter sah Draco ihn in einer Ecke mit einem anderen Mann herummachen. Blöd gelaufen.

Seitdem hatte er das ‚Dark Side‘ gemieden. Und ins ‚Kiss & Swallow‘ (2) hatte er gar nicht erst vor, auch nur einen Fuß zu setzen. Gegen das wahrscheinlich einzige magische Schwulenlokal in ganz Großbritannien wirkte selbst das ‚Dark Side‘ noch wie eine Nobeldiskothek.

So viel also zum Thema ‚Die sexuelle Frustration des Draco M.‘. Beinahe konnte er Potters Worte noch in seinem Ohr nachhallen hören – „Das klingt, als wĂŒrde dein Sexualleben dich frustrieren – Draco.“

Pah! Potter brauchte reden, der hatte es immerhin nötig gehabt, sich mit einem ĂŒberdimensionalen HĂŒhnerkostĂŒm vor aller Welt lĂ€cherlich zu machen, nur um die Aufmerksamkeit eines mutmaßlich Heterosexuellen auf sich zu ziehen.

„Blöder Potter“, murmelte er in seinen Kaffee und hatte Pansys Anwesenheit schon fast vergessen.

„Wie war das?“, horchte sie auf und senkte ihr Magazin um eine Spur, hinter dem sie vor Minuten schon versunken war, so dass sie Draco jetzt arglos neugierig ĂŒber dessen Rand hinweg anblinzeln konnte.

„Nichts.“

„Du hast von Potter gesprochen. Du sprichst dauernd von Potter.“

„Nein.“

„LĂŒg doch nicht.“

„Geh weg.“

Pansy wollte schmollend wieder hinter ihrer Zeitschrift in Deckung gehen, aber Draco blieb ĂŒberraschender Weise diesmal bei seinen Worten, ließ ihnen Taten folgen und warf Pansy ziemlich radikal hinaus.

Die nĂ€chste Zeit verbrachte er grĂ¶ĂŸtenteils damit, in seinem Bett – das ihm plötzlich fĂŒrchterlich groß vorkam – auf dem RĂŒcken zu liegen und an die Decke zu starren. Ihm war nicht ganz klar, ob Pansy sich aus RĂŒcksichtnahme auf seine Auszeit nicht bei ihm meldete, oder, was wahrscheinlicher war, ob sie einfach schmollte - jedenfalls wurde er bei seiner GedankenwĂ€lzerei nicht gestört.

Es war immer noch Potter, egal was Pansy sagte, und egal, dass sie seit vier Jahren nicht mehr zur Schule gingen. Egal auch, dass er gut aussah, verdammt gut kĂŒssen konnte, auf seine dĂ€mliche, vertrauensselige Art sogar irgendwie unterhaltsam war, und egal auch, dass es ihm fast die Brust zerriss, bei dem Gedanken daran, dass sie sich womöglich wieder jahrelang nicht mehr ĂŒber den Weg laufen könnten.

Trotz allem war es immer noch Harry Potter! Harry, der verfluchte Held. Und er war Draco „Antiheld“ Malfoy – was gab es dazu sonst noch zu sagen? So etwas GegensĂ€tzliches konnte nicht funktionieren, es konnte nicht gut gehen – und Draco stellte plötzlich fest, dass genau das seine grĂ¶ĂŸte Angst war. Dass es nicht funktionierte.

ZurĂŒckweisung. Verlust. EnttĂ€uschte Hoffnung. Mit einem Mal fĂŒllten diese Begriffe seinen Kopf und vernebelten sein Denken. Die Gedanken verloren ihren Boden unter den FĂŒĂŸen, schwebten nur noch haltlos im Raum umher, und Draco versuchte sie im trĂŒben Schein der noch nicht gewonnenen Erkenntnis wie ein Schlafwandler zu einem Sinn ergebenden Ganzen zusammenzusetzen. Er scheiterte klĂ€glich.

Das EingestĂ€ndnis wĂ€re zu groß gewesen, als dass es einfach so, ohne einen inneren Kampf auszufechten, ĂŒber seine Lippen hĂ€tte kommen können. Die Wahrheit war so einfach und doch so grausam, dass er erst am Abend des zweiten Tages ĂŒber sich brachte, sie vor sich selbst zuzugeben: „Ich habe Angst, dass es mit Potter nicht klappt.“

Die darauf folgende durchwachte Nacht ergab die Erkenntnis: „Wenn ich solche Angst habe, dass es mit Potter nicht klappt, dann bedeutet das, dass mir an Potter wirklich etwas liegt.“

Pansy wÀre stolz auf ihn gewesen.

Auf dieses neue Bewusstsein folgte eine seltsame Euphorie, die verliebten Menschen eigen ist, und die sie Dinge tun lĂ€sst, die andere Leute kaum nachvollziehen können – und spĂ€ter auch oft sie selbst nicht mehr. Draco jedenfalls schlĂŒpfte in dieser plötzlich eingetretenen Jubelstimmung in die nĂ€chstbesten KleidungsstĂŒcke (eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd – wer hĂ€tte das gedacht?) und hastete aus dem Haus, vergaß dabei nicht nur SchlĂŒssel und Brieftasche, sondern sogar seinen Zauberstab, was ihm eigentlich noch nie passiert war.

Erst als er schon draußen war, mitten im Strom von Londons Leben, wurde ihm bewusst, dass er sich damit jede Möglichkeit zur hilfefreien RĂŒckkehr verbaut hatte. Umso besser. Das stĂ€rkte die Entschlusskraft und er wĂŒrde wenigstens keinen RĂŒckzieher machen.

Nachdem er etwa zehn Minuten gerannt, weitere zwanzig Minuten gegangen war und sich jetzt nur noch so dahin schleppte, hatte diese Entschlusskraft schon deutlich nachgelassen. Aber endlich – endlich! – erreichte er den Grimmauldplatz, der sich nun in all seiner Scheußlichkeit im hellen Licht der Morgensonne vor ihm erstreckte. Vor der TĂŒr Nummer zwölf zögerte er nur einen Augenblick, bevor er entschlossen die zwei Stufen nahm und mit dem schweren Ring aus Gusseisen klopfte.

Einige Sekunden passierte gar nichts. Das hemmte seine anfĂ€ngliche Euphorie wieder ein StĂŒckchen. Aber nach einer kleinen Ewigkeit des Wartens hörte er, wie sich tief im Inneren des Hauses etwas zu regen schien und schließlich nĂ€herten sich schlurfende Schritte der HaustĂŒr, bis diese endlich ein StĂŒck aufgezogen wurde.

Ein fremder Kopf erschien in der TĂŒr. „Ja?“, fragte Dracos GegenĂŒber schlĂ€frig. Draco sah ihn mit gerunzelter Stirn an. Das musste der ominöse Terry Boot sein, er erinnerte sich dunkel, das Gesicht aus Schulzeiten zu kennen.

„Bist du Malfoy?“, fragte Boot jetzt und kniff die Augen zusammen. „Warte“, sagte er, ohne eine Antwort abzuwarten und knallte Draco die TĂŒr vor der Nase zu.

Was zur Hölle...?

Kurz darauf nĂ€herten sich wieder Schritte der TĂŒr, die diesmal ein StĂŒck weiter aufgezogen wurde. Doch als Draco erleichtert nĂ€her treten wollte, verstellte Ginny Weasley ihm vehement den Weg. Breitbeinig wie ein TĂŒrsteher und mit in die HĂŒften gestemmten HĂ€nden baute sie sich in der TĂŒr auf und reckte selbstbewusst das Kinn hoch, was sie trotz ihrer zierlichen Gestalt irgendwie imposant erscheinen ließ. „Was willst du?“, fragte sie, wie eine besonders pflichtbewusste SekretĂ€rin.

„Mit Potter... mit Harry reden“, stieß Draco zögernd hervor.

„Wer sagt, dass er fĂŒr dich zu sprechen ist?“, blaffte Ginny ihn an und schob streitlustig ihren Unterkiefer vor.

„Ich glaube zumindest, dass er alt genug ist, um fĂŒr sich selbst zu sprechen, Wieselin!“, zischte Draco Ă€rgerlich. Das hĂ€tte er nicht tun sollen. Wie schon Terry zuvor, schlug Ginny ihm mit Schwung die TĂŒr vor der Nase zu.

„Verdammt!“, rief er ohne eigentliches Ziel die Fassade empor. „Das könnt ihr doch nicht mit mir machen!“

Offenbar konnten sie doch. Jetzt war Dracos Euphorie völlig verschwunden, ĂŒbrig geblieben war einzig der zĂ€he, unzerstörbare Wille, an sein Ziel zu gelangen. Potter. Deswegen blieb er einfach, wo er war – und klopfte. Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, bis sich endlich wieder Schritte der TĂŒr nĂ€herten. Sie ging einen Spalt auf, Terry Boot quetschte sich heraus und hatte sie so schnell wieder hinter sich geschlossen, dass Draco nicht einmal die Chance gehabt hĂ€tte, einen Fuß in den TĂŒrrahmen zu stellen. Das wĂ€re wahrscheinlich auch nicht besonders empfehlenswert gewesen – die TĂŒr bestand aus schwerem Holz und hĂ€tte sicher sĂ€mtliche Knochen in seinem Fuß zermalmen können.

„Sorry, Mann“, sagte Terry Boot und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Dann verschwand er eilig die Straße hinunter.

Kurze Zeit spÀter hörte er wieder Rumoren im Haus, er glaubte, Stimmen zu hören, konnte aber nichts NÀheres erkennen, dann folgte Stille. Er klopfte wieder.

Fast im selben Moment, als hĂ€tte er hinter der TĂŒr gewartet, ging diese auf und Harry sah ihn an, den Kopf schief gelegt und eine Augenbraue hochgezogen, wie Draco es so hasste.

„Eh – hallo?“, sagte er stupide und grinste Harry verlegen an. Irgendwie hatte er die ganze Zeit ĂŒber angenommen, zum richtigen Zeitpunkt wĂŒrden ihm die richtigen Worte schon zugeflogen kommen. Nur leider schien sein Kopf gerade so ausgehöhlt zu sein wie ein KĂŒrbis zu Halloween.

‚Verdammt!‘

„Ja?“, fragte Harry in gelangweiltem Tonfall, als hĂ€tte er in genau diesem Augenblick tausend viel interessantere Dinge zur Auswahl, mit denen es sich um ein Vielfaches mehr zu beschĂ€ftigen lohnte, als mit einem sinnlos dahinstammelnden Draco Malfoy.

Pah, aber wen wollte er damit tĂ€uschen. Draco wusste zufĂ€llig ganz genau, dass Harrys Leben ungefĂ€hr genauso inhaltslos war, wie sein eigenes. Nun ja, wenn sich daran nicht in nĂ€herer Zukunft etwas Ă€ndern ließ.

„Kann ich reinkommen?“, wagte Draco einen Vorstoß.

„Nein.“ Ein Wort, wie ein Vorschlaghammer. Oder ein aus dem dreizehnten Stock herab fallender KonzertflĂŒgel. ‚Nein‘ - die reinste Symphonie aus Misstönen. „Wenn du mir etwas zu sagen hast, dann kannst du es auch hier tun“, erklĂ€rte Harry eisern.

Oh Merlin. Potter wollte ihn leiden sehen, richtig? Ein hingehauchter Seufzer glitt ĂŒber Dracos Lippen, eher er sich an Potters Haaransatz wandte – ihm in die Augen zu sehen wĂ€re zu sehr Hardcore fĂŒr die frĂŒhe Morgenstunde gewesen – und die Worte so schnell er konnte herunter rasselte, um es möglichst bald hinter sich zu bringen.

„Ich hab keine Verlobte, ich hab sie erfunden, weil ich mir vor dir keine BlĂ¶ĂŸe geben wollte, und die Bilder waren von einem Model aus einem Magazin. Und ĂŒberhaupt steh ich auf MĂ€nner und es war nie anders un’ estumilei.“ Bei den letzten Worten war seine Aussprache immer undeutlicher und schneller geworden, so dass sie fĂŒr Harry völlig unverstĂ€ndlich gewesen sein mussten.

Trotzdem erschien ein unverschĂ€mt breites LĂ€cheln auf dessen Gesicht. Draco schenkte ihm dafĂŒr einen eisigen Blick.

„Sag’s nochmal“, kicherte Harry.

„Nein.“ Einmal Vorschlaghammer fĂŒr Potter, bitte!

„Es gilt nicht, wenn man es nicht versteht.“

„Du hast es aber schon verstanden, du Depp! Sonst wĂŒrdest du jetzt nicht so blöd grinsen wie ein geistesgestörter Ochsenfrosch!“, wurde Draco lauter und nahm dabei unwillkĂŒrlich seine alte Streitposition wieder ein

Harry lachte belustigt auf. „Sag’s doch einfach!“

„Fein!“, schrie Draco jetzt. „Schön, wenn du es unbedingt so haben willst! Es tut mir leid, OK? Zufrieden, Herr Gryffindor-Gutmensch-ich-hab-noch-nie-eine-Verlobte-erfunden?“ Beleidigt schob er nach diesem Ausbruch die Unterlippe vor und funkelte Harry böse aus seinen grauen Augen an.

„Joah, eigentlich schon...“, sagte Harry und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Aber jetzt mal so um der Ehrlichkeit Willen –“ Das Folgende schien ihn tatsĂ€chlich ein nicht geringes Maß an Überwindung zu kosten. „– ich hab's gewusst.“ Er vertiefte sich darauf eingehend in die Betrachtung von Dracos linkem OhrlĂ€ppchen, offenbar gab es dort irgendetwas Interessantes, das Draco selbst bisher verborgen geblieben war.

Daran verschwendete er in diesem Moment allerdings keinen Gedanken. Stattdessen fiel ihm wie in einer erbĂ€rmlichen Imitation Longbottoms zwei Tage zuvor die Kinnlode herunter. „Du wusstest was?“, fragte er, zu perplex um zu glauben, was er vermutete, glauben zu mĂŒssen.

„Hm, das mit der Verlobten... Also – nicht von Anfang an, aber... Gin hat’s mir gesagt, sie weiß es von Pansy und –“

„Bitte?“, unterbrach Draco ihn scharf. „Das war alles nur Show? Ihr... ihr... Verschwörung! Ihr alle!“ WĂ€hrend seiner letzten Worte war er rĂŒckwĂ€rts die beiden Stufen zur HaustĂŒr heruntergestolpert und war jetzt drauf und dran, sich umzudrehen und wegzurennen – eine Taktik, die sich in nicht allzu seltenen FĂ€llen durchaus bezahlt machte.

„Draco, warte!“, rief Harry ihm hinterher und hatte ihn schon nach wenigen Schritten eingeholt. Zugegeben, Draco war absichtlich nicht besonders schnell gelaufen.

„Jaaa?“, fragte er lauernd.

„Tschuldigung, ok?“, sagte Harry und zuckte verlegen mit den Schultern. „Aber ich musste doch wissen, wie weit du gehen wĂŒrdest...“

‚Verdammt!‘ Warum kam Potter die Entschuldigung so leicht ĂŒber die Lippen? Scheiß Gryffindor.

„Scheiß Gryffindor“, sagte Draco und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

„Scheiß Slytherin. Und außerdem siehst du echt erbĂ€rmlich aus, Malfoy. Wann hast du zuletzt geschlafen? Willst du Kaffee? Und – nimm’s mir nicht ĂŒbel, aber du stinkst ein bisschen. Willst du duschen? Du kannst hier duschen, wenn du möchtest, niemand ist zuhause, außer mir eben, und ich –“

Draco, der nicht genau wusste, ob er jetzt lachen oder weinen sollte, folgte dem offenbar aus Verlegenheit dahinbrabbelnden Harry ins Haus. Bis in die KĂŒche, wo Harry abrupt in dem Moment stehen blieb, in dem ihm auch die sinnlosen Worte ausgegangen waren, so als ob diese es gewesen wĂ€ren, die einen geheimnisvollen Mechanismus in seinem Körper angetrieben hatte, der nun gestockt hatte.

„Komische Situation, hm?“, meinte er schließlich verlegen und warf einen flĂŒchtigen Blick nach draußen auf den Hinterhof. Draco folgte seinem Blick – es war ein seltsames GefĂŒhl, diesen Hof jetzt aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen, als ĂŒber die Mauer hinweg auf einer MĂŒlltonne balancierend.

Er lachte verkrampft auf. „Ziemlich beschissen, wenn du mich fragst.“

Und in genau diesem Moment sahen sie es beide. Gleichzeitig. Unverkennbar. Das Huhn, wie es quer ĂŒber den Hof rannte und dann mit einem Satz, der ĂŒbernatĂŒrlich kraftvoll und elegant wirkte, ĂŒber die zwei Meter hohe Mauer hinwegsetzte.

Sie starrten sich an. Dann wieder aus dem Fenster. Dann wieder einander.

„Ich dachte, du...“, setzte Draco an. Sein Augenlid zuckte.

„Und ich dachte, du wĂ€rst es“, stellte Harry fest.

„Pansy hat immer gesagt –“

„Ich wĂŒrde fast darauf wetten, es war das selbe, was Ginny immer zu mir gesagt hat...“ Harry machte eine unbestimmte Geste mit der Hand. Einige Sekunden schwiegen sie beide schockiert.

„Denkst du denn, die beiden...?“

„Nah, kann nicht sein“, ĂŒberlegte Harry. „Als ich das Huhn das erste Mal gesehen habe, war Ginny bei ihren Eltern, das ist sicher. Und Parkinson war mit dir im Tropfenden Kessel, als ich da ankam.“

„Seltsam“, antwortete Draco darauf wenig geistreich und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

„Dann ist’s jetzt wohl aus mit dem Huhn. Kaffee?“, fragte Harry dann so beilĂ€ufig, als wĂŒrde er das jeden Morgen tun.

„Bitte“, sagte Draco reflexmĂ€ĂŸig, ĂŒberlegte es sich aber in nĂ€chsten Augenblick anders. „Ach, scheiß drauf.“ Dann tat er endlich das, was er schon die meiste Zeit vorgehabt, aber immer auf den richtigen Moment gewartet hatte. Er berĂŒhrte Harry flĂŒchtig an der Schulter, worauf dieser sich ĂŒberrascht zu ihm umdrehte, und Draco ihn, ohne weitere Überlegungen zum ‚richtigen Moment‘ anzustellen, einfach kĂŒsste.

Weil jeder Moment der richtige dafĂŒr war. Weil nachdenken manchmal nur störte. Und weil irgendwann sogar RiesenhĂŒhner zur Nebensache wurden.

SpĂ€ter frĂŒhstĂŒckten sie gemeinsam. RĂŒhrei.

_____________________________

(1) „The Dark Side of the Moon“ ist das wohl legendĂ€rste Album von Pink Floyd UND eine Zeile aus Robbie Williams' „Love somebody“
(2) „Kiss and Swallow“ ist der Titel eines Songs von IAMX ;)

PS: Epilog + Auflösung kommt noch ;)


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