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Fanfiction

Don't Chicken Out - Kapitel 3, oder: Anna Kournikova

von solvej

Holla die Waldfee, um mit Pansys Worten zu sprechen! 16 Kommentare bei zwei Kapiteln - DANKE! Sol ist erschüttert und gerührt. Ich wünsch euch viel Spaß auch weiterhin... :) ~sol

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Kapitel 3, oder: Anna Kournikova

Nervös schritt Draco nun sicher schon zum fünften Mal sein Bücherregal ab und ließ seinen Blick hastig über die einzelnen Buchrücken gleiten. Seine Sammlung war beträchtlich und er war nicht wenig stolz darauf, all diese Bücher auch gelesen zu haben und sie nicht nur zu Dekorationszwecken besaß, wie einige Leute es ihm sicherlich zugetraut hätten. Aber immerhin hatte er ja auch reichlich Muße, die er zum exzessiven Studium der großen Klassiker nutzen konnte, nachdem er – genau genommen – nichts tat.

Das war eine Tatsache, die ihm viele Menschen in seinem Bekanntenkreis zum Vorwurf machten, nämlich, dass seine Arbeit aus effektiv nichts weiter bestand, als fürchterlich reich zu sein und seinem Geld dabei zuzusehen, wie es sich quasi von allein vermehrte. Draco hingegen war der Meinung, dass dies ein äußerst nervenstrapazierender Job war, immerhin könnte er auch durch eine einzige Fehlinvestition alles verlieren, außerdem habe sich sein Geld ja auch nicht von alleine so klug angelegt. Und war es sein Fehler, einen reichen Großvater beerbt zu haben? Sicherlich nicht.

Wie dem auch sei, trotz seiner großen Bibliothek war Dracos Repertoire an russischen Autoren äußerst begrenzt. Außer den üblichen Verdächtigen, wie ‚Krieg und Frieden‘ und ‚Anna Karenina‘ hatte seine ansonsten nie versagende Auswahl an Büchern wenig zu bieten, und woher zum Teufel sollte er sonst einen Namen für seine russische Verlobte auftreiben? Alles was er fand, war entweder zu bekannt, oder einfach nur hässlich, und schließlich war er ein Malfoy – er wollte keine Verlobte, egal ob nun imaginär oder nicht, mit hässlichem Namen.

Schließlich seufzte er tief, verschob die weitere Suche auf später und wandte sich zunächst wieder dem Problem der mangelnden optischen Erscheinung seiner namenlosen Freundin zu. Für dieses hatte er allerdings schon einen Plan. Er ließ sich auf sein Sofa fallen und griff nach einem der Frauenmagazine, die auf dem Wohnzimmertisch verstreut lagen, manche zerknittert und von Kaffeerändern überzogen. Wahllos zog er eines aus dem Stapel und schüttelte mit einer kurzen Handbewegung die Ascheflöckchen davon ab, bevor er begann, es aufmerksam durchzublättern.

Natürlich besaß er all diese Hefte nur Pansys wegen, die sie entweder hier vergaß oder die er alleinig für sie besorgte, weil er wusste, dass seine beste Freundin sowieso den größten Teil ihrer Freizeit in seinem Appartement verbrachte. Draco hatte den dunklen Verdacht, sie täte das unter anderem nur wegen der klimatisierten Räume, der luxuriösen Kaffeemaschine und der üppig ausgestatteten Minibar, die Draco sein eigen nennen durfte. Jedenfalls war es schon oft genug vorgekommen, dass sie unangemeldet in Dracos Wohnzimmer aus dem Kamin gestiegen war, und wenn Draco dann so etwas wie ein Gespräch beginnen wollte, hatte sie nur abwehrend mit der Hand gewedelt und sich mit ihrer Zeitschrift in der einen, wahlweise einer Tasse Espresso oder einem Glas Martini in der anderen Hand auf dem Sofa breit gemacht und war den folgenden Nachmittag über nicht mehr ansprechbar gewesen.

Manchmal mutmaßte Draco, sie täte das nur, um ihn nachträglich dafür zu bestrafen, dass er sie im sechsten Schuljahr verlassen hatte. Natürlich war sie damals zunächst wütend, verletzt und enttäuscht gewesen und hatte ihre rasende, wenngleich ziellose Eifersucht auf jeden gerichtet, dem Draco auch nur einen zu langen Blick zugeworfen hatte. Allerdings hatte sie sich dann im Endeffekt recht schnell über in hinweg getröstet und als sie irgendwann den wahren Grund für Dracos Desinteresse an ihr durchschaut hatte, verzieh sie ihm vollends. Trotzdem hatte er hin und wieder noch den Eindruck, sie habe Spaß daran, ihn leiden zu sehen.

So wie etwa bei dieser verfluchten Angelegenheit mit Potter und dem Huhn! Immerhin war es ihr Vorschlag gewesen, dass sie sich gemeinsam in Dracos Wohnung treffen sollten, um die genaue Strategie durchzusprechen. Draco würde sich selbst fortan Horst heißen, wenn sie das nicht nur deswegen getan hatte, um ihm wegen der Ermangelung einer Verlobten in Verlegenheit zu bringen.

Er brauchte über zwei Stunden und etwa fünf Modemagazine, bis er eine passende Verlobte gefunden hatte. Über mehrere Seiten hinweg wurde eine Modelinie von dem selben Modell präsentiert, von dem er fand, dass es den Ansprüchen an eine zukünftige Malfoy gerecht werden könnte. Es war ein Mädchen von vielleicht 22 Jahren, blond – natürlich! -, mit langen, glatten Haaren und schmalem Gesicht. An irgendwen erinnerte es ihn, aber er konnte die Ähnlichkeit nicht zuordnen.

Mit einem Schwenken seines Zauberstabs trennte er die Bilder aus dem Magazin und verlieh ihnen mit einem weiteren Schlenker schmale Rahmen aus Holz. Die nunmehr gerahmten Fotos verteilte er an strategischen Punkten in seiner Wohnung und betrachtete schließlich stolz sein Werk. Potter würde niemals etwas merken.

Ein flüchtiger Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er ohnehin schon spät dran war. Hastig packte er den Stapel Modemagazine und versteckte ihn im Schrank, bevor er sich seine Schlüssel schnappte und die Wohnung durch die Tür verließ.

Noch so eine blöde Allüre von Potter – anstatt wie jeder normale Zauberer mittels Flohpulver zu reisen, musste Potter natürlich die U-Bahn nehmen! Und weil er außerdem entweder zu blöd oder zu faul war, eine Straßenkarte zu lesen, musste Draco ihn natürlich von der Station abholen. Was war er denn – sein Kindermädchen? Hoffentlich war Pansy da, bis sie zurückkamen, denn länger als unbedingt nötig würde er es sicher nicht mit diesem Gryffindor-Spinner allein aushalten.

Auf dem Weg, der Draco selbst kaum vertraut war, da er seine Wohnung selten auf diesem Wege verließ, kam er an einem Muggelkiosk vorbei, an dem er einige Augenblicke Halt machte, um die Titelblätter der Zeitschriften zu studieren. Das war eine Angewohnheit, die er aus Kriegszeiten beibehalten hatte – er konnte an keiner Zeitung vorbeigehen, ohne nach Nachricht von Tod und Zerstörung Ausschau zu halten. Diesmal aber fand er etwas völlig anderes, wenngleich auch auf ungleich andere Weise Interessantes: „Anna Kournikova in Sydney out“, prangte in fettgedruckten Lettern auf einem Sportmagazin.

Ein kleines Grinsen schlich sich auf Dracos Lippen. Wer interessierte sich denn schon für muggelsport? Fein, jetzt hatte seine Verlobte also einen Namen.

Den Rest der Strecke legte er zügig und ohne sich weiter aufzuhalten zurück. Als er Harry entdeckte, der am Ausgang der U-Bahnstation stand und ziemlich verloren wirkte, senkte das seine Laune nicht einmal so sehr, wie er erwartet hatte. Denn einerseits fühlte er sich jetzt mit seiner Verlobten Anna unverhältnismäßig viel sicherer als vorher, andererseits hatte Potter sehr enge Jeans an.

„Potter“, begrüßte er ihn kanpp, worauf dieser mit einem ebenso knappen „Malfoy“ antwortete. Den Weg zu Dracos Wohnung legten sie schweigend zurück, jeweils darauf bedacht, den anderen nicht aus den Augen zu verlieren, aber gleichzeitig so viel Abstand voneinander zu wahren, dass keiner auf die Idee kommen könnte, sie gehörten etwa zusammen. Um den Kiosk mit der Sportzeitschrift machte Draco allerdings einen großen Bogen.

In seiner Wohnung angekommen, die, nebenbei bemerkt, immer noch Pansy-frei war, ließ Draco sich am großen Esstisch nieder, während Harry nervös im zimmer auf und ab tigerte, offenbar beunruhigt von der Tatsache, sich allein mit Draco Malfoy in einem geschlossenen Raum aufzuhalten. Seine Ruhelosigkeit trieb Draco fast in de Wahnsinn. „Was zu trinken?“, fragte er deshalb verzweifelt, um dem zumindest für einen Moment zu entkommen.

„Ein Glas Wasser vielleicht?“, fragte Harry unsicher zurück und zuckte leicht mit den Schultern, was seinem Tonfall der Ratlosigkeit auch noch optischen Ausdruck verlieh.

„Sicher“, sagte Draco und verschwand in die Küche, wo er drei Gläser mit Mineralwasser füllte, in der Hoffnung, Pansy möge sich bald dazu bequemen, hier aufzutauchen. Er konnte sie nicht einmal unauffällig anflohen, weil Potter ja das Wohnzimmer mit dem Kamin blockierte.

Als Draco dorthin zurückkehrte, fand er Potter vor eben jenem vor, während dieser ausführlich das Bild aus der Modezeitschrift betrachtete, das auf dem Kaminsims stand.

„Pass auf mit dem Kamin, Pansy kann jeden Moment darin auftauchen“, wies er Harry überflüssiger Weise hin, da der Kamin kalt und leer blieb und keine Anstalten machte, Pansy plötzlich und unvorbereitet auszuspucken.

Harry ignorierte die Warnung völlig und erkundigte sich stattdessen in irgendwie beleidigtem Tonfall: „Ist sie das?“

„Ist wer was, Potter? Formuliere deine fragen doch bitte etwas präziser, ja?“

„Ob das auf dem Bild deine Freundin ist, Malfoy“, erklärte Harry und verdrehte die Augen.

Draco warf nochmals einen flüchtigen Blick auf das Bild, ehe er mit einem kurzen „Jep“ Harrys Frage beantwortete. Er war immer noch der Meinung, gut gewählt zu haben, wenngleich er selbst jetzt noch nicht darauf kam, wem die junge Frau ähnlich sah.

„Sieht aus wie deine Mutter“, sagte Harry.

Verdammt!

Draco hustete. „Ich frage mich, wann Pansy endlich auftaucht“, lenkte er wenig kunstvoll ab und registrierte mit Unmut, dass seinen Stimme eine Spur höher klang als zuvor.

„Wie heißt sie eigentlich?“, ignorierte Harry wieder einmal hartnäckig Dracos Worte und starrte weiterhin auf das Bild der jungen Frau, die sich lächelnd im Kreis drehte und ihren wohlproportionierten Körper von allen Seiten präsentierte.

„Anna.“ Draco klammerte sich an seinem Glas fest und sah in die andere Richtung.

„Klingt aber nicht sehr russisch“, erklärte Harry voll Überzeugung.

Anstatt auf diesen Einwand einfach nur überheblich eine Augenbraue zu heben, wie es am angebrachtetesten gewesen wäre, platzte Draco ärgerlich heraus: „Anna Karenina heißt auch Anna und ist Russin!“

„Wer ist Anna Karenina?“

„Niemand, Potter, niemand...“, seufzte Draco und blickte ein weiteres Mal auf die Armbanduhr, um sich darüber zu wundern, wo Pansy bliebe. „Sie heißt Kournikova, Anna Kournikova.“

„So wie die berühmte Tennisspielerin? So ein Zufall!“, sagte Harry und lachte.

Verdammt!

Kurz warf er Draco einen Blick zu, der diesen einen Augenblick lang erschaudern ließ, doch schon im nächsten Moment hatte er sich wieder vollkommen im Griff. Es war unmöglich, dass Potter etwas ahnte. Trotz allem mochte er die Art, wie Potter lachte, schade eigentlich, dass er es so selten tat. Oder er tat es einfach nicht in Dracos Gegenwart, kam es ihm in den Sinn, was seine Laune augenblicklich wieder um ein paar eben gewonnene Grade wieder senkte.

„Der Name ist ziemlich häufig in Russland“, erklärte er also in gelangweiltem Tonfall, wobei er sein halbvolles Mineralwasserglas in der Hand schwenkte und so tat, als interessiere er sich brennend für die kleinen Bläschen, die darin aufstiegen und mit leisem Prickeln an der Oberfläche zerbarsten.

Diese aus den Fingern gesogene Erklärung schien Potter offenbar zumindest für den Moment zu befriedigen, denn mit einem letzten kurzen Blick auf das Bild ging er hinüber zum Tisch und ließ sich Draco gegenüber nieder. „Eigentlich könnten wir ja auch ohne Parkinson schon mal anfangen“, sagte er und zuckte wieder mit dieser hilflosen Verlegenheit die Schultern, die das Gefühl in Draco auslöste, ihn augenblicklich in die Arme nehmen zu müssen und ihm zu versichern, dass alles gut werden würde. Wahrscheinlich, dachte Draco, hatte er den Dunklen Lord auch auf diese Weise besiegt – ihn einfach so unschuldig-treuherzig von unten angeblickt und als dieser dann, gerührt von so einem unheimlich großen Ausmaß an naiver Dummheit, seinen Zauberstab hatte sinken lassen, ihm unvermittelt einen Avada Kedavra auf den Hals gehetzt.

Energisch schüttelte er diesen Gedanken ab. „Erm – ja. Vielleicht sollten wir das. Ich meine – nur, weil Pansy nicht... Aber andererseits...“, stammelte er und starrte Harry ohne es zu wollen an, als wäre diesem gerade ein dritter Arm aus der Nase gewachsen. „Also – was sollen wir eigentlich tun?“, rückte er schließlich heraus und gab damit unfreiwillig seine Position als völlig Unwissender preis.

Harry sah so aus, als verkneife er sich ein kleines Grinsen und antwortete ihm etwas zu neutral, um glaubwürdig zu wirken: „Vielleicht sollten wir dem Huhn eine Falle stellen.“

„Eh... Falle?“

„Mhm“, machte Harry und zeichnete mit der Fingerspitze kreise auf die Tischdecke. Dann warf er Draco einen forschenden Blick aus zusammengekniffenen Augen zu, aus dem Draco etwas mehr herauszulesen glaubte, als die bloße Überlegung, ob ihm denn zu trauen sei. Aber bevor er den Gedanken auch nur zu Ende gedacht hatte, war der Moment auch schon wieder vorbei.

Harry fuhr endlich fort. „Es gibt so Methoden... ein relativ komplizierter Zauber, der so etwas wie einen magischen Fingerabdruck nimmt. Er funktioniert aber nur, wenn sich die betreffende Person über einen vorher bestimmten, sehr kleinen Punkt bewegt. Später kann man dann diesen Abdruck mit dem magischen Profil von Leuten vergleichen, und so vielleicht auf die Person kommen, die im Kostüm steckt“, erklärte er und sah Draco mit einem leisen Ausdruck der Überheblichkeit über den Rand seiner randlosen Brille hinweg an.

„Von so einem Zauber hab ich nie gehört“, verlautbarte Draco deswegen trotzig und hob eine Augenbraue.

„Natürlich nicht“, erklärte Harry, als spreche er mit einem kleinen Kind, wobei er unglaublich zufrieden wirkte. „Er wird von Auroren angewandt. Es wäre wohl nicht sehr zielführend, wenn alle Welt davon wüsste.“

„Und warum weißt ausgerechnet du dann davon?“, fragte Draco hinterlistig.

„Also bitte!“, erwiderte Harry heftig und tatsächlich ein klein wenig gekränkt. „Immerhin arbeite ich im Büro für magische Strafverfolgung!“

Draco beglückwünschte sich innerlich zu dem gelungenen Schachzug, ließ sich jedoch nach außen hin nicht die geringste Spur anmerken. „Ach ja, richtig. Ein Schreibtischjob, nicht wahr?“

„Die Bezahlung ist gut!“

„Hätte nicht gedacht, dass du Federkriege der Verfolgung und dem Nahkampf mit echten Verbrechern vorziehst. Granger vielleicht, aber du...“ Draco grinste breit, als er sah, wie Harry langsam rot anlief.

„Weißt du was, Malfoy? Es ist doch scheißegal!“, brauste Harry plötzlich auf und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Kingsley hat mir diesen Job angeboten und ich habe angenommen. Ich bin nie dazu gekommen, meine NEWTs zu machen, was hätte ich sonst schon tun können? Wieder in die Schule gehen? So verdiene ich Geld wie Froschlaich, indem ich effektiv nichts mache, ich habe zwei Assistenten und eine Sekretären, die alles für mich erledigen – sie lassen nicht einmal zu, dass ich mich selbst am Allerwertesten kratze, wenn du so willst. Das Ministerium hält jegliche Arbeit von mir ab, als Dank für meine Existenz, sozusagen. Ich verbringe jeden einzelnen Tag damit, Strichmännchen zu malen (1) und Gesetzbücher zu lesen, um mich vor dem Langweiletod zu retten. So, und wenn du dich jetzt bitte um meine erbärmliche Existenz als Ministeriumshampelmann lustig machen würdest, damit wir das hinter uns hätten?“, schloss er in resigniertem Tonfall.

Draco legte den Kopf schief und sah Harry in sein hochrotes Gesicht. Je länger er so verharrte, desto mehr schien sich Harry unter seinem Blick zu winden und immer größere Angst vor der folgenden Antwort zu bekommen. Erst nach einer halben Minute entschied sich Draco, Harrys Leiden – inzwischen war er weiß wie die Wand hinter ihm geworden – ein Ende zu machen. „Also hast du ziemlich viel Freizeit?“, sagte er gedehnt.

Harry nickte verwirrt.

„Mhm“, machte Draco und setzte einen interessierten Ausdruck auf. „Ich auch.“

„Was willst du damit sagen?“, erkundigte Harry sich misstrauisch.

„Oh, nichts, gar nichts“, winkte Draco lässig ab und machte eine wegwerfende Handbewegung. Dabei ließ er Harry allerdings keine Sekunde aus den Augen. ‚Sieg!‘, dachte er zufrieden. Potter zu einem Wutanfall zu provozieren war doch immer wieder ein Spaß.

„Erm, kann ich... dürfte ich kurz dein Badezimmer benutzen?“, fragte Harry mitten in Dracos gedankliche Selbstbeweihräucherung hinein. Dieser schaute überrascht auf, um festzustellen, dass Harry immer noch irgendwie verstört wirkte, was ihn ungemein befriedigte.

Deswegen antwortete er auch in mit einem, zu seiner sonstigen Verhaltensweise in keinerlei Verhältnis stehenden, breiten Lächeln mit „Natürlich!“ und zeigte Harry anschließend das Bad. Er hörte noch das leise Klicken der Türverriegelung und ein dumpfes Geräusch, dass er als das kräftige Aufeinandertreffen der Badezimmerwand mit Harrys Kopf interpretierte, ehe er ins Wohnzimmer zurückkehrte.

Eben wollte er an den Kamin treten, um einem Notflohruf an Pansy einzuleiten um ihr einerseits mitzuteilen, dass sie sich auf dem geistigen Niveau eines Flubberwurms befand und mit dem Liebreiz einer hungrigen Chimäre ausgestattet war, andererseits, um trotz allem ihre dringende Anwesenheit zu fordern. Möglicherweise sollte er aber die Reihenfolge der Vorbringung dieser Punkte noch einmal überdenken, um den von ihm gewünschten Effekt mit dem Flohruf zu erzielen.

Jedenfalls war er eben dabei, eine Hand voll Flohpulver in den Kamin zu werfen, als jemand an die frisch reparierte Scheibe seiner Balkontür klopfte. Reflexmäßig wandte er sich um, einen Sekundenbruchteil später lag das Tongefäß mit dem Flohpulver in tausend Scherben zu seinen Füßen.

Das Huhn stand, den Schaumgummischnabel gegen die Scheibe gepresst, auf Dracos winzigen Balkon, der sogar zu klein war, als dass sich das beleibte Huhn darauf auch nur hätte im Kreis drehen können. Sein massiger Körper war zwischen der Tür und dem Geländer hinter ihm eingeklemmt, sein Federschwanz, so nahm Draco an, stand zwischen den Gitterstäben des Geländers auf der anderen Seite heraus.

Noch einmal hob es seinen Flügel und klopfte gegen die Scheibe, zu mehr war es in seiner aktuellen Position offenbar nicht in der Lage.

„HA!“, brüllte Draco siegesgewiss. „Jetzt hab ich dich!“ Er stürmte auf die Balkontüre zu und wollte sie schwungvoll aufreißen, um dem Huhn endlich in seinen gefiederten Arsch zu treten, musste dann aber leider feststellen, dass sie sich nach außen öffnete und das Huhn sie somit blockierte. „Verflucht“, schimpfte er leise, gab jedoch nicht auf, sondern rannte ins Schlafzimmer, um von dort aus durch das Fenster auf den Balkon zu klettern.

Mit einer einzigen Handbewegung fegte er sämtliche Topfpflanzen vom Fensterbrett, riss das Fenster auf und hechtete in einem überaus sehenswerten Sprung hindurch, welcher seine Wirkung leider allein deswegen verfehlte, weil keiner das Glück hatte, ihn beobachten zu können. Denn das Huhn war fort.

Dracos Augenlid begann zu zucken. „Accio Zigaretten“, sagte er tonlos und zündete sich mit mechanischen Bewegungen eine an, nachdem das Päckchen zu ihm herausgeschwirrt gekommen war.

„Malfoy?“, hörte er Potters Stimme von drinnen rufen und verspürte große Lust, ihren Besitzer heraus zu locken und vom Balkon zu schubsen.

„Balkon“, antwortete er deswegen schwach. Anhand der Geräuschkulisse wusste er, dass Potter von innen die Tür öffnete und zu ihm heraus trat, ohne sich zu seinem Besucher umzuwenden.

„Die Tür war von innen verriegelt. Wie bist du raus gekommen?“, fragte Potter.

„Fenster“, erklärte Draco reichlich unzureichend und machte eine Kopfbewegung in Richtung des offenen Schlafzimmerfensters. Bevor Harry noch etwas Geistreiches dazu beitragen konnte, fügte er scharf hinzu: „Das Huhn war hier.“ Wütend sah er Harry ins verwirrte Gesicht und warf seine noch nicht einmal zur Hälfte gerauchte Zigarette über das Balkongeländer.

Harry machte einen hastigen Schritt zurück in Richtung Tür, als habe er Angst, Draco könnte seinen heimlichen Wunsch verwirklichen und ihn gleich hinterherwerfen. „Oh“, sagte er bloß.

Auf Dracos Gesicht bildeten sich wütende rote Flecken. „Wärst du nicht grade ins Bad verschwunden, hätten wir es erwischt! Dann hätten wir ihm einfach seinen Kopf abreißen können, statt mit beschissenem Aurorenkram zu hantieren, von dem du selbst keine Ahnung hast!“

„Also hör mal, gib mir nicht die Schuld! Wahrscheinlich hat das Huhn es sogar darauf angelegt, dich allein zu erwischen“, verteidigte sich Harry wenig überzeugend. Stattdessen ging er alsbald zum Gegenangriff über. „Aber wie blöd kann man sich überhaupt anstellen, es schon vom eigenen Balkon entwischen zu lassen?“

„Hey, ich kam nicht durch die Tür, das Huhn steckte dazwischen!“, erwiderte Draco heftig und überschlug gleichzeitig seine Chancen, Potters Sturz von seinem Balkon als Unfall zu tarnen. Sie standen nicht sehr gut, also beschloss er kurzfristig, es sein zu lassen, oder zumindest auf einen geeigneteren Zeitpunkt zu verschieben.

„Es steckte fest und du erwischst es trotzdem nicht? Merlin, Malfoy, sogar dir hätte ich ein bisschen mehr Talent zugetraut...“

„Meine Talente liegen woanders, aber schön, dass du deine anscheinend bei der Jagd von kostümierten Riesenhühnern zu Tage bringst. Das ist wirklich etwas, auf das man stolz sein kann, Meister Strichmännchen!“ Draco setzte dem ein abfälliges Schnauben hinzu und wies dann kalt lächelnd zur Tür. „Wenn du meinst, du kriegst das allein besser hin – bitte! Wo die U-Bahnstation ist, weißt du ja jetzt.“

Harry funkelte ihn wütend aus seinen grünen Augen an, die der Ärger noch ausdrucksvoller gemacht zu haben schien, und Draco ertappte sich dabei, wie er seinen Kontrahenten einen Augenblick lang aller Wahrscheinlichkeit nach ziemlich dümmlich anglotzte, ehe dieser sich mit einer abrupten Bewegung umwandte und in schnellen Schritten den Balkon verließ.

Das Knallen der zu schlagenden Eingangstür verriet Draco, dass er nunmehr allein war. Mit einem tiefen Seufzen der Ratlosigkeit ließ er sich auf dem blanken Balkonboden nieder und zündete sich eine neue Zigarette an. Sein Leben war seit Kriegsende, und vor allem, seitdem ihm mit seinem 21. Geburtstag, der noch nicht allzu lange zurück lag, die Reichtümer seines Großvaters in die Hände gefallen waren, immer perfekt gewesen. Dann tauchte dieses Huhn auf und brachte alles durcheinander! Plötzlich war er verlobt und auf der Großwildjagd und heimlich in Potter verknallt, und alles auf einmal. Das konnte eigentlich nur schief gehen, es roch förmlich nach einer Katastrophe.

Im Moment tiefsten Selbstmitleids hörte er ein plötzliches Knistern aus dem Inneren seines Appartements, das vom Aufflammen des Kaminfeuers sprach. Und wirklich tönte nur wenige Augenblicke später Pansys Stimme durch die Wohnung: „Dray? Sorry, dass ich spät bin, hatte noch was zu erledigen... Merlin, was ist denn hier passiert? Draco?“

„Balkon“, rief er matt zurück und einen Moment später tauchte Pansy neben ihm auf.

„Hey... wo ist Potter?“

Draco schenkte ihr einen Blick der völligen Missbilligung und sagte: „Weg.“

Natürlich ließ Pansy diese Erklärung nicht auf sich beruhen und nachdem Draco ihr die ganze Geschichte in aller Ausführlichkeit erzählt hatte, wobei sie ihn mehrmals unterbrochen und nachgefragt hatte, sah sie ihn lange nachdenklich an. Schließlich äußerte sie eine Vermutung, die Draco dazu brachte, sich am Rauch seiner Zigarette zu verschlucken.

„Was, wenn Potter es selbst ist?“

____________

(1) Eine kleine Hommage an „A Season In Hell“, in der deutschen Übersetzung von der bezaubernden Resimesdra hier zu finden.


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Es gibt einen Grund dafür, warum alle großen Fantasy- und Science-Fiction-Filme im Gedächtnis der Leute geblieben sind. Sie haben eine große Tiefe und nicht nur eine oberflächliche Handlung. Und deswegen werden wir in 50 oder 100 Jahren auch immer noch die Harry-Potter-Bücher lesen und hoffentlich die Filme anschauen.
Michael Goldenberg